#t. 154. 1916. Unterhaltungsblatt des Vorwärts Kriegsgemüsebau im Spreewalö. Man hat unserer Industrie mit Recht nachgerühmt, daß sie es verstanden, sich den besonderen Anforderungen des Krieges so rasch und so bollkommen anzupassen. Daß man dieses Lob auch auf andere Zweige unseres Wirtschaftslebens anwenden darf, hat mir dieser Tage ein Besuch Lübbenaus, des regen Spree  - Waldstädtchens bewiesen, das ja auch schon in Friedenszeiten zu den größten Gemüsekammern Deutschlands   zählt. Gleich beim Verlassen des Bahnhofs trug mir der Wind, der über die vor der Stadt gelegenen Gemüsekulturen kam, den schar- fen Geruch der Zwiebeln entgegen. Als ich dann den kürzeren Weg zum Städtchen quer durch die Felder nahm, sah ich dann auch die sastigen grünen Zwiebelgewächse in langen und breiten Fläcken im Winde auf- und abwogen, wie die Halme auf dem Felde." Dazwischen Meerrettich-, Mohrrüben- und Kartoffelfelder, die berühmten Gurkenbeete, Bohnen, Sellerie, Majoran und Thymian, Aecker mit Blumen- und Rosenkohl. Aber vor allem viel, sehr viel Zwiebeln. Bei der erhöhten Bedeutung des Gemüses für unsere Volks- ernährung im Kriege und im Hinblick auf die verhinderte Einfuhr, insbesondere von Zwiebeln, ergaben sich für die Gemüsezüchter im Spreewald nach den Erfahrungen des vorigen Jahres ganz be. stimmte Aufgaben. Der Mangel an Arbeitskräften und besondere örtliche Verhältnisse standen zwar der Schaffung von Neuland für Gemüse hindernd im Wege. Dagegen hat man versucht, durch Zwischenkulturen die allgemeine Produktion zu steigern. So sah ich auf vielen Gurkenbeeten Salat, Kohlrabi, Weiß-, Rot-, Wirsing- und Blumenkohl als Zwischen- oder Randbepflanzung. Diese rationelle Ausnützung des an sich außerordentlich fetten Spree  - Waldbodens ist zweifellos geeignet, ein schon recht erheblich ins Gewicht fallendes Mehr an Frühgemüsen zu liefern. Dabei er- leiden die Hauptkulturen, die Gurken, wie mir mein sachkundiger Führer erklärt, keinen wesentlichen Schaden. Vor allem aber hat man in diesem Jahr versucht, den Aus- fall an ausländischen Zwiebeln, die in der Hauptsache au? Aegypten   kamen, durch vermehrten Anbau dieser wichtigen Küchen- pflanze, so weit als möglich auszugleichen. Gerade in Lübbenau  , wo man seit zirka 500 Jahren Zwiebeln baut, stehen den Züchtern ja die wertvollsten Erfahrungen zur Seite. In welchem Umfang man heuer dem gesteigerten Bedürfnis an Zwiebeln nachzukommen bestrebt war. erhellt aus der Tatsache, daß man dieses Jahr mit einer Ernte von zirka 40 000 Zentnern rechnen zu können glaubt. Das ist etwa viermal so viel wie in den letzten Jahren. Noch im Jahre 1910 betrug zum Beispiel die Jahresausfuhr an Zwiebeln 9000 Zentner. Seit Wochen gehen jetzt täglich 3 bis 4 Eisenbahn- wagen mit Zwiebeln im Werte von 0 8000 M. aus Lübbenau  fort. Es sind das die sogenannten Schluppenzwiebeln, d. h. Zwiebeln, die nicht dauern, sondern zum sofortigen Gebrauch be- stiprmt sind. Die Tauerzwiebel wird im Herbst geerntet. Daß neben der größeren Nachfrage natürlich auch der höhere Preis bei dem Mehranbau mitgesprochen hat, begreift man, wenn man hört. daß der Zentner durchschnittlich mit 30 M. bezahlt wird, gegen 50 M. in gewöhnlichen Zeiten. Der Hauptzweig der Lübbenauer   Gemüsezucht bleibt indes auch heute noch die Gurkenkultur. Im Jahre 1901 wurden noch 133 000 Zentner geerntet, im Jahre 1908 dagegen schon 400 000 Zentner. Der Durchschnitt der Jahresproduktion an Gurken er- scheint jedenfalls mit 300 000 Zentnern als nicht zu hoch gegriffen. Diese Zahlen beziehen sich indes nur auf die Ware, die mit der Bahn verladen wird. Nicht eingerechnet sind die beträchtlichen Mengen, die von Händlern im Wagen und in Körben fortgeschafft werden, sowie der mit Rücksicht auf den sehr regen Fremdenverkehr recht stattliche Verbrauch am Orte selbst. Nach der Schätzung meines Gewährsmanns kann man dafür noch einmal zirka 50 000 Zentner rechnen. Die Gurkenkultur ist ebenfalls gerade jetzt besonders lohnend, werden doch für das Schock, das man in Friedenszeiten schon für 2 3 M. erstehen konnte, 8 10 M. bezahlt. Außerordentlich ausgedehnt ist ferner der Anbau von Meer- rettich. Bis zu zwei Meilen im Umkreis von Lübbenau  , bis Lübben   und Luckau  , ja sogar bis Burg im Spreewald und bis Werben bei Kottbus   erstrecken sich die Meerrettichpflanzungen. Die Jahresproduktion ist recht verschieden, aber immer bedeutend. So wurden im Jahre 1901 25 740 Zentner geerntet, in einem anderen Jahre dagegen(1909)nur" 17 000 Zentner. Der Zentner Ich hatt' einen Kameraüen... Eine Erinnerung von Otto Meier  . (Schluß.) Da ein klingendes Sausen in der Lust. Seitlich über uns ein scharfer, kurzer Knall. Eine weiße, ringförmige Wolke stand unbeweglich in der Luft. Klatschend fuhr es hundertfach in in den feuchten Acker. Da zischte und knallte es wieder und wieder, hier und dort, vorn und hinten. Was war das? Erschrocken und verstört blickten wir unS an. .Volle Deckung!" Laut schreiend liefen die Offiziere die Straße etltlang. Im Nu waren sämtliche Pappeln in der Schutzrichtung besetzt. Acht, zehn, zwölf Mann kauerten sich duckend hinter» einander. Mit affenartiger Geschwindigkeit sprang ein Teil in den morastigen Chausseegraben. Platzend wüteten die feindlichen Schrapnelle in der Luft. Das war ein reizender Empfang. Langgestreckt lag auch ich im Chausseegraben und schmiegte mich an den klebenden Morast. Am liebsten wäre ich ganz hineingekrochen in den schützenden� Dreck. Bittere Empfindungen keimten in mir auf: Da prasselten die tod» bringenden Geschosse auf uns hernieder und dabei war keine Spur vom Feinde zu sehen, nichts als das leere Feld. Kein Anblick, der Zorn oder Begeisterung entfachen konnte. War das der Krieg? Wo waren die Zeiten, da Mann gegen Mann kämpfte, da Mut und Kaltblütigkeit den Ausschlag gaben? Es war ein niederdrückendes Bewutzlsein der momentanen Ohnmacht gegenüber diesen feindlichen, mir grausamer Regelmäßigkeit funktionierenden Kriegsmaschinen. Sicher hatten uns feindliche Flieger als ankommende Verstär» kung gemeldet, und der Gegner hatte alles Interesse daran, uns auseinander zu jagen. Die Position war unhaltbar. Unauffällig, in kleinen Gruppen zogen wir uns zurück und sammelten unS hinter der Scheune, gegenüber der Berbandsstelle. Da kam auch Börke, dem Schicksal sei Dank. Außer einigen Leichtverwundeten hatten wir glücklicherweise keine Verluste. Aber wir mutzten vor. Der Feind hatte offenbar da» Zwecklose seines ArtilleriefeuerS eingesehen und eS eingestellt. Wir schwärmten aus und gingen in Schützenlinie geduckt vor. Endlos dehnten sich die Rübenäcker. Die vorjährigen Rüben waren in's Kraut geschossen und trugen gelbe Blüten. Unförmige Dreckklumpen setzten sich an unseren Stieseln fest, und die feuchten Pflanzen näßten uns Gesicht und Hände. UnS war es nebensächlich. Nach der eben gemarbten Erfahrung war für unS die Hauptsache, möglichst gedeckt in unsere Stellung einzuschwärmen. Wir passierten die Wegkreuzung. Das war eine gefähr- liche Stelle. Solche Punkte erleichtern da« Entfernungsschätzen un- gemein, und zweifellos kannte der Feind die Entfernung nur zu genau. Diese Erfahrung blieb unS nicht erspart. Ping-- ping-- Pfiff es uns haarscharf um die Ohren. Hier setzte das feindliche Jnfanteriefeuer ein. Hinlegen!" Solch Kommando braucht nicht zweimal gegeben zu werden: e« wird beim erstenmal prompt ausgeführt. Börke blinzelte mich von der Seite an. »Sie schießen, aber treffen nicht," meinte er. wird mit 20 24 M. bezahlt, je nach der Stärke der Stangen. Der Bau von Meerrettich im Spreewald kann ebenfalls so wie die Gurkenkultur auf eine nahezu 300jährige Tradition zurückblicken. Dabei ist die Tatsache interessant, daß zum Beispiel im Jahre 1680 eine Menge Meerrettich, die unserem heutigen Zentner entspricht, einen Taler kostete. Berücksichtigt man den damaligen, etwa sechs- fach so hohen Wert des Geldes, so ergibt sich, daß die Wertschätzung des Meerrettichs schon damals etwa die gleiche war wie heute. Der Bau von Mohrrüben, der in Lübbenau   und in dem be- nachbarten Lehde   betrieben wird, weist ebenfalls achtungheischende Ziffern auf. Es wurden beispielsweise im Jahre 1910 16 400 Zentner mit der Bahn verladen. Da jedoch der weitaus größere Teil am Ort selbst als Viehfutter verbraucht bzw. als Gemüse von den Bauern gegessen wird, kann man einen durchschnittlichen Jahresertrag von 50 000 Zentnern anrechnen. Da ferner der Zentner heute das Vierfache des Preises in normalen Zeiten bringt, wird selbstverständlich die Verfütterung zugunsten des Versands tunlichst beschnitten. Die Ausfuhr von Kürbissen, von denen jährlich etwa 19 000 bis 12 000 Zentner geerntet werden, ist, wie bei den Mohrrüben, verhält- nismäßig gering; sie beträgt etwa ein Drittel des Gesamtertrages. Der Kürbis stellt ein besonders kräftiges und von dem Vieh gern ge- nommenes Futter dar. Mancher Bauer erntet seine 300 Zentner jährlich allein, wobei Exemplare oon 100 bis 150 Pfund durchaus nicht zu den Seltenheiten gehören. Blumenkohl und Rosenkohl er- freuen sich reger Pflege. Rot- und Weißkohl dagegen wird in Lüb- benau mehr eingeführt als angebaut. Diese Kohlarten werden hier eingelegt bzw. hergerichtet und verlassen dann als Lübbenauer   Gemüse wieder die Stadt. Neben der sehr entwickelten Spargelzucht ist noch der ebenso lohnende wie umfangreiche Bau von Gewürzpflanzen, wie Thymian und Majoran, die bei der Herstellung von Wurstwaren be- kanntlich eine wichtige Rolle spielen, in diesem Zusammenhang zu erwähnen. Außer dem aus den angeffihrten Zahlen ersichtlichen riesigen Bahnversand sorgen alljährlich zehn große Messen dafür, daß die Ge- müfezüchter den erforderlichen Absatz finden. Zu diesen Messen kam- men Händler aus Sachsen  , aus Bayern  , vor allem aber aus den See- städten sowie auch aus Böhmen  . Bei einem Gang durch die Stadt sah ich an der Anlegestelle der Kähne zu den Spreewaldfahrten russische Gefangene mit dem Ver- laden großer Mengen silbrig glänzender Zwiebeln beschäftigt, einer der wenigen Eindrücke, der in dem friedlichen fleißigen Städtchen den Krieg wieder ins Bewußtsein drängt. Nur noch in dem Garten vor dem Schloß des Grafen zu Lynar wurde ich an die Gegenwart ge- mahnt; der sonst mit Blumenrabatten und Teppichbeeten geschmückte Platz vor dem Haupteingang ist jetzt mit Kartoffeln bepflanzt. Als ich vor der Heimfahrt das BqhnhofSgebäude betrat, lag wieder der scharfe Dust von Zwiebeln in der Lust. Es scheint der spezifische Geruch von Lübbenau   in diesem zweiten Kriegsjahr zu sein. (z)_ Fritz Mack. kleines Feuilleton. EineHntnlet'- Aufführung in Hamlets Schloß. Eine in ihrer Art einzig dastehende Freilichtaufführung des Hamlet  " in Helsingör   bildete dieser Tage den Abschluß der künstle- rischen Veranstaltungen in Dänemark   zur Feier des Shakespeare- Jubiläums. Schon vor Monaten wurde von dem dänischen Schrift- stllerklub der Plan gefaßt, das Hamlet-Drama an jener Stätte zur Darstellung zu bringen, auf die Shakespeare   selbst den Schau- platz der Handlung verlegte. Es ist das Schloß Kronborg   am Dänischen Sund, kaum 10 Minuten von dem malerischen alter- tümlichen Hafen Helsingörs   gelegen. Das Schloß mit seinen Wällen, Wassergräben. Bastionen und der dem Meer zugewendeten mächtigen Terrasse, auf deren Plattform Shakespeare   den Geist von Hamlets Vater erscheinen läßt, ist gut erhalten. Ein Ueberbleibsel aller Zeit inmitten neuer Anlagen, bildet der massive Bau einen, merkwürdigen Gegensatz zu den modernen Uniformen seiner däni- schen Wachtmannschasten und zu dem angrenzenden, im Frühjahr und Sommer von Badegästen bevölkerten Park des berühmten KurhotelsMarienlhst", wo dem Besucher neben einer Hamlet- Statue auch das angebliche Grab des unglücklichen Königssohnes gezeigt wird. Nachdem die dänische Regierung die Benutzung des heute den Militärbehörden unterstehenden Schlosse? gestattet hatte, Wir wollen abwarten," sagte ich skeptisch. Das summende Ge- räusch in der Luft war beunruhigend. Sprung!... Auf, Marsch, Marsch!" Mechanisch sprangen wir auf und liefen in blinder Hast vor- wärt«. Unheimlich surrten und pfiffen unS die Geschosse um die Schädel, die uns der unfichtbare Feind herübersandte. Hinlegen I" Man sah eine Reihe niederstürzender Kameraden. Wir hatten Glück gehabt. Soweit wir sehen konnten, war niemand getroffen. Kürzer und kürzer wurden die Sprünge. Wir liefen nur noch in Gruppen vorwärts, um dem Feinde kein so große« Ziel zu bieten. BörkeS Gesicht glänzte in fieberhafter Erregung. Da war auch der Graben, und au« der sicheren Deckung heraus winkten uns die Kameraden mit Gewehr und Spaten zu. Da» gab neue Kraft. Einzeln, hier und dort, sprangen wir auf und liefen schnell und geduckt hinein. ES gelang uns, und damit hatten wir die unS gestellte Aufgabe, in die vordere Stellung einzuschwärmen, ohne Verluste gelöst.--- Unsere Tornister wiesen reiche Vorräte auf, und kaum hatten wir unS mit den neuen Kameraden bekannt gemacht, als auch schon da« Mitgebrachte redlich geteilt wurde. Börke war besonders frei- gebig mit Rauchmaterial. Er war überhaupt ein guter Kerl. War das nun unsere Feuertaufe?' stagte er mich. Ich weiß nicht," antwortete ich ihm,»noch haben wir ja kewen Schuß abgegeben." Weißt Du," warf er«i», ich werde das dumme Gefühl nicht lo«.' .Welche« Gefühl?" Daß ich hier nicht lebendig herauskomme!" Quatsch!" Diese kurze und wenig kameradschaftliche Abfertigung schien er mir nicht übel zu nehmen. Wenigsten» berührte er die« Thema nicht wieder. Im Laufe de» Nachmittag» wurde er sogar ziemlich lustig und ausgelassen. Der Feind schien übrigen« für unser« Abwechslung Sorge tragen zu wollen. Gegen Abend wartete er plötzlich mit einem lebhasten Granatseuer auf. ES war ein ohrenbetäube» Krachen. Immer näher schlugen die eisernen Liebesgaben ein und warfen unS den Dreck klumpenweise um die Ohren. Mehr als einmal meinten wir, unser Grabenstück müßte mit uns in taufend Atome zerschmettert in die Luft fliegen. Jedesmal kamen wir heil davon, und mit dem Ein- bruch der Dunkelheit schwiegen die Batterien. DaS machen sie jeden Abend so!" meinten unsere Kameraden gelassen. Für uns Neulinge war das nicht besonders tröstlich. Und wieder kam die Nacht. Longsam senkten sich ihre Schatten auf das Schlachtfeld herab. Der nächtliche Marsch, die Schrecken des verflossenen Tages mit all seinen neuen Eindrücken lösten eine un- widerstehliche Müdigkeit aus. Das Ungewohnte de« harten Lagers, die bedrohliche Nähe des Feindes empfanden wir nicht. Seite an Seite, sest in unsere Wolldecken gewickelt, schliefen Börke und ich bald ruhig ein. Ich lehnte meinen Kopf an seine Schulter, und im Halbschlaf, im Hinüberdämmern hatte ich noch die unklare Emp- findung, daß man den Wert des Menschen nie so erkennt wie in der Stunde der Gefahr, und daß es doch etwas Schönes und Er- hebendes um eine gut« und treue Kameradschaft sei.-- wurde sofort mit den umfangreichen Vorbereitungen für die Auf- führung begonnen, die wegen der Witterung bis in die letzten Junitage verschoben wurde. Die Schloßterrasse wurde von den ersten Bühnentechnikern für diesen besonderen Zweck hergerichtet, 200 Personen Schauspieler, Sänger und Chor wurden für die Darstellung aufgeboten. Die 3000 Zuhörer folgten mit außer- ordentlichem Interesse der Aufführung, und die Stimmung des nächtlichen Renaissanceschlosses, das Darsteller und Publikum als grandiose Dekoration sozusagen in einem märchenhaften Rahmen erscheinen ließ, steigerte sich von Szene zu Szene. Dem Stück selbst ging ein von Helge Rode  , dem Bruder des dänischen Ministers des Innern, verfaßter Prolog vorauf, in dem die Stunde geschildert wurde, in der Shakespeare   anläßlich eines Besuches von Helsingör  den Plan zur Niederschrift seines berühmten Werkes faßte. Dann hielt Georg Brandes   einen Vortrag zu Ehren des Dichters. Die Aufführung selbst wird von allen Blättern begeistert gelobt. Der dänische Hofschauspieler Nicolai Neiiendam   spielte den Hamlet und Frau Moltke die Ophelia. Die von dem Oberregiffcur des Kopen- bagener königlichen Theaters, Johannes Nielsen, inszenierte Auf- führung wurde durch eine für diesen besonderen Zweck von Carl Nielsen   komponierte Musik unterstützt. Uebrigcns ist dies nicht das erstemal, daßHamlet  " im Kronborg  -Schloß von Helsingpr aufgeführt wurde. Bereits vor 100 Jahren fand anläßlich des 200jährigen Todestages Shakespeares eine solche Aufführung durch eine Liebhabervereinigung statt. Melkogen. Die Verwertung der enormen Mengen von Küchenabfällen, die in unseren Städten täglich in den Mülleimer wandern, ist bisher vereinzelt, systemlos und in primitivster Art erfolgt. Die Ver- Wendung als Frischfutter scheiterte überall an den Schwierigkeiten der Abfuhr und der Verteilung; im Sommer war die Nachfrage gering, die Abfälle verdarben und die Sammlung wurde deshalb meist eingestellt. Anlagen zur Herstellung von Dauerfuttcr gibt es nur in wenigen Gemeinden, von denen Köln   und Charlottenburg  genannt seien. Eine wirklich ausgiebige Ausnutzung der in den Abfällen vorhandenen, sehr erheblichen Futterwcrte ist nur möglich, wenn einerseits Sammelzwang eingeführt, andererseits die Ver- arbeitung systematisch organisiert und die Zufuhr der gesammelten Mengen an die Verarbeitungsbetriebe sichergestellt wird. Beides ist nunmehr durch eine Verordnung des Bundesrats vom 26. Juni über die Verwertung von Speiseresten und Küchenabfällen erreicht. Dem Sammelzwang unterliegen auf Anordnung der Landeszentral. behörde alle Gemeinden von mehr als 40 000 Einwohnern; auf Antrag des Gemeindevorstandes Und der die Verarbeitung be- sorgenden Gesellschaft auch kleinere. Eine Gesellschaft, der alle gesammelten Abfälle regelmäßig zugeführt werden, die unter Auf- ficht des Reichskanzlers stehendeRcichsgesellschast für deutsches Milchkraftfutter. G. m. b. H." in Berlin  , verarbeitet das Abfall- Material zuMelkogen", einem jahrelang haltbaren Milchkraft- futter. Nach offiziellen Angaben liefern die Küchenabfälle von je 100 städtischen Einwohnern das Kraftfutter für 8 Liter Milch. Den Städten wird das Abfallmaterial zu angemessenen Preisen vergütet; sie erhalten außerdem eine im Verhältnis zu ihren Ablieferungen stehende Menge Melkogen zu einem Vorzugspreis für den Bedarf ihrer eigenen Molkereibetriebe, wenn sie eine nach dem Ermessen der Landcszentralbehörde hinreichende Regelung ihres Milchverkchrs durchgeführt haben. Auch wenn man die Schwierigkeiten der praktischen Ausfüh- rung im einzelnen in Rechnung zieht, darf man annehmen, daß durch die neue Organisation sehr stattliche Kraftfuttermittel- mengen neu gewonnen und die Milchlvirtschaft namentlich der städtischen Bezirke fühlbar erleichtert werden wird. Das Verfahren ermöglicht uns die Nutzung bisher vergeudeter Werte und behält deshalb auch über den Krieg hinaus eine nicht zu unterschätzende Bedeutung. Stottze». Edwards Münchs Wandgemälde für den Uni- versitätsfchtsaal in Christtania, von denen einige Entwürfe auch in Berlin   gezeigt wurden, scheinen nunmehr gesichert. Eine Sammlung ergab bereits den größten Teil der erforderlichen Sumnie und es besteht Aussicht, daß auch der Rest eingeht und so das größte monu- mentale Werk Münchs ausgeführt wird. Wir wurden unsanft geweckt. Man rüttelte uns wach. Der ganze Graben war bereits lebendig. Munition wurde durchgereicht und verteilt. Was gab's? Ging'S zum Sturm? Wie ein Lauf- feuer wurde es durchgesagt und pflanzte sich von Mann zu Mann fort: Scharf nach halblinks beobachten I Der Feind erhält Ver- stärkung und geht zum Angriff vor l" Das war's also. Unsere Flieger waren wachsam und hatten im Morgengrauen die feindlichen Operationen ausgekundschaftet. Jetzt hieß es aufpassen. War'S gestern keine Feuertaufe, heute kam sie bestimmt. Jeder Nerv fieberte. Angestrengt beobachteten alle nach halb» link» durch die Schießscharten. Hier und da wurde die Deckung schleunigst ausgeflickt und verstärtt. Der Artilleriebeobachter nahm seinen Standfleck ganz in unserer Nähe, in aller Eile wurde die Telephonleitung nach den Batterien gelegt. Noch warteten wir. Nicht« war zu sehen. Drohend richteten sich die Läufe der Gewehre nach der gefährdeten Richtung. Ich stopfte meine Pfeife und hatte Zeit, sie auszurauchen. Als ich mir die zweite stopfte und im Begriff war, sie anzuzünden, packte mich Börke am Arm. Gib mal her, bitte. Ich habe nicht» mehr zu rauchen!" Da hatten wir's. Der Unglücksmensch hatte alles verschenkt und mnßte nun selbst darben. Ich gab fie ihm, und behaglich schmauchend nahm er seinen Platz wieder«in. Link« fiel ein Schuß, da noch einer und noch einer. Jetzt kam da» Feuer ins Rollen. Da kamen fi«. Noch waren fie wett. Un- deutlich sahen wir Gestalten auftauchen, vorwärts springen und wieder verschwinden. Der erste Schuß! Börke drückte den Kolben an die Wange und zielte. Behutsam griff die Rechte nach dem«bzugbügel, da--- ein seltsam klatschender Laut. Ohne einen Ton von sich zu aeben. sank er in die Knie. Leblo« fiel der Kopf»ach vor» und schlug gegen die Grabenwand. Erschrocken, noch nicht de« Ernst der Situation erfassend, rüttelte ich ihn an der Schulter. Borke, Mensch, wa« ist den» V Aber Börke gab keine Antwort mehr. Ich riß ihm den Helm vom Kopf. Eine Kugel hatte ihn mitten d u r ch' S Hirn ge­troffen. noch ehe er den ersten Schuß abgab. Seine Ahnung hätte ihn nicht betrogen. Dunkelrot, vermischt mit weißen Streifen sickerte es am Hinterkopf aus dem Ausschuß hervor. Da packle mich ein namenloser Zorn. Heiße Tränen rannen über mein Gesicht. Sanft fuhr noch einmal meine Hand durch sei» Haar. Schlaf in Frieden. Börke. Karst mir ein guter Kamerad." Die feindlichen Maschwengewehre kämmten förmlich den Grabenrand ab. ES war nutzlos. Blutig wurde der Angriff ab« geschlagen. Ich konnte mich nicht freuen. Da lag er neben mir, und immer und immer wieder ging'S mir durch den Swn, doch nicht gedanken« los wie sonst: Ich hatf einen Kamnraden, Einen bessern find'st du mt..,(z)