Nr. 183.- 1916.
Unterhaltungsblatt des Vorwärts
Enge.
Von Hans Natonet.
Die kleine Stube, die Felix Tann bewohnte, ging auf den Hof hinaus. Sie lag hoch oben, und des Nachts sah Felig die leuchtende Schlange der Hochbahn von ferne heranfriechen; sie donnerte dicht an der bebenden Mauer vorbei, die mit bunten, rissigen Reklamen
übermalt war und entsauste lautlos im Dunkel.
Das Geländer des Treppenhauses fühlte sich fettig an, die Stufen zeigten tiefe Einsenkungen wie von vielen schweren, schweren Tritten. Viele Menschen feuchten täglich hart beladen die Treppe hinan, die fächerartig steil emporlief. Felix Tann wohnte noch nicht lange in diesem Hause. In dem Kleinen, halbdunklen skorridor, durch den er sich nach seinem Zimmer tastete, waren ihm ein paar Menschen flüchtig begegnet, aber alle Mitbewohner kannte er noch nicht. Da war die uralte Frau, bei der er seine Stube gemietet batte( dunkle, unheimliche Brillengläser faßen in ihrem gütigen, in stillem Gram ewig lächelndem Gesicht). Vier oder fünf Kinder, von denen das älteste, ein blondes, schlank und voll gewachsenes Mädchen, etwa vierzehn Jahre zählte, schlichen gedrückt und lautlos umher. Enige Untermieter, die nur zum Schlafen kamen, wohnten hinter den niedrigen Türchen, die in den dumpsigen Vorraum mündeten.
Sonntag, 6. Auguft.
Kleines Feuilleton.
Volksbühne:„ Der Jongleur".
Beine hingen am Sofa herab, ohne den Boden zu erreichen. Felir wollte die Augen offen halten, etwas sagen, aber er fühlte. wie seine Lider, automatisch und wie bleibeschwert, zuklappten. Sein Herz hämmerte schmerzhaft und er lag starr. Als er die Augen wieder aufschlug, war das Sofa leer. Er sah schärfer hin und fah an der gleichen Stelle, an der das Mädchen gesessen hatte, einen fleinen Schatten, eine winzige Gestalt. Er schoß darauf zu und hielt los zu jenen Unterhaltungsstüden älterer Ordnung, denen eine Emil Pohls Gesangspoffe" Der Jongleur" zählt zweifeleine Puppe in der Hand. Ihre Aermchen waren nach ihm aus gewisse Lebenskraft und Anpassungsfähigkeit an die Gegenwart gestreckt, sie lächelte ihm zu, unschuldig- frech, und ihre Augen innewohnt. Es ist trotz aller ülkerei doch eine Art solider Mache glänzten ihn an. Seine Hand sentte sich, da fielen ihre Lider zu; daran. Text und Musik scheinen inniger miteinander verschmoler hob die Puppe ein wenig: da schlug sie die Augen auf, erstaunt, zen, als im Possenkram von heute. Vor allem waltet da ein und es war ihr traumlächelnder Blick. Und dieser Blick zielte aus stärkerer, man fann fast sagen, literarischer Geschmack und parogroßen umwimperten Augen gerade auf sein Bett. Lächelnd, wie distischer Trieb, auch gerade in der liebenswürdig melodiösen im Traum, wandte er die Puppe um, so daß sie ihn nicht mehr an- Musik, wie etwa dem Schneiderkouplet. Und der stoffliche Reichsehen konnte. Und sant beruhigt in sein Bett. Denn, dachte er, tum geht schon daraus hervor, daß der" Jongleur" an einen schon halb im Traum, jezt kann ich ruhig schlafen, fein fremder Schmarn aus dem letzten Winter Jung muß man sein" sozusagen Blick dringt forschend mehr in meinen Schlummer und stört mich den ganzen ersten Aft abgeben konnte, ohne arm zu werden. auf. Dann wollte er nichts mehr wissen und fiel in tiefen, traum- Ein besonderes Kapitel bilden bei allen alten Handlungen losen Schlaf. Sein erster Blick am Morgen flog aufs Sofa. Dort faß die Diesmal wird man sich besser damit abfinden. Die Musik hat mit Gejang und Tanz die meist geistlosen Bearbeitungen". Puppe, den Rücken ihm zugewandt. Er erschrat, doß das alles Wirk- Siegfried Niklas- Kemper um einige wirksam zusammengestellte lichkeit war, nicht Traum. Wie kam die Puppe hierher? Und warum Aleinigkeiten bereichert. Recht hübsch auch in bildlicher Hinhatte er sie umgedreht? Und das Mädchen? Hier griff er ins ficht macht sich die Apostrophe an die Türkei und Bulgarien . Dunkle. Tausendmal rief er sich das verblaßte, wirre, nächtliche Die geschmackvolle Ausstattung unterstützte das Spiel im einGeschehen ins Gedächtnis zurück nnd konnte es doch nicht packen. zelnen und ganzen. Natürlich behielt hier Hans Waßmann Hatte das Mädchen in seinem Zimmer gefessen, auf dem braunen mit Gertrud Hesterberg die Führung bis zum Schluß. Aber Sofa in der Nacht, und war dann hinausgeschlüpft, oder hatten auch alle anderen zahlreichen Vertreter von Haupt- und Nebenſeine wachen Augen das Bild erträumt? Er quälte nuplos feinen rollen, mitsamt den tanzkünstlerischen Mitwirkenden, brachten Kopf, und wußte doch, daß keine Gewißheit zu erreichen war. frische exakte Leistungen zuwege. An Scherzen und Späßen manEs sei denn, er frug das Mädchen. Aber das wagte er nicht. gelte es nicht. Die starken Heiterkeitsausbrüche und der Applaus bezeugten, daß" Der Jongleur" kräftig eingeschlagen hatte. ek.
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Das war die Welt, die Felix Tann umklammert hielt. Streckte man die Arme aus, stieß man mit den Fingern gegen feuchte Wände. Wenn man morgens fortging, lagen rote Betten aus allen Fenstern, und im Hauſe ſchwelte Schlafgeruch und Küchendunst. Abends fehrte er mit müden Augen, die nach ein wenig Schönheit sehn füchtig waren, aus einem großen Zeichensaal heim, in dem er tagsüber Reklamellischees pauste. Und wenn ihn von der schmalbrüstigen, schmutzig- braunen Front des Hauses die vielen weißen Türe an Türe, Bett an Bett, Atem an Atem und Traum an Bettelchen Möbl. Bimmer zu vermieten" altvertraut grüßten, dann Traum: So lag das Leben eingepreßt, ächzend und wie auf der war ihm, als zöge ihn das Haus schicksalsgewaltig hinein in sein Lauer. Und die Hochbahn raste draußen donnernd in ewigen Kreisen lichtloses Innere, mit seinen zahllosen Stuben und Kammern, um ringsum, als schnürte sie es ein. Wenn Felig nachts im Bett mit ihn auf ewig einzuschmelzen in die wirre, dumpfe Mühsal der der Wange die Wand berührte, fonnte er es hören, wenn der Körper Menschen, die rings um ihn dunkel und bedrückend unbekannt ihr des Mädchens im Schlaf sich wendete. Schicksal lebten. Und ihr Wesen drang siegberüberpochen zu hören. Mitunter war es ihm, als stießen ihre haft durch den feucht- faltigen Mauergeruch. Oft glaubte er, ihr Herz Hände durch die Mauer und fänden sich. Manchmal setzte er sich im Bette lauschend auf, starrte auf die Türe, wartete, daß sie sich leise öffne. Häufig fuhr er aus dem Schlaf auf und blickte auf das braune Sofa. Aber nachts gab es fein Entrinnen. Tagsüber saben sie einander nicht, oft wochenlang.
Ein lauer Abend trieb Felix ziellos durch reine, freundliche Straßen, in denen der Duft erwachender Gärten war. Er staunte an den hellen Häusern empor, an denen feine Zettel flebten, und hing träumend, wie einer fremdartigen, seltsamen Entdeckung, dem Gedanken nach, daß es Menschen gäbe, die ganz für sich allein in weiten Räumen voll Licht und Luft ruhig atmeten. Es war spät Nachts, als er bedrückt den Weg nach Hause einschlug. Eine Weile stand er unten im Treppenhaus und blickte in die hohe Säule aus Dunkelheit empor, die über ihm lastete. Es war ein großer Schacht, in dem Menschen schliefen. Ihr dumpfes Atmen, in ein einziges schlafbanges Stöhnen zusammenfließend, schien darin auf und niederzuwvallen.
Oben im Flur überfiel ihn Müdigkeit, die stickige, verbrauchte Luft bereitete ihm Schwindel, er stieß gegen etwas hartes und verlor in der Dunkelheit die Orientierung. Er suchte Streichhölzer, fand keine und tappte längs der Wand nach seiner Tür. Aber plößlich waren so verwirrend viel Türen da, wie er früher niemals wahrgenommen zu haben glaubte. Schweiß auf der Stirn, vom Korridor umwirbelt, drückte er unsicher und ängstlich eine Türklinke nieder. Ein Mädchengesicht, vom Schlafe rosig, richtete sich im Polster auf und blickte ihn lächelnd aus traumberschleierten Augen an. Das Licht einer Straßenlaterne fiel gerade auf ihr Bett. Gleich daran stießen andere Bettstellen, in denen in unruhigem Schlaf Kinderärmdien Halb emporgerichtet, verharrte das Mädchen ruhig in dieser Stellung, bis die Tür plöglich wieder Leife und hastig zugezogen wurde. Dann sant es in die Polster zurück und schlief alsogleich wieder ein.
zudten.
Felix Tann bebte, als er sein Zimmer erreichte. Lange noch lag er wach, die starren Augen in die Zimmerdecke gebohrt, und biß feine Lippen.
Es ließ sich nicht vermeiden, daß er dem Mädchen manchmal begegnete; und ohne es anzusehen, wußte er, daß es gleichfalls an gestrengt an ihm vorbeiblickte. Aber diese tief geahnte Gemeinsam keit der Empfindung beunruhigte ihn. Sie wandelten beide, jeder für sich, gleichsam unter ein- und derselben atmungsschweren, ge
ladenen Wolfe....
Felig wußte nicht, wie lange er geschlafen hatte, als er eines Nachts die Augen aufschlug, wie von einem starren, unentwegt auf ihm ruhenden Blick aus dem Schlummer gestört. Sein Blick fiel voll auf das altmodische braune Sofa mit der geschwungenen Rückenlehne; auf ihm saß, vom Mond beleuchtet, das Mädchen, mit dem gleichen, traumlächelnden Blid wie in jener Nacht und sah ihn an. Starke blonde göpfe hingen ihr vorn über die Schultern. Sie trug ein schwarzes Kleid, das ihr zu eng und zu kurz war. Ihre runden
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Wie der Kanaltunnel gebaut werden soll. tunnels durch den Kanal zur direkten Verbindung von Frankreich Bekanntlich ist die Frage der Konstruktion eines Eisenbahnund England auf dem Seewege neuerdings in den beiden be= rückt. Nunmehr gibt der" Daily Chronicle" Einzelheiten über die teiligten Ländern wieder in den Vordergrund des Interesses gebeabsichtigte Konstruktionsanlage bekannt. Nach dem Londoner Blatt soll der Tunnel insgesamt 31( engl.) Meilen lang sein, wovon 20 Meilen unter dem Meeresgrunde führen. Die alte Idee eines einzigen doppelgleisigen Tunnels wurde aufgegeben, statt dessen erwägt man den Plan, givei parallel laufende zylindrische Tunnels zu bauen, die 16 Yards ungefähr 15% Meter von= einander entfernt sein und durch zahlreiche unterirdische Traversen miteinander verbunden werden sollen. In derselben Entfernung von diesen beiden Haupttunnels soll ein dritter Tunnel fonstruiert werden, der wesentlich schmäler zum Transport so zu sehen in seinem Innersten erwartet hatte. In Felig war ein Gefühl, als sähe er ein Bild, das er genau der Arbeiter und des für den Bau erforderlichen Materials zu Das Mädchen dienen hätte. Nach Ansicht der Sachverständigen könnte der Tunrichtete sich auf, setzte die Puppe neben sich und blinzelte, vom Licht nel in einem Zeitraum von fünf Jahren fertiggestellt werden, der Lampe geblendet. Sie trug, wie in jener Nacht, ein schwarzes wobei vorausgesetzt wird, daß man zum Bau gleichzeitig 1200 Kleid, das viel zu kurz und zu eng war und ihre runden Beine Arbeiter beschäftigt, die täglich eine Strecke von 22 Yards, also unhingen am Sofa herab, ohne den Boden zu berühren. Es war gefähr 21 Meter, zu bewältigen hätten. alles so selbstverständlich, so längst erwartet und ohne Ueberraschung. Felix setzte sich zu ihr und umschlang sie. Sie sprachen fein Wort, als wären sie vertraut seit je..
Die Uhr hatte eben elf ausgeschlagen, als Felig leise die Türe zu seiner Kammer öffnete. Er zündete die Petroleumlampe an und stellte sie auf den Tisch. Ihr Licht fiel auf das braune Sofa. In feine halbbogenförmige Strümmung geschmiegt lag zusammengerollt das Mädchen; auf ihrem Arm schlief die Puppe.
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Notizen.
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n.
Wohnung. Türen schlugen zu und die alte Frau mit den schwarzen am Freitag der„ Possenschwant"" Die Strohwitwe" von Misch und Am übernächsten Tag war festliche Bewegung in der kleinen Theaterchronit. Im Trianontheater tam Brillengläsern war im Sonntagskleid. erzählte sie jedermann, dem sie begegnete, das Ereignis des Tages: gewöhnlich plump und geistlos muß er das anspruchsloseste PubliMit den gleichen Worten Jacoby zur Aufführung. Selbst für diese Art von Literatur unHeute wird die Ilse fonfirmiert. hr Vater ist nämlich gefallen, in Polen . Nämlich, das ist meine Enfelin. fum unbefriedigt lassen. Auch das Spiel vermochte nicht die Die Mutter, meine Langeweile dieser Nichtigkeit weniger fühlbar zu machen. Tochter, ist ihm bald nachgestorben, im Irrenhaus. Die Würmer hier, das sind alle meine Enkelkinder. Und die Jlfe, die haben wir Ein neuer Rembrandt entdeckt. Ein holländiso weit, Gottlob-Niemand hielt sich dabei auf; auch die alte scher Kunsthändler hat unlängst aus England ein Bild:" Simon Frau nicht; sie warb nicht um Beachtung für dieses Schidsal, sie mit dem Kind und Maria" mitgebracht, das, wie Jan Veth im erzählte es, alltäglich, ohne Nachdruck und nur nebenbei, weil es nun" Nieuwe Rotterdamschen Courant" schreibt, ein Werk Rembrandts einmal dazugehörte. aus seiner letzten Periode ist. Das Bild war bisher ganz unbeDann gingen sie alle zusammen zur Kirche. Ilfe trug ihr fannt, könnte aber dasjenige sein, das Rembrandt nach einem schwarzes, ausgewachsenes Kleid, aber neue Stiefel. Ihr Mund war von Bredius gefundenen Att aus dem Jahre 1671 noch kurz vor reif geworden wie über Nacht. Als sie aus der Kirche trat, seinem Tod in seinem Atelier hatte. Das ziemlich große Bild brannten ihre Augen heiß und erwartungsvoll in all das Leben, das( 100 zu 80 Zentimeter), das von unkundiger Hand übermalt war, noch tam. ist jetzt, von einigen nicht wiederherzustellenden Beschädigungen Auch Felix war zum Kaffee geladen. Er fürchtete fich aber abgesehen, in seiner ursprünglichen Schönheit wieder hergestellt. irgend wie vor den weißen Schleifen in den Zöpfen der Konfir-- Ueber zwei Jahre Kriegshilfe an geistigen mierten, und noch ehe sie aus der Kirche zurückgekehrt war, hatte Arbeitern berichtet der Schutzverband Deutscher Schriftsteller. ihn die würgende Angst aus dem sonntäglich aufgewühlten Hause Auf die verschiedenste Art und Weise hat er versucht, Schriftgetrieben. stellern, die durch den Krieg in Bedrängnis gekommen waren, Unterstübungen zukommen zu lassen, und dabei insgesamt 70 000 Mark in zwei Jahren aufgewandt, die durch Vorträge, Büchervertrieb und Zuwendungen zusammengebracht wurden. schlug. Sie kann nicht falsch sein," sprach laut eine Stimme in ihm. Er folgte ihr.
Unten vor der Haustür war weißer Sand und jung- grünes Gezweig gestreut; Felig sprang mit einem scheuen Blick darüber hinweg. Aus seinem Herzen stürzten Ströme Bluts.
dem afrikanischen Wüstensande? Annika seine Annika untreu! War das denn denkbarer, faßlicher? Und gar die Frau eines anderen- Tollheit! Aber es mußte doch wahr sein, er hatte es ja selbst gehört, gesehen. Er faßte mit den Händen in sein Haar und schüttelte seinen Kopf und ächte vor Schmerz. Ja, er lebte, und Annika war treulos.
Auf der kleinen Wiese hinter dem Kornfelde trafen sie zusammen; Annika sah sich um und blieb stehen.„ Es ist nicht gut, daß Du mir nachgehst, Peter," sagte sie mit scheinbarer Nuhe, aber innerlich aufs Tiefste erregt, das kann nichts Gutes geben."
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Alle diese unsäglichen Leiden hatte der arme Mensch erduldet in treuem Angedenken an die Lieben zu Hause in der Als der Morgen heraufdämmerte und die Landstraße befleinen Fischertate. Hätte er nur für sich zu sorgen gehabt, lebter wurde, versteckte er sich im Graben unter der Brücke," Hast Du Dich ganz von mir abgewendet, Annika?" fragte das Leben wäre ihm diese Mühen nicht wert gewesen. Aber von wo aus er die Tür beobachten konnte, aus der Annika er in leidenschaftlichem Ton.„ Sag's gerade heraus und mit nun kam ihm das Bild seiner Annika und des schönen Senaben treten mußte, wenn sie das Haus verließ. Es gingen Leute einem Worte, woran ich bin. Ich will Gewißheit haben." nicht aus den Augen; er sah es im Sturm über die Wogen über ihn hinweg, und sie sprachen von nichts, als von Peter Sie sah ihn mit einem schmerzlich- mitleidigen Blick an. auftauchen oder aus den zerrissenen schwarzen Wolfen hervor- lars und Konrad Hilgruber und wem nun eigentlich die Laß mich mit dem Pfarrer reden," antwortete sie. leuchten; er sah es in seinen Fieberphantasien und in der Frau gehöre. Die meisten bemitleideten ihn. Einige meinten Was wird das helfen?" fuhr er fort. Kein Mensch kann peinigenden Einsamkeit seiner Gefängnisse, in denen er aber auch, das habe er davon, daß er nicht im Lande geblieben Dir raten, wie Du fühlen sollst. Du selbst mußt wissen, wie schlechter als ein Tier gehalten wurde; er sah es in der Wüste sei und sich redlich genährt habe; es sei doch der Annika wahr. Du mit Dir stehst, und fein anderer als Du kann entscheiden, durch den heißen Sand vorauswandeln und ihm den Weg haftig nicht zu verdenken gewesen, daß sie ihr junges Leben was geschehen soll. Es ist nun einmal das Unglück, daß ich zeigen. Du mußt sie wiedersehen!" war der einzige Ge- nicht einsam habe vertrauern wollen; und auf Wunderdinge nicht ertrunken bin; ich stehe leibhaftig vor Dir, und Du danke, der ihn überallhin begleitete und kein Ermatten auf zu rechnen, habe kein Mensch die Verpflichtung. Aber sie mußt mit mir sein oder gegen mich. Ich habe zu fragen, kommen ließ." Du wirst sie wiedersehen!" war die tiefe hatte mir doch versprochen, bis zum Tode treu zu sein," Annika, ob Du mich noch liebst?" Ueberzeugung, gegen die jede augenblickliche Verzagtheit jammerte sein Herz, ich habe sie doch mehr geliebt." machtlos blieb.
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Sie zuckte zusammen und sah scheu zur Erde.„ Wenn es sich nur darum handelte-1" sagte sie lebhafter und brach plötzlich wieder ab. Schwere Tränen perlten ihr über die bleichen Wangen herab. Sie wendete das Gesicht fort und schluchzte leise.
Es handelt sich darum, Annika," versicherte er ,,, darum allein. Wenn Du mich noch liebst, so soll alles vergessen sein. Dann bist Du mein Weib, und ich will's mit der ganzen Welt aufnehmen, mein Recht zu verteidigen."
Er überlegte, ob sie wert sei, daß er sich ihretwegen so Und jetzt hatte er sie wiedergesehen, sein Weib, sein Härme, und die Eifersucht fing an mitzusprechen. Sie mag Kind; aber wie ganz anders, als er sich's in seinen Träumen in Not gewesen sein," sagte er immer und immer wieder, aber ausgemalt hatte. Daß sich in diesen Jahren zu Hause etwas das entschuldigte sie nicht." Wenn sie kein Sind gehabt hätte! berändert haben könnte, war ihm gar nicht eingefallen. Raum, Freilich, dafür fann sie gerade besorgt gewesen sein- der daß er sich einmal vorstellte, daß der kleine Beter nun schon Silgruber ist reich, und es fiel von seinem Ueberfluß auch hübsch herangewachsen sein müßte. Erst als er auf dem etwas für den Knaben ab. Wenn's nur nicht der Konrad Sandberge stand und nach dem Haffufer hinabschaute und wäre, der sie schon liebte, ehe sie mir ihr Wort gab. Ich hab nach der Hütte, die sein ganzes Glück bergen sollte, überfam ihn immer zu fürchten gehabt. Und wenn sie ihn im Stillen" Ich bin schlecht gewesen," flagte sie sich an, so schlecht, ihn ein Bittern vor dem Ungewissen. Die Nachricht von dem doch wiedergeliebt hat und wenn sie bereut hat, mich geheiratet daß ich mich selbst verachte. Selbst wenn Du wirklich geTode seines Vaters war der erste Schlag, und dann folgten zu haben, und wenn sie jezt mit Freuden zugegriffen hat, storben wärest, hätt' ich nicht so handeln sollen. Es ist mir die anderen mit Blizesschnelle. Er für tot erklärt, Annika als er sich wieder einfand!" Er knirschte mit den Zähnen auch immer gewesen, als ob ich eine Sünde beginge und die Braut eines anderen, das Kino - nein! Das Kind lebte; vor But und faßte wieder nach dem Messer in seiner Tasche. schwer dafür würde büßen müssen; und doch hab' ich mich es war der einzige Trost in der schauerlichen Bein der Ver- Aber wie Nebel vor der Sonne zerrannen alle diese Ge- überreden lassen und den Leuten mehr geglaubt, als mir. Du zweiflung an Gott und an den Menschen. bilde seines Bornes, als sich nun die Tür öffnete und Annika solltest nicht freundlich zu mir sein, Peter! Was ich Dir zu
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In jener schlaflosen Nacht, die er vor der Tür des Bauern- heraustrat. Sie trug noch das Kleid von gestern, aber nicht leide getan habe, kannst Du gar nicht verzeihen, und ich selbst hauses zubrachte, bemühte er sich vergebens, sich die Dinge mehr die Haube mit den Blumen, sondern nach litauischer Art fann mir's nie verzeihen. Ich bin auch nicht mehr wert, das flar zu legen. Er war wie betäubt und taumelte in seinen ein Tuch um den Kopf geschlagen und über der Stirn zu einem Kind zu behalten. Nimm's zu Dir, Peter, es gehört Dir, Gedanken gerade wie ein Betrunkener in einem engen Raum Kleinen Dach vorgeschoben, wie man's bei Madonnen auf den da wir's zusammen nicht mehr haben können. Es wird dann umber, überall statt der Tür die Wand greifend. Für tot er- alten Seiligenbildern sieht. Ihr Gesicht war bleich, und sie auch viel schneller mit mir zu Ende gehen, wenn mir das Kind klärt! Und lebte er denn auch wirklich? War er's selbst? Oder hielt die Augen traurig zur Erde gesenkt, als sie um das fehlt, und das ist jetzt auf Erden mein einziger Wunsch- bleichten seine Gebeine längst auf dem Meeresgrund oder auf Haus ging und den Fußweg über Feld nach der Kirche ein- recht schnell zu Ende." Forts. folgt.)