Nr. 116.- 1916.

Unterhaltungsblatt des Vorwärts

Die Wette.

Von Scholem Aleichem.

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hr spracht gerade von den heurigen Bränden. Da kann ich Euch, wenn Ihr hören wollt, eine schöne Geschichte erzählen: Von einem reichen Geizhals, der sonst keinen Heller hergibt, er läßt fich lieber umbringen und doch einmal einen Hunderter für Ab­brändler gab. Wie man den von ihm herauskriegte, eben das will ich Guch erzählen.. Mit diesen Worten sprach mich der Mann mir gegenüber im Eisenbahncoupé an, nachdem er sein Frühstüc gegessen hatte. Und offenbar machte seine Geschichte ihm selbst Spaß. Denn er lachte im voraus, lachte wie ein Mensch, der sich an etwas sehr Drolliges erinnert, lachte, daß ihm schier der Atem ausging. Jch aber ließ ihn ruhig auslachen. Ich glaubte nämlich, daß dies das beste gegenüber solchen Leuten ist: Wenn man nicht will, daß die Ge­schichte ein dummes Gesicht kriegt.

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Endlich und nach einigem Husten begann er folgendermaßen: " Wenn Ihr den Jejel Taschter anſeht, gebt Ihr nicht drei zerbrochene Vierer für ihn. Gin fleines, dürres, trocknes Männ­lein, mit einem schüttern Bärtchen, geht nicht, sondern läuft. Und trägt sich habt Ihr wo einen Feind, dem könnt Ihr's wünschen wie der Wermste! Wiewohl er reich ist. Was sage ich, reich? Sehr reich, schwerreich, ein Millionär! Das heißt, gezählt hab ich sie natürlich nicht, seine Millionen. Es kann eine Million sein. Und vielleicht fehlt auch viel zu einer halben. Jedenfalls ist er das nicht wert, was er hat. Das könnt Ihr mir glauben. Der Filz! Das Rote Meer spalten war nicht schwerer, als von ihm eine milde Gabe herauszubekommen. Der Bettler existiert nicht, der sich erinnern sollte, von Jojel Taschker auch nur ein Stück Brot gekriegt zu haben. In der Stadt kennt man ihn schon, den Patron: Trifft sich's, daß ein Armer nicht mit dem zufrieden ist, was man ihm gibt, dann heißt es gleich: Bemüht Euch zu Jojel Taschker, der wird Euch mehr geben." Und dabei dürft Ihr nicht etta glauben, daß er brutal oder unwissend oder einfach ein ordi­närer Kerl ist. Ganz im Gegenteil, der Mann fann lernen( d. h. ist im Talmud bewandert), ist aus gutem Hause und obendrein ein ganz ehrlicher Mensch. Verlangt von niemandem was. Nur soll man auch ihn verschonen. Mein ist mein, und dein ist dein. Ihr versteht mich doch? Oder nicht?... Sein Geschäft? Er ist Geldverleiher, hat Häuser und arbeitet mit Edelleuten. Hat Tag und Nacht teine Zeit: fährt herum, läuft herum, ißt nicht, schläft nicht! Und da er sich keinen Angestellten gönnt, überall allein! Hat nicht Nind, hat nicht Kind! Das heißt, Kinder hatte er einmal, aber er hat sie fortgejagt, als ihm die Frau starb. Man sagt, daß fie in Amerita sind. Die Frau soll übrigens Hungers gestorben sein. Das ist wohl nicht wahr. Oder am Ende doch. Denn ratet, meshalb er der zweiten Frau schon in der zweiten Woche den Scheidebrief gab? Wegen eines Glases Milch! Hahaha! Bei meinem Leben, wegen eines Glases Milch, bei dem er sie erwischte: Eins von den zweien," sagte er da zu ihr, entweder Du trinks die Milch, weil Du die Schwindsucht hast. Wozu brauche ich Dich dann? Oder Du trinkst einfach die Milch, weil Du Lust hast. Dann bist Du doch eine Verschwenderin."

Aber eine gute Eigenschaft hat er doch( es gibt keinen Men schen, der nur Fehler hätte): Er ist fromm, schrecklich fromm! Und warum nicht, wenn's ihm beliebt? Schade nur, daß er auch die ganze Welt fromm haben möchte! Er spielt Gottes Polizei. Leidet's nicht, wenn man den Hut nicht aufhat. Erbost sich über die jungen Frauen, die ihr Haar tragen. Schlägt sich mit den Eltern herum, die ihre Kinder ins Gymnasium schiden. Und was noch weiter solche Dinge mehr sind.

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Donnerstag, 18. Mai.

fann's nicht ertragen, daß bei Kompanjewitsch am Sabbat der milden Frühlingswind, denn er erwähnt darin von Blumen nur die Samowar aufgestellt, am Tischebum Fleisch gekocht, das neue Veilchen, die der Anfang des Frühlings, und die Rosen, die uns Pejzachgeschirr nicht vorschriftsmäßig gewaschen und noch viel faum schon der Mai bringt. Das Wort Mai" gebrauchen, wie be anderes nicht gehalten wird. Und schimpft. Schimpft ganz laut: fannt, unsere Dichter ganz allgemein vom Frühling, wir beziehen Na, was sagt Ihr zu der Frechheit dieses Abtrünnigen? In aber die in Rede stehenden Anfangsworte des Klesheimschen Ge­meinem Hause zu wohnen und am Sabbat den Samowar aufzu- dichtes fast ausnahmslos auf den Mai und zwar gewöhnlich nur in stellen!" Das hört der Kompanjewitsch und ist nicht faul. Am ironischem Sinne. Als uns nach einer Reihe wundervoller, fast nächsten Sabbat stehen schon zwei Samoware da. Unser Jojel sommerlicher Maitage in diesem Jahre die drei gestrengen Herren ärgert sich gelb darüber. Fast rührt ihn der Schlag. Aber Mensch! ganz kalendermäßig recht fühle Tage brachten, da hatten viele wieder so fündige ihm doch die Wohnung, und Du bist den Verdruß los. den Vers vom Mailüfterl" auf der Zunge, und so mancher wird Nein, das doch nicht, es tut ihm um den Mieter leid. Er zahlt ihn auch später zitieren, da auch in der zweiten Hälfte des Mai­mehr Miete als die anderen, sagt er. Und lacht: Hehehe. monats fühle Tage unausbleiblich find. Ja, das Klesheimsche Ge­dicht hat sich sogar eine Parodie gefallen lassen müssen, deren erster Vers also lautet:

So, mun habt Ihr schon zwei Typen kennen gelernt. Jeht will ich Euch noch einen dritten vorstellen, einen jungen Mann, der in dieser Geschichte auch eine Rolle spielt. Was sag' ich, Stolle spielt? Von ihm kommt ja die ganze Geschichte her. Frojke Schejgez so nennt man ihn ist ein Mann, der mit der ganzen Welt auf gutem Fuße lebt. Natürlich halb Chussid( Frommer), halb Franzos, trägt einen langen Kaftan, aber gleichzeitig einen Hut statt der Müße); eine weiße Hemdbrust und einen roten Schlips, aber auch einen Talles- kuten( fleiner Gebetmantel), von dem eine Bizze( Schaufaden) heraushängt. Im Städtchen erzählt man etwas von einer verheirateten Frau Ins Bethaus jedoch rennt er wie besessen. Womit er sich beschäftigt? Er ist ein Makler, bermittelt Darlehen, bringt Wechsel an. Durch seine Hände geht viel Geld, Tausende und Tausende. So war er z. B. auch Jojel Taschters Vertrauensmann. Der hat doch sonst Angst, einen Hunderter herauszulassen. Ein Wort aber von Frojke. und das Geschäft war gemacht. Und glaubt Ihr vielleicht, weil Frojke in Geldsachen wirklich so ein Heiliger ist. Ich möchte nicht für ihn einstehen. Nein, bloß weil er ein durchtriebener, geriebener Junge ist und ein freches Maul hat. In das hineinzugeraten besser in die Hölle. Ihr könnt es ja daran sehen: heißt eigentlich Efroim Kab. Und niemand kennt ihn anders denn als Frojke Scheigez ( Frechling). Hahaha!

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Nun habt Ihr aber alle drei Typen beisammen. Jezt müßt Ihr nur noch wissen, daß der Sommer begonnen hat und mit ihm die vielen Brände. Auch Draschne brennt ab, und es regnet Jammerbriefe und Depeschen: Man solle so schnell und soviel als möglich schicken. Die ganze Stadt fampiere im Freien und sterbe Hungers. Natürlich gerät unser Städtchen in Aufregung. Vor­würfe, Mahnungen: Warum rührt man sich nicht? Warum tut man nichts? Schließlich stellt man ein Stomitee zusammen, das sammeln gehen soll. Und wer ist im Komitee? Natürlich ich, noch zwei, drei angesehene Bürger, von den besten und selbstver­ständlich auch Frojfe Schejgez. Denn zu so was hat man ja einen Frechling nötig. Wohin geht man zuerst? Selbstvedend zu den reichen Beuten. Also auch zu Jojel Taschker.

Guten Morgen, Reb Joje!!"

" Guten Morgen, gut Jahr! Was gibt es? Nehmt Plah?" Er ist sehr liebenswürdig. Liebenswürdiger kann man schon nicht mehr sein. Denn so im allgemeinen, müßt Ihr wissen, ist Taschker ein ganz gastfreundlicher Mensch. Kommt Ihr zu ihm hinein, so nimmt er Euch gut auf, läßt Euch einen Stuhl geben, bittet Euch Platz zu nehmen und unterhält sich recht schön und fein mich Euch. Aber nur, solange Ihr nicht von Geld redet. Doch faum fommt Ihr darauf, friegt er gleich ein anderes Gesicht. Gine seiner Augen schließt sich von selbst, und die linke Wange zuckt wie bei einem Menschen, den der Sklag gerührt hat. Es ist zum Erbarmen, sag' ich Euch, wie er in solchen Augenblicken aussieht. So ein Mensch ist das. ( Schluß folgt.)

Kleines Feuilleton.

Vom Mailüfter!".

Wenn's Mailüfter! weht, gibt's wiederum Schnee, Die Blumen erfrier'n drauß' im Wald und auf der Höh' Und d' Vögel, die gesungen hab'n so schön im April, Kriegen Frostbeuln'n im Ströpferl und weid'n mäuschenstill." Kälterüdfälle und kühle Tage sind leider in jedem Jahre unt ausbleiblich; der einstige Kladderadatsch- Dichter Rudolf Löwenstein  hat uns in einem schönen Frühlingsgedichte den Grund dafür ent­hünt: die Frühlingsdichter sind schuld daran, die sich in Ver­Herrlichungen und Lobpreisungen des Wonnemonats" nicht genug tun können und an denen nun der Mai sein Mütchen tühle. Der Dichter läßt den Mai selbst gegen den Ueberschwang seiner Ber­herrlicher Front machen, indem er ihn sagen läßt: Die Malefizpoeten, Was hab' ich ihnen getan, Daß sie in Dorf und Städten So grimmig auf mich fahn? Von jedem dummen Jungen, Der lettert auf den Barnaß, werd' ich gewiß besungen Und weiß doch nicht, um was!

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Ich wollt's seit langen Seiten Verhindern mit Gewalt Und zeigte mich drum vor Lenten Beständig naß und kalt. Und dochist's nicht erschütternd? Was immer ich verschont, Sie nannten bor Kälte zitternd Mich noch den Wonnemond..."

Notizen.

Seit 1905

- Scholem Alechem  , einer der bekanntesten im jüdischen Jargon schreibenden Schriftsteller, ist am 13. Mai in New York   ge­storben. Er war 1859 in Berjaslaw( Gouvernement Poltawa) ge­boren, als Rabbiner und später als Kaufmann tätig. lebte er größtenteils außerhalb Rußlands  . Seine zahlreichen, größteils humoristischen Erzählungen erschienen im Jüdischen Volks blatt", in der von ihm begründeten Jüdischen Volksbibliothek" und in Buchform.

Die Ereignisse der achtziger Jahre erschütterten die wirtschaft­lichen Grundlagen der russischen Judenheit, und wie von einem zer­störten Ameisenhaufen zerstieben die betäubten Menschen nach allen Seiten. Diese eigenartige Situation schilderte Scholem Alechem   in feinen Papieren"," London  "," Millionen", Es fiedelt nicht" mit ihrem Haupthelden Menachem Mendel, einer Verkörperung des jüdischen Luftmenschen, für den das Rechnen mit dem Zufall, die rastlose Geschäftigkeit und die fieberhafte Nervenüberreiztheit zur zweiten Natur geworden ist. Das neue, aus der russisch  - jüdischen Emigration emporblühende Leben versuchte er in seinem Mabbul und Frrende Sterne" usw. wiederzugeben.

Manche von Alechems Schriften, die 15 starke Bände ausmachen, wurden ins Hebräische und Russische  , nur wenige ins Deutsche über­fegt. Seine Volkstümlichkeit beruht anf seiner intimen Kenntnis der von ihm geschilderten Typen, der Meisterschaft der Sprachbehandlung und der ganz populären Darstellungsform. Die Wette", die wir als Probe seiner Art abdrucken, ist dem Gettobuch" entnommen, in dem Artur Landsberger   zahlreiche jüdische Geschichten gesammelt hat. ( Verlag Georg Müller in München  .) Nun muß es aber Gott   gerade so fügen, daß im Hause Jojel Theaterspiel in den Gefangenlagern. Die Taschkers ein Advokat wohnt so einer von den alten Advokaten Deutsche Dichtergedächtnisstiftung, die bereits an 30 000 Bücher an der sich nichts daraus macht, barhäuptig herumzugehen, den Bart zu rasieren und am Sabbat Zigaretten zu rauchen, furz, Zu den am häufigsten zitierten geflügelten Worten gehört der die friegsgefangenen Deutschen   geliefert hat, verschickt jetzt 5200 Stüd alles das zu tun, was man nicht fun darf. Er heißt Nom- Anfang des von dem Wiener Dichter Klesheim gedichteten Frühlings- guter Ginafter an 200 Gefangenlager in England und Frankreich  . panjewitsch, ist hoch und breit, ein bißchen vorgebeugt, hat einge- liedes Wan's Mailüfterl wäht". Im Büchmann   werden wir dar- In die Dede der Gefangenschaft wird das Theaterspiel, das nun fallene Backen und Spitzbubenaugen. Führt, wie es scheint, ein über belehrt, daß der Anfang des Liedes im Urtert in der hier mehr möglich wird, gewiß vielerlei Abwechslung und Freude bringen. liederliches Leben. Er erhält sich mehr vom Kartenspiel als von wiedergegebenen Faffung zu lesen ist. Sonst ist Klesheim als Dichter- Ein gotischer Goldring im Gewichte von 1,880 Milo, der Advokatur, und alle lustigen jungen Leute, die für ein Spiel- nicht sonderlich hervorgetreten, und er würde wohl sicherlich schon der schon vor einigen Jahren im Dorfe Petersiz bei Stolberg   ge­chen, einen guten Schinken und ähnliche schöne Sachen Sinn haben, längst der allgemeinen Vergessenheit anheimgefallen sein, wenn nicht funden wurde, ist erst jezt bei der Metallabgabe als solcher erkannt tommen bei ihm zusammen. Kurz, sicherlich kein Heiliger. Doch dieses sentimentale Frühlingsgedicht, das mitten in der blühenden worden. Der Ring besteht aus einer Legierung von Gold und wieder dieselbe Geschichte! Was fümmert's Dich? Ich meine den Frühlingspracht Gedanken an die Vergänglichkeit der Liebe und des Silber und weist Darstellungen einer Schlange und eines Vogels Jofel Taschker, mein' ich. Wirst Dich halt nicht mit ihm ver- Lebens erwedt, ihm ein bleibendes Angedenken gesichert hätte. Der auf. Er dürfte aus der Völkerwanderungszeit stammen und dem schwägern! Und basta! Aber nein! Er hält's nicht aus. Er Dichter meint hier mit dem Mailüfteri" ganz allgemein den fanften gotischen Kulturkreise angehören.

Erzählungen eines alten Tambours.

17] Von Edmund Hoefer  . ,, Da fam's über mich, da stieg mir das Blut zu Stopf und mich faßte eine schier unmenschliche Wut. Ha, Kanaille! schrie ich und faßte mit der Faust seine Schulter und schüttelte ihn wie ein Kind; ist's mum doch gekommen, wie ich dir und dem Satansalten immer gesagt? Ist doch der Hochmut zu Fall gekommen und seid ihr nun gebändigt wie die prahl­hansigen Buben? Ja, du morden tönnt' ich dich, morden! Erst so groß, und nun so klein! Wozu hat dir unser Herr­gott denn einen gesunden, rechtschaffenen Verstand gegeben, daß du ihn so nichtswürdig verhunzen mußtest?

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die da sind, auch für mich gelten so gut wie für andere. I war darin, was falsch war und weit übertrieben und ganz Was haben die hohen Herren, die Edelleute, die Bürger vor lästerlich, aber ebensoviel war auch gut und wahr, was auch uns voraus, die wir im Dorf wohnen statt in der Stadt, mir schon durch den Kopf gegangen war, wenn ich einmal in und in der Hütte statt im Schloß? Ich bin ein freier Mann müßigen Stunden an dies und das gedacht hatte, und was so gut wie sie, und keinem untertan, ich bin das einzige Kind später oft gerade so gekommen ist, wie der arme Sterl es da­meiner Eltern und ein Seemann so gut wie einer von den mals fagte. Und da stand er vor mir, so ganz hoch und stolz Prahlhansen, und besser, obgleich ich nicht jahrelang in der trotz Fesseln und Lumpen, daß mich darob eine ordentliche Nordsee nmherlungerte. Und nun in Eisen! Ehrfurcht packte. Und es war doch nur ein junger, bartloser

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Ja, meinte ich, nach deiner Manier zu reden hätte Bursch, meinesgleichen an Geburt und Rang, das heißt ein der Staat gar keine Soldaten oder nur das zusammen- Nichts, ein tolles, wildes Geschöpf, das nie viel in die Bücher gelaufene Gesindel, wie es vor Zeiten gewesen ist. Und gesehen und kann jemals die Schule besucht hatte. So war dann, mein' ich, hast du vergessen, daß die Schuld an all dem aber auch nur der Rolof. Ungemach nur dein ist, denn das Gesetz erlaubt dir ja, einen ,,, Und es hilft dir alles nichts,' sagte ich endlich ,, und das Freibrief zu nehmen und deinem Willen zu folgen. Gib nach, Ende vom Liede ist, daß du nach meiner Trommel marschieren Rolof, gib nach! Dein Unverstand war's und des Alten Toll- mußt. Das danke deinem Alten und dir selbst! eure Torheit " Ich weiß nicht mehr, was ich noch weiter sagte, ich hab' heit, das ist's. hat dich in die Suppe gebracht.' Da war er plöglich wieder es nie gewußt, ich war toll, und als ich meine fünf Sinne" Die scharfen Brauen über seinen Augen berührten sich starr und kalt wie zuerst; er trat zu mir, faßte meine Hände endlich wieder fand, als ich ihn da vor mir ſizen sah, die fast, als er aufsprang, daß seine Ketten rasselten, und mir so fest, als wolle er sie erdrücken, und sprach: Sei es drum, Augen jetzt geöffnet und auf mich gerichtet fest, ernsthaft, antwortete: Und wenn dies das Gesetz ist, Ohm, so laßt wir sind schuld daran, es läßt sich nicht wegdisputieren. Aber, drohend, bittend, müd bis zum Sterben alles, was ein paar es auch anwenden auf alle, ohne Gunst, ohne Vorzug, ohne Dhm, was soll ich hier? was wollen sie mit mir? Es kann Augen sagen können, wenn der Wahnsinn um den Kopf freist, Falschheit. Was hilft mir das Gesetz, wenn ich weiß, daß und kann nicht gut werden, denn ich kenne mich selbst. Dort und nun gar seine Augen, Rolofs, den ich troß alledem lieber es bei mir, für mich nicht gilt? Sie mir einen Freibrief auf der See bin ich so gut wie einer und besser, hier auf dem hatte als mein Herzblut- als ich sein wackeres Aeußere so nichts- geben! Sie dem Sohn meines Vaters! Oh! Schwefel und Lande schlechter als der Schlechteste. Dort hätt' ich was nühen würdig wüst und verstört sah- da brach ich in helle Tränen aus. Feuer! Laßt mich lachen, Ohm! Sie, die sich lieber selbst tönnen, und hier fann ich nur schaden, mir selbst und andern; Ja, schaut mich an wie ihr wollt, ich sag's und schäme mich dessen verschlängen, als daß sie uns einen Gefallen tun, uns unser dort war ich der Erste, und hier werd' ich der Letzte sein. Wer nicht, ich, der Ralow, der starte, gesezte, vernünftige Kerl, ich Recht geben sollten! Und Ihr sprecht von den Soldaten? sein lebelang Wind und Wasser geschluckt, der erstickt im Staube; weinte wie ein Weib, schier trostlos, und rang meine Hände Wenn der König, wenn der Staat Soldaten haben muß, so wer auf den Planten gehen gelernt, der wird nie auf der Und dann soll ich fort von der und wußte mir nicht zu raten noch zu helfen. Rolof!' rief laßt ihn sie meinetwegen von den Hörigen nehmen, von den harten Erde fortkommen. ich und fiel ihm um den Hals und herzte und hielt ihn, wie Leibeigenen, die es nirgends schlechter haben als bei sich in See, versteht Ihr das, Ohm? Versteht und fühlt Ihr denn seine Mutter ihn nie herziger an ihre Brust, in ihren Arm ihren Löchern, und Gott danken, wenn sie davon können; auch, was das sagen will, wenn wir aus der Luft weg gedrückt, Rolof, teuflischer Nichtsnuh, kommst du so zu mir oder er mag einstellen, die sich freiwillig melden, deren es müssen in die Mauern, aus dem wilden, bunten Getreibe und und bringst meinen Augen solch ein Elend! immer noch genug geben wird; oder er soll uns nehmen, Gewoge der Flut in die lahme Alltäglichkeit des Landes,

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Ja, schaut mich nur an, Dhm,' sagte er finster, und wie wir da find, Edelmann, Bürger und Bauer, hoch und aus dem frischen und fröhlichen Geschäft des Seemanns, we er weinte nicht; ich bin's, ich, der Rolof van der Kerken  , gering, alle die fähig sind. Aber das geschieht nicht so. Es es immer zu wagen gilt, wo sich immer Gefahren finden, Eurer Schwester Kind, der freie Mann, der da vor Euch geht nach Rang und Stand, nach Glück, Gunst und Geld. wo stets nur wenig zu gewinnen, aber alles zu verlieren ist, sitzt wie ein Verbrecher, zerschlagen, zerrauft, in Stetten, ja Und nun, Ohm, was soll ich ihm? was geht mich der Staat von da weg, hierher in die Gleichförmigkeit und das Einerlei in Eisen, wie ein Meuterer, wie ein Hund. Und ich habe an? was hat er mir gegeben, daß ich ihm zwanzig Jahre der Dressur und des Gamaschendienstes, kurz aus dem doch nur mein Recht gewahrt, meine Freiheit, mein Recht!'- dienen und knechten, wie ein Hund mich dressieren und hudeln Leben in den Tod! Und daß ich fort muß aus der Frei­So? entgegnete ich, indem ich ihm ernsthaft und fest in die lassen soll, meine Jugend vergeuden, meine Kraft zugrunde heit in die Knechtheit, nicht auf ein Jahr oder auf zwei, brennenden Augen schaute ,, also nun ist dein Recht geworden, richten, all' mein Glück und Leben verlieren dafür, daß er mich auf drei sondern auf fünfzehn, zwanzig, auf ein ganzes was doch nur deine bare Torheit war! Bist du nicht Untertan das Fleckchen Erde   für mein gutes Geld erwerben läßt, wo Menschenleben, fort von der See, von den Eltern, von dem des Staats? nicht kantonpflichtig? Willst du was voraus ich mein Haus baue? Willst du was voraus ich mein Haus baue? Das ist bei Gott   ein jüdischer Tausch! Mädchen, von allem Glück, allen Aussichten und Hoffnungen, haben vor uns andern? willst du neue Geseze haben nur für Und weil ich meine Freiheit wahrte, mein Recht darum in ohne Wiederkehr, auf immer und ewig! Denn das Ende von dich? Knabe, man hört dir des Vaters tolle Schule an.' Eisen!' alledem erleb' ich nimmermehr. Und weil ich dagegen mich ,, Er hatte seine Augen vor meinem Blick eine Minute ,, So ging es immer fort. Ihr müßt nicht glauben, daß gewehrt, darum in Eisen! Ja, und ich selbst schuld daran, gesenkt; aber da ich schwieg, hob er sie wieder auf, und dies, was ich euch erzähle, alles war; ich kann es euch nur ich, ich!' wild sprach er: Neue Geseze will ich nicht, ich will nur, daß, nicht so wiedergeben, viel hab' ich auch vergessen. Vieles

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( Forts. folgt)