daß die von mir gegründete und geleitete Produktivgenossen- beizuwohnen gesonnen ist, zuvor die diversen liberalen Phrasen schaft zc.:c. im Monat August vorigen Jahres ihre Zahlungs- der„Geschichte der Preußischen Post" von Heinrich Stephan , Unfähigkeit erklären mußte." � damals(1859) Geheimer Postrath, die in dem stenographischen Daß ich in meinem alten Wahlkreise und zwar mit über Berichte des preußischen Herrenhauses enthaltenen Reden des Pairs, Heinrich Stephan , über die Presse aus Anlaß der Auf- Hebung der Stempelsteuer und endlich die„schwarzen Kabinette" von Emil König zu lesen, vom Redakteur Kandecki gar nicht zu reden. Tie Gattin des angeklagten Postsecretär Klinck füllt nämlich ihre freie Zeit, ohne daß sich ihr Gatte darum kümmert oder es ihr gar wehrt, mit Arbeiten für Journale und Zeitungen aus. Unter Anderm soll sie etliche— wohlverstanden aber von der Staatsanwaltschaft völlig unbeanstandete— Artikel über Postverhältnisse geschrieben und das auch nicht einmal geleugnet haben. Weil diese Dame nun aber die Gattin eines Postsecretärs ist, und Schriftstellerei seitens der Postsecretärfrauen zufällig noch nicht als Ehescheidungsgrund in die dermalige deutsche Gesetzgebung mit aufgenommen ist; weil ferner der derzeittge Generalpostmeister Jungpreußendeutschlands in den Artikeln auf- fallenderweise für sich gerade keine Schmeichelei fand(denn dann Bauer ist das ganz was andres), deshalb ist vor der Disziplinar- kammer in Schleswig die Anklage gegen den Postsecretär Klinck, den unschuldigen Gatten der postmifzliebigen Schriftstellerin, erhoben und in rührend toleranter Weise nichts Geringeres, als 4000 Stimmen Majorität(—gegen 1600 Majorität 1374—) wiedergewählt wurde, scheint der„Bossischen Zeitung" unbe- kannt, dürfte aber dennoch beweisen, daß die Absichten meiner liberalen Verleumder gründlich fehlschlugen und daß diese widerlegt sind. Es dünkt mir trotzdem im Interesse der Wahrheit und unserer Sache geboten, Folgendes noch zur öffentlichen Kenntniß zu bringen: Liberale Wortführer des 18. sächsischen Wahlkreises haben einige Subjekte„gewonnen", welche sich als frühere Genossen- schafter herbeiließen, mich im Annoncentheile verschiedener Amts- blättchen des Wahlkreises der Unredlichkeit zu beschuldigen und für den Sturz der Genossenschaft verantwortlich zu er- klären. Die gesammte liberale Presse hat meine sämmtlichen Gegen- erklärungen, sowie diejenigen anderer Genoffenschafter in unserer Presse und in Dutzenden öffentlicher Versammlungen conseqnent todtgeschwiegen, die gegnerischen Angriffe jedoch in verschie- denen Lesarten bei der Nachwahl im 17. sächsischen Wahlkreis (Bebel— Bracke) gegen mich ausgespielt, um dem Gründer Birnbaum die Wege zu ebnen, mich als„Gründer" zu brand- dessen Entfernung vom Amte beantragt worden. Leider aber marken und die Wähler zu nasführen. � hat jener Disziplinarhof Herrn Klinck dieser Tage freigesprochen, Die Geschästsantheile unserer Genossenschaft sind nur an trotz der großen Mühe, welche sich der als öffentlicher Ankläger, Mitglieder übertragbar und niemals öffentlich käuflich, nie alias Staatsanwalt, fungirende würdige Sohn eines aus der an der Börse notirt gewesen. Bon einer Gründung zu reden, Zeit der Demagogenverfolgungen hinreichend bekannten Juristen, wie die Liberalen gethan, ist also abgeschmackt. jetzigen Geheimen Oberpostrathes, Dr. juris, sogar außerordent- Thatsache dagegen ist, daß unsere Genossenschaft von lichen Professors beider Rechte, gab. trotz der wenig schmeichel- liberalen Gegnern seit ihrem Bestehen durch Ehr- und Credit- haften Urtheile jenes Herrn über die Presse, insbesondere über abschneiderei der frechsten Art erwiesenermaßen untergraben die von Emil König mit unsäglichen Opfern gegründete, seit und endlich erwürgt wurde. Aufhebung der Stempelsteuer und Zeitungskautionen vom Buch- Thatsache ist ferner, daß ich seit 3 Jahren nicht mehr drucker Haverlandt in Berlin an sich gebrachte„Deutsche Post". Vertreter der Genossenschaft bin. Da die Verhandlungen des Leipziger Disziplinargerichtshofes Thatsache ist weiter, daß die Genossenschaft in den letzten öffentliche sind, so steht wohl ein recht zahlreicher Besuch zu er- 3 Jahren(und zwar mindestens l'/i Jahre nach meinem Ab- warten; den Termin werden wir s. Z. bekannt machen.— Die gang) durch täuschende Referenzen verschiedener renommirter Disziplinarkammern werden seitens des Herrn Ehrendoktors jetzt Bankhäuser und Rcfcrenzbureaus in Berlin — und zwar mehrfach mit Anklagen wegen Beamten- oder Beamtenfrauen- durch liberale Schwindler— große Verluste gehabt und schriftstellerei in Bewegung gesetzt. Auch gegen den Postsecretär allein im letzten Geschäftsjahr(1876) nahezu 15,000 Mark Obst in Hamburg ist seit längerer Zeit die Disziplinarunter- verloren hat. m----— � fjt—"----- Thatsache ist ebenso, daß ich jederzeit und mit aller Energie von jeder Verbindung mit Berlin abgerathen habe. Thatsache ist endlich, daß alle Geschäftsverbindungen laut Statut jederzeit nur mit Genehmigung des Aufsichtsrathes und des benannten Gesellschafters eingegangen wurden, und Thatsache ist letztlich, daß bei meinem Abgang die Ge- Nossen ; chaft,(laut juristischem Generalversammlungs- Protokoll von 1874) noch vollständig solvent und lcbens- fähig war.' Die Arrangeure des Wahlmanövers haben durch Gründung eines Berleumdungsfonds ihre Strohmänner gewonnen suchung im Gange und bezieht derselbe schon längere Zeit keinen Gehalt. Herr Klinck ist auch bereits seit September v. I. auf Wartesold gesetzt.— Und angesichts solcher Thatsachen ließ man unlängst durch die Reptilienpresse ausposaunen, das Verbot, daß Postbeamten nicht schriftstellcrn dürften, sei seitens des genialen Postchefs aufgehoben. Hoch lebe die Preßfteiheit der Post- beamtenfrauen. X. s. Altona . Nachdem wir unsere„Niederlage" erst ruhig übersehen können, nachdem sich auch unsere Aufregung etwas gelegt hat, so ist es mit der„Niederlage" lange nicht so schlimm, wie man vielfach meint. Die Mittel, welche unsere Gegner an- wandten, haben das allgemeine gleiche Wahlrecht derart beein und sichergestellt. Ihre Handlanger in der liberalen Presse sind trächtigt, daß dasselbe für eine große Anzahl Männer gar nicht nach meinen bisherigen Erfahrungen in mehrfachen mit Geld- strafen erledigten Prozeßfällen durch weitere Strafanträge so wenig erreichbar, als frühere Strohmänner dieser Clique, welche behördlich als Vagabunden und unauffindbar bezeichnet wurden. Dies zugleich zur Kennzeichnung der Quellen, aus denen heutzutage auch„anständige Blätter" schöpfen gehen, wenn es gegen den Sozialismus opcriren hilft. Leipzig , den 5. März 1877. I. Motteler. (Die befreundete Presse wird um Abdruck gebeten?) Correjpondenzen. da war. Die Beeinflussungen auf dem Lande waren geradezu haarsträubend; es habeii uns alte brave Arbeiter versichert, daß sie mit schwerem Herzen, blos um in dieser schlechten Zeit ihre Arbeit zu behalten, für Karsten gestimmt hätten, da bei der Verschiedenheit der Stimmzettel ihre Arbeitgeber genau gewußt hätten, wie sie stimmten.— Acht Personen sind vom Wahl- vorstand des 32. hiesigen Stadtbezirks dem Staatsanwalt an- gezeigt worden, weil sie ihre Stimmen abgeben wollten, aber in irgend einer Form Armenunterstützung genossen haben sollen. Diese Leute aber haben den 10. Januar und den 15. Februar gestimmt, sie stehen in der Liste. Nach dem Entscheid der Kgl. Regierung sind sie deshalb auch wahlberechtigt— sie brauchen sich in keinem Falle zu ängstigen, da eine Verurtheiluna nicht erfolgen kann; eher wird der Wahlvorstand verurtheilt, der die Listen„geändert" hat.— Professor Karsten hat folgendes kost- bare Dankschreiben an seine Wähler erlassen, aus dem hervor- geht, weß Geistes Kind auch dieser„ehrenwerthe" Professor ist. Hamburg , 1. März.(Stephan und die Presse.) Die- jenigen Leipziger, welche sich für den dermaligen vielgepriesenen Generalpostmeister des deutschen Reiches, Ehrendoktor der Uni- versität Halle, Exellenz Heinrich Stephan aus Stolp in Hinter- Pommern interesjiren, haben in Kürze Gelegenheit, einer gewiß j Das Machwerk lautet: recht interessanten Veryandlung des Disziplinarhofes in Leipzig „Die feste Entschlossenheit und der patriotische Eifer der wider den Postsecretär Klinck aus Ottensen beizuwohnen. Sie reichstreuen Wähler war mir aus eigener Anschauung bekannt finden dort die beste Veranlassung, sich ein unparteiisches Urtheil und erfüllte mich mit der höchsten Achtung für die Einsicht und über den pp. Stephan und sein Berhältniß zur Presse zu bilden, männliche Energie der Wählerschaft. Daß daher der Sieg bei Immerhin aber rathen wir Jedermann, der jener Verhandlung dieser Wahl nicht fehlen werde, hoffte ich. Der Erfolg hat aber Der Republikaner. Volkskalender auf das Jahr 1877. Her 24. Dezember den Präsidenten auf, sich zum Diktator zu er- Ausgegeben von Reinhold-Rnegg. Winterthur , Bleuler klären. An der Spitze des Blattes ist Grant's Medaillon-Bild, Haushcer u. Co.! mit Lorbeeren umkränzt, welches die Inschrift trägt:„Ulysses 1., Von allen schweizerischen Volkskalendern, welche uns zum Imperator" Ulysses ist nämlich der Borname Grant's, und neuen Jahre begrüßt haben, steht der„Republikaner " obenan, Imperator heißt auf Deutsch : Kaiser . Der alte Ulysses war da er fest und entschlossen auf die Höhe der Zeit tritt, indem er ein sehr schlauer Geselle, und wir wollen dem neuen Ulysses, der alten Methode bequemen Schlendrians entsagt, welche dem der seinem Vorbild freilich nicht gleichkommt, wünschen, daß er Volke nichts zu bieten weiß als eine Reihe von trivialen Bauern- regeln, Ammenmärchen, grausen Mordthaten u. dgl.; er bc- handelt in frischem, freiem Tone die wichtigsten, tiefgehendsten Fragen der Gegenwart und jüngsten Vergangenheit in einer Reihe von geist- und herzerquickenden Artikeln, welche durchweg in gemeinverständlicher Sprache geschrieben, den Leser in hohem Grade interesstren und unterhalten, wie der vortreffliche, an be- herzigenswerthen Winken reiche Aussatz„Ueber das Volkstheater in der Schweiz " von Bögelin,„Die amerikanische Unabhängig- keitserklärung" von Curti,„Ueber berufliche Fortbildung des Arbeiterstandes" von Autenheimer,„Straßen und Eisenbahnen" von Hohl, die vortrefflichen Abhandlungen aus dem Gebiete der Naturkunde von Wettsiein, die anziehend und pietätvoll geschrie- denen Biographien des gedankentiefen Philosophen Albert Lange von Bleuler und des edlen für Volkswohl begeisterten Pfarrers Lucius Michel von Rüegg, die mit köstlichem Humor geschriebene „Lustige Fahrt" des Patrioten und„Weinmusikanten" Becker u. a. Der Herausgeber, Reinhold Rüegg , ein talentvoller, witziger Kopf, ist einer der hervorragendsten schweizerischen Jour- nalisten der jüngeren Generation und als Redakteur des in Winterthur erscheinenden„Landboten ", des Hauptorgans der Züricher Regierung, seit Jahren ein eifriger Vorkämpfer der zeitgemäßen humanen Ideen, welche bei der vor einigen Jahren erfolgten Verfassungsänderung im Kanton Zürich zur Herrschaft gelangt sind. Wir empfehlen den vortrefflichen Kalender als emen wahren Volksfreund auch im deutschen Reiche allen Den- len'gen, welche Herz und Interesse für die volksthümlichen Be- strebungen der Gegenwart haben. A. C. — Spaßige Leute. In der großen amerikanischen Re- wenigstens schlau genug sein möge, nicht auf diesen kaiserlichen Leim zu gehen. Sollte er sich beikommen lassen, den Ameri- kanern eine Kaiserposse vorspielen zu wollen, so würden ihm daraus recht unangenehme Folgen erwachsen. Falls es bei der Komödie bliebe, würde er als Idiot in's Narrenhaus, und falls die Komödie durch Blutvergießen zur Tragödie gemacht würde, als gemeiner Verbrecher an den Galgen befördert werden. Und das von Rechtswegen.(Seit Obiges geschrieben worden, ist der neue Präsident Hayes in das Weiße Haus eingezogen, und Ulysses— ist ausgezogen, wie es für einen ruhigen, seiner fünf Sinne mächttgen Bürger sich schickte.) — Der wahre Grund der Hungersnoth! Der General direktor des statistischen Bureaus, Dr. Hunter, der von der englischen WW Eni kön Regierung nach Indien geschickt worden ist, hat eine vortreffliche deckung gemacht, hinter der sich die herrschenden Klassen verstecken nen, wenn man dem derzeitigen Wirthschaftssystem den Vorwurf macht, daß fie die regelmäßig wieserkehrende Nothlage der Völker, bejon- ders der niederen Schichten, verschulden. Die sämmtlichen Leute, welche dies behaupten, sind arg auf dem Holzwege. Die Hungerjahre in In- dien wenigstens kehren„mit der Nolhwendigkeit eines Naturgesekes alle l 1 Jahre wieder", und zwar üben hier ihren Einfluß— die Sonnen- flecke! Wenn nämlich, nach Hunter, die Sonne am wenigsten Flecke hat, so ist die Hitze so groß, daß Ansammlungen von Wolken nicht möglich sind, und somit eine gräßliche Dürre und in Folge desselben Hungersnoth eintritt!— Doch Scherz bei Seite! Angenommen, dieses Gesetz wäre bewiesen, so erwächst eben für die Regierung und für die Ge- sammtheit die Verpflichtung, diesem durch elementare Kräfte bewirkten Elend mit Mitteln der Wissenschaft, mit ökonomischen Borkehrungen zu begegnen. — Herr Franz Duncker , der große„Volksmann", hat sich kürz lich im Reichstag wegen einer„wichtigen Reise" entschuldigen lassen. möchten. In Chicago wurde vorigen Herbst ein Blatt gegründet, das für die Erhebung des Präsidenten zum Kaiser wirkt.'Diesem Blatt ist seitdem ein weiteres in Neworleans unter dem Titel "The Empire"(das Kaiserreich) gefolgt. Dasselbe forderte am krat ähnlich, dann zetert die halbe Welt darüber, aber ein Fortschritts mann— ja Bauer das ist ganz was anders! alle Erwartungen übertroffen. Der 8. schleswig -holsteinische Wahlkreis kann stolz auf diesen glänzend durchgeführten Prin- zipienkampf sein. Mir bleibt nur übrig, mit meinem wärmsten Danke die Versicherung auszusprechen, daß ich nach besten Kräften meine Schuldigkeit erfüllen werde. G. Karsten." Ein netter„Primzipienkampf"! Auf der einen Seite: Fortschrittler, Liberale, Nationalliberale, Conser- vative, Klerikale, Agrarier und—„reine Lassalleaner" (es ist traurig, daß der Name des großen Munnes also gemiß- braucht wird!), auf der anderen Seite die sozialistische Ar- beiterpartei. Bei uns war es ein Prinzipienkampf— Hart- mann war der Candidat der prinzipientreuen Sozialdemokraten, Sie, Herr Karsteu, aber waren, wie aus obiger Zusammenstellung hervorgeht, der Candidat ciues prinzipienlosen Misch-Masches. Wohl bekomm diesem Misch-Masch-Candidaten der Reichstagssitz — er verliert ihn das nächste Mal sicher wieder. Attona, den 4. März. Der Carneval der Altona-Hamburger, schreibt mir ein Freund aus Cöln, der sich am l.'März zufällig in Hamburg aufhielt, scheint von den Nationalservilen auf den 1. März verschoben worden zu sein, denn die Wagen, sahnen und dergleichen, mit denen man die Stadt für Pro- essor Karsten durchzieht, die Karstenembleme lassen die des hülsten Cölner Carnevals weit hinter sich. Es fehlen nur noch die Karstennarrenkappen. Dabei treten viele dieser Leute frech und herausfordernd gegen andere Parteien auf. Es hat den Anschein, als befänden sich viele in einem Delirium tremens oder seien von der Tarantel gestochen. Es sollte mich nicht wundern, wenn sich hier und da eine Keilerei entspänne. Die Geldmittel, die die Nationalservilen für Wagen, Fahnen, für Agitation zc. aufgewendet haben, sollen alle Begriffe übersteigen. Eben war ich Augenzeuge, wie in der Bergstraße ein Karsten- tandartenträger in Cylinderj, langen Reiterstteseln jc. nur dem taktvollen Auftreten einiger Sozialisten zu danken hatte, daß er nicht die besten Prügel erhielt. Lobend muß ich auch das be- onnene Auftreten der betreffenden Polizeibeamten bei dieser Ge- legenheit erwähnen. Kflen, 1. März. Die Arbeitslosigkeit in Westfalen nimmt immer größere Ausdehnung an. Sticht allein, daß gegen 8000 Arbeiter feiern, auch viele kleine Handwerker sind ohne alle Be- chäftigung. In den größeren Städten sind Volksküchen etablirt, in denen eine ganze Portton zu 20 Pf., eine halbe zu 10 Pf. verkauft wird: aber was verschlägt das, wenn die meisten oben- drein ohne alle Baarmittel sind. Die Städte und größeren Ge- meinden suchen durch Anleihen Geld zu Straßen-«nd anderen Bauten zu schaffen, uni, so viel es geht, der Arbeitslosigkeit ab- zuhclfen, und seitens des Staates wird der Bau der Eisenbahn von Dortmund nach Oberhausen in Angriff genommen werden. Wenn jedoch nicht rasch umfassende Btaßregeln ergriffen werden, o wird wohl nur der Hungertyphus die Armen von ihrer Roth erlösen. fasset. Jedem Leser des„Vorwärts" werden beim Lesm der Situationsberichte aus den verschiedenen Kreisen die sich wiederholenden Klagen aufgefallen sein, die darüber laut Ivurden, daß die Gegner mit unlauteren, schmutzigen Waffen gekämpft haben. Aber wie verhält sich die Sache eigentlich? In den Kreisen, in welchen die Sozialdemokratie aus dem Kampfplatz erschien, lautete das Feldgeschrei einfach: Hie Kapital, hie Arbeit! Da aber, abgesehen von einigen Ausnahmen, nicht einmal die Führer der gegnerischen Parteien das wirkliche Wesen der So- zialdemokratie kennen resp. kennen wollen, wieviel weniger konnten da die Spangs, Kutschbachs rc. den Wahlkampf mit der Sozial- demokratie wagen, als in der, von der„Liberalen Centralfabrik ür reichstreue Bedicntengesinnung", in Firma Lasker- Braun- Wehrenpfcnnig, vorgezeichneten Art und Weise? Deswegen kön- nen die Parteigenossen allerorts beruhigt sein, denn es ist in allenKreisen seitens der Gegner so ziemlich gleichartig agittrt worden. Ncberall waren es dieselben Gedanken, ja fast dieselben Worte, die man von den Gegnern hören konnte. Das ist die traurige Signatur unserer, jedes selbständigen Denkens baaren, liberalen Tipp- chaft. Wie die liberalen Größen zweiten und dritten Ranges die vermeintliche Arbeiter- resp. liberale Sache der Sozialdemo- kratte gegenüber vertreten, davon lieferte den hiesigen Parteige- nossen der, auch den Lesern des„Vorwärts" noch in gutem Ge- dächtniß stehende, geistig„hochbegabte" liberale Zeitungsredakteur Kutschbach den herrlichsten Beweis. Gewitzigt durch das Fehl- chlagen seines Auftretens im Thalia-Theater, geht der Famulus l>r. Hestermann's jetzt vorsichtiger zu Werke und gründet die „Neue freie deutsche Arbeiterpartei", die Kriegervereinler und Mitglieder der„Patriotischen Vereinigung" zu den Ihrigen zählt, verbreitet Einladungskarten, verqaß aber, daß auch solche in die Hände der Sozialdemokraten kommen würden. Montag den 26. Februar hielt der kampfesmuthige Salonredner einen Vor- trag über die Entwickelung der Sozialdemokratie. Es hatten ich ungefähr 30 Sozialdemokraten eingefunden. Nach Beendi- gung des Vortrags wurde auf eine diesbezügliche Anfrage Pfannkuch das Wort über den Vortrag verweigert. Auf eine weitere Anfrage Pfannkuch's, ob die Sozialdeniokraten als bloße Zuhörer wieder erscheinen dürften, wurde dasselbe bereitwilligst zugestanden. Doch die Todten reiten schnell. Nachdem die So- sialisten sich entfernt hatten, wurde berathen, wie inan sich die- elben vom Halse schaffen könnte; selbst der Vorschlag wurde gemacht, Pfannkuch zu schreiben, die„Neue freie deutsche Ar- beiterpartei" habe sich im Laufe der Woche so vermehrt, daß das Lokal nicht mehr genüge, in Folge dessen die Sozialisten keinen Platz mehr finden könnten. Dies war aber doch der, zwölf Mann starken Versammlung zu stark, und faßte mau oeshalb folgenden Beschlug: Da Herr Kutschbach mit dem Stu- dium der sozialen Frage noch keine wesentlichen Fortschritte ge- macht hat, wird sich die„Neue fteie deutsche Arbeiterpartei" nicht eher auf Diskussionen einlassen, bis ihre Kopfzahl minde- stens ebenso stark ist, als die der Sozialisten, um nöthigenfalls den hochgebildeten, aber sich nicht ausdrücken könnenden Herrn Kutschbach kräfttgst in gewohnter liberaler Weise unterstützen zu können. Der ehemalige„Ltterat", jetzige Rechtsconsulent Ntppold, fast sämmtlichen Parteigenossen, seiner traurigen Thätigkeit ivegen innerhalb der Sozialdemokratte noch bekannt, wurde hier unlängst von der Strafkammer des hiesigen Kreisgerichts wegen falscher Denunziation, als im zweiten Betretungssalle, zu drei Monaten Gefängniß verurtheilt. Ein Commentar für die Rich- tigkeit der Ansicht Pfannkuch's, mit einem Menschen wie Nippold nie über die soziale Frage zu diskutiren. Mienburg a. d. S.. 1. März. Wiewohl wir seit langer Zeit vom hiesigen Parteile den nichts haben verlauten lassen, so ist mir jetzt um so mehr Gelegenheit geboten, das Versäumte nachzuholen. Trotz unserer Bemühungen ist es uns nicht einmal gelungen, in unserem Orte die Majorität auf unfern Candidaten, Otto Kapell, zu vereinigen. Uns wundert das auch gar nicht, weil wir wissen, welche kolossalen Beeinflussungen 1)11 der Wahl stattgefunden haben. Nur ein mich persönlich de- treffender Fall möge hier Erwähnung finden. Ich stand damals beim Oberamtmann Gutknecht hier in der Zuckerfabrik in Arbeit,
Ausgabe
2 (9.3.1877) 29
Einzelbild herunterladen
verfügbare Breiten