j 4 x>. 1... x A»MS>N m!»s?8L�sks>?>n!>n?r>»x snJo ,tf)3 rffcfslso ha<S mjKM iir 143-1916 Unterhaltungsblatt oes Vorwärts mmwm Die Geschichte von Zräulein Phrase. Eine Grotesle von Oswald Erbacher(im Felde). Wer von den geehrten Herrschaften kennt Fräulein Phrase? Wie? Niemand? Oh: daS nimmt mich nun doch wunder. Das Fräulein hat doch in allen besseren Kurorten und Bädern zur Erholung die Nächte vertanzt, hat in der Stadt kaum bei einer Festivität, bei irgendeinem gesellschaftlichen Ereignis gefehlt, mir seinen schmachtenden Augen und dem süßen und, ach, so leistungsfähigen Mund. Sollte wirklich nicht der eine oder andere Fräulein Phrase einmal vorgestellt worden sein? Sie war doch eigentlich überall, flirtete überall, spielte überall mit-- und wenn auch das Puppen- gesichtchen schon fein zerknittert war, ihre Stimme sich schon manch- mal allzusehr schärfte-- Freunde, Verehrer und Kavaliere hatte sie immer die schwere Menge. Ach: Verehrer genug; und nur: keinen Mann. Du lieber Gott (im Vertrauen gesagt!) wer mochte sich auch eine Frau ins HauS setzen, die schon unverlobt redete und trompete wie ein Grammophon aus Abzahlung die beim Kondolieren schluchzte und beim Gratulieren juchzte wie eine Bardame und die stets den neuesten Operettenschlager auf den zartgetönten Lippen hatte, wenn ihr nicht gerade die Weisheit von vorgeitern w schönen Sätzen vom Munde ließ... Eine kleine Liaison, eine kleine sogenannte Freundschaft haben wir ja schließlich alle mit ihr gehabt; aber heiraten? I gilt, i gitr.... » Daß war denn auch Fräulein PhraseS Schmerz, und es ist nicht leicht, zu erzählen, was sie alles anstellte, um die.natür- liche Bestimmung der Frau"(wie sie zu sagen pflegte) ihrerseits zu erfüllen. Als der Krieg ausbrach, da war eine Stunde nach der Mobil- machung auch Fräulein Phrase mobil und gefechtsbereit. Sie trug ein neues Kleid(Konfektion und zu bedeutend herabgesetztem Preis; es hatte nämlich lange im Schaufenster gelegen; aber wirklich, das sah man nicht und eS ging gut und gern für ein Mahkostüm). Hatte eins ungeheure schwarz-weiß-rote Schärpe um den Magen geknüpft. steckte den Kaiser in Semi-Email vor, das strahlendste Lächeln auf und haßte die Engländer mit entzückendem Ingrimm. Und dachte, im Ueberschwang der allgemeinen Begeisterung könne eS eigentlich uicht ausbleiben, daß... Aber wie saial! Daß aber auch gerade jetzt die meisten zweckentsprechenden Männer fort mußten. Und die verwundet zurück- kamen, blieben so gleichgiillig, selbst wenn man ihnen die süßesten Dinge sagte, sie.Helden" nannte und wieder Helden.... Fräulein Phrase gab es bald auf, als freiwillige Pflegerin sich um die Undankbaren zu mühen; zumal sich herausstellte, daß ihr die gesellschastlichen Verpflichtungen denn doch zu wenig Zeit ließen. Dafür stickte sie in mehreren Wohltätigkeitskränzchen das Eiserne Kreuz aus zwei Paar Pantoffeln, pflanzte.Immer feste druff!" auf fünf Sosakisien. war tief entrüstet, daß die Sprache. die sie sprach, nicht fremdwörterrein war, trug umS Handgelenk den FührunASring einer Granale, von der sie mit rührendem Erschaudern erzählte, daß sie vier Menschen das Leben gekostet hatte und er­lebte die Enttäuschung, daß das alles nichts half. Nun ja: an Erfolgen fehlte es ihr eigentlich nicht. Ein wirklicher, bekannter Dichter, sogar mit mehreren Orden, zeichnete sie sichtlich auS, auf den Wohltätigkeitsbazaren schloß ihr Stand mit der ge- sülltesten Kasse ab und sie verkehrte bis in die feinsten Kreise, bitte recht sehr... l Nur eine Heirat, eine Heirat blieb so ferne wie je. Da faßte Fräulein Phrase einen raffinierten Plan. Sie wollte draußen eine gleichgestimmte Seele suchen, draußen bei .unseren wackeren Feldgrauen", wie sie mit einem so lieben Augen- aufschlag zu sagen pflegte. Was keiner Frau je gestattet war: ihr glückte es, dank ihren guten Beziehungen. Mit einem Liebes- gabentransport(Inhalt: 200 000 Traltälchen) schmuggelte sie sich zur Front. « Oh pftii! Da war sie mit den neuen, hochschäftigen Lackstiefel- che» mitten hinein in die lehmige Brühe getreten, von den Graben- wänden rechts und links stürzte sich der Lehm brutal auf das modern gebauschte Kleid, die Reisigverkleidung krallte Löcher und Fetzen her- aus oh pfui l pfuil So häßlich hatte sie sich die Sache doch nicht gedacht. Da stand ein junger Kerl und starrte ernsthaft durch die Scharte. Er sah mißtrauisch in das hübsche Gesicht, um daS die aufgegangenen Löckchen lFasson Hindenburg, D. R. G. M.) bammelten. .Grüß Gott, mein lieber, junger Held," sagte sie süß..Aber gehens san'S net so fad'. Machen'» doch ein biffel ein fteund- Erzählungen eines alten Tambours. Von Edmund Hoefer . .Da wir über den Hof gingen, trat wieder ein Mensch auf mich zu, und diesmal war's Moski . ,Du Ralow, flüsterte er und brach ab, als er meinen Begleiter erblickte. .Was ist los?' fragte ich..Genier' dich nicht. Das ist gottlob der Leutnant Frohnreich, der sich bei den Franzosen selbst ranzioniert hat und sich eben melden will.' ,Um so mehr!' sprach er in seiner verfluchten, verrückten Manier. .Bring' ihn fort, flink nur.'.Geh' mir vom Leib mit deinen Narrheiten, oder rede manierlich,' versetzte ich ärger- lich und stieß ihn zur Seite..Hier rechts. Richard, komm, die Christine hat Licht.' Und so schoß Moski mit einem Fluch davon, und ich trat kopfschüttelnd über den Toren, aber rasch in meine Tür und gleich darauf in die, welche Chrislinens Kammer mit der meinen verband. Ich wollte mir Licht holen. Nun, das Mädchen schreit laut auf und fällt auf einen Stuhl mit den Händen vor dem Gesicht, und eine Gestalt will aus der Tür, die dort gleichfalls in den Hof führt, und ich mache einen Satz und packe den Kragen und rufe:.Sacht, nur Geduld! Will doch sehen, wer sich hier heimlich ein- und fortschleicht.' Meine Hand fliegt zurück. der Mantelkragen fällt, und der Herr von Steinsoll steht vor mir, in Zivilkleidung, aber den Degen unter dem Arm. Da machte ich einen Schritt zurück und griff nach dem Säbel, so bestürzt war ich und so zornig; er trat mir den Schritt nach ins Zimmer hinein und wir standen nah' an einander. Die Dirne würdigte ich keines Blicks, denn ich sah jetzt wohl, wie die Sachen standen und daß der Verkehr der beiden stets im Gang geblieben. Ich hatte sie leider in den letzten drei Wochen nicht bei mir gehabt und also nichts bemerkt, aber Bescheid wußte ich doch, da ein solcher Besuch in solcher Weise sich nicht nur so von selbst macht; der muß verabredet werden. ,So?' sprach ich und schlug die Arme fest übereinander, also ein Herrenbesuch hier ei, mein Gott!' ,Ja, ich bin's,' versetzte er trotzig..Und was habt Ihr hier zu suchen, Tambour? Packt Euch schnell, und wenn Ihr wieder in fremde Zimmer tretet, so seid manierlicher, oder man wird Euch Mores lehren. Kehrt, Marsch.'.Wenn der Herr er- laubt.' entgegnete ich, und ich fühlte, wie mir die Adern an- sicher' Gesicht. Ihr Feldgrauen habt doch sonst einen so unverwüst- lichen Humor, steht doch immer in der Zeitung. Der sah ihr ungerührt ins Gesicht.»Was wollen denn Sie? Weibsbilder können wir keine brauchen." Wirklich nicht?" Sie band ihr schelmischstes Lächeln vor. Es verfing nicht. Der wurde nun gröber. WaS willst denn hier? Was kannst denn? Kannst'S Wasser aus'S Graben schöpfen mit dem Kochgeschirr? Kannst'n Bomben« sichern bauen? Kannst'n Graben versteifen? Kannst schießen? Kannst durch'n Lausgraben Essen holen? Oder waS kannst denn?" »Patriotische Gedichte kann ich vortragen, Euch den Krieg?« roman auS demGeneralanzeiger" vorlesen, das Lied von der neuen grauen Felduniform vorsingen," schrie das Fräulein, schon halb beleidigt,»Euch ermuntern, mit fortreißen, begeistern kann ich!" »Sonst nix? Geh schau, daß d' weiter kommst mit Deiner Affenkumedi." Der Unverschämte sah sie schon mit der Rückseite an und starrte weiter durch die Scharte. Da drehte sich Fräulein Phrase, zitternd vor Empörung, auf den zierlichen Hacken herum, vergaß ganz, nach dem Osfiziersunter- stand zu fragen, wohin sie doch eigentlich gewollt und floh der nächsten Etappenstation zu. Oh, oh, oh; da hatte man doch gesehen, wie unglaublich die Leute im Krieg verrohten...1 »» » Spät am Abend kam sie wieder in der Stadt an, die Kleider voll Lehm, und jämmerlich abgerissen, ein zerzaustes Hühnchen. Unmöglich, daß sie sich so einem ihrer vielen nabeln Bekannten zeigte. So huschle sie durch die dunkelsten Straßen ihrem Familien- Pensionat zu. Da griff sie ein Schutzmann auf, der sie für einMädchen fürs Geld" hielt. Sie schrie, schlug mit dem Schirm um sich und wollte endlich zum Polizeipräsekten geführt werden. Exzellenz war sehr, sehr reserviert und frostig. « Wie? Sie sei keine... keine..., sondern eine Dame? Wie sie heiße? So. Und wie sie erklären wolle, daß sie in einem der- artigen... unglaublichen Aufzug...? Bitte? Fräulein Phrase versuchte ein paar wohlgesetzte Tiraden zu stammeln. Eine harte Handbewegung. Bitte: ich weiß genug. Und ich sage nur: Pfui, Fräulein Phrase. In diesen ernsten Zeiten herumzuzigeunern, auf Abenteuer und Männerjagd zu gehen... ist ein Skandal I Statt daß Sie Ihre Talente, Ihre guten Manieren, Ihre Kraft nützlich anwenden! Arbeiten Sie, Fräulein Phrase, dann kommen Sie auf keine törichten Gedanken! Es gibt hunderterlei Arbeit für Sie, wenn Sie nur wollen. Tausend Betriebe brauchen redegewandte, junge Damen. Ein Mädchenpensionat würde Sie sicher als Er- zieherin nehmen. Modeplaudereien, KriegSromane könnten Sie der- fassen. Vortragsabende für Verwundete. Vorträge über die deutsche Mode könnten Sie abhalten. Es gibt sicher mehr als ein Partei- bureau, mehr als einen industriellen Verband, der Sie als Sekretärin engagieren würde und wer weiß, ob Sie nicht sogar bei tadelloser Führung selbstverständlich sogar im Staatsdienst einen Platz finden würden." Statt dessen haben Sie... pfui. Fräulein Phrase! Ich sage Ihnen nur noch: bessern Sie sich. Erinnern Sie sich an Ihre Pflicht! Krawutschkell Eine blaue Uniform erschien. »Führen Sie die Phrase hinaus!" Die Uniform führte sie hinaus. Sie heulte jämmerlich, ain jämmerlichsten, weil der Herr Polizeipräfekt gesagt hatte»die Phrase", statt»das gnädige Fräulein". * Damit ist eigentlich die Geschichte zu Ende; denn eS ist doch hoffentlich jedermann so selbstverständlich, w i e dem Verfasser, daß Fräulein Phrase der Mahnung deö Herrn Polizeipräsekten sofort sich unterwarf und sich hinfort auf ihre Pflicht besann. Ein Freund von mir hat sie denn auch kürzlich als Sekretärin eines bekannten Politikers wiedergesehen. Außerdem ist sie wie jedermann im Literaturlexikon nachlesen kann Hausdichterin der Frauenzeitschrift»Am stillen Herd'(Spezialität: sinnige Kriegs- Novellen) geloorden. Im Kreise ihrer Bekonnten wollte man kürzlich wissen, sie habe sich jetzt doch noch einen alten Verehrer, einen dicken Ritter- gutsbesitzer, geangelt, der sie nach Friedensschluß heiraten wolle. Doch ist da» ein Gerücht und ich führe eS nur der Vollständigkeit halber an. Wir werden ja sehen, nicht wahr?(i) schwollen,.dies ist mein Quartier, wo keiner was zu suchen hat, der nicht im Dienst ist. Daher möcht' ich den Herrn bitten, sich baldigst zu entfernen, damit ich nicht die Wache zu rufen brauche.' ,Du l' sagte er drohend,.vergissest du, wen du vor dir hast?' ,Wcn Hab' ich vor mir?' fragte ich un- verzagt..Wen soll ich in ihm respektieren?' ,Du!' drohte er wieder und die Hand mit dem Degen sank nieder,.deine Ausflüchte helfen nichts. Parier jetzt Order, oder bei Gott l' ,Was?' unterbrach ich ihn und richtete mich empor, ,was oder I Und wenn der Herr hundertmal der Leutnant von Steinsoll wäre, was ich aber weder sehe noch weiß. hier sind wir im Frauendienst, oder im Dirnendicnst, daS klingt besser, und da, weiß der Herr vielleicht, gelten andere Regeln alS die niilitärischcn. Doch weil sich's einmal um eine Dirne handelt, kann der Herr die Kreatur mitnehmen; bei der fünften Kompagnie gibt's für sie keine Stelle mehr.' .Vater!' schrie die Christine auf und fuhr empor und auf mich zu..Bleib mir vom Leibe,' sagte ich heftig und riß einen Stuhl zwischen uns. ,Jch habe mit solchen Ge- schöpfen nie was zu tun.' ,Hund!' brach er aus und sprang auf mich los und der Degen funkelte blank in seiner Hand, .wenn du dich unterstehst, das Kind zu malträtieren, so hau' ich dir die schiefen Knochen kaputt.' .Geduld I' sprach da Richards Stimme hinter mir, ich ward zur Seite geschoben wie ein Kind und da standen die beiden sich gegenüber. Mir ward schwindlig, denn an den hatte ich in der Hitze gar nicht mehr gedacht. Der Leo fuhr zuerst auch zurück, als ob er ein Gespenst erblickte..Geduld!' wiederholte Frohnreich..Wenn du den Degen führen willst und noch führen darfst, so führe ihn, wie's sich ziemt und schickt. Heran mit ihm, hier ist was dagegen.' Und er riß unter seiner Bluse einen Hirschfänger hervor. Steinsoll hatte sich inzwischen gefaßt, denn mochte er sonst auch sein, wie er wollte, sein Mut war erprobt und felsenfest. Er kreuzte mm seinen Arm, ohne jedoch den Degengriff aus der Hand zu lassen, und ich meine ihn noch zu sehen, die schlanke Figur bequem und beinahe nachlässig, den einen Fuß ein wenig vorgesetzt, den kleinen Kopf auf- geworfen und um den Mund und in der Sprache den scharfen Hohn: ,Ah, bei Gott ! der Deserteur oder Verräter oder Feig- ling was ist er? Oder ist's nur der Narr Frohnreich? Die Gesellschaft wird ja immer sauberer! Ah! Wir werden kleines Feuilleton. Saccharinverbrauch. Zu den in der letzten Zeit immer wieder in der Presse er« scheinenden dringenden Forderungen, die Freigabe von Saccharin auch für den Haushalt betreffend, ist zu bemerken, daß die Freigabe von Saccharin bisher allerdings nur für gewerbliche Zwecke und zwar zur Herstellung von Limonaden, künstlichen Mineralwässern, Likören, Essenzen, Fruchtsäften, Schaum-, Obst- und Beerenweinen, Kompotten und Marmeladen erfolgt ist. Hierfür sind folgende Gründe maßgebend gewesen: Saccharin wird aus Toluol, einem Produkt des Steinkohlen- teers gewonnen, welches durchaus nicht in unbegrenzten Mengen zur Verfügung steht, so daß schon hierdurch der Produktion gewisse Grenzen gezogen sind. Ferner sind zur Herstellung von Saccharin zurzeit nur zwei Firmen, die Saccharin Akiien-Ge- sellschaft vorm. Fahlberg , List u. Co., Magdeburg und die chemische Fabrik Heyden eingerichtet. Des weiteren soll Saccharin nach Möglichkeit nur dort den Zucker ersetzen, wo letzterer lediglich Süß- oder Konservierungszwecken dient, nicht aber dort, wo bei Verwendung von Saccharin eine Einbuße an Nährwerten eintreten würde, wie das bei allgemeiner Freigabe des Saccharin auch für den Haushalt sicher zu befürchten wäre. Da die kürzlich herausgekommene BundeSratsversügung den Kreis der mit Saccharin zu süßenden gewerblichen Erzeugnisse erheblich erweitert hat, wird ein vermehrter Verbrauch von Saccharin eintreten, der die zurzeit mögliche Pro- duktion voll in Anspruch nehmen wird. Andererseits ist aber auch eine beträchtliche Ersparnis an Zucker zu erwarten, der dann für den Haushalt frei wird. Sobald sich eine Erweiterung der Herstellungsmöglichkeiten des Saccharins ergeben hat, steht auch seine weitere Freigabe in Aussicht. Der weg zu den Sternen. Ein Flieger, der in der Sekunde etwa 28 Meter zurücklegt, würde nach sünsmonatiger ununterbrochener Fahrt den Mond erreichen, während er 6800 Jahre unterwegs sein müßte, un, zum Abendstern zu gelangen. Wollte er dagegen der Sonne einen Besuch abstatten, so brauchte er nicht weniger als 17 000 Jahre zu dieser Reise, die cinLichistrahl bei einerGeschwindigkeit vonllOO 000 km pro Sekunde in knapp 3'/z Minuten bewältigen könnte. Der gleiche Lichtstrahl, der in 1'/« Sekunde den Mond und in etwas über 4 Stunden den Neptun . den der Erde fernsten Planeten erreichen würde, müßte doch rund 10 000 Jahre das unernreßliche Weltall durcheilen, um zu den äußersten Sternen der Milchstraße zu gelangen, die von einer von der Erde abgefeuerten Granate erst nach Verlauf von 3 bis Milliarden Jahren getroffen würden. 6 Jahre brauchte sie allein bis zur Sonne,»Vs Tage bis zum Mond, der unser nächster Nach- bar im Weltraum ist. In die Tat lassen sich derartige Berechnungen freilich nicht umsetzen, denn dazu reicht unsere schwache Kraft nicht aus, aber sie gibt uns immerhin ein anschauliches Bild von der ungeheueren Ausdehnung des unsere winzige Erde umschließenden Universums. Notizsa. Ein neuer Tizian für Berlin . Das Kaiser- Friedrich-Muscum hat eine VcnuSdarstellung von Tizian , die als erste Fassung seiner Madrider VenuS gilt, für eine halbe Million Kronen in Wien angekauft. DaS Bild kam vor einigen Jahren aus Spanien nach Wien . Die ZeitschriftLicht und Schatten" sieht sich infolge der wachsenden Herstelsilngskosten genötigt, ihr Erscheinen bis zur Wiederkehr des Friedens einzustellen. Hoffen wir, daß die vortrefflich redigierte, rein künstlerischen Zwecken dienende Zeit- schrift, die in ihrer letzte» Nummer Beiträge u. a. von Daumier , van Gogh , Liebermann, Corinth und Münch bringt, bald wieder gediegene Kunst in billiger Form verbreiten wird. Die neuen Kulturträger. In jedem Kriege kommen gewisse Händler- und Spekulantenschichten zu plötzlichem Reichtum. In diesem Kriege ganz besonders. Ein guter Teil des mühelos Er- wordenen wird schnell für Luxusausgaben verwendet. Die neuen Herrschaften haben das Bedürfnis, sich standesgemäß einzurichten. Man will repräsentieren, in Kunst und Kultur mitmachen. Da man aber Geschmack und Bildung nicht über Nacht an- schaffen kann, so kommt vielfach eine üble Protzerei zutage. Ei» Wiener Feuilletonist hat kürzlich imVerl . Tagebl." sehr ergötz- lich die neuen Leute»hei der Arbeit" geschildert, wie sie Talnusachen für echte kaufen und gehörig beschwindelt werden. Resigniert spricht er von einer»neuen Gesellschaftsklasse, die sich in Villen, Schlossern und Palästen einrichtet, die nur freilich erst in ihrer dritten oder vierten Generation da? Verständnis haben dürfte, den eilig zu- sammengeraffien Besitz richtig zu schätzen". also einmal eine schmucke kleine Exekution im Regiment haben.' Auch den Richard seh' ich, wie verächtlich er lachte: .Armer Teufel, der sich damals hinter sein Patent verkroch und jetzt hinter Schimpfen und Renommage, du erinnerst dich doch, bis wann ich mir's aufsparte, Rechenschaft zu fordern? Das wäre jetzt, mein Schatz, und ich bin hier, expreß des- wegen angekommen. Aber', fuhr er immer so spöttisch und kalt und ganz und gar nicht laut fort,.meine Frage gilt jetzt nicht mehr deiner Grobheit allein. Das Register ist ein wenig länger. Was hast du mit meiner Schwester gemacht, Verführer? WaS hast du mit meiner Ehre versucht. Lügner und Verleumder? Was hast du mir bei nieincr Braut ge- tan, Lügner und Verräter? Was hast du mit deiner Braut vor und mit dieser armen Dirne, du Meineidiger?' Da fuhr Leos Klinge gegen ihn hinaus wie eine glänzende Schlange, aber Richard sprang seitwärts. Und indem hatte ich mich denn auch schon gefaßt, und gerade als Frohnreich ausholte, um zurückzuschlagen, und Christine schrie:.Jesus , hilf, Vater Ralow, sie morden sich!' da packte ich Leo am Kragen und riß ihn zurück und mit mir hinaus durch die Tür auf den Hof, welche MoLki in diesem Augenblick von draußen öffnete. Er wehrte sich, er fluchte, er rang, aber das war Kinderei; wenn ich meine Kraft brauchen wollte, so mußte mir ein noch ganz anderer zwischen den Finger« zerbrechen, als der arme, junge, schmächtige Gesell. So griff ich mich denn auch gar uicht an, ich hielt ihn nur bei der Faust, so daß er weder diese noch den Degen rühren konnte, den er darin hatte; und dann sagte ich zu Moski : ,Geh, hole uns den Hauptmann Arbesfcr, ich sehe Licht aus seinem Zimmer, er ist zu Hause, und dann sage der Wache ein Wort, daß wir ihrer hier bedürfen.'.Aber die zwei und du unterdessen!' bemerkteer. ,Geh!' wiederholte ich..ich bin Manns genug, mein Bursch!' Und so ging er. Oft habe ich in meinem Leben uicht zu befehlen gehabt, wo ich's aber tat, folgte der Gehorsam auf dem Fuß; weiß selber nicht, wie es so gekommen." Aber da er jetzt schwieg und die Zuhörer noch den Klang dieser drohenden und euisten Stimme in den Ohren hatten und zugleich das ebenso ernste und eisenharte Gesicht sahen, da merkten sie wohl, weshalb man ihm in solchen Momenten gehorcht hatte. Der hätte in anderer Stellung über Tausende geherrscht. jSchluß folgt.)