ren, tragen die wesentlichste Schuld an der Krisis."—Merkt's(Such, Ihr Herren, die Ihr nur für lange Arbeitszeitund niedrige Löhne schwärmt! bemerkt dazu die„Tagwacht".—Bei Untersuchung des„Rückgangs" der deutschen Industriewerden wir auf ähnliche Ursachen stoßen. Nach dem Camp-hausen-Achenbach'schen Rezepte werden nur Kuren a laEisenbart gemacht: die Industrie wird concurrenzunfähig gemacht,der Wohlstand des Landes vernichtet.— Wieder Einen hat die Nemesis beim Schöpfegepackt! Wer erinnert sich nicht des infamen Gesellschafts-retters Gallifet, des unterhaltenen Mannes seiner unterhal-tenen Frau, dieser widerlichen Sumpfpflanze a la Richter, dieaus der Kloake des zweiten französischen Kaiserreichs hervorge-wachsen,— des Scheusals, das im kaltblütigen Hinmorden dergefangenen Communekämpfer von keinem Anderen erreicht wordenist? Wohlan, der als Bertheidiger der Familie und Ehe dra-pirte Louis seiner eigenen Frau, sitzt jetzt als Meuchelmörderim Gefängniß; und unter welchen Umständen hat er sein Vcr-brechen begangen? Lesen wir, was die Blätter darüber berichten.„In Paris ereignete sich vor ungefähr zwei Wochen eine Be-gebenheit, welche allenthalben die größte Sensation hervorrief.Es ist dies ein blutiges Eifersuchtsdrama und die Heldin des-selben Niemend Geringeres, als die Schwester der Gemahlindes Präsidenten Mac Mahon, Madame de Beaumont.Dieselbe hatte ihren Gemahl verlassen und unterhielt seit ge-raumer Zeit ein Licbesverhältniß mit dem General Marquis�de Gallifet, einem wegen seiner Grausamkeiten berüchtigtenHaudegen.(Falsch! G. ist der feigste Schuft!) Auf einem Ballein der Großen Oper kam es zu einem Eklat. Madame de�Beaumont, welche ihrem Verehrer bereits früher Grund zurEifersucht gegeben hat, befand sich in einer Loge und betrachtetesich mit einer Freundin das bunte Gewoge des Opernballfestes.Da erscheint unverhofft der eifersüchtige Marquis in der Loge,zuckt auf seine Geliebte den Dolch und verwundet sietödtlich an der rechten Brustseite. Die Aufregung, welchedieses blutige Ereigniß im Ballpublikum hervorrief, war derart,daß das Fest unterbrochen werden mußte. Es ist sehr fraglich,ob Madame de Beaumont ihrer Wunde nicht erliegen wird.Aus Rücksicht gegen Mac Mahon schweigt der ganze Chor derPariser Journale über den blutigen Skandal, und nur„Le Ra-dical", das ehemalige Organ Rochefort's, läßt sich darüber infolgenden Worten vernehmen:„Wir leben in sehr abcnteucr-lichen Zeiten. Wir haben diesmal von einem skandalösen Er-eignisse zu berichten, welches stattgefunden hat in— Japan.Auf einem Balle in einem der Paläste des Mikado durchbohrteein eifersüchtiger Amant(Liebhaber) mit dem Dolche den Busenfeiner Schönen. Diese war eine der elegantesten Damen derHauptstadt, lebte geschieden von ihrem Gemahl und zählte zuden nächsten Verwandten des Mikado. Ihr Othello ist als bru-taler Gamaschenknopf berüchtigt. Die japanesische Presse schweigtdarüber aus Courtoisie(höfischer Rücksicht)."Ein schönes Sittenbild, welches sich uns da entrollt, nichtwahr? Die Schwägerin des obersten Staatsbeamten eine ge-meine Dirne, und einer der Haupthelden der europäischen Ord-nungspartei Maquerau(der verheirathete oder unverheirathete„Mann" einer Frau, die mit seiner Zustimmung von Prostitu-tion lebt), Ehebrecher und Mörder! Das ist die„Moralität"der heutigen Gesellschaft.Wie gefällt Ihnen die„pikante" Affaire, Herr von Unruh?Prächtig? Ihr höchstes Ideal erreicht? Was sind wir Sozia-listen doch für unsittliche Menschen, daß wir in diese— reineGesellschaft, die schmutzige Lehre der Gleichberechtigung und Hu-manität werfen, und diese schneeweiße Unschuld mit plebejischerSeife und Bürste besudeln wollen?— Der Monstreprozeß wegen sozialistischer Pro-paganda in Rußland ist von dem Petersburger Gerichtshofin der üblichen Weise zum Abschluß gebracht worden. MitAusnahme von zwei wurden sämmtliche Angeklagte— 65 ander Zahl— schuldig befunden und zu Zuchthausstrafen jevon 6 Wochen bis zu 10 Jahren, oder zur Verbannung nachSibirien, oder zu Zwangsarbeit und Sibirien verurtheilt.Während die Petersburger Richter wegen Handlungen, die selbstin Deutschland nicht als Bergehen betrachtet würden, solchebarbarische Strafen verhängten, fällten die Moskauer Richterin dem„Coeurbubenprozeß" gegen eine gemeine, zum Theil ausden„höchsten Ständen" rekrutirte Schwindlerbande, ein so mildesUrtheil, daß selbst ein russisches Blatt— der Petersburger„Herald"— von der Milde„überrascht" ist.— Der Kasan-kirchenprozeß hat noch nachträglich einige Opfer gefordert:zwei Advokaten, Bardowski und Nikludoff sind, weil sie indiesem Prozeß ihre Klienten nach Pflicht und Gewissen vertheidigten,ohne richterliches Urtheil nach Sibirien geschickt worden. Aechtrussisch das! Und dieses Rußland will in der Türkei den Re-formator spielen!—(Anläßlich unserer Bemerkungen über denKasankirchen-Krawall haben mehrere in der Schweiz lebendeRussen eine Zuschrift an uns gerichtet, die wir in einer dernächsten Nummern veröffentlichen und besprechen werden. Fürheute nur so viel, daß wir bei Beurthcilung der Handlungennicht nach der Nationalität der Handelnden fragen, und daß wirin dem vorliegenden Fall nicht anders, höchstens noch strengergeurtheilt hätten, wenn der Schauplatz in Deutschland und dieAktoren und Aktricen Deutsche gewesen wären. R. d. B.)— Am 29. März wurde Parteigenosse Weidemann ausHamburg von der Zuchtpolizeikammer in Düsseldorf in zweiterInstanz von dem angeblichen Vergehen der Majestätsbeleioigungfreigesprochen.— Parteigenosse Reff gedenkt nach einer Mittheilung desAugsburger„Volkswille" nach sechsjähriger Abwesenheit dendeutschen Boden wieder zu betreten. Wegen Ministerbeleidigungund wegen Aufreizung zu Haß und Verachtung von dem Augs-burger Schwurgericht am 16. März 1871 zu einer längerenFreiheitsstrafe verurtheilt, zog Reff es vor, statt Gefängniß-studien zu machen, die Gastfreundschaft der Schweiz in Anspruchzu nehmen, von wo er nun nach Verjährung der Strafe zurück-zukehren willens ist.Innere Parteiangelegenheiten.Zu Agenten des Vorstandes wurden ernannt für Barmbeck:Stoffel; Coburg: I. Seiler; Friedberg i. H.: I. Mateß, F.Jordes; Veddel: H. Gadow, A. Westphahl; Pieschen: E. Hane-wild, R. Tümstein; Worms: H. Günther, L. Haas; Plauen:F. Rudolph, A. Hartenstein; Steinwärder: A. Schulz; Chemnitz:L. Müller; Schwabing: C. Götz; Oberriesenthal: Aug. Obst;Mannheim: Ph. Kosch, Buttle.Hamburg, 27. März 1877.Mit sozialdemokratischem GrußI. A.: C. Derossi. I. Auer.Pferdemarkt 37.Aus$«ri}ien, 29. März. Mit dem nahenden Frühlingsteigt auch das Elend der Arbeiter in Lemberg. Gegenwärtigfind über 3000 Maurer und Zimmerleute, welche in der größtenNoth den Winter zubrachten, hoffend im Frühjahr Arbeit zu be-kommen, beschäftigungslos. In derselben Lage befinden sichgegen 200 Tischlergesellen. In den letzten drei Jahren wurdehier viel gebaut. In den Jahren 1874 bis 1876 wurden 499neue Bauten aufgeführt, also durchschnittlich über 165 Bautenjährlich. Für dieses Jahr sind im Äauamte nur 31(!) Bautenangesagt, hierzu gehören auch Ueberbauten, größere Reconstruk-tionen u. vgl. Im Lemberger Gemeinderathe wurde schon dieseAngelegenheit in Anregung gebracht und man hat befchlosseu,an die Wiener Regierung sich zu wenden mit der Bitte, dieselbemöge die beabsichtigten Bauten eines Justiz-Palastes und desStatthalterei-Gebäudes schon in diesem Jahre und das baldigstbeginnen, um den beschäftigungs- und brotlosen Arbeitern zuHilfe zu kommen. Man bittet um gar nichts als um Arbeit,ob aber die Bitte, da es um polnische Arbeiter sich handelt, inWien Berücksichtigung finden wird, ist abzuwarten. Auf diegegenwärtigen beklagenswerthen Verhältnisse unserer Tischler-arbeiter wirken außer dem obenerwähnten Umstände auch diepolitischen Verwirrungen. Nach Rußland exportirten jährlichunfere Tischler bedeutende Transporte von Möbeln ihrer Arbeit.Jetzt hat dies seit den Kriegsvorbereitunge» in Rußland aufge-hört, und selbst die der Lemberger Tischlcrgesellschaft in Ruß-land ausstehenden bedeutenden Forderungen sind nicht cinzu-bringen. Nicht besser sieht es auf dem flachen Lande aus. Inden Westkreffen Galiziens hat schon der Hungertyphus an vielenOrten Opfer gefordert, in den Ostkreisen richteten Ueberschwem-münzen großen Schaden an, und die umsichgreifende Trunksuchtund der jüdische Wucher bringt das Landvolk an den Bettelstab.Elend nur Elend unter den arbeitenden Klassen.Aus der Schweiz, 28. März. Als ein weltbewegendes Er-eigniß hat der Telegraph die neueste„polizeiliche Gesellschafts-retwng" in der Republik Bern am 18. März gemeldet. MitStolz verzeichnete die Bourgeois-Presse in der ersten Freudeunter diesen steht vor allen an der Spitze die Verallgemei-nerung des Wissens unter den Arbeitern. Wird der-selben die nöthige Berücksichtiaung zu Theil, dann wird einrapiderer Fortgang in der Geschichte der Arbeiterbewegung zuverzeichnen fein mit der Garantie des unausbleiblichen Erfolges!R. J.— Wie Einer„Ehrendoktor" wurde. Heinrich Wald.Huhn— so wollen wir den Chef einer Verwaltung eines bekannten,von China nicht weit genug entfernten Landes nennen— verfügteüber ein Personal von Untergebenen so groß, wie ein„preußischesArmeecorps", ferner über einen Troß von Preßgesellen— 500,060Teufel, treu im Dienste ihres Herrn und Meisters.— HeinrichWaldhuhn hatte unter seinen Satrapen einen, den er gern in seineNähe ziehen und ihm einen hSheren Titel— sagen wir beispielsweise„Geheimrath"— verleihen wollte. Sein Satrap jedoch zog es vor,zu bleiben, wo er war, denn da, wo er residirte, war der Weiseneiner, dem hatte er sein Töchterlein vermählt und dieser Weise war,wie man bei uns zu sagen pflegt, Professor der Universität. UnserProfessor war aber nicht allein weife, er war auch schlau, dabei einbraver Schwiegersohn; denn siehe er sprach zu den andern Weisen—alias Universitätsprofessoren:„Sehet Heinrich Waldhuhn, dergrößten einer in unserm Lande, der da regieret 60,066 Mann mitStrenge und List, auch wohl mit schönen Worten, je nachdem, sehetihn, der da Bücher schreibt über Länder in Afrika, die er im Flugesich angesehen, sehet ihn den Herkules, wie er ausmistet den Augios-üall der vom internationalen Schmutz besudelten Landessprache? Ist ernicht werth, daß wir ihn nennen einen der unseren, ihn aufnehmen alsl-hrcnmirza(Ehrendoktor)? Also geschah's.— Heinrich Waldhuhnwurde aus einem Schlauen zum Ehrenwcisen, alias Ehrendoktor vonjl' spannt. Aus Dank machte er seinen Satrapen zum— sagen wir»eheimrath und ließ ihn in H.-«.Gvttesstreiterin hat an den gottlosen Dulk folgende>romme Epistel geschrieben(S. die Stuttgarter Correspondenz in dieserNummer):„Nimmer länger kann ich Ihr Thun und Treiben mit anhören, ichwage die Frage an Sie zu richten, wie Sie überhaupt dazu kommenl? ort zu verläugnen. Sic alter Mann mit grauem Haar, wissen Siedenn nicht welche furtbare Strafe Ihrer harrt, wenn auch nicht mehrauf dieser Welt, es gibt noch eine andere Welt, wo kein Mensch unge«straft bleiben wird, ein solcher Frefler und Gotteslästerer, wie Sie sind,am aller wenigsten. Gottes Langmuth ist unergründlich, aber er wirdSie dennoch strafen, wenn Sie auf dieser schmutzigen Bahn weiterschreiten. Denken Sie denn gar nicht welch gränzenloses Unheil undwelchen Jammer Sie unter der Menschheit anstiften und schon ange-stiftet habt. Ja Elender Mensch der Sie sind, lachen Sie nur übermich, die Strafe des allmächtigen Gottes ivird Sie treffen, so wahr ichhier sitze und diese Zeilen schreibe und sollte ich selbst sein Werkzeugwerden. Der liebe Gott wird mich erhören und sein Volk von einemsolchen Seelenmördcr befreien. Sie Mensch, der Sie alles so gut wissenund kennen, retlen Sie doch die Menschheit von dem Jammer und derarbeitSlosigkeit, die wirklich über Sie herein bricht, thun Sie es, wennSie es können, ich kenne zwar die Gründe ganz genau, die Sie vor-schieben um den Menschen begreiflich zu machen daß es keinen Gottgibt, lächerliche, niederträchtige Gründe sind es, und jeder Mensch, derauch nur ein klein wenig Verstand hat, findet heraus, daß Sie mitdiesen sinnlosen Geschwätz nur Ihr eigenes Gewißen und Leben beschö-nigen und beschwichtigen wollen. Aber thun Sie was Sie wollen, spre-chen Sie so viel Sie wollen, alles ist eitler Trug und Bosheit, derTeufel an den Sie auch nicht glauben den haben Sie in Ihrem Herzenund zwar so lief, daß es Ihnen armer Mensch zum verzeihen ist, wennSie nicht an Ihn glauben, denn in Ihrer jetzigen G-stalr sind Sie esja selbst. Ja wahrhaftig Sie sind ein Schandfleck der Menschheit. NachJahrzehnten wird man noch von Ihnen sprechen, aber nicht wie Siesich vorstellen als von einem gelehrien und aufgelehrten Mann, nein!als von einem verächtlichen Supiekt, daß nicht wehrt ist, das es GottesErdboden trägt. Ja Gottes Erdboden ist es auf dem Sie wandeln,jenem allein wahren, bciligen und barmherzigen Gott im Himmel, denSie init Ihrer frefentlichen Zunge lästern und verläugnen. Kehren Siezurück von diesem fürchterlichen Weg noch haben Sie Zeit, wollen Sieaber in diesem Wege vort wandeln, so sag ich Ihnen, daß der Rächersehr nahe ist, es schlägt Ihnen nicht jedes Herz entgegen, so wie ichdenken noch viele Tausende und mit Freuden w rd ein einziger seinLebe» wagen, um Tausende vom Todte zu retten. Schlägt einmal dieSmnde der Rache, so denken Sie an ein gewöhnliches Bürgermädchen,daß weder vom Fanatismus noch vom Gottesläugnen befallen ist. IhrBetragen wird streng beobachtet, wenn Ihnen Ihr alieS Leben nochlieb so ziehen sie sich zurück. Mein Entschluß ist ernst und fest."Da in diesem christlichen Liebesbrief auch Grammatik und Ortho-graphie fromm sind, so haben wir sie unverändert belassen.den Sieg, allmählig wurde sie stiller und jetzt spricht sie garnicht mehr von dem Ereignisse. Die Arbeiter sind, das läßtsich nämlich nicht im geringsten bestreiten, vollständig in ihremRechte gewesen und die Polizei hat eine Gewaltthat verübt, diesich würdig den polizeilichen Heldenthaten unserer Nachbarn andie Seite stellt. Bei Beurtheilung des Ereignisses muß manstreng den Rechtsstandpunkt in's Auge fassen. Im vergangenenJahre war der gleiche Verein einer empörenden Mißhandlungdurch die Berner Geldsack-Republikaner ausgesetzt, der Vereinhatte es gewagt, in der Bundesstadt die rothe Fahne zu ent-rollen, das war sein Verbrechen gewesen. Die Gerichte hattendie Bourgeois, welche an dem vorjährigen Ueberfall Theil ge-nommen, bestraft und das Recht der Arbeiter, eine rothe Fahnezu führen, ausdrücklich anerkannt. Nachdem sein Recht ange-zweifelt worden, nachdem die Bourgeois gedroht, das Tragender rothen Fahne trotz alledem nicht zu dulden, war es Ehren-fache des Vereins, bei der diesjährigen Märzfeier sich wiederderselben zu bedienen. Auf Angriffe des reichen Pöbels derStadt war der Verein vorbereitet, und die Mitglieder, welcheam Zuge Theil nahmen, erschienen deshalb nicht ganz waffenlos.An einen Angriff der Polizei selbst hatte man freilich nichtgedacht. Ruhig hatte sie den Zug nach dem Bahnhof passirenlassen, wohl in der leisen Hoffnung, daß ihr der süße Bourgeois-Pöbel Gelegenheit geben würde, neue Lorbeeren zu ernten undsich um das Vaterland verdient zu machen. Wider alles Er-warten blieben die Bourgeois jedoch anständig, und so mußtedie Polizei denn selbst die Kastanien aus dem Feuer holen.Ohne jeden Anlaß fing sie den Skandal an, über dessen Verlaufder„Vorwärts" bereits berichtet hat. Die Frage ist eine all-gemeine und sie berührt alle Arbeiterkreise in gleicher Weise.Mit aller Entschiedenheit muß der Berner Gewaltthat gegenüberder Rechtsstandpunkt gewahrt werden— was heute den bakunisfi-scheu Internationalen passirte, kann morgen den Arbeiterbundtreffen. Heute nehmen die Berner Bourgeois an der rothenFahne Anstoß, morgen erblicken sie vielleicht, wenn die Arbeiterschweigen, in den sozialistischen Lehren selbst eine Provokationund bedienen sich zu ihrer Abivehr, wie am 13. März, des stetsgefügigen Polizei- Apparats. Wir begrüßen es mit Genugthuung,daß die Berner Sektion des Arbciterbundcs sich in der Fragesofort mit den Angegriffenen solidarisch erklärte. Nur das ge-schlossene Auftreten der gesammten schweizerischen Arbeiterparteivermag zu imponiren und die Wiederkehr derartiger Staats-rettungen zu verhüten. Bleibt der Arbeiterbund dagegen unthätig,dann gewinnen die gemeinschaftlichen Gegner nur Muth zu neuenHeldenthaten.— Die Communeseier ist in allen Sektionendes Arbeiterbundes begangen worden. In Zürich und Genfsprach Most über die Bedeutung des Tages; mit Begeisterungwurden seine Reden aufgenommen. Wir machen die GenferGenossen auf einen Bericht vom 21. März über ihre Feier inden„Baseler Nachrichten" aufmerksam. Er ist in hohem Maßegehässig gehalten und verräth einen jener bornirten oder ge-kauften Dummköpfe, die der sozialen Frage gegenüber nur flegel-Haft schimpfen können. Der gute Mann schreibt:„Nach ihm(Most) betraten zwei feurige Communarden, von denen einer,was die guten Leute nicht wußten, im Solde der französischenPolizei steht, die Tribüne." Entweder hat der Correspondentunverschämt gelogen, oder die Wahrheit gesagt— in beidenFällen haben die Genfer die Pflicht, sofort Ermittelungen anzu-stellen. Vielleicht sind sie inzwischen dein Correspondenten bereitszu Leibe gegangen. Im Uebrigen können wir nicht lebhaft genugunserem Befremden darüber Ausdruck verleihen, daß die radi-kalen„Bafeler Nachrichten", welche sonst als anständig undsogar als arbeiterfreundlich gelten, so widerlichen Ergüssen wieder erwähnten Genfer Correspondenz Raum geben.— Die ge-sellschaftliche Noth nimmt einen immer bedrohlicheren Charakteran. Der Bundesversammlung liegt eine Eingabe vor, welche inErwägung, daß die volkswirthschaftlichen Zustände der Schweizfür Tausende von Familien die Hoffnung ausschließen, durchFleiß und Sparsamkeit zu einem dem Grade der heutigen Ge-sittung angemessenen Lebensbedarf zu gelangen, daß die Schweiznicht soviel Holz und Brennmaterial erzeugt, als für den häus-lichen Bedarf und die Gewerbe gebraucht wird, daß in Folgevon Uebernutzung oder fehlerhafter Behandlung der schweizerischenWaldungen große Flächen guten Landes unbrauchbar gewordensind und viel größere an ihrer Fruchtbarkeit verloren haben:c.,die Gründung einer großen schweizerischen Colonie vorschlägt.Antragsteller ist der in Arbeiterkrcisen bekannte NationalrathIvos. Wir wünschen nur, daß er es nicht bei diesem Schrittebewenden läßt, sondern die Aufmerksamkeit des Volkes auch aufneuere soziale Reformen lenkt, welche es den Zurückbleibendenermöglicht, ohne Neid den Auswandernden nachzublicken. DasJoos'sche Projekt dürfte sich lebhafter Unterstützung erfteuen.—Ueber die organisatorische Bewegung im Arbeiterbunde einandermal.Stuttgart, 28. März. Dr. Dulk's Vorträge über Religion,welche die„Deutsche Reichspost" neulich zu einem, in diesenBlättern wiedergegebenen, Angstschrei veranlaßten, haben Heuerwie schon voriges Jahr bei unserm in Kirchenfrömniigkcitschwimmenden Publikum übles Aufsehen gemacht, obwohl diegrößeren Tagesblätter, um nicht anzustoßen, sich fast jeder Notiz-nähme entzogen. Der„Schwäbische Merkur", stets das fein-fühligste Organ, wo es auf den herrschenden Wind zu passengilt, ging selbst so weit, die Ankündigung eines solchen Vor-trags(„Die Göttlichkeit Jesu, widerlegt aus dem neuen Testa-ment") als eine„verletzende" von seinen Inseraten auszu-schließen; und das Heine'sche Wort:„Den Himmel überlassenwir den Spatzen" soll unfern Parteigenossen gelegentlich derStichwahl, in welcher wir bei hiesiger Landtagswahl mit demNaiionalliberalismus concurrirten, um ein Tausend Stimmengebracht haben. Die Reklame für den Atheismus Dulk's in derPresse besorgen daher lediglich die„frommen" Blättchen, evan-gelische und'katholische, die im ganzen Lande herum ihr Wesentreiben, und die, ohne es mit der Wahrheit eben genau zunehmen, eifrig den Teufel höllenschwarz und blutroth malen,daß es eine Freude ist. Ein wirklicher Widerstand dagegenseitens der Kirche ist bisher noch nicht aufgetaucht; und dürftees derselben, bei dem crnst-wissenschaftlichen Gehalt der Vor-träge") auch gänzlich an Mitteln hiezu fehlen(wenn sie nichtdie Polizei bewaffnet), so sehr die Vorträge auch die Wurzelnihrer Existenz angreifen. Denn ohne irgend welche Zweideutig-keit schneiden sie mit haarscharfem Ernst in die Gegenwart ein,indein sie den Glauben an einen persönlichen Gott, sowie an einpersönliches Fortleben, radikal als Aberglauben geißeln, und al»einen Quell der intellektuellen und moralischen Verkomnienheitin der Gesellschaft darstellen; und insbesondre indem sie den Be-weis der Jnconsequenz, Bernunstwidrigkeit und— Unfähigkeit derherrschenden heutigen Kirche antreten. Das Letztere wie dasErstere hat die Vorträge zu einer für unsre Stavt ganz neuen♦) Die Substanz derselben ist niedergelegt in Dulk's Schriften„Stimmen der Menschheit", Leipzig 1876, und„Was ist von dermristl itien Kirckie au balten?" Rurich 1877.