Nr. 267.- 1916.

Unterhaltungsblatt des Vorwärts Dienstag, 21 November.

Friedrich Stolze.

1816

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21. November

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1916.

Neben dem Hessen   Elias Niebergall, dem Holsteiner Klaus Groth   und dem Mecklenburger Fritz Reuter   steht in der ersten Reihe deutscher   Mundartdichter der Frankfurter   Friedrich Stolze, dessen Geburtstag am 21. November zum hundertsten Male wiederkehrt. Wenn die mundartliche Dichtung in Deutschland   sich gerade in dem politisch toten Jahrzehnt nach 1848/49 besonders kräftig regte, so steckte darin ein Stück durch die Zeitverhältnisse bedingter Selbst­beschränkung. Von der Rednertribüne der Paulskirche aus hatte man im Rausche des kurzen Freiheitsfrühlings weithin hallend in pathetischen hochdeutschen Phrasen zu ganz Deutschland   gesprochen. Die Träume zerrannen, und nun kehrte man sich der engeren und allerengsten Heimat zu und redete sehr unpathetisch in ihrer Mund­art, die nur der Nachbar verstand: nach dem Streben zur Einheit die Betonung der Besonderheit! Aber klassenpsychologisch betrachtet gab sich in der Luſt an der eigenen Mundart auch die wachsende Selbstwertschäßung der aufstrebenden bürgerlichen Klasse wie der Volksmassen überhaupt kund. Indem eine Sprache, die vordem als " unfein", als pöbelhaft" galt, plötzlich literaturfähig wurde und sich der Lyrik wie des Romans bemächtigte, unterstrichen die gegen Drud anfämpfenden Schichten des Volkes ihre Bedeutung: Wir sind da und reden frei von der Leber weg, wie uns der Schnabel gewachsen ist! In diesem Sinne klingt es, wie aus des Berliners Glažbrenner, so aus des Frankfurters Stolze Versen, auch aus seinen politischen, řeck und trosig heraus: Wir sind da! In diesem Sinne sind die zahllosen Gedichte Stolzes in Frankfurter Mundart, auch soiveit sie nicht auf Zeitverhältnisse anspielen, kulturgeschichtlich wertvoll, wenn nicht schon ihr bester Wert in ihnen selbst läge. Denn Stolte war ein echter Dichter, der den Rohstoff der Frankfurter   Volfssprache mit feinster Künstlerhand zu meistern verstand und weit tiefere Wir­fungen herauszuholen wußte als seine Vorgänger auf dem Felde der Frankfurter Mundartdichtung Malz und Sauerwein. Rein lyrisch vermochte sein Frankfurtisch erschöpfend und reizvoll auszudrücken, was des Dichters Herz an Frauenliebe und Naturschönheit bewegte; stärker noch wirkte es, wenn er mit bedächtiger Pinselführung und mit liebevollem Schaltsinn Alt- Frankfurt mit seinem Schüßenfest und seinem Wäldchestag, mit seiner Stadtwehr und seinem Pom­pierkorps, mit seinen Senatsherren und Handelsjuden, seinen Nacht­wächtern und Flurschützen schilderte; das Zwerchfell schließlich der Lejer oder Hörer kommt nicht zur Ruhe, wo er Schnurren aus der Ortsgeschichte der Stadt mit verblüffender Situationskomik in lustigen Versen cingefangen hat; Kabinettstücke wie Der Dambor und die Bädermahd"," Der Schüße von Oberrad  "," Der Profet Jonas"," Brendelche Schnud"," Sichel an die Bant" sind weit über das Weichbild Frankfurts   hinaus bekannt und beliebt.

Aber so sehr in diesen Tagen das Bild des Mundartdichters Stolze mit verdientem Lorbeer gekränzt wird, so sehr mag bei den offiziellen Feiern der Freiheitsdichter Stoltze ins Hintertreffen ge­raten. Und doch verdient auch er als einer der Besten weiterzuleben, die je von der demokratischen Sendung Deutschlands   gesungen haben. Freilich war die Umwelt seiner Kindheit und Jugend wenig geeignet, einen Dichter der Freiheit heranzubilden; höchstens konnte er wie sein von ihm über die Maßen verehrter Landsmann Börne von sich sagen:" Weil ich als Knecht geboren, darum liebe ich die Freiheit mehr als ihr", denn das Frankfurt   vor hundert Jahren war unter der Herrschaft des Finanzkapitals und des Zunfthand­werts politisch ein überaus vermufftes Krähwinkel und dazu noch als Sitz des Bundestages der Hort alles dessen, was knechtselig, rückwärts gewandt und lichtscheu war im lieben deutschen   Vaterland. Aber an der Hand der Zeitereignisse fand der junge Stolze, wie Herwegh eines Gastwirts Sohn, wie Freiligrath für den Kauf­mannsstand bestimmt, den Weg zu seiner treuesten Liebe und glühendsten Schwärmerei: für die Freiheit. Als er die ersten langen Hosen antat, wisperte und flüsterte es im Hinterzimmer seines Geburtshauses, des Rebstocks", von heimlichen demokratischen Redensarten und rebellischen Flüchen. Als ihm der erste Flaum unter der Nase sproß, lauschte er mit seinem Vater den Reden des Hambacher   Festes. Ein Jahr später erlebte er den Frankfurter Wachensturm   mit und trug bitteres Leid, als seine heißgeliebte Schwester Annett, weil sie einem der akademischen Sturmgesellen zur Flucht hatte verhelfen wollen, vier Wochen Haft auferlegt be= tam und wohl durch die Aufregungen der Verhöre und der Strafe schwerem Siechtum und schnellem Tod verfiel. Als er, ein junger Mann, zu Beginn der Dreißiger, frohgemut ins Leben schaute, tam 1848, die Paulskirche   und der Barrikadenkampf des 18. September. Auf ein halbes Jahrhundert blickte er zurück, da tauchten die preu­Bischen Bickelhauben auf, und der Dichter, der wie Heine soviel Er­schießliches" geschrieben, mußte für eine Weile die Vaterstadt flichen.

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Ums Menschentum.

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Recht und Freiheit hießen die Sterne, die unverrückbar über dem Leben und Schaffen dieses süddeutsch gerichteten poli­tischen Sängers standen. Mochte Stolte auch manchmal über die Schranken einer kleinbürgerlichen Weltanschauung nicht hinaussehen, mochte er manches Zeitereignis allzu eigensinnig nur vom großdeutschen Standpunkte deuten und deshalb mißdeuten, er­haben war und groß dennoch sein Wirken, weil es unverbrüchlich einem hohen Ziele galt:

Truk   Gewalt und truk Gewalt, Bliz und Donnerschlägen! Selbst im Tode noch geballt Sei die Faust dagegen!

Hängt das Recht am Sternenzelt? Reißt den Himmel nieder! Wieder muß es auf die Welt, Unter Menschen wieder!

Sein Lied, bald voll heller Begeisterung, bald voll losen Spotts, sagte immer unverblümt und rücksichtslos den großen und kleinen Machthabern dieser Erde seine Meinung- es ist ein guter Stampf, den Friedrich Stoltze   in den fünfundzwanzig Jahrgängen seiner Frankfurter Wochenschrift Latern" gekämpft hat. Seine Streiche fielen dicht und trafen fest, ob er nun den unterschiedlichen deutschen  Potentaten und Ministern, ob den Junkern und Muckern, ob auch den Bierbankdemokraten, den Schwäßern auf der Ofenbank zu Leibe ging:

Jawohl! Im Wirtshaus hinter Krug und Würsten, Da schwaßt ihr viel von heil'gen Völkerrechten. Da seid ihr Helden, die mit Gabeln fechten, Und löscht in bayrisch Bier das Rachedürften. Da schreit ihr schrecklich: Nieder mit den Fürften! Mit allen heimischen und fremden Mächten! Und Bereat den Feiglingen und Knechten! Und dabei stecht ihr nach den Leberwürsten. Wenn er auch, echt deutschen   Wesens und abhold aller Ariccherei vor dem Auslande, 1870 zur Verteidigung des heimischen Herdes aufgerufen hatte, so tamen doch die Lobredner des Krieges bei diesem überzeugten Anhänger des Friedens und der Völkerverständi­gung schier am schlechtesten weg: in leidenschaftlichen Zeiten höhnte er den bis an die Zähne bewaffneten Frieden und fluchte dem Kriege:

Krieg, Fluch der Menschheit, sollst du ewig währen? Soll gold'ner Friede nie den Völkern sprossen? Sind noch nicht, noch nicht Blut genug und Zähren Dem Moloch Machtbegier und Ruhm geflossen? Sonne, wie so wenig Menschenlieben Gedieh noch unter deinem milden Lichte! Geschrieben ist die ganze Weltgeschichte

Mit Völkerblut, mit Tränen nur geschrieben! und Tücken der ihn plagenden Reaktionswirtschaft blieb sein reisiger Aber trotz aller widriger Schicksalsschläge und aller Nücken Mut unverzagt und ungebrochen. Ein Glaube, der nicht um­zubringen war, hoffte hier bis zum letzten Tage auf die freie Zu­kunft des deutschen   Volkes, und der Greis noch erbat sich für den Fall seines Abschieds von der Welt:

Im Leben hatte ich der Schmerzen, Der Pein, der Sorge so vollauf; Der Tod nimmt mir den Stein vom Herzen, Owälzt mir feinen neuen drauf! Und wenn die Siegeshörner blasen, Und glüht der Völker Morgenrot, Heb ich hinweg den leichten Rasen Und rufe Freiheit!" noch im Tod.

Eine Ehrenpflicht des deutschen   Volkes, das im schwersten Kampf um seine Freiheit vor fremder Herrschaft steht und sich für den nicht leichten Kampf um die Freiheit im Innern rüstet, ist es, heute Friedrich Stoltzes als eines Sängers seiner freieren und besseren Zukunft zu gedenken. Auch er war ein wackerer Soldat im großen Befreiungskriege der Menschheit!

H. W.

Eine gute Auswahl der politischen Gedichte Stolzes hat Her­ mann Wendel   unter dem treffenden Titel Truz Gewalt! im Verlag von Kaden u. Co., Dresden  , herausgegeben. Der freie Wiz und die fräftige Satire des alten Demokraten werden hier noch einmal lebendig und wenden sich an die, bei denen seine Kampflyrik in bester Hut ist: an die deutschen   Arbeiter.

Kleines Feuilleton.

Männerchor Fichte Georginia 1879". Einer der leistungsfähigsten Berkiner Arbeiterfängerchöre( bei Ausbruch des Krieges) gab Sonntag abend in der großen Festhalle des Stadthauses sein Jahreskonzert. Das gut fünstlerische Pro­gramm stand zur Gegenwart in teinerlei Beziehung. Die vom Konzertgeber selbst vorgetragenen Chöre galten der Liebe( Winter­lied" von Koß), der Jahreszeit( Schultens stimmungsvolle Herbst­seier", Shnilles Jagdlied"), dem Meer( Dürrners obgleich ältere, doch dankbare Sturmbeschwörung"), der Heimat( des Schweizers Altenhofer Dort liegt die Heimat mir am Rhein  "). Oder es waren mit Glück voltsliederartig gearbeitete Chöre( das sieben­ bürgisch  - sächsische Beim Hollundersträuch" von Kirchner und Jüngsts Waldbüttelein") endlich feierlich getragene, oder einer frischen balladest- humoristische Lebensbejahung Rechnung tragende und Chöre( Lachners Hymne an die Musit, Kauns   Lebenslied" und Bergers Ueberfall"). Obgleich der Chor zwei Drittel feiner aktiven Mitglieder hat darangeben müssen, bewies er durch den meist un­tabeligen Vortrag, daß in ihm der alte gute Geist lebendig ge­blieben. Die Akustik des Festsaales ist allerdings weniger für Chor­gefänge, als für solistische Lieder und Instrumente tauglich. Das fonnte man wieder an den Darbietungen der Altiſtin Hertha Dehmlow und des Baritonisten Richard Ebert, noch deut­licher aber an den cellistischen Vorträgen Paul Treffs erlauschen. Hierbei fielen namentlich drei kleine, so melodiös als charakteristisch gestaltete Musikstücke für die Kriegsgeige von Karl Kämpf, dem sehr regsamen Berliner   Liederkomponisten, der auch ausgezeichnet am Flügel begleitete, angenehm ins Dhr." e. k.

Notizen.

Kunstabend. Der zweite Vortragsabend des Berliner  Goethebundes findet Dienstag 82 Uhr im Charlottenburger  Schiller- Theater statt. Sprecher find: Alfred Klaar  , Georg Engel  , Rudolf Presber  , Emil Milan  .

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Theaterchronit. Jm Schiller- Theater Osten geht am Dienstag Erdmann- Chatrianes Luftspiel Freund Friz" zum ersten Male in Szene. - Christus im Film". In Rom   wurde ein Filmdrama mit Musik Christus" aufgeführt. Peterbaters fleines Welttheater nennt sich das Marionettentheater im Charlottenburger   Schillertheater. Es sucht und verdient neben den anderen Theatern, die die gleiche Art in höherem Stil pflegen, seine Berechtigung. Es sollte aber ohne Be­denken ganz sich der Kinderjugend zuwenden und Kasperle zum alleinigen Schutzpatron ernennen. Die Jugend will lachen, sie will Streiche und Abenteuer sehen, sie erfreut sich an derben, gesunden Späßen und darum ist der altvertraute Raiper in jeder Ver Kleidung ihr Mann. In diesem Sinne wirkte denn auch das alte Hier waren Kasper und die Teufel abend im Anschluß an Tied gab, ist für die Jugend zu kompliziert; Puppenspiel von Dr. Faust. die Hauptsache. Der gestiefelte ater, den man am Sonn­die literarische Ironie und die vielerlei Anspielungen blieben unver­standen. Der eingeschobene Staſper, der vertatterte König( im Serenissimusstil) und der Kater die zogen. Also fort mit der Literatur: es lebe der Kasper. Es wird doch an Stücken nicht fehlen, in denen er sich ausleben kann.

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―r.

Zur Naturgeschichte des Kriegshamsters. Ein Leser der Kölnischen 8tg." hat einige neue Hamstertypen be­schrieben: In waldreichen Gebieten treibt sein Unwesen der Jagdhamster. Man könnte glauben, er erlegte zurzeit nur noch Hasen, Füchse und Dachie. Hirsche und Böcke, geschweige Schwarz­wild, sind aus seinen Gesprächen ganz verschwunden. Kommt die Nede auf diese Wildarten, so zuckt der Jagdhamster die Schulter und schweigt. Trotzdem soll er heimlich, bei Nacht und Nebel, gerade auf dieses Wild eifrig Jagd machen, d. h. so behaupten jagdunkundige Neidhämmel. Mit den größten Freß- und Greifwerkzeugen auss gestattet, geht mit vollkommener Rücksichtslosigkeit vor der Kom­munal halhamster. Man hat versucht, seiner an sich nicht unnützen Tätigkeit das Feld einzuengen durch Anlage von Gräben mit Höchst  preisschnüren und Meldefallen. Meist ohne Erfolg. Mit den Er­gebnissen seiner Tätigkeit ernährt er riesige Menschenmassen. Bisher nur in einem, allerdings gigantischen Exemplar ist uns be fannt der Reich shamster. Seine Beutegier übersteigt alle vor­stellbaren Maße. Er frißt nicht für sich, sondern für andere und vieles muß er verderben lassen. Er hat die Form eines Polypen angenommen, dessen Fangarme vom Mittelpunkt des Reiches un­unterbrochen alle Grenzen ringsum abtasten und alles aufsaugen, was dort zu erreichen ist.

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mußten wachsen, weil die herzogliche Löhnung hartnäckig ausblieb.| hinter dem Hause lärmte und Räuber und Gassenpatrouillist' Schwer, sehr schwer war es, Geld anders zu verdienen, denn spielte. Doch die wurde auch nicht Magister wie er! Nun feinen Offizierscharakter zu beleidigen, und das fonnte er faß er glücklich auf dem einen Schuh, der andere allerdings nicht! trümmte sich vergebens um das Stuhlbein herum. Aengst­Ein Schiller- Roman von Walter von Molo  . Herrn Haug hatte der Herzog in literarischer Sendung" lich sah Frau Dorothea ihren Mann an, dem die Zornesader Nach dem Mittagessen pflegte Vater Schiller der Frau nach Ludwigsburg   berufen? Vielleicht warf er sich auch auf schwoll. und dem Söhnlein die Neuigkeiten des über Land und See die Literatur? Das Teutsche kam jetzt in die Mode. Auch Er folget einmal nicht! Die Zeit evanouieret( ent­dahereilenden Merkurius" vorzulesen; Phinele genoß derweil der Vetter schuf an einer Ode, so er dem Herzog widmen schwindet) und man kann nicht weiter kommen, weil so ein den Vorteil ihres minderwertigen Geschlechts und sprang im wollte, für ein Geldgeschenk. Man mußte sich bloß strecken, schlechtes Stind ist wie ein Klotz am Bein; Er ist schuld an Hose herum; sie benötigte keine so weltumfassende Bildung wie die Decke wuchs. Der Vetter! Wenn der nur das Gold- vielem!" wie die heranwachsende Mannesgeneration. Die Vorlesung machen endlich herauskriegte; der saß jetzt zu Holland   fest Der arme Mann wollte sie gar so gerne, Herr Vater," schuf einesteils müheloses Wissen und gab andererseits wieder dahinter; es wäre höchste Zeit dazu! Kaspar Schiller hatte entschuldigte sich der kleine Fritz in Todesangst, aber ich will's Kaspar Schiller Gelegenheit, sich auszusprechen, wenn ihm allerhand Spekulationen mit dem Better" vor. Sein gewiß nie wieder tun." der Sinn danach stand. Zwei Fliegen fielen so auf einen System" dauerte allerdings lange, bis es sich durchsetzte, Knie Er sich in den Winkel und studier' Er mir aus Mose  Streid): aber er vertraute ihm felsenfest. das eilfte Kapitul auswendig: über den Fluch des Ungehor­Joseph II. ist von Maria Theres', der kayserl. ,, Die Taggelder sind aus'blieben," sagte Frau Dorothea fams. Vorwärts! Er machet seinen Eltern viel Summer Majestät, mit der Corregentschaft über dero gesamte Erbkönig- und fürchtete sich, auszusehen, hast du auch keinen Sold und wird stets unzufrieden sein, denn nur im Gehorsam lieget reiche und Länder betrauet worden. [ Hm, hm, man friegt?" das Glück! Gehorsamkeit und Wissen sind das einzige Ruhe­faget, er wolle die Tortur abschaffen und sei menschlich. Das" Ich muß heut' wieder mit meinen Herren Gläubigern fissen! Was ist denn los?" Er wandte sich unmutig zur ist der Jahrhundertszug."] Herrn Haug hat der Herr reden, wie sollt ich sonst die zwei Unteroffiziers befriedigen? Tür, hinter der plötzlich Schelten und Poltern emporwuchsen. Herzog in literarischer Sendung nach Ludwigsburg   be- Es wird Zeit, daß ich mich auf eine andere Karriere bedent'. Was sind das vor Manieren?" Er rollte die Augen und rufen. Ueberall wird das Offiziersgehalt dezimieret; ich fit auf lauschte. [ ,, Man siehet, die Residenz Stuttgart   verfället immer einem schwankenden Brett. Die Landständ' haben, mit Als der Lärm nicht endete und sogar an der Türschnalle mehr, so daß der Herzog nicht dort wohnet. Das tönnt ein ihren Ersparungspetitionen beim Herzog, mur uns Soldaten gerissen wurde, stellte er die Fäuste auf die hellfarbigen Alarm den Ständen sein."] Der rechte Flügel des Stutt- geschädigt." Hosen und schrie erbost: Man trete sofort herein oder man garter Schloßbaues, so der hochfürstliche und durchlauchtigste Summervoll nahm er das Zeitungsblatt und las ge- verziehe sich!" Herr Herzog aufführte, ist durch sonderbar göttliche Fügung zwungen weiter:" In das Ludwigsburger   Opernhaus haben Frik Schiller sant ergeben in seiner Sirafecke auf abgebronnen." Sorgenvoll runzelte Vater Schiller die Stirn. die Herren Offiziers mit den hochwohlgeborenen Familien die Knie. ,, Das kostet wieder viel Geld, wenn Er's renovieret; Er bauet freien Eintritt. Man agieret dort die größten Spektakel Die Türschnalle ging hastig nieder. auch zu Graveneck   ein Opernhaus..." ( Schauspiele) der Welt." Immer schwüler wurde dem Haupt- Gestikulierend lärmten mit einem Male in der Stube " Und ein Luftschlößle, so Solitude soll heißen." mann, den seine Sorgen nicht verließen: man saß da, hatte ein paar Gestalten herumt, die alle gleichzeitig redeten. " Ja, Dorothea, es ist nicht immer leicht, ein Mensch zu Amt und Würden und fühlte sich trotzdem minderwertig vor" Herr Hauptmann, ich meld' gehorsamst," schrie über­sein, der bloß zusehen muß." Weib und Kind, weil die um die Geldnot wußten. Er zog mächtig des Unteroffiziers rauhe Stimme unter dem zausigen Stajpar, ich hab' heut der Mutter nach Marbach Bot- sein Zopfband stramm und wich Frikens sorgenvollen Blicken Schnurrbart hervor, der Bengel da, so gestern zu Gmünd schaft geschickt, sie möcht unsern Kirchenwengert( Kirchenwein- aus. Warum hatte auch seine Frau über solche Dinge vor Handgeld genommen, ist renitent. Er will nicht geworben sein." berg) so bald als möglich verkaufen," sagte kleinlaut Frau dem Kind zu reden angefangen? Unmutig brachte er, durch Blöde und benommen stand der Bauernbursche vor Haupt­Dorothea und trat verlegen das Spinnrad. Das Rebenstück scharfe Musterung seines Sohnes, dessen Mitleid zur Ruhe. mann Schiller   und stierte zu Boden. bei der Stirche war der letzte Rest des ersparten Gutes, den sie Wo sind Seine Fußschnallen hingeraten?" fragte er streng. Soll ich Ihn fuchteln, Er Tollpatsch?" Kaspar Schiller noch besaßen; die kleine Mitgift war schon vertan. ,, Er hat Seine Schuhe infam mit Bändern gebunden!" maß ihn von oben bis unten. Weiß Er nichts von Mannes­Davor bin ich seinerzeit auf Affären ausgeritten und hab'" Ich hab' noch ein paar Schnallen für den Sonntag, zucht?" im Rugelregen gefochten!" seufzte Bater Schiller. Bekümmert Herr Bater, gewiß wahr!" Friz Schiller suchte seine angeklagten Sell ischt wohr, aber er ischt mei einziges Kind," der und uninteressiert sah er über das Zeitungsblatt hinweg; die Füße zu verstecken. Ich hab' die andern an einen armen alte Bauer im weißen Zwillich tittel weinte mit gefalteten schweren Sorgen ließen sich nun nicht mehr niederlesen: den Mann verschenket, der sie wollte. Aber ich werd' es nimmer Händen, dauhnt Sie' n freigeba, Herr Hauptmann, sonscht ungarischen Sattel hatte er schon gestern verkauft. Die Schulden tun." Mit Neid hörte Frik Schiller, wie seine Schwester schtirbet ma's Weib." ( Forts. folgt.)