gt 45-m Unterhaltungsblatt öes Vorwärts»»«»Aied.... Der Tabak im Zelöe. Don Dr. med. Walter Blumenthal. ES ist wohl nicht viel geiagt: der Tabak ist im Felde fast onerietzlich, dieie trockenen duftenden BlSüchen bedeuten draußen unter den oit recht ungünstigen Verhältnissen Ungeheures. Dort rst der Tabak mehr als das Genutzmrttel der Heimat, er ist Essen, Trinlen. Schlaf. DaS Leben im Felde, besonders im Bewegungs- krieg, stellt trüber ungeahnte Anforderungen an den menschlichen Körper, an Spannkraft und Frische des Geistes. Auf große An- strengungen folgt notgedrungen oft nur dürftige Ruhe, die Nahrungs- und Getränksaufnahme kann nicht immer in normalen Bahnen gehen. Seeliiche Aufregungen aller Art stürmen auf den überwachten, oft hungernden oder dürstenden Körper ein. der naturgemäß stärker davon angegriffen wird, als ein ausgeruhter und regelmäßig aus- kömmlich ernährter. In all dielen schwierigen Berhältniffen bewährt sich der Tabak. Er hilft über den Hunger hinweg, er macht den Duril wenig fühl- bar. Bei ungenügendem Schlaf verscheucht er das Müdigkeitsgefühl, in schwieriger, nervenanspannendcr Situation wirkt er beruhigend. Und schließlich tröstet er über manche langweilige und öd« Stunde hinweg, ganz gleich, ob im Graben oder im freien Felde, im Biwak oder im Quartier. Wie oft habe ich es nicht erlebt: Biwak, wo« möglich bei ungünstiger Witterung. Verschlafen und verfroren steht morgens alles herum; zum Esten ist nicht viel da ein Stück Kommißbrot wenn es hoch kommt, etwas Speck, dazu ein Schluck Kaffee, meistens kalt. Vielleicht bat man aber auch nur ein Stück Feldzwiebock und einen Trunk Wasser, vielleicht auch einmal weder das eine, noch das andere. Alle sind wortkarg. jeder spricht nur das eben Notwendige. Die Zigarrentaichen, die Tabakspfeifen kommen allmählig hervor, und wie mit einem Zauber- schlage bat fich das Bild geändert. Bekannt ist auch die durstverscheuchende Wirkung des Tabaks als Rauch- oder Kautabak. Wer in heißen Sommer- oder Herbst- tagen durch wasserarme oder verseuchte Gegenden gezogen ist. wo es unmöglich oder verboten war zu trinken, der wird den Tabak zu rühmen wissen. Manchen Offizier kenne ich auch, der unter kritischen Verhältnissen auS seiner.Geiechtszigarre"' Ruhe und Sicherheit zu- gleich aus dem aromatischen Rauch zog, manchen kühnen Patrouillen- reiter oder Feldwachemührer, der weit länger als 24 Stunden durch Rauchen den Schlaf verscheuchte und sich auf seinem wichtigen Posten frisch erhielt. Eine kurze Erörterung der Pharmakologie des Tabaks wird auch theoretisch die Richtigkeil meiner Angaben erhärten. Der Tabatrauch enthält die Produkte der Verbrennung und trockenen Destillation der Tabakblätter. Diese führen neben vielen für uns hier ziemlich gleichgültigen Substanzen, wie Kohlensäure. Stickstoff, Ammoniak, verschiedenen Brandbarzen, vor allem eine flüchtige organische Bake, das Nikotin, serner eine Reihe von noch wenig gekannten Geruchs- und Geschmackssubstanzen. Die Haupt- sächliche Wirkung des Tabaks wird im allgemeinen dem Nikotin zu- geschrieben, einer im reinen Zustande farblosen, eigenartig riechen- den, flüchtigen Flüssigkeit. Auch die anderen, zum großen Teil bis- lang chemisch noch nicht recht faßbaren Stoffe scheinen ihren Anteil daran zu haben, doch hat sich bis jetzt nur das Nikotin der Forschung zugänglich gezeigt. In größeren Dosen ein heftiges Gift, übt es in kleiner Menge, io wie sie etwa beim mäßigen Rauchen aufgenommen wird, eine eigenartige Wir- kung auf Muskulatur und Nervensystem aus. Es beruhigt die Nerven, besonders nach schwerer körperlicher Arbeit, ohne daß etwa wie beim Alkohol eine rasche Lähmung und Hemmung wichtiger geistiger Funktionen folgt, und läßt, frei von stärkerer narkotischer Wirkung, das Gehirn ruhiger und klarer arbeilen. Empfinden und Wollen werden beeinflußt, und die geistige Spannkraft wird erhöht. Magen- und Darmbewegungen, die für die Verdauung von großem Werte sind, werden angeregt, ebenso die Drüsen der Mundhöhle und des Magens. Hierdurch steigert sich auf der einen Seite die Verdauungsarbeft des Magens bekannt ist ja die Verdauungszigarre�, auf der anderen wird �stärkerer Speichelfluß erzeugt, welcher kein Durstgefühl aufkommen läßt. Ein kleiner Teil des Nikotins und sonstiger Tabakbestandteile löst sich im Speichel, wird verschluck! und macht die Magenschleimhaut leicht unempfindlich, verscheucht das Hungergefühl und hilft io über Zeiten ungenügender Nahrungsaufnahme hinweg. Bei stärkerem Rauchen zeigt sich vor allem eine erregende Wirkung ähnlich wie beim Kaffee; reichlich genossen, vermag der Tabak Müdigkeit zu verscheuchen, was oft dringend erwünscht ist. Selbstverständlich folgt auf ein« Periode erhöhter Anspannung 3� Der Sang öer Satije. Ein Roman aus dem modernen Aegypten. Von Willi Seidel . Erste flache Sonne fiel blendend scharf in die Gassen, während der westliche Teil des Himmels noch im stumpfen Blaugrau jüngster Frühe lag. Es war totenstill; die Stadt dehnte sich noch ausgestorben mit blassen Schatten im er- wachenden Tag; Schläfer aller Art. Karrenkutscher. Last- träger, Diener lagen in den erdenkbarsten Stellungen unter den Mauern oder auf den Treppen der Hauseingänge. Schmutzmilane trillerten und pfiffen in geringer Höhe; der- spätete Fledermäuse irrten im Zickzack dem Ezbekijegarten zu, und allerorten krähten die Hähne.-- Der greise Bauwab hatte, schlaftrunken aufgrunzend, dem heimkehrenden Daud geöffnet. Nun stand das neu- gezimmerte Männlein in dem noch morgenstillen Haus. Ge- dämpftes Frühlicht fiel durch die gelbseidenen Stores der Treppenfenstor; der Neger lag noch mit klaffendem Munde auf seiner Matratze. Daud ging unhörbar umher, ohne zu- nächst zu wissen, was er mit sich anzufangen habe. Vor die offene Tür von Percys Schlafzimmer, der drinnen unter einem großen Mückennetz seinen kräfttgen Schlummer abhielt. hockte er sich hin und suchte in seiner Schärpentasche: suchte und fand ein gähnendes Nichts. Auf einmal überkam ihn die Müdigkeft; er sank zur Sefte und schlief auf der Stelle ein. Dieser Schlaf war bleiern und traumlos. Als er emporschrecktc mit leicht zitternden Händen, spürte er die Nachwirkung eines energischen Fußtritts zwischen den Schultern, denn Percy, der ins Badezimmer ging, hatte ihn solcher Art aus dem Wege geräumt. Daud runzelte sehr finster die Brauen. Dann ging er unter die Treppe. in die Nähe des Niggers. zog seinen kleinen Teppich aus dem Versteck und verrichtete stumm seine Morgcnandacht. Er tat dies etwa seit einem Jahr, sehr verstohlen, seit er mit den Jngliz zusammenlebte, da er Fragen scheute. Er tat es weniger aus Glaubensdrang(war auch in seinem Alter n.'ch nicht dazu verpflichtet), sondern nur sozusagen prophylaktisch. Es schien ihm besonders nöttg, die mechanischen Hüftbewegungen im Kniesitz zu erledigen, das war besonders hier in der Stadt, ein Gegengift gegen die tausend unbewußten Verstöße gegen das Gesetz, die er sich gleich den anderen skrupellos leistete... der verschiedensten Organe eine Zeit der Erschlaffung. Doch ent- spricht diese beim Tabak nur der vorher geforderten und erzielten Mehrleistung, sie ist nicht unverhältnismäßig groß wie beim Alkohol und tritt auch nicht so plöylich ein. E§ liegt auf der Hand, daß ein Produkt, das derartige Wirkungen auf den Organismus auszuüben vermag, im Uebermaß genofien auch Nachteile zur Folge haben kann, die in Schädigung des Herz- und Gefäßapparates, serner in Nervofiiät und gewitien Darm- störungen ihren Ausdruck finden. Doch treten all d-ese unangenehmen Seiten des Tabaks fast nur bei übermäßigem Genuß hervor und sind zum großen Teil raich zu beseitigen. Jedenfalls find sie gerade »m Felde, wo oftmals aus dem Menschen alles herausgeholt werden muß. was an Energie. Widerstandskraft und Lelstungsfähigkeit in ihm steckt, recht gering anzuschlagen gegenüber den großen Borteilen, welche der an Tabak Gewöhnte aus diesem Genußmittel zieht,(z) kleines Zeuilleton. Fuhrmann hensihel" in üer Volksbühne. Wohl mancher hat am Montag den schroffen Kontrast der- spürt, in den uns der Krieg mft der Kunst gesetzt. Während des ersten Aktes mit seinen unsäglich traurigen Krankenbettszenen ward es einem so beklommen, so dumpf erstickend, als könnte man diesen grau in grau gemalten Naturalismus nicht mehr ertragen. Man sorgte sich heimlich, ob denn Dichterworte noch Macht genug über kriegsgepeinigte Seelen gewännen. Aber dann ging das Haupt- manns che Drama seilen Gang. Was stickige Kellerluft war, weitete sich: ein Menschenschicksal schritt furchtbar-ehern, unabwendbar ein- her. llnd man ahnt: der Gerhart Hauptmann , der diese schlafische Dorftragödie dem Leben abtrotzte, der diese Charaktere meitzelte, der war doch kein bloßer Beobachter oder peinlicher Wahrheitssucher nach dein Rezept deskonsequenten Naturalismus" nein, den Fuhrmann hft ein großer Dichter gedichtet, dem, wie man sich auch sonst steptisch verhalten mag, unbegrenzte Bewunderung gebührt. Bon diesem Bewußtsein war aber auch die Aufführung getragen. Die Fnszenierungskunst Reinhardts, die, so oft es angemeffen ist. gern in Farbensinfonien schwelgt im Fuhrmann Henschal malte sie das Zuständliche, Oertliche streng sachlich nach der Wirklichkeit. In der blau getünchten Stube des Fuhrmanns war nichts, was nicht hingehört hätte. Desgleichen war das Wirtslokal mit seinen dörfi- schen Volkstypen ein Meisterstück. Ja, unter diesen, und ob er bloß als Statist im Hintorgrund gesessen, gäbe es schwerlich einen, der nicht seine Rolle vortrefflich gegeben hätte. Emil Jannings , Max Kronert , Friedrich Kühne, Elsa Wagner , Else EckerSberg , Eugen Rex , Ernst Lubitsch und Otto König sollen da besonders genannt fein. Aber die Darstellung der Hauptgestalten, nämlich des Henschel- schen Ehepaares durch Eduard von Winter stein und Lucie Höflich : das war doch wohl das Leben selber. Man stand völlig im Bann dieser Handlungen, man war erschüttert: man erlebte die moderne Schicksalstragödie, Dichtung und Wirklichkeit flössen in eins zusammen. Als Hauptmann dann, immer wieder und wieder hermtsgerufen, mit Winterstein und Lucie Höflich Hand in Hand vor die Rampe trat, da empfand man es: alle wahrhaftige Kunst vermag die Menschheft wieder zur Besinnung auf sich selbst zurück- zuführen. Und das ist ein Trost. e. k. Tatarennachrichten auf öer Wanderung. Eine hübsch« Ausammenstellung über die Herkunft besonders abenteuerlicher Nachrichten gibt ein Louisviller Blatt. ES schreibt: DasJournal des Tebats" veröffentlicht eine Depesche aus Mai- land, die eine aus Bern stammende Nachricht übermittelt. Diese Berner Nachricht betagt, daß in Berlin große Hungerrevolten statt- gefunden hätten, bei denen über 200 Personen niedergesäbelt worden seien. DerFigaro" bringt ein Telegramm aus Genua , das seinen Lesern meldet, der deutsche Vormarsch auf dem Balkan sei nicht so erfolgreich gewesen, wie die Berliner Presse behauptet habe. Die amerftanische Presse druckt einen Londoner Funkspruch ab, in dem erzählt wird, in Amsterdam sei versichert worden, die deutschen Lebensmittel seien zu Ende und der Kaiser müsse noch vor Frühsahr um Frieden bitten. Daß sich Oesterreich nach einem Sonderfrieden scfjitt, erfährt die Union aus einem Madrider Tele- gramm der römischenTribuna". Die Londoner Presse erfährt Heute aber, er wußte nicht warum, war er schier noch gründlicher bei der Sache als sonst. Ihm war. als muffe er sich sicherstellen, eine Handlung begehen, die ihn vor dem. was ihn hier in diesem Hause umgab, abschied, und während er lautlos in seinem Kopf die Satzreihen vorüberziehen ließ und dann niedersank, die Stirn auf den Teppich gebeugt, ge- schah etwas Unausdenkbares, Ueberrumpelndes. Denn eine Stimme, ganz nahe von oben schrie mitten in seine verlorene Meditation hinein, schrill und höhnisch: Ay, little chap! Dein Kopf wird auch nicht besser davon. wenn du auf- und niederwackelst! Wo hast du dich denn die ganze Nacht herumgetrieben, du kleines Schwein?!" Der das schrie, war Percy, war heiterste Ignoranz. Er kam soeben von der Dusche und war voll morgendlicher Frische und Tatenlust. Er lehnte, noch kaum bekleidet, dicht über Daud am Geländer, und klatschte mit dem feuchten Handtuch über des Beters gebeugten Nacken. Daud fuhr zu- sammen und warf den Kopf empor. Wer war das dort oben an der Treppe?? Wer unterfing sich hier, ein Gebet grob zu mißachten, niederzuschreien, zu schänden?? Ha. ja. er kannte ihn, er kannte ihn! Das war der, dem er nachgekrochen war, dem er geschmeichelt, um dessen Freund­schaft er geworben, und der ihm dafür Fußtritte versetzte, wie gerade jetzt vor einer halben Stunde. In diesem Augenblick. da Dauds Augen vor Zorn kreisrund aus bebenden Fibern eines verzerrten Gesichtes starrten, war ihm dieser andere, der dort oben tanzte. Spottlieder sang und sein Gebet zerschrie. fremd, grundstemd und nichts als hassenswert. Blitzschnell gingen ihm alle Demütigungen durch den Kopf, die er früher erlitten, das Wort»Schwarzer", mit dem er bespien worden war, der Raub der Amulette, und tausenderlei andere Sünden dieses weißen Teufels, dieses stemden, albernen Dreikäsehochs, der sich wunder etwas dünkte und doch nur aus Aufgeblasenheit und urteilsschwachcr Dumm- heit bestand I Aber jetzt, jetzt, fett der letzten Nacht war die Welt für Daud verwandelt; jetzt war die Scheidewand da. jetzt waren daS kindliche Anschmiegungsbedürfnis. jenes leidende Glück. aus seinem Blute gefahren, als ob ein Gewitter es gereinigt habe! 1 Mit einem einzigen Sprung setzte er über das Geländer. und viel zu sehr außer sich, um eine Beschimpfung zu schreien. griff er hastig atmend mit einem Gesicht, das vor Wut litt. nach Percys Kehle. Dieser nun. viel zu verblüfft, um sich zu »wehre», sah ihn»och belustigt au. bis er die Nägel Dauds aus New Jork, daß Kitcheners Sendung nach dem nahen und fernen Osten nur sein« Kaltstellung verschleiern soll. Daß die Fordsche Friedensexpedition im Einverständnis mit dem Präsidenten Wilson arbeitet, läßt sich ein Kopenhagener Blatt von seinem Korrespon- denten in Mexiko erzälflen. Aehnliche Kuriosa enthält die deuffche Presse. Daß sich die Einwohner von Ceylon gegen die Engländer erhoben haben, erfährt ein Stuttgarter Blatt aus Athen , lieber die Lage in Aegypten wird einer Wiener Zeitung aus Aden berichtet, sensationelle Vorgänge in Bengalen erfahren Berliner Zeitungen aus Singapore oder Konstantinopel , über die Entschließungen Griechenlands erhält ei» Bremer Blatt aus Kreta Aufschluß."(z) Der 5urchtiastinkt öer Vögel. Daß es ein zweckmäßiges Handeln ohne sin auf eigener Er- fahrung beruhendes Wissen gibt, also doch wohl aus Grund er- erbter Erfahrungen, wird vielfach behauptet. Als eins der be- kanntesten Beispiele wird angeführt, daß zwar die Pinguine und Seeschwalben auf den Kergueleninseln sich von den Mitgliedern der ISSS zurückgekehrten deutschen Tieffeeexpedition ohne jede Furcht mit den Händen greifen ließen, daß aber die zahlreichen Kaninchen sich sehr furchtsam zeigten und bei Annäherung der Menschen in wilder Hast ihre sicheren Schlupftmnkel auffuchten. Auch diese Kaninchen hatten ebenso wenig wie die Vögel je einen Menschen gesehen. Bei den Vögeln war das aber seit Urzeiten nicht der Fall gewesen, die Kaninchen dagegen waren die Nach- kommen solcher Tiere, die 25 Jahre zuvor von einer anderen Tiefseeexepdi tion dort ausgesetzt worden waren, und diese hatten ihren Nachkommen die instinktive Furcht vor den Menschen vererbt. Ob aber die kleinen Vögel in gleicher Weise eine Furcht vor de« Raubvögeln ererbt haben, kann doch fraglich erscheinen. Dr. Brseß, der diese Frage in der TierschutzzeitungIbis" bespricht, führt an, daß die Vogel trotz ihrer mizweiselhaft guten Angen doch sehr leicht zu täuschen sind. Bei der Jagd mit dem Uhu kam: man den lebenden durch einen ausgestopften mit Erfolg ersetzen. Ein Storch, ein Reiher hat den Hübnern sowie den kleinen Vögeln in Wald und Flur schon oft ebensolche heillose Angst eingeflößt wie ein Raubvogel, ja eine Gluckhenne ging gegen eine harmlose Taube an, die sich bei ihrer Kückenschor niederlassen wollte. Es mag hier also eine allgemeine Furcht gegenüber jeder außergewöhn- lichen Erscheinung in der Lust über dem eigenen Haupt, nicht aber eine spezielle Raubvogelsurcht aus angeborenen Jnstiittten beruhen. Man erkennt, daß noch sehr wichtige Fragen der Tierpsycho­logie der Lösung harren, die nur auf Grund eines ausgedehnten BWbachtungSmaterials wird gegeben werden können. Notizea. Vorträge, lieberDie wirtschaftliche Begün- stigung des Kinderreichtums" spricht Dr. Christian in der Gesellschaft für Rassenhygiene (Hygienisches Institut, Do- rotheenstratze 28) am Donnerstag, den 24. Februar, abends 8 Uhr. Gäste willkommen. Vorlesung. Am 23. Februar, ata cd 8 8)4 Uhr, liest Johannes R. Becher im Siedlungsheim Charlottenburg aus eigenem Werken. Eine Kartoffelausstellung. Die wissenschaftlich praktische Arbeit an der Kartoffel, der Frucht, die wir erst im Kriege im ihrem vollen Wett erkannt haben, wird eine Ausstellung vor- anschaulichen, die vom 23. bis 26. Februar in Berlin , Köthener Straße 38(Meistersaal), stattfindet. Sie wird eine Uebersicht über die Ergebnisse der Anbauversuche der Deutschen Kartoffel-Kultur- Station im Jahre 1915 bringen; 19 verschiedene Kartoffelsorten, die aus 31 Versuchsfeldern angebaut wurden, sind nach der Höbe der Knollenerträge auf den einzelnen Feldern wie nach den Durch- schrrtttserttägen an Knollen und Stärke geordnet. Die Einwohnerzahl von Kopenhagen . Soeben wird das volläufige Ergebnis der am 1. Februar dieses JahrcS vor- genommenen Volkszählung für Kopenhagen und seine nächsten Nachbarott« belannt gegeben. Danach zählte Kopenhagen selbst 595 782 Einwohner, während die Einwohner der beiden Nachbarorte Frederiksberg und Gsniofte, die zusammen mit der Stadt Kopen- Hägen selbst ein einheitliches Besiedelungsgebiet bilden, 99 357 und 31'354 betrug. Im ganzen zählt daher Grotz-Kopenhagen jetzt rund 635999 Einwohner, während die Bevölkerungsziffer desselben Ge- bietes sich vor 5 Jahren nur aus 584 999 beltef. spürte, die brefte Schrammen in seine Haut rissen. Nun erst kam ihm zum Bewußtsein, daß man ihn tätlich überfiel, und er begann exakt und ärgerlich kleine Boxer- hiebe auszuteilen. Da Daud dadurch nicht Vertrieben ward, sondern sich immer erboster an ihn hing und ihn weiterwürgte, verlor Percy das Gleichgewicht, und beide rollten ineinander verkrampft, vier, fünf Stufen, bis ans Ende der Treppe, hinunter. Daud biß, schlug und kratzte, wohin es traf; er hieb nach den blassen Augen, die er so plötzlich mit aller Inbrunst Hatzte, er hieb nach dem blonden Schopf. nach dem herzförmigen, spöttischen Mund; kurz nach allem, was ihn so maßlos fremd dünkte, und Percy, überwälfigt und blutend, begann zu schreien. O, wie klang das neu und musikalisch! Da fühlte sich Daud plötzlich von einer sehr starken Hand in die Höhe gehoben und hinweggewirbelt. Mr. John in blaugestreisten Pyjamas, die kurze Pfeife im Mund, stand auf dem Schauplatz und sprach mft knarrender Stimme: »Was Teufels soll dies hier eigentlich bedeuten?" Daud verweilte sich noch unbeweglich, bös blickend und schweigsam in einiger Entfernung. Das allmächttge Wesen ergriff den schluchzenden Percy und entfernte ihn in das Zimmer hinein. Nach dem Frühstück kam Percy heraus und bat Daud um Entschuldigung, daß er ihn in Ausübung einer religiösen Handlung, als in einer ihm unbekannten Zeremonie, zu lln- recht unterbrochen habe. »Das sage ich," fügte er zischend bei.»weil Daddy es befiehlt, aber das nächste Mal wirst du verprügelt, hat er gesagt. Das ist kein richtiges Match, wenn man kratzt und beißt. Dreckfink!" Man hörte, wie sehr ihn diese Schlußbemerkung erleichterte. Daud hatte nur als Erwiderung ein kleines, spöttisches Lächeln.Ich bin kein meskiner Fellache", sagte er endlich stolz und leise;»ich bin der Sohn eines Effendis." »Eines Effendis? Und hast kaum die Dorfläuse aus deinem Hemd geschüttelt? Du der Sohn eines Effendis, und bist hinter Eseln hergelaufen?!" Daud gab keine Antwort. Zabals Eröffnung saß leuchtend um sein Herz. Er sah den Sohn seines Dienstherrn noch eine Weile grübelnd an; dann schnob er unter kurzem Achsel- zucken und mit einem leichten Schnalzlaut der Zunge durch die Nase(er hatte das Verkäufern abgelernt) und wandte sich ab. Sorts. folgt)