haupten, daß wir die Gemüther aufregen, und bedenken nicht, daß ein innerlich kraterartig arbeitender Körper, den man nicht dazu kommen läßt, aufzuathmen und sich frei zu bewegen, schon an sich selbst aufgeregt genug ist und nicht erst einer Anregung von Außen bedarf. Wir erhielten folgende Zuschrift: Glarus , den 11. März 1877. An die Redaktion desVorwärts" in Leipzig . Werther Parteigenosse! Wir können uns, Namens der unterzeichneten drei Bereine sozialdemokratischer Tendenz, nicht enthalten, der in Nr. 22 des Vorwärts" erschienenen, vom Bundescomite des Schweizerischen Arbeiterbundes unterzeichneten Zuschrift zur Steuer der Wahr- heit und im wohlverstandenen Interesse der hiesiger Parteiver- Hältnisse zu entgegnen, weil jene Zuschrift gegen unfern Bor- kämpfer und stets wackern Parteigenossen I. Heinrich Staub Auslassungen enthält, welche wir des Entschiedensten zurückweisen müssen und die nicht blos besser unterblieben wären, sondern unserer Partei sicher nur schaden können. Bürger I. H. Staub, seit Neujahr 1872 in der hiesigen Arbeiterbewegung thätig, hatte sich nachher volle vier Jahre an der Spitze derselben befunden, und Verhältnisse, die wir hier nicht speziell anzuführen für nöthig halten, zwangen ihn, von der Oeffent- lichkeit zurückzutreten. Allerdings war er von Anfang April bis Ende September vorigen Jahres als hervorragender Mit- arbeiter amFreien Glarner" thätig gewesen und hatte als solcher, wohl bemerkbar, der sozialdemokrattschen Tendenz vor- gearbeitet. Seither ist Bürger Staub ohne irgendwelche publi- jisttsche Thätigkeit geblieben, hat aber stets, wenn es sich um die Interessen unserer Partei gehandelt, seine volle Pflicht gethan. Am allermeisten muß es nun jedenfalls unfern Parteigenossen Bürger Staub schmerzen, wenn von einer Seite solche Angriffe erfolgen, von der er billig das Gegentheil hätte erwarten dürfen. Denn wer weiß, wäre vielleicht Bürger Staub gegnerischen Bor- ftellungen zugänglich gewesen, er hätte materielle Vortheile leicht erzielen können. Alle diejenigen literarischen Produkte, die im Freien Glarner" von ihm publizirt worden, tragen das Ge- präge sozialdemokratischer Tendenz, und sicher ist, daß er gerade seiner Gesinnungstüchtigkeit halber schon manchen harten Kampf zu bestehen hatte. Gerade seine letzten Artikel über ein zu er- lassendes eidgenössisches Fabrik- und Haftpslichtgesetz, welche voll- ständig im Sinne des Programms des Schweizerischen Arbeiter- bundes geschrieben waren, trugen unserm Bürger Staub die Abberufung von der Mitarbeiterschaft desFreien Glarner" ein; es ist also um so ungerechter, ihn in irgend einer Weise dieser seiner Thätigkeit halber zu verdächtigen. Die Richtigkeit dieser Erklärung bezeugen nach angehörter Klage des Bürgers Staub Namens des Arbeitervereins Glarus: Zweifel. Blume. Walcker. Im Auftrage des Deutschen Arbeiter-Bildungsvereins: Wilh. Hengst, Präsident. Eduard Mosche, Kassirer. Joseph Berton, Aktuar. Im Auftrage des sozialdemokratischen Clubs Glarus : Schenk. Brun. Adolph Menzig. Barth. Schuler." / Dr. Guido Weiß, Redakteur derWage", ist am ver- gangenen Dienstag wegen Majestätsbeleidigung vom Berliner Stadtgericht zu drei Monaten Festungshaft verurtheilt worden. Am 13. d. M. wurde in Zweibrücken Genosse Mai vom Schwurgericht der Pfalz wegen angeblichen Verstoßes gegen ZZ 130 und 131 des Rcichsstrafgesetzbuchs, welches Verbrechen durch Verbreitung der ArtikelWas wir wollen" undOrga- nisirt Euch" mittels der Agitationsnummer begangen sein soll, zu vier Monaten Gefängniß verurtheilt. Sozialisten- Congrch. Den Parteigenossen zur Mittheilung, daß der diesjährige Sozialisten- Congreß wahrscheinlich 8 Tage nach Pfingsten ftattsindet. Nähere Mittheilungen werden erfolgen. Correspondenzen. Duisburg . 14. März. Die auf Sonntag den 11. ds. Mts. Morgens auf der Schützenburg anberaumte Volksversammlung hatte sich eines ziemlich guten Besuches zu erfreuen. Nachdem die Versammlung durch Herrn Kühl eröffnet, ehrte dieselbe zu- gesunden Säfte die Ueberhand hat gewinnen lassen, aus denen das Schmarotzerthum des Sozialismus in allen seinen manig- fachen Nuancen für seine Entwicklung nur zu reichliche Nah- rung zieht. Es gehört allerdings ein gewisser Grad von Kühnheit dazu, den landläufigen Ansichten zuwider auf die allgemeine Frei- zügigkeit und Gewerbefreiheit, deren edle Motive nicht zu be- streiten sind, einen Stein zu werfen; und doch wird man ge- rade zur Revision dieser Gesetze schreiten müssen, falls man den krebsartig wachsenden Geschwüren am Leibe der Gesellschaft noch Einhalt und Heilung schaffen soll. Nicht als ob wir die Be­seitigung ihrer Prinzipien wünschen; aber Schranken gegen den Mißbrauch müssen gezogen werden, und das bald." Soweit der Artikel. Was sollen wir dieser Schimpferei, dieser pöbelhaften Hetzerei hinzufügen? Nichts! Säe man nur in solcher Weise weiter, die Saat wird schon aufgehen. Ueber das bekannte Debüt des Fürsten Bismarck am Sonnabend im Reichstage schreibt dieFrankfurter Zei- tung";Fürst Bismarck hätte sich das Geständniß, daß er über- arbeitet und ermüdet sei, sparen können; nach Form und Inhalt verkündet seine Rede Müdigkeit und Schwäche. Die Sätze runden sich noch weniger als früher in seinem Munde, die Ge- danken fügen sich nicht mehr organisch zusammen, auch die Po- -Ä i't"iehr gallig als geistreich. Wir hätten, offen gesagt, nicht an eine so schnelle Abnahme der Kräfte des Reichskanzlers geglaubt, wie sie uns in der letzten Rede entgegentritt, zumal es uns bedünken will, als habe der Fürst sich im letzten Jahre, ??-tw �heilnahme an den parlamentarischen Verhandlungen vetrifit, m einer Weise geschont, die ihm jedenfalls zuträglicher sein mutzte, als der constitutionellen Behandlung der Geschäfte de» Reiches. Man schmeichelt dem Kanzler noch, wenn man seine dieistahrige Etatsrede eineCauserie" nennt. Mit diesem Ausdruck verbindet man den Begriff des Frischen, des An- muthenden, aber wir möchten den sehen, der in dieser Rede der- gleichen zu entdecken vermöchte! Wir haben sie nicht einmal, son- dern öfter gelesen, aber der Eindruck blieb immer derselbe uner- nächst das Andenken des verstorbenen Genossen Dr. Johann Jacoby durch Erheben von den Sitzen. Herr Reichstagsabge- ordneter Auer unterzog alsdann in einer fünfviertelstündigen Rede das Programm der Sozialdemokratie einer gründlichen Beleuchtung. Die Versammlung folgte den Ausführungen des Redners mit sichtlichem Interesse und belohnte denselben am Schlüsse seines Vortrages mit lebhaften Bravorufen. Als zweiter Redner bestieg sodann Herr Hasselmann aus Barmen die Tribüne und referirte über das Thema:Der gegenwärtige Nothstand und wie demselben abgeholfen werden kann" zur vollsten Zufriedenheit der Anwesenden. Auch Hasselmann wurde am Schlüsse seines Vortrages Beifall zu Theil. Die Bersam- melten erklärten sich durch Annahme einer Resolution mit den Ausführungen der Referenten vollständig einverstanden. Das an demselben Tage Nachmittag vom Arbeiterwahlverein arrangirte und im selben Lokale abgehaltene Arbeiterfest war sehr zahlreich besucht. �Herr Hasselmann hielt eine dem Feste angemessene ge- diegene Festrede. Leider war derselbe gezwungen, uns schon um 7 Uhr wieder verlassen zu müssen. Auer, der Nachmittags noch in Essen in einer Volksversammlung sprechen mußte, hatte sich durch die Anstrengungen, denen er sich unterziehen mußte, nicht abhalten lassen, auf dem Feste zu erscheinen, um eine Ansprache an die Festgenossen zu halten. Hatte Hasselmann namentlich an die Frauen sich gewendet, ihre Männer in dem Befreiungskampfe der Arbeit vom Kapital nach Kräften zu unterstützen, so er- mahnte Herr Auer die Männer, in diesem Kampfe auszuharren trotz Verfolgung und Beeinflussung. Das Fest legte wiederum Zeugniß ab von dem tief sittlichen Geiste des Sozialismus. Iriedberg in der Wetterau. Friedberg gehört zum zweiten oberhessischen Wahlbezirk, welches ein durch und durch nattonal- liberaler Bezirk ist. Zwar haben bei der letzten Wahl die Eon- seroattven sich auch gerührt, aber nur ganz geringen Erfolg gehabt. Vor einem Jahr hatten wir nur zwei Sozialdemokraten hier, welche sich vorerst ganz ruhig verhielten, da sie sich der furchtbarsten Verfolgungen ausgesetzt hätten, wenn sie als solche erkannt worden wären. Ich weiß nun eigentlich nicht, wie es gekommen, urplötzlich sind(ich will nicht zu hoch greifen) min- destens 300 offene Sozialisten und noch eine Masse geheimer in unserer kleinen Stadt(4000 Einwohner) aufgetaucht. Mag es eine sonstwie betriebene Agitation, die Verbreitung von sozialisti- schen Blättern, die arbeitslose Zeit gewesen sein, welche sie hervorgezaubert hat kurz die Sozialisten sind zum Schrecken unsrer Gegner da, und ihre Zahl mehrt sich von Tag zu Tag. Ich muß eingestehn, daß ich vor einem Jahr noch einer der größten Sozialistenftesser war. Ich hatte damals das Wesen des Sozialismus noch nicht gekannt, ich hatte mir etwas schreck- liches unter ihm vorgestellt, und nur durch Lesen von sozialisti- schen Blättern habe ich mich überzeugt, daß der Sozialismus nur das will, was viele Menschen wollen, deren Wollen aber mehr in einem dunklen Gefühl, als in bewußter Ueberzeugung begründet ist. Ich sprach oben von dem Schrecken der Gegner, und nicht mit Unrecht, denn da sie bei einer besonderen Ge- legenheit(bei Gründung einer Arbeiterkrankenkasse) sahen, wie die Zahl der Sozialisten sich vergrößert hat, erließen sie einen Auftuf zur Bildung eines nationalliberalen Wahlvereins in hiesiger Stadt sowohl wie für den ganzen Wahlkreis, und nun merkten sie, daß es doch Viele giebt, die nicht in ihr Horn blasen. Auch machten sie schon Versuche, die Sozialisten aus verschiedenen Bereinen auszuscheiden; bei diesen Experimenten merkten sie aber erst recht, daß es jetzt schon zu spät ist. Am letzten Sonntag waren die Sozialisten in ihrem Stammlokal, wo sie Mittwochs und Sonntags ihre Zusammenkünfte haben, ver- gnügt zusammen, da kamen auf einmal 610 Menschen, die sich nationallibecal nannten, und störten die Anwesenden, so daß die Sozialisten die Räumlichkeiten verließen. Beim Hinaus- gehen derselben soll einer der Herren einen Sozialisten derart beleidigt haben, daß dieser in seinem Zorn sich hinreißen ließ. etwas zu sagen, wegen dessen ihn die Ruhestörer beim Gericht belangen wollen. Ueber den Ausgang der Sache werde ich, wenn es Ihnen angenehm ist(Wir bitten darum. D. R.), später berichten. Was diese Herren betrifft, so kann ich nur versichern, daß unter den hiesigen. Sozialisten nicht Einer ist, der auf derselben Stufe stehen möchte, wie diese Menschen, welche sich nationalliberal nannten. Wenn die Nationalliberalen solche Menschen als ihre Vertteter und Fürsprecher hinaus- fenden wollen, so nützen sie nur den Sozialisten, denn selbst- verständlich wurde jenes Auftreten in hiesigen Kreisen allgemein verurtheilt. Ueberhaupt werden durch solche Borkommnisse viele Leute, die sich sonst um nichts gekümmert haben, jetzt aufmerksam und fragen, ja was wollen denn die Sozialisten eigentlich? Und das ist schon viel werth, denn durch Fragen wird man klug. Es wäre zu wünschen, daß einmal ein tüchtiger Agitator hierher sprießliche, und wir dürfen Zehn gegen Eins wetten: wenn ein Conservativer nahezn eine Stunde so gesprochen hätte, der Spruch des Junker Wehrenpfennig und seiner Pagen würde lauten: Der Herr geht nicht gut und räthlich mit der Zeit des hohen Hauses um. So indeß, Bauer ist es ganz was anderes." Zum Kapitel der Mordinstrumente. Am II. April 1792 stellte ein Mitglied des Jakobiuerclubs seinen Collegen einen Engländer und einen Franzosen vor, als die Erfinder einer verbesserten Kanone, mir welcher man in einer Minute 25 Schüsse abfeuern könne. Diese Ankündigung verfehlte nicht ihre Wirkung auf die Gesellschaft, und Desfieux stellte den Antrag, man möge die nöthigen Geldmittel vo- tiren, um sich von der Wahrheit der Angabe zu überzeugen. Robes- pierre, der von den Bertheidigern derOrdnung" derWülherich der Revolution" genannt wird, verlangte das Wort über diesen Antrag. Als der gefeierte Redner die Tribüne bestieg, herrschte tiefe Stille im Saale. Robespierre ist gegen den Antrag im Namen der Menschlich- keit, d. h. der Humanität.Jede Erfindung", sagte er,welche die Vernichtung der Menschen zu beschleunigen hat, oder überhaupt Men- schenleben vernichten soll, ist in meinen Augen eine beklagenswerthe Sache. Ich kann und werde nie einer anderen Ansicht huldigen, da ich im Prinzip ein Feind des Krieges bin. Im Spätsommer des Jahres 1791 ist zu mir ein Erfinder gekommen, um mir eine Büchse vorzulegen, weil ich ein leidenschaftlicher Pistolenschütze und gewisser- Massen Kenner bin, mit welcher man hinter einander 9 Schüsse ab- feuern könnte. Ich wohnte in der Gasse Saintonge und in dem Garten meines Wohnhauses hat der Erfinder mit seiner Büchse die befcic- digendsten Proben abgelegt. Ich habe diesen Mann", fuhr Robespierre fort,inständigst gebeten, seine mörderische Erfindung bei Seite zu legen und nie mehr davon zu sprechen, und er hat es gethan." Robes- pierre fuhr weiter fort:Nebst den Rücksichten der Menschlichkeit be- stimmen mich aber noch andere Gründe, dem vorliegenden Anirag ent- gegen zu treten. Wenn eine solche Erfindung auch im Stande wäre, den Völkern einen augenblicklichen Bortheil über die Despoten zu gewähren, so würden sich die Letzteren alsbald der Erfindung be- mächtigen und sie würde in ihren Händen ein neues wirksames Werk- zeug zur Unterdrückung der Menschheit werden. Diese Betrachtung des Tyrannen" Robespierre bestimmte am 11. April 1792 den Pariser Jakobinerclub, über den Antrag des Jakobiners Desfieux zur TageS- ordnung überzugehen. käme, und daß mehr Parteiblätter in hiesiger Gegend verbreite würden, mehr als es seither der Fall war, würde hier und auf dem Lande, wo es auch mächtig zu tagen beginnt, der Sozialismus Eingang finden. L. F. Worms a. Rh., 12. März. Am 10. März fand dahier seit längerer Zeit wieder eine Arbeiterversammlung imGroßen Mann" statt und war dieselbe über alles Erwarten gut besucht. Die Tagesordnung lautete:Die Arbeiterbewegung und die Wahlen", Ref. Herr Dreesbach aus Düsseldorf . Jn's Bureau wurden gewählt Herr Koch aus Mannheim als Vorsitzender und Unterzeichneter als Schriftführer. Referent sprach zunächst über die Wahlen im Allgemeinen, insbesondere über die Wahlen in Berlin , Elberfeld , Breslau , Offenbach u. s. w., er geißelte das Verhalten der liberalen Presse gegenüber der diesjährigen Reichs- tagswahl und wies die Verläumdungen und Schmähungen der- selben gegen die Sozialdemokratie zurück. Er unterzog auch die heutige planlose kapitalistische Produkttonsweise einer scharfen Kritik und wies nach, wie der Kleinhandwerkerstand immer mehr und mehr in die Reihen des Proletariats zurückgedrängt wird, und zeigte dann, daß nur durch Produktivgenossenschaften mit Staatshülfe Abhülfe zu erhoffen sei. Die Versammlung zollte dem Redner allgemeinen Beifall. Nach Dreesbach trat ein Gymnasiallehrer, Dr. Naumann, auf, um sich in einigen Punkten gegen die Ausführungen des Referenten zu wenden, er mußte aber, nachdem Dreesbach etliche Fragen präzis beantwortet hatte, zugestehen, daß die Sozialdemokratie das Richtige wolle. Der Vorsitzende Koch forderte die Versammelten hierauf auf, sich der Partei anzuschließen, welcher Aufforderung 28 Mann Folge leisteten. Eine Tellersammlung zur Deckung der Tageskosten ergab 6 Mrk. Nachdem dann noch der Wunsch ausgesprochen worden war, Dreesoach möge nur recht bald wieder einen Vor- trag hierorts halten, und nachdem noch zum Abonnement auf denVorwärts" eingeladen worden war, wurde die Bersamm- lung geschlossen. Erwähnen will ich noch, daß sich der hiesige Rohstoffverein der Schuhmacher in Liquidation befindet. Herrn Schulze-Delitzsch wird es nicht angenehm sein zu erfahren, daß dadurch viele Kleinhandwerker arg geschädigt werden. Ph. Damberger. München , 9. März. Heute Nachmittag hat in der Redaktion desZeitgeist" eine polizeiliche Haussuchung nach den Nrn. 219, 239, 240, 256 und 264 vom vorigen Jahre, sowie nach Manuscripten stattgefunden. Auf die Anfrage des Polizeibeamten nach dem Aufbewahrungsorte der Manuscripte deutete Herr Re- dakteur Kieser auf den Ofen; dagegen wurden die Namen sämmt- licher Mitarbeiter, des Expeditors, sämmtlicher Setzer und Setzer- lehrlinge zu Protokoll aufgenommen. Man vcrmuthet, daß gegen die Redaktion desZeitgeist" strafrechtliche Untersuchung wegen einer Serie von Artikeln gegen Herrn Polizeirath Pfister eingeleitet und dabei der Zeugnißzwang in Anwendung ge- bracht werden soll. Atm. In Nr. 30 desVorwärts" kann man lesen, daß der' Ulmer Gemeinderath jedem Bedürftigen eine angemessene Unterstützung aus der öffentlichen Armenkasse giebt. Neugierig erkundigte ich mich, wie hoch wohl dieangemessene Unter- stützung" sei und erfuhr, daß dieselbe ganze 20 Pfennig be- trage. O. Th. Ans Schkesten, 11. März. Wenn eine Mittheilung des Niederschlesischen Anzeigers" richttg ist, hat das Einsperrew von Redakteuren behufs Erzwingung ihres Zeugnisses auf unbe- stimmte Zeit ein Seitenstück in der Jnhaftirung wegen Contraktbruches bis zur Rückkehr des Jnhaftirten in sein früheres contrattliches Verhältniß gefunden. Das Blatt meldet nämlich aus Glogau :Einem hiesigen Schuh- machermeister war ein Geselle davongelaufen, ohne die gesetzliche vierzehntägige Kündigung innegehalten zu haben, und bei einem anderen hiesigen Meister in Arbeit getreten. Der Geselle wurde wegen Contraktbruches beim Bezirksgerichte verklagt und dieses wies den Gesellen an, zu seinem Meister zurückzukehren, widri- genfalls er so lange eingesperrt werde, bis er die Verfügung des Bezirksgerichts beachte. Da der Geselle nicht zur Arbett zurückgekehrt ist, befindet er sich nunmehr hinter Schloß und Riegel des hiesigen Gerichtsgefängnisses. Er wird dort so lange bleiben, bis er eingesehen haben wird, daß man die Gesetze respektiren muß." Würde diese Praxis auch an anderen Orten gestattet, so brauchte man kein Gesetz über die Bestrafung des Contraktbruches aber es würde dabei vorkommen, daß ein willkürliches Aufgeben eines Arbeitsverhältnisses lebenslängliches Gefängniß zur Folge hätte.(Franks. Ztg.) Tangensakza, 12. März. Bei der Wahl 1874 fielen im hiesigen Bezirk auf unser» Candidaten 198 Stimmen, 1877 da- gegen erhielt er 757 Sttmmen. Ich theile dieses günstige Re- sultat nachttäglich nur deshalb noch mit, um daran die Be- merkung knüpfen zu können, daß dieser Stimmenzuwachs fast ohne jede Agitation erreicht worden ist, daß also die Fähig- keit zum Selbstdenken dem Volke noch nicht abhanden ge- kommen ist. SchetTenöerg, 6. März. Auch am hiesigen Orte, hauptsächlich unter den Webern, sowie auf den umliegenden Dörfern unter den Holzarbeitern nimmt der Nothstand einen immer größeren Umfang an; die Löhne sind fabelhaft heruntergedrückt und wenn z. B. ein Weber jetzt die Woche über vollauf Arbeit hat, welches Glück nur Wenigen beschieden ist, so verdient er, indem er zwei Tage für den Fabrikanten(in der Form von Vorrichten jc.) und fünf Tage für sich arbeitet(von Sonntagsfeiern kann natürlich keine Rede sein) 3-5 Mark wöchentlich. Die Zeit vor 23 Jahren, wo er noch 912 Mark verdiente und mit seiner Familie, im Vergleich zu seiner jetzigen Lage, noch ein flottes Leben führen konnte, war also eine goldene Zeit für ihn. Ein Glück für den Arbeiter ist es, daß er die Kunst zu leben oder, deutlicher ausgedrückt, zu vegettren, besser versteht, als mancher hohe Beamte, der bei wöchentlich 150200 Mark Ein- kommen immer noch darnach strebt, Gehaltserhöhung zu erringen wegen vermehrter Ansprüche, die das noble Leben an seinen Geldbeutel macht. Freilich, wenn der Arbeiter in Wort und Schrift ganz bescheiden durchblicken läßt, daß er auch wünscht, seine Lage zu verbessern, und in Versammlungen den praktischen Vorschlägen Gehör schenkt, da fallen diese Herren von dersatten Tugend" sofort über ihn her:Theiler, unzuftiedene Sippschaft, die sich nicht mucksen darf, wenn sie nicht der Gefahr ausgesetzt sein will, mit Gewalt zu Paaren getrieben zu werden, unwissender, ungebildeter Pöbel, der, von gewissen Hetzern irregeleitet, durch das Stteben nach Verbesserung seiner Lage nur immer weiter zurückkommt." So heißt es, wenn der Arbeiter, statt bei den Großkapitalisten, die trotz des Nothstandes in der Wolle sitzen, nur um eine elende Existenz zu bitten, vom Staate Rechte und Garantien fordert, damit in Zukunft derartigen Nothständen vorgebeugt und ihm eine sichere und bessere Existenz gewährleistet wird. Wie wir hören, sind auch am hiesigen Orte im Auftrage der Regierung durch die Vorsteher der Weberinnung Erhebungen über den Nothstand unter der hiesigen Weberbevölkerung gemacht worden; wir glauben, daß es bei den Erhebungen bleiben fturv, warum? Diese Frage kann sich jeder selbst beantworten, weicher