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1916.

Unterhaltungsblatt des Vorwärts S2. Mär

Das Orchestrion.

Von Karl Bröger  .

Früh um 10 Uhr sind wir angetreten. Jetzt marschieren wir immer noch... sechs geschlagene Stunden, stellt der Gefreite Hück­mann fest und dazu brummt er etwas von sauberem Druck" und schön hereingesaust".

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Sonntag,

Militärmarsches herüber. Aber es ist kein deutlicher Marsch. Der gebietes hinaus war er gleich jenem großen Schweizer   des 18. Jahr­Rhythmus ist zwar straff, aber lebhafter, schwungvoller. hunderts, Albrecht von Haller  , ein Polyhistor( Vielwisser) in dem ur­" Sambre et Meuse", der Lieblingsmarsch des französischen   Sol- sprünglichsten Sinne dieser Bezeichnung. Denn auf dem Gebiete der daten, fällt mir ein. Ja, ganz recht: Sambre et Meuse" Ilingt zu lassischen Sprachen war er zu Hause und hat durch Herausgabe älterer uns her.. Schriftwerke, durch seine Arbeiten auf dem Gebiet der Geschichte sich Seit Wochen haben wir keine anderen Töne gehört als das für seine Zeit große Verdienste erworben. Bevor er sich in eine be­Krachen einschlagender Granaten, das heisere Bellen der Schrapnelle, scheidene Amtsstelle und dann nachher in die übliche Professoren­das bösartige Belfern der Maschinengewehre, das helle Peitschen- und Aerztelaufbahn seiner kleinen Heimat hatte hineinzwängen lassen, Die letzte Nacht waren wir in D.... gelegen in einer rich- inallen unserer und das feine, zornige Summen der französischen   war er bestrebt gewesen, seinen geographischen Horizont soweit als tigen Kaserne. Ist ein schönes Dreckloch gewesen, die Kaserne, aber| Schüsse... möglich zu weiten. Er studierte in Straßburg  , Bourges  , Paris   und gepennt hat es sich doch gottvoll auf den schmierigen Klappen der Ein zauberhafter Bann zwingt die Gemüter. Die schweißigen, Venedig   wahrlich für einen Zeitgenossen der Mailänder   Kriege achten französischen   Kürassiere. Und vorher die Hey, Kinder, als die abgespannten Mienen empfangen Glanz. Jeder Ton legt sich schim- und der ersten Kämpfe der Reformation eine breite Grundlage für halbe Stompagnie in knallroten Hosen und mit den Blechtöpfen auf mernd auf unsere Gesichter, einzelne Füße beginnen den Takt zu die Bekanntschaft mit fremden Ländern. Im Jahre 1564 wurde ihm, dem Schädel in den Zimmern und Gängen herumlief! wippen, Lippen spißen sich und versuchen mitzupfeifen... alle der sich als Begründer des Botanischen Gartens in Zürich  , dann als fühlen sich leicht, beschwingt, zu Spiel und Tanz erweckt. Professor und Arzt große Verdienste in der Heimat erworben hatte, Ein Hufschlag flappert in die Versunkenheit. Der Divisions- der Adel verliehen. Aber schon ein Jahr darauf, am 13. Dezember adjutant spricht mit dem Major. Nun wird es wohl gleich wieder 1565, starb er an der Pest. In einer Beziehung hat die Nach­auf und davon gehen. welt an Konrad Gesner   ein Unrecht begangen. Man schrieb Die meisten von uns haben noch nicht so weit gedacht, da seinen Namen fast stets mit zwei" s" und beging dadurch einen Jrr­kommen auch schon die Befehle: Gewehr in die Hand!... An- tum, denn Gessner mit zwei"" ist eine ganz andere, allerdings auch treten!" alte Züricher   Familie, der der bekannte Zeitgenosse Goethes und Unser Marsch geht in das Dorf. Die Klänge werden mit Klopstocks, der Idyllendichter Salomon Geßner   entstammt, dem Gott­jedem Schritt voller und lauter; fie ziehen uns förmlich entgegen. fried Keller in einer seiner wundervollen Züricher Novellen ein un­Jetzt geht es um eine Straßenbiegung, und mit einem Male find vergängliches Denkmal errichtet hat. wir mitten im Schwall und Ueberschwang der Töne.

Gefreiter Hückmann denkt eben an diese Heß, und während er den Geländehut schwungvoll aufs linke Ohr schiebt und dem gemein drückenden Affen einen zornigen Rippenstoß um den andern versetzt, entwickelt er feinem Nebenmann eine sehr persönliche Philosophie über das zweierlei Tuch.

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Menschenskind, so'n französischer Kürassier is' n feines Ding... die Kerle müssen doch ausschaun wie gemalt.... Rote Hose, blauer Frack, der gelbe Blechhut.... Wenn das Zeugs propper is... Menschenskind, ich sag Dir, das is ein Fummel.

Der Reservist Pölz hat keinen Sinn für Schwärmerei. Er wischt sich fluchend den Schweiß aus der Stirn, ehe er Hückmann anfnurrt.

Gefreiter Hüdmann bekräftigt diese luge Rede durch eifriges Kopfuiden... Von einer Raft ist aber deswegen nichts zu merken. Im Gegenteil schreitet die Spize noch geräumiger aus und das Tempo nähert sich immer bedenklicher einem Geschwind­marsch.

Was ist denn los mit dem Tanghalsigen Luder im ersten Bug? Der muß was von aner Feldküch erschmecken, weil er gar so drauf­drückt... Au web, Kamerad! Jst denn dadrüben net der Kirch­turm, den wir heut mittag schon g'sehn ham?"

Der Gefreite Hückmann hat in der Tat recht. Seit drei Stunden rennen fie in einem großen Bogen um diesen Kirchturm. Sezt sind wir glüdlich wieder ba angelangt, wo wir am Mittag

schon vorbeimarschiert waren.

Das Dorf Esquerchin ist Verwundetensammelplatz der Division. Wie kommen wir hierher? Sehr einfach: Wir sind für heute Divisionsreserve, das heißt, wir müssen immer dort sein, wo man uns gerade brauchen sollte... Darum dieser Lauf, wie ein Ochse

im Göpel.

Halten!... Gewehre zusammenfegen!... Gepäd ab!... Bei den Gewehren hinlegen!..."

Nicht alle Befehle find so willkommen. Wir liegen in einem Garten vor dem Dorfeingang. Auf dem Bauch, auf dem Rüden, auf der rechten oder linken Seite. ganz nach Neigung und Platz­

gelegenheit.

...

Aus einem Flur kommt die Musik. Vor dem Haus stehen, die Hände in den Hosentaschen, Leute der Sanitätsfompagnie, im Soldatenmund Pflasterkästen" genannt und grinsen über das ganze Gesicht. Ein großer, breiter Bengel hat die Arme in die Hüften ge­stemmt und dreht sich mit einem Besen gravitätisch im Kreise. Als er uns ankommen sieht, unterbricht er den Tanz, tritt aus dem Türrahmen und gibt uns dadurch den Blick frei auf das klingende und singende Wunderwerf.

Von der Volksbücherei".

Im Zentralinstitut für Erziehung und Unterricht sprach am 24. März d. J. Direktor Ader fnecht- Stettin über: Werbe­mittel und Taktik der Wolfsbücherei. Der Vortrag bot mancherlei auch für die Berliner   städtische Voltsbücherei Beachtenswertes.

Die Volksbücherei soll die Bücherbenußung hochwertig gestalten. Volksbücherei umschließt Einrichtungen bis zu 30 000 Bänden mit Ein ganz gewöhnliches Orchestrion, wie man es wohl in jeder ,, Verbrauchscharakter". Die Volksbücherei muß ihren Zuwachs, che Kneipe findet.... Die Sanitätskompagnie hat dieses mechanische er veraltet ist, amortifieren also auch ihre Bestände hoch ver­Orchester bei ihrer Ankunft entdeckt, einige handfeste Leute zerrten es zinsen". Das geschieht z. B. durch ansprechende Hinweise wie auf den Flur hinaus und feit Stunden beschäftigten sich die glück- Anzeige in Zeitungen. Sie soll z. B. besonders beachtete lichen Entdecker damit, die Walzen einzulegen, das Triebwerk auf Literaturzweige zusammenfassend behandeln. Sie soll der Presse zufurbeln und die Walzen immer und immer wieder abzuspielen. ihrerseits bereitwillig zur Verfügung stehen. Vielseitige Vor dem Hause sizen und liegen im milden Schein der schei­öffentliche Hinweisung gehört dahin. Eine Bücherei muß an denden Oktobersonne Verwundete, wohl an die zwanzig Mann. dem für den Betrieb geeigneten Orte stehen. Dieser Ort muß Ihre Blide find tief und verfonnen, nach innen gerichtet und ganz ausreichend gekennzeichnet sein. Drinnen aber muß er durch voll Staunen und Andacht. Die Gesichter sind nach dem Orcheſtrion Freundlichkeit der Räume, Schnelligkeit und Genauigkeit des Dienstes gewendet und bei jedem besonders starken Taft läuft ein Zucken und locken, wie auch durch Appetitlichkeit der Buchbände. Der Erfas Bittern darüber. zerlesener Bücher ist eine wichtige Frage der Volksbücherei. Die Schonung der Bücher wird nachweisbar durch regelmäßige Revision befördert.

Eben werkelt das Instrument einen ganz gewöhnlichen Gaffen hauer herunter. Die Töne hüpfen und springen uns nach, begleiten uns mit tecken, frechen Bewegungen und Gebärden, richern heraus­Wenn das Interesse an der Sache beim Personal das richtige ist, fordernd, winken, wiegen sich in den Hüften und werden nicht müde, so bessert das manches Unvollkommene. Es darf kein Raubbau an zu reizen und zu locken. der Arbeitskraft geschehen; es muß alles geschehen, um das Per­Ein schöner, flarer Oktobernachmittag lagert in der Landschaft. Wir marschieren weiter. Schon geht es an den letzten Häusern ional zu selbständigem Urteil und bibliothekarischen Kenntnissen Wäre nicht der dumpfgrollende Ton, der wie ein dunkler Schleier von Esquerchin vorbei. Viele von uns kehren sich nach dem Dorf zu bringen. Dazu dient besondere Schulung. Diese lehre vor allem über den zart gezeichneten Hügeln vor uns hängt, nichts hätte an zurück, Enttäuschung, Neid und doch wieder eine tiefe, reine Freude das nicht- schulmeistern- wollen", und die örtlichen Bedingungen be­Blut und Feuer gemahnt, so friedlich dämmert der Abend heran. im Blick. Auf einer Hügelwelle vor uns bewegen sich die Umrisse einiger Fünfzig Meter hinter der Ortschaft, auf dem Straßenbord wie obachten. Für die Ausleihe und ihre Technik fragt sich nicht, was ist an sich zweckmäßig, sondern was Reiter, von denen einer die Hand nach Weſten ausredt und einen auf einer Babre, liegt ein toter Soldat, ein französischer Infanterist für meine Leser. Schon die Benutzungsordnung muß ein Werbe­Achtelsbogen in der Luft beschreibt... Unser Divisionsstab... vom Regiment 269, liegt dort mit dem ernsten, feierlichen Antlig mittel sein; es ist gut, wenn sie von emem Merkblatt der Bücherei Die deutende Hand gehört zu der bageren, aristokratischen eines Vollendeten, die Hände über die Brust verschränkt, ohne begleitet ist. Vorträge zur Einführung in die Benutzung sind zweck­Erzellenz... Manchmal huscht über den hintersten Horizont ein äußerlich sichtbare Verlegung. Die scharfen, vom Tode modellierten mäßig. Vor allem ist aber der gutgedruckte Katalog in sorgfältig grauer Schweif, steht an einem Punkt still und blüht zur Züge sind von allem Unwesentlichen, Gleichgültigen befreit; alle überlegter Ausbildung zu geben. So wird die Bibliothek stets an weißlichgrauen Blume eines Löwenzahns auf. Diese Blume blüht Masten sind von diesem Gesicht abgefallen. Eine große, ergreifende viele mitgeteilt" und wirkt. Wenn in Verbindung mit der Bücherei minutenlang im abendlichen Himmel, schwankt im Windhauch hin Ruhe spricht sich in der Haltung und dem Ausdruck aus. und her und zerfließt endlich in lange Rauchstreifen... Schrap­Die Töne des Orchestrions   hüpfen noch immer vor uns her, das Werbemittel, aber sie müssen richtig ausgebildet sein, möglichst Unterhaltungsabende, Leseabende, Ausstellungen stattfinden, so find nelle auch aufgelegenheit für Bücher geben, z. B. aus einem kleinen Es kann uns auch nur so erschienen sein. Jedenfalls habe ich Vertrauensmann des Publikums sein. Bücherlager der Bücherei selbst. Der Boltsbibliothekar soll und muß

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Menschenskind, was döst Du nu schon wieder? Schläfft wohl mit offenen Augen wie ein Has?"

Ich wende

wiegen sich und winken, tanzen über den Toten weg und tote Mann lächelt.

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der

weil ich seine üble Gewohnheit, die Worte durch sehr derbe Büffe zu solch friedlichem Ausdruck, und wir haben viele Tote gesehen. michirich, nach dem Gefreiten Südmann um, von Stameraben gehört, daß fie noch keinen Toten geſehen hätten von

unterstreichen, noch immer nicht vertragen kann.

Doch bevor ich ihm meine Meinung sagen kann, richtet sich Hück­mann plöglich aus seiner bequemen Bauchlage straff auf, fährt mit der Hand aus Ohr und lauscht angespannt in die Richtung des Dorfes.

Rube, Kinder!... Horcht doch mal!... Hört ihr nichts?... In dem Nest ist Musile... Musike, Kinder!"

Das Reden verstummt. Alle Gesichter wenden sich wie auf Be­fehl nach dem Dorf.

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Hückmann hat recht... Nu hör ich's auch.. Es muß ' ne Blechmusik sein... Wer ist denn vor uns, Kinder? Unsere Regimenter haben doch keine Musik dabei Gedämpft und doch deutlich hörbar klingt der Rhythmus eines

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Der Sang der Sakije.

Ein Roman aus dem modernen Aegypten. Von Willi Seidel  .

Leiser, scharfer Ton entsteht auf der Treppe, die vom Harem- Lit zum Gang herabführt. Ein Vorhang aus Perlen­schnüren teilt sich, unmerkbar von einer zitternden, fleinen, runden Hand auseinandergeschoben, und dunkle Augen spähen hindurch, spähen in das verhangene Rauchzimmer und in die bunte Dämmerung des Parterregeschosses.

,, Ja salam!" flüstert das junge Weib mit aufgerissenen Kinderaugen, und in die Perlenschnüre, die ihre Hand aus­einanderhält, kommt ein feines Klirren.

Siehst du ihn?" hauchte es in ihrem Rücken. Ein zweites junges Weib legt ihr Stinn auf ihre Schulter. Sie vereinen die Wangen, sie pressen sich aneinander wie zu einem einzigen Körper. Um möglichst wenig Geräusch zu machen, haben sich beide bis zu den Knien aufgeschürzt, und ihre runden Beine in weißen Seidenstrümpfen wechseln jeden Augenblick den Platz. auf überzierlichen Hacken drehen sich die Schuhe in fleinen Winkeln unablässig hin und her. Und trotz aller Vorsicht gibt es noch ein leises Geräusch, wenn ihre aufgebauschten, schwarz­seidenen Kleider sich berühren.

" Ich sehe ihn," haucht es zurück.

,, Was tut er?"

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Er sitt mitten im Simmer. Auf einem Taburett

hat etwas in der Hand."

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Kleines Feuilleton.

Konrad Gesner  .

Notizen.

- Vorträge. In der Treptow  - Sternwarte spricht über Das Geheimnis des Weltenbaues" Direktor Archenhold am Dienstag, 28. März, abends 7 Uhr. In der Berliner   Gesell­schaft für Rassenhygiene wird im Museum für Völkerkunde, König­gräger Str. 120, am Mittwoch, den 29. März, abends 8 Uhr, Konrad Gesner  ( er selbst hatte seinen Namen lateinistert in Dr. Albert Niemann   das Thema Aufgaben und Bedeutung der Gesnerus), dessen Geburtstag am 26. März zum 400. Male Fürsorge für unseren Nachwuchs" behandeln. In der wiederkehrt, kann in gewisser Weise der Begründer der Naturwissen- Urania spricht am Mittwoch, abends 8 Uhr, Prof. Johannes Walther  . schaft genannt werden, denn ihm gebührt das Lob, der Erfinder jener aus halle   über Den Krieg in den ägyptischen Wüsten". botanischen Methode zu sein, die das Pflanzenreich nach dem Cha­Eugen d'Alberts neue Oper. Die toten Augen" rakter des Samens und der Blume in Geschlechter und Klassen ordnet. wird vom Deutschen Opernhaus zu Beginn der neuen Spiel­Aber über die Grenze dieses doch jedenfalls nicht eng gezogenen Fach- zeit gespielt werden.

es

Er beschimpft das Bild..."

"

"

Ah!

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"

Und nun?"

,, Er speit darauf.

,, Er speit es an??"

Ja... Hörst du?... Sich hinein... Nun tritt er mit Füßen..."

Ein rhythmisch wiederholter Knall, wie von einem Mörser .. Dann schwere Atemzüge und schnelle Schritte.

Die jungen Weiber ächzen Icise auf und huschen über die Treppe zurück. Durch die Perlenschnüre, die noch hin und her schwanken, schiebt sich ein fettes Gesicht von der Farbe un­reinen Bienenwachses mit Augen, die langsam, voll grübeln den Argwohns, den Gang durchspähen.

,, Eine Engländerin!!!"

"

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"

Der Bey hatte sich in das dunkelblaue Kissen zurückgleiten laffen. Es ist noch Tag", dachte er. Ja, ein Funkeln war vor seinem Blick: das Blau, das vor der Meschrebije lagerte. Draußen verwüstete das grelle Licht die Welt... D, nehmt es hinweg! Laßt es nicht herein!

Nein, Bey, lassen sie Frieden in ihrem gepeinigten Herzen Einkehr halten und freuen sie sich der guten Stunde. Führen sie den Knopf ihrer Pfeife auch wieder zum Mund und trinken sie, trinken sie. Sehen sie Bey  , das tut ihnen gut

Unnennbarer, beschwingter Gleichmut,.. köstliches Hängen im Raum, gewichtsloses Atmen... Wo ist das Hirn? Ist es noch hier, wo ich diesen meinen Körper sehe?,.. Ist es dort, wo ich meinen Blick sich einsaugen lasse, auf dem dunkelroten Knickmuster des Teppichs?... Ja, in der Tat, von dort aus denke ich. Ich sehe matte Farben, und durch meine Ohren geht der Klang einer vertrauten, schier ver­gessenen Melodie auf und ab. Sie fikt in meinem Hirn: Ich bin die Melodie.

Der kleine Finger Eminas fährt auf einer befleckten Photographie einem Umriß nach. Die beiden sigen hinter einem Bollwert von Kissen, mit dünnen, seidenen Hemden be­fleidet, und zischeln. Sie halten Zigaretten in den Händen Dunkle Schatten entstehen auf der grauen Wand, hinter und schieben die hellen nackten Schultern zusammen. Sie hat keine Brüste. Nicht eine Spur von Brüsten. der es funkelt. Zwei dunkle Schatten... Es sind die Leises Gelächter. Sie ist mager wie ein... pigeon."- ,, Er muß sie mit Seifenwurzeln mästen." Und ihre Hüften! Gott   ist groß!" Ein Knabe hat stärkere Hüften." " Man sieht jeden Knochen... Warum, glaubst du, hat er er sie beschimpft?"

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Ah, diese Ingliz! Nun, vielleicht hat sie..." " Ja, nun sehe ich ihn auch. Ah, er hat ein Bild in der Gaffungsloses, pruftendes Gelächter, Helles Entzücken. Hand. Er sizt ganz still und stiert es an. Steh, fieh!" Plöglich tiefste Niedergeschlagenheit. Emina läßt das Bild Auf einmal fährt Emina zusammen und greift nach der aus der Hand gleiten. Beide grübeln sich an... Dann, mit Hüfte." Du tust mir weh," stöhnt sie. Tu deine Hand leisen Stimmen bereden sie einen Plan, einen ganz langen, fort. Es ist die Stelle, wo er mich geschlagen hat... D, verschmitten Plan. tu deine Hand weg!- Warum machst du deine Finger so hart...

"

Ferida zischte. Es ist das Bild einer Frau:" Einer Frau...? sagst du...?"

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Körper junger Weiber. Ich sehe die Umrisse ihrer Hüften; ich sehe ihre Gesichter, die sich mir unterwürfig nähern... D, nun machen sie Gebärden, die ich kenne. Windet euch nur, flüstert nur, reizt einander und zerfleischt euch, ihr Tierchen... Seht, hier sitze ich, ganz groß und geschlechtslos, und sehe euch zu, wie den Pappfiguren hinter dem Musselin in der Wafa...

Hassan sog tief und zog sein zweites Bein auf den Diwan herauf. Sein Gesicht, von Bleifarbe, war völlig reglos; er blinzelte in schwerer Apathic. Zwei helle Körper näherten sich ihm, zwei Hüftpaare spielten ihr einsames Spiel, spielten es ganz dicht vor seinen Händen, seinem bc­ruhigten Atem; zwei nackte Wünsche klagten aus dem Nebel, Eine schiefergraue Wolfe verdeckte die Welt; sie wirbelte und er hörte sie klagen und rührte sich nicht... Dic sanft in die Höhe, breitete sich pinienähnlich aus und zer- Wünsche klagten wilder; wirbelnde Trichter rissen sie in den schmolz, in kleinen, lautlosen Kaskaden fallend, zu einem Rauch, der sie zu verschlingen drohte. Und jedesmal, wenn Ein heftiges Geräusch dort unten wird laut. Beide duftenden Schirmt, zu einem breiten Dach, zu einer Um- sie halb versunken waren, frochen sie wieder hervor, mit fahren zurück. Nach angstvollen Sekunden stehlen sie sich mauerung der Augen... Der Rauch stieg auf, feierlich glatten Gliedern, mit einem Knie, einem Schenkel, einem wieder an den Plak zurück. strömte er, tief heimlich und voll Weihe; er verwischte und ekstatisch lechzenden Arm... Doch Hassan sah sie spielen, Das Bild liegt am Boden... Er ist aufgestanden..." begrub alles und nahm die Schalen hinweg, die leeren Son- nicht anders, als ob ein Luftzug vor ihm an etwas Ein leiser, scharf und schnell hervorgestoßener Satz ge- turen, um den Kern der Dinge erglühen zu machen in feltenen rühre wie an ein geblähtes Tuch; und hörte ihren Stimmen biert sich aus der Totenstille, wächst an und endet in cinem nur geahnten Farben, um einen wuchernden Garten belebter zu, wie man dem Gurren von Tauben lauscht, ohne sich dessen heftigen Schrei, dem ein zischender Laut folgt... Symbole aufzudecken, langsam, ruckweise und auf wunderlich bewußt zu sein. zarte Art.

Was sagt er...?"

( Forts, folgt.)