i.r.ss-m Unterhaltungsblatt öes vorwärts Warsthauer Gettobilöer. In einer ergreifenden Studie, die erfüllt ist von tiefstem Mit- leid mit den Aermsten der Armen unter den geknechteten Fremd- Völkern des Moskowiterreiches, schildert Fredrik Böök  , Schwedens  feinsinnigster Essayist, inSvenska Dagbladet" aus eigener An- schauung das Elend des Warschauer   Iudenviertels, in dessen Trost- losigkeit die Morgenrote einer neuen Zeit jetzt zum ersten Male seit hundert Jahren einen dofsnungssreudigen Lichtstrahl entsendet. Mehr als eine Viertelmillion Juden lebt, wie man weiß, in Warschau   eng zusammengedrängt; lebte bisher zum großen Teil in bitterster Armut, in unbeschreiblicher Verkommenheit. Der schwedische Schriftsteller hat in Begleitung deutscher Offiziere diese Stätten grenzenlosen Jammers aufgesucht; was Book dort gesehen bat, wirkt in seiner Schilderung erschütternd und wie eine furchtbare Anklage gegen die erbarmungslose Härte der sühllosen russischen Despotie, die mit vertierter Grausamkeit bis zum letzten Tage ibrer Herrschaft in Polen   gewütet hat. »Erst ini Getto von Warschau,  " so sagt Fredrik Böök  ,lernt man das Dasein der Juden des Ostens in seiner schrecklichen Wirk- lickkeit kennen. Betritt man das Viertel, so erstirbt das letzte Lächeln auf den Lippen. In den engen, schmutzigen, winkligen Gassen wimmelt es von Menschen zu allen Tages- und Nacht- stunden; es ist wie ein einziger Ameisenhaufen, darin sich die Un- ruhe niemals legt. Es ist, als ob die Juden auf den Straßen wohnten; ihr Leben ist eine endlose Wanderung, ihre Tage sind endlose Gespräche, endlose Geschäfte. Aber nicht nur die Straßen sind überfüllt, auch die Häuser sind vollgepackt mit Menschen vom Boden bis zum Keller. Solche Labyrinthe haben oft fünf Hinter- Häuser, und in einem dieser Häuser, das nur zwei Klosetts ent- hält, wohnen 2000 Juden. Dies erklärt den traurigen Gesund- heitszustand der Bewohner. Von den Flecksiebererkrankungen ent- fallen denn auch neun Zehntel aller Fälle auf die Juden. Es ist nicht ganz leicht, im Warschauer   Judenviertel eigene Beobachtungen zu machen. Wenn ein Wagen der Kommandantur durch die Straßen fährt, so bilden alle die Beschäftigungslosen dichte Gruppen; wirft man eine Frage hinein, so fuchteln unzählige Arme vor den Augen; die Luft ist von Schreien erfüllt; Antworten kreuzen sick, die Stimmen übertönen einander, fast entsteht der Eindruck einer Prügelei. Kriechende Untertänigkeit, haltlose Neu- gierde, hoffende Geschäftigkeit machen diese Menschen nervös; der Anblick des begleitenden uniformierten Herrn bringt sie von Sinnen. Dennoch wagen sie sich an den Wagen heran. Sie wissen schon, daß diese ihnen seltsamen und strengen Offiziere ihnen weder ins Gesicht spucken, noch sie mit Fußtritten traktieren, wie es die Russen taten. Betritt man einen Hof, so strömt die ganze Schar nach, und man steht in einem unruhig wogenden Meer. Man tut am besten, ein paar handfeste Kerle zu mieten, die den Eingang während des Besuches sperren dann gibt es eine regelrechte Belagerung, und der Heldenmut der Belagerer macht sich in dumpfen Schlägen gegen die Pforte Luft. Eine große Dummheit beging ich, als ich an- gesichts des Haufens die Börse zog, um die Tüclsiiter abzulohnen. Mit einem Schrei des Hungers, der Hoffnung, der Verzweiflung stürzte sich die Schar auf mich. Die Frauen mit ihren rotbraunen Perrücken, die sie am Hochzeitstage anlegten, nachdem sie das eigene Haar abgeschnitten haben, strecken mir ihre weinenden Kinder entgegen. Ueber dieses unglückliche Judenviertel ist nun noch die Kriegs­not gekommen und hat neue Wunden geschlagen, neue, bittere Tränen erpreßt. Aber auch neue Kräfte sind in Bewegung gesetzt worden. Deutsche Uniformen tauchen in den engen Gassen auf; deutsche Aerzte bringen Hilfe, barmherzige Schwestern folgen ihnen, neue Einrichtungen werden geschafsen. Die Grundsätze des guten Willens, der Ordnung, der Verantwortung und des Verstehens bahnen sich einen Weg durch diesen bis jetzt fast unergründlich ge- wesimen Sumpf. Man richtet jetzt Kinderheime für die jüdischen Straßenjungen ein; denn viele kleine Knaben jeden Alters, die entweder keine Eltern haben, oder deren Eltern wegen des Krieges geflohen sind, Hausen auf den Straßen, schlafen in Rinnsteinen, esien, was sie im Schmutz finden, oder was man ihnen zuwirft, oder auch, was sie sich auf den öffentlichen Märkten aneignen können. Viele von ihnen sind fast nackt. Wen kümmerte es früher, wenn sie nach Brot schrien! Noch immer ist für diese Kinder die Straße erfüllt von Abenteuern und Zauberkraft; sie ist der Dschungel, in dem sie jagen; die Straße lockt und fesselt sie, und es gibt Kinder, die vor der Sauberkeit des Kinderheims flüchten zurück zur Straße, zum Wasser der Kloaken, zum harten Nachtlager auf den Schwellen der Türen, inmitten der Ratten. Die Kinder des Heims sitzen auf ihren Bänken, die kleine, platte Judenmütze auf dem Kopfe, wie es die gute Sitte erfordert, mit verschlagenen, schwarzen Augenperlen und lernen. Sie alle sind kleine, wilde Tiere, die gezähmt werden sollen. Ich hatt� einen Kameraden... Eine Erinnerung von Otto Meier  . .Meier, wir haben uns schlecht verkooft!* Da» waren die Worte, die mein Freund und Kamerad Borke mir zurief, als er in stockfinsterer Nacht durch den aufgeweichten Lehmboden Flanderns   hinler mir her trottete. Im Schutz der Dunkelheit, unsichlbar, langsam aber unaufhaltsam, kroch die graue Riesenschlange an den Feind heran. Die Spaten und Seitengewehre, die Kochgeschirre klapperten, und dazu trieb uns der Nachtwind einen feinen Sprühregen ins Gesicht. Bei Tagesanbruch sollten wir in der ersten Stellung sein. .Wozu die trüben Gedanken, Börke? Ewig kann der Krieg nicht dauern. Kopf hoch, alter Junge. Wenn wir erst heim- kehren." .Ja, heimkehren," lachte er,.aber wenn nun nicht!" ..Unsinn," warf ich ein. .Aber wenn nun nicht?" wiederholte er. Und wie zu sich selbst fuhr er fort:.Ich habe so viel gutzumachen!" Da fühlte ich. was ihn bewegte. So oft hatte er mir erzählt davon, er war tief unglücklich. Und ein aufrichtiges Mitleid für ihn erfaßte mich. Schweigend trabten wir weiter, weiter durch die schwarze Rächt, immer näher an den Feind heran. In der Ferne flammten Leuchtkugeln auf. Rollendes Infanterie» feuer wurde hörbar. Das monotone und mechanische Hämmern der Maschinengewehre klang doppelt schaurig durch die Nacht. Und ab und zu ein blitzartiges Aufflammen, dem ein dumpfer Knall folgte; der Abschuß der Geschütze. Das war der Auftakt zu dem, was uns bevorstand. Ein unheimliches Gefühl nahm unser« Sinne gefangen und ließ uns die Lippen aufeinanderpressen. Sogar die Spaßvögel waren verstummt. Wir wußten eS, da hinten lauerte der Kampf und das Entsetzen. Plötzlich tauchte vor uns aus der Finsternis etwas Großes auf, das noch schwärzer war als die Nacht selbst. Drohend, als wollte es uns das Weiterkommen wehren, erhob eS sich zu beiden Seiten des aufgeweichten Weges. Wir marschierten daraus zu, ein entsetz» lichsr Geruch, wie von verkohltem Gebälk, machte sich bemerkbar. Es waren die ersten Häuser der Ortschaft, die noch vor wenigen Tagen im Besitz des Feindes war. Zusammengestürzt, in Schult und Asche gelegt bis auf die Grundmauern, so standen sie da als stumme Zeugen eines ge- waltigen Kampfes, der vor kurzem hier mit allen Mitteln einer raifinierten Technik tobte. Grausig, wie Gerippe, ragten aus den Trümmerhaufen die verkohlten Balken gen Himmel. Der ganze Ernst der Situation, das Bewußtsein der kriegerischen Gegenwart Ein anderes Heim, ein großes mustergültiges Institut, gibt Kranken, alten Flüchtlingen Obdach. Welch ein unendlicher, viel- stimmiger Chor des Leidens! Wie unzählig, wie unerschöpflich sind nicht die Leiden der Menschen, wieviel Blut und wieviel Tränen entströmen nicht dem schwärenden russischen Riesenkörper, dessen Pestbeulen jetzt mit dem Schwerte   geöffnet werden! Das taub- stumme, bltnde Mädchen ahnt die Nähe der Pflegerin, greift in die Luft, findet die Hand und führt sie mit tierischer Ergebenheit an die Lippen eine Ähnung von Glück überfliegt das arme, erstorbene Antlitz, ein ergreifendes Symbol der wortlosen, von aller menschlichen Gesellschaft abgesperrten Not, die jetzt die milde Wärme der Barmherzigkeit empfindet. Der Sonnenschein fällt über die langen Reihen der Betten, in denen alte Männer tausend- jährige hebräische Gebete lallen. Ein hundertjähriger, weißlockiger. gebeugter Patriarch sieht prüfend in das Gesicht des Fremdlings und küßt ergeben seine Hand. Frauen mit stumpfsinnigen Ge- sichtern sieht man. Kranke, von Granaten in den brennenden Dörfern Verstümmelte, Krüppel, Wahnsinnige, Idioten mit Wasser- köpfen, verschämte Arme, die mit zitternden Fingern die Blätter in den hebräischen Weisbeitsurkunden wende», Kretins  , die mit strahlenden Augen ihre Jacke öffnen und zeigen, wie weiß das Hemd und wie unzerbissen die Haut von Läusen ist. Hier liegt eine einst reich gewesene Frau, jetzt ist sie gelähmt seit jener Nacht des Schrecken», als die Russen ihr Heim plünderten und sie auf die Landstraße hinausjagten, lind dann zuletzt, Gott sei Dank, Kinder, die lachen; spielende Kinder, die die Herrlichkeiten der Fröbelschen Pädagogik erleben, die zierliche Körbe flechten und mit farbiger Kreide Sonnenrosen. Glockenblumen und kleine nette Häuschen zeichnen, die Lieder singen vom Fuchs und der Gans, die gedankenlos sind und glücklich und auch ungehorsam, wie alle Kinder. Niemals werde ich die Abteilung für heimatlose Juden ver- gessen. Auch niemals das schöne, junge Judenmädchen, schlank und edel gewachsen, in der einfachen Kleidung der Krankenpflegerin, die Augen wie schwarze Sterne, rein und strahlend die Stirn. Die Idioten greifen nach ihren Händen, die alten Frauen richten sich in den Betten auf und folgen mit Tränen ihrem Weg. Ueber- Wältigend wirkt die edle, reizvolle Gestalt in dieser Umgebung; wie eine himmlische Botschaft, wie ein Zeichen der Hoffnung wandert sie umher. Man muß sie segnen, daß sie gerade hier weilt, und daß sie so schön wie eine Lilie von Saron ist. Bon der Liebe, die durch die Welt geht, fällt ein Strahl in das Dunkel des Gettos."(z) kleines Feuilleton. �anüesberatungsstellen für Kriegerehrungen. Die würdige Ausgestaltung der Kriegergrabstätten bildet fort- dauernd den Gegenstand eingehender Fürsorge der Heeresverwal- tung. Die im Einvernehmen zwischen dem preußischen Kriegs- Ministerium und dem Kultusministerium erfolgten Bereisungen der Etappengebiete durch Künstler, Gartenarchitekten und Baum- schulenbesitzer haben eine Fülle von Erfahrungen gezeitigt. Die hieraus gewonnenen leitenden Gesichtspunkte sind in einer Anzahl von Schriften niedergelegt, die für alle beteiligten Dienststellen die Grundlage für die Herrichtung Und Ausschmückung der Grab- stätten bilden. Zahlreiche Vorbilder für Grabkreuze, Einzelgröber und Fried- Hofsanlagen sind den Truppen zugänglich gemacht, so daß bei aller gebotenen soldatischen Schlichtheit der Ausführung doch eine künstle- rische Ausgestaltung gewährleistet ist. Diese Vorbilder sind außerdem in Zeichnungen und aus- geführten Mustern als geschlossene Abteilung einer Wanderaus- stellung für Kriegergräber angegliedert, die in verschiedenen beut- schen Städten(bisher in Berlin  , Halle, Leipzig  ) stattfinden wird. Um den mit der Gräberpflege betrauten Dienststellen auch weiter- hin die Beratung in allen Fragen künstlerischer Art zu sichern, sind Landesberatungssteven geschaffen, denen Künstler aus allen Teilen des Reiches angehören. So ist beim preußischen Ministerium der geistlichen und Unter- richtsangelegenheiten die Staatliche Beratungsstelle für Krieger- ehrungen gebildet, deren Ausbau in provinzielle Beratungsstellen bereits angebahnt ist. Vertreter der Landesberatungsstellen werden zu gemeinsamen Beratungen zusammenkommen, um in allen großen Fragen ein Zusammenwirken für das ganze Reich zu sichern. Ihre Tätigkeit erstreckt sich auf die Operations- und Etappengebiete der kämpfen- den Armeen, außerdem auch auf das gesamte Inland. Den beteiligten Kreisen des Kunstgewerbes und den Ange- hörigen der gefallenen Helden wird empfohlen, sich in künstlerischen Fragen an die Beratungsstellen zu wenden, die jederzeit kostenlos Rat erteilen. traten unS so unmittelbar vor Augen, beeinflußten derartig unsere Empfindungen, daß kein Wort des Staunens, des Entsetzens über unsere Lippen kam. Und nun ging'S die Straße hinunter. Da war kein HauS zu beiden Seiten, das wenigstens noch einigermaßen bewohnbar ge- wesen wäre: In den öden Fensterhöhlen Wohnt das Grauen, Und des Himmels Wolken schauen Hoch hinein--. An der ersten Straßenkreuzung machten wir Halt. Mechanisch schloß sich alles an. Ich setzte mich auf einen Haufen Mauersteine. Durch ein offenes Fenster fiel mein Blick in das Innere einer voll- ständig demolierten Stube. Auf dem klobigen Tisch flackerte un» ruhig eine Wachskerze und hüllte den Hintergrund in ein gespenstisch zitterndes Halbdunkel. Rings um ihn saßen Matrosen mit Wetter- harten, gebräunten Gesichtern beim Kartenspiel und.Garnspinnen".") Mein Freund Börke setzte sich zu mir und sah interessiert zu. Für den Augenblick schienen seine trüben Gedanken verflogen. Und immer noch fiel der feine Sprühregen, unsere Mäntel und Röcke durch» nässend. Da schallte eine scharfe Kommandostimme und ließ uns jäh in die Höhe fahren: .Achtung I Fertig mache». Um S Uhr mit Maschinengewehren an der bekannten Stellei" Es galt nicht uns, sondern den Matrose». Wir nahmen unsere Plätze wieder ein. Das Licht erlosch, und in der Dunkelheit ent- kernten sich die Blaujacken. AuS allen umliegenden Häusern, worin sie auf notdürftig hergerichtctem Lager geruht, kamen sie heraus und schlössen sich ihren davoneilenden Kameraden an. Kein über- flüssiges Wort wurde gesprochen. In der Dunkelheit hatte dies alles eine entsetzlich unheimliche Wirlung. Der graue Heerwurm setzte sich wieder in Bewegung. Langsam schob er sich durch das Dorf. Der Regen ließ nach und die raben- schwarze Finsternis begann einer fahlen Dämmerung zu weichen. Der junge Tag erwachte. Mehr und mehr verschwand da? Dorf im Morgengrauen. Eine bleierne Müdigkeit lag in unseren Gliedern und ließ keine Stimmung aufkommen. Waren wir doch die ganze Nacht marschiert. Und nun zogen wir auf schnurgerader Chaussee, die auf beiden Seiten von hohen Pappeln eingesäumt war, unaufhaltsam vorwärts, dem Feind entgegen. Das Jntanteriefeuer in der Ferne halte auf- gehört, aber wenn noch ein Schuß fiel, kam der Schall klar und deutlich herüber.... *) Seemännischer Ausdruck für Erzählen, Plaudern usw. Shakletons mißlungene hilfsexpeöition. Wie schon kurz telegraphisch gemeldet, ist die von Sir Ernest Shackleton   geleitete Hilfsexpedition zur Rettung seiner auf der Elefanteninsel zurückgebliebenen Mannschaft mißlungen. Dev Forscher hat darüber aus Port Stanley   anDaily Chronicle" fol- gendes Telegramm gesandt:Ich bin soeben zurückgekehrt und beklage tief, mitteilen zu müssen, daß ich nicht imstande gewesen bin, meine Kameraden zu retten, die ich in einer Eisgrotte zurück- gelassen habe. Die Eisverhältnisse waren viel ungünstiger, als bei dem ersten Versuch, der im Mai mit einem Walfischfängerschiff von Süd-Georgia aus unternommen wurde. Wir trafen(30 eng­lische Meilen nördlich von der Elefanteninsel auf Treibeis; aber es gelang uns durchzukommen. Wir kamen bis auf 20 Meilen an die Insel heran; hier jedoch wurde das Packeis so undurchdringlich, daß die Weiterfahrt, die auch noch durch viele Eisberge und starken Sturm erschwert war, zur Unmöglichkeit wurde. Das Eis erstreckte sich in Form eines Halbmondes Jwn Westnordwest über Süden und Nordost Und mit den beiden Spitzen ungefähr 60 Meilen bis an die Insel heran. Die Eisvcrhältnisse dieses Südwinters sind also so ungüstig, daß es nur mit Eisbrechern möglich sein wird, vorzudringen. Was die Nahrungsmittclfrage betrifft, so hoffe ich, daß die Männer Gelegenheit finden werden. Pinguine zu erlegen. Wir sahen viele dieser Tiere auf dem Eise; das Fleisch der Pin- guinc wird einen guten Zuschuß zu dem vorhandenen Vorrat bil- den, der hauptsächlich aus Fleischextrakt von großem Nährwert be- steht. Sieben englische Meilen von der Stelle, wo dieEndurance" sank, ließen wir 12 Kisten mit Lebensmitteln zurück; aber ich kann nicht sagen, ob es den Zurückgebliebenen gelingt, die Stelle zu erreichen. Wenn die Lage der Zurückgebliebenen auch sehr ernst ist, so besteht doch immer noch Hoffnung, die Männer zu retten." Oie Zaubergärten Mexikos  . Viele Reisende haben mit seltener Einmütigkeit Mexiko   als das Paradies der Erde bezeichnet. Diese Wertung kann allerdings nur hinsichtlich der Natur des Sonnenlandes gelten und keineswegs mit Rücksicht auf die Dinge, die fich unter den Menschen dort ab- spielen. Vielleicht wird man über kurz oder lang sagen können, daß das Land der Azteken   einmal ein Paradies auf Erden war, daß es aber zur Einöde wurde durch die freundschaftliche Tättgkeit Uncle Sams." So schreibt B. Haldy, der im neuesten Heft derNatur" die Pflanzenwelt Mexikos   schildert. Mexiko   vereinigt in sich sozusagen alle Klimate, ist aber in drei bestimmte Zonen gegliedert, die Dierra callicnte, die Tierra templada, die Tierra fria. Jede dieser drei Zonen, die sich durch die Temperatur und Höhenlage unterscheiden, zeigt ihre eigene Pracht, das Wunderbarste aber ist, i> man in wenigen Stunden aus der einen in die andere gelangen kann. Man kann am Morgen Bananen, am Abend Aepfel pflücken, morgens riesigen Kaktuspflanzen gegenüberstehen und abends Rosen zum Strauß winden. In der Tierra calliente, der heißen Zone, herrscht der Urwald, der sich aber hier durch eine Farbenpracht besonders auszeichnet. Mit Riesenbäumen und Baml'us wechseln die Nutzpflanzen, wie Kautschukbäume und Mahagoni, auf weiten Strecken herrscht die Palmlilie, auf anderen die größten und winzigsten Kaktusarten. Die gemäßigte Zone, die Tierra templada, ist das eigentliche Pa- radies, in dem ewig Frieden ist. Hier gibt es Mischwälder von Eichen und Palmen, umschlungen von Lianen, hier blüht die Myrte und der Lorbeer, und zwischen ihnen gedeihen die herrlichsten Orchideen und Baumfarne. Die Tierra fria, in der das Temperatur- mittel unter 17 Grad ist, zeigt Anklänge an die Pflanzenwelt Mittel- europas und in den höheren Lagen Alpenflora. Auch hier treffen wir zwischen Ulmen, Erlen und Eschen   Orchideen. Dann in den höheren Regionen die Kiefern, namentlich die prachtvolle Monte- zumakiefer, weiter in Höhe von 5000 Meter schließlich Moose und Flechten._ Rotize». Eine Wanderausstellung für Mutter- und Säuglingsfürsorge ist in Braunfchweig geschaffen worden. Sie soll im ganzen Lande Aufklärung über Säuglingsernährung, -Pflege und-Fürsorge verbreiten. Ein»euer König V»» republikanischen Gnaden ist in Annam eingesetzt worden. Der frühere wurde von den Franzosen  , den Herren des Landes, wegen angeblicher Umtriebe abgefetzt und eingesperrt. Original-Kupferplatte-n Reinbrandt«, die er selbst radiert hat, wurden in einer französischen   Privatsammlung entdeckt. Sie sind noch benutzbar und ergeben Abzüge, die gut er- haltenen alten Radierungen ebenbürtig sind. Einsam standen sich an der Chausiee auf freiem Felde zwei Ge- Höfte gegenüber. Von dem linken wehte die weiße Flagge des roten Kreuzes. Also ein Verbandsplatz. Hier machte unsere Truppe Halt. Wir lagerten uns in einer geräumigen Scheune rechts der Straße und zogen bei jedem Atemzug mit der frischen Morgenlust durch- dringenden Karbolgeruch hinein. Räch solchem nächtlichen Marsche tat die Ruhe unbeschreiblich wohl. WaS Wunder, daß bald darauf ein Teil des mitgebrachten Vorrats an Zigarren und Zigaretten iu Rauch aufging. Börke und ich benntzten die Marschpause, um örtliche Kenniniffe zu sammeln. DaS gegenüber liegende HauS umkreisend. lugten wir durch eine Türspalte. Wir sahen die Verwundeten auf Stroh ge- bettet liegen und zogen unS zurück. Wir stießen auf eine Art Veranda und machten die Bemerkung, daß unter mehreren aus- gebreiteten Zeltbahnen sechs Paar schmutzige Stiefel hervorlugten. Neugierig hob ich einen Zipfel auf; ich ließ ihn starr vor Entsetzen im nämlichen Augenblick fallen. Was wir sahen, war furchtbar, für uns wenigstens. Die Stiefel steckten an einem Paar Beine und diese gehörten einem blutjungen Infanteristen. Der Waffenrock war geöffnet, das Hemd bis über die Brust hochgeschoben. Ein winziges Lock im Bauche bezeichnete den Einschuß, in dem ein Gazetampon steckte. Noch hatten wir Zeit gehabt, ein weißgrünes, goldgesticktes Couleur« band wahrzunehmen. Ein Student also. So kurz der Anblick, so erschütternd war er. Was wir weiter fanden, war nicht minder eindrucksvoll. Un« weit des Hauses, vor einem Bretterzaune, stand Kreuz an Kreuz. Aus rohem Holze gezimmert, mit Ramen und Daten versehen, standen sie in Reih und Glied. Der letzte Ruheplatz der Gefallsnen. eine heilige Stätte. Langsam, in Gedanlen versunken, kehrten wir zurück. Der Anblick der ersten Toten löste in uns Empfindungen so übermächtiger Natur aus, daß wir aus Scheu vor dem über die Erde dahirchrausenden gewaltigen Entsetzen keine Silbe über daS Gesehene über die Lippen brachten. Bald darauf kam der Befehl zum Anttcten. Wir formierten uns in Marschkolonne und Wetter ging's. Leichtverwundete kamen uns entp egengehumpelt und erteilten uns bereitwilligst Auskunft Über die Entfernung der Gräben. Weit war's nicht mehr. Eine brennende Neugier packte uns und die Erwartung ließ das Herz an die Rippen pochen. Vor unS, an der Wegkreuzung, stand ein zer« schossenes Geböfl und seitlich daneben ein winkender Offizier. Immer weiter schob sich der graue Heerwurm die Straße entlang, bestimmt, die vordere Stellung zu verstärken. Roch hatten wir die Wege« kreuzung nicht erreicht. (Schluß folgA)