»r. 7i.- 1916. Unterha!tungsblatt öes Vorwärts !*u***»wmnm*vjBmEmmK!37amF*Birmnumu tf Der Ersatz von Gliedern bei verstümmelten. Von Dr. L. Reinhardt. In diesen Kriegszeiten, da der Verlust von Gliedern leider ein aHtüglidjes, aber deshalb nicht minder schmerzliches Vorkomm- ms darstellt, wendet sich naturgemäß das Interesse Weidester Kreise der Frage des künstlichen Ersatzes von Gliedern zu. Dem Laien drängen sich dabei unwillkürlich zwei Bilder vor das geistige Auge, der hölzerne Stelzfuß der verkrüppelten Veteranen der napoleo- Nischen Kriege und die eiserne Hand eines Götz von Berlichingen  . Und er wird erfahren wollen, inwieweit solche Ersatzstücks auch beutigentags in Betracht kommen oder in welcher Weise sie dank der modernen Technik abgeändert und vervollkommnet worden sind. Das künstliche Glied oder die Prothese, wie die fach- männische Bezeichnung lautet, soll einmal die Verstümmelung möglichst verdecken, dann aber auch dem verloren gegangenen Glieds eine der früheren möglichst nahe kommende Verwendbarkeit gaben. Dabei muß es möglichst leicht sein, viel leichter als die amputierte Gliedmasse; denn es muß von dem verhältnismäßig kurzen Stumpf und den ihm verbliebenen Muskeln ohne Schwierig- Zeit bewegt werden können. So soll ein künstliches Bein nicht mehr als ZV* bis 3 Kilogramm wiegen, ein Arm aber sehr viel weniger. Insbesondere sollen die Endabschnitte der Prothesen leicht gebaut sein, weil sie sonst die Hebelverhältnisse ungünstig beeinflussen. Dabei ist trotz der Leichtigkeit der Konstruktion größte Haltbarkeit der künstlichen Glieder zu verlangen, sonst sind ihre Träger häu- figenBetriebsstörungen" unterworfen und geraten in lästige Ab- hängigkeit vom Mechaniker. Schließlich darf auch der Kostenpunkt nicht ganz unberücksichtigt bleiben, wenn auch die beste und teuerste Prothese schließlich doch die geringsten Kosten macht, wenn nämlich Reparaturen eine Seltenheit darstellen. Und speziell für die Kriegsamputierten werden von der Heeresverwaltung nur einwand- frei gute Erzeugnisse gefordert und angeschafft. Vor allem hat sich das alte Stelzbein überlebt, wenn auch die aus Frankreich   zurückgekehrten amputierten Deutschen   es aus- schließlich von dorther mitbrachten. Nicht nur ist der Gang mit einem solchen hätzlich, sondern auch auf weichem Boden des Ein- sinkens wegen beschwerlich Deshalb wird es heute in der Regel durch ein kunstliches Bein ersetzt, dessen Konstruktion außerordent- lich vereinfacht wurde. Der Fuß wird am besten aus Blocksilz ge- formt, der einen Holzkern umschließt. Dadurch wird ein weicher, elastischer Gang gewährleistet. Während früher die Gelenkbewegun- gen durch Darmsaiten, durch Spiralfedern und elastische Züge aus Gummi geregelt und gehemmt wurden, sind heute alle diese Dinge in Wegfall gekommen, und trotzdem hat sich die Stabilität des Kunstbeins gesteigert. So besitzt auch das Sprunggelenk des künst- lichen Beines keinerlei künstliche Einrichtung, sondern nur einen Gummipuffer vor und hinter der Gelenkachse, die die Bewegungen regulieren. Die dem gesunden Bein nachgebildeten Hülsen für Unter- und Oderschenkel werden meistens aus Walkleder geformt, daneben wird gerne auch das überaus leichte und baltbare Fiber- Material benutzt. Ein Schultertraggurt sichert die Verbindung mit dem Rumpf. Sehr wichtig ist es, daß das künstliche Kniegelenk möglichst weit nach hinten gelegt wird, wodurch das Bein erst die nötige Standsicherbeit erhält. So kann der Amputierte nickt ein- knicken und dadurch zu Fall kommen. Stur wenn der Oberschenkel  - stumpf sehr kurz ist, mutz man das Kniegelenk mit einer Feststell- Vorrichtung versehen, die durch die Kleider hindurch ein- und aus- geschaltet werden kann. Hat die Amputation am Unterschenkel stattgefunden, so merkt man dem mit guter Prothese ausgestatteten Patienten den Defekt kaum an. Selbst auf beiden Seiten Amputierte lernen ganz vor- züglich gehen. Wer auch der am Oberschenkel Amputierte lernt nach kurzer Einübung durchaus sicher und flott geben, so daß man ihm seinen Defekt kaum anmerkt. Sogar die Amputation des Beines im Hüsigelenk ist ein Schaden, der sich mit einer geschickt gebauten Prothese sehr wohl ausgleichen läßt. Weniger leicht als der Ersatz eines BeineS ist derjenige eines Armes, dem man unmöglich das feine Spiel von Hand und Finger wiedergeben kann. Statt höchst komplizierter, aber einer erheb- lichen Beanspruchung nicht standhaltender Armkonstrukttonen be- gnügt man sich heut in der Regel mit der Herstellung eineS ein­fachen, aber dauerhaften ArbeitSarms, der möglichst kurz gebildet wird, damit der Armstumpf ihn loicht meistern kann. An seinem Ende werden dann die verschiedenen Arbeitsansätze angebracht, die sich leicht einschieben und auswechseln lassen. Diese Ansatzstücke zweckentsprechend zu formen, ist Sache der Erfahrung, welche es,ge- lernt hat, sich den verschiedenartigsten wichtigsten Hantierungen des vom Amputierten auszuübenden Gewerbes mit geeigneten eis Der Sang öer Sakije. Ein Roman aus dem modernen Aegypten. Von Willi Seidel  . Er sah sie noch eine Weile mit demselben leer grübelnden Ausdruck an. dann strich er sich mehrmals mit der Hand über den glatt angekämmten, lackschwarzen Scheitel. Es ist etwas vorgefallen!--- Es... ist etwas... vorgefallen... I!" sagte er auf einmal mit einer heiseren, belegten Stimme. Ah! Sie brauchen Geld." Nichts davon!--- Was ist Geld!" Er kam in Bewegung; er schüttelte beide Hände wie in äußerstem Er- staunen, und in der Platts des Mahagonitisches agierte das trübe Spiegelbild dieser erhobenen, hilflos gespreizten Hände, plötzlich legte er sich halb über die Platte und stieß mit gleichsam bellendem Klang seine Worte hervor, einem Klang, der die Lust erschütterte, strotzend von empört fordernder fassungsloser Werbung, hingeschleudcrt vor das Rätsel, das dürre, widerliche Rätsel, das zwischen ihnen hockte mit hundert geschlossenen Augen...Sie fragen mich, Madame, ob ich Geld benötige! Aber es handelt sich um kein Geschäft! Ah, wenn es ein Geschäft wäre I Es würde sich regeln lassen I Wir würden das zusammen arrangieren! Wir hätten eine gute Hand darin!" Die Seijide ließ die Klangwellen dieser Entladung über sich ergehen, wartete gleichsam ab, bis das Gesprochene spur- los in der Vergangenheit versickerte. Nun kam eine stosttge Stimme zum Vorschein, losgelöst und unpersönlich, wie aus einer Ecke heraus: Sie wissen, daß Sie kein Interesse für ihre Privaterleb» nisse bei mir vorauszusetzen haben." Seine Hände fielen mit aller Wucht auf den Tisch und blieben liegen wie tote Dinge, die ihm nicht gehörten. Die ttes- bekümmerte, wulstige Stirn senkte sich langsam zwischen diese entseelten Finger. Die ganze Gestalt lag unbeholfen geknickt. Nur schwere Atemzüge brachten dann nnd wann eine Bewe- gung hervor. Die Seijide blieb reglos sitzen. Sie hatte sich etwas in den Stuhl zurückgezogen und lauschte. Ein leises Knirschen entstand zuweilen in einer verlorenen Falte ihres Gewandes. Konstruktionen anzupassen. Ein Haken zum Greifen und Tragen, ein Ring zum Einstecken von Werkzeugstielen und eine Klammer zum Festhalten find die am häusigsten benötigten Vorrichtungen, die sich in mancherlei Form variieren und kombinieren lassen. Zweifellos läßt sich auf diesem Wege eine Prothese herstellen, mit der der Amputierte andauernde und schwere Handwerksarbeit der verschiedensten Art zu leisten vermag und sich bald eine staunens- werte Fertigkeit darin aneignet. Will man auch den berechtigten Wünschen nach Verdeckung des Schadens entgegenkommen, so gibt man ihm außerdem einen sogenannten Sonn tags arm, der einfach gebaut sein kann, oder man schiebt am Arbeitsarm eine künstliche Hand an. Die meist aus Holz geschnitzte Sonntagshand endigt mit Fingerspitzen aus Filz, um deren Abbrechen zu ver- hindern. Von verstellbaren Fingern ist durchaus abzuraten, sie nützen nichts und werden rasch lahm. Wohl aber empfiehlt es sich, den Daumen federnd zu gestalten. Dadurch wird das Festhalten kleiner und leichterer Gegenstände ermöglicht. Während diese Konstruktion des künstlichen Armes nach der heute geltenden Anschauung die zutreffende Lösung der Prothesenstage für einen Handarbeiter darstellt, wird ein dem normalen Arm vollkommen nachgebildetes Ersatzstück für Angehörige in anderen Berufen nnd Lebensstellungen wertvoller sein, z. B. für Bureaubeamte, Lehrer und Wissenschaftler. Aber auch hier empfiehlt es sich, die Hand ab- nchmbar zu machen, damit gelegentlich zweckmäßige Ansatzstücke an ihre Stelle gebracht werden können. Um nun alle Gebrauchswerte aus einem künstlichen Gliede her- auszuholen, genügt es keineswegs, sich ein solches anzuschaffen. Der Träger desselben muß vielmehr in der Handhabung unterwiesen und geübt werden; er mutz auch die Konstruktion kennen lernen. Deshalb ist es ein großer Unfug, wenn dem Amputierten das künstliche Glied angemessen und nach einiger Zeit wohlverpackt zugeschickt wird. Der Amputierte ist vielmehr solange als Patient zu betrachten und ge- hört solange in die Behandlung des orthopädischen Spezialarztes, bis letzterer die Ueberzeugung gewonnen hat, daß die Prothese gut sitzt und richtig verwendet wird. Außer bei verstümmelten Gliedern verwendet man neuerdings auch bei gelähmten Gliedern solche Prothesen odervorgesetzte" Hilss- mittel als künstlichen Ersatz der verloren gegangenen Attieitsfähig- keit. Besonders handelt es sich da um Nervenlähmungen durch Schuß- Verletzungen. Bevor man aber in solchen Fällen künstliche Ersatz- stücke herstellen läßt, ist längere Zeit abzuwarten, ob sich nicht die Lähmungen durch Nachwachsen des Nerves aufheben, was ja sehr oft der Fall ist. Auch bei der Arbeitsprothese muß erst die endgül- tige Umformung des Gliedstumpfes abgewartet werden, bis das Er- satzstück hergestellt werden kann. Fehlt dem Arme beispielsweise die Beugefähigkcit, d. K. die Möglichkeit, ihn selbständig im Ellbogen  - gelenl zu bewegen, so daß der mit fremder Hilfe hochgehobene Unter­arm beim Loslassen schlaff herunterfällt, so wird es darauf an- kommen, den Unterarm z. B. durch im Gelenk bewegliche Schienen im Matzstabe seines Gleichgewichts festzulegen. Das will be- sagen, daß der Unterarm stets in der Lage bleiben muß, in die man ihn künstlich bringt, so daß ein lahmes Zurückfallen unmöglich ist. Soll der Unterarm passive Dienste leisten, so muß eine Vorrichtung zum Festhalten der Schienen vorhanden sein, damit der Arm als Ganzes wie ein Hebel bewegt werden kann, wie auch seine jeweilige Lage gebraucht wird. Diese letztere Einricktung ermöglicht es ihm, allerlei Icmdwirtschastliche und andere Arbeit zu verrichten, zu der er sonst nicht vefähigt wäre. Bei der herabhängenden Hand als Einzelerscheinung oder in dem vorigen Falle einer gleichzeitigen Armlähmung sucht man je nachdem durch Verlängerung der Schienen oder durch ein besonderes Armband zu helfen. Alle diese Prothesenträger müssen in der Einarmschule geübt werden, um die eine noch brauchbare Hand recht verwenden zu können. Selbstverständlich liegt es dem Staate ob, solche Gelähmte ebenso gut wie Verstümmelte mit Prothesen zu versorgen, sie damit einzuüben und ihnen so Gelcgenbeit zu neuer Arbcitsmöglichkeit darzubieten. Jedenfalls dürfen die Gelähmten in der Handhabung ihrer Glieder nicht schlechter bestellt sein als diejenigen, die sie überhaupt verloren haben. Allerdings bleibt es jedem Betroffenen unbenommen, für seine Person sich auf den Standpunkt der Ablehnung des Gebrauches technischer Hcljsmittek zu stellen. Doch wird es nur ein verschwindender Prozentsatz sein, der diese höchst willkommene Hilfe ablehnen wird.(2) Meines Zeuilletoa. Der erste Wettersturz öes Lruhllngs. Während in Norddeutschland der Winter eigentlich noch gar nicht gewichen ist, hat sich in den mittleren und südlichen Landes- teilen um die Mitte dieser Woche bereits der erste der Witterrück- schlüge eingestellt, die in keinem Frühjahr ausbleiben, und die um Eine Uhr tickte. Die lebensgroße Photographie des schwammigen, üppig uniformierten Herrn im Tarbusch   beherrschte daS ganze Zimmer... Aus dem Bilde wuchs eine Last hervor. Diese Last lag auf dem gebeugten Nacken der Frau, schwer und wuchtig; sie konnte den Kops kaum rühren. Diese Last lag auf dem wie gefällt zusammengesunkenen Körper Hassans. Endlich erhob er den Kopf wieder; sein Gesicht war grau und ausdruckslos. Er sagte: Ich hätte immerhin darauf gerechnet, Madame, daß Sie sich eine Angelegenheit berichten lassen würden, die mich ohne meine Schuld kompromittiert. Aber ich mutz wohl ganz davon absehen, in Ahnen meine Mutter zu sehen... Lassen wir das also; es tut mir leid, daß ich Sie durch meine Fassungslosigkeit erschreckt habe..." Sie haben mich nicht erschreckt." Hassan starrte auf das unbewegliche kleine Gesicht ihm gegenüber. Um so besser, Madame.. Mein Lieber, ich war darauf vorbereitet, Sie in dieser Verfassung zu sehen. Sie empfinden sich als den unschuldigen Teil bei dieser Affäre. Ich kann Ihnen versichern, daß man korrekt gehandelt hat, als man Sie entfernte.. Hassan sprang empor und sah sich verstört um, er machte den Eindruck eines Gehetzten. Sie wissen bereits.. Wenn man sich in solche Situattoncn begibt, wird nirgends prompter als hier dafür gesorgt, daß alle Welt davon Kennwis nimmt. Daran ist nichts Verwunderliches. Sie wollten rauben, Hassan, doch sind Sie nicht der Mann. Jene, mtt denen Sie zusammenstießen, sind dazu ge- eigneter.. Sie hatte kaum zu Ende gesprochen, als er die Hände vor das veränderte Gesicht schlug und tiefe Schluchztöne hcrvorpreßte, wobei er zwei Schritte vorwärts und zwei nach rückwärts machte. Dann nahm er die Hände herab, und sich mit der rechten auf die Platte stützend, kam er um den Tisch herum. Vor ihr angelangt, ließ er die Hand vom Tische gleiten und sank mit einem dumpfen Schlag gegen den Teppich vor ihr auf den Boden. Seine Hände tasteten beschwörend nach ihrem Schoß, ohne ihn zu erreichen. Denn sie machte sich so so zahlreicher zu sein pflegen, je eher der Winter dem Frühling das Feld räumt. Tatsächlich haben sich die mittel- und süddeutschen Gebiete sowie der ganze Westen des Landes bereits zehn Tage lang warmen und sonnigen Frühlingswetters erfreut, in dessen Verlans zuerst in Schlesien   und Sachsen  , dann aber auch weiter westlich und südlich das Thermometer fast täglich 12 Grad Wärme oder noch mehr erklommen hat. Verschiedene Orte wie Frankfurt am Main  und Esten IRuhr) hatten es am Schluß der Vorwoche sogar schon bis zu 2l> Grad, andere Teile Westdeutschlands bis zu 13 Grad Wärme gebracht. Selbst in klimatisch weniger begünstigten Orten, wie z. B. in Posen, wurden schon bor 13 Tagen 18 Grad Wärme erreicht. Nunmehr ist jedoch nach den ersten Wärmegewittern, die Dienstag in Süd- und Mitteldemschland schon ziemlich zahlreich waren, unter Regen- und Schneefällen eine empfindliche Wieder- abkühlung eingetreten, wobei die Temperaturen vielfach schon wieder bis in unmittelbare Nähe des Gefrierpunktes gesunken sind. Die Witterung dürfte zunächst auch jetzt noch rauh und veränderlich bleiben. JrüischeSternschnuppen�. Auf nassen Wiesen, in der Nähe von Wasserläufen usw. treten bisweilen plötzlich gallertartige Klumpen auf, die etwa Handflächen- große erreichen. Diese Erscheinung ist stüher vermutlich viel häufiger beobachtet worden als gegenwärtig. Der Bauer nennt diese Klumpen noch jetzt Sternschnuppen, und es ist kaum zu bezweifeln, daß sie der alten Vorstellung vom Schneuzen der Sterne den Ursprung oder mindestens die reale Stütze gegeben bat. Die Gallerlmassen, die ohne sonst erkennbare Ursache plötzlich wie über Nacht vom Himmel gefallen dalagen, als Endprodukt der anschaulichen Reihe SleriD Schneuzen- Sternschnuppe aufzufassen, das mag in ganz alten Zeiten eine ganz annehmbare Erklärung ge- wesen sein. Auf dem Lande sitzt sie wohl noch gegenwänig hier und da fest. Merkwürdigerweise sind sich nun die Naturforscher zwar seit langen Zeiten darüber einig, daß diese Gallertmassen irdischen Ur- sprungs sind, aber völlig gelöst ist das Problem, das an der Hand neuerer Literatur kürzlich auch im Botanischen Verein der Provinz Brandenburg   besprochen wurde, noch immer nicht. Früher glaubte man, es mit Gallertalgen zu tun zu haben, die in der Tat� nach andauernd feuchtem Wetter in ähnlichen Gebilden auftauchen können. Aber die eigentlich als Siernschnuppen bezeichneten Ablagerungen find. darüber scheint jetzt Einigkeit zu herrschen, tierischen Ursprungs, und zwar nach übereinstimmenden Untersuchungen handelt es sich dabei um die Eileiter des weiblichen Frosches, also nicht etwa um den Froschlaich, der normalerweise abgelegt wird, sondern um innere Organe des Frosches, die nur auf gewaltsame Weise nach außen treten können. Wie das zustande kommt, das weiß man noch jetzt nicht mit völliger Sicherheit. Man hat auf Tiere geschlossen, die, wie die Störche, Frösche verschlingen, und die nachher die Eileiter, die sehr stark ausquellbar sind, als unverdaulich wieder von sich geben. Aber die Erscheinung trat anch in Gegenden auf, wo große Vögel, die Frösche fressen, nicht vorkommen. Man ist dann auf die Fi'ch- otter geraten, die Frösche keineswegs verschmäht, und man hat eine Art Indizienbeweis zusammengebracht, der es wenigstens wahr- scheinlich macht, daß es die Fischottern sind, die die Sternschnuppen fabrizieren, ohne sich infolge ihrer Schlauheit jemals bei dieser Arbeit belauschen zu lassen. Sie verschlingen die Frösche nicht ivie die Störche im ganzen, sondern zerreißen sie. und sie lassen die Ei- leiter entweder gleich liegen oder würgen sie nachher als unbekömm- lich wieder aus, vielleicht, weil sie durch das gallertartige Auf- schwellen im Magen sehr unbequem werden. In diesem Jahre gibt eS eine Menge Wasser und sicherlich wird" es an der entsprechenden Anzahl von Fröschen nicht fehlen. Wen sein Spaziergang durch reiche Froschreviere führt, der wird gelegent- lich die Erscheinung derSternschnuppen" beobachten, und er wird eine eigenartige Gedankenreihe von den unnahbaren Fixsternen bis zu den Fröschen und Fischottern ausspinnen können. O. Notizea. Zw ei Kriegslieder für Mänuerchöre. Ter Arbeiter-Sängerbund gibt zwei neue Lieder für Männerchöre her­aus: Karl B r ö g e r S tiefempfundenesBekenntnis"(Immer schon haben wir eine Liebe zu dir gekannt") und Preczangs von Heimat- und Friedenssehnsucht erfülltesLied der Krieger". Das erste ist von Heinrich Jmekmann komponiert, daS andere von Pank Büttner. Der erste Luftdcserteur. Den Ruhm, der erste Lustdeserteur zu sein, darf der Italiener Barbatti für sich in An« spruch nehmen.Zufällig" landete er mit seinem Zweidecker auf Schweizer   Boden. Die Schweiz   stellte dann das Flugzeug der italienischen Heeresverwaltung wieder zur Verfügung und auch Herr Barbatti hätte wieder abreisen können. Allein er blieb. klein, als sie konnte. Und auf die braunen Hände mit den rötlichen Nägeln starrend, die sie suchten, sagte sie ganz hoch mit gellender Stimme:Kommen Sie mir nicht zu nahe! Was wollen Sie! Was bedeutet diese Komödie!" Helfen Sie I Helfen Sie...!" röchelte die Klage dumpf" in der Nähe ihrer emporgezogenen Füße, an deren Schnallen Steine glitzerten. Der schwarze Scheitel kroch empor und berührte sie. Ein nervöser Krampf spannte ihren schmalen, mißhandelten Leib; und so konnte sie es� nicht ver- meiden, daß eines ihrer Knie heftig an seine Stirne traf. Es war kein weiches Knie, war keines, auf das man daS Haupt legen undMutter!" sprechen konnte; es war ein mürbeS Knie, knochig wie die Kante eines Bretts. Der Stoß traf ihn hart und da er völlig unbeabsichtigt war, spürte sie ein schattenhaftes Bedauern, das jedoch weniger einer mitleidigen Regung entsprang, als der Befürchtung, seine Zerrissenheit zu steigern und einer Szene Vorschub zu leisten, unter der auch ihre eigcnenen Nerven leiden würden. Des- halb rührte sie mit der Hand flüchtig an die Stelle, wo sie ihn gestoßen. Und wiewohl diese Berührung kaum zu empfinden war, schien sie ihn wie ein elektrischer Schlag zu treffen. Ah! Die Hand seiner Mutter hatte ihn gestreift! Die zarte Wärme dieser Hand löschte mit einem Male alles hinweg, waS in ihm haften geblieben war an Groll, Be- stürzung und verletztem Instinkt; die kleine Wärme wuchs zu einem ruhigen Strom von lau verlockender Güte, die ihn um- hüllte... O, nächstes Geblüt, was wirkt dein Strom! Als ob er es nicht glauben könne, was ihm soeben wider- fahren; so hob er den Kopf, und sein Gesicht war verschönt durch eine heimliche Spannung, die all den stumpfen Aus- druck abschied und durch ein leicht besinnliches Lächeln ersetzte, das jenem alten Knabcnlächeln verwandt war dem Lächeln jener Zeit, da ihm im Traum aus dem Raunen der Weizengrannen gesellige und schuldlose Geister lispelten, da er den Traum der Sonne träumte; dem Lächeln der Kreatur, die ohne Gedanken empfängt, lvas ihr zusteht, und von sich weist, was die Erfüllung hindert. Dies Lächeln blühte auS fast gänzlich zerstörtem, verwüstetem und verderbtem Grunde empor; blühte aus verlorenem Keim, der noch irgendwo einer kargen Entfaltung gchaut... Dem letzten vielleicht, der noch zu erwecken war. (Forks. solgU