»t. 144.- 1916. des Vorwärts Unter südamerikanischen Kannibalen. Seit der dunke Erdteil nach allen Richtungen hin durchforscht ist, zieht es die Ethnographen und andere Forschungsreisende mehr und mehr nach dem Innern Südamerikas , in dessen ungeheuren Waldgebieten noch autzerordentlich viel zur Bereicherung unserer Kenntnisse zu tun ist. Forscher wie von der Steinen, Erlaub Nordenskjöld und andere namhafte Gelehrte haben vom süd- amerikanischen Kontinent bedeutsame geographische und ethno- graphische Ergebnisse heimgebracht; in ihren Spuren wandeln jetzt zahlreiche andere Reisende, wie der englische Forscher Thomas Whiffen, der seine letzte Erpedilion auf das nordwestliche Gebiet des Amazonenstromes und die Grenzgegenden zwischen Brasilien , Co- lumbia und Ecuador ausgedehnr hat. Es ist die Gegend der so- genannten Purumayogreuel, von denen vor einigenJahren soviel dieRede war. Er fand in dem von der Sasa, Japora und dem Pulumayo durch- strömten Gebiet, das zu einem erheblichen Teil angeblich noch nie eines Weitzen Fuß betreten Halle, eine Anzahl bisher unbekannter Jndianerstämme, die insgesamt etwa 80 000 bis 90 000 Köpfe zählen sollen. Jeder Stamm umschließt zwischen 10 000 und 25 000 Seelen. Whiffen war für die Expedition in diese unbekannten Gebiete nach seiner Angabe gar nicht ausgerüstet; er war der Meinung gewesen, man könne sich an Ort und Stelle mit Instrumenten und sonstigen Ausrüstungsgegenständen versehen. Aber ob- wohl er sich darin gründlich getäuscht hatte, kam er doch an» scheinend einigermaßen zum Ziele. Ein ganzes Jahr hindurch befuhr er das Gebiet im Kanoe auf den Flüssen, oder er durchstreifte die Urwälder zwischen den Flüssen zu Fuß. So gelang es ihm, die dort ansässigen Jndianerstämme gründlich zu studieren und mancherlei Aufschlüsse von diesen scheinbar dem Untergang entgegengehenden Stämmen heimzubringen. Whiffen schildert die Schwierigkeiten des Vordringens in diesen völlig jungfräulichen Gegenden als geradezu unerhört. Der europäische Reisende macht nicht nur wenig angenehme Erfahrungen mit Wilden. Raubtieren, dem Fieber und ähnlichen Eigentümlich- keilen dieser tropischen Urwälder, es sind namentlich die schier un- überwindlichen Transporlschwierigkeitcn bei dem Mangel an gebahnten Wegen, die dem Vordringen fast unüberwindliche Schwierigkeilen entgegenstellen. Auch Nahrungsmittel gibt es nur wenig und sie müssen daher in großen Mengen mitgeführt werden, wodurch sich die sonstige Ausrüstung auf das allernotwendigste zu beschränken hat. Wohl bieten die zahlreichen Ströme gute Verkehrs- Wege, so lange sie mir dem Kanoe befahren werden können. Dem Ueberqueren aber stellen sich gewöhnlich schwer zu überwindende Hindernisse entgegen. Eine furchtbare Plage verursachen die In- selten, besonders die Ameisen. Oft bezweifelte Whiffen, daß er überhaupt noch weiterkommen könnte, ein Gefühl völliger Hilflofig- keil bemächtigte sich seiner jedesmal, wenn er sich verirrt hatte und von seinen Leuten abgekommen war. Manchmal gehörte ein unge- heurer Aufwand von Energie dazu, so lange zu suchen, bis er seine Gesäbrten wiedergefunden hatie. Die Indianer in diesem Gebiet sind ausgesprochene Kannibalen; die Kriegsgefangenen werden zerstückelt und aufgefressen. Hände und Füße gelten als Leckerbissen. Whiffen selbst war allerdings bei einer solchen Mahlzeit nie zugegen; er berichtet nur, was er von den Wil - den erfahren hat. Diese schätzen übrigens auch die Hände der Affen als Leckerbissen, die viel gegessen werden. Die Indianer leben in großen, gemeinsamen, dicht verschlossenen, finsteren Hütten. Jedes Dorf bat für alle Bewohner eine solche gemeinsame Hütte, in der jede Familie ihren eigenen Winkel nebst eigener Feuerstätte und Hängematten hat. Besonders lieben es die Männer, in der Hänge- matte zu faulenzen. Es besteht bei ihnen auch die bei manchen wilden Stämmen beobachtete Sitte, daß sich nach der Geburt eines Kindes nicht die Frau, sondern der Mann ins Wochenbett, richtiger gesagr, in die Hängematte legt. Tie Frau gebt sogleich nach der Ge- burt wie gewöhnlich ihrer Arbeit nach, dieweil der Mann die Glück- wunschbesuche entgegennimmt. Es ist das eine sehr beliebte„Er- holung" für den glücklichen Vater, der sich außerdem im Glauben befindet, durch Beobachtung dieser Regeln das Kind vor späteren Ge- fahren im Leben schützen zu können. Ihre Toten begraben die In- dianer ebenfalls in der Hütte, und zwar unter dem Platz der Hänge- matte, die sie bei Lebzeiten benutzt haben, und die ihnen als Hülle ins Grab mitgegeben wird. Im übrigen sind die Lebensgewohnheiten dieser primitiven Jndianerstämme naturgemäß sehr einfach. Un- Mäßigkeit im Essen und Trinken kommt anscheinend nicht vor; da- gegen sind sie durchweg dem Kokaingenutz ergeben. Sie gewinnen das Gift durch Schnupfen der über dem Feuer getrockneten und zer- stotzenen Blätter des Kokakrautes, wobei sie das Pulver mit Zucker und der Asche bestimmter Gewächse vermischen. Der Genutz dieses Narkotikums ist jedoch nur den Männern gestattet. Wenn auch die Kokablätter nur in geringer Menge Kokain enthalten, so richtet das Gift unter der Bevölkerung doch arge Verwüstungen an. Das Klima dieses Urwaldgebietes ist nicht so ungesund, wie man vielleicht anzunehmen geneigt ist, obwohl die Urwälder nur geringe Höhe über dem Meeresspiegel haben. In dem Gewirr der den Ur- Erzählungen eines alten Tambours. 45j Von Edmund Hoefer . (Schluß.) Und da fing er wieder an. „Leo fluchte und tobte und drohte, Christine weinte laut, von Frohnreich war nichts zu hören, obschon ich ihn sah, denn er stand in der Tür, aus der ich gebrochen und lehnte mit übereinandergeschlagenen Armen am Pfosten, wie eine Leiche oder Bildsäule. Aber ich hatte nicht viel Zeit an dergleichen zu denken, denn in dem Augenblick kam auch nicht nur mein Kapitän, sondern auch der Kommandeur mit Moski und dem Wachtposten..Was geht hier vor?' fragte der Kommandeur streng. Da schrieen sie alle miteinander aus, Steinsoll fluchte, Richard trat heran sich zu melden, die Christine stürzte herbei und fiel auf die Knie. Und ich sagte durch den Lärm:„Ungehörigkeit, Mord und Totschlag, Herr Major.' „Tas schlug durch. Und er sprach:.Leutnant von Stein- soll in Zivil und mit blankem Degen? Laß ihn los, Tambour. Moski— Jjeitzt du so, Bursch?— Geh' und hole uns Wache. Leutnant Frohnreich— ich werde das Weitere später hören. Hinein jetzt ins Zimmer.' Und als wir da standen, fuhr er fort, da alle wieder zu sprechen begannen:—.Still, und du, Tambour, erzähle, aber kurz.' So' tat ich. „Als ich geendet, sprach er kein Wort als: ,es ist gut, wir werden sehen. Aber dabei überblitzte er Leo mit einem finsteren Blick. Und da jetzt die Wache hereintrat, übergab er derselben den Offizier, ohne ihn weiter zu beachten und uns hieß dann ihm folgen in sein Quartier. Da mußte ich noch einmal und weitläufiger berichten, da ward auch der Kapitän und Richard gehört. Und das Ende vom Liede war eine gewaltige Strafrede au uns alle, obgleich wir eigentlich nicht recht wußten, worin unsere Schuld bestand. Denn einem verliebten Mädchen kann der Teufel auf den Dienst passen, und ein Nest Mäuse läßt sich leichter hüten als ein Weib. ..Am glimpflichsten kam Richard davon, sei es, daß die Gejchichte seiner Gefangenschaft und seine sonstigen Affären waldboden bedeckenden lebenden und verwesenden Pflanzen ist, wie Whiffen sagt, ein Stein so selten wie ein Diamant. Die den Flüssen zunächst liegenden Gebiete werden allerdings von der Malaria heimgesucht; der größte Teil des Landes aber ist fieberfrei. Eine schreck- liehe Plage bilden in einzelnen Gegenden Myriaden kleiner stechender Fliegen, die sich gern in der Nähe von fließendem Wasser aufhalten, während die gewöhnlichen Moskitos stehende und sumpfige Gewässer vorziehen. Bei verschiedenen Stämmen im Gebiet der Regenwälder von Bolivia bis zur Halbinsel Godjira ist eine eigentümliche Haut- krankheit endemisch und sehr verbreitet, die sich in Fleckenbildung aus den Extremitäten äußert. Die Krankheit hat verschiedene Benen- nungcn und ist zwar ungefährlich, aber langwierig und schmerzhaft, und ein wirksames Mittel dagegen ist nicht bekannt. kleines Feuilleton. Eisenleitungen. Der Krieg hat uns in vieler Hinsicht Sparsamkeit gelehrt und uns auf unsere eigenen Hilfsquellen angewiesen. Oft genug wird es sich späterhin zeigen, daß sich die erzwungene Ersparnis auch im rieben mit Erfolg bewahren läßt. Wer nicht weiß, wie sest die erbnik an überlieferten Einrichtungen und Gewohnbeiten hängt, wird nicht leicht für möglich halten, daß sie durch diesen Zwang auf wirkliche Fortschritte kommt, und doch ist es so. Dahin gehören z. B. die Eisenleitungen, die jetzt allgemein verwendet tvcrden. Vor dem Kriege wurde ab und zu einmal Eisen verwendet für so- genannte Stichleitungen bei Uebsrlandzentralen, kurze, selten ge- brauchte und nicht sehr stark belastete Abzweige. Auch wenn für einen vorübergehenden Zweck eine Hochspannungsleitung gebraucht wur de, nahm man Eisen, um an Anlagekosten zu sparen. Aber an eine all« gemeine, systematische Verwendung dachte kein Mensch. Und doch wäre es schon lange an der Zeit gewesen, die Frage ernstlich zu prüfen. Als die Glühlampe noch 3,5 Watt für jede Hafnerkerze und mebr verbrauchte, konnte man an kein anderes Metall als das gutleitendc Kupfer denken und mußte oft selbst dieses noch in beträchtlichen Drahtstärken verwenden, wenn man eine nicht ganz kleine Wohnung genügend beleuchten wollte. Und kleine Wohnungen kamen damals überhaupt nicht in Frage, sondern nur ausgedehnte Wohnungen von solchen, die sich die Luxusbeleuchtung des elektrischen Lichtes leisten konnten. Das bat sich ja inzwischen von Grund aus geändert. Heute verlangen Tausende von kleinen und kleinsten Wohnungen in Stadt und Land nach elektrischer Beleuchtung. Die Glühlampen verbrauchen für dieselbe Lichtstärke weniger als den dritten oder vierten Teil des damaligen Leistungsverbrauchs, und schließlich gestattet die geringere Empstndlichkeir der neueren Glühlampe gegen Spannungsschwankungen die Zulassung eines größeren, etwa des anderthalbfachen Spannungsvcrlustes. Trotzdem sind wir gewohnheitsmäßig und durch das einmal erworbene Gefühl, daß Kupfer das einzige in Betracht kommende Leitungsmaterial sei, beim Kupfer geblieben, obwohl wir längst wußten, daß wir in den meisten Leitungen den zulässigen SpannungSverlust nicht mehr erreichten, also Kupfer verschwendeten. Es wird Sache des Verbandes Deutscher Elektrotechniker sein, sich der neugeschaffenen und nunmehr erkannten Sachlage durch eine Abänderung seiner Normalien und Errichtungs- Vorschriften anzupassen. Eine 25 kerzige Glühlampe bei 220 Volt verbraucht ja nur noch einen Strom von etwa 0,1 Ampere. Eine kleine Anlage von 10— 20 Lampen wird also nie über 2 Ampere verbrauchen, selbst wenn— was ganz ausgeschlossen ist— alle Lampen zugleich brennen. Dafür ist aber 1 oder 1.5 Luadrat- Millimeter Eisendraht vollkommen ausreichend. Damit find aber schon fast alle Anlagen in kleineren Wohnungen und Land- Häusern umschlossen, für sie alle kann Kupfer entbehrt werden, brauchen wir keinen Tribut mehr an das Ausland zu zahlen, von dem wir das Kupfer bisher bezogen haben. Eine andere Frage ist eS, ob die Eisenleitungen auch die gleiche Haltbarkeit zeigen werden, wie die Kupferleitungen, d. h. ob sie nicht rosten. Das mutz natür- lich die Erfahrung entscheiden, indessen braucht man in der Hinsicht wohl nicht allzu ängstlich zu sein. Es liegt in unseren Häusern so viel Eisen in den verschiedensten Formen und für die verschiedensten Zwecke, das auch nicht verrosten darf. Da dürfte es wohl auch ge- lingen, die paar eisernen Lichtleitungen vor dem Verrosten zu be- wahren._ Hasangriffe im Tierreich. Jede neue menschliche Erfindung und Vervollkommnung im Ge- brauch unserer wissenschaftlichen und technischen Errungenschaften fordert zu Vergleichen mit der Natur auf, und immer wieder kann man feststellen, daß daS, was wir für ganz neu hielten, bereits seit erdenklichen Zeiten im Pflanzen- oder Tierreich Anwendung gefunden hat. Wenn man glaubt, daß die Gasangriffe, die im Welt- kriege aufkamen, ohne Beispiel dastehen, so kann man sich durch Beobachtungen im Tierreich schnell vom Gegenteil überzeugen. Die Kriegführung mittels Gasangriffe wurde von der Natur schon lange dem Kommandeur besonderen Glauben und Mitleid ein- flößten, sei es, daß da sonst noch was ins Spiel kam. So wurden wir entlassen, und da er noch kein Quartier hatte. kam Frohnreich einstweilen zu mir. Es war ein trübseliger Abend. Wir zwei beide sprachen nicht, und die Christine war so krank, daß ich Moski, der ab und zu ging, zu unserem Kompagniechirurgen schickte. Als der kam, hieß es, das Mädchen habe ein Fieber und solle sich ins Bett legen und fleißig von der verordneten Mixtur nehmen. Wir gingen spät zur Ruh. „Ich hatte in der Nacht einen totcnartigen Schlaf, wie er den Menschen zuweilen nach so großen Nöten überkommt. Da fühlt' ich mich plötzlich geweckt, der Tag war noch weit ab, aber Christine stand vor meinem Bett und hielt ein Licht, und sie zitterte so. daß die Flamme hin und her- schwankte..Vater', sagte sie mit gleichfalls zitternder Stimme und blaß wie ein Gespenst,.hast du nichts gehört?'— ,Was?' rief ich und fuhr empor und langte nach meinen Schuhen.—.Sie sind weg', sprach sie. ,Es war jemand hier und holte Herrn Frohnreich.'— Ich sprang aus dem Bett zu der Äste, auf der wir ihm mit allerlei Decken ein Lager ge- macht, da er in meinem Bette partout nicht liegen wollte,— und richtig, er war fort. „Wohin? Wer war da?' schrie ich die Arme an.— ,Jch weiß nicht, Vater, ich hörte die Tür gehen, dann leise Worte, dann ein Geräusch, und wieder ging die Tür und Schritte verloren sich über den Hof.— Ach Jesus , Vater', schluchzte sie auf und warf mir die Arme um den Hals, ,mir ist so furchtbar angst— das kam vom Leo oder er war's selbst,— wir sehen sie nicht lebend wieder!'—.Dumnihciten,' entgegnete ich,.Herr von Steinsoll sitzt gut und sicher in der Wache.' Aber dabei dachte ich mir doch mein Teil, kleidete mich rasch an und lief hinaus zum Posten an dem Haustor. Da hatte ich nicht viel zu fragen. Ein Leutnant Hochrath, Leos bester Kamerad, war dagewesen und vor kurzem mit Richard zurückgekehrt. Sie seien die Straße hinabgegangen. — Ich lief ein Stück nach, ich alter Tor— sie waren aber längst davon. Dann eilte ich zurück, meinen Kapitän zu wecken und ihm das Geschehene mitzuteilen. „Er kam mit mir zur Wache; Leo war fort. Der Kom- als wirksam erkannt und findet sich unter den Insekten als Angriffs« und als prallisch ausgebildetes Verteidigungsmittel, Die voll- kommensten Krieger dieser Art finden sich in der Gruppe der Laufkäfer, und zwar ist unter ihnen besonders der Braostiiuis crepitans in Gasangriffen erfahren, loeshalb er mit dem Beinamen Bombardierkäfer belegt wurde. Die Bombardierkäfcr sind fast über die ganze Erde verbreitet, nur in Australien wurde ihr Fehlen fest- gestellt. Im allgemeinen pflegen sie die wärmeren Gegenden zu bevorzugen, weshalb sie nach dem Norden hin auffallend schnell ab- nehmen. Die Verteidigung dieser Insekten geschieht derart, daß sie im Augenblick der Gefahr aus der Hintcrlcibipitze eine Flüssigkeit entlassen, die in Berührung mit der Luft zu einer blaugrüncn gas« artigen Wolke wird und auch Dampf und Rauch zu verbreiten ver- mag. Diese als Gasschüsse zu charakterisierenden Explosionen er- folgen stets, wenn der Käfer sich in Gefahr wähnt. Be- sonders große Arten dieser Bombardierkäfcr sind in tropischen Gebieten anzutreffen. Die Käfer finden sich meist unter flachen Steinen in der Nähe eines Baches oder Flußlaufcs, und wenn man einen solchen Stein aufhebt, kann man beobachten, tvie der darunter versteckte Bombardierkäfer zum Gasangriff schreitet, den er häufig mehrmals schnell hintereinander wiederholt. Diese Gasschüsse dienen auch zur Abwehr anderer, dem Bombardierkäser feindlicher Laufkäfer— der sogenannten„Sarabinen", die durch die übelriechende Dunstwolke betäubt werde«, wodurch der Bombardierkäser Zeit gewinnt, sein Heil in der Flucht zu suchen. 5off»lienforjchung in üen vereinigten Staaten. In deit Vereinigten Staaten ist unlängst eine besonders fossilien- reiche Gegend des Staates Utah unter staatlichen Schutz genommen worden und wird auch staatlich bearbeitet; sie hat, wie der„Pro- mcthcus" erfährt, nach den vielen Funden von Dinosaurierskeletten und anderen prähistorisiben Reptilien den Namen Dinosaur National Monument erhalten. Wissenschaftler haben diese Gegend als die reichste der Welt hinsichtlich Zahl und Variation der Fossilien be« zeichnet. Unter der Leitung eines Profeffors arbeitet seit 1909 eine ziemlich starke ausgewählte Mannschaft an der Auffindung und Bergung der Knochen. Schienenwege sind in das Felsgebiet gelegt worden, um die ausgegrabenen Reste fortzuschaffen. Unter anderen, wurde im Anfang ein Dinosaurier vollständig ohne Fehlstücke aufgesunden. Selbst der Schwanz war bis auf den letzten Knochen vorhanden. Als weitere große Seltenheit wurde ein vollständiger Schädel gefunden. Solange die Knochen noch nicht geborgen sind, werden sie auf« fällig durch Anstriche bezeichnet. Ueberall stößt man auf aus dem Boden hervorragende Knochen. Und jeder Fund wird sorgfältig zur späteren Ausgrabung auf einer Karte verzeichnet. Die Funde werden dann aus den, Sandstein herausgemeißelt, wobei jeder Knochen der Lage nach braun bezeichnet wird, so daß der Arbeiter nicht im Zweifel ist, ob er Fels oder Knochen vor sich hat. Als Hauptfund ist bis setzt der größte Brontosaurier der Erde gefördert worden, zu dessen Bergung zwei Jahre Arbeit nötig waren. Nachdem ober- flächlich der Fels abgemeißelt war, zeigte er eine Länge von 28 und eine Höhe von 5,5 Meter. Sein einstiges Lebendgewicht wird auf 20 Tonnen geschätzt. Unser größter Elefant würde sich ihm gegen« über wie ein Hund zu einen, Pferd ausnehmen. Die geologische Untersuchung der Gegend ha, zu der Theorie geführt, daß viele dieser Tiere einst durch einen Fluß hier angeschwemmt und in Sand eingebettet wurden. Woher sie kamen, weiß man nicht. Allmählich wurden sie hoch mit Sand bedeckt, der versleinle und später gegen seine Umgebung gehoben wurde, sodaß die Tiere heule auf dem Berge zu finden sind. � Notizen. — Der Munchener Maler Franz Hoch ist gefallen. Seine Landschaften aus den bayerischen Bergen haben in weiten .Kreisen Freude an Natur und Kunst verbreitet, da viele davon durch den Steindruck vervielfältigt wurden. — Die erste Londoner Wagner-Vorstellung im Kriege. Zum erstenmal, solange der Krieg tobt, hat Wagner wieder seinen Einzug in London halten dürfen mit einer Vorstellung von„Tristan und Isolde " im Aldwhch- Theater. Nach dem Bericht der„Times" war das Theater gedrängt voll, und die sehr gute Wiedergabe der Oper erweckte im Zuschauerraum große Begeisterung. Besonders der zweite Akr machte in seiner neuen Inszenierung einen sehr großen Eindruck, Mit einem Worte, der deutsche Meister war wieder in Gnaden bei dem englischen Publikum aufgenommen. — Kein Schiff für eine S h a ck l e t o n- H i l fs- e x p e d i t i o„. Bände für unseren Mangel an Schiffen, schreibt „Globe" vom 6. 6., spricht die Talsache, daß die Admiralität sich außer stände sieht, im Augenblick die Hand auf ein Schiff zu legen, das die Shackleton-Expedüion aus ihrer gefährlichen Lage in der Weddell-See befreien soll. Naiürlich eignet sich nicht jedes Schiff zu dem Zweck, andererseits sind wir aber die schiffsreichste und größte see- fahrende Nation der Welt... mandierende machte einen Witz daraus: er habe von einem Rendezvous geredet und vor Tage seine Rückkehr versprochen. Darin dürfe man doch nachsichtig fein.— Wir fragten uns zu Leos Quartier. Er war nicht dagewesen, auch Moski nicht. Und da es über alle das Laufen und Fragen inzwischen Tag geworden, kehrten wir in unser Quartier zurück und meinten, schon früh genug die rechten Nachrichten zu erhalten. „Und wir erhielten sie auch, und zwar durch Moski, keine zwei Stunden später. Was geschehen— soll ich das noch sagen? Leo hatte sich frei gemacht, durch Moski erfahren, daß Richard bei mir geblieben, hatte ihn abholen lassen— und sie hatten sich geschossen. Kameraden zu dergleichen finden sich schon. Nun lagen sie beide im Lazarett, wohin Moski sie geschafft, Steinsoll tot und Richard auf den Tod verwundet mit dem Schuß durch den Unterleib. „Dennoch lebte er noch vier oder fünf Tage; davon habe ich nichts zu sagen. Christine mußten wir ins Hospital bringen; sie ist dort erst nach Jahr und Tag gestorben und ihres Verstandes nie wieder mächtig geworden. Das erfuhr ich später von unserem Obersten, der in Brüssel nach der Schlacht von Belle-Alliance manche Wochen an seinen Wunden daniederlag. Wir aber marschierten am bestimmten Tage weiter, und das war gut; denn wenn mir die Kriegsläufte nicht alle Zeit und Lust zum Nachdenken weggenommen hätten, möchte es mir mit meinem Kopf übel ergangen sein. So ging's denn noch allenfalls. Die Geschichte ward irgendwie vertuscht, blieb verschwiegen, und jetzt iveiß außer nur wohl keiner davon. Mit dem Moski Hab' ich nie ein Wort wieder gesprochen und die Bestie mit dem Fuß von mir gestoßen. Der wußte ja von der Dirne Umgang mit dem Leo, der wußte, daß er an jenem Abend da war, der wußte— alles, und konnte oder wollte sich nicht überwinden, sein Maul auf- zutun. Ich habe nichts weiter zu sagen." Die Zuhörer schüttelten schweigend die Köpfe. Erst nach langer Zeit sagte der Alte finster:„Wir wollen uns ein neues Glas machen, denn ich glaube, wir brauchen alle eine Mütze auf die alte wilde Historie." Und der Unteroffizier sprach seufzend:„Ja, Gott weiß, und laßt sie uns fest aufsetzen, ich tu' sonst heute nacht kein Auge zu." Da lachten dio anderen wieder.
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33 (22.6.1916) 144
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