Nr. 281.- 1916.

bietes.

Unterhaltungsblatt des Vorwärts

Walachei und Moldau.

Von verschiedenen Seiten her hat sich der Siegeszug der Bulgaren , Desterreicher und Deutschen in den letzten Tagen in den zudenden Körper des rumänischen Staatsgebildes hineingeschoben. Mit den Kämpfen in der Dobrudscha hatte es begonnen, die Ope­rationen in der Walachei dauern gegenwärtig noch an, Kämpfe in der Moldau dürften demnächst zu erwarten sein. Die Felsenmauer der transsylvanischen Grenzberge ist gesprengt; auch das breite Band der Donau ist überbunden. Die Fahnen der Mittelmächte wehen siegreich im Süden, Osten und Westen des feindlichen Ge­Viel und oft ist auf Grund dieser Begebenheiten in den Bei­tungen die Rede von der Walachei und der Moldau, jenen beiden Stammländern des jungen rumänischen Staates. Beide Provinzen haben ihre Geschichte. Der Milfovfluß bildet ihre Grenze. Die Moldau bildet den eigentlichen Norden, die Walachei den Süden Rumäniens . Der Mündungslauf der Donau , Rußland , die Buko­wina und das nördliche Siebenbürgen grenzt die Moldau ein. Südsiebenbürgen und Donau umgrenzen die Walachei. Kann man die Moldau in ihren Hauptteilen als mäßig gegliedertes Bergland ansprechen, so trägt die Walachei den Charakter der Tiefebene. Bruth und Sereth find die Hauptflüsse des Moldaulandes, das reich an heilsamen Mineralquellen ist. Nahezu zwei Millionen Menschen nähren sich in ihm vom Ackerbau und Handel, Jassy ist die Hauptstadt dieses Landesteils.

Freitag, 8. Dezember.

Türken Troß. Aber schon bald darauf geriet die Walachei Erzeugnisse des Hausgewerbes" begründeten Sammlung, ihre Ueber­in eine gewisse Abhängigkeit von den Osmanen. Erst am Schlusse nahme im Jahre 1904 durch die Staatsregierung und ihre Ent­des 16. Jahrhunders gelingt es den Walachen wieder, sich aus der wicklung, die besonders dem noch bestehenden Museumsverein verdanken ist. Leider hat die ungenügende staatliche Gewalt des Halbmondes zu befreien; die Moldau und ein Teil zu Siebenbürgens werden dem Reiche angegliedert. Rasch aber ver- Beihilfe eine schnelle, überall eingreifende Rettung der deutschen blaßt der neuerworbene Glanz. Schon zu Beginn des 18. Jahr- Voltsaltertümer nicht zur Ausführung kommen lassen, und so geht hunderts ist die Walachei kaum mehr als eine türkische Provinz. täglich unersetzliches Gut an alten Voltsüberlieferungen zugrunde. Die Sammlungen des Museums setzen sich zusammen aus Gin gutes Halbjahrhundert später gewinnt der Russeneinfluß Fuß Mitte des 19. Jahrhunderts werden die fieben großen Gruppen: Haus und Hof, besonders das Bauern im Walachenlande. Walachenhospodan bereits in Petersburg ernannt. Als dann die haus, Hausrat, Voltstracht, Nahrungswesen, Kunst und Gewerbe, Kriege zwischen Türken und Russen eine immer tiefer greifende besonders die alte Volkskunst, dann Handel und Verkehr und Gewalt auf die Grenzgebiete ausüben, erstrebt nach Abschluß des schließlich die Gegenstände, die mit dem Volksglauben und brauch Krimkrieges das Königreich Rumänten die Vereinigung der Walachei zusammenhängen. Der Wert aller dieser Dinge beruht auf der Boltsüberlieferung und der Moldau. Auch die Moldau gehörte in alten Zeiten zur römischen Pro- feit alten und ältesten Zeiten. Daher ist ihre Kenntnis von großer binz Dalmatien . Die staatliche Zusammenfassung dieses Landes soll kulturgeschichtlicher und sozial- erzieherischer Bedeutung. Außerdem in der Mitte des 14. Jahrhunderts zum ersten Male erfolgt sein, lernt man durch die Volkskunde die Seele des Volkes erst geaau Teile der Bukowina und Bessarabien gehörten dazu, Kämpfe gegen kennen und viele Aeußerungen der Sprache recht verstehen, die zwar Polen , Ungarn und die Tataren füllen das 15. Jahrhundert, deffen noch im Gebrauch sind, aber nur als lleberlebjel empfunden werden. Ende dann lange Kriegsjahre gegen die Türken einleiten. Zu Be- An einer Reihe guter Lichtbilder wurden die Sammlungen ein­ginn des 18. Jahrhunderts machte sich auch für die Moldau russi- gehend durchgesprochen und zum Schluß zu einer Besichtigung unter fcher Einfluß in immer höherem Maße geltend, indessen die Türken Führung des Vortragenden am Sonntag, den 10. 5. Mts., um noch immer die eigentliche Macht ausübten. Revolutionäre Putsche 12 Uhr mittags, aufgefordert. im Jahre 1848 ließen russische Heere in die Moldau einmaschieren. Den Ruſſen folgten die Desterreicher. Schließlich ward die Moldau mit der Walachei zum Königtum Rumänien vereinigt.

Ein halbes Jahrhundert ist seit jener Frist vergangen. An Die spricht wörtlich fruchtbare Walachei zählt rund dreiundeine­halbe Million Einwohner. Ihre Petroleumquellen, Steinfalz- und friegerischen Verwicklungen hat es auch für das junge Königreich Stohlenlager genießen Weltruf. In den Bergdistrikten kommen zahl nicht gefehlt. Nun aber, da es den Blutstrom des Weltkrieges aus reiche, noch immer wenig ausgebeutete Erz- und Minerallager vor. eigenem Antriebe in ſein Bereich gelenkt, schreitet der Tod durch die Die Hauptnahrungsquelle des Landes aber bilden Acerbau und gesegneten Gefilde der Walachei und wütet die Flamme in den ſtillen Viehzucht; auch Fischfang. Weinbau und Forstkultur wird getrieben. Dörfern und Städten der Moldau. Deutsche Soldaten haben ihren Die Alluta teilt das walachische Land in die im Osten gelegene Fuß in diesen entlegenen Erdenwinkel geſetzt, den viele von ihnen Große Walachei und in die westliche Kleine Walachei . Die Landess faum von Hörensagen kannten. hauptstadt Bukarest ist zugleich auch der bedeutendste Ort der Walachei, die an den Errungenschaften modern- technischer Kultur Eisenbahnen, Telegraphen, Fabriken und Elektrizitätswerken entschieden reicher und bevorzugter ausgestattet ist, als das Moldau­schwesterland.

Kleines Feuilleton.

Max Slevogt über das Kriegserlebnis des Künstlers.

L. L.

Schillertheater 0: Seine einzige Frau".

Das Stückchen des dänischen Verfassers Julius Mag­nussen, das zuerst vor anderthalb Jahren im Leffingtheater er schien, handelt nach der üblichen spielerischen Weise und dem Rezept Ende gut alles gut von Ehefährnissen, in denen Gatten, die mit dem Feuer spielen, sich dann zu neuem Bunde finden. Es ist die hergebrachte französische Komödienwelt reicher Müßiggänger mit einem kleinen Aufguß von Sentimentalitäten und steptischen Fronien modernisierend hergerichtet. Allerhand Wendungen schillern ins psychologisch Intimere hinüber, was aber darum den Mangel einer tiefer zusammenhängenden Motivierung nur noch empfindlicher machte. Die bei allen ihren seelischen Unmöglichkeiten doch unterhaltsam aufgebaute Komödie fand im Schiller- Theater eine sehr flotte Auf­führung. Reizvoll und ganz mit dem Untertone trogköpfiger, drolliger Naivität, den die Figur verlangt, gab Rezia Martolf die rebellische Gattin. Der Ehemann, der Onkel und namentlich der Schauspieler erhielten in dem Spiel der Herren Senger, Noad, Braun dt. anschaulich individuelle Züge.

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Auch die Art der Bewohner zeigt mancherlei Unterschiede. Der Bewohner der Moldau ist eine Abart des Kleinrussen. In seinen Bewegungen gibt er sich gemessen und bedächtig. Eine große Ge- Max Slevogt ist im Oktober 1914 als Kriegsmaler bei der schmeidigkeit und Behendigkeit tritt dennoch zutage. Ebenso 6. Armee auf dem westlichen Kriegsschauplage tätig gewesen, und fann er in der Erregung außerordentlich leidenschaftlich werden. die damals von ihm geschaffenen, zum Teil sehr interessanten Ar­Notizen. Seine freundliche, gastfreie Art ist dem Fremden gegenüber beiten werden soeben unter dem Titel Ein Kriegstagebuch" durch Theaterchronit. Wilhelm Kienzl hat feine neue zuvorkommend. Die jüngeren, malerisch gekleideten und gern den Verlag von Bruno Caffirer in Berlin veröffentlicht. Slevogt Blumengeschmüdten Frauen sind von großer Schönheit und anmutigem hat den Band durch ein Vorwort eingeleitet, in dem er mit er- komische Oper" Das Testament" zur Erstaufführung in Deutsch­Liebreiz. freulichem Freimute darüber Rechenschaft gibt, welche Wirkung land dem Deutschen Opernhause in Charlottenburg anver-, Der Walache ist plumper, eciger, breitschultriger. Die Be- und welchen Eindruck auf ihn als Künstler der Krieg herbor- traut. Die erste Aufführung findet am 20. Dezember statt. Die Märchenvorstellungen unserer Theater haben arbeitung des Erdbodens hat ihn nachdenklicher, die weite Ebene der gebracht habe. Kollegen, die von der Größe des Stoffes Anregung wieder eingesetzt und wieder erhebt sich damit die Frage, ob die Heimat schwermütiger gemacht. Dazu kommt, daß er sich stark mit erwarten und nicht das Glück hatten, an der Front gewesen zu tatarischen und bulgarischen Elementen vermischt hat. Die jahr fein, möchte ich zum Troste sagen, daß der Krieg wohl alle draußen theatermäßige Herrichtung alter Märchen und neue Wunderſtücke hundertalte Leibeigenschaft hat ihn in seinem Wesen scheu und zurück- Teilnehmenden natur- und tunstempfänglicher macht, weil ihre für das Kindesgemüt zuträglich ist. Ja, wenn die rechten Leute am. haltend gemacht. Auch seinen Frauen fehlt der Liebreiz der Mol- Nerven, unter der Erregung des ganzen, höher schwingen, daß der Werk wären, die dem Kinde nachfühlen können und es nicht nur für dauerinnen. Eine große Fruchtbarkeit läßt ihre Anmut früh welken. Maler aber nicht anders wird, als er schon ist, und daß, wenn er einen verkleinerten Großen halten! Freilich für die Augen und den Auf Schmuck und Kleidung legen sie, schon der harten und schweren nicht den Wunsch besigt, sich selbst einen gewissen Rausch zu sugge- Stoffhunger der Kleinen wissen unsere Bühnen zu arbeiten, an Arbeit halber, die auf ihren Schultern lastet, weniger Wert als ihre rieren, er von der Feststellung des sichtbar Tatsächlichen, Wirklichen reicher Ausstattung, an Reigen und Musik fehlt es auch nicht, und im Norden wohnenden Schwestern. unsäglich bedrückt werden muß. Im Banne der Verwüstung vor allem gefällt dem Kinde das Kind, das auf dem Theater mitspielt. vermögen wir noch die Verstümmelung von Häusern, Bäumen stim- Während das Schillertheater das Görnersche Märchen Schneewittchen und die Zwerge" in neuer Pracht er­mungsvoll, reizvoll und darstellbar zu empfinden, nicht so den ver stümmelten Menschen, den Kadaver. Kunst ist Gestaltung; was sie nicht stehen ließ, brachte das Berliner Theater 2i313 Mär­deuten kann, versagt sich ihr. Diese auf den Kopf gestellte Umwelt chenreise", eine moralische Geschichte, bei der das Wunderland wird den Menschen in uns tief treffen, den Darsteller abstoßen. Das mit den Zwergen und Schlaraffen( zeitgemäße Würste wachsen an den treueste Bild" von ihr wird das möglichst erbärmliche Banoptikum Bäumen) die Hauptsache ist. geben. So blieb mir von der so lebhaft ersehnten Teilnahme am Kriege und von den erregten Vorstellungen außer der mensch lichen Erschütterung und Erhöhung troß großer Momente den Anblick des Anmarsches von todesmutigen, pflichterfüllten Brüdern, den technisch merkwürdigen Kampfmitteln, den unglaub­lichen Leistungen der Pioniere und den wechselnden Improvisationen manchen Zufalls als legte entscheidende Erinnerung: eine Welt, die durch blinde Zerstörung geschändet erscheint, wie die üppig reine Lichtung des Waldes, auf der die Reste von Butterftullenpapier, Speisen, Büchsen zurückgeblieben sind."

Hausen die Moldauleute nach Art der Bergbewohner in Holz­gezimmerten, oft veranda- geschmückten Häusern, die eines gewiffen Hausrates nicht entbehren, so leben die Walachen in dürftig zu ſammengestellten, lehmbeworfenen Flechtwerthütten, traulich vereint mit dem lieben Bieh. Schnaps. Lanz und Mufit beleben ihre Feierstunden. Ihre Sittlichkeit ist keine sehr hohe. Eigentums vergehen und Ehebruch sollen die Gerichte ziemlich häufig be­

schäftigen.

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Der Fremde bekommt einen Begriff von diefer Roderheit des Zusammenlebens auch schon in den Städten. Nicht umsonst gilt Bufarest übrigens eine recht moderne Stadt als das Paris des Oftens. Aber Jassy gibt ihm in dieser Beziehung nur wenig nach. Und selbst in kleineren Städten, wie in dem Betroleumnest Bloeschti oder in dem kürzlich von den Deutschen und Desterreichern eroberten Graboia lann man Studien machen, wie sie in Wien oder Brüssel nicht besser und abgründiger zu machen sind.

Zur Altrömerzeit war die Walachei ein Teil Daztens. Donauentlang ergoß sich hier in den Jahren der Völkerwanderung der Strom der Slaten, Mongolen, Ungarn und Tataren. Im 13. Jahrhundert werden dann drei Fürstentümer wohl nach ihren Häuptlingen genannt: Basarab, westlich der Aluta ; Seneslaus, östlich der Aluta; Linoiu, im Hochtale des Lotru. Im 15. Jahr hundert einigte sich das walachische Land wieder, dehnte seine Herr schaft über einen Teil Bulgariens aus und bot selbst den

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Ums Menschentum.

Ein Schiller- Roman von Walter von Molo . Der eisige Wind tobte in den Gerten der winterdürren Alleebäume und fauchte, mit spiken, schnellenden Zungen auf dem Boden friechend, Schneewolken wider die rüftig Schrei­tenden. Blaß und fahl stieg der Morgen auf.

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Deutsche Volkskunde.

Im Zentralinstitut für Erziehung und Unterricht sprach am Mittwoch Dr. K. Brunner über die Sammlung für deutsche Volts­kunde, Klosterstr. 36.

Er schilderte die Entstehung der vor 27 Jahren als Privat­museum unter dem Namen Museum für deutsche Volfstrachten und

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Eine neuartige Verwendung hat der Filmapparat gegenwärtig in Das Kino im Dienst des Straßenverkehrs. der Schweiz gefunden. Seit einigen Tagen sieht man in den Hauptstraßen und auf den belebtesten Pläßen von Zürich Film­photographen, die alles aufnehmen, was den Regeln des gesicherten Straßenverkehrs zuwiderläuft. Die auf diese Weise hergestellten Bilder werden dann in besondere Gruppen geordnet und während einiger Wochen mit begleitenden Terten in den Lichtspieltheatern borgeführt. Auf diese Weise hofft die Züricher Stadtverwaltung burch den Anschauungsunterricht Fahrer und Publikum au er­ziehen.

- Für alleinstehenbe unb unbemittelte Go!. daten spendet die Deutsche Dichter- Gedächtnis- Stiftung in Ham­ burg - Großborstel zu Weihnachten eine besondere Liebesgabe. Nach vorheriger Anfrage bei den zuständigen Militärbehörden, die sich zur Verteilung der Gabe bereit erklärten, sendet die Stiftung nun­mehr insgesamt nicht weniger als 40 000 Bücher zu diesem Zwed ins Feld.

Blinden das Gesicht, und den Zerschlagenen, daß sie frei und| Er verfrörte Füße hätt', geb' Er Obacht darauf, sonst schmerzet ledig sein sollen.- Gott, o Gott , du allein bist mein das sehr." Schwer schnaufte Kaspar Schiller durch die Nase Hort und meine Zuversicht. Erhöre mich! Erhöre mich! und wieder hing sein Blick am Boden, derweil er noch immer Und steh' mir zur Seite!" die zitternde Hand ausgestreckt vor sich in die Luft hinaushielt.,

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,, Geb' Er mir Sein Wort, daß Er alles befolgen werde, Adieu!" Noch einmal neigte Frizz gewohnheitsmäßig den so ich Ihm jetzt eingeschärfet!" Das war Vaters Stimme! Kopf zum Kusse, da zog der Vater hastig die dicken zuckenden. Schweratmend stand der Vater und sah tiefernst sein Kind an, Finger zurück. Nicht doch! Nicht doch! Gott bleibe immer er hielt ihm die froststarre Hand hin." Es gehet um unser bei Ihm," und er zeichnete bedächtig und segnend ein Kreuz Mißmutigen und zerrissenen Herzens schleppte Frit aller Existenz! Friz aller Existenz! Bedenk Er das stets!" Er sah geducten auf seines Kindes Stirn; nun sah er ihm tiefernft und Schiller seinen Büchersack. Vorgebeugten Hauptes fämpfte er Blickes in die Ebene hinab, aus der der Hohe- Asperg drohte. traurig in die Augen. Wieder fuchten Friz Schillers blut­gegen den kalten Anhauch, der an ihm riß und ihn doppelt" Ja, Herr Vater," sagte Frizz Schiller, ich will Ihnen leere Lippen die Vaterhand. Sanft, wie nie, fuhr ihm die quälte, weil er nicht Wärme in sich trug zur Gegenwehr. folgen." Noch einmal tat sein Stopf das Stoßgebetlein, mit übers Kopfhaar; das erinnerte an die Mutter und gebar Noch saß das schwer gebändigte Weinen in ihm, das plößlich dreimaligem, inbrünstigem Anruf; er hatte nichts von allem Schwäche; das holte ihm von ganz zuunterst ein Schluchzen in seiner Rehle gewesen war, als er in frierender Finsternis gehört, was ihm sein Vater mochte ans Herz gelegt haben. heraus. von der Mutter, den kleinen Schwestern und seinem treuen Er hatte mit Gott zu tun gehabt!... Weinend hing er an seines Vaters breiter Brust. Kaspar Phinele Abschied nahm für lange Zeit. Gott , wie hatten Mit umlaufender Galerie stand das frierende Rotoko- Schiller bewegte die Lippen und strich verlegen mit der Zungen ste geweint! schloß, hoch wölbte sich die Kuppel des Mittelbaues. Mit der spike die Mundwinkel aus. Zag und trostlos liebkoste die Verstohlen musterte er des Vaters breite Gestalt, die sich mächtig geschwungenen Doppeltreppe breit auf der Bergkuppe Hand weiter; ein paar der Eleven lachten. Da sagte Kaspar dem Frostwind entgegenstemmte, der klagend und pfeifend aufruhend, firierte Karl Eugens Haus mit runden Mauer- Schiller laut und sah würdigmahnend in die studierende über Wald und Felder fuhr. Aus der beschneiten Ferne augen das Land. Das ist Sein neues Heim, mein Fritz!" Jugend: flagte hungriger Krähenruf, der in der niederrollenden Wolken- In Friz Schillers Blick leuchtete jäh und vertrauend ein Nicht wahr, die Herren sind gebildete personnes und masse erstickte und elend starb. Widerschein der warmen Vaterworte auf, doch Kaspar Schiller wissen, was Schmerz heißt? Sie werden meinem filius( Sohn) Frik Schiller schauderte im dünnen Röcklein und fühlte war weiter gegangen, als reute ihn der Herzenston. Friz liebevolle Kollegen sein und ihm das Baterhaus substituteren, Mitleid mit seines Vaters schwerem Schritt, der den Blicken Schiller stellte trozig den Kopf vor, des Herzogs Haus so er jegt perdriert( berliert). Hinc illae lacrymae!" nachtrat, die die sorgenvollen Augen vor sich auf der Straße entgegen. " D, Herr Hauptmann, uns gehet es wie im Himmel; einherschoben. Alt und hilflos war der Vater und trug müh- Ueber Stiegen und Rorridore, von einer mißmutigen Mund- wir sind ja beim alleinseligmachenden Herrn Vater selbst im selig an der inneren Unaufrichtigkeit seines geducten Lebens. Man auskunftei zur andern, von Stanzlei zu Kanzlei ging der Weg. Duartier," spöttelte einer mit breitem Mund und hatte Schul­Jest wieder: er fühlte seines Sindes Blicke und konnte ihm maß ihn, wenn man untersuchte ihn, förperlich und geistig; tern, als wollte er die Welt einrennen. nicht ins Antlik sehen. Es war das schlechte Gewissen man prüfte ihn. Ungeahnte Pracht tat sich auf, doch Friz Dannecker, halt Er silentium( Ruhe)! Was hat Er der Beladenheit, auch er war flein und feuchte unter Schiller sah immer wieder, wie tief sich sein Vater bückte, überhaupt g'sagt?" Die rostige Stimme des Aufsehers kam bitterer Last. wie er den sicheren Ton verlor und mit demütiger Stimme hinter dem Bett hervor, wo er, gleich einem bissigen Schäfer­Das war die wehe Erkenntnis, die Frik seit dem Bruche sprach. Warum redete Vater so devot mit dem Intendanten, hund, auf der Lauer stand. Will Er' n Strafbillett?" der Elternstüße in sich trug, seit dem Verluste jenes mensch- Herrn von Seeger, der doch auch bloß Hauptmann war?" Ich hab' gesagt, daß der Herr Herzog groß, gütig und lichen Wandersteckens, den er bisher gebrauchlos verehrt hatte, Die Bücher waren verstaut, das Bett und das Arbeitpult edel sei. Wollen Sie das bestreiten, Herr Leutnant Nies?" und der in Trümmer gegangen war, als er wankend zum zugewiesen, die fehlenden Montierungsstücke waren verzeichnet; Noch einen krampfigen Händedruck wie ihn der Flüchts erstenmal nach ihm gegriffen hatte. Wer es könnte, wer es das blaue Röcklein mußte ausgezogen werden, weil's nicht den ling vom Freunde bekommt, ehe er ins rubelose Leben könnte! Wem es gegeben wäre, der Gottheit Bild im Menschen Schnitt der Anstalt trug. So fam es im Schlafsaal zum hett empfing Fritz Schiller von seinem Vater. Dann neu zu schaffen! Abschiednehmen. Vor den gaffenden Eleven, die die Betten schloß sich die Tür und er stand allein. Nun war die Tren­Frizz Schiller betete heiß, in weissagenden Worten ver- machten, und die von heute ab Fritz Schillers Genossen waren, nung auch körperlich. Das gab im Augenblicke noch tieferen flammert: gab ihm der Vater die Hand zum Kuß. Schmerz, der menschlichen Schwäche wegen, die den Gefühls­,, Der Geist des Herrn ist bei mir, darum, daß er mich" Ich geh' jetzt, Friz; cs ist keine Trennung vor lange: schild vorstellt, wenn die geistige Klinge bricht. Der Atem gesalbet hat; er hat mich gesandt, zu verkündigen das Evan- an Sonntag- Nachmittagen darf ich Ihn ja besuchen. Es ging und zwang die schmerzberengte Brust zur Gegenwehr, gelium den Armen, zu heilen die zerstoßenen Herzen, zu freuet mich, daß Herr Professor Jahn mit Seiner Prüfung fie hob einen fremden Menschenarm, der plöglich Frik Schillers ( Forts. folgt.) predigen den Gefangenen, daß sie los sein sollen, und den zufrieden war. Der Herr Anstaltsmeditus hat gesagt, daß Hals umschlang, in das Bewußtsein.

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