it. 220.- 1M6. Unterhaltungsblatt öes vorwärtsDie Papiernot in früherer Zeit.Ganz Europa seufzt heute unter der Knappheit an Druckpapier,die in erster Linie den Zeitungen mit ihrem riesigen Papierbedarfdas Leben sauer macht. Weit schlimmer als in Deutschland istaugenblicklich der Papiermangel übrigens in Frankreich, und Frank-reich ist auch das Land, wo schon in früheren Zeiten groste Papier-not geherrscht hat. Es war das in den Jahren der Kriegewährend der großen Revolution, und die Einschränkungen, die sichFrankreich heute in seinem Papierverbrauch auferlegen muß. sindnichts gegen die Nöte der Revolutionszeit. Das Papier war immerseltener geworden, und wie heute waren die Zeitungen genötigt,den Raum fortgesetzt zu beschränken und das Format zu ver-kleinern. Verschiedene Verhältnisie wirkten zusammen, um die Krisisstetig zu verschärfen. Zunächst hatte die kurz zuvor verkündete Ge-Werbefreiheit die Zahl der Druckereien ständig vermehrt. JederSetzer hatte dos Bestreben, sich selbständig zu machen und mitseinem früheren Arbeitgeber in Wettbewerb zu treten. Die Preß-freiheit hatte es zudem mit sich gebracht, daß Journale, FliegendeBlätter, politische und patriotische Schriften aller Art wie Pilze ausder Erde schoflen, so daß sich im Verlaufe von zwei Jahren derVerbrauch von Druckpapier nahezu verdreifacht hatte. Injener Zeit, die von Holzschliff und Zellulose noch nichtswußte, wurde das Papier ausschließlich aus Lumpen her-gestellt. Diese Lumpen, die den Papierfabriken als Rohstoffdienten, waren aber von Tag zu Tag seltener geworden. Der Sa-nitätsdienst der Heere verwandte einen großen Teil dieser Abfällein Gestalt von Scharpie, die damals allein für die Verbände ge-braucht wurde. Dazu kam, daß die Marine eine immer mehr stei-gende Menge von Hanf zur Herstellung von Tauen brauchte. Außer-dem wurde viel weniger Leinwand gewebt, so daß es keinen Abfallgab. Und endlich war mit dem Kriege auch der holländische Marktgesperrt, der Frankreich bis dahin mit hochwertigem Papicrmaterialverseben hatte.Schon im Jahre 17S2 hatte ein weitblickender Publizist dieFranzosen vor der Krisis gewarnt, die da heraufzog, und ihnen ge-raten, die Toten nicht mehr m Laken einzuhüllen, um Leinwand zusparen. Außerdem wollte er durch ein Gesetz den Anbau von Hanfmit Prämien belohnt wiflen. Im Jahre 1793 war die Krise bereitsso groß geworden, daß man zum ersten Male ernstlich daran dachte,alte Papiere und Papierabfälle für die Papierherstellung wieder zuverwenden. Dahingehende Versuche waren recht ermutigend aus-gefallen und im Jahre 1793 erließ auf Grund dieser Versuche derKonvent eine Verfügung, die den staatlichen Behörden verbot, ihre altenSlripiuren wie bisher zu verbrennen. Die alten Papiere solltenvielmehr an bestimmten Sammelstellen abgeliefert und dort in Er-Wartung späterer Verwendung unter Siegel gelegt werden. DieVersuche, das alte Papier zur Fabrikation wieder zu verwenden,wurden inzwischen fortgesetzt und im Jahre 1794 erließ die.Kommission für Landwirtschast und Künste' eine Erklärung, diedem Publikum mitteilte, daß diese Versuche einen vollen Erfolg er-geben hätten. Die Kommission erließ im Anschluß hieran eine An-Weisung über die Behandlung des alten Papiers und erklärte, daßdiese interessante Entdeckung der nationalen Wohlfahrt eineneue Erwerbsquelle zu eröffnen bestimmt sei. Man setztPrämien und öffentliche Belobigungen für diejenigen Gewerbe-treibenden fest, die das neue Verfahren zur Anwendung bringenwürden, und eine Bürgerin namens Maflon erhielt einen Betragvon 3500 Lires.in Ansehung der wertvollen Arbeit, die sie in Sachender Wiederverwendung des bedruckten alten Papieres geleistet habe'.Neben der Erweiterung der Erzeugung ging man gleichzeitig aberdaran, den Verbrauch einzuschränken. Im Jahre 1793 erließ dieRegierung in den Zeitungen folgenden Aufruf an die Patrioten:»Alles, was nutzbar ist, zu verwenden und nichts zu vergeuden,muß die unverletzliche Regel eines guten Republikaners sein. Pa»trioten, wir laden Euch ein, 1. in Zukunft kein Respektblatt mehrzu verwenden, 2. für alle Drucksachen das Format im KleinenOktav zu bevorzugen, 3. gewöhnliche Briese nicht mehr im Brief-Umschlag zu verschicken und 4. mit peinlicher Sorge alle EurePapiere, Manuskripte oder Drucksachen, die zu nichts mehr wert sind,aber in Zukunft wieder in weißes oder farbiges Papier verwandeltwerden können, aufzubewahren. Patrioten, diese Aufforderung werdetIhr nach ihrem wahren Wert bemessen, wenn Ihr Euch gegenwärtighaltet, wie unendlich wichtig es ist. die politischen Beziehungen dergroßen Familie der französischen Republikaner ausrecht zu erhaltenund alle die Wahrheiten, die das Glück Frankreichs zu verbürgengeeignet sind, zu verbreiten, Beinübungen, die erschwert oder un-möglich gemacht würden, wenn die Papiernot sich weiter verschärfensollte.'Die gutgemeinte Proklamation hatte zunächst einen Erfolg, aufden man sich am allerwenigsten gefaßt gemacht hatte: sie trug26]?ans Heimweh.Eine Geschichte aus dem Wärmland von Selms LagerlSf.Während Jan voller Erwartung auf dem Landungsstegstand,' hatte er sich gesagt, wenn Klara Gulla die Elternvom Dampfboot aus sähe, würde sie wohl eine traurigeMiene aufsetzen, und sobald sie ans Land komme, würde siesagen, es sei ihr nicht gelungen, die ganze Summe zusammen-zubringen.Und wenn sie das sagte, dann würden sie beide, er undKatrins, tun, als ob sie das Kind beim Worte nähmen, undJan würde zu ihr sagen, er könne nicht begreifen, wie sie wage,nach Hause zu kommen, da sie doch wisse, daß Katrine und ernach weiter nichts fragten als nach dem Gelds.Und dessen war er ganz gewiß gewesen, ehe sie über denLandungssteg gegangen war, würde sie eine dicke Brieftascheaus der Kleidertasche ziehen uud sie in die Hände der Elternlegen.Er hatte sich auch ausgedacht gehabt, er wolle dannKatrine die Banknoten in Empfang nehmen und nachzählenlassen. Er selbst aber wollte nur immerfort Klara Gullaansehen.Sie würde schon merken, daß er sich um gar nichtsanderes kümmerte, als daß sie wieder heimgekommen war,und sie würde zu ihm sagen, er sei noch ebenso närrisch wievor ihrer Abreise.Auf diese Weise hatte Jan von dem ersten Wiedersehengeträumt gehabt. Aber der Traum war nicht so ganz in Er-füllung gegangen.An diesem Tag hatten Kattine und Jan nicht gar solange in Erwartung des Schiffes aus dem Landungsstegstehen brauchen. Das Boot traf zur rechten Zeit ein. Aberals es kam, war es mit Waren und Menschen, die auf denBrobyer Jahrmartt wollten, so überfüllt, daß man im erstenAugenblick durchaus nicht entscheiden konnte, ob Klara Gullaan Bord war oder nicht.Jan hatte erwartet, das Mädchen würde die erste sein,die über das Gangbrett daherkäme, aber statt ihrer kamen nurein paar Männer. Als sie sich dann später auch nicht zeigte,wollte sich Jan auf dem Boot selbst nach ihr umsehen; erkam aber in dem Gedränge nicht durch. Er war indes seinerindirekt dazu bei, daß das Papier noch knapper und teurer wurde.Diese Teuerung nahm, wie ein zeitgenössischer Beobachter bezeugt,am Ende des Konvents, als die Unterdrückung der Höchstpreise undder entsetzliche Rückgang der Assignaten den Markt für alle Gegen-stände vollständig zerrüttet hatte, erschreckliche Formen an. Man sahbereits dem Augenblick entgegen, in dem die Krämer mangels Papiernicht mehr in der Lage wären, Düten zu liefern oder die gekaufte Wareeinzupacken. War doch der Preis gewöhnlichen Packpapiers von10 Frank auf 450 Frank für das Ries gestiegen. Und wenn unterdem Direktorium die Steuern spärlich eingingen, so lag das nichtzum wenigsten daran, daß es überaus schwer geworden war, sichfür die Steuerlisten, Steuerzettel und Steuermahnungen das not«wendige Papier zn verschaffen. Man sieht, wir sind heutzutage nochimmer recht günstig daran gegenüber den Verhältnissen, wie sie inder»guten, alten Zeit' in Frankreich geherrscht hatten.Kleines Zeuilleton.Heööa Sabler.(Zur Aufführung in den KammerspielemfWenn Ibsen nur ein Sardou wäre, so müßte man»HeddaGabler' ein schlechtes, weil verwirrtes und widerspruchsvolles Stücknennen, bestenfalls einen intereflanten Beitrag zur Pathologie derSchwangerschaft. Für Ibsen aber, den Krittler der Gesellschaft vom„fln du sieole"(»Ende des Jahrhunderts' trifft nicht den Ton),sind die Personen Symbole und die Vorgänge Experimente. Darinliegt die Schwierigkeit, solche Retortendramatik aufzuführen. DieSchauspieler müssen ein Doppeltes leisten; sie sollen lebendige Per-sonen vor den Zuschauer stellen und müffen zugleich mechanischeElemente eines logischen Prozefles sein. In der»Hedda Gabler'steigern sich diese Zusammenstöße bis zum Grotesken.Es ist mehr als unwahrscheinlich, daß die pistolenschießende,dreivierteltolle, kaltschwüle Generalstochter den vertrottelten Buch-staubenklauber und Tantenschößling, den Kandidaten der Mono-graphie, heiratet; einen überlauten und doch ängstlichen Stteber, eineMischung aus Sentimentalität und Stellenjägerei. E« ist alles un«möglich in diesem Schachspiel der bürgerlichen Entartung; eS istzum mindesten alles sehr kompliziert. ES ist aber alles notwendig,damit Ibsen sein Programm der Emanzipation ans dem Philister-tum, sowohl dem scheinbar genialen der Hedda, wie dem spießigendes Tesmann, vorzuführen vermag. Wobei man steilich daS Gefühlnicht los wird, daß solch pathettscher Liberalismus schon ein wenigveraltet ist.Auf Grund solchen ZustandeS ist es kaum ei» Tadel, wenn mansagt, daß die Hedda der Hermine Körner unmöglich war, keinlebendiges Geschöpf, eine blonde Sphinx, eine Nachtwandlerin, einDämmerungszustand. Sie hatte etwas Marionettenhaftes, damitaber auch etwas von der Suggestivstast einer bösen Gliederpuppe.Sie tat jedenfalls nichts dazu, die vielspälttge Exzenttik der ibsen«schen Formel in die wogende Ceschloflenheit des Lebens zn mildern.Der karikaturistisch ziselierte Tesmann Winter st eins kannte zudieser erkälteten Lemure in keine Beziehung gebracht werden. Leichterhatte es sich Camilla Ei b ens ch ü tz gemacht; sie gab die kleine,tapfere Frau Elvstedt, die Frau, die das Wagnis wagt, ohne Heldinzu sein, und lächelte. LLvborg war Krauß, er zeichnete ihn mitdem Mal deS Schmerzes, aber auch des schwedischen Punsches,diesen absttnenten Promethiden der modernen Gesellschaft R. B.,ver Golöschmieü' von Otto Luüwtgim Kleinen Theater.DeS Gespenster-Hoffmann phantastisch-spannend« Novelle»dasFräulein von Scuderi', die ganz in den Abgründen einer seltsam-verbrecherischen Naturveranlagung begründet ist, reizte den umsDrama ringenden Otto Ludwig zur Bühnenverarbeitung. Er be-hielt Titel und Inhalt, gestaltete aber den grausigen VerbrecherCardillac zur Hauptfigur um. der er alles psychologischeInteresse zuwandle. Er vertiefte ihn; er erweiterte ihn zueinem Symbol eines ins Abstruse gesteigerten KünstlertumS, das sichvon seinem Produtte nicht mehr trennen kann und will(»Ihr müßteuch selbst verkaufen, denn ihr müßt leben'). Der bloß rätselhaftenNaturveranlagung aber gesellte er— hier schon ein übereistigerMotivierer— ein stark soziales Gefühl. Der Meister Cardillacmordet die adligen Lüstlinge nicht nur, um die von ihmin ganzer Hingebung geschaffenen Kunstwerke wieder ansich zu bringen, er fühlt sich als ein Rächer an derfeudalen Sippschaft, die seine Klaffe mit Füßen tritt— er selbst ihr Opfer von Mutterleib an. An die Seite derromantischen erblichen Veranlagung, daS von Hoffmann her weiter-spukt, tritt ein klar erfaßtes soziales Motiv fdaS Stück ist 1848Sache noch immer vollkommen sicher, und als dann das Bootsein Gangbrett einzog, rief er dem Kapitän zu, er solle dochja noch nicht abstoßen. Es sei noch jemand drüben, der anLand wolle.Der Kapttän fragte seine Leute; aber diese antworteten,eS sei niemand mehr da, der an der Svartsjöer Brücke aus-steigen wollte, und so stieß das Boot ab.Die beiden Eltern hatten also allein nach Hause gehenmüssen; und sobald sie daheim angekommen waren, hatte sichJan auf sein Bett geworfen. Er fühlte sich todmüde undvollkommen erschöpft, und es war ihm, als würde er niewieder die Kraft zum Aufstehen finden.Die Leute in Askedalarna hatten die beiden ohne KlaraGulla von der Landungsbrücke zurückkehren sehen und ftagtensich nun gegenseitig, wie es denn jetzt gehen werde. Einernach dem andern von den Nachbarn kam nach Skrolycka, umzu fragen, wie es stehe.Immer wieder wurde die Frage laut, ob denn KlaraGulla wirklich nicht mit dem Boot gekommen sei? Und obJan und Kattine wirklich den ganzen September hindurchweder Brief noch Nachricht von ihr bekommen hätten?Jan gab keine Antwort auf alle diese Fragen. Stummblieb er auf seinem Bett liegen, wer auch immer herein-kommen mochte.Katrine mußte den Leuten Auskunft geben, so gut siekonnte. Die Nachbarn dachten natürlich, Jan liege aus lauterBetrübnis und Verzweiflung darüber, daß sie nun ihr Hausverlieren würden, so stumm da. Mochten sie das doch glauben IEr machte sich nichts daraus.Katrine weinte und jammerte, und die Nachbarsleute,die nun einmal da waren, meinten, sie müßten dableiben,um Kattine ihr Mitgefühl zu zeigen und ihr mit allen Trost-gründen, die sie finden konnten, gut zuzusprechen.Lars Gunnarsson werde ihnen das Haus sicherlich nichtnehmen, das sei ja ganz unmöglich. Das würde schon diealte Mutter auf Falla nicht zugeben. Sie sei doch früherimmer eine sehr gerechte und redliche Frau gewesen.Und der Tag sei ja auch noch gar nicht zu Ende. KlaraGulla könne schon noch von sich hören lassen, ehe es zu spätsei. Es wäre ja auch ganz merkwürdig, wenn es ihr wirklichgelungen wäre, in knapp drei Monaten zweihundert Reichs-taler zu verdienen. Aber dieses Mädchen habe ja von jeherein unbegreifliches Glück gehabt.vollendet), steilich vom Ludwigschen Individualismus überwuchert.Der Goldschmied charakterisiert sich selbst:»Dazu ein Haß auf alle, die genösse»,ohne zu schaffen, während der Arbeiteraus seinem eignen Schweiß sein dürstig Brotnicht kneten darf, gibt er das Beste nichtdem stemden Dränger hin.'Der Verbrecher aus Wahnsinn und Haß übernimmt eine sozialeFunktion— wie etwa Karl Moor und sein Vorbild, der Sonnen«Wirt, und alle die anderen. Aber die rührsame Geschichte von demedlen Fräulein, das den unschuldigen Gesellen Cardillacs Bruflonals Sohn einer Schutzbefohlenen erkennt und vom sicheren Schafottrettet, wohin ihn seine aufopfernde Liebe zur unglücklichen TochterCardillacs führt, blieb störend zwei Akte über den Tod der Haupt-Person hinaus besteheu.Ludwig verlor früh daS Interesse an seinem Frühwerk überden Arbeiten an dem gewaltigeren»Erbförster'. Erst nach seinemTode kam es an die Oeffentlichkeit. Wiederholt wurde eö bearbeitet,auch von Wildenbruch, und so aufgeführt. Ohne dauernden Erfolg.Direktor Altmann versucht eS, einer Idee von Ludwigs Tochterfolgend, mit einer Radikalkur: er ließ die beiden letzten Akte wegund brauchte dann nur den Schluß zu ändern, um ein einheitlichesGoldschmieddrama zu haben, dem auch die Titeländerung entspricht.Cardillac ist jetzt Mittelpunkt, das Interesse an dieser roman-tisch-realistischen Charalterfigur wird nicht abgelentt nnd die Span-nung im schnellen Laufe ausgenutzt. Bruflon« sentimentale Gestaltkommt freilich zu kurz und der erste Scuden-Att schwebt zum Teil inder Luft.Die Aufführung steht und fällt jetzt mit dem DarstellerCardillacs. Und die dankenswerte Ausgrabung stand I GustavR o d e g g s farbig schillerndes, faszinierendes Spiel gab alles, wasder gewandte Schauspieler aus der komplizierten Rolle holen kann.Aber das letzte: das Dämonisch-Bezwingende des Künstlerwahnsinnsblieb er uns schuldig, und auch die bittere Empörerphilosophiehatte nicht ganz die Folie satanischen Haffe». Die Nebenfigureniminer ganz auf einen Ton gestimmt: die anmutig-unschuldigeMadelon wie der edelmütige Bruflon(Paul B i l d t) waren gut ver-treten. Kulturgeschichtlich getteueS Milieu gab Stimmung und Bild-Wirkung._.— rDie Schweiz als Nobel'prelsträger!Die Frage, wer dieses Jahr den Nobelpreis für denFrieden erhalten soll, ist aus zwei Gründen sehr akut. Erstensist der Preis bekanntlich einige Male überhaupt nicht zur Verteilunggekommen, und zweitens kann die Entscheidung darüber nicht ohneInteresse sein, wer gerade jetzt mitten in diesem blutigen Ringen derVölker den Preis deS Friedens zuerkannt verdient. Nun erfährtman, daß talsächlich seit einiger Zeit Besttebungen im Gange sind,diesen Preis der Schweiz zuzuerkenne». Daß Staatsoberhäupter sichdiesen Preis schon erworben haben, ist bekannt. F» diesem vor«liegenden Fall würde es nun zum ersten Male eintteten, daßein Staat mit diesem Preis ausgezeichnet wird. Die Bestrebungenwerden von dem bekannten Pazifisten Professor d e G i b e t ge-leitet und haben bei allen großen Organisationen von Europa,die von Einfluß auf die Preisverteilung sind, außerordentliche Zu-stimmung gefunden.. Die außerordentliche und umfangreiche huma-nitäre Tätigkeit, die die Schweiz ausübt, ist die Veranlassung dazu.Die ungeheuren Kosten, die sich das kleine Land durch die unentgell-liche Besorgung der Kriegsgefangenenpost, der Heimschaffung derZivilinternierten, der Kriegsgefangenen, der Krankenschwestern usw.aufgebürdet hat, würden dadurch allerdings nur zum aller, aller-geringsten Teile ausgeglichen. Aber der �moralische Wert, der durchdie Zuerkennung dieses Preises eintteten' würde, kann nicht hoch ge«nug eingeschätzt werden, und er würde wahrscheinlich auch in derSchweiz eine allgemeine Beftiedigung auslösen.Rotize».— Deutsche Kunst in Polen. DaS deutsche Stadttheaterin W i l n a wird Mitte Oktober seine Winterspielzeit eröffnen.— Ignatz Waghalter wird noch im September zwei Orchesterkonzertezugunsten verwundeter und kranker polnischer Legionäre inWarschau dirigieren.— Knud RaSmussenS Grönlandfahrt, von demGrönlandforscher Knud Rasmussen traf über den Kriegshafen Fogoin Neufundland ein Telegramm in Kopenhagen ein. wonach Ras-muffen am 16. Juni in Thüle(Nordgrönland) angekommen ist. aberdurch Witterungsverhältnifle sich verhindert sah. in diesem Jahre dieExpedition nach dem Pearyland zu unternehmen. Statt dessen wirder voraussichtlich die großen Gebiete um die Melvillebucht er-forschen.So wurde hin und her geredet und für und widererwogen. Katrine sagte, in den ersten Wochen habe KlaraGulla überhaupt nichts verdienen können. Sie habe zuerstbei Leuten aus Svartsjö, die nach Stockholm gezogen waren,gewohnt, aber bei diesen habe sie für den Aufenthalt nochbezahlen müssen.Aber dann sei sie zum guten Glück auf der Sttaße mttjenem Handelsmann zusammengettoffen, der ihr das rote Kleidgeschenkt hatte, der habe ihr beigestanden und ihr eine Stelleverschafft.Ja, ob mau sich denn nicht denken könnte, daß dieserHandelsmann ihr auch das Geld verschafft hätte? Das wäregar nicht unmöglich, meinten die Nachbarn.Nein, unmöglich wäre es allerdings nicht, sagte Katrwe,aber jetzt sei ja Klara Gulla weder selbst gekommen, noch habesie einen Brief geschickt. Daraus geht deutlich hervor, daß esihr mißglückt sei.Mit jeder Minute wurden die Leute, die da w der Stubesaßen, ängstlicher und bedrückter. Sie hatten alle das Gefühl,als müsse den armen Menschen, die hier wohnten, bald etwasSchreckliches widerfahren,Als die Traurigkeit gerade auf dem höchsten Punkt an-gekommen war, ging plötzlich dje Tür auf und ein Mann tratein, der bis jetzt kaum je in Askedalarna gesehen worden war,denn in solche abgelegenen Gegenden führte ihn für gewöhn-lich sein Weg nicht.Als der Mann einttat, wurde eS w der Stube so still,wie es in einer Winternacht im Walde manchmal sein kann;aller Augen richteten sich auf ihn, nur Jan rührte sich nichtund sah nicht auf, obgleich ihm Kattine zuflüsterte, der ebenEingettetene sei der Reichstagsabgeorduete Karl Karlsson inStorvik.Der Reichstagsabgeordnete hielt ein zusammengefaltetesPapier in der Hand, und alle Anwesenden dachten nichtsanderes, als daß er von dem neuen Eigentümer w Fallageschickt sei, um den Leuten w Skrolycka mitzuteilen, wasihrer wartete, da sie ja sewe Forderung nicht bezahlenkonnten.Recht bekümmerte Blicke waren es, die sich da auf KarlKarlsson richteten; dieser aber trug seine gewohnte herrischeMiene zur Schau, und niemand konnte daraus einen Schlußziehen, wie hart der Schlag Wohl sein wurde, den auszuteilener hierhergekommen war.(Forts, folgi)