Nr. 204.- 1916.

Unterhaltungsblatt des Vorwärts Dounerstag, 31. Auguf.

Einheit in Vielheit.

aussprechen, ein Recht, das nur an der persönlichen Leistungsfähigkeit mannssaal" aufweist. Die hier aufleuchtenden Farben find bunter, eine Grenze findet.

Die rumänischen Römer".

als die blütenreichste Wiese und brennender als der herbstfarbene Man sieht, in der allgemeinen Stizzierung des Zieles unter Wald. Den blaugrünen Grundton erzeugt der seltene Allophan, scheiden sich Lehrerschaft und Arbeiterschaft nicht wesentlich voneinander. während der Diadochit in seinen vielen Tönungen von Rotbraun, Bon dem Sturmwind des Weltkrieges ist eine träftige Brise Dennoch glaubt Tews von jener anderen Einheitsschule", wie sie Braun, Gelb und Weiß Leben in die Farbensinfonie bringt. auch in den pädagogischen Blätterwald geraten, wo sie mächtig in die Sozialdemokratie fordert, abrüden zu müssen. Er scheint zu Jm mittleren Stockwert liegt die Perle der Saalfelder Grotten den Kronen wühlt, vermorschte Aeste herunterreißt und das Lebens- fürchten, daß die Forderungen der Lehrerschaft durch unsere weiter schönheit: die drei Quellgrotten. In ihnen quillt Wasser zutage, träftige für neuen Kampf stärkt. Es fehlte den Lehrern und Schul- gehenden Forderungen gefährdet werden. Vor allem denkt er dabei das man mit Hilfe glasüberzogener Betonmauern staut, um die reformern zwar niemals an Schreiblust, aber mehr noch als sonst an einen Antrag, der bei der letzten Tagung des preußischen Ab- tägliche Maffe von 20 000 Litern Heilwasser durch Röhrenleitungen ist in diesen letzten zwei Jahren an Reformliteratur in Beitungs- geordnetenhauses von der sozialdemokratischen Fraktion eingebracht zu klärbeden zu leiten, in denen fich Heiloderschlamm niederschlägt. auffäßen, Büchern und Sammelwerken zu tage gefördert worden. und nicht gerade glüdlich vertreten worden ist. Der Antrag hatte In dem ruhigen, scheinbar abgrundtiefen und dabei doch flachen Dabei handelt es sich meistens nicht um das Innerliche, das Beschaus einfach den seit 1912 im Reichstage vorliegenden Initiativantrag Wasserspiegel der linten Quellgrotte spiegeln fich farbenfroh die liche und Methodische der Erziehungsarbeit, sondern in erster Linie unserer Fraktion über reichsgefegliche Regelung des Schulwesens auf Deden und Wände: es ist die bunteste der drei Grotten, aus der um das Konstruktive, um das Organisatorische, um den äußeren Breußen zugeschnitten. Er berlangt Einheitlichkeit, Weltlichkeit und in Millionen von Pünktchen der Diadochit, der himmelblaue Me­Bau des Schulhauses der Zukunft. Man fühlt allgemein, daß alle unentgeltlichkeit des Schulwesens als die brei starken und not Lanterit, der blaugrüne Allophan, der olivengrüne bis lederbraune die schweren und blutigen Opfer, die der Weltkrieg dem deutschen wendigen Träger jeder ernsthaften Schulreform. Nun wollen zwar Bittigit und Pissophan aufblizen. Die mittlere Quellgrotte zeichnet Bolte auferlegt, mehr oder weniger umsonst gebracht worden sind, auch die Lehrer die Beseitigung aller tonfeffionellen Trennungs- fich durch ihre erhabenen Ausmessungen ab, und weiter hinten baut wenn es nicht gelingt, nach der äußeren Sicherung des Reiches auch schranken in der Einheitsschule. Während sie diese schwierige Auf- sich eine riesige Sinterkastade mit wundervollen Treppchen auf und feine inneren Stüßen fest im Volte zu verankern. So drängt sich gabe aber auf dem ungeheuer schwierigen Wege einer Reform des bildet den Hintergrund einer mit buntfarbigsten, aus seltenen Mi­leicht das Schlagwort auf: ein Bolt, eine Schule. Die Ein- Religionsunterrichts anstreben, glauben wir sie weit einfacher und neralien gebildeten Tapeten behängten Höhlentvölbung. Im un­beitsschule ist pädagogische Forderung des Tages. zweddienlicher durch Ausscheidung des Religionsunterrichts aus dem tersten Stodwerte erwarten den Besucher der Butterkeller", mo So weit, so gut. Sobald man aber nur den ersten Schritt Schulbetrieb und seine Uebertragung an die Religionsgemeinschaften riesige, in reinstem, nur leise gerötetem Weiß schimmernde Dia­aus dem Allgemeinen ins Besondere tut, beginnt die Mannigfaltig zu erreichen. feit und der Gegensatz der Meinungen. Unter Einheitsschule versteht Wichtiger ist die Unentgeltlichkeit. Jede tatsächliche Schulreform, dem Farbe und Gliederung durch riesige Stalagmiten sich zu einem dochitmassen lagern und der Märchendom", ein Höhlenraum, in nicht jeder das gleiche, das Wort fordert bei seiner Bieldeutigkeit die den Namen wirklich verdienen will, darf sich an dieser ernsten harmonischen Bilde vereinigen und ein Riesenstalagmit eine Grals­geradezu zu verschiedenartiger Auslegung heraus. Wer das Wort und unbequemen Frage nicht scheu vorbeischleichen. Die schönste burg " aufgebaut hat. wörtlich nimmt, denkt sich darunter eine einzige Schule, die von allen Einheitsschule verfehlt ihren Zwed und wird wieder zu einer Stlassen­Kindern des Volkes besucht werden muß, also die sinnloseste und und Standesschule, wenn der Unterricht bis in die höchsten Schul­törichteste Gleichmacherei, die sich ein Menschenhirn nur ausfinnen kann. gattungen hinein nicht unentgeltlich ist. Mag man die reichen Leute, Sie wäre ein Hohn auf alle Psychologie, auf das Recht der Persön- abgestuft nach Vermögen und Kinderzahl( so daß die Kinderlosen in Rumänien , das man in der lateinischen Familie früher gar sehr lichkeit und auf das Recht der Gesamtheit, die gerade die verschieden den einzelnen Stufen am meisten zu zahlen haben) in geeigneter über die Achseln angefehen und niemals für voll genommen hatte, artigsten Persönlichkeiten gebraucht, wenn sie überhaupt existieren Weise zur Schulunterhaltung heranziehen, aber man mache den ist jetzt in der lateinischen Ententesippe als würdiges Glied der will. Im Ernst hat kein Pädagoge und fein Schulreformer und Schulbesuch des einzelnen Kindes nicht von der Zahlung eines Schul- Familie anerkannt. Die Rumänen selbst haben sich natürlich teine politische Partei je eine solche unsinnige Forderung erhoben. geldes abhängig. Aehnlich steht es mit der Verpflegung und Er- stets zur Familie gerechnet und nicht nur für Romanen, Dennoch spielt sie in der Bolemit eine Rolle: die Gegner der Haltung der Schulkinder, wobei zugestanden werden kann, daß zu sondern für unmittelbare Nachkommen der alten Römer Einheitsschule arbeiten gern mit diesem Popanz, um vor der Einheits- nächst Uebergangsmöglichkeiten, durch Erziehungsbeihilfen und auf gehalten. Dieser Stammbaum ist indeffen ein Gebilde der schule zurückzuschrecken. andere Weise, geschaffen werden mögen. Jedenfalls darf diese Frage dichtenden Volksphantafie, das vor der wissenschaftlichen Forschung Bom entgegengesetzten Ende aus will das Problem der Einbeits- feinen Gegensatz zwischen den ernsthaften Schulreformern bilden. nicht bestehen kann. Selbst der Hinweis, daß die rumänische Sprache schule lösen, wer bei dem Begriff der Einheit lediglich an Einheit- In der ersten Schrift des neugebildeten Deutschen Ausschusses für Er- nach ihrem Ursprung, ihrer Flegion und dem Antlang der Worte lichkeit der Elementarbildung denkt, also die große Schulziehung und Unterricht über den Aufstieg der Begabten weist der bekannte nach zu den romanischen Sprachen gehört, stüßt sich auf eine laien reform in der Hauptsache im Fortfall der Vorschulen sieht. Kommunalpolitiker Bürgermeister Cuno- Hagen besonders den Ge- hafte Ueberschägung des sprachlichen Außenbildes. In Wahrheit Ist doch der an sich erfreuliche Erlaß des preußischen Stultus meiden die Aufgabe zu, den begabten Kindern unbemittelter Eltern bildet die rumänische Sprache ein Kunterbunt, in dem sich nur etwa ministers vom Juni dieses Jahres, der das Vorrecht der Vor- durch Schulgelderlaß und Ernährungsbeihilfen zu helfen. Aber die Ge- 20 Broz. aus dem Lateinischen stammende Worte finden, während der schulen beschneidet, sogar von Reformpädagogen geradezu dithyrambisch meinden allein werden das nicht leisten können. Staat und Reich Rest ein Gemisch fremder Bestandteile, vor allem bulgarischer, dann gefeiert worden! fönnen sich der Verpflichtung nicht entschlagen, in Zukunft weit mehr aber auch griechischer, türkischer, magharischer, russischer, deutscher, als bisher für Schule und Erziehung aufzuwenden. italienischer und französischer Sprachelemente aufweist. In diesem bunt­fchedigen Sprachgemisch bringt sich die Rassenmischung des rumä nischen Volkes im Stufengange der Entwicklung unzweideutig zum Ausdruck. Die Urbevölkerung des Landes bestand aus Daken oder Daziern, die ihrerseits wieder von den Thrafern abstammten. Die römische Eroberung des Landes batte fast die völlige Aus rottung dieser Urbevölkerung zur Folge, und es war dringend notwendig, dem Land neues Blut zuzuführen. Diese Ein­wanderung geschah in der Hauptsache aus den außer italischen Provinzen des römischen Reiches. Nachdem die Einfälle der Gothen der römischen Herrschaft in Dazien ein Ende bereitet hatten, ergoß sich der Strom der Gothen über das linte Donauufer. Aber die germanischen Stämme verschwanden bald wieder und über­ließen das Feld den slawischen und finnischen Stämmen, die sich mit der ansässigen dafo- italischen Bevölkerung vermischten. Aus dieser Vermischung entstand das rumänische Volt, das mit den Romanen nur sehr entfernt verwandt ist.

Somit wäre die Einheitsschule wieder nichts anderes als die allgemeine Volksschule, die vor zwei Jahrzehnten das Wort war, das immer gern sich einstellte, wo flare Begriffe über Art und Schritt­maß der Schulreform fehlten, in Wirklichkeit aber auch nichts anderes darstellte als die gemeinsame Grundschule für alle Lehranstalten nach Fortfall der Vorschulen. Sicherlich ist dies ein erster not­wendiger Schritt zur Einheitsschule, der keineswegs unterschätzt werden soll, aber es ist eben nur ein Schritt zum Ziel und noch lange, lange nicht das Ziel selber.

Man darf hoffen, daß der Krieg vielen die Augen geöffnet bat, die bisher blind an den Erziehungsproblemen vorübergeschritten sind. Die Aufgabe der Sozialdemokratie nach dem Kriege aber muß es sein, unabläffig für eine tatbereite Schulreform auf dem Bosten zu stehen und zu wirken. Hat die Opferbereitschaft und der Heldenmut der Feldgrauen dem Reiche seine Einheit nach außen gerettet und neu gefestigt, so muß eine reichsgesetzlich auf solide Grundlagen zu stellende Einheitsschule die notwendige innere Einheit des deutschen Boltes anbahnen und schaffen helfen." Heinrich Schutz.

Kleines Feuilleton.

Notizen.

Erheblich weiter geht die deutsche Lehrerschaft, die erft fürzlich wieder ihre Ansichten über die Einheitsschule durch ihren unermüd­lichen literarischen Wortführer, Johannes Tews , in übersichtlicher Weise hat zusammenstellen lassen. Kurz vor dem Ausbruch des Weltkrieges, zu Pfingsten 1914, haben die Lehrer auf ihrem Kongreß in Kiel durch ein Referat Kerschensteiners und eine lebhafte Debatte eingehend die Frage der nationalen Einheitsschule erörtert. Aus den Die bunten Grotten von Saalfeld . langen und etwas philosophisch umständlichen Leitfäßen zieht Tews folgenden Extraft: wir verstehen unter der Einheitsschule das ge- Ueber eine sehr bedeutende und anziehende Bereicherung der jamte Gebiet des öffentlichen Unterrichts bom landschaftlichen Schönheiten Thüringens berichtet Rudolf Hundt Kindergarten bis zur Hochschule mit allen seinen Gliede- in der Wochenschrift leber Band und Meer". Dort, wo die drei rungen und Verzweigungen anf den verschiedensten Stufen des steilen Hänge der Gartenkuppen bei Saalfeld aus dem Saaletale -Die Kriegsfahrten S. M. S. Karlsruhe" werden dem Unterrichtswesens, eine lebensvolle Verbindung aller hochstrebend der alten Bergstadt einen wundervollen Hintergrund nächst mit Genehmigung des Admiralstabes in einem Buche veröffentlicht, Teile zu einem Ganzen gebracht." aufbauen, liegen seit alter Zeit verlassene Stollen und Gänge, die das im Verlag der G. Braunschen Hofbuchdruckerei in Karlsruhe er Dieses Ziel liegt auf der gleichen Linie, auf der sich auch die tief in das Innere der Kuppen gegraben sind. Die längst unbe- scheint. Verfasser ist Kapitänleutnant Aust von der Karlsruhe ", Schulreform der Sozialdemokratie bewegt. In einem 1911 er- fahrenen Stollen suchte ein Berliner Geologe, Dr. Heß von Wich- deffen Tagebuch das einzige ist, das aus dem bisher geheimnisvollen schienenen Buche darüber heißt es beim Kapitel Einheitsschule:" Indorff, auf, der hier Studien zur Geschichte des Thüringer Berg- Untergang des tapferen Schiffes gerettet wurde. der Einheitsschule, wie sie die Sozialdemokratie erstrebt, werden vor baues nachgehen wollte, und er entdeckte dabei eine Wunderhöhlen­Die entwaldete Welt. Eine interessante Schilderung. allem zwei Grundsäge restlos zur Geltung tommen. Zunächst wird welt von einer Mannigfaltigkeit und einer Farbenpracht, wie sie von der Lage der Papierfabrikation der Welt wird in der Diana fie alle bestehenden Schuleinrichtungen, soweit fie vielleicht keine andere Höhle der Welt erreicht. Die filometerlangen gegeben. Die Papierindustrie", so heißt es da, hat einen jähr als erprobt und brauchbar gelten können, und alle noch zu schaffen- Stollen find jetzt durch bequeme Verbindungen leicht gangbar ge- lichen Konjum von drei Milliarden Kilogramm Holz. Davon den neuen Schuleinrichtungen in eine einzige organische macht. Zunächst tommt man in das oberste der drei Stockwerke, wo fommen eine Milliarde 500 Millionen auf die Zeitungen, 500 Mill. Gesamtheit zusammenfassen; innerhalb des Rahmens, in den sie die Bergleute bis 1736, dem Abschlußjahre des Bergbaues, Alaun- Kilogramm auf den Buchhandel, während die dritte Milliarde zur alle Schulen einschließt, wird sie eine sinnvolle, von sozialpädagogi- fchiefer gewannen. Alsbald bekommt man einen Begriff dieser Berfertigung aller der anderen Papierarten dient. Um diesen schen Erwägungen geleitete Gliederung schaffen: auf die elementaren wundersamen Höhlenbildungen, deven Stalaktiten und Stalagmiten Riesenbedarf zu deden, müssen jährlich 100 Milliarden Kubiffuß Holz Sauleinrichtungen für die Kleinsten wird sie in planmäßiger Reihen von dem Minerale Diadochit gebildet sind, und die eine erstaunliche gefällt werden, während nur 35-40 Milliarden nachwachsen. Es folge und in festem organischem Busammenhange miteinander die Fülle und Mannigfaltigkeit der Formen aufweisen. Ihre Gigen- ist daher", so meint die Diana" weiter, nichts Uebertriebenes, für höheren Schuleinrichtungen folgen lassen. Und als zweiten Grundsatz art erhalten diese Bildungen aber erst durch ihre ganz einzige eine nicht zu ferne Zukunft die völlige Bernichtung des Waldreich­wird sie das unbedingte Recht jedes Einzelnen auf jede Schulgattung Farbenpracht, die bereits im obersten Stockwerke der Zimmer- tums in der ganzen Welt anzunehmen.

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Jans Heimweh.

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wenig fremd, feit diese angefangen hatten, dort zur Schule Krabben taten, als ob sie es berstünden, wenn er einen zu gehen. Es war, als seien die Kinder in einen neuen und fleinen Wit machte, denn dann stießen sie einander an und bornehmen Zustand eingegangen, zu dem die Alten keinen lachten. Butritt hatten. Aber es war ja eigentlich Unrecht, dies so zu empfinden. Es war ja doch eine große Freude, daß die Kinder so viel Besseres zu genießen befamen, als ihnen selbst zuteil geworden war.

Kinder so artig zu sehen, wie sie sich während des Examens Es war eine rechte Ueberraschung für die Eltern, die betrugen. Aber Küster Svartling war ein merkwürdiger Mann. Er konnte sie zu allem bringen, was er wollte.

Jan in Strolyda seinerseits fing an, verlegen und ängst­lich zu werden. Er wußte nicht mehr recht, ob es sein eigenes Töchterlein war, das dort saß, oder das Kind von jemand anderem. Und schließlich machte er sich von seinem Platz zwischen den Schulräten davon und setzte sich mehr in die Nähe der Türe.

Endlich aber waren die Großen hinreichend geprüft, und num fam die Reihe an die Kleinen, die kaum erst lesen ge­lernt hatten. Ueber große Kenntnisse verfügten sie noch nicht, aber einige Fragen sollten dennoch auch sie beantworten. Und so wurden sie über die Schöpfungsgeschichte abgefragt. Erst mußten sie die Frage beantworten, wer die Welt er­schaffen habe, und das brachten sie sehr gut fertig. Aber dann traf es sich so unglücklich, daß der Lehrer fragte, ob sie noch einen anderen Namen für Gott " wüßten. Da blieben alle die kleinen Abcschützen stumm. Sie be­kamen rote Wangen und runzelten die Stirnen, aber es war ihnen unmöglich, sich eine Antwort auf eine solche stumpf­finnige Frage auszudenken.

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Eine Geschichte aus dem Wärmland von Selma BagerIaf. Eine Geschichte aus dem Wärmland von Selma Lagerlöf . Es war allerdings trotzdem gut mit dem Unterricht ge­gangen, denn der Küster Svartfing war ein Mann, der die Ordnung bei jedem Wetter aufrechterhalten konnte; aber es An jenem Tage, wo Jan von Strolyda zum Schul­mußte doch ein herrliches Gefühl gewesen sein, als er in einem examen ging, wanderte er den ganzen Weg Hand in Hand Bimmer unterrichten durfte, das zu nichts anderem verwen- mit der kleinen Klara Gulla, wie sie immer taten, und sie det werden sollte als zum Schulzimmer. Hier sollten die unterhielten sich als gute Freunde und Kameraden. Wände nicht von Bettstellen und Geschirrschränken und Hand- Aber als Klara Gulla in die Nähe des Schulhauses tam werfszeug eingenommen werden. Hier sollten feine ber- und andere Kinder erblickte, die sich vor der Tür versammelt dunkelnden Webstühle vor den Fenstern, wo das beste Licht hatten, zog sie ihre Hand aus der des Vaters und ging auf war, aufgestellt werden, und hier durfte keine Nachbarsfrau die andere Seite des Weges hinüber. Und sobald sie an der mitten in der Schulzeit hereinkommen, um einen Schwaz zu Schule angekommen waren, ließ sie ihren Vater vollständig machen und Kaffee zu trinken. stehen und gesellte sich zu einem Häuflein Kinder. Nein, hier fonnte er die Wände mit Bildern aus der Während des Eramens saß Jan in Strofyda auf einem biblischen Geschichte und mit Tiertafeln und den Bildnissen Stuhl in nächster Nähe des Katheders zwischen den vor­der schwedischen Könige behängen. Hier hatten die Kinder nehmen Herrschaften und den Mitgliedern der Schulbehörde. richtige niedere Schulbänke und Tische und brauchten nicht an war genötigt, da Platz zu nehmen, denn sonst hätte er mehr verzwickt hinter hohen Tischen zu fizen, wo sie zuweilen von Klara Gulla, die unter den Kleinsten auf der ersten mit der Nase kaum über die Tischplatte gereicht hatten. Und Bank rechts vom Ratheder saß, nichts als den Nacken sehen hier hatte Stüfter Svartling einen eigenen Satheder mit Regal fönnen. Wenn das nicht gewesen wäre, hätte er sich um alle und Fächern, wo er seine großen Zeugnisbücher unterbringen Welt nicht so hoch hinaufgesetzt; aber wer der Vater einer fonnte. Und wenn er nun während der Unterrichtsstunden solchen Tochter wie Klara Gulla war, brauchte sich nicht ge­hinter diesem Ratheder saß, sah er würdiger aus als je vorher ringer zu dünken als irgend jemand anderes. in seinem Leben, in dem er oftmals seine Stunden hatte auf dem Herde sitzend halten müssen, mit einem starken Feuer im Rüden und die auf dem Boden hodkende Schar seiner Schul­finder vor sich. Hier hatte er einen festen Platz für die schwarze Tafel und Nägel daran für Wandkarten und Tabellen, die er Dagegen hingen Klara Gullas Blicke an dem Lehrer. Er, Es gibt ein Gebet, das wir alle Tage beten," sagte der nun nicht mehr gegen eine Schranktür oder das Kanapee zu war jest eben dabei, die großen Kinder, die links vom Lehrer. Wie nennen wir da Gott?" lehnen brauchte, wie er es seither hatte machen müssen. Katheder saßen, abzufragen. Sie mußten lesen und auf der Jetzt kam Klara Gulla darauf! Sie begriff, der Lehrer Nun wußte er stets, wo er die Gänsefiele hatte, und Landkarte Länder und Städte zeigen und an der Wandtafel wollte die Antwort haben, daß wir Gott auch Vater nennen, fonnte die Kinder lehren, gerade Striche und Bogen zu rechnen, und der Lehrer hatte kaum Zeit, einmal zu den und so streckte sie die Hand in die Höhe. machen; nun würde sicherlich die ganze Gemeinde allmählich Kleinen auf der rechten Seite hinüberzuschielen. Es hätte Wie heißen wir Gott sonst noch, Klara Gulla?" fragte so schön schreiben lernen wie er selber. Und jetzt war es auch also sicherlich nicht viel auf sich gehabt, wenn Klara Gulla der Lehrer. möglich, den Kindern beizubringen, daß sie alle miteinander einmal einen Seitenblick auf ihren Vater geworfen hätte; Mit glühenden Wangen stand Klara Gulla in ihrer aufstanden und in Reih und Glied wie die Soldaten das aber sie drehte auch nicht einmal den Kopf nach seiner Seite. Bank auf, und ihr kleines Schwänzchen vom Zopf stand im Schulzimmer verließen. Ein kleiner Trost war es dem Vater, daß die anderen Nacken gerade hinaus. Kinder alle es genau ebenso machten. Alle saßen da und Wir heißen ihn Jan!" antwortete sie mit lauter und hefteten ihre hellen Aeuglein auf den Lehrer. Und die kleinen deutlicher Stimme. ( Forti. folgt.)

Aber so bergnügt auch alle über das Schulhaus waren, so fühlten sich doch die Eltern den Kindern gegenüber ein klein

Klara Gulla mußte von dem Plage aus, wo fie saß, ihren Vater sehen, es war nicht anders möglich; aber sie schenkte ihm keinen Blid, es war, als sei er für sie gar nicht vor­handen.

In den Bänken, wo die Großen saßen, begann ein Wedeln mit den Händen und ein Flüstern und Kichern. Aber die acht Anfängerchen kniffen den Mund zusammen und wußten fein Wort zu sagen, Klara Gulla nicht und auch feines von den anderen.

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