Erscheint in LeipzigMittwoch. Freitag. Sonntag.Ai»nnnnents»reiSfür ganz Teutichland l ffi, 60 Pf. proQuartal.Monats- Abonnementswerden bei allen deutschen Postanstaltenaus den 2. und 3. Monat, und aus den3. Monat belonders-angenommea-, im«Smgr. Sachsen'und Herzogth. SachsensAltenburg auch aus den lten Monatdes Quartals k b* Psg.Inseratebetr. Persammlungen pr. Petitzeile 10 Ps.,betr. Privatangelegenheiten und Feste proPetitzeile 30 Ps.VorwärtsVestellungennehmen an alle Pollanftaltcn und Buch»Handlungen des In- u. Auslandes.Filial- Expeditionen.New-Bork: Soz.-demokr. Genossen-schastsbuchdruckerei, 154 Eldridge Str.Philadelphia: P. Haß, 630 KortKS'4 Street.I. Boll, 1129 Charlotte Str.Hoboken: F. A. Sorge.Chicago: A.Lansermann, 74 ClybonmeSan Franzisco: F. Eng, 418 O'b'arreUStreet.London: Bauditz, 5 Xus« an Street,dliddleser Hospital.Gentrat Hrgan der Sozialdemokratie Deutschtands.Nr. 39.Sonntag, 1. April.1877.Wegen der Osterfeiertage fällt die nächste°«fr»,Mittwochs-Nummer aus.Die Redaktion des„Vorwärts'Vorwärts!i.„Unsere Feinde können nichts mehr thun, was nicht zu un-serem Nutzen ausschlagen müßte". So sagten wir neulich ineinem Artikel über die Reichstagswahlen. Wir wollen das Wort! von Genf,Wir findendies in der Erfahrung bestätigt. Unter den" langlebigen undgesundesten Leuten machen die Geisteshelden einen erstaunlichgroßen Verhältnißsatz aus; obwohl deren überaus viele zu allenZeiten eines gewaltsamen, unnatürlich verfrühten Todes gestorbensind. Wir führen keine Beispiele an, weil es deren zu vielegiebt, und weil die Lebensversicherungsgesellschaftcn am liebstendie gelehrte Klasse versichern, da es bei dieser das wenigsteWagniß giebt; während bekanntlich die geistig verwahrlostenKlassen die doppelte Sterblichkeit und größte Gesundheitsgefahraufweisen. Es ist auch statistisch(z. B. aus den Kirchenregisternwelche 300 Jahre rückwärts greifen) nachgewiesen,jetzt erläutern. daß mit der Geistesbildung der Klasse, des Volkes und ZeitWäre der Sozialismus das, wofür die Beschränkten und alters die Lebensdauer und Gesundheit steigt. Es ist hieranUnwissenden ihn halten— die krankhafte Ausgeburt einer An- � nichts Unerklärliches.� Wenn ein Uebermaß von Sorge, Furchtzahl krankhafter Gehirne— dann wäre die Sache sehr einfach:die„soziale Frage" würde in ein paar Jrrenhauszellen aus derWelt geschafft, ohne daß es des unter allen Umständen höchstüberflüssigen Berfolgungsapparats von Staatsanwälten,„unab-hängigen" Richtern. Polizei und schließlich Soldaten bedürfte.Da nun aber der Sozialismus, wie jeder Vernünftige undUnterrichtete weiß, nicht das willkürliche Erzeugniß einzelnerIndividuen, sondern das nothwendige Resultat der herrschendenStaats- und Gesellschaftsverhältnisse ist, so ergibt sich für jedenDenkfähigen, der das Verhältniß von Ursache und Wirkungkennt, daß die soziale Frage nur zugleich mit den herrschendenStaats- und Gesellschaftsverhältnissen aus der Welt geschafftwerden kann. Und wenn die soziale Frage auf diese Weise ausder Welt geschafft ist, dann ist sie gelöst, dann ist der Sozia-lismus verwirklicht.Doch das gerade wollen die Gegner nicht zugestehn. Sieglauben, aller Vernunft zum Trotz, die Wirkung von der Ur-fache lostrennen und jene vernichten zu können, während dieseerhalten bleibt. Sie haben sich damit von vornherein eine un-mögliche Aufgabe gestellt, und müssen natürlich scheitern.Die Ursachen wirken fort, und die Wirkungen!, weitentferntdurch die unsinnigen Bekämpfungsversuche geschwächt oder garvernichtet zu werden, machen sich immer kräftiger geltend, weilbei der reißenden Entwicklung des moderneu Kapitalismus,der Grundlage unseres heutigen Staats- und Gesellschastslebens.die wirkende Ursache reißend an rcvolutionirender Kraft zunimmt.Des verwirrenden Nebenwcrks entkleidet und dem Dunsteder Vorurtheile und Leidenschaften entrückt, ist das eine so ein-fache Wahrheit, daß jedes Kind sie begreift.Jedes Kind— bisher aber noch keine Regierung. DerSpruch: Wem Gott ein Amt gibt, dem gibt er auch Verstand,ist— das wird jeder Geschichtskundige bestätigen— nur grau-samer Spott in der Form plumper Schmeichelei; die berühmteAeußerung Oxenstierna's würde dagegen trefflich zum Motto fürunsere gewöhnlichen Geschichtsbücher passen, die ja wesentlich bloßdie Geschichte derer sind, denen Gott ein Amt gegeben hat. Soweit uuser Blick zurückreicht, von der grauenBorzcit bis in die Gegen-wart, überall und in allen Perioden dasselbe Lied: die Bevorzugtenoder sich für bevorzugt Haltenden strampeln mit Händen undFüßen gegen jede ihnen unbequeme Neuerung und— machensich lächerlich. Freilich die Lächerlichkeit ist gar oft, ja meistensin Blut getaucht, was indeß die Lächerlichkeit nicht aufhebt. Mankann ein großer Verbrecher, ein Scheusal sein, und dennoch einlächerlicher Tropf. Tie Beispiele sind zahlreich wie Brom-beeren.Herrschende Personen und Klassen sind der Ausdruck, dasProdutt der herrschenden Verhältnisse, aber nicht deren Urheberund Beherrscher. Mit der Umgestaltung der Verhältnisse ver-lieren sie die Bedingungen ihrer Herrschast. Sie schwimmenmehr oder weniger geschickt im Strom der allgemeinen Entwick-lung, der fie schließlich begräbt oder irgendwo auf den Sandwirft, aber durch keine Herrschergewalt der Herrschenden rückjll,läufig gemacht werden kann. Der Strom fließt ruhig weiter,)�ob die Lenker des Staatsschiffs rechts oder links, nach hintenjoder nach vorn steuern. Und fällt's ihnen ein, ihm gar denWeg zu verlegen— je nun, so ist das sehr schlimm für disHerren Wegeverleger und Wegelagerer.Betrachten wir das römische Weltreich: sobald die Zersetzungder alten Gesellschaft einmal begonnen hatte, da war kein Auf-halten mehr. Mächtigere, mit unumschräntterer Gewalt ausge-stattete Monarchen haben nie gelebt, als die römischen Cäsaren,und wie ohnmächttg waren sie! Nie hat die Ohnmacht des In-dividuums sich klassischer manifestirt.Es waren talentlose Männer unter ihnen, und Männer vonhöchster Begabung; Schurken und edle Charaktere: und alle im-�ollbesitz staatlicher Omnipotenz. Wohlan— ob Dummkopfoder Genie, ob Wicht oder Held, es war vollkommen gleich-gültig für die allgemeine Entwicklung; die Auflösung des Römer-reichs vollzog sich mit der ehernen Regelmäßigkeit des Schick-mlz absolut unbeeinflußt durch den Willen der herrschendenPersonen. Gegenüber der Logik der Thatsachen wurde diei�mmpoteuz(Allmacht) der Herrscher zur kläglichsten Impotenz(�ynmacht). S»>oar es, so ist es(wer erinnert sich nicht de�bald!jung» Elegien des omnipotenten Fürsten Reichslanzlers?), so|_und Schrecken plötzlichen Tod nur zu oft im Gefolge hat, immeraber rasch altert und die Gesundheit untergräbt; wenn andrer-seits die Heiterkeit schon nach dem allgemeinen Volksglaubendas Leben verlängert, und wenn bekanntlich die weisesten Men-schen unerschütterlich heiter und wohlgemuth sind, so sind dieseund ähnliche Thatsachen ebensoviel Beweise, daß unser Leib sichblos dann ganz wohl befinden kann, wenn seine geistige Thätig-kcit nicht verkümmert wird, daß also auch die Bevölkerung(innerhalb heilsamer Grenzen) und die leibliche Leistungsfähigkeitnur mit der Zunahme der Geistesausbildung wachsen kann. Mitandern Worten: die geistige Thätigkeit ist ein organisches Be-dürfniß für jeden Menschen. Sie würde sich nie in der Ge-schichte entwickelt haben, wenn es nicht so wäre. Das Entstehenvon Nerven und von Gehirn in der Thierwelt— und ohnesolche hätte keine� Pflanzenwelt sich entwickeln könnenTer Kamps um's Dasein in der Menschenwelt.(Schluß des Artikels l.)eine.. PBBHmußte, sobald eine Thierart den aufrechten Gang und dieMöglichkeit von mannigfachen Stimmwcrkzeugen durch ihreLebensbedingungen erwarb(und zwar in einem ausnahmsweisegünsttgen Falle), eine wachsende geisttge, freie Thätigkcft erzeugen,auch ohne daß die Natur einen Zweck verfolgte. Es entstandimmer nur, was unter den veränderten Lebensbedingungen ent-stehen konnte, und die Veränderung derselben vernichtete immerweit mehr Lebewesen, als sich der Neuerung anpassen konnten.Nach dem Naturgesetz der Erhaltung der Kraft geriethen diewenigen Verschonten in den Besitz angemessener Organe undVerrichtungen. Die aufsteigende Stufenreihe der Lebewesen istnur vom menschlichen beschränkten Gesichtspunkte aus eine Ver-vollkommnung, weil sie seiner Selbstsucht durch den Wahnschmeichelt, die Natur habe auf sein Entstehen hingearbeitet;von der naturwissenschaftlichen Betrachtung aus giebt es in derNatur blos gleichwertige Entwicklung, und es ist der Menscheher das Stiefkind der Natur, welches ihr ein Schnippchenschlägt und über den Kopf gewachsen ist, weil es ihre Gesetzeerkennen und sie sich dienstbar machen gelernt hat.Es kommt hier ein neues Naturgesetz in Betracht, das zuerstvon Hegel voll gewürdigte Gesetz der Wechselwirkung. Wennzwei Naturgesetze einander in die Hand arbeiten, so verstärktsich die Gesammtwirkung nicht arithmetisch, sondern quadratisch.Wenn z. B. eine fast stets gleiche Windrichtung in einem Landeden Regenfall und Pflanzenwuchs verkürzt, so strahlt der starkbesonnte Boden alle empfangene Wärme und Feuchtigkeit sofortwieder in die Luft aus, daß sie vom Winde entführt werden,und es entsteht steigende und sich ausbreitende Wüstenbildung.Wo dagegen regelmäßiger Regenfall den Boden dicht bewaldet,verdunstet die Bodenfeuchtigkeit nur langsam und regelmäßigund veranlaßt häufige Gewitter, also immer üppigeres Wachs-thum. Ganz so beim Menschen. Einmal der Anfänge derSprache mächtig, ist keine Schranke seiner geistigen Ausbildungmehr vorhanden, weil er seine Erfahrungen vererben, und weiljedes nachgeborne Geschlecht mit größeren Bildungsmitteln weiterarbeiten, die Naturgesetze listtger ausbeuten und beherrschen.ernt. Der größten lähmenden Roth einmal durch die Anfängedes Denkens entwachsen, wird alle weitere Roth ein Sporn zumFortschritt, wenigstens für Alle, welche etwas denken gelernthaben— anfangs freilich nur äußerst Wenige, aber mit jedemneuen Geschlechte vielfach Mehrere.Das vierte unserer kulturgeschichtlichen Gesetze ist nun eingemeinsames Ergebniß der drei erkannten. Es lautet: in derUrmenschheit sind die natürlichen Lebensbedingungen allein maß-gebend, und alles Entstehende muß aus diesen erklärt werden;mit den Anfängen der Sprache entwächst der Mensch ganz all-mählig dem bloßen Naturzwang, wird gradweise fteier undlernt die Natur erkennen, beherrschen und zu seinen Zweckenveredeln. Indem er seine Lebensbedingungen frei sich anpaßt,und sich ihnen anpaßt, hört die Abstammung auf, einen über-mächtigen Einfluß auf ihn zu üben, und es beginnt die Kultur,das Denken als neues menschliches Lebensgcsetz. Zuletzt schreitendarin ganze Völker und Rassen soweit fort, daß sie allein dieErde bevölkern, sich alle von ihren Denkirrthümern befreien,also auch bewußtvoll alle schädlichen Einseitigkeiten des Leibes-und Geisteslebens abstellen, und alle wahrhaft glücklich werdenkönnen. Das goldne Zeitalter soll erst noch kommen— undAusudsrankreich.Avignon, 23. März.Die großartigen Erfolge der deutschen Sozialdemokratie habenauch mich angenehm überrascht, und längst schon hätte ich meinerVerfolgen wir die Untersuchung weiter, um ein neues Natur-; Freude Ausdruck verliehen, wenn nicht mein tückisches Schicksalge'ctz der Bevölkerung und Menschenentwicklung zu entdecken, mir wiederum einen Strich durch die Rechnung gemacht hätte.°enn wir treten hier auf noch wenig betretenen Grund. Da Ich habe Lyon seit einiger Zeil verlassen und befinde mich jetztver Mensch ein geisttges Wefen ist, so muß seine Geistes- provisorisch in der alten Residenz so vieler„verunglückter"Udung auf seinen Organismus eine fördersame Einwirkung Päpste.Wenn je das alte lateinische Wort:„tempora mutantur et] dos mutarnur in illis"(Die Zeiten ändern sich und wir ändernuns in ihnen) auf Wahrheit Anspruch machen darf, so ist eszweifelsohne der Fall hinsichtlich der Bewohner des Vaucluse-Departe-ments und seiner Hauptstadt Avignon. Bei jedem Schritt, den manauf diesem alten Boden päpstlichen Exils thut, wird man unwill-kürlich an die lange Schreckensherrschaft des Mittelalters erinnert.Folterkammern, Thürme, von denen die ketzerischen Protestantenzu Ehren Gottes und der Jungfrau Maria herabgestürzt wurden,l owie die Reste eines kürzlich aufgefundenen unterirdischen Ganges,der die ehemalige Wohnung der Päpste mit dem NonnenklosterVilleneuve verband, legen heute noch lebhaft Zeugniß von derasketischen Moral unserer christlichen Vorfahren ab. Selbstnoch im ersten Viertel unseres Jahrhunderts war hier derchristlich-royalistische Fanatismus mächtig genug, um den Mar-schall Brune— einen Bonapartisten— straflos lynchen(durchLynchjustiz massakriren) zu können! Doch seitdem ist manchesanders geworden. Die Royalisten haben sich murrend in ihreSchlupfwinkel zurückgezogen, und das Morgenroth einer besserenZukunft ist auch über die Fluren des Vaucluse hereingebrochen.Bei den jüngst hier stattgefundenen Parlamentswahlen ist es denunsäglichen Anstrengungen der Demokratie gelungen, Saint-Martin, den Ex-Redakteur der„Rövolution" zum Deputirtenzu wählen. Die conservativc sowohl, als auch die„republi-kauische" Bourgeoisie hat alle Hebel in Bewegung gesetzt, umden Wahlsieg des radikalen Candidaten zu vereiteln. Doch ver-aebens. Trotz Arbeitsentlassungen, schmähenden Flugschriften undhirnverbrannten Drohungen gelang es St. Martin, mit einerMajorität von 605 Stimmen beide Gegner aus dem Felde zuschlagen. Das von den Herren Fabrikanten beliebte Mittel, ihreLohnsclaven wegen sozialistischer und revolutionärer Gesinnungvon der Arbeit zu entlassen, ist auch hier in großem Maß-stabe angewandt worden. Unter anderen entließ ein gewisserPascal nach der Wahl seine sämmtlichcn Arbeiter, die fürSt. Martin gestimmt hatten. Dieser Pascal ist Großfabrikant,Philanthrop und Bourgeoisrepublikaner! Sic sehen, die HerrenBourgeois haben da ein ganz eigenthümliches Mittel, um derallgemein herrschenden Hungersuoth vorzubeugen, die schonohnedies hinreichend durch die kapitalistische Produktionsweisebedingt wird.— Hätten wir hier nur eine Arbeiterpresse, wiebei Ihnen in Deutschland, es würden Sachen an's Tageslichtbefördert werden, von denen das große Publikum keine Ahnunghat.— Das Baucluse-Departement, das gegenwärtig im Par-lament durch zwei Sozialisten: Naquet und St. Martin ver-treten ist, gehört jedenfalls mit zu den besten in Frankreich.Die Landbevölkerung ist durchgängig republikanisch und würdesich entschieden zu sozialdemokratischen Prinzipien bekennen, wennnur ein Organ vorhanden wäre, um die Landarbeiter über ihrewirklichen Interessen aufzuklären.— Die kleine kaum 30 Min.von Avignon entfernte Bauerngemeinde Belle ron ist ein Musterdemokratischer Gesinnungstüchtigkeit. Gestimmt wird dort nurfür die Candidaten der äußersten Linken, getauft und kirchlichbeerdigt gar nicht. Die Kirche steht selbstverständlich leer und wirdhöchstens von einigen Beamten, dem Küster und dem Pfaffenbesucht. Die Bewohner Vellerons zeichnen sich im Uebrigendurch Arbeitsamkeit, Gastfreundlichkeit und Ehrlichkeit aus.Der Jahrestag der großen proletarische» Revolution istauch heuer an mehreren Orten Frankreichs gefeiert worden. Hierin Avignon wurde am 18. März im„Cercle Röpublicain" einBanquct nebst Ball zum Besten der nothleidcnden Arbeiter ver-anstaltct. Bei dieser Gelegenheit wurden auch mehrere Toasteauf die im Kampfe gegen die Versailler für die Republik ge-fallenen Communards, sowie auch auf die Völkerverbrüderungausgebracht.Nächsten Sonntag, den 25. März, findet in Bordeaux eineNachwahl zur Nationalversammlung statt. Von der Demo-kratie sind zwei Candidaten aufgestellt: Louis Mie, Candidat derradikalen Partei(Farbe Ledru Rollin), und Castaing, Sozialist-Revolutionär. Ich halte den Sieg des Arbeitercandidaten leiderfür unwahrscheinlich, weil das Stadtviertel, in dem gewähltwerden wird, großentheils von Bourgeois bewohnt ist. DerWahlsieg Castaing's wäre aus zwei Gründen um so Wünschens-werther: erstens weil er als Arbeitercandidat mehr Garantienfür eine ernstliche Vertretung der Proletarierinteressen bietet,und zweitens weil die ohnehin dürftia-sozialistischc und energie-lose äußerste Linke durch einen entschiedenen Revolutionär ver-stärkt werden würde. Während in Deutschland die Abgeordnetender Sozialdemokratie gewissermaßen an der Spitze der proletari-schen Bewegung stehen, der sie als öelaireurs(Plänkler undVortrab) vorangehen— sind wir hier in Frankreich fortwährendgenöthigt, unsere 26 Deputirte der äußersten Linken zum Ha»-dein anzutreiben. Mit anderen Worten: die Wähler sindhier radikaler als die Gewählten.Gestatten Sie mir noch zum Schluß folgende ergötzliche Ge-schichte:„Napoleon lV.", genannt Velocipotassium der Lang-ohrige, hat neulich ganz gemüthlich mit Frau Mama(Eugenie)Frankreich bereist. Um einer etwaigen Interpellation unsererbocksbeinigen Linken zu entgehen, behauptet zwar der salbungs-volle Jules Simon, daß man die Frau des Herzogs AudiffretPasquier für Madame Eugenie gehalten und somit einer optischenTäuschung erlegen sei. Ich glaube indeß an keine optische Täuschung.Einer meiner intimen Freunde war am Avignoner Bahnhof, alsdie„hohe" Dame durchreiste, und behauptet aufs Bestimmteste,die langen Ohren des Kaiserbuben wahrgenommen zu haben.Wäre 1869 der Rath Felix Pyat's befolgt worden, als er—ich glaube es war im„Rappel"— schrieb:„il ne kaut qu'unpeu de plornb pour tuer un hornrae,.... et dire que Bona-parte est vivant"(zu Deutsch:„ein wenig Blei genügt, umeinem M das Lebenslicht auszublasen,.... und dennoch