Nr. 123.1916.

Unterhaltungsblatt des Vorwärts

Geschichten aus dem Kriege.

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Freitag, 26. Mai.

Kleines Feuilleton. Ein französischer Findling.

S. N.

eines wirklichen Erlebens der Kriegszeit; der Autor fabuliert sich echter Bierphilister seine Meinung darüber vorträgt, wie der Krieg den Krieg aus der Ferne zurecht und erfindet eine mehr oder weniger leicht" hätte vermieden werden können, oder die kleinen Skizzen abenteuerliche Handlung, die sich mehr oder minder die Grausam-" Der Ausgang"," Verdächtig" u. a. m. Wenn das ganze Heftchen Der Krieg beherrscht das Interesse der Menschen. Kein Wunder, feiten und Gewaltsamkeiten des Krieges zunuze macht. Aber auf diefen Ton gestimmt wäre, würde man es ohne Einschränkung baß er auch der literarischen Produktion seinen Stempel aufdrückt. die Erfindung ist nicht ungeschickt, einige gute Beobachtungen find empfehlen können; es steht immerhin über dem Durchschnitt der Er hat jogar eine so umfangreiche Kriegsliteratur geschaffen, daß mit gewissem Raffinement verwertet, und die Darstellung nur üblichen Kriegsliteratur.. aweifellos das Angebot schon weit größer ist als die Nachfrage. mit flüchtigen Strichen skizzierend- bringt den Verfasser nicht Das liegt einmal wohl an der Tatsache, daß sich das allgemeine nur über gefährliche Klippen seiner mangelnden Kenntnis Interesse an den Kriegsereignissen naturgemäß allmählich abflaut, des Kriegshandwerks hinweg, sondern gewährt obendrein noch während das literarische Schaffen die Eindrücke des Krieges erst all- einen gewissen, allerdings bald abstumpfenden Reiz. Mit Kunst hat mählich verwerten oder doch zum mindesten erst allmählich auf den diese Art Kriegsliteratur nichts zu tun; aber sie verwertet den Krieg Büchermarkt bringen konnte. Einen Teil der Schuld an dem Miß- immerhin mit routinierter Klugheit für eine lesbare Unterhaltungs­berhältnis zwischen Angebot und Nachfrage trägt aber sicherlich auch lektüre, wobei die Auffassung des Autors über Freund und Feind Auf einem Marsch durch ein verlassenes und verwüstetes der Umstand, daß die literarischen Kriegserzeugnisse, wenigstens die natürlich ganz konventionell bleibt. Anspruchsloser, man möchte französisches Dorf lief unseren Landstürmern plötzlich ein kleines, belletristischen, eine gewisse Eintönigkeit zeigen; wer einige von auch sagen: ehrlicher geben sich die Skizzen aus dem Felde", etwa vierjähriges Mädchen entgegen, das ein Stäbchen in Arm trug. ihnen genossen hat, wird in der Regel keinen großen Reiz die Johann Ferch unter dem Titel Das zweite Gesicht" Kurz vor den Soldaten entsprang das Tier der Kleinen, die ihm empfinden, sich weiter in sie zu versenken. Die Werke, aus denen im Anzengruber- Verlag. Wien   und Leipzig  , hat erscheinen lassen. mit dem fläglichen Ruf:" Minette, Minette!" nachlief. Verwundert ein Verstehen, ein Erleben des Krieges spricht, das durch seine In manchen seiner Skizzen sind die Einwirkungen des Krieges saben unsere Soldaten auf das kleine zierliche Persönchen, das rote Wucht und Eigenart die Leser wahrhaft packt und erschüttert, sie freilich ganz äußerlicher Art, ja hier und da könnten sie ebenso gut Schleifen im zerzausten Haar trug und kein bißchen Furcht vor den fest in ihren Bann zwingt, sind allem Anschein nach recht dürftig existieren, wenn der Hintergrund des Krieges wegbliebe. Ueberdies vielen fremden Männern zu haben schien. Der Hauptmann mußte gejät. fehlt der Mehrzahl der Skizzen das Eigene; sie geben nichts Halt kommandieren und väterlich zärtlich streichelte er den kleinen Unter diesen Umständen war es ein glücklicher Gedanke, wenn Neues, Bedeutsames. Hat der Mangel an Routine und Mache Schwarzkopf, während er sich nach dem Woher und Wohin des Franz Diederich den Versuch machte, aus der Fülle der lite- in der Darstellung auf der einen Seite etwas Sym- Kindes erkundigte. Doch das Kind konnte keine Auskunft geben, es rarischen Kriegserzeugnisse eine gewisse Auslese zu treffen, aus der pathisches, so muß er auf der anderen auch wieder dafür interessierte sich auch nur für sein Kätzchen, das ihm ein gutmütiger Masse des Vorhandenen wertvollere Abschnitte auszuwählen, gleicher allerlei stilistische Unbeholfenheiten in den Kauf nehmen. Landsturmmann eingefangen hatte und sorgsam in die Arme drückte. maßen durch die Mannigfaltigkeit des Gebotenen wie seine Qualität In der Erzählung Unteroffizier Hartmann" von Wie tam das Kind in dieses zerschossene Dorf und was sollte aus das Interesse des Lesers anzuregen und ihm durch die gebotenen H. Kesser  ( Verlag Rascher u. Co., Zürich   und Leipzig  , Preis ihm in dieser Verlassenheit werden? fragte sich hastig der Haupt­Proben zugleich auch Hinweise zu geben, wo er weiter fünstlerische 1,60 m.) ist sicherlich ein beachtenswertes tünstlerisches Streben, die mann. Rings stand kein Haus, kein Gehöft, das ganz geblieben Erhebungen finden könne. Herzen im Kriege" hat er die Tragödie eines Menschen in originaler Form zu meistern, vor allem war. Ihrem Schicksal konnte man die Kleine unmöglich überlassen, beiden inhaltreichen Bände genannt, die zu billigem Preise( je 1 M.) ein stilistisch interessanter Versuch, die wirren Reden eines Fiebernden man mußte sie also mit sich nehmen. Das taten die Krieger von im Vorwärts- Verlage erschienen sind. mit all ihren Abschweifungen zu benutzen, um allmählich ein Bild herzen gern, ja sie stritten sich sogar darum, trotz ihrer Müdigkeit, Es verdient hervorgehoben zu werden, daß Diederich sich bei des Vergangenen zu schaffen. Daß der Versuch gelungen sei, wird wer Kind und Kaze tragen sollte. Jeder bürdete sich die kleine Last der Auswahl seiner Stücke nicht auf das beschränkt hat, was aus sich nicht sagen lassen. Die abgehackten Säße aus dem Munde des auf, selbst der Hauptmann hob das Kind und sein Kätzchen auf seine diesem Kriege erwuchs, und auch nicht auf die Wiederspiegelung der Fiebernden ermüden in ihrer Ausschließlichkeit, und die Wucht des Arme. Es blieb unseren Braven nichts Besseres übrig, als sich des friegerischen Ereignisse bei den deutschen Schriftstellern. Dadurch Geschehenen und Geschehenden kommt nicht zur rechten Geltung. Die fleinen Findlings auch weiterhin anzunehmen. Die Kleine schloß gewinnt das Bild an Farben, interessante Vergleichungen werden Erfindung, das Stoffliche an sich ist überdies nicht von großer Gigen- sich den Soldaten rasch an und ließ sich und ihr Kätzchen mit den angeregt, und die Allmacht und Vielgestaltigkeit der Kräfte, mit art. Der Krieg endlich faum mehr als Staffage, ganz äußer- besten Happen füttern. R. K. N.  denen der Krieg von jeher auf die Menschheit eingewirkt hat und licher Abschluß in der Kette der Ereignisse, ohne von richtung immer wieder einwirkt, tritt voll in die Erscheinung. Nicht zuletzt gebendem Einfluß auf sie! Eine Zuspizung der Schriftstellerei auf Ein Volk ohne Alphabet und Liebeslieder. auch erhellt daraus, wie die Kultur aller Völker doch von Gefühlen, die Kriegszeit anders läßt sich das gar nicht ausdrücken die Gedanken und Bestrebungen erfüllt ist, die etwas wie ein einigendes hier vielleicht noch mehr auffällt als bei den schon genannten Die besondere Schwierigkeit für die Erfassung des Albanesischen. Band um die ganze Menschheit schlingen. Das schließt eine zum Büchern. besteht nach Dr. Traeger darin, daß man es bis heute noch nicht zu Teil auch wohl national bestimmte Mannigfaltigkeit in dem Erleben Nicht gering ist die Zahl der Bücher, die ihren Lesern den einem einheitlichen Alphabet hat bringen können, ja vor einigen und in der Gestaltung der Kriegsausdrücke bei den verschiedenen Kriegshumor" nahebringen wollen. Wer den Krieg in der Nähe Jahren schrieb man in Albanien   überhaupt noch nicht. Die Lyrik Schriftstellern natürlich nicht aus. Und es gewährt hohen Reiz, sieht, dem wird in der Regel wohl der Humor vergehen, und selbst und Musik der Albanesen, die Dr. Traeger in etwa 22 Melodien an der Hand der Diederichsschen Sammlung etwa zu vergleichen, für den berühmten Galgenhumor" bleibt wenig Plaz. Was uns und Liedern phonographisch gesammelt hat, ist einförmig und ein­wie der Japaner Safurai, der Russe Tolstoi  , der Deutsche Wöhrle als Kriegshumor"" dargeboten wird, ist denn auch zum großen fach, fie fennten keine Intervalle. Die Lieder handeln meist vom die Gewalt der friegerischen Ereignisse empfinden und darstellen. Teil mehr am Rande des Krieges" gewachsen; es besteht in allerlei Helden, der einem Drachen verglichen wird, der sterbend nur an Ueber die Auswahl der Stücke im einzelnen wird man ja hier Wigeleien über die Feinde"- gewöhnlich um so forscher, je weiter feinen Stamm oder seine Mutter denkt, diese strenge Lyrik steht im und da verschiedener Meinung sein können. Aber Kitsch und Schund hinter der Front entstanden- und in Beobachtungen, wie sich der Gegensatz zu der Weltfreude der Nachbarvölker und Albaniens  . Die ist doch in jedem Falle vermieden, und in den Schilderungen Krieg in der Auffassung bestimmter Kreise Kinder, Stammtisch- sittlich strengen Albanesen kennen kein Liebeslied, aber auch kein an Rauschers, Riebickes, Hahnewalds, Kauders, Wöhrles von den politiker usw.- spiegelt. Es kann sein Gutes haben, Blüten dieser historische Erinnerungen anknüpfendes Lied. Dementsprechend find Klassikern" wie Liliencron  , Lemonnier, Zola, Tolstoi   usw. ganz legten Art Kriegshumor zu kleinen Sträußchen zusammenzubinden die Musikinstrumente äußerst primitiv, nur Pfeife und einfache zu schweigen. sind mit sicherer Hand Abschnitte der Kriegsliteratur trop, vielleicht auch eben wegen des Ernstes der Zeit. Soll so Streichinstrumente. Die Albanesen tanzen auch nicht. Diesen Ver­entnommen, die zu den besten künstlerischen Auswirkungen des Krieges eine Blütenlese aber erfreuen und nicht abstoßend, quälend wirken, hältnissen gemäß ist auch das geringe Schmuckbedürfnis, daher die gehören. so gehört für sie eine zarte Hand; von den absprechenden Spötteleien Armut an Motiven in Weberei, Stickerei und Schnigerei, ganz im Die kleine Probe von Ostar Wöhrles Striegsschilderungen, über den Gegner wird sie am besten ganz absehen. Wir greifen Gegensatz zu den kunstfertigen Südslaven. bie Diederich gibt, wird schon mit einer gewissen Spannung zu zwei Bücher heraus: den Kriegshumor", den Eberhard Buchner dem Buche greifen lassen, in dem dieser junge Künstler wie die gesammelt und bei Alb. Langen in München   herausgegeben hat, besten Sänger des Krieges: Bröger, Lerich Bartels proletarischer und den Band, An der Front" von Dr. J. K. Ratislav Herkunft seine Kriegseindrücke zusammenfaßt.( Soldatenblut",( Verlag Hesse u. Becker, Leipzig  ; Preis 1,50 M.) Beide Bücher be- Köln   1916. Mit der Ausstellung für Kriegsfürsorge Köln 1916 -Kongreß für Striegsbeschädigtenfürsorge Verlag Egon Fleischel u. Co., Berlin  , Preis 2 M.) In seinem gnügen sich damit, eine Menge Anekdoten und Scherze zusammen soll ein Kongreß verbunden sein, auf dem die Frage der Be­Hauptstück, Aus der Kriegszeit eines elsässischen Soldaten", und in zutragen, wie sie die Tagespresse und die illustrierten Blätter den meisten der kleineren Stizzen, die es enthält, werden diese Er- zuerst veröffentlichten. Soweit eine Ordnung" versucht wurde, kann schädigtenfürsorge von allen in Betracht kommenden Kreisen der wartungen auch nicht enttäuscht. Die Anschaulichkeit der Darstellung, sie einiges Kopfschütteln erregen. Wichtiger als das Wie ist aber Wissenschaft und des wirtschaftlichen Lebens erörtert werden sollen. die Kraft und Volkstümlichkeit der Sprache packen eben so sehr, wie das Was des Gebotenen. Und da muß man beiden Sammlern das Für diesen Kongreß ist die Zeit vom 21. bis 26. August d. J. vor­die Tiefe des Erlebens der äußeren Vorgänge und Bilder. Keine ausreichende Quantum Geschmack und Tattgefühl absprechen. Neben gesehen. falsche Sentimentalität, aber doch inniges Mitfühlen, keine wild- besseren Anekdoten läuft auch viel faules Beug mit und mancher Rettung aus Seenot durch drahtlose Tele­gewordene Begeisterung, sondern überzeugende Ruhe, fein gefünftelter Wig" ist nur erstaunliche Gefühlsroheit. Barbarei. Man muß die graphie. Das amerikanische   Marineministerium hat jüngst eine Wiz, aber hier und da ein ſtiller, fast möchte man sagen: er- Aufmachung bedauern, die derartigen Zusammenstoppelungen zuteil kleine Statistik veröffentlicht, die von neuem zeigt, welche Bedeutung greifender Humor. Etwas gesucht muten Volkstümlichkeit und Humor geworden ist.. die Wellentelegraphie für die Rettung aus Seenot hat. Es ist da gelegentlich in der Geschichte Trommel, Trömmel, Ochsenkopf" an, Anders will ein Büchlein beurteilt sein, das die Deutsche Dichter- von 23 amerikanischen Fahrzeugen die Nede, die durch drahtlose in der sich auch am wenigsten eigenes Erleben ausspricht. Eine völlige Gedächtnis- Stiftung in sehr hübscher Ausstattung herausgebracht hat: Telegraphie Hilfe erbaten. Es handelte sich in 4 Fällen um Feuer Entgleisung scheint Die Rächerin ihrer Ehre", eine Schauergeschichte. Fröhliches aus dem Kriege" von Friz Müller. an Bord, 12 der Fahrzeuge waren auf Grund gelaufen, bei 3 waren Nicht so sehr ihrer eigenen Bedeutung wegen, sondern mehr, um Müller ist nicht Sammler; er erfindet und schildert selbst. Und wenn Maschinenbrüche eingetreten, 4 Schiffe waren mit anderen zusammen­einige Typen für den Durchschnitt der belletristischen Auswertung auch nicht in allen, so schimmert doch in manchen seiner Geschichtchen gestoßen, 2 waren led gesprungen. In allen 25 Fällen kam die des Krieges zu geben, seien dann noch einige andere Bücher aus das freundliche Licht ungezwungenen Humors. Schade, daß sich drahtlos erbetene Hilfe rechtzeitig, und im ganzen gingen nur zwei dem Wust der Kriegsliteratur herausgehoben. Als Bändchen einer hier und dort auch bei Müller jener Patriotismus vordrängt, der Menschenleben verloren. größeren Sammlung des Albert Langenschen Verlages in München   da glaubt, über den Gegner absprechen und wizeln zu müssen. Das- Dänemarks   Bevölkerung beträgt nach der Zählung erschien ein Büchlein, hie Habsburg  " von A. v. Vestenhof Büchlein gewährt feinen reinen, einheitlichen Genuß, wenn sein Ver- vom 1. Februar 1916 2921 392 Personen. Davon entfallen auf ( Preis 1 Mark). Es zeigt, wie ein geschickter Schriftsteller sich dem fasser auch immer einen gewissen künstlerischen Geschmack im Vortrag Kopenhagen  - Frederiksberg 605 772, auf die Provinzstädte 604 203 Kriege anzupassen" sucht, nicht mehr, aber auch nicht weniger. besigt; erfrischend in ihrer Eigenheit und Natürlichkeit sind aber und auf das Land 1711 387. Die Bevölkerung hat in den letzten Die vier Geschichtchen, die das Bändchen umfaßt, find nicht Ausflüsse Stückchen wie jene Münchener Wirtshausszene Wenn", wo so ein fünf Jahren um 5,95 Proz. zugenommen.

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Notizen.

aus der Wache herauskam, um die Ecke bog und die lange dürfte. Der Herr Oberst sind mir immer ein gnädiger Kom­Straße so einsam und düster vor mir liegen sah. Da über- mandeur gewesen.'

Erzählungen eines alten Tambours. mannte mich das Elend, mir ward schwindlig und ich mußte ,, Da trat er auf mich zu, legte die Hand auf meine

Von Edmund Hoefer  .

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den Kopf gegen die Wand lehnen. Das zu hören und das zu Schulter und sagte: So geh denn, du alter, harter Bursch.' fehen! Solch ein junges, frisches, üppiges Leben, solche Dann wandte er sich ab und ging ins Nebenzimmer. Ich Meine Weibsleute führte ich ins Gefängnis, ich selbst Lebenskraft, solch ein Fleisch und Blut, solch ein Gemüt! aber machte mich ins Gefängnis, blieb bis zehn Uhr dort und ging zum Appell. Nachdem der Spruch des Gerichts ver- und daneben die armen Geschöpfe, die all ihr Leben und nahm dann die schier sinnlosen Weiber mit mir ins Quartier. Lesen, und daß unsere Kompanie dabei zum Dienst kom- Lieben von ihm und in ihm hatten! und die dennoch wußten, Dort haben wir die Nacht ohne Schlaf gesessen; ich hatte Morgen wird er dahin meine Trommel zu dämpfen. mandiert sei, rief mich der Stapitän abseits und sagte mir, morgen ist alles zu Ende! Am andern Morgen um sieben Uhr waren wir hinaus­ich sei natürlich dispensiert und könne diese Tage über tun gerufen, und muß dahin auf seinen eigenen Füßen gehen, Es marschiert zum Fichtenhügel; dazumal aber standen nur ein und gehen, wie ich wolle. Dagegen protestierte ich, ich wollte wohin uns nur der Wagen führt oder die Bahre trägt! nicht dispensiert sein. Er redete mir zu, vernünftig zu sein; war zu viel für eine menschliche Fassung, und ich stand da paar Bäume darauf mit einigem dichten Buschwerk, und vornean es sei des Obersten Befehl und er wolle mein Bestes. Nein, wie gelähmt, wie tot, und wußte nichts weiter, als was ich war der eine krumme Stamm, den ihr dort noch seht; die meinte ich, das könne ich nicht, und ich wünsche mit dem vorhin selbst zu ihm gesagt und was ich noch immer sage: andern Bäume waren noch nicht gefäct, Dort traten die Bursche Obersten   selbst zu reden. Das ward mir erlaubt, und auf Rolof, mein Junge, mein Herz und mein Lieb, warum haft zu ihm, die zum Dienst kommandiert waren, und nahmen Abschied du mir das getan!' den Abend ward ich zu ihm bestellt. Dann ging ich zum von ihm; dann fiel er mir um den Hals und wir sagten uns Arrestanten, bei dem ich die Weiber und den Prediger traf. ich nicht. Ich weiß nur, daß ich vor ihm stand und daß er die Augen wollt er nicht verbunden haben. " Wie ich dort weg und zum Obersten gekommen, weiß Adieu. Darauf tniete er auf dem Hügel an der Grube nieder; Er war reinlich und sauber gekleidet, auch ohne Ketten. mich fragte: Was bringst du mir, mein armer Sohn? Bittet" Der Offizier kommandiert: Schlagt an! Feu- Wie Ernst und doch heiter kam er auf mich zu, fiel mir um den er um Begnadigung? Wir schicken gleich den Kurier ab, bis er das Wort halb ausgesprochen hat, ist es, als ob das Ge­Hals und sprach: Ohm, verzeiht Ihr mir all den Jammer, übermorgen ist alles in Ordnung; das Gassenlaufen wird sich büsch dicht hinter dem Rolof wie eine Tür aufspränge, die den Ihr nun davon habt? Es konnte aber nicht anders auch schon machen.'-, Begnadigung? erwiderte ich. Nein, Marie fällt draus hervor und auf den Jungen. Ich komm tommen; ich hab' es Euch damals schon vorausgesagt. Da Herr Oberst. Was er verdient, muß er leiden, es ist einmal mit!' ruft sie. Halt! fezt ab! schreit der Offizier und schob ich ihn von mir, legte die Hände auf seine Schultern nicht anders. Er hat sein Recht, und das muß ihm bleiben; springt wie rasend vor und schlägt mit dem Degen auf die und hielt ihn so, daß ich ihn lange ansehen konnte. Rolof, da kann selbst der allergnädigste König nichts mehr daran Gewehre. Aber es war ja schon zu spät! Wie sie auf ihn sagte ich dann, weshalb bist du desertiert und haft dem König ändern. Darum bitt' ich nicht. fiel, hatte sie auch schon ihre Kugel in der Brust, gerade wie geschworen, und auch mir selbst noch am Morgen des selbigen" Ihr seid Starrköpfe, fagte er; aber was willst du er. Wie das alles möglich gewesen, wie sie vor uns dahin Lages?- Ohm', versetzte er, als ich dort stand, so allein denn? Doch dein Kapitän hat mir schon von deiner Tor- gekommen, wie sie sich so verstecken konnte ich weiß es und der Wind kam von Osten, da meinte ich die See zu heit gesagt. Bleibe zurück, mein Sohn, du kannst das nicht nicht. Aber es ist einmal geschehen und sie lagen beide hören, wie sie mich lockte: tomm! komm! Dann hörte ich aushalten; ich will ja, was dir gut tut. Herr Oberst, maustot. einen Vogelschrei ich denke noch immer, daß es eine Möwe sprach ich ,, halten zu Gnaden, aber ich muß mit, und sollt'" Da schrie es ringsum auf, als ginge die Welt unter. Dann kam der Bote, der mir die Nachricht von Haus ich den Tod davon haben. So befehr' ich dir als dein Die Leute weinten und heulten wie die Weiber, mein Stapitän brachte. Da hielt ich mich nicht mehr, da vergaß ich den Kommandeur,' erwiderte er ernst, du sollst zurückbleiben. riß sich die Haare aus dem Kopf und war wie wahnsinnig. Posten und vergaß meinen Schwur, da warf ich von mir, Herr Oberst' gab ich zur Antwort, ich bin traurig, weiß Ich aber weiß von da an nichts mehr; ich fühlte mich ganz was nicht mein, und stürzte fort, ohne Besinnung, ohne Rast, Gott  ! und ich wollte, ich wäre tot und es wäre aus mit mir, närrisch im Kopf. Als ich dann nachher zu mir selbst kam, war bis ich daheim war. aber ich bin gesund und bei Sinnen: ich will nicht dispensiert es wieder Winter. Ich brach auf und kam zwei Tage vor Eylau " Da machten wir unsern vollen, guten Frieden. Ihr sein und bin lieber ungehorsam. Es ist ein Ehrendienst, Herr zu meinem Regiment zurück. tommt doch mit, Dhm?' fragte er noch. Ja, gewiß! ant- Oberst. Wenn einem sein Bruder stirbt oder sein Kind, so be- Das ist's!" sagte der Tambour und faßte mit den Händen wortete ich. Am Nachmittag kamen General   und Oberst gleitet man seine Leiche. Und er ist so gut wie mein Kind, an seine Schläfen. Und nun, Kinder, geht eurer Wege, denn und andere Offiziere, um von ihm Abschied zu nehmen. Dann Ew. Gnaden, ich habe kein anderes, eigenes. Aber das tut mein Kopf ist wieder einmal wild. Ich sagt' es euch ja", schloß blieben wir mit ihm bis zum Abend allein, wo es für mich gar nichts, er ist auch mein eigen, und da wollt' ich den er mit fast unverständlicher Stimme und wildem, starrem Blick, Zeit ward, zum Obersten zu gehen. Herrn Obersten   gehorsamst gebeten haben, mich nicht so zu ich sagt es euch ja, es ist keine Geschichte für den Tag, denn Ich weiß es noch, als wäre es gestern gewesen, wie ich betrüben, daß ich ihn auf seinem legten Wege nicht begleiten sie ist teuflisch.". ( Forts. folgt.)

war.

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