Hr. 179.- 1916.

Unterhaltungsblatt des Vorwärts Mittwoch, 2. Auguft.

Heilige und Volksbrauch.

die Heiligen beiderlei Geschlechts in den Schmuh der Straße und richten sich für ihren Sommerschlaf, der häufig fieben bis neun Mo­prügelten sie nach Kräften; in der Gegend von Marbais war es nate währt, auf besondere Weise ein. Sie rollen sich in Erdklumpen Sitte oder vielmehr Unsitte, vor der Losziehung einem Heiligen, oder Schlammkapseln, deren Innenraum durch Schleimsekrete der Neben den Heiligenlegenden, die innerhalb des katholischen der bescheiden in einer Kapelle neben der Kirche thronte, einen ge- Hautdrüsen ausgefleidet wird. Die Haut des zum Sommerfchlaf be= Kulturkreises verbreitet sind und an deren Entstehen und Weiter- wissen Körperteil zu weisen, so daß es bei ungünstigem Ausgang reiten Lungenfisches   überzieht sich mit einem firnisartigen Ueber­entwicklung das Volk im großen und ganzen einen nur beschränkten der Ziehung wenigstens heißen konnte: immerhin, wir haben ihm zug und an Stelle der eingekapselten Kiemen übernehmen Anteil hat, finden wir ein naives Bestreben des Volkes, das darauf das gezeigt", was diesen Gegnern der Wehrpflicht eine gewisse Be- der gefäßreiche Flossenschwanz und die zur Lunge verwandelte hinausgeht, die in Himmelsferne entrückten Heiligen wieder in friedigung gewährt zu haben scheint. Schwimmblase die Funktion des Atems. Die Atem- luft wird den Kreis des irdischen Lebens hereinzuziehen, sie in naivster Weise Von den Schwarzen Schwestern von Jument wird berichtet, durch einen zur Oberfläche der sommerlichen Schlafwohnung zu Vertrauten menschlicher Wünsche und Hoffnungen zu machen daß sie störrische Heilige in die Besenede stellten und mit Lumpen führenden Gang bezogen. Aehnlich verfährt auch im Mittel und ihnen Eigenschaften und Fähigkeiten anzudichten, bei denen der bedeckt stehen ließen, wenn sie ihre Wünsche nicht erfüllt sahen meergebiet die Weinbergsschnecke, die, während der größten Wunsch der Vater oftmals allzumenschlicher Gedanken ist. und die Kleinen Schwestern der Armen" von Montigny setzten Hize, ihr Haus durch eine Art gewölbten Porzellan­Diese Bestrebungen bieten dem Erforscher von Volksalter- den heiligen Josef in den leeren Buttertopf, bis sich jemand er- deckel hermetisch berichließt, um erst bei Beginn der tümern ein reiches Feld zur Sammlung und Erforschung volks- barmte, ihn zu füllen und den Heiligen aus seinem Gefängnis zu fühleren und feuchteren Jaheszeit sich wieder hervorzuwagen. Eine kundlich interessanter Tatsachen, und es ist zu begrüßen, daß auch befreien. In Herve bitten die Mädchen, die heiraten wollen, den der interessantesten Erscheinungen auf dem Gebiete des Sommer­in Belgien trop der Kriegszeit das Gebiet der verhältnismäßig heiligen Josef, und damit der Heilige das Gebet nicht überhöre, schlafes der Tiere iſt die, daß auch in Gegenden, in denen dieſes hier noch wenig bearbeiteten Volkskunde nach der genannten Rich beißen sie, da er selbst nicht erreichbar ist, in das Gitter vor seiner Phänomen allgemein nicht anzutreffen ist, ein ausnahmsweiser regens tung hin ausgebaut wird. armer und heißer Sommer bei wechselwarmen Wirbeltieren eine Emil van Heurd, ein Antwerpener   Forscher, erzählt in seinem einmalige lethargische Trockenstarre herbeizuführen vermag. So be fürzlich in Antwerpen   erschienenen Büchlein Guirlande de Saints" obachtete man in der Sommerhize des Jahres 1911 in der Cham­allerhand davon, wie sich im Volksmunde seiner flämischen und pagne, daß die Fische in den ausgetrockneten Teichen des Schlosses wallonischen Landsgenossen die Heiligen darstellen. Marchet in dem steinhart gewordenen Schlammgrund starrten. Daß es sich nicht um ein Sterben der Fische, sondern nur um einen ausnahmsweisen Sommer­schlaf handelte, handelte, erwies sich beim ersten herbstlichen Regen­guß, da das wiederkehrende Wasser sich sehr rasch mit den aus dem Schlaf erwachenden Barschen, Schleien und Karpfen belebte. wo aber in einer stets milden und feuchten Luft das Pflanzenleben niemals weltt, schlummert auch die Tierwelt zu keinem jahreszeit­lichen Schlafe ein. Daraus ergibt sich wieder der enge Zusammen­hang zwischen dem Klima des Wohnortes und den Lebensgewohn heiten der daselbst heimischen Geschöpfe.

Im Vordergrunde des Interesses steht natürlich die Madonna, und van Heurd versichert uns, daß es in den Provinzen Ant­ werpen   und Brabant   einerseits und in den beiden Flandern   und Limburg   andererseits je an die zweihundert und mehr wunder­tätigen Madonnenbilder und Statuen gibt, während die walloni­schen Provinzen zusammen nur ungefähr hundert aufbringen. Dabei hat noch jedes Bauernhaus in Flandern   in einer Nische über der Haustüre seine Madonna stehen. Berühmt ist die schwarze Madonna zu Hal, von der man sich erzählt, daß sie bei einer Belagerung des Ortes in den Falten ihres Aleides 33 Kugeln auffing und so die Stadt errettete, und nicht minder beliebt ist unsere liebe Frau von Montaigu, zu der Krante und Verstümmelte von nah und fern pilgern.

Nächst der Madonna spielen die Schußengel eine große Rolle, und bis zu 16 kann der Mensch benötigen, wenn man dem folgenden Kindergebet golauben will:

s' Avonds als ik slaepen gae,

Dann volgen my zesthien Engelen na, Twee aen myne regte zyde, Twee aen myne slinke zyde, Twee aen myn hoofdeynde,

Twee aen myn voet- eynde,

Twee die my dekken,

Twee die my wekken,

Twee die my leeren

Den weg des Heeren, Twee die my wyzen

Den Hemelschen Paradyse.

( Kopfende) ( Fußende)

Sankt Anna ist u. a. die Schutzpatronin der Näherinnen, Spizenarbeiterinnen und der Trödler, weil sie erst in borgerüdtem Alter Mutter wurde. Daher auch das Sprichwort: Sn Sint­Annas Kapelleken zitten", das auf ein Mädchen hindeutet, welches den Anschluß versäumt" hat. Dargestellt wird die heilige Anna mit einer Weintraube, der spätesten Frucht des Jahres.

Von Sankt Peter sind eine Fülle von Geschichten im Umlauf, von denen das folgende erwähnt sein möge: Jantje- Smet( Schmied) oder Smetje- Smee hat sich dem Teufel verschrieben, weiß ihn aber stets zu täuschen, wenn er kommt, ihn zu holen. Schließlich stirbt Jantje- Smet und muß zur Hölle fahren, aber der Teufel will ihn seiner Losen Streiche wegen nicht aufnehmen. Da geht er zu Sankt Peter, und auch dieser mag ihn nicht. Kurz entschlossen Springt er durch die halbgeöffnete Pforte ins Paradies, und als ihn Sankt Peter hinausweisen will, seht er sich auf seinen Schurz und gibt ihm zur Antwort: Ik zit hier op' t mijne", und vor soviel Frechheit steht auch Sankt Petrus starr und läßt Smetje- Smee fizzen.

Nicht zufrieden damit, den Heiligen ab und zu ein Schnipp­chen zu schlagen, greift das Volk zu weit drastischeren Mitteln, wenn alles Bitten nichts hilft, und läßt es an Hohn und Spott gegen Heilige, die durchaus kein Gebet erhören wollen, nicht fehlen, scheut auch vor Tätlichkeiten nicht zurück.

Bei großer Trockenheit in Theur, so wird berichtet, zogen die Bewohner aus, um die Christusstatue von Tancrémont zu holen. Bald setzte der Regen ein, aber es goß sechs Wochen lang in Strömen, und eilends trug man den Christus nach Tancrémont zurüd, wo er zur Strafe Jahr und Tag in einer Rumpelkammer liegen, mußte.

Besonderer Zorn gegen die Heiligen ergriff in den Beiten, als das Los bestimmte, wer von den jungen Leuten zum Militär ein­rüden mußte, die Bauernburschen der Gegend von Chimay und Couvin  . Die Rekruten brachen des Nachts in die Kapelle ein, zogen

24]

Für tot erklärt.

Von Ernst Wichert  .

Ich will nachsehen," sagte der Fremde, nun wirklich auf­stehend. Bielleicht läßt sich schnell ein Brett übernageln. Auf alle Fälle aber bringe die Pferde herunter."

Die Pferde, Herr?"

"

Wir müssen bis zum nächsten Dorfe reiten, dort wird ein Boot aufzutreiben sein." Das sind zwei Stunden, Herr, und bis Ihr hinüber tommt" " Ich will's jo!"

Aber die Pferde gehören nicht mir."

Der Matrose bückte sich nach einem Bündel, zog ein Tuch heraus, in welches Geld eingebunden war, und gab dem Jungen einige große Silberstücke. Ich will's schon mit dem Fischer richtig machen," fügte er noch hinzu.

Nun widerstand Niclas nicht länger. Er lief nach der Weide, während der Matrose, jezt schon einigermaßen ge­fräftigt, den Sandberg hinabstieg.

Nische.

Kleines Feuilleton.

Kaiser   Mutsuhitos Grabtempel.

er­

Neissers Verdienste um Lepra   und Syphilis. Wir haben bereits den Tod Albert Neissers gemeldet und den Umfang seiner Wirksamkeit kurz gezeichnet. Sein Name wurde zu­erſt berühmt, als er, wenig über zwanzig Jahre alt, als Assistent an der Berliner   Universität zur Gewißheit machte, daß die Gonorrhöe durch Kokken hervorgerufen wurde, während man das bis dahin nur hatte vermuten können. Ueber seine Bemühungen um die Erforschung von Lepra   und Syphilis   sei dann hier noch Neisser die Iberische Halbinsel   zum Studium des Aussages besucht; das Folgende nachgetragen: Schon als junger Privatdozent hatte nachdem der Norweger Armauer- Hansen den Leprabazillus ent­die alle in Forscherkreisen noch bestehenden Zweifel an Armauer­deckt hatte, gelang es Neisser, eine Färbemethode zu finden, durch Hansens Entdeckung zerstreut wurden. Neiffer wies schließlich auch Kaiser Mutsuhito den größten Herrscher ihrer Geschichte. Und da den tuberkulösen Charakter des Lupus experimentell überzeugend nach, und zahlreiche weitere Untersuchungen förderten die Er­kenntnis wie die Therapie der Hautkrankheiten ganz außerordent­lich. Nicht weniger wichtig wurden Neissers Syphilisforschungen. Nachdem Schausinn den Erreger der Syphilis entdeckt hatte, und nachdem es Roux, dem Assistenten Pasteurs, in Gemeinschaft mit dem jüngst verstorbenen Metschnikow gelungen war, die Syphilis auf Affen zu übertragen, ging Neisser daran, diese Versuche in großem Stil anzustellen, um so die verhängnisvolle Seuche nach jeder Richtung hin durchforschen zu können und womöglich ein Serum dagegen zu finden. Neisser begann mit diesen Unter­nehmungen in Breslau  ; es erwies sich aber als unmöglich, ge­nügendes Tiermaterial in unserem Klima lebend zu erhalten, und er ging deshalb im Jahre 1905 nach Batavia, wo er seine Versuche an Orang- Utans fortführte. Bald darauf gelang Paul Ehrlich  , seinem einstigen Breslauer Schulfreunde, die Endeckung des Sal­varsans, für das Neisser sich mit der ganzen Energie seiner wissen­schaftlichen Kämpfernatur ins Zeug legte. Gegenüber den vieler­lei Angriffen, denen Ehrlichs geniale Entdeckung anfangs ausgesetzt war, verteidigte Neiffer mit seiner ganzen Ueberzeugung das neue Heilmittel, dem er auf diese Weise rasch die Wege ebnete. Wohl haben sich nicht alle an das Salvarsan geknüpften Hoffnungen er­füllt; aber Neisser war es selbst gewesen, der schon vor der Ehrlich schen Entdeckung die Behandlung der Syphilis wesentlich verbessert hatte, und diese, die sogenannte intermittierende Behandlung hat bis zum heutigen Tage von ihrer Bedeutung nichts eingebüßt.

Der Sommerschlaf der Tiere.

Die Japaner erblicken in ihrem vor vier Jahren gestorbenen bei ihnen die Verehrung der Fürsten   wie der Toten eine große Rolle spielt, so hat man beschlossen, unweit von Tokio   zu Ehren des verstorbenen Kaisers einen Grabtempel zu erbauen, der der größte und schönste des Landes werden soll. Man hofft, im Jahre 1920 den Bau, mit dem man schon begonnen hat, zu vollenden. Er wird 4 Millionen Yen kosten und auf einem 400 hektar großen Gelände errichtet werden. Nach der Fertigstellung des Tempels wird man zuerst in einen äußeren, dann einen inneren Vorhof gelangen, in denen prächtige Kultstätten errichtet sind. Das eigentliche Grab wird im Mittelpunkt der ganzen Anlage, und zwar inmitten eines Tempelhofs liegen. Ueberall rings um den Grabtempel und in den Höfen werden herrliche Gärten erstehen, die alle Blumen­arten des Inselreiches bergen sollen. Hinter dem Grabtempel soll ein Pinienhain angelegt werden, der das Allerheiligste darstellen soll. Die verschiedenen Kultstätten in den Gärten und Vorhöfen sollen allen Kulten dienen, die es in der Shintoreligion gibt. Auch eine Reihe von Pagoden soll aufgestellt werden, und in etlichen will man die Originaldokumente von Japans Grundgesehen bes wahren. Damit der Friede des Heiligtums in keiner Weise gestört werden kann, dürfen in der Umgebung des Grabtempels weder Gebäude aufgeführt werden, noch Berkehrsmittel ihren Weg nehmen. Nur eine breite Landstraße wird von Tokio   nach Maiji Jingu, so wird der Tempel heißen, hinausführen.

Notizen.

Theaterronit. Die am Freitag stattfindende erste Aufführung der Gesangsposie Der Jongleur" in der Volksbühne wird zum Besten der kriegsbeschädigten Bühnenfünstler der Genossen­ schaft deutscher Bühnenangehöriger   in Szene gehen.

lich über ein Kapital von 300 000 m. aus dem Nachlaß des Herrn - Die Fastenrath Stiftung in Köln  , die bekannt­Dr. Joh. Fastenrath verfügt, fordert Schriftsteller und Schrift­stellerinnen, die auf eine Unterstützung aus der Stiftung rechnen zu können glauben, wie alljährlich wiederum auf, sich bis zum 1. Ot tober bei dem Oberbürgermeister der Stadt Köln   unter Beifügung Rücksicht auf Staatsangehörigkeit, religiöse und politische Richtung von Unterlagen zu melden. Die Zinsen des Kapitals sollen ohne Gebiet der schönen Literatur wirksam sind. an begabte und bedürftige Personen verlichen werden, die auf dem

Wenn vom Dauerschlaf im Tierreich gesprochen wird, ist gewöhn lich damit die auch bei uns sehr bekannte Erscheinung des Winters schlafes gemeint, der im mitteleuropäischen Klima verschiedene Tier­gattungen, vor allem Insekten, unterliegen. Doch der Einfluß des Temperaturspiels auf den Dauerschlaf wechselwarmer Tiere ſpricht fich deutlich auch in der Tatsache aus, daß Trockenheit und brennende size ebenso gut zum Zustand des Dauerschlafs führen können. Sie der Basler   Universitätsprofessor Dr. Friedrich Zschokke in einer in Verlage von Benno Schwabe u. Co. erschienenen Studie über den Schlaf der Tiere ausführt, wurden die ersten Beobachtungen an den in sommerlichem Schlaf erstarrten Alligatoren Südamerikas   gemacht, und auch bei den Krokodilen der Nilländer, bei den Schlangen und Eidechsen im Sudan   konnte man feststellen, daß sie die trockenste Jahreszeit in schlafähnlicher Betäubung tief eingegraben- Ein tostenloser, brieflicher Unterrichts. in die Erde verbringen. Die Frösche, Kröten und Schildkröten kursus zur Erlernung der Giperanto Weltsprache beißer Länder vermögen im trockenen Erdreich oder im Uferschlamm wird, wie man uns mitzuteilen bittet, demnächst begonnen werden. während vieler Monate völlig bewegungslos in einer Art Toten- Leser, die daran teilzunehmen wünschen, wollen ihre Adresse an die starre zu verbarren. Die Lungenfische Zentralafrikas   und Paraguays   Eiperanto- Auskunftsstelle in Leipzig  , Eisenacher Straße 17, senden. der noch eben laute Lust und ungebundene Fröhlichkeit ge-| Haustür war ein großes Faß Bier aufgestellt, und wer auch herrscht hatte.

-

nicht zur Hochzeit eingeladen war, konnte sich seinen Krug füllen lassen. An den offenen Fenstern drängte sich die Dorf­jugend und trieb zur Kurzweil der Gäste ihre Possen.

Das Zerstörungswerk war bald beendet; auch seine Kraft erschöpfte sich schnell. Er taumelte hinaus nach dem kleinen Boot zu, das seitswärts vom Hause auf dem Sande lag, und Aber das rechte Vergnügen ging, wie gesagt, erst an, als ließ sich matt darauf nieder. Der nach oben gekehrte flache der Herr Pfarrer gegen Abend das Haus verlassen hatte. Boden war in der Tat an einigen Stellen durchlöchert, und Jurgis Endoms, der Brautvater, hatte sich in seiner Nähe als er mit der Faust daraufschlug, brach das morsche Holz ein. gar nicht wohl gefühlt und den Augenblick herangesehnt, wo ,, Verdammt!" murmelte er ingrimmig zwischen den er den sauren Wein, der ihm gar nicht behagte, mit der Bähnen; es sinkt zehn Schritte vom Lande. Während ich hier Schnapsflasche vertauschen könnte. Er war glücklich aus dent die Zeit vertrödle, gehen sie drüben zur Kirche Teufelei!" russischen Gefängnis entschlüpft und hatte, seit es gewiß war, Endlich nach einer qualvollen halben Stunde kam der daß seine Tochter den reichen Krüger heiraten würde, ans Junge mit den Pferden, wenn man diese mit struppigem, Arbeiten gar nicht mehr gedacht. Es hatte Madame Hil glanzlosem Fell überzogenen Knochengerippe dafür gelten gruber eine nicht gerine Ueberwindung gekostet, ihn gleichfalls lassen wollte. Der Matrose riß Niclas den Zügel des einen zur Hochzeit einzuladen und auf gleichem Fuße zu behandeln. aus der Hand, schwang sich darauf und galoppierte das Haff  - ezt gab er das Signal zur lauten Rustbarkeit indem er in Ufer entlang mit solcher Eile, daß ihm der Junge kaum zu die Krugstube eilte, rechts und links die Tische beiseite schob, folgen vermochte. Nach wenigen Minuten waren sie hinter eine Liförflasche ergriff und bald trinkend, bald tanzend, dem Sandberge verschwunden. bald singend unter den Gästen die Runde machte. Auf einen Wink des Krügers räumten die Knechte und Mägde nun das Zimmer ganz auf und schafften Staum für die Musikanten; ein lustiger Walzer ertönte, Konrad forderte seine junge Frau zum ersten Tanz auf, und bald wirbelten die Paare dicht hintereinander, laut jauchzend, durch den Saal, während die älteren Personen nun im kleinen Wohnzimmer Platz nahmen und der Flasche zusprachen. Jetzt erst konnte der Trompeter zeigen, daß er Lunge habe; man duldete nur fleine Pausen zwischen den Tänzen, soviel man brauchte, um selbst etwas Luft zu schnappen, und als erst nach Sonnenuntergang die Lichter auf dem von Tannenzweigen geflochtenen Kronleuchter angezündet wurden und die Köpfe gehörig erhitzt waren, schien das Vergnügen den Höhepunkt zu erreichen. Annika mußte mit jedem einen Tanz machen und kam kaum für Augenblicke von der Diele. Konrad bat sie besorgt, sich zu schonen, aber sie antwortete, es schicke sich nicht anders, und darin mußte er ihr freilich recht geben.

Im Hilgruberschen Kruge ging's flott her, feit der Pfarrer von der Tafel aufgestanden und nach einem Schluß­toast auf das junge Paar nach Hause gegangen war.

Er fand das geschmückte, nun wie ausgestorbene Fischer­haus. Die Tür war unverschlossen und nicht einmal angelegt, Er hatte in der Kirche eine gebührend lange Rede ge­auch die Fenster standen weit offen, und die Ueberreste der halten und selbst die alte Madame Hilgruber zu Tränen ge­Speisen waren von den Tischen noch nicht abgeräumt; Stühle rührt, die beim Empfang des Brautpaares auffallend steif und Bänke lagen unordentlich umher. Der Fremde schauerte und förmlich gewesen war, als ob sie feinen Zweifel darüber sichtlich, als er seinen Fuß auf die Schwelle sette; er schien lassen wollte, daß sie die Partie nicht gerade für ein Glück an­von einer ähnlichen Empfindung ergriffen zu werden, wie sehe. Als dann der Segen über das junge Paar gesprochen jemand, der ein Haus betritt, in welchem eben eine ver- war, hatte sie ihre Schwiegertochter vor allen Leuten um­brecherische Tat verübt worden, deren Spuren noch überall armt und sogar dem kleinen Beter einen Ruß gegeben, was fenntlich sind. Er zögerte einzutreten und lehnte den Kopf Annika ihr mit einem dankbaren Blick vergalt. Dann war gegen das Türgerüst, indem er die Augen schloß und die man nach dem Kruge zurückgekehrt, wo in der kleinen Wohn­Lippen zusammenpreßte, daß sie alle Farbe verloren. Er stube ein Tisch für die jungen Eheleute und die Brauteltern, ächste und stöhnte wie ein Schwerverwundeter, der mit dem die gleichfalls erschienen waren, für den Pfarrer und einige Tode kämpft. Dann aber erfaßte ihn eine plötzliche Wut; er andere Honoratioren gedeckt stand, während in der großen riß die Birkenreiser herunter und zerbrach sie in tausend Strugstube nebenan die übrigen zahlreichen Gäste an langen Splitter, zerzauste die Tannengirlanden, die vom Gesimse Tafeln Plak nahmen und sich die aufgetragenen Gerichte gut herabhingen und trat sie mit Füßen, stürmte in die Stube über Tisch und Bänke weg und warf die grüne Brautlaube um, deren Blätterbehang schon welf geworden war. Dabei lachte er wild und stieß Verwünschungen aus; es war, als ob ein böser Geist auf der Stätte aufräumte, auf

Endlich aber schlug sich Madame Hilgruber ins Mittel; schmecken ließen, ohne viel auf Nötigung zu warten. In sie nahm ihren Sohn und seine junge Frau beiseite und teilte der kleinen Stube gab's Wein, hier dagegen Bier im Ueber- ihnen im geheimen mit, daß sie sich jederzeit zurückziehen fluß, und wer ein Schnäpschen vorzog, durfte nur seitwärts fönnten; nur müßten sie es die Gäste nicht merken lassen, weil an den Schenktisch treten, wo heute aus jeder beliebigen bei deren aufgeregter Stimmung sonst doch viel Lärmen zu Flasche gratis eingegossen wurde. Selbst draußen vor der gewärtigen sei. ( Forts. folgt.)