Mr. 87.- 1916.

Unterhaltungsblatt des Vorwärts, 12. pril.

flassische deutsche Zeeland ist Ostfriesland , wohin der Lee dank der beeinflussen, befizen wir noch nicht. Eine große Rolle fich allgemeinen Eingang erobert hat. Medizin beinahe sprichwörtlich. Die jahrhundertelang übliche Wie sich aber sonst das Verhältnis des Kaffee und Tee Methode war, den Geschmack der Arzneimittel durch Zusäße wie verbrauchs in Deutschland stellt, zeigt die Statistit, wonach der Zucker oder Sirupen zu überdecken. Die moderne synthetische Chemie Kaffeeverbrauch auf den Kopf der Bevölkerung in dem Jahrfünft war imstande, den Geschmad einzelner Arzneimittel durch Anlage­1851/55 fich auf 1,57 Kilogramm stellte, während diefe Ziffer in den rung bestimmter Gruppen günstig zu beeinflussen, ohne die Heil­Die wirkung dadurch zu gefährden. Trotz der vielfachen Arbeiten und Jahren 1891/95 bereits auf 2,41 Kilogramm gestiegen war.

Kaffee, Tee und Kakao in Deutschland . häbischen Sachbarschaft ſeinen Weg früh gefunden und wo er spielt der Geſchmad bei Arzneimitteln, ist doch die bittere

Die jetzt erforderlich gewordene Beschlagnahme von Kaffee, Tee und Kakao macht es uns recht fühlbar, in welchem Maße diese Genußmittel, die noch vor etwa einem Jahrhundert für weite Kreise des deutschen Volkes zum Lurus gehörten, uns heute zum Bedürfnis geworden sind. Dabei hat sich ihre Einbürgerung in Deutschland fpäter vollzogen, als bei den meisten anderen Kulturvölkern. Aller- entsprechenden Zahlen für den Teeverbrauch aber waren nur Theorien auf diesem Gebiet ist es in vielen Fällen ganz unmöglich, dings ist es, so viel bekannt, ein deutscher Arzt gewesen, der dem 0,02 und 0,05, während der Kakaoverbrauch in den gedachten Zeit- irgend welche chemische Gründe für die Unterschiede im Geschmad Abendlande zuerst die Kunde von dem braunen Getränk des Ostens räumen auf 0,02 und 0,16 berechnet worden ist, also eine sehr starte anzugeben. Ale Muster und Maßstab für den füßen Geschmad gilt uns gebracht hat. Es war dies der den Orient bereisende Augsburger Vermehrung aufzuweisen hat. Der Kakao ist in Form der Schokolade ums Jahr 1607 von der Buder, der vor allen übrigen Süßstoffen den gewaltigen Vor­Arzt Leonhardt Rauwolf, der den Kaffee 1573 in einem Kaffeehause zu Aleppo tennen gelernt hatte und neun Jahre später in seinem einem Florentiner in Italien eingeführt und begann sich um 1625 teil hat, daß er mit dem füßen Geschmad auch hohen Nährwert Reisewerke darüber Bericht gab. Hiernach hat es aber noch vierzig in England und Frankreich einzubürgern. Wie bemerkt, war es der verbindet. Saccharin. der bekannteste Süßstoff, der den Zucker bis Jahre gedauert, bis das gut Getränke" der Türken seinen Weg nach Dr. Bontekoe, der zuerst in Deutschland als Befürworter des zum 400 fachen an Süße übertrifft, ist nur füß, nicht nahrhaft. Immer Europa fand. Das geschah in Venedig , wo 1642 zuerst größere Mengen Schokoladegenusses auftrat und das Getränk in Berlin bekannt hin ließe sich diese rebelstand nach einem Vorschlag, den der fürz­Friedrich II. hat dann, wie den Kaffee, so auch die lich verstorbene Prof. Ludwig in Wien machte, dadurch beseitigen, bon Kaffee eingingen und 1645 das erste Kaffeehaus errichtet wurde. machte. Von Italien wanderte der Staffee nach Frankreich und nach England. Schokolade von Preußen fernzuhalten versucht und wollte auch für daß man zu wenig füßen Nahrungsstoffen, wie etwa Stärteguder, 1680 folgte der Haag und dann im Jahre 1683 auch Wien . Die fie Erfazmittel gefunden sehen. Marggraf versuchte daraufhin die Saccharin zufezte. Das Saccharin , ein weißes Pulver, das meist Geschichte des Ursprungs der Wiener Kaffeehäuser tnüpft sich be- Lindenblüte statt des Kalaos zu benugen, allein es begreift sich, daß in winzigen Tafelchen in den Handel fommt, ist chemisch Ortho­fanntlich an den tapferen Kolichisty, der während der Belagerung dies Surrogat beim Publikum wenig Anflang fand, und trop der Benzoefäurefulfinid. Auch hier zeigt sich schon, von wievielen und Wiens durch die Türken sich als Türke verkleidet durch den Be- Bemühungen Friedrichs hat auch die Schokolade ihre Beliebtheit meist unbekannten Einflüssen das Zustandekommen des süßen Ge­lagerungsring hindurchgeschlichen und der Stadt die frohe Kunde nicht allein behauptet, sondern auch beständig erhöhen können. Die fchmads abhängt, denn das Para- Benzoefäurefulfinid als die gleiche vom Nahen des Eriagheeres gebracht hatte. Ihm wurden zur Be- erste deutsche Schokoladenfabrit hat Fürst August Wilhelm von chemische Verbindung, nur in anderer Anordnung der einzelnen lohnung die im türkischen Lager gefundenen Kaffeevorräte überlassen Schaumburg- Lippe mit portugiesischen Arbeitern in Steinhude er Komplexe, ist nicht füß. heut ist die deutsche Schokoladenerzeugung so gewaltig und daraufhin gründete er das erste Wiener Staffeehaus. Von Holland richtet und Frankreich kam dann der Kaffee um 1670 auch nach Deutschland . entwidelt, daß nur Amerika mehr Katao erzeugt und verbraucht als Kurz darauf trank man ihn am Hofe des Großen Kurfürsten, und Deutschland . 1679 errichtete ein englischer Kaufmann in Hamburg das erste deutsche Kaffeehaus. Es folgen mit solchen der Reihe nach Leipzig 1684, Nürnberg und Regensburg 1686, Köln 1687, Stuttgart 1712, Augs burg 1713 und Berlin 1721.

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Kleines Feuilleton.

Parlamentarier und Parlamentär.

Das Ausgangsprodukt für die technische Herstellung ist das Toluol, also dasselbe Destillationsprodukt des Steinkohlenteers, das jetzt soviel für die Sprengstofferzeugung gebraucht wird. Für die weitgehenden Einschränkungen, die der Verkehr mit Saccharin durch die Gesetzgebung erfahren hat, die jezt etwas gemildert werden soll, waren nicht gesundheitliche, sondern ausschließlich wirtschaftliche Bedenken maßgebend, weil dem Saccharin jeder Nährwert fehlt, ent Bevor sich aber der braune Trant bei uns wirklich einbürgern behrten fie auch nicht einer gewissen Berechtigung. Während also auf der einen Seite Erzeugnisse aus Toluol durch ihre Sprengkraft fonnte, hatte er noch heftige Feindschaften zu bestehen. Sowohl aus Jm Figaro" finden wir folgende heitere Geschichte: Es waren dem rauhen Kriegerhandwerk dienen, ist die Kunst des Chemikers ärztlichen wie aus volkswirtschaftlichen Kreisen wurde lebhafter einmal es mag wohl vor drei Monaten gewesen sein zwei imstande, aus demselben Rohstoff einen Körper darzustellen, der Widerspruch gegen den Kaffeegenuß laut und diese Gegnerschaft führte in verschiedenen deutschen Staaten zu scharfen gesetzgeberischen Abgeordnete, die ihre patriotische Neugier veranlaßt hatte, fich ein wenigstens teilweise berufen zu sein scheint, die bittere Kriegszeit zu Verfehen mit allen verfüßen. Maßnahmen. So wurde der Staffee 1766 vom Landgrafen Friedrich erforderlichen Baffierscheinen und Geleitbriefen, die damals leichter mal die Vorgänge an der Front anzusehen. von Hessen in diesem Lande bei 100 Talern Strafe verboten. So zu erlangen waren als heute, fuhren sie im Auto nach weit wollte ja nun Friedrich II. nicht gerade gehen, aber er versuchte, der Champagne und begaben sich, am Zielpunkt ihrer Reife Der größte und der kleinste Scheck. den Kaffeeverbrauch einzuschränken, um das Geld dafür im Lande angelangt, zu Fuß bis zum Kommandoposten von M. Hier fanden Die Anweisung eines Scheds auf 800 Min. Mt., den Pierpont zu behalten. Zu diesem Zwecke beauftragte er einige Chemifer, u. a. auch den bekannten Marggraf an Stelle Kaffees Erfagmittel zu schaffen fie einen Hauptmann, der sie in liebenswürdigster Weise empfing und Morgan vor kurzem im Verlauf seiner Transaktion mit der fanadi­sich ihnen ganz zur Verfügung stellte. Man fann nicht gerade be- fchen Kriegsanleihe ausstellte, bedeutet, wie der Daily Chronicle" und daraus ist die Erfindung des Eichelkaffees und des Roggenkaffees haupten, daß der Kampf wütete, aber ganz ruhig ist es dort ja nie. Einer feststellt, einen Reford im Schedverkehr. Bisher galten als die hervorgegangen, während der Zichorienkaffee erſt um 1790 auf unserer topferen Staatsmänner erklärte, daß er genug gesehen hätte höchsten Schecks der Welt ein Scheck auf 174 Millionen, der vor gekommen ist. Friedrichs Bestrebungen erfreuten sich aber bekanntlich feineswegs der Zustimmung des Publikums, das vielmehr an dem und nun hinlänglich aufgeklärt sei. Der andere aber, der offenbar wenigen Monaten einem New Yorker Bankinybitat von einer Stahl­bereits beliebt gewordenen Genußmittel festhielt, so mußte der König unternehmungsluftiger war, wollte sich immer noch besser unter- gesellschaft überwiesen wurde, und ein Sched auf 240 Millionen, der richten und wünschte, noch weiter zu gehen. Der Hauptmann be- feinerzeit von China der japantfchen Regierung als Kriegsentschädi­fich 1781 mit der Emführung eines Kaffeemonopols begnügen, durch merkte demgegenüber, sich entschuldigend, daß er augenblicklich gung überwiesen wurde. Der Morgansche Scheck hat diese beiden das er die bürgerlichen Verbraucher zwang, etwa 400 Gramm Staffee allein in seinem Unterstand sei, und daß, da er feinen Difizier Borgänger geschlagen und den Ruhm des Weltrekords an sich ge­mit einem Taler zu bezahlen, während Adelige, Beamte und Geiſt zur Stelle habe, ein schlichter" poilu" die weitere Führung über- riffen. In diesem Zusammenhang mag auch der kleinste Sched der liche das Vorrecht des Bezuges des billigeren rohen Bohnenkaffees nehmen müsse. Er rief denn auch einen Mann und sagte zu ihm: Welt erwähnt werden. Er belief fich auf 1 Cent( 8 Pf.) und wurde erhielten. Im ähnlichen Sinne ist auch das Kaffee- Edikt des" Der Herr hier ist ein parlementaire"( was Barlamentsmitglied von der Regierung der Vereinigten Staaten ausgeftelt. In Form Bischofs von Paderborn von 1781 gehalten, das ganz genau und Parlamentär heißen kann. Die Red.), und Du führst ihn jezt folcher 3- Pf.- Scheds wurde nämlich ein Bandbote bezahlt, der zwischen die Stände bezeichnet, denen der Kaffeegenuß vorbehalten zwei fleinen, nur durch einen Fußpfad verbundenen Ansiedelungen bleibt, dahingegen soll allen übrigen sowohl Christen und zum Schüßengraben der vordersten Stampflinie." Von Erdgang zu Erdgang schleichend, gelangten Abgeordneter die amtliche Post hin- und hertrug. Juden, die fich zu dem Range vorbenannter Befreyeten nicht rechnen tönnen, der Gebrauch des Kaffeegetränkes bey 2 Rthl. Unterstand ein Unteroffizier und fragte den Gemeinen: Was ist und Soldat schließlich zum Ziel. Hier aber erhob sich aus einem Strafe gänzlich verboten sehn und bleiben." Zu den Feinden des denn das für ein Kerl, den Du da mitbringst?" Herr Unter­Kaffees zählte übrigens auch Goethe, und es wirkt ganz brollig, - Vorträge. Dr. Helene Stöder hält Mittwoch, den iprang ber Unteroffizier wütend auf ihn zu und brüllte, darauf zurüdtommt, daß ihre Stimmungen und Verstimmungen freberot Ein parlementaire! Und den führstreundschaftstult der Romantit". Schuberts Quar nach seiner Ansicht auf ihre Vorliebe für den Kaffeegenuß zurüc Du hier so berum, tett in D- moll spielt die Streichquartett- Vereinigung der König­ohne ihm die Augen verbunden zu zuführen feien. Alles dies hat aber den Siegeszug des Kaffees baben? Damit er sofort, wenn er zu seinen Boches zurückgekehrt lichen Kapelle, nicht aufhalten können, der im Laufe des 19. Jahrhunderts auch ist, haarklein alles erzählt, was er hier gesehen hat?! Na warte!" Der Arno Holz - Abend findet am Mittwoch, den 12. bei uns zum eigentlichen Frühstücksgetränk an Stelle der alten Sprachs und riß aus einer der Hintertaschen seines Mantels ein( nicht wie in der Sonntagnummer stand: am Donnerstag) im Klind­Suppen oder des Morgenbieres getreten ist. Der Tee hat über Holland feinen Weg nach Europa gefunden Taschentuch, wie man es sich schmutziger, widerlicher und benutzter" worth- Scharwenta- Saal statt. Und obwohl der unglückliche parle­- Ein Schultino ist in der Wiener Leopoldschule einge und ist von da zuerst nach England weitergewandert. Auch ihm gar nicht vorstellen kann. hat es an Feinden nicht gemangelt, und ein Holländer ist es ge- mentaire" sich mit dem letzten Rest von parlamentarischer Energie richtet worden. Es soll dem naturgeschichtlichen und geographischen weien, der ihm in Deutschland zuerst das Wort geredet hat. Das die Augen und band es hinten mit einem unlöslichen Knoten mit­wehrte, band ihm der gestrenge Unteroffizier das herrliche Tuch um Unterricht Anschauungsstoffe liefern. Der Besuch ist kostenfrei. Pflanzenkrebs von menschlichen Krant­war der im Jahre 1686 als Leibarzt des Kurfürsten von Branden leiblos, aber gewissenhaft zu. Borauf er dem Soldaten befahl: beitserregern. In den Berichten der deutschen botanischen burg verstorbene bolländische Arzt Dr. Cornelis Dekker, der unter" Und jetzt führst Du mir diesen seltenen Vogel da zum Kommando. Gesellschaft teilen zwei Forscher, Friedemann und Magnus, mit, dem Beinamen Bontekoe bekannt geworden ist und in einer eigenen Abbandlung die Vorzüge des Tees wie auch des Kaffees und der Dort fann er seine Sache erledigen, nicht hier!" Und wie er gefagt daß sie aus eitrigen Darmgeschwüren eine Batterienform gezüchtet baben, die mit einer anderen Geschwüre bei Pflanzen erregenden hatte, also geschah es. Schokolade auseinandergesezt hat. Er ist es geweien, der ums Batterienart sich vollständig zu decken scheint. Schon früher hatte Jahr 1657 den Tee zuerst am Hofe des Großen Surfürsten befannt einer dieser Forscher diese Aehnlichkeit oder gar Identität beobachtet gemacht hat. Seit damals wurde der chinesische Tee zunächst in den und auch mit aus Pflanzen fultivierten Krebserregern bei Warm­Apotheken geführt, bis er im 18. Jahrhundert als Genußmittel in Zurzeit ist es sicher von Interesse, näheres über den füßen Ge- blütlern Krankheitserscheinungen hervorgerufen. Diesmal war aber die vornehmeren Kreise einzudringen begann. Seine allgemeine ichmad zu erfahren. Unser Wissen auf diesem Gebiet ist freilich ein der Weg gerade umgekehrt. Das Bakterium der Darmgeschwüre Einbürgerung hat sich gleichfalls erst im 19. Jahrhundert vollzogen, fehr geringes. Wir wissen, daß chemische Eigenschaften für den Ge- batte bei Pelargonien und Kartoffelpflanzen richtige frebsartige Ge doch ist der Tee bis zum heutigen Tage in Deutschland nicht an ichmad maßgebend sind. Aber bestimmte Regeln, die es uns schwülste zur Folge. Damit wäre auf doppelte Weise die Doppel­nähernd so beliebt und volkstümlich geworden, wie der Kaffee. Das ermöglichen, den Geschmac durch chemische Aenderung zu form des Bakteriums für Menschen und Pflanzen dargetan. Ich kann Dir nicht sagen, weshalb wenn ich nur daran| feln; er biß die Zähne fest aufeinander, um äußerlich ruhig denfe, faßt mich ein Grauen, daß ich fürchte, wahnsinnig zu zu bleiben; seine Hand schien einen Gegenstand zu suchen, den werden. Und so ist's am besten, Du glaubst es sei der er faffen und zerdrücken könnte. Hast Du mir nichts mehr zu Flsze wegen und sagst es den Leuten, und sie glauben es fagen, Berta?" fragte er endlich. auch. Das ist ja auch so glaublich. Welche anständige Frau

Notizen.

wenn er in seinem Briefwechsel mit Charlotte v. Stein wiederholi offizier," erwiderte der Gefragte, das ist ein parlementaire!" Da 12. April, Vortrag im Lessing- Museum, Brüderstraße 13, über den

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Endrik Kraupatis.

Gine litauische Geschichte von Ernst Wichert .

,, Es ist nicht wahr, Heinrich."

" Sie hat's beschworen, kind, da muß es wohl wahr sein."

" Sie hat's beschworen"

" Und am Ende bin ich doch schwer genug bestraft mit dem Jahr Zuchthaus, Berta. Wenn Du wüßtest, was das zu bedeuten hat ein fürchterlich langes Jahr- ,, Wofür bestraft- wofür?"

"

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" Nimm an, für das Unrecht, das ich Dir angetan habe, weil ich so leichtsinnig meine Pflicht vergaß-"

Sie schüttelte heftig den Kopf und biß die Lippe.

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Der süße Geschmack.

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( z)

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Nimm das Geld nicht!" antwortete fie, ohne vom Buch

leidet das? Und man kennt mich doch als eine anständige aufzusehen. Frau- als die deutsche Frau. Und nun fage, wie Du's Daß ich ein Narr wäre!" rief er, riß die Tür auf und mich nur dieses eine Zimmer und die Kammer zum Schlafen halblaut vor sich hin, während er die Steinstufen vor dem ist gehalten wissen? Dies Haus ist klein. Ich habe für warf sie ärgerlich hinter sich zu. Sie will es so," sprach er für mich und Mare. Die andere Gelegenheit braucht Deine Hause hinabstieg. Gut sie hat's zu verantworten, was Mutter. Ich weiß nicht, ob sie Dich aufnehmen will und ob daraus folgt." Es verstand sich nun von selbst, daß er nach Dich nicht. Aber wenn Du hier einziehst, muß ich gehen. Und es Dir bei ihr paßt. Aus Deinem Hause vertreiben will ich dem Wirtshause ging. tvenn Du Dich so entscheidest, geh' ich noch heut."

"

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Dort traf er alle die guten Freunde. Sie empfingen ihn mit einem Jubelgebrülle. Es waren viele darunter, mit denen Araupat hatte ihr, vornüber gebeugt, mit wechselnder der Müller sonst nicht getrunken hatte. Es war seine Gewohn­Verwunderung zugehört. Die Augen starrten zu ihr hinüber. heit gewesen, stets in das kleine Stübchen des Krügers hinter Er schien gar nicht zu faffen, was sie eigentlich meinte. dem Baden zu treten, in das nur die vornehmsten Gäste einge­Warum hätte sie ihm nicht glauben sollen? Und wenn sie ihm laffen wurden. Jetzt war es ihm gleichgültig, wer neben ihm nicht glaubte, was war dann für ein Grund? Er fühlte ein oder gegenüber saß. Bier her!" rief er, indem er auf den bligartiges Zuden durch sein Gehirn. Sollte er in fie drin. Tisch schlug. Ein Fäßchen aufgelegt! Und wer ein Glas gen, sich deutlicher zu erklären? Es war, als ob ihm einer steifen Grogs vorzieht, der sag's. Es geht alles auf des unsichtbar den Mund zuhielte, daß er's nidyt herausbrächte. Müllers often."

So

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genommen-

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Ist Dir's noch nicht genug, Berta? Sei gut! Vergiß das! Ich bitte Dich verzeih mir! Es soll nicht wieder vor tommen, daß ich mich so verirre. In meiner Art liegt's gar nicht. Und das eine Mal- geschehen ist's nun doch. Sollten wir deshalb zeitlebens in Unfrieden leben? Wenn ich mich auch vergessen habe- gut bin ich Dir doch immer geblieben. Es ist mir wahrhaftig schwer zu Herzen gegangen, daß ich nicht loskommen fonnte, ohne Dich so zu kränken. Aber wenn Er überfah rasch seine Lage: ein freundlicher Ausgleich war Nun war er erst recht ihr Mann. Aus dem einen Fäß­nun doch nur die Frage war, ob ich als Brandstifter vor aller nicht zu erwarten, wenigstens nicht in nächster Zeit. Es chen wurden drei; jeder trant mit auf des Müllers Wohl, der Welt dastehen und meine Familie um mein Hab und Gut konnte ihm nicht helfen, noch weiter den Reumütigen zu in den Krug fami. Kraupat mußte mit allen anstoßen. Der bringen und zehn Jahre fizen sollte, oder mein Unrecht gegen spielen. Nur wie er sich als Mann behauptete, tam noch in buclige Schreiber hielt Neden, die anfangs mit Beifall auf­Dich-" Frage. dann überbrüllt wurden. Als er auf den Tisch Du bist ein Elender," fiel sie ein ,,, o viel, viel mehr, soso" knurrte er, so also steht die Sache. stieg und dabei einige Gläser umwvarf und zertrat, wurde er als Du's selbst zu fühlen scheinst. Geh! Wir können nicht Du läufft wohl alle Sonntage in die Kirche, aber von christ- heruntergeworfen, so daß er sich ein Loch in den Kopf schlug. wieder zueinander." licher Verzeihung willst Du nichts wissen. Gut, gut. Es mag Kraupat war so lange Zeit nüchtern gewesen, daß er schon Das Blut schoß ihm ins Gesicht. Wir können nicht? so sein. Wenn Du in Dein eigen Fleisch schneiden willst nach dem dritten oder vierten Glase mit schwerer Zunge sprach Was? Wir können nicht? Wenn Du das fagst, Berta, dann nur zu. Das weitere wird sich finden so oder so. Aber und schwankte. Als der Schneider und Wirt Lepkies, der ihm weiß ich, daß ich Dir niemals... Wir können nicht wieder höre! Solche Gesichter will ich mir nicht schneiden lassen, und immer zuwider war, im Bausch auf den unglücklichen Gedanken zusammen?" fannst Du mir fein gutes Wort geben, so leid ich ein böses auch Bam, die schöne Flsze Balnus hochleben zu lassen, nahm er das ,, Es mag vor der Welt bleiben, wie es ist," antwortete nicht. Ich bin hier in der Mühle der Herr und verlange, daß übel und schlug ihm das Glas aus der Hand. Daraus ent­fie hart. Ich habe so viel schweigend getragen und will auch ich von allen Hausgenossen dafür angesehen werde. Auch von stand eine Rauferei, die nur mühsam durch den Krüger ge­noch mehr schweigend tragen. Es wird ja doch bald mit mir meiner Frau! Danach richte Dich." schlichtet werden konnte. Gegen elf Uhr nachts wurde der Lärm zu Ende sein. Wir sind Mann und Frau, und die Leute Er wartete noch ein paar Sekunden, ob sie darauf etwas so groß, daß der Gendarm durchs Fenster Ruhe gebot. Krau­mögen glauben, ich hätt's verzeihen können. Daß ich deshalb zu entgegnen hätte. Aber sie schwieg und drehte nicht einmal pat fand es verdrießlich, daß der noch herumspionierte. Da auf Scheidung antrage, fürchte nicht; davor bist Du sicher. den Kopf nach ihm um, sondern nahm das Gesangbuch vom ihm auch der Schulze ins Ohr fagte, es sei Zeit, machte er sich Aber es können zwei lange Zeit vor den Leuten als Eheleute Tisch, schlug das Blatt auf, vor das ein Zeichen gelegt war, heimlich fort in der Hoffnung, sein Haus allenfalls noch allein gehen und sind doch im Herzen geschieden. So ist's mit uns. und las still das Lied. Auf seinem Gesicht zuckten die Mus- zu finden.

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( Forts. folgt.)