wir auf, in unfern Berein zu treten. Euch anzuschließen dem Heer der Krieger für das Wohl des Volkes, für das Wohl des ganzen Menschengeschlechts. Und also sprechen wir zu Euch: Bald werden alle Geschlechter der Erde sich vereinigen, die Pro- letarier aus allen Erdwinkeln werden zusammenwirken, um die Lohnarbeit zu beseitigen und den Moloch von seinem Thron zu stoßen. Die unterdrückte Race wird ihre Freiheit und Recht er- ringen, die soziale Revolution wird die rothe Fahne erheben und ihr Programm ist: Gemeinsame Arbeit, gemeinsamer Besitz, freier Bund aller Arbeiter, freie Conföderation aller Völker der Erde." Unterzeichnet ist das Schriftstück:Die dem Hause Israel  Wohlgesinnten." CorresvonöeKzeK» Kannover, 22. März.(Zur Beachtung für Former und Eisengießer.) Werthe Genossen! Seit voriger Woche ist auch hier wieder das Camphauscn'sche Rezept in Anwendung gebracht worden und das in ziemlich starker Form. In dem hiesigen Guß- und Walzwerk(früher Bernsdorf   und Eichwede) begnügt man sich nicht mit 10 bis 12 pCt. Lohnabzug, sondern man hat an Accordsätzen 1820 pCt. und den im Lohn Arbeitenden 1 Thlr. bis 1 Thlr. 5 Sar. pro Woche abgezogen. In Folge dessen und da der Lohn ohnehin schon schlecht genug stand(im Durchschnitt 25 Sgr. pro Tag für Schlosser und Former) haben sämmtliche Former die Arbeit gekündigt, da es unmöglich ist, bei den hiesigen Verhältnissen mit einem solchen Lohnsatz auszu- kommen. Es wird deshalb gebeten, den Zuzug von Formern so viel wie möglich von hier fern zu halten. Angesichts der oben angeführten Gründe ist es die Aufgabe aller Derer, die, soweit es noch nicht geschehen, sich der Metall- arbeitcr-Gewerkschaft anzuschließen, damit es uns endlich möglich wird, in geschlossenen Reihen den Uebergriffen unserer Gegner einen Danim entgegen zu setzen. Denn vereinigt sind wir alles, vereinzelt sind wir nichts. I. A.: A. Deckert. F. Eichenberg. Alle Arbeiterblätter werden gebeten, obiges in ihre Spalten aufzunehmen. Vorzüglich dasPanier". Hasset, 23. März. Da der erste Grundsatz eines jeden Menschen der der Selbsterkenntniß ist, so erregt es unser auf- richtiges Bedauern, daß dieser Grundsatz von unseren Gegnern so wenig befolgt wird; aber doppelt bedauern wir, daß der traurige Ruhm, den sich ein Unruh, ein Treitschke, durch ihre Sozialistenfresserei errungen haben, Leute wie Kutschbach nicht zur Ruhe kommen läßt. Wenn wir sehen, welche verzweifelten Anstrengungen der liberaleNeue freie deutsche Arbeiterapostel" macht, den Ruhm und den Glanz der Namen Schulze, Unruh, Hirsch zu verdunkeln, so haben wir wenigstens das beruhigende Bewußtsein, seinerzeit alles gethan zu haben, um ihn von diesem Größenwahn zu heilen. Doch wem nicht zu rathen ist, dem ist auch nicht zu helfen. Der große 5lutschdach, welcher schon vor drei Jahren in Folge einer Reise in's Ausland sich seiner meistensozialen Bücher" entäußerte, mußte vor den Wahlen, um mit Psannkuch zu disputiren, die gewiß geringe Ausgabe von 3 Mrk. 30 Pf. machen, um durch Anschaffung diverser sozialer Broschüren seine Lücken im Begreifen des So- zialismus ausfüllen zu können. Was, Lücken sagen wir? Nein, nicht Lücken sind'S, sondern eine bodenlose Unkenntniß auf dem Gebiete der Nationalökonomie ist es, welche Kutschbach die unglückliche Idee eingab, sich auf's Neue durch seinen längst er- schienenen AufrufAn das deutsche   Volk zur Gründung einer neuen freien deutschen   Arbeiterpartei" vor den deutschen   Arbei- tern, sowie vor allen Einsichtsvolleren unsterblich zu blamiren. Die jüngste Zeit ist zwar reich an Literatur zur Vernichtung der Sozialdemokratie, aber bis heute ist uns noch kein geistig ärmeres Machwerk zu Gesicht gekommen, als der von Herrn Kutschbach im Auftrag des provisorischen Comitss ver- faßte Aufrufzum Beitritt zur neuen freien deutschen   Arbeiter- Partei, behufs erfolgreicher Bekämpfung der Sozialdemokratie." Da die Broschüre bereits signalisirt war, so waren wir auf deren Inhalt äußerst gespannt, wurden aber auch um so ärger enttäuscht. Denn nach den gehegten Voraussetzungen kann der Verfasser alles, aber nur keine Arbeiterpartei zu Stande bringen. Der Zweck der Broschüre ist nach dem Ausspruch des Verfassers eine Organisation allerreichstreuen" Elemente zu schaffen, die der als mustergültig hingestellten sozialistischen   ebenbürtig zur Seite stehe, resp. dieselbe überflügele. Weil der Verfasser aber euch weiß, daß heute fast ausschließlich nur die sozialistischen  Angelpunkt der Frage. Woher soll die Arbeitskraft erlangt werden, welche den durch den Krieg verlorenen Wohlstand wieder ersetzt? Jene Länder sind mit Sumpflüften(mal-rria) ge­schwängert und können nicht durch weiße Arbeiter cultivirt werden. Der Neger wird sich nie(?) als ein betriebsamer Bürger be- währen, es sei denn daß seine Umgebung der Mehrzahl nach aus Weißen besteht. In jenen malarischen Regionen aber wird das nie der Fall sein. In China   und Japan   giebt es heute Millionen geschickter Arbeiter, bereit und fähig zu arbeiten, die die ohnehin schon dichte Bevölkerung durch ihre Fortpflanzung noch mehr ver- mehren. Durch gelegentliche Schriften von Reisenden wird uns Kunde gegeben von deren Lebensweise, Geduld(I) und besonderen Eigenthümlichkeiten. Und ohne gerade Propheten zu sein, glauben wir die Hand des Allmächtigen zu erkennen(!)» der uns im Laufe der Ereignisse jene Schaaren zuführt, um unser Land zu bevölkern. Hunderttausende dieser fleißigen Leute haben sich im Westen Amerikas   niedergelassen. Sie sind mit der Anbauung von Zucker und Baumwolle vertraut, sie sind kräftig, arbeitsam und frugal(!) ja sie schränken sich bis zum Aeußersten ein, sie verdrängen alle Albeiter, wo immer ,sie sich niederlaffen; und jetzt, da die chinesischen Thore für die sich Entfernenden geöffnet und die Schwierigkeiten beseitigt sind, ist es ihnen un- benommen, sich als treffliche Colonisten für unser Land zu be- währen. Es ist wahr, der Chinese ist hinterlistig und von versteckten: Wesen, möglicherweise aber nicht mehr als der übrige Rest der Menschheit, und die tägliche Erfahrung im Leben zeigt uns, oa6 das Herz des einen Menschen trügerischer gestaltet tst, wie das des andern. Ein natürlicher Trieb wird icde Umalgamirung(Vermischung) der afrikanischen mit jeder andern Race hindern und über kurz oder lang die Erstere gänzlich aus dem Lande verdrängen. Wer wird ihr folgen? Wird die Ein- führung der Mongolen in ihrer gemischten Reinheit(?) und ihrer halben Civilisation uns die bitteren Erfahrungen versüßen, welche wir seit den letzten zehn Jahren gemacht haben? Wir glauben nicht und befürchten ebenso wenig, daß sie dazu bestimmt sind, sich über unser Land zu ergießen, wie das seit Jahren im Norden von weiten der Europäer   geschah. Reiseverbindungen würden bald hergestellt sein durch die Bahn von San Francisco   über New-Mexico   nach Texas   und Arbeiter aufgeklärt und infolgedessen thatkräftig und opfermuthig sind, so kalkulirt er, solche Arbeiter muß ich auch haben, wie aber kriegen. Nichts leichter als dies. Die neue freie deutsche  Arbeiterpartei wird einen ungeahnten Aufschwung nehmen, wenn die Massen von Arbeitern, denen der Terrorismus der Sozial- demokratie längst zuwider ist(wer lacht da?) und einen festen Rückhalt in einer Organisation haben, deren Hauptführer Kutsch- bach-Nippold sind. Da Kutschbach nun eingesehen hat, daß unter den Arbeitern Cassels keine Gimpel mehr zu fangen sind, so beabsichtigt er, auf unfern Dörfern den Bauernfang zu betreiben. Herrlich, unsere Parteigenossen auf den Dörfern brennen vor Begierde, unfern modernen Gesellschaftsretter würdig zu em- pfangen. Um die Harmonie zwischen Kapital und Arbeit zu befestigen, und um die Arbeitgeber zum Beitritt zu bewegen, sollen die in der neuen freien deutschen   Arbeiterpartei organi- sirten Arbeiter wenn je die sozialistischen   Führer einen Strike provoziren sollten sofort zur Unterstützung der in der neuen freien deutschen   Arbeiterpartei vereinigten Arbeitgeber verwandt werden. Max Hirsch   hat zwar schon manchen possierlichen Bock- sprung gemacht, aber das hat er denn doch noch nicht fertig gebracht. Der herrlichste Gedanke Kutschbach's, unstreitig durch die herzlichen Händedrücke der Abgeordneten Wehrenpfennig, Schulze, Laster, die alle die Unterstützung versprochen, gezeitigt ist der Schluß der Broschüre:Alles, was bis heute noch nicht sozialistisch angefressen ist" in einer strammen, der sozialistischen  Organisation daß bei uns, Dank Tessendorff, eine solche gar nicht existirt, scheint der große Denker gar nicht zu wissen affenartig nachgeahmten Bereinigung zu organisiren. Wüßten wir nicht, daß dies Beginnen nutzlose Liebesmüh ist, wir würden Kutschbach für diese eine That ewig dankbar sein, denn der Kampf wäre für uns bedeutend vereinfacht. Iriedöerg i. K., 24. März. Der Bericht des Herrn L. F., einer uns völlig fremden Persönlichkeit, leidet zum mindesten an Uebertreibung. Der sonstigen Unrichttgkeiten nicht zu gedenken, müssen wir nur constatiren, daß die Gründung der hiesigen Arbeiter- Krankenunterstützungskasse mit sozialistischer Agitation eben so wenig wie mit liberaler zu thun hatte; ferner daß die- jenigen Herren, welche sich das eigenthümliche Vergnügen machten uns zu stören, gewiß nicht von den hiesigen Liberalen geschickt waren, denn das sind wir überzeugt, die Leiter des liberalen Wahlvereins dahier sind denn doch zu gebildet, um zu solchen Mitteln zu greifen. So wenig uns als Parteigenossen ein unüberlegter, wohl gar in angetrunkenem Zustande verübter Streich irgend eines sich Sozialist Nennenden aufgehalst werden kann, ebensowenig dürfen wir dies einer anderen Partei gegenüber zu thun uns erlauben, wenn wir nicht Beweise in der Hand haben. Das möge sich Herr L. F. merken. Wir wollen und müssen mit ehrlichen, anständigen Waffen vor unsre Gegner treten; wer dann in dem Kampfe, mit solchen Mitteln geführt, geschlagen wird, gut, der unterliegt ehrlich. Möge man doch bedenken, daß wir einen Prinzipienkampf auszufechten haben, in dem Personen jedem denkenden Menschen gleich Null sein müssen; aber ausgekämpft wird er werden, das ist nun einmal Natur- gesetz. Darum rufen wir den Liberalen zu:Raum Ihr Herren dem Flügelschlag freier Seelen." Den Sozialisten aber möge dieser Vorfall dazu dienen, mit Leuten, welche Skandal provoziren wollen, sich nie mehr einzulassen. Im Auftrage der hiesigen Mitgliedschaft: Lorenz Berg. Mainz  , 19. März. Die gestern abgehaltene Märzfeier verlief in wahrhaft würdiger und erhebender Weise. Die Loka- litäten derUnion  " waren überfüllt. Die rothe Fahne der Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit schwebte zu Häupten der Versammlung. Herr Jöst hielt die den Ursprung und die Be- deutung des Tages erläuternde Festrede, deren fesselnder Inhalt und schwungvoller Vortrag ungetheilten Beifall hervorriefen. Einen Sturm von Enthusiasmus erweckten die Worte eines kräf- ttgen Veteranen der Freiheit, eines Barrikadenkämpfers von 1848, der hierauf die Tribüne bestieg, jene denkwürdigen Ereig­nisse schilderte und sie als Reflexlichter auf die Gegenwart wirken ließ. Weitere Reden und zahlreiche deklamatorische Vorträge wechselten sodann mit den musikalischen Leistungen des sozialisti- schen Arbeitergesangvereins ab, die sich durch gutgewählte Piken und präzise und gerundete Ausführung auf das Vortheilhafteste auszeichnet. Erst spät nach Mitternacht   verabschiedeten sich die älteren Festgenossen.(Mainzer  Volksstimme".) Coburg  , 18. März. Wie an so vielen Orten des deutschen Reichs schließt auch hier der Wahlkampf mit einem Prozeß ab. In unserem Wahlaufnife hatten wir hervorgehoben, daß durch- schnittlich jeder Familienvater von 5 Köpfen 52'/, Mark Reichs- New-Orleans. In kaum zwölf Monaten würde dieses zähe Volk die South-Pacific-Rail-Road construirt haben, und wenn diese vollendet, wäre jedes Hinderniß für die Emigration beseitigt. Der Chinese arbeitet besser(?) und billiger als der Neger. Der südlichePlanter"(Pflanzer) aber, dessen Aecker unbearbeitet sind, verlangt nichts als billige und fleißige Arbeiter. Unser Volk(welches?) wird diese Probleme schon zu lösen wissen, wenn der Tag dazu kommt." (Schluß folgt.) Ein patriotischer Buchbinder in Berlin   brachte zu Kaisers Geburtstag folgendes Transparent: In Pappe und Kleister Da bin ich wohl Meister, Kann Deutschland   im Kleinen Durch Kleister vereinen. Doch Wilhelm mein Kaiser Ter war noch viel weiser! Er hat mich bemeister», Im Großen gekleistert. Es half ihm der Bismarck  , ein tapfrer Gesell, Der rührte den Kleister und macht' das Modell. Dann ging er an's Kleben und eh' wir's gedacht, War unser lieb' Deutschland   schon einig gemacht. Hoch lebe mein Kaiser, mein Meister und Held, Auch wenn es den Schwarzen so recht nicht gefällt. Fest sein wie Eisen und munter bei 80 Ist auch nicht von Pappe wahrhaftig das macht sich." Die Vergleichung des deutschen Reiches mit einem Werke von Pappe und Kleister(bemerken dazu dieBraunschweiger Leuchtkugeln") ist etwas zweideutig. Ein boshafter K»pf könnte derselben leicht etwas anhängen, z. B. folgenden Vers: Doch kommt'mal ein Regen oder kommt ein Sturm, Da sinkt oder stürzt der gekleisterte Thurm; Die Macht und Herrlichkeit ist dann aus: Man gründet kein Reich wie ein Kartenhaus. ! steuern zu zahlen hätte für Militär, Marine u. s. w. Da fand sich der Redakteur desSprechsaal"(Jakob Müller heißt der Mann) bewogen, zu erklären, daß das Uebertreibungen wären; er ging sogar so weit zu behaupten, Bebel habewissentlich" die Zahlen gefälscht, und sagte unter anderm: Da die Dummen nicht alle werden, so werde es schon noch Gimpel geben, die auf den Leim des sozialisttschen Wahlcomitös gehen werden. Wir erwiderten, er könne nicht lesen, trotzdem er Redakteur sein wolle, aber er belehre uns in der That, daßdie Dummen nicht alle werden". Nun ließ er einen Artikel in derCoburger Zeitung" los, in welchem der Herr Müller maßlos schimpfte. Er nannte unsSpießgesellen, die aus schmutzigen Quellen und von ver- kommenen Subjekten schöpften". Wir konnten den Wählern gegenüber uns dies nicht gefallen lassen und wurden klagbar gegen Müller. Am 14. d. M. fand Hauptverhandlung statt. Wir erklärten, daß die Quelle, aus welcher wir geschöpft, das Reichskanzleramt wäre, und fragten nun, ob etwa dies eine schmutzige Quelle sei? Der Unterzeichnete konnte dies um so sicherer fragen, da er den Etat für 1376 vom Parteigenossen Liebknecht sich hatte schicken lassen. Der Anwalt des Müller hatte Gegenklage erhoben, weil wir Müller als dummen Menschen hingestellt hätten, ferner, weil wir denselben als gesinnungslosen Menschen bezeichnet hatten; er entschuldigte Müllcr's Schimpferei damit, daß wir die Handwerker und Bauern hätten täuschen wollen. Die Zahlen konnten natürlich vom Anwalt des Müller nicht angefochten werden und wurden daher vom Richter als richtig anerkannt. Mit der Täuschung war es also nichts. Die Wandelbarkeit Müllcr's wies Unterzeichneter insofern nach, als er den Beweis erbrachte, daß Müller früher dem Arbeiterverein angehört hatte, nachdem Letzterer sich der sozialdemokratischen Partei schon angeschlossen hatte, und daß Müller an dem ein- gegangenen demokratischenCoburger Volksblatte" Mittheilhaber und Mitarbeiter war. Also auch in diesem Punkte konnte der Richter die Gegenklage nicht berücksichtigen. Nun kommt aber das eigentlich Charakteristische an der Sache. Trotzdem der Richter unsere Lesart als die richtige anerkannte, erklärte er, weil wir Müller öffentlich als dummen Menschen bezeichnet hätten, seien wir der Beleidigung für überwiesen zu erachten. Und doch hatten wir ganz dieselben Worte gebraucht, welche Müller uns gegenüber gebraucht hatte. Müller wurde zu einer Geldstrafe von 50 Mark und in die halben Kosten, wir dagegen in eine Geldstrafe von je 10 Mark und in die andere Hälfte der Kosten verurtheilt. Meine Mitvermtheilten sind Kempf, Seiler und Göpfert. Ja, so geht es. Hätten wir von der obersten Reichsbehörde so gesprochen wie Müller, was hätte man mit uns gemacht? Müssen wir also noch, weil Müller nicht richttg zu lesen versteht und die zwei Spezies Addiren und Dividiren für denselben spanische Dörfer zu sein scheinen, 40 Mark be- zahlen! Th. Simon. Mannheim  , 26. März. Auf dem II. Pfälzisch-Badischen  Arbeitertag wurde folgende Resolution einstimmig angenommen und das Bureau beauftragt dieselbe sofort zu veröffentlichen. Resolution: In Erwägung, daß mit jedem Sozialistencongreß eine größere agitatorische Thätigkeit verbunden ist, die der Entwicklung des Sozialismus in der betreffenden Gegend nur förderlich sein kann; in Erwägung, daß speziell in Süddeutschland eine solche Agi- tation nicht allein erwünscht, sondern geradezu nothwendig ist, um der Ausbreitung unserer Idee auch hier den gewünschten Erfolg zu verschaffen; in fernerer Erwägung, daß alle Gründe, die für das Ab- halten des Congresses in Gotha   sprachen auch für Süddeutsch- land, speziell für Baden zutreffen(z. B. unser freies Vereins- und Versammlungsrecht), ein wiederholtes Tagen an einem und demselben Orte aber nicht thunlich erscheint, da die geographische Lage des Ortes auf die Beschickung des Congresses von Ein- fluß ist, spricht der Arbeitertag den Wunsch aus:der nächste Sozialistencongreß möge in Süddeutschland stattfinden" und schlägt Mannheim   als den geeignetsten Ort vor. Diese Resolution soll sofort an den Vorstand der Partei, sowie an das CenttalorganVorwärts" und alle süddeutschen Parteiblätter behufs Veröffentlichung abgeschickt werden. Im Auftrage des Bureaus: Mai, Schriftführer. Ottenburg  , 21. März. Unsere Versammlungen erfreuen sich jetzt einer lebhaften Theilnahme. Die letzte wurde am 19. März abgehalten, in der ich zum Gedächtniß der Pariser Commune  - Erhebung einen Vortrag hielt, über den ich hier nicht berichten würde, wenn er nicht durch die Opposition eines Gegners einige Bedeutung erhalten hätte. Es waren nämlich mehrere Mitglie- der des liberalen städtischen Vereins anwesend, deren Worfführer, Herr Kalifmann Wagner, mich zu widerlegen suchte. Er nannte zwar meinen Vortrag fließend und elegant, wohl aber weniger um mir ein Compliment zu machen, als vielmehr um anzu- deuten, daß er noch fließender und eleganter zu sprechen ge- denke, um mich ganz in den Schatten zu stellen. Er fuhr dann fort, imVorwärts" hätte er unsere Beschwerde über die Lokal sperre gelesen, da er aber annähme, daß es der liberalen Partei gelingen würde, uns durch Gegenübertreten in einer größeren Versammlung alle unsere Anhänger zu entreißen, wolle er seinen ganzen Einfluß aufbieten, uns ein entsprechendes Lokal zu ver­schaffen. Daß es nicht so leicht sei, mit uns fertig zu werden, zeigte ich dem Herrn in meiner Replik, woraus er erklärte, zu meiner Widerlegung kein Material mitgebracht zu haben und entfernten sich die Herren noch lange vor Schluß der Versamm- lung. Soviel aber steht fest: Diese Herren haben versprochen, uns ein größeres Lokal zu verschaffen und uns gegenüber zu treten. Ich habe den Herrn Wagner auch gleich beim Wort genommen und hoffe ich, nächstens über eine Disputation niit den Liberalen berichten zu können. Ob' diese Herren aber nicht an ihrem Fiasko in dieser kleinen Versammlung sich begnügen werden? Ob sie wirklich versuchen werden, uns die 900 Wähler zu entreißen? Und setzen wir nicht das Leben ein, Nie wird uns das Leben gewonnen sein!" deklamirte der Herr Reichstagsabgeordnete Wagner neulich mit großer Emphase und sie klaffchten ihm Beifall. Ob die tapferen und muthigcn Herren vom städtischen Verein ihr Leben einsetzen, ob sie ihr Wort einlösen werden? Hugo Grunwald. Langcnviekau, 26. März.(Prozeß.) Sonnabend, den 24. ds. stand vor dem Kreisgericht in Reichenbach Termin an wegen Verbreitung des Artikels aus der Agitationsnummer: Was wir wollen". Angeklagt waren im Ganzen 37 Personen. Die ersten 11 davon gehörten dem Arbeiterwahlcomite an und waren der Be- hauptung und Verbreitung wissentlich erdichteter und entstellter Thatsachen, 25 blos der Verbreitung und Ramm aus Leipzig  der Verletzung des Preßgesetzes beschuldigt. Des letztern Ver­gehens waren auch alle übrigen angeklagt. Außer§ 131 sollte auch noch der Haß- und Verachtung?- Paragraph 130 verletzt sein.