Nr. 257.- 1916.
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Unterhaltungsblatt des Vorwärts Donnerstag, 0. November.
F. Müller- Lyer t.
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die
Die
Das
Auftreten der Kultur die Menschheitsentwicklung das organische Ge- daß man viel zu wenig gewohnt war, natürliche Grenzen zu ziehen biet verlassen hat, ins Ueberorganische( die Kulturentwicklung eben) er versteht darunter natürliche Begrenzungen menschlicher Ansiedlungsübergegangen ist. Die kulturell- sozialen Tatsachen baben also ihre möglichkeiten oder Ansiedlungstypen. Auch das europäische Rußland Aus einem arbeitsreichen und in theoretischer wie braktischer Eigengefeßlichkeit und die Soziologie ist eine selbständige Wissenschaft. hat danach natürliche Grenzen; aber sie liegen innerhalb des Hinsicht äußerst fruchtbaren Forscherleben ist Dr. F. Müller- Lher Wie betreibt nun Müller- Lyer soziologische Forschung. Als heutigen russischen Staatengebietes und würden, falls sie politisch durch den Tod abberufen worden. Mitten in der Arbeit an seinem erklärter Positivist geht er selbstverständlich von den soziologischen Geltung erlangen würden, das Zarenreich auf einen bedeutend großen Lebenswert über„ Die Entwicklungsstufen der Menschheit", Tatsachen aus, d. h. von den kulturellen Erscheinungen in Ver- geringeren Naum als heute beschränken. das das Fundamentalwerk der modernen deutschen Soziologie zu gangenheit und Gegenwart. Er sammelt, ordnet und vergleicht sie Rusland ist in der Hauptsache ein riesiges Flachland. In einem werden versprach und auf jeden Fall auch als unvollendetes Werk ichließlich. Zum Zwecke des Vergleichs spaltet er das ganze folchen zieht die Natur scharfe Grenzen durch das Pflanzenkleid. burch die Großzügigkeit seiner Stonzeption eine einzigartige Stellung Kulturgebiet in die einzelnen soziologischen Hauptfunktionen 3. B. Zwei Begetationsgrenzen durchqueren Rußland , die eine breite Waldin der soziologischen Literatur einnehmen wird, ist seinen Händen Wirtschaft, Familie, Staat, Sprache, Wissenschaft, Religion, Moral, zone einschließen. Nördlich der Waldgrenze erstreckt sich die Tundra, der Griffel entglitten. Troz jahrzehntelanger Arbeit hat er uns nur Recht und Kunst. Darauf zerlegt er die einzelnen Entwicklungen füdlich die Steppe. Die Nordgrenze des Waldes ist unverändert mit der Hälfte des Werkes, für das ein Umfang von acht Bänden( z. B. der Wirtschaft oder der Moral) in Stadion oder geblieben; vor 1000 Jahren waren auch Wald und Steppe noch vorgesehen war, beichenken können. Vielleicht ist es feinen Freunden Phasen. Diese vergleicht er dann miteinander und dadurch scharf voneinander geschieden. Erst als das Völfergewoge in den möglich, fußend auf des Verstorbenen eigenen Vorarbeiten wenig gelingt es ihm, die Richtungslinien der Entwickelung festzustellen. Steppen zur Ruhe gelangte, entstand an der Grenze von ftene noch den einen oder anderen der geplant gewesenen Bände zu Da, wo es schon möglich ist, diese Richtlinien faufal zu begreifen, Steppe und Wald das älteste Rußland ; in diese Zone liegen beröffentlichen.( Wie wir erfahren, sind im Nachlaß für mehrere also ihre Ursachen festzustellen, da siellt er Richtungsgefeße feft, auch ältesten Hauptstädte Kiew und Moskau . Bände abgeschlossene Manuskripte vorhanden. Die Red.) ,, welche die Linien des geringsten Widerstandes und die Entwicklungs- un einsetzende Pfluglultur war es, die den Wald etwas Für die Betätigung als Soziologe war Müller- Lyer durch eine tendenzen unserer Zeit anzeigen und so auf die zukünftige Entwick nach Norden zückdrängte und so diefe ursprüngliche füdliche Naturbesonders glückliche Mischung von Anlagen, Fähigkeiten und Nei- lung Licht werfen". Die Richtungslinien des Fortschritts sind ihm grenze vernichtete. Im eigentlichen Waldland, z. B. im Gouverne gungen und durch die Eigenart seines Bildungsganges ursprüng- also Wegweiser für unsere praktische Stulturarbeit. ment Wologda , ist auch heute noch ein regelrechter Ackerbau unmög lich Mediziner, dann Psychologe geradezu prädestiniert. Was ihn Die soziologische Forschung hat also die Aufgabe, den Entwick- lich; dafür herrscht die Waldkultur mit lebhaftem Holzhandel, der vor den meisten seiner Fachkollegen auszeichnete, das waren vor lungslauf der Kultur festzustellen, zu beschreiben und einzuteilen, um die Flüsse als Verkehrswege benutzt. Immerhin ist die Besiedlung allem seine umfassenden naturwissenschaftlich- medizinischen und uns dadurch einen flaren Ueberblick über die Entwicklung auf den heute bis zur Nordgrenze der Dustbäume vorgebringen: diese ist psychologisch- kulturwissenschaftlichen Kenntnisse, die übrigens nicht verschiedenen Stulturgebieten zu schaffen, uns die Gesetzmäßigkeiten damit gewissermaßen eine neue Waldgrenze geworden, nördlich der nur in die Breite, sondern auch in die Tiefe gingen, und die ihn be- der Kulturentwicklung aufzudecken und damit die Mittel zu einer be- die Besiedlung so spärlich ist, daß fie teilweise auf unter 0.5 Menschen fähigten, die Tatsachen des Kulturgeschehens und Kulturwerdens wußten, planmäßigen Anwendung dieser Erkenntnisse zu liefern, auf den Quadratkilometer sinkt. In die Steppe hinein läht sich der nach tiefgründigeren und höheren Gesichtspunkten zu ordnen und zu unbewußtes Treiben endlich in bewußtes Handeln überAckerbaut aber auch nicht ins Grenzenlofe fortsetzen. Wo nach Süden bearbeiten, als das jene Soziologen vermögen, die nicht über gehen zu lassen. Wie die Menschheit erst mit der be- zu die Höhe der Niederschläge unter 300 Millimeter jährlich herabsolche umfassende Kenntnisse verfügen und deshalb meist ge- iußten Anwendung der erkannten Naturgesetze durch die geht, hört auch der Ackerbau auf; es sind da über 300000 Quadratkilometer. neigt sind, die soziologischen Tatsachen aus dem engen Technik zu einer( wenigstens teilweise schon vorhandenen) die niemals unter den Pflug genommen werden können. Winkel ihres Spezialgebiets heraus zu betrachten und zu er- Naturbeherrschung oder richtiger Naturbenugung gekommen besiedlungsfähige europäische Rußland erscheint also durch natürliche flären. Die Großzügigkeit seines Standpunktes und Weite ist, so muß und soll die erstrebte Erkenntnis der Entwicklungslinien Grenzen start eingeengt; die Größe der Gesamtfläche darf nicht und Tiefe seines Blickes war ferner bedingt durch eine und Entwicklungsgesetze in der Kultur die Menschen zur Seultur- darüber hinwegtäuschen: der russische Riese ist nicht so beängstigend wahrscheinlich angeborene, durch gründliche Fachstudien start gepflegte beherrschung" führen. Die Soziologie hot alio nach Müller- groß, wie er auf der Karte ausschaut. philosophische Begabung, die ihn, der durch seine in Fachgelehrten her nicht nur eine theoretische, gewissermaßen ideelle Aufgabe. Sie Aber auch nach Westen hin bestehen recht scharfe natürliche freifen sehr geschäzten experimental- psychologischen Arbeiten auch verfolgt auch eminent praktische Ziele, indem sie uns in den Stand Grenzen, die größtenteils in den durch die Eiszeit geschaffenen Verseine Eignung zu rein analytischer Forschung und spezialwissenschaft- iezt, dem Fortschritt die Bahn zu bereiten. Wer die Seulturhältnissen wurzeln. Wie die mecklenburgische und die preußische licher Betätigung aufs beste bewiesen hat, doch immer davor be- entwicklung versteht, fann sie auch benutzen, tann lenkend und leitend Secnplatte Miedlenburg, Pommern , Dit- und Westpreußen wahrte, sich in Spezialfragen und wissenschaftliche Kleinigkeits in das Kulturgeschehen eingreifen. Auch Müller- Lyer ist also wie vom Süden trennt, so schiebt sich die Fortsetzung dieser Seen nach främerei zu verlieren und ihn immer wieder zur Beschäftigung mit Karl Marr der Ueberzeugung, daß es nicht darauf anfommt, die Dilen hin als schwer überschreitbares Verkehrshindernis zwischen die den Haupt- und Grundproblemen geistig kulturellen Werdens und Welt immer wieder neu zu interpretieren, alte philosophische Systeme zu bon Letten, Litauern und deutschen Kolonisten bewohnten russischen Gehens zurückführte. Er gehörte eben jenem nicht häufigen Forscher- stürzen und neue wieder aufzubauen, sondern sie zu verändern Ostseeprovinzen und das eigentliche Rußland . Ebenso ist eine typ an, in dem die beiden Grundformen wissenschaftlicher Betätigung gemäß unseren Wünschen und Bedürfnissen. Alle Theorie hat nur natürliche Grenze durch einen breiten Seengürtel vom Peipussee das analytische und synthetische Denken in einer( gerade auch Wert, insofern sie uns auf Grund erweiterter Senntnisse und ver- bis zum Weißen Meer scharf charakterisiert; jenseits liegt nach für die soziologische Arbeit) besonders günstigen Weise sich gemischt tiefter Einsichten Richtlinien und Wegweiser für unser praktisches Westen zu Finnland mit feinen ausgeschliffenen Feisbecken und haben. Ein ausgeprägter Wirklichkeitsfinn, der durch eine gründliche Handeln bietet. weiten Mooren. Nach Süden setzt sich die russische Seennaturwissenschaftliche Ausbildung noch eine wissenschaftliche VervollWeil nun Müller- Chers Lehren feine lustigen, einer welt- und platte in den Rokitnosümpfen, der Polesje, fort, die mit 70 000 tommnung erhalten hatte, sorgte aber wieder dafür, daß der Philo- lebensfremden Spekulation entsproffenen Hirngespinnste oder meta- Quadratkilometer ungangbarer Fläche einen natürlichen Grenzpfeiler soph Müller- Lyer sich nicht in haltlose metaphysische Spekulationen physische Tüfteleien, sondern aus einem tiefgründigen Etudium der bilden, der noch heute von allen Landstraßen umgangen werden muß. und logische Spitfindigkeiten verlor, sondern ein er soziologischen Tatsachen erwachsen sind, weil er ferner seine Lehren Die Niederung dieser Sümpfe, die Polen von Rußland trennen, flärter Anhänger und trefflicher Berteidiger des Pofitivismus nie nur als nackte Theorien gibt, sondern immer auch auf ihre erscheint dann weiterhin nach Süden verlängert in einer Niederung, mus zurüd. Zwar hat er den Positivismus nicht ganz fonfequent Bedeutung als Wegweiser und Richtlinien für unsere gegenwärtige die fast bis zur Mündung in großer Breite das linke Ufer des zu Ende gedacht was sein Beharren bei einem, wenn auch von praktische Kulturarbeit hinweist und so Theorie und Praxis ständig Dnjepr begleitet. Diese Niederung ist als die natürliche Grenze ihm nur formal aufgefaßten Begriff des Absoluten beweist, aber vermählt, tragen alle seine Schriften jenen sonst so seltenen Hauch zwischen der Ukraine und dem eigentliäen Rußland anzusprechen. da das auf den Ausbau seiner soziologischen Anschauungen ohne von echter Lebenswärme an sich, der ihre Lektion gleichermaßen an- Daraus ergibt sich, daß das moskowitische Nußland sich dank der jeden Einfluß war, brauchen wir hier nicht näher darauf einzugehen. genehm wie fruchtbar gestaltet. Da sich seine Schriften) außerdem Schwäche Polens und der Verhältnisse in der Türkei nach Westen zu So trefflich es Müller- Cher verstanden hat, den Strudel der durch große Klarheit in der Gedankenführung, durch einen flüssigen weit über seine natürlichen Grenzen, die es etwa beim Regierungs Metaphysik zu vermeiden, ebenso hat er auch die Klippe zu umschiffen Stil und eine allgemeinverständliche Darstellungsweise auszeichnen antritt Peters des Großen erreicht hatte, vorgeschoben hat, und daß gewußt, die denen gefährlich wird, die, wie er selbst, von der Natur- und nicht zuletzt getragen werden von einer starken Begeisterung etwa 50 Millionen unbefreite Europäer dem Zarismus unters wissenschaft her zur Soziologie gekommen sind. Er hat nicht die auf für die sozialistischen Kulturideale- besonders für die Schaffung worfen sind. einer fundamentalen Verwechselung beruhende Voraussetzung mitge- des wohlgeordneten Staates, in dem er das Ziel der menschlichen macht, daß man die Lebensgeseze der Kultur restlos aus den organischen Entwicklung, den Sinn unseres Lebens sieht- möchten wir zum Lebensgelegen der Natur ableiten könne, daß also die Soziologie Schluß nicht verfehlen, unsere Leser zu ihrer eifrigen Lektüre an ( die Wissenschaft von der Gesellschaft) nur ein Sonderfall der Biologie( die Wissenschaft vom Leben) sei und daß wir deshalb, um eine Soziologie zu schaffen, nichts weiter zu tun brauchten, als die Dartpinschen Grundsätze der TierDer berühmte deutsche Mathematiker Guler sagt in feiner entwicklung und die Gesetze der Biologie überhaupt auf die Geschichte der Kultur anzutvenden. Gerade Müller her ist einer oft flüger erschienen sei als er selbst. Nichts kann die Bedeutung der schärfsten Gegner diefer als, Sozialdarwinismus" bc- Ueber dieses Thema sprach Prof. A. Pend am 7. November besser kennzeichnen, als dieser Ausspruch, und doch behandeln wir zeichneten und von ihm mit dem Spottnamen der Kulturzoologie" im Museum für Mecrestunde. Bis vor kurzem war man gewohnt, den Bleistift als etwas so Nebensächliches, daß wir ihm bis heute Bedachten Richtung innerhalb der Soziologie. Besonders im 20. und die politischen Grenzen des europäischen Rußlands als ziemlich noch nicht einmal seinen richtigen Namen geben. Es kann dem 21. Stapitel des unter dem Sondertitel„ Sinn des Lebens " natürlich gegebene aufzufassen und Osteuropa einfach für identisch Bleistift jetzt sehr leicht geschehen, daß ein Polizeichemiker auf erstenenen I. Bandes seiner Entwicklungsstufen der Menschheit", mit Rußland zu erklären: nur die Abgrenzung gegen das nord-| Grund der im Kriege erlassenen Verordnung über irreführende Beder übrigens mit vollstem Recht den Untertitel„ Grundlinien deutsche Flachland schien schwer zu finden. Pench erklärt das damit, zeichnungen der Nahrungs- und Genußmittel wie der Gebrauchseiner Boltsphilofophie" trägt, hat er sich mit dieser von gegenstände gegen ihn einschreitet, denn er heißt Bleistift und bceiner ganz unhaltbaren Analogie ausgehenden und in ihren kultursteht außer dem Holz nur aus Graphit und Ton. politischen Konsequenzen geradezu volksfeindlichen Richtung aufs Dr. A. Neuburger hat in der Novembersihung der Polytechgründlichste auseinandergefeßt. Er zeigt da vor allem, daß mit dem nischen Gesellschaft zu Berlin dem Bleistift zu seinem Recht ver= diesem Gesicht war nichts, vor dem sie sich hätte fürchten müssen. Das war ja nur das Gesicht des alten guten Jan in Skrolycka. Nein, er wollte sich nicht zum Nichter über sic aufwerfen, er wollte nicht Unglück und Strafe über sein einziges Sind herabziehen.
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Jans Heimweh.
zuregen.
M. H. Baege.
Kleines Feuilleton.
Der deutsche Bleistift.
gr.
Die natürlichen Grenzen Rußlands . Algebra, daß bei der Beschäftigung mit Algebra ihm sein Bleistift
It
*) Sinn des Lebens"." Phasen der Kultur"." Formen der Ehe". Die Familie"." Phasen der Liebe"." Soziologie des Leids". ( 3m Verlag von A. Langen, München .)
fallen! Zwei Trauerstäbe, denn man hatte ja auch einen von Askedalarna mitgebracht, wurden vor Jan und Katrinens Särgen hergetragen, und fast das ganze Kirchspiel ging mit Eine Geschichte aus dem Wärmland von Selma Lagerlöf . im Zeichenzuge. Es hätte nicht besser sein können, wenn der Kaiser selbst das Leichenbegängnis angeordnet hätte. ( Schluß.)
Nun kanı Ruhe über Klara Gulla. Seit sie ihn so sehen fonnte, wie er früger gewesen war, hatte sie eine Welt betreten, wo es nichts als Liebe gab. Wie hätte sie glauben können, daß er sie hasse? Er wollte nichts als vergeben. Wo sie ging und stand, wollte er um sie sein und sie beschützen. Das war das einzige, was er wollte.
Und es war ja auch nicht sicher, ob nicht am Ende all Doch nun trat Klara Gulla zu der Mutter in Falla und dies sein Werk war. Der alte Kaiser war jetzt nach seinem bat um die Kaiserkleinode; sie lehnte den langen Stock an Tode eine höchst merkwürdige Persönlichkeit geworden. Er Jans Sarg und hängte die Müze an den silbernen Knopf. hatte gewiß eine Absicht dabei gehabt, daß er die Tochter und die Leute verstanden Klara Gullas Tun. Jetzt dachte sie dort auf dem Landungssteg so lange vergeblich auf sich hatte daran, daß sie feit ihrer Rückkehr Jan nicht mehr hatte er- warten lassen. Und soviel war auch sicher und gewiß, wenn lauben wollen, sich mit dem Staiserstaat zu schmücken. Nun er jetzt ganz zur rechten Zeit wieder aus der Tiefe herauf wollte sie wieder gut machen, was in ihrer Macht stand, ob gekommen war, so hatte er auch dabei eine bestimmte Absicht Noch einmal fühlte sie die große Zärtlichkeit in ihrem es auch noch so wenig war. Für einen Toten kann man nicht gehabt. Herzen aufwallen wie eine mächtige Woge, die ihr ganzes mehr viel him. Als sich alle um das breite Grab versammelt hatten Wesen erfüllte. Und zugleich wußte fie, daß nun alles wieder Kaum lehnte der Stock an dem Sarg, als die Kirchen- und die Särge hinabgesenkt worden waren, stimmte der gut war. Jegt waren sie und der Vater wieder eins wie vorglocken läuteten, und zugleich traten der Pfarrer und der Küster das Lied an: Wer weiß, wie nahe mir mein her. Jeßt, wo sie ihn liebte, brauchte nichts ver versöhnt, nichts Küster und der Kirchendiener aus der Sakristei und stellten Endemehr gefühnt werden. sich an die Spize des Leichenzuges.
da
Sie
Alara Gulla erwachte wie aus einem Traum. Während sie hiergestanden und das gute Gesicht ihres Vaters vor sich geschen hatte, war das Begräbnis vor sich gegangen. Jetzt sprach der Pfarrer noch ein paar Worte an die Versammelten. kommen seien. Kein hoher, vornehmer Mann sei hier zur Er dankte ihnen, daß sie so zahlreich zu diesem Begräbnis geletzten Ruhe eingesegnet worden, sagte er, aber er sei der Mann gewesen, der das wärmste und reichste Herz im ganzen Dorfe gehabt habe.
Als der Pfarrer dies sagte, sahen sich die Leute, die das Grab umstanden, wieder an, und jekt sahen sie freundlich und zufrieden aus. Der Pfarrer hatte recht. Und gerade aus diesem Grunde waren sie auch zu dem Begräbnis gekommen. Darauf richtete er noch ein paar Worte an Klara Gulla. Sie habe von ihren Eltern mehr Liebe empfangen als irgend sonst jemand, den er kenne, und eine solche Liebe müsse sich in Segen verwandeln.
Küster Svartling war nun ein alter Mann, und sein GeEin Regenschauer nach dem andern jagte an diesem Tag sang erinnerte Klara Gulla an den eines andern alten Mannes, daher; aber es traf sich so günstig, daß gerade eine Pause den sie nicht hatte anhören wollen. zwischen den Schauern eingetreten war, als sich die Leute, Diese Erinnerung war ihr überaus schmerzlich. zuerst die Männer und dann die Frauen, zum Leichenzug drückte die Hände aufs Herz und schloß die Augen, ordneten, um die beiden Alten nach dem Stirchhof zu geleiten. Während sich die Leute aufstellten, drückten ihre Gesichter mit ihr Ausdruck nicht verraten sollte, welche Dual sie eine Art Verwunderung aus, weil sie überhaupt hier dabei empfand. waren; denn es war ja nicht gerade aus Schmerz über den stand, sah sie plöglich ihres Vaters Gesicht vor sich, so wie es Während sie so mit geschlossenen Augen an dem Grabe Tod dieser beiden, warum sie gekommen waren, und sie hatten ihnen auch nicht eine besondere Ehre erweisen wollen. in ihrer Kindheit und ersten Jugend ausgesehen hatte, wo sie Nein, die Sache verhielt sich anders; als sich die Nachricht im und er so überaus gute Freunde gewesen waren. Kirchspiel verbreitete, daß Jan von Strolycka gerade zu Sie sah es wieder vor sich, wie sie es an einem Morgen rechter Zeit gefunden worden war, da hatten alle gedacht, gesehen hatte, wo in der Nacht Schnee gefallen und die Wege das sei doch sehr schön und sehr merkwürdig, und so wollten so dicht verschneit waren, daß er sie hatte in die Kirche tragen sie gerne dabei sein, wenn diese beiden alten Eheleute im müssen. Tode wieder vereint wurden. Und sie sah es wieder vor sich, wie sie es an jenem Sie hatten sich ja nicht gedacht, daß so viele andere auf Sonntag gesehen hatte, wo sie in dem roten Kleid in die Als der Pfarrer das sagte, richteten sich aller Augen auf denselben Gedanken kommen würden. Jetzt hatten sie fast Stirche gewandert war. Sicher hatte kein Mensch je so froh Klara Gulla, und alle verwunderten sich über das was, was das Gefühl, als habe man aus dem Begräbnis dieses armen, und so glücklich ausgesehen wie Jan an jenem Sonntag fie fahen. geringen Menschen eine viel zu große Sache gemacht. Die morgen. Die Worte des Pfarrers schienen schon in Erfüllung geLeute sahen einander an, ja fie schämten sich fast ein Dann aber war es aus mit seinem Glück gewesen, und gangen zu sein. Da stand Klara Fina Gulleborg von wenig; aber da sie nun doch einmal da waren, konnten auch sie hatte sich später nie mehr so recht von Herzen froh Strolycka, sie, die nach der Sonne selbst genannt worden war, sie ja nicht anders, als sich dem Zuge nach dem Grabe anzu- und glücklich gefühlt. am Grabe ihrer Eltern, und ihr Antlitz leuchtete wie das einer schließen. Sie gab sich alle Mühe, dieses Geficht ihres Vaters fest- Verklärten. Im stillen konnten sie sich auch eines leisen Lächelns nicht zuhalten. Das tat ihr wohl. Als sie es fah, wallte eine Sie war jetzt ebenso schön wie an jenem Sonntag, wo erwehren, wenn sie bedachten, wie sehr dies alles nach dem heiße Woge von Zärtlichkeit in ihrem Herzen auf. sie in dem roten Kleid zur Kirche gewandert war, wenn nicht Sinn des Kaisers von Portugallien war. Das hätte ihm ge- l Dieses Gesicht wollte ihr wohl, mehr als wohl. In noch schöner.