su. 138. 1916. Untu�altungeMatt VdtWärts l�zmi. Strinöbergs Vamaskus-Trilogie. Vor Pfingsten führten die Münchener Kammerspiele   zum ersten Male August Slrindbergs Welttrilogie vom heilig-unheiligen Geist auf: Nach Damaskus. Der erste Teil ist seit 15)00 in Schweden  , seit 1914 auch in Deutschland   über die Bühne gegangen. Der zweite und drille Teil, der auch im Vaterlande des Dichters bisher Buch- dichtung geblieben, erlebte jetzt in München   die szenische Urschöpfung. Friedrich Kaystler und Helene Fehdmer  , die in Leben und Kunst innig Gesellten, gestalteten die Wandlungen des Unbekannten und der Dame auf dem irdischen Paisionsweg. Otto Falckenberg   gab als Regisseur den Visionen der Wirklichkeit, der Erinnerung, des Traums und des Wahns das feierliche Grauen, den prophetischen Ernst, die gehetzte Oual und die sinnliche Leuchtkraft der einsam mächtigen Dichtung. Die sehr bescheidenen technischen Mittel der kleinen Bühne nötigten zu mancherlei Vereinfachungen, Ein- schränkungen und Notbehelfen. Noch wagte man nicht, das Publikum für drei Abende nacheinander ins Theater zu laden. So zog man den zweiten und dritten Teil zu einem Abend zusammen. Darüber wurden Kürzungen notwendig, denen besonders gewaltigste Szenen des dritten Teils zum Opfer fielen. Aber den Mut wird man ja wohl finden, die Trilogie, in ihren drei Teilen gesondert, vollständig zu spielen. Es ist rechtzeitig vor einer Gefahr zu warnen. Nichts verlockt so zu einer szenisch- musikalischen Ueberwucherung wie das Damaskuswerk. Bei Strind« berg ist das Szenische keineswegs gleichgültig. Es gibt keinen Dramatiker, bei dem die Szene vielmehr selber so unmittelbar dramalisch mitwirkend ist; der Raum, in den die Menschen Strind- bergs gestellt sind, ist ein unlöslicher Teil der dramatischen Be- wegung. Das entspringt der revolutionierenden Naturauffafiung des Dichters, die nichts'Totes kennt, sondern in allem Seienden Wandlungen des einen Lebendigen schaut, für die das ganze Universum eine ungeheuere Einheit schaffender Phantasie ist, Nicht nur die Menschen, auch die Steine seufzen und klagen, die Metalle empfinden wie die Tiere, und zwischen den Eisblumen an der gefrorenen Fensterscheibe und den feinnervig leben- den Pflanzen bestehen tiefe Beziehungen der Verwandt- schaft. Das spukhafte Mittälige deräufieren" Umgebung der Slrindbergschen Gestalten ist also weder Aberglauben noch Krank- heil, wie immer durch krankhafte Ueberreizbarkeil des Genialen der- mitteli, sondern in seinem Sinne Wahrheit und Wirklichkeit. So ist das Bühnenbild für Strindberg am ollerwenigsten nur äußerliche Zutat des Dramatischen. Aber es muß bescheiden dienendes Mittel des Verständnisses bleiben und darf nicht die Herrschaft der dar- stellenden Menschen und des gestaltenden Wortes verdrängen. * Als Mann von 45 Jahren erlebte Strindberg in Paris   sein Inferno. Es find die Jahre seines dichterischen Schweigens, in denen er in seinem gärenden Hirn umstürzende Naturwissenschaft- liche Entdeckungen wälzt, und als neuer Alchymist die Umwandlung der Elemente Schwefel in Gold experimentell sucht, bis er die Hände am glühenden Schwefel verbrannt, im Spital verschwindet. Was er damals in mystischen Pariser Journalen und in dem voll tieifinnigen wissenschaftlichen Ahnungen deren Sieg in der wissenschaftliwen Welt der«Verrückte" noch erleben sollte erfüllten Buche Sylva Sylvarum s1896) mit unverminderter Kraft der Darstellung schrieb, war das einzige, was er in jener qualvollsten Periode seines Daseins veröffentlichte. In der Damaskus  -Trilogie gestaltete er jene Erlebnisse, in weltsymboli- scher Umfassung, nach dem Wiederaufbruch seines dichterischen Schaffens, als Genesener, zum Abschluß, indem er zugleich eine neue dramatische Form von unerhörter Ausdrucksfähigkeit für daS Ge- heimste und Unfaßbarste fand. Der erste und zweite Teil wurde 1898, der dritte 1901 geschrieben. Strindberg kam nach Paris   als ein Gescheiterter, der völlig außerhalb der Gesellschaft stand. Er war aus dem Vaterland ver- trieben. Sein Ruhm war in Verawtung und Verleumdung ver- West. Seine persönlich- familiären Verhältnisse waren bis ins Kriminelle verwirrt. Er war von Prozessen, übler Nachrede, drängenden Gläubigern verfolgt. Er war körperlich erschövft. Ueber seiner seele zog sich der Verfolgungswahn immer enger zusammen, dessen unheimliche und marternde Erscheinung er mit seiner immer wachen, lritisih hellen Intelligenz zu seinem Heil zu kontrollieren vermochte. Er stand, fast mittellos, menschenscheu in der fremden Stadt und erlebte so die Nichtigkeit und Wehrlosigkeit deS einzelnen in der wüsten Anarchie der heutigen Gesellschaft, während er zuvor, in der Uebermenschenzeil jener Jahre, deren größtes Zeugnis der Roman  «An offener See" war, die weltschöpferische Selbstherrlich- keit der genialen Persönlichkeit gedichtet hatte. Alle politischen Erzählungen eines alten Tambours. S9j Von Edmund Hoefer  . So fuhr Ralow denn alsbald fort: So oft ich in dieser Zeit auch mit Richard zusammen war, erzählte er, und so viel zwischen uns über alles Mög- liche geredet und verhandelt wurde, so wenig erfuhr ich über diese seine Liebesgeschichte. Briefe hatte er wohl nicht er- halten, da die Posten damals bei uns nicht täglich anlangten, und lamentieren und jammern tat er nicht, denn das war fern von seiner Art. Und da ich ihn endlich einmal danach zu fragen wagte, machte er ein ganz trauriges Gesicht und meinte, ich möge es nur gut sein lassen, er wisse gar nichts und wolle lieber überhaupt davon schweigen. Darin hatte er denn wieder recht, denn wenn einer was auf dem Herzen hat uud weiß nicht wieso, weshalb und warum, da tut ihm das Reden darüber weh; es bleibt ja doch nur leeres Geschwätz, das aufrührt und aufrüttelt und zu Gott in der Welt nichts nützt. Ueberhaupt war er inzivischen gar ernst- Haft und nachdenklich geworden und lebte nicht wie ein junger Mensch und kecker Offizier, sondern wie ein alter Mann; liebreich und böslich blieb er immer, aber man sah zuweilen, wie schiver es ihm ward, und das Lachen schien er ganz vergessen zu haben. Merkt Euch das, Herr Reinbold, das macht alles die vcrdammliche Liebe, und wer drei Meilen von ihr bleibt und drei Kreuze vor ihr schlägt, der handelt wie ein weiser Mann. Die Liebe ist eine ganz über- flüssige Empfindung, und daß unser Herrgott die in die Herzen seiner Menschen gepflanzt, weiß ich eigentlich mit seiner sonstigen Gnädigkeit wenig zusammenzureimen. Ich habe noch nie etwas anderes daraus entstehen sehen als Elend und Malheur. Eines Abends, wir standen schon in Holland   und die Franzosen liefen vor uns, waren wir wieder auf Vorposten, wie sich denn unser Kommandeur das zu unserem Privat- vergnügen ein für allemal ausgebcten zu haben schien. Frohn- reich kommandierte unsere Feldwache und wir plauderten einmal wieder aus Herzensgrunde. Er hatte Briefe erhalten und erzählte nun. wie's daheim aussah. Leo hatte über jenes Begebnis im Herbst berichtet und dadurch Unkraut ge- säet. Die Familien ivaren verfeindet und ganz auseinander, und der Major hatte geschworen und geflucht, zum Frühjahr müsse Lucie ihren Vetter heiraten, sie möge wollen oder nicht. Z�nd das war eine böse Aussicht, da der Major kein Ko- Ueberzeugungen hatten sich ihm al§ vergänglich erwiesen, was gestern als sicherste wissenschaflliche Wahrheit sich spreizte, wurde morgen auf den Kehrichthaufen alberner Irrtümer geworfen. Alles war Mode, ward Moder. Es war kein Sinn in dem wirren, quälenden Getriebe zu erkennen. Ein Zufall, ein Nichts das Leben des ein- zelnen wie der Gesamtheil, und eine Hölle obendrein. In solchen, von Halluzinationen verstörten Stimmungen, die zwischen Verzweiflung und ausbäumendem Trotz kreisten, geriet ihm Balzacs mystische Erzählung Seraphita halb ein dämonischer Märchenspuk, halb eine literarische Einführung in Swedenborg   in die Hände. Und dann vertiefte er sich in den unendlichen Irr- garten der bändereichen Himmels- und Höllengeheimnisse seines schwedischen Landsmanns Swedenborg  . Strindberg sah damals in Swedenborgs   Bekenntnissen eigene rätselhasle Erfahrungen wieder und so gewann er aus dem alten Geisterseher die Richlung seiner eigenen geistigen Wandlung. Unter Swedenborgs   Einfluß bildet sich ihm die sittliche Wellanficht, daß Sünde und Verbrechen nicht sowohl Erscheinungen seien, die durch Strafe gebüßt werden sollen, sondern daß sie selber schon von einer geheimnisvollen Vorsehung auferlegte Strafen seien, die durch Leiden läutern; Schuld heischt nicht Strafe, Schuld ist Strafe. Das ist die religiös-sittlich-soziale Grundidee der Damaskus  - Trilogie. Wenn sich dieBekehrung" des Ketzers an die Organi- sationen der katholischen Kirche   ästhetisch anzulehnen scheint, so wäre es doch die schlimmste Verkennung, die Wandlung in irgend einer noch so allgemeinen Art als den Prozeß eines gewöhnlichen Konvertitentums etwa nach dem Vorgang der deutschen  Romantiker am Anfang des 19. Jahrhunderts zu deuten. Die Freiheit der menschlichen Vernunft, die Schrankenlosigkeit der wissen« schaftlichen Forschung wird auf allen Stationen des Pasfionsweges nach Damaskus   nicht sowohl verleugnet als vielmehr in höchster Steigerung gefordert. Es ist keine Rückkehr zum kirchlichen Glauben. wenn in dem Goldmacherbankelt des zweiten Teils der ge­waltigsten Szene, die jemals ein Dramatiker ersonnen die An­maßung des forschenden Wahns verhöhnt, die tragische Unstäte und Unsicherheit aller geistigen Werte visionär gestaltet wird, ebenso wenig wie es das Kloster eines wirklichen Kirchenordens ist, in dem der Unbekannte schließlich feinen Frieden seinen Frieden für neuen Kampf! findet, sondern die Heimstätte höchster Weisheit und geistigster Freiheit. Strindberg spricht es am Schlüsse der Damaskus  -Trilogie deut- lich aus, was sein Unbekannter sucht: nicht die Bekehrung, die Ab- schwörung. sondern die Zusammenfassung, die Einheit, die Synthese. tumanität und Resignation diese Formel, in der auch die deutsche lasfit einst sich vollendete das ist die Mission des Menschen. Der einzelne resigniert, er findet in der Entsagung der allzu un- gebärdigen Jchbegierden die geläuterte Kraft zur Humanität; er taucht in die Menschheit, in die Menschlichkeit unter. Das Bahrtuch, mit dem der Unbekannte in dem Kloster der Urweisen in den Sarg gelegt wurde, bringt den Ilcbermenschen zur Ruhe und läßt auf- erstehen: den Menschen. Als Strindberg den Weg nach Damaskus gefunden, war er, in religiös verinnerlichter Wandlung, zum Sozia- lismus seiner Jugend zurückgekehrt. Dichterisch aber hatte Strindberg durch diesen PassionSweg vom Jch-Künstler zur Menschheit die Gabe gefunden, das Ohr dieser Menschheit zu sein, das alle Stimmen, alle ihre Klagen, Leiden, Sehnsüchte vernahm, und was es hörte, in künstlerischen Gebilden ursprünglich schöpferisch wiederzugeben verstand. So hörte er denn die Seelen der Menschheit reden, und so weiten sich die ganz ein- fachen Erlebnisse nnd die natürlich selbstverständlichen Dinge des Alltags, die den Grundstoff seiner späten Dramen bilden, zum ge- heimitisvoll erschütternden Gleichnis des Unermeßlichen und Ewigen. Kurt Eisner  . kleines Feuilleton. Ein englischer Werkbunö. Der Deutsche Werkbund  (der in diesen Tagen in Barnberg eine Versammlung abhält) veröffentlichte vor kurzem eine Reihe sehr interessanter Aufsätze, die von englischen Fachleuten geschrieben worden sind, um die englische Industrie davon zu überzeugen, daß auf dem ganzen Gebiete des Kunstgewerbes Deutschland weit vor- angekommen sei und das englische Vorbild, von dem es einst lernte, längst übcrhojt habe. Die Offenheit, mit der die englischen Fach- leute über die bedeutsamen Leistungen unseres Kunstgewerbes sprechen, verdient unsere Anerkennung und unsere Aufmerksamkeit. Wenngleich der Kenner nicht umhin kann zu vermuten, daß die harten Urteile, die die Engländer über die Produktion ihres eigenen Landes fällen, und die begeisterten Lobsprüche, die sie der mödienheld war und seinen Willen weder durch Engel noch durch Teufel beugen und ändern ließ. Wir gingen am Feuer auf und nieder. ,Das Beste kommt noch,' sagte er nach einem längeren Schweigen und fuhr sich mit der Hand über die Stirne..Glaubst du wohl, daß der Patron sich von meiner Schwester ganz zurückzieht? Seit seiner Verwundung hat er nur einmal geschrieben, und sie legt mir den Zettel bei das ist so kalt und herzlos, daß es mich tief im Herzen packt: das arme Kind hat dies nicht um ihn verdient und wird daran zugrunde gehen. Halb entschuldigte sie ihn mit seiner Wunde na, bah, der Bettel I halb denkt sie, ich und meine Angelegenheit sei daran schuld. Dann wieder ist sie voll Angst, weil es richtig davon munkelt, daß dem Leo von der Alten die Helene Pochlitz bestimmt sei, 's ist seltsam, Ralow, daß du damals also recht hattest I Kurz, das alles bricht mir das Herz und füllt mich auch wieder mit heißem Grimm gegen den Schuft. Zu dem kann man sich alles versehen, so schlecht ist er; und wenn man zu allem übrigen noch die hiesige Geschichte rechnet, steht einem beinah der Ver- stand still.'.Die hiesige Geschichte?' fragte ich betroffen..Was meinst du?'.Nun,' versetzte er finster,.hast du meine da- malige Andeutung nicht verstanden oder vergessen? Hast du denn keine Augen? Die Christine' ,Höre', sprach ich und blieb bestürzt stehen,.nimm dich in acht, Bursch, denn du weißt, da hört aller Spaß für mich auf. Was willst du damit sagen?' ,Daß die Sache zum äußersten gekommen sei, nicht, denn davon weiß ich nichts,' entgegnete er..Sonst aber, deucht mir, könnte ein Blinder spüren, wie's mit ihr steht, daß sie nur seit seiner Abwesenheit so herunter und so anders ist, wie sonst.' ,Es ist gut,' sagte ich und biß die Zähne zusammen. ,Das Ding wird untersucht werden, und Gott gnade ihm, wenn sich was Ungehöriges zeigt. Dann soll er erst spüren, wie's in der Welt zugeht, und es soll ihm so neu sein, als käm' er eben erst aus dem Mutterleibe, aus Ralows Wort, mag er Leutnant sein oder Exzellenz. Aber das hat Zeit bis morgen.' ,Du nimmst dir's sehr zu Herzen, Vater,' bemerkte Richard. ,Nun, beim lebendigen Gott l' versetzte ich böse,.wenn die Tochter ruiniert wird, geht das den Vater nichts an? Und ist die Christine nicht das Kind des Regiments, ist ihre Ehre nicht die unsere, nicht meine, der ich ihr Pate und Vormund bin? Na, bei Gott I Aber noch einmal, genug davon.' Und ich ging und setzt mich ans Feuer. Nach einiger Zeit kam er zu mir und bat mich, mit- zukommen, er habe mir noch was zu sagen..Noch was?' deutschen   Architektur, den deutschen Möbeln, Geweben und Ton- waren zuteil werden lassen, ihr eigentliches Ziel in einem irgendwie gearteten, jedenfalls aber die deutsche Ware vom englischen Markte absperrenden Zollschutz zu suchen scheint. Die Engländer, die über die hohen Leistungen unserer Oualitätsindustrie erstaunen, wollen vor allem ihre Landsleute anspornen, die alte Tradition von Ruskin   und Morris, deren sich die Deutschen   zur Verwirklichung bemächtigt haben, wieder aufzunehmen. Es ist taktische Abficht, wenn die Schreiber der englischen Aufsätze dabei ein wenig über- treiben; tatsächlich werden ja doch noch die besten Gläser, die besten Keramiken, die besten Bücher und überwiegend auch die besten Gewebe in England gefertigt. Wir wollen uns also durch die Anerkennung der Engländer nicht täuschen lassen; wir quittieren aber aufhorchend das Lob, das man von jenseits des Kanals der deutschen Feinindustri« zollt. Es will immerhin etwas heißen, wenn ein Engländer und dies mitten im Kriege über die deutsche Industrie Sätze schreibt wie diese:Deutschland   verkauft uns eine Menge hochvollendeter, in wissenschaftlicher Weise erzeugter Waren, während wir an Deutsch  - land eine viel geringere Menge Güter verkaufen, in der Haupt- fache aus Halbfabrikaten bestehend und fast zur Hälfte aus Gar- neu... Es ist nötig, sich darüber klar zu werden, daß wir in fast allen Gewerben, Industrien oder Herstellungsversahren bisher eher Nachfolger als Führer geworden sind.... Der deutsche Er- folg auf dem Gebiete des Kunstgewerbes ist keiner der bloßen Kon- lurrenz. Die Deutschen   haben ihn errungen, nicht weil ihre Augen auf uns gerichtet waren, sondern weil sie aus die Sache sahen. Was uns not tut, ist mehr ihren Geisteszustand, als ihre Erzeug- niffe nachzuahmen." Zu diesem Zwecke haben die Engländer nach dem Vorbilde des deutschen Werkbundes und unter beinahe wörtlicher Benutzung von dessen Leitsätzen und Satzungen einenKunst- und Jndustriever- band" begründet. Es wird an uns sein, die spezifische Absicht dieses Unternehmens die schön« Qualitätsware der Deutschen   den eng- lischen Käufern fernzuhalten nach Möglichkeit zu vereiteln. R. Br. Theater öes Westens:Das HlücksmäÜel". Seit Kotzebue   kennen wir, mit Heine zu reden,«die Weise, den Text". Die ,GIllcksmädeI"«Verfasser: Reimann-Sckwartz nehmen das fade Thema: Bürgerlich-adelig wieder auf und so kam denn ihrVolksstück mit Gesang" zustande. Wenn die Tochter des Millionär geivordenen Schneidermeisters einen Baron heiratet, kann man sicher sein, daß schon im zweiten Akt die Blase platzt. Hernach ist reinliche Scheidung der Klassengegensätze und im Schlußakt sitzt man wieder mit seinesgleichen zusammen wie ehedem. Ein alter Rock wird schwerlich neu, so oft ihn der Schneider wendet. Höchsten- falls kriegen die ältesten Kalauer frisch polierte Pointen. Einer der Librettisten hat auch die Musik geschrieben. Strauß, Millöcker   usw. haben ja öfter Gevatter gestanden. Im allgemeinen hörte man ge- fällige Duette, Couplets und Tanzweisen. Originalität wird man kaum erwarten. Die Devise heißt: es wird fortgewurstelt. An­gesichts der reichlich gemischten Personenkarte begnügen wir uns gern mit der Namensnennung einiger Mitwirkender, als da sind: Eugen Rex  , Steffi Margreiter und Berthold Rofs. Sie spielen, tanzen und singen gar fein, mit allen andern. Oberflächengeistern wird«Das Glücksmädel" zusagen._ ek. Notize». Georg F o ck, eines der stärksten Talente des nieder- deutschen Schrifttums, gehört zu den Opfern der Seeschlacht im Skagerrak  . Auf demWiesbaden  " machte er den Vorstoß gegen Aannoulh mir, und mit demselben Schiff hat er den Seemannslod gefunden. Georg Fock(Johann Kinau  ) wurde am 22. August 1830 auf dem hamburgijchen Teil der Elbinsel Fiukenwärder als Sohn eines Hochseefischers geboren. Nach mehreren kaufmännischen Wander- jähren fand er eine Anstellung bei der Hamburg-Amerika-Linie  , die jedoch seiner schriftstellerischen Begabung keinerlei Betätigung bot. In seiner kärglich bemessenen freien Zeit, vielfach unter Zuhilfenahme der Nächte, schuf er seine vorwiegend an der Wasserkante, auf der Niederelbe und der Nordsee   spielenden Erzählungen, die zum Teil in den Novellen- und Skizzenbänden«Schullengrieper und Tungen- knieper",«Hamborger Janmooten",.FahrenSleute", sowie in der übermütigen Erzählung«Hein Godenwind, der Admirol von MoSkitonien"(1911) und dem RomanSeefahrt ist not"(1912) in Hamburg   erschienen sind. Moni st is che Literatur übersendet auf Verlangen kostenlos ins Feld die Geschäftsstelle deS Monistenbundes in Oester­ reich  , Wien I  , Biberstr. 22. fragte ich wild, denn ich bin sonst stets ein kaltblütiger Mensch gewesen,- aber wenn man mir zu nah an den Wagen fährt, kann ich auch teufelmäßig giftig werden, und es wurmt lange bei mir nach,.Ich dächte, es wäre für einmal genug.' Doch ich folgte ihm, und als er mich unter dem Arm gefaßt und seitswärts ein paarmal hin und hergeführt, sagte er Plötzlich leise: ,Du, Ralow, ich muß nach Haufe.'.Nach Hause?' meinte er ganz verwirrt. ,Wer tvird dir jetzt Urlaub geben?' ,Jch werde auch nicht darum einkommen,' entgegnete er. ,Jch gehe so.' ,So?' ,Ja, so. Und da- mit das Ding doch einigermaßen reputierlich aussieht,' fuhr er fort,.werde ich bei guter Gelegenheit einmal abhanden kommen, so daß ihr dann glauben und melden mögt, ich sei tot oder gefangen.' Mir ward schier schwindelig. Eine alte satanische Geschichte schoß mir durch den Kopf, wo mir der Teufel auch einen Menschen stahl, der mir freilich noch lieber war, als dieser hier. Aber wenn's auf das Liebhaben an- kommt, regiert der, welcher lebt und nicht der bereits tot ist. So ging dieser jetzt auch vor und ich sagte:.Richard, Du bist mein Offizier, aber du bist auch mein Ziehkind, auf meiner Stube bist du groß geivorden und auf meinem Schoß. Du sollst und darfst das nicht tun, denn es muß dich um Leben und Reputation bringen. Ich leid' es nicht.' ,Du mußt,' sprach er hart,.denn ich muß. Es wird und muß gehen, beruhige dich, Ralow, und schweige!' ,Na,' meinte ich und mir war's, als müsse mein Herz vor Verzweiflung mitten auseinandergehen. ,Na, ich weiß nicht, bin ich ver- rückt heut nacht oder ist's die Welt, daß so alles zum hellen Teufel geht, was man bisher für fest und sicher und tüchtig gehalten hat. Ich versteh's nicht mehr.' ,Ja,' erwiderte er dumpf, ,die Welt wird verrückt und keiner versteht es mehr.' Da ward mir auf einen Augenblick ganz fchwach- herzig zu Mut. denn solche Trauer und Verzweiflung in einem jungen Herzen sind gar zu unnatürlich, und ich sagte': .Richard, mein Sohn, besinne dich. Muß es wirklich sein?' ,Ja,' war seine Antwort. Und da war meine Schwachheit hart und ich rief:.Nun gut. geh hin. Weshalb sollt's bei dir anders fein, wie bei den andern? Was mir am Herzen liegt, holt der Teufel ja einmal doch immer, alles mit'nander. Und somit adje und guten Weg.' Ich ging ans Feuer und sprach kein Wort mehr, denn ich fühlte das, was ich gesagt. So saß ich und sann vor mich hin; der Richard sprach auch kein Wort, und darüber kam der Morgen, wo wir abgelöst wurden und ich meinem andern Geschäft nachgehen mußt«, d. h. der Dirne, der Christine.(Forts. Forts.)