Nr. 101.1916.

Unterhaltungsblatt des Vorwärts Sonntag, 30. april.

Astronomie und Sommerzeit".

Auf den ewigen, unabänderlichen Gesetzen unterliegenden Lauf

der Gestirne hat die am 1. Mai zur Einführung kommende Sommer­

fommt

Kleines Feuilleton.

Volks- Sinfonie- Konzerte.

Stimmen über die deutsche   Sommerzeit. Der Tagedieb.

ek.

gründet, in der westlich von Rügen   gelegenen Insel Hiddenfö ge­funden zu haben. Da die von Norden nach Süden sich erstreckende Insel nur 18 Kilometer lang ist, in der Breite im Durchschnitt 12 Kilometer beträgt, die Bodenformation aber die denkbar größte Verschiedenartigkeit aufweist, durch die durchaus mitteleuropäische

Noch erhöht

Der mittlere Teil

zeit" selbstverständlich nicht den geringsten Einfluß. Die Sonne, Wie feit mehreren Jahren hat das Blüthner Orchester Lage aber endlich die Vogelzüge von Norwesten, Norden und auch bieser gewaltige Zeiger unserer Weltenuhr, die von der Erde in nach einem in mufitlünstlerischer Beziehung ertragreichen Winter der von Nordosten über Standinavien jüdwärts ziehenden Wander­threm Umlauf um das Zentralgestirn und in ihrer Notation um die nun wieder seine Bolks- Sinfonie- Konzerte begonnen. Dies Unter- vögel in diesem einzigen Ostseegebiet sich schneiden, so wird sonst nirgends in Deutschland   auf eigene Achse gebildet wird, geht allen Bundesratsbeschlüssen zum nehmen verdient aus verschiedenen Gründen die nachhaltige Unter- das Vogelleben wie Trog auch fünftig jeweils zur gleichen Stunde auf und unter, wie fügung aller Volksfreise Groß- Berlins  . Ohne Beihilfe der Stadt einem so beschränkten Raum zusammengedrängt. früher an den entsprechenden Tagen des Jahres. Hätte sich die verwaltung, ist es lediglich auf sich selbst angewiesen. Hierzu treten wird der Reichtum an sich hier tummelnden Vogelindividuen für Kulturmenschheit, soweit sie an die städtische Lebensweise die mannigfachen Hemmnisse und Erschwerungen, die der Krieg herauf- die einzelnen Beitabschnitte des Jahres durch die auffallende Tat gebunden ist, in dieser nicht gar zu ſehr von den un beschworen. Man sollte es nicht für möglich halten, aber es ist doch sache, daß eine fortwährende Ablösung der Vögel untereinander statt­berrückbaren Merkzeichen des Kosmos entfernt, so hätte es leider so: Militärtapellen graben den Zivilorchestern findet. So verlassen die meisten dort nistenden See- und Strand­zur Ersparnis künstlicher Beleuchtungsmittel gar nicht erst vielfach das Wasser ab. Diese Konkurrenz macht sich natürlich auch vögel, ja selbst Finken und Grünlinge, nach Vollendung des Brut­dieser durchaus Aber unwissenschaftlichen Methode bedurft. dem Blüthner- Orchester gegenüber fühlbar genug. Es braucht wirk- geschäftes und der Aufzucht der Jungen die Insel und machen da. es ist praktisch unmöglich, zu verordnen, daß die Städter samt lich nicht erst gesagt zu werden, auf welcher Seite wahrhafte Musit durch den nordischen Durchzüglern Plaz; außerdem fällt die Brut­und sonders im Sommer statt um 7, schon um 6 Uhr früh auf- pflege getrieben wird. Daraus folgt, daß die Konzerte des Blüthner  - zeit und entsprechend die Zugzeit der verschiedenartigen, hier zu­zustehen und eine Stunde früher zur Ruhe zu gehen haben. Kein Orchesters bei allen Kunstverständigen den Vorzug haben sollten. fammentreffenden Vogelarten in ganz verschiedene Monate eines Mensch würde sich danach richten; die allermeiſten tönnten sich auch Dies um so mehr, als man für ein sehr geringes Entgelt hohe Jahres. Für manche nordische Arten beginnt die Zugzeit bereits gar nicht danach richten, weil das ganze wirtschaftliche und soziale musikalische Genüffe eintauschen kann. im Juli, während andere erst die eigentlichen Wintermonate dazu Leben nach den bisherigen Gepflogenheiten der Tages- und Nacht­Die diesjährigen Sommerkonzerte werben vorläufig wöchentlich benutzen. Durch alle diese Umstände wird es begreiflich, daß bis einteilung eingerichtet ist. So blieb nichts anderes übrig, als einmal im Saale des Moabiter Stadttheaters stattfinden. jezt auf den wenigen Quadratkilometern der Insel 207 Vogelarten, diese Lebenseinteilung schematisch unangetastet zu lassen und Hoffentlich gelingt es noch in anderen Stadtvierteln, einige größere 79 davon als Brutvögel, nachgewiesen sind. Von der Südspizze bis an statt dessen mit Hilfe einer Selbsttäuschung der gebräuchlichen Stäume zu bekommen. Das Blüthner  - Drchester präsentierte sich, eine 16 Kilometer davon entfernte, an dem sogen. Vilter- Bodden Zeiteinteilung ein wenig Gewalt anzutun. erheblich verstärkt, im ersten Konzert am Freitag mit Leistungen, die gelegene Ortschaft besitzt die Insel nur flaches, von einigen Dünen es, daß wir, um wieder ein wenig mehr als bisher danach angetan zu sein scheinen, diese Veranstaltungen volkstümlich von höchstens 6 Meter Höhe unterbrochenes Land, das weitere nörd­zur Natur zurückzukehren, in Wirklichkeit uns von der Natur ab- zu machen. Nicht durch bunte", sondern durch ausschließlich stil- liche Stück dagegen steigt in immer höher werdenden Bodenwellen kehren. Gern lassen wir uns deshalb einreden, es sei 12 Uhr volle Programme wird jene angestrebte Popularität erreicht werden. bei 70 Meter an, die gegen das Meer hin mit starker Zerklüftung Damit ist der Boden für Laub- und Coniferenwald mittags, während es in Wirklichkeit erst 11 Uhr vormittags ist. Die Vortragsfolge des ersten Abends wies sinfonische Werte von steil abfallen. Dabei stört es uns nicht, daß die große, leuchtende Himmelsuhr mit Mozart  , Wagner, Schumann, Liszt  , Verdi und Sarasate   auf. In gegeben, wie auch das für die Vogelwelt wichtige Gebüsch nicht den Uhren in unserer Tasche gar nicht mehr übereinstimmt; in Wallingford Riegger   hat das Orchester einen hier noch neuen fehlt. Eine Landzunge östlich davon weist wieder nasses Wirklichkeit tut sie das ja auch jetzt schon nicht mehr, da die Unter- Dirigenten von anscheinend starter musikalischer Intelligenz. Als Wiesen- und Sumpfgelände auf, wo Strandläufer  , Wasserläufer, schiede zwischen wahrer Ortszeit und der allgemein gebräuchlichen Solistin trat die jugendliche Geigerin Carola 8ellenia hervor. Limosen und Brachvögel ihr Wesen treiben. mitteleuropäischen Zeit in den östlichen und westlichen Grenzgebieten der Seit dem ersten Kriegssommer, wo ich sie zum allerersten Male der Insel, ganz flach, von einigen Lachen zerschnitten, gibt mitteleuropäischen Zeitzone ohnehin bereits recht bedeutend sind und in hörte, hat ihr Spiel an innerlicher Kraft und technischer Reife ge- der Vogel- Fauna von Binnenseen, die Schilf, Binsen und anderes Gumbinnen   beispielsweise 29, in Aachen   sogar 36 Minuten betragen. wonnen. Mit inniger Beseelung gab sie Schumanns Träumerei Rohr braucht, Lebensmöglichkeit. Dann folgt wieder Heide, in der Die Vorstellung der Uhren am 1. Mai um eine Stunde be- mit Raffigkeit Sarasates schwierige Zigeunerweisen. Grabgänse, Wiesenpieper u. a. sich aufhalten. Inmitten dieser ragt deutet nun, daß wir statt nach mitteleuropäischer, der Zeit des plöglich ein schöner, dichter Baumbestand von Erlen, Pappeln, Obst­15. Meridians östlich von Greenwich  , nach osteuropäischer Zeit bäumen und Kiefern auf, der für die Kleinvögel wie Schneeammern, unferen Tag einteilen werden, die die Ortszeit von 80 Grad östlicher Bergfinken, Beisige, Drosseln, Gimpel, ja selbst Alpenlerchen das ge­Länge von Greenwich   ist. Das ist der Meridian von Petersburg  ; gebene Joyll ist. Nah gelegene Inseln haben wieder besondere wenn also in der russischen Hauptstadt die Sonne im Meridian Schaustücke, so Gänsewerder den graziösen Säbelschnäbler, den steht, so werden auch in ganz Deutschland   und Desterreich- Ungarn  Steinwälzer, verschiedene Arten von Seeschwalben und Möten. unsere Uhren 12 Uhr mittags zeigen. Das macht an der Westgrenze Ganz südlich endlich fallen die Hunderte von wilden Schwänen auf, des Reiches eine Abweichung der bürgerlichen von der wahren Zeit die fast während des ganzen Jahres hier anzutreffen sind. um nicht weniger als eine Stunde und 36 Minuten; in Aachen   beispielsweise ist es nach der Ortszeit erst 10 Uhr 24 Minuten vormittags, wenn es auf der Münsterglocke Zwölf schlägt. Und ihren höchsten Stand im Süden erreicht die Sonne in der alten Kaiserstadt an der belgischen Grenze erst um 1 Uhr 36 Minuten nachmittags. So große Unterschiede müssen natürlich auf das bürgerliche Leben einen nicht unerheblichen Ein­fluß ausüben; man dente nur daran, wie lange abends im äußersten Westen Deutschlands   die Sonne scheint und die Helligkeit dauert! Aber auch in den mittleren und östlichen Landesteilen wird uns der Unterschied zwischen Sommerzeit und Ortszeit offenbar, sobald wir den Blick von der Taschenuhr und der Turmuhr abwenden und ihn auf den großen leuchtenden Zeiger am Himmel richten. Mit anderen Worten: wollen wir die Zeiten des Sonnenauf und Untergangs während des diesjährigen Sommers mit der gefcßlich eingeführten Zeiteinteilung in llebereinstimmung bringen, so müssen wir diese Auf- und Untergangszeiten in die Sommerzeit umrechnen. Danach geht die Sonne am 1. Mai um 5 Uhr 38 Minuten früh auf, um 8 Uhr 27 Minuten abends unter. Die entsprechenden Zeiten für den 15. Mai sind 5 Uhr 13 Minuten früh, 8 Uhr 52 Minuten abends. Am Monatsschluß erscheint der Sonnenball über dem nordöstlichen Horizont um 4 Uhr 55 Minnten vormittags, wogegen er um 9 Uhr 14 Minuten abends im Nord­westen verschwindet. Entsprechend der Zunahme der nördlichen Ab­weichung des Tagesgestirns steigt auch seine Mittagshöhe, berechnet für die geographische Breite von Berlin  , von 5212 59 Grad. In der dritten Maiwoche beginnt auch die Zeit der sogenannten nächtlichen Dämmerung, während der am Nordhorizont ein heller Streifen den scheinbaren Lauf der Sonne unterhalb des Gesichtstreifes bis zum Wiederanbruch des Tages er fennen läßt, ein Streifen, der bis zum Sommersolstitium an Breite immer mehr zunimmt und in Norddeutschland dann bis zum Zenit reicht. Bedingt wird die nächtliche Dämmerung dadurch, daß der Sonnenball nachts nicht so tief unter den Horizont fintt, um den Nordhimmel völlig finster werden zu lassen, und je weiter wir nach Norden gehen, um so heller wird die Dämmerung, bis wir am Polartreise am 21. Juni das Tagesgestirn überhaupt nicht mehr untergehen sehen.

2]

Erzählungen eines alten Tambours.

Von Edmund Hoefer  .

Bozu will man voll Lug und Trug, Wie spät es sei, berhehlen! Mir wird es so schon schwer genug, Dem lieben Gott den Tag zu stehlen. Der Vielbeschäftigte. Was von der Neuerung ich halte? Mein Urteil hab' ich bereit: Db neue oder alte, Ich habe doch nie Zeit!

Der Langschläfer. Stellt ihr die Uhr auch immer vor, Mich stimmt das doch nur heiter. Ich leg' mich auf das andre Dhr, Und schlafe zeitlos weiter.

Der Kilowattstunden- 8ähler. Wenn auch wie sonst die Stunden rinnen, Die Wahrheit läßt sich nicht verhehlen: Der Tag kann eine Stunde nur gewinnen, Indes wir viele Stunden wen'ger zählen.

Der Hahn.

Ihr glaubt, daß ihr der Zeit gebeut! Mit nichten Seid, eitle Menschen, wirklich ihr so weit! Wohl mögt ihr selbst euch nach ihr richten, Doch fräht kein Hahn nach eurer Sommerzeit!

O. K.

Jeland.

Erin da liegt sie auf den Knien, Bleich und entstellt, mit weh'ndem Haare, Und streut des Shamrocks wellend Grün Bitternd auf ihrer Kinder Bahre. Sie fniet am See, sie niet am Strom, Sie kniet auf ihrer Berge Kronen Mehr noch, als Harold- Byrons Rom, Die Niobe   der Nationen[" Notizen.

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Ferb. Freiligrath.

- Die Große Berliner Kunstausstellung wird in 8 bis 10 Tagen im Bau des Ausstellungsgebäudes eröffnet werden. Eine besondere Abteilung wird den Kriegsbildern, vor­züglich den österreichisch- ungarischen und bulgarischen, gewidmet sein. Jm Ehrennsaal wird eine Porträtgalerie ausgestellt. Die politische Karikatur ist diesmal besonders stark vertreten.

Teil der Das Institut für Biologie, das einen von der Kaiser- Wilhelm- Gesellschaft zur Förderung der Wissen­ schaften   in Dahlem   begründeten Forschungsanstalten bildet, wurde am Sonnabend durch eine Hauptversammlung der Gesell­schaft eingeweiht. Die Anstalt dient ausschließlich der reinen For­schung, es sind damit weder Lehr noch sonstige praktische Zwecke verknüpft. Leiter ist Prof. Karl Correns  , ein bekannter Forscher auf dem Gebiet der Vererbungslehre und Pflanzenbiologie. Für die Tierbiologie war Prof. Rich. Goldschmidt berufen; er kann aber aus Amerika   nicht zurück. Die Einnahmen der Gesellschaft find trotz des Krieges erheblich gestiegen, sie betrugen für 1914/15 3 460 000.

- Das Deutsche Theater in Holland  . Am Freitag eröffnete Reinhardt in der Grooten Schouwburg in Rotterdam   fein Gastspiel mit Macbeth".

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Ein Paradies der Vogelbeobachtung. Die ornithologische Wissenschaft, die sich die Erforschung der Vogelwelt als Ziel steckt, sucht sich, besonders in Deutschland  , immer mehr ständige Beobachtungspläge zu sichern, die ihr zu allen Jahres­zeiten genügend Material als sichere Unterlage für die Erforschung des Vogellebens zu bieten vermögen. Zwei solcher Vogelwarten, Helgoland   und Rossiten auf der turischen Nehrung, haben auch schon Weltruf erlangt. Gerade die Probleme, die im periodischen Vogelzug gelegen sind, haben z. B. bei Störchen durch das Rossiter Be Der Erfinder M. J. Pupin, von dem in der Frei­ringungssystem schon große Förderung erfahren. Eine neue, für der­artige Beobachtungen geeignete Gegend, die in gewiffem Sinn die tagsnummer die Rede war, ist kein Russisch- Amerikaner, sondern wie uns von einem seiner Bekannten geschrieben wird Vorzüge und Eigenarten von Helgoland   und Rossiten vereinigt, glaubt stammt Dr. F. Lindner, wie er in den Naturwissenschaften" ausführlich bevon serbischen Eltern aus Südungarn. noch kein Jahr in der Festung, als unser Kommandeur starb auf der Südbastion, nachmittags so um 2 Uhr. Das Wetter und wir einen neuen Obersten erhielten, der ein echter Höllen- war prächtig, zu tun gab es nichts, und wir waren an die brand war. Da gab's feine Musterung, wo nicht zwei oder sieben oder acht Mann nach derselben Bastion hinaus­drei geschlagen oder in die Batten geschickt wurden; da fielen gegangen, weil es von da eine schmucke Aussicht auf den Fluß die Schimpfwörter hageldicht, und oft genug mußte meine und die ganze Umgegend gab, und wir, die wir von der See Außer unserem Regiment und dem Grenadierbataillon Trommel den Appell beim Spießrutenlaufen schlagen. Bu- waren, doch gern ein Stückchen Wasser vor Augen hatten. So saßen und lungerten wir dann dort in aller Ruhe von D. standen damals noch die Dragoner von B. in der erst lachten uns die Dragoner aus und verhöhnten uns; bald Festung. Wir waren ein so schmuckes Korps, wie Ihr es jetzt aber hätten wir's mit ihnen so machen können, denn ihr umher, als plötzlich der Teufel unsere beiden Obersten daher nicht mehr findet. Das war ein Tritt und ein Schlag ohne Oberst ward General und nach Berlin   versezt, und sie er- führte, die, ein Herz und eine Seele, zusammen gesessen haben Wanken; da war fein Senopf jemals blind, da war fein Sopf hielten einen anderen, der womöglich von einer noch tolleren mochten und nun der Verdauung halber einen Spaziergang um ein Haarbreit länger als ber andere. Die Dragoner Sorte war als der unsere. Das war der Herr von V., ber machten. Wir fuhren also wie der Donner in die Höhe und waren auch nicht übel in ihren blauen Kolletten und gelben Großvater unseres Kapitäns, welcher von jenem wenigstens stellten uns zurecht, Patom präsentierte, und die beiden Aufschlägen, und auf ihren großen holsteinischen Pferden; die Strenge und Akkuratesse im Dienst geerbt hat. Kurz, die blieben nicht weit von ihm im Gespräche stehen. Weiß Gott  , was sie sprachen, aber sie stritten sich, denn aber wir waren ihnen damals spinnefeind. Woher das kam? Dragoner hatten jezt noch mehr zu klagen als wir, und so Ihr Oberst und der unsere waren ein Paar herzensgute wurden wir wieder dicke Freunde. Das ging denn so weiter fie hantierten mit ihren Armen, als wären's Mühlenflügel, und der Dragoner mochte etwas Lächerliches sagen oder be­Leute, liebten ihre Regimenter und behandelten ihre Soldaten Jahr und Tag. gut, mochten einander aber nicht mit den Augen begegnen. Damals stand bei den Dragonern ein gewisser Patow. Haupten, denn unser Chef lachte und auch des Patows Mund Denn einst beim Trinken war das Gespräch auf den Krieg Sein Vater war Pastor in meinem Dorf. Der junge Mensch verzog sich ganz leise. Nun stieg das wohl dem Dragoner zu gekommen und sie hatten sich über den Nutzen der Kavallerie hatte studiert und einen tüchtigen Stopf; er war aber unter Stopf und konjungierte sich dort mit dem Wein, und weil er und Infanterie gestritten. Da sagt unser Oberst, nur die wilde Gesellen geraten, der Vater hatte sich von ihm losge- fich gegen den anderen nicht auslassen durfte oder wollte, so Infanterie tauge' was, und der andere, nur die Reiterei. So fagt, und er kurz und gut geht unter die Soldaten. Ich war fährt er wie ein angeschossener Eber auf Batow zu und schreit: gibt ein Wort das andere, und endlich meint unser Komman- viel in seines Vaters Hause gewesen, er fannte mich wohl Kreuzmillionendonnerwetter, was hat die Kanaille hier zu " Halten zu Gnaden, Herr Oberst," versezte der, deur:" Ich kann mit meinem Regiment eine Schanze mit und ich ihn, und wir beide waren eigentlich die Ursache, daß lachen?"- ,, Was!" einer Batterie darin wegnehmen, und das könnt Ihr nicht!" die Regimenter wieder genau befreundet wurden. Sein steif und starr wie eine Puppe, ich lache nicht." " Nein," sagt der andere ganz bissig, das kann ich nicht, früherer Oberst hatte ihn meist zum Schreiben gebraucht, und schreit der Dragoner, Er untersteht sich noch zu leugnen, Er aber in freiem Felde kann ich Euch in Krautstücke haden." da er ein überaus anstelliger und lustiger Kumpan war, infamer Sohn einer-! Ihn soll ja gleich ein Kreuzdonner­Den Teufel fönnt Ihr!" ruft unser Oberst; da wollt ich liebte ihn das ganze Regiment und wir übrigen nicht minder. wetter!"- und dabei hob er seinen Stoc auf. feinem raten, einmal den Versuch mit uns zu machen!" Und Als nun aber der neue Oberst fam, hörten seine Schreibereien Der Patow aber war ein ganzer Kerl, fürchtete den darauf gibt es noch hißigere Worte, und dann mußten sie auf und er mußte Dienst tun wie ein anderer, ja mehr als Teufel selbst nicht, um so weniger den Obersten; er war über dem General versprechen, sich nicht zu duellieren, und von da ein anderer. Und je mehr wir ihn liebten, desto mehr haßte den Schimpf fuchswild, wußte, daß er als Posten nicht be­waren sie sich bitterböse, und wenn der Dragoner unseren ihn sein Chef, weiß Gott aus welcher Ursache. Da war kein leidigt werden durfte, und sieht also seinem Kommandeur Führer zur Parole rechts über den Markt gehen sah, so ging beschwerlicher, fein unangenehmer Dienst, wozu er nicht kom- fed und fest in die Augen. Was guckt der Kerl mich noch an, er links, und sie sagten sich nicht guten Tag und nicht gute mandiert, da war kein Versehen so gering, das ihm nicht hoch der Racker?" schreit der, und zugleich fallen die Schläge hagel­Nacht. Wir abce, als rechtschaffene Soldaten, die ihre Kom- angerechnet wurde. Und hr wißt, wenn ein Offizier den dicht auf den Posten. Der aber springt zurück, holt mit dem mandeure liebten, konnten einander nicht leiden, und wo eine Soldaten malträtieren und bestrafen will, so findet sich auch Säbel aus und ruft: Herr Oberst, respektieren Sie den Schlägerei war, standen die Dragoner von B. und die Mus- alsbalb etivas Straffälliges. Aber Batow hielt sich gut und Bosten, oder ich tue, was ich muß!" Der Oberst leichenblaß, fetiere von M. sicher gegeneinander. Wir hatten also gute das Regiment auch; der Oberst konnte ihnen nichts anhaben, prallt zurück und schweigt zuerst ganz still. Unser Alber steht Beit, haßten die Dragoner wie den Teufel und liebten unseren und außer einigen kleinen Strafen für noch kleinere Ver- auch da, ohne Hand, Fuß und Zunge zu rühren, denn das alles war Schlag auf Schlag in feiner Minute Zeit passiert. Obersten um so mehr, da der Major von den Grenadieren ein gehen fiel nichts vor. wahrer Satan war und wir also sahen, was es heißt, gute Nun war es im Frühjahr 1792, und wir sollten bald Plötzlich aber wendet sich der Dragoner, schießt wie eine Offiziere zu haben. zu der Kampagne aufbrechen, die wir das Jahr in Frankreich   Granate auf uns los und schreit uns zu, den Patow zu arre­( Forts. folgt.) Allein unsere Freude dauerte nicht lange. Ich war machten. Es war an einem Sonntag und Patow stand Bosten tieren.

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