von 80 Schülern noch 368 Klassen neu errichtet werden müßten.' werker, die nichts gelernt haben und nur Flickarbeit liefern, Dazu kommen noch die recht ungünstigen Erhebungen aus dem Betrüger, Bauernfänger, Taschendiebe, Commissionäre in Offi- Soldiner, Angermünder und Landsberger   Kreise. Im Soldiner zierswechseln, ruinirte Gutsbesitzer und Lieutenants, kurz Leute, Kreise fehlen 42 Lehrer, im Angermünder   Kreise 52 und im die nicht arbeiten und gut leben wollen, stellenlose Handlüngs- Landsberger   Kreise 90 Lehrer. In der ganzen Provinz Bran- aehilfen und Fabrikarbeiter bilden die Hauptelemente der sozia- dcnburg fehlen etwa 1600 Lehrer. Aus diesem Bouquet mögen listischen Bewegung." Und nun, Ihr braven Arbeiter und noch folgende Blumen ihren Platz finden: In Reinickendorf   Handwerker, ekelt es Euch nicht vor den hunderttausend Bauern- kommen auf einen Lehrer 185 Schüler, in Alt-Carbe(Kreis sängern, den hunderttausend ruinirten Gutsbesitzern und Lieu- Friedeberg) hat ein Lehrer 232 Schüler zu unterrichten, in Neu- teuants, den dito Flickarbeitern, den dito Taschendieben und Mecklenburg   242, in Hammer bei Zielenzig 250, in Stehfelde Betrügern, aus denen sich die Sozialdemokratie zusammensetzt? (Soldiner Kreis) sogar 300. In Schwachenwalde(Kreis Arns- Aber merkwürdig, alles Schlechte gedeiht, deshalb auch diese wald) unterrichtet ein Präparand 200 Kinder, in SchwarzenseeUmsturzgesellschaft". bei Strasburg   ist seit drei Jahren gar kein Lehrer, und in dem nahen Dorfe Siede verwaltet ein 14jähriger Knabe, der seine Im sechsten Berliner   Wahlkreis wird von Seiten Instruktionen von einem 17jährigen Präparanden aus der Nach- unserer Parteigenossen die Agitation auf das Lebhafteste be- borschaft erhält, die Schulstelle(39 Schüler) gegen freie Station trieben. Die in Berlin   anwesenden sozialistischen   Reichstagsab- und 15 Mark monatlichen Gehalt! Herr Hohenstein meinte geordneten halten fast täglich dort Versammlungen ab; auch war zum Schluß und wer wird ihm nicht beipflichten müssen? der Candidat unserer Partei, Hasenclever, vergangenen Sonntag daß bei solchen Zuständen die Schule nicht den Anforderungen in Berlin   und sprach vor einer zahlreichen, begeisterten Ver- der Zeit genügen könne; jede Ersparniß auf dem Gebiete sammlung im großen Saale des Schulze- Duncker'schen Hand- der Erziehung verursache dreimal mehr Ausgaben für werkervereins. Der Magistrat hat Ordre gegeben, daß die die Zuchthäuser; wer Angesichts solcher Thatsachen behaupte, Wählerlisten unserer Partei in Abschrift gegen übliche Vergütung die Aufbesserung der Lehrergehalte habe ihren Abschluß gefunden ausgehändigt werden, weil bei der vorigen Wahl den anderen und es sei Alles befriedigend geordnet worden, werde zum Ver- Parteien dieselben gleichfalls gewährt wurden. Die Situation räther des Vaterlandes._.,, j ist sehr günstig. Nachstehende, vom statisfischen Amte des Reichs herausge- gebene Uebersicht über die im deutschen Reiche bei dem Land- Heer und bei der Marine in dem Ersatzjahr 187576 einge- stellten Mannschaften mit Bezug auf ihre Schulbildung wirft ebenfalls ein düsteres Licht auf die preußischen Schulzustände. Zahl der ein- mit ohne ohne gestellten Er- Schul- Schul- Schul- satzmann- bildung. bildung. bildung. schaften. Gardekorps   9595 9466 129 1. Armeekorps 7200 6490 710 2. 7227 6739 488 3. 7196 7088 108 4. 7683 7572 III 5. 7280 7689 491 6. 7191 6819 372 7. 7189 7062 127 8. 7273 7209 64 9. 7492 7408 84 10. 7020 6945 75 11. 6907 6858 49 Hess.(25.) Division 3109 3094 15 12.(sächs.) Armeekorps 8425 8400 25 13. Ovürttemb.) 5684 5684 0 14. Armeekorps 6724 6669 55 15. 7172 7090 81 1. bayer. Armeekorps 8782 8622 160 2. 8622 8465 157 Inspektion d. Jnf.-Schule 56 56 0 Marine 2028 2019 9 Prozent. 1,84 9,86 6,75 1,50 1,44 6,74 5,17 1,77 0,38 1,12 1,07 0,71 0,48 0,30 0,00 0,82 1,14 1,82 1,82 0,00 0,44 Summa 139855 136544 3311 2,37 Wir bemerken, daß die betreffenden Armeekorps in folgenden preußischen Provinzen und deutschen   Bundesstaaten sich befinden: Garde: Berlin  -Potsdam  . 1. Ost- und Westpreußen  . 2. Pom- mern. 3. Brandenburg  . 4. Provinz Sachsen  . 5. Posem 6. Schlesien  . 7. Westfalen. 8. Rheinprovinz  . 9. Schlcswig-Holstein. 10. Hannover  . 11. Hessen- Nassau  . 12. Königreich Sachsen. 13. Württemberg  . 14. Baden. Aus obigen Zahlen ergiebt sich also, daß in Preußen das Schulwesen und die Volksbildung tiefer stehen, als in jedem übrigen Staate Deutschlands  , und daß diejenigen Provinzen, welche noch nicht lange der Segnungen preußischer Cultur sich erfreuen Rheinpreußen eingeschlossen in Bezug auf Volks- bildung günstigere Resultate ergeben, als die altpreußischen Pro- vinzen. Die Moral dieser beredten Ziffern kann durch keinen mordspatriotischen Sophismus umgeworfen werden, und sie lautet: Der Militärstaat schlägt den Jntelligenzstaat todt, wie er den Industriestaat todtschlägt. Man kann nicht zween Herren dienen(oder gar dreien), heißt's schon in der Bibel. Aus welchen Elementen besteht die Sozialdemo- kratie? Wenn Jhr's wissen wollt, so leset folgende Notiz, die wir in mehreren liberalen Zeitungen vorfinden:Nur Hand- Auch im fünften Berliner   Reichstagswahlkreis steht eine Neuwahl bevor, daEhren-Duncker" sein Mandat niedergelegt hat. DieVolkszeitung" schreibt in Bezug darauf: die Russen au ihren Traditionen hängen. Uns aber scheint, als hätten Der Abgeordnete Franz Duncker hat heute seine beiden Man- die Russen jüngst von den Serben das Kriegführen gelernt und weniger am Hungertuche nagenden Arbeitern befand sich auch ein Cigarrenarbeiter, welcherwegen zu hohen Alters" schon seit zwei Jahren ohne jegliche Arbeit ist und doch zählt der Mann erst 55 Jahre.Der Mann hat", bemerkt dieBremer Freie Zeitung" zu dieser empörenden Thatsache sehr richtig. ein halbes Menschenalter brav der Gesellschaft gedient, in ihrem Nutzen seine Kräfte verausgabt und erhält jetzt dankbar von ihr den verabschiedenden Fußtritt wegen zu bohen Alters." Im Uebrigen setzt die Commission ihre Thätigkeit fort, und ge- denkt dieselbe mit dem gesammelten Material seinerzeit vor den Senat zu treten, um diesen zu geeigneten Schritten zur Ab- stellung des Nothstandes zu veranlassen. Und daran thut die Commission sehr recht, denn der Staat kann dem Nothstande abhelfen. Und wenn er sagt, er kann nicht, so will er nicht. Immer langsam voran. Nach dem erstenunauf- haltsamen Vordringen" der Russen, welches so lange dauerte, bis fie den ersten Türken sahen, ist ein bedenklicher Stillstand bei diesen Helden eingetreten. Auf dem asiatischen und euro- päischen Kriegsschauplatz ist der russische Siegeszug ins Stocken gerathen. Zum Zeitvertreib haben die Russen nun den berüch- tigtenEinen Kosaken" aus dem Krimkriege wieder hervor- gegraben, den sie alltäglich einmal todtschießen lassen. Unter den offiziellen Nachrichten der russischen Blätter aus Alexandropel findet sich nämlich auch die Meldung, daß bei dem am 25. April auf der Straße nach Kars   stattgehabten siegreichen Treffen nur ein Kosak   getödtet worden wäre. Es ist wirklich rührend, wie date, dasjenige für den deutschen   Reichstag sowohl, wie das- jenige für das preußische Abgeordnetenhaus niedergelegt. Ver- anlaßt zu diesem Schritte haben denselben lediglich schwere geschäftliche Sorgen, welche bereits in den letzten Jahren seine Thätigkeit als Volksvertreter beeinträchtigten und es ihm gegenwärtig angemessen erscheinen lassen, seine Mandate in die Hände seiner Wähler zurückzugeben." Also lediglich schwere daß sie bald schon als die Stärkeren muthig zurückweichen werden. Unser Frankfurter   Parteiorgan, derVolksfreund", meldet: Eine dreifache Haussuchung und zwar in der Druckerei und Expedition unseres Blattes, in der Wohnung des Herrn Frohme, sowie in der Wohnung des Herrn Schäfer ward am . 26. April in aller Frühe zu gleicher Zett von einer Anzahl Po- geschäftliche Sorgen Haien Herrn Duncker veranlaßt, sein Mandat lizeibeamten vorgenommen. Die Suche in der Druckerei sowie niederzulegen. Wer's glaubt! Wir nicht. Die saubere Affaire in der Wohnung des Herrn Frohme förderte das der Staats- in Bezug auf die Heiligkeit der Ehe haben wir ja schon in anwaltschaft Erwünschte nicht zu Tage. Vom Herrn Schäfer voriger Nummer berührt; das ist allerdings ein genügender moralischer Grund zur Niederlegung des Reichstagsmandats; doch was kümmert die Fortschrittsherren selbst die Moral, welche sie gleißnerisch dem Volke predigen. Es mußte also noch ein anderer dringender Grund vorhanden sein, und der ist jetzt auch bekannt geworden. DieVolkszeitung" trägt seit einigen Tagen nicht mehr den Namen des Herrn Duncker als Verleger, sondern den Namen des Herrn Stillke; dasLeipziger Tageblatt  " aber schreibt Folgendes:Leipzig  , 30. April. An der heutigen Börse wurde die Nachricht verbreitet, daß die Verlagshandlung Franz Duncker   in Berlin   ihre Zahlungen eingestellt habe. Er- kundigungen, die wir heute eingezogen haben, bestätigen diese Nachricht." So da hätten wir den eigentlichen Grund. Herr Duncker brauchte das Mandat gar nicht niederzulegen, er hätte es, wenn der Concurs ausgesprochen wurde, so wie so schon verloren. Seine Selbstcrkenntniß ist also sehr spät gc- kommen. Wir würden wahrlich nicht diese Angelegenheit so genau erörtern, wenn nicht gerade Herr Duncker es gewesen wäre, der in Altona   und Chemnitz   in schmählichster Weise auf die Sozialdemokratie geschimpft hat. Die Fortschrittspartei des Reichstags beschloß am 30. April, die Eisenbahnfreikarten zur Agitation zu benutzen. Schade, daß der brave Duncker nicht mehr dabei ist; gerade er würde sich besonders dazu eignen, die eheschändcrische Sozial- demokratie zu bekämpfen. Es war nämlich ein Delegirtentag der deutschen   Fortschrittler für diesen Sommer in Aussicht ge- stellt; man beschloß aber aus Opportunitätsgründen, denselben bis zur Zeit der nächsten Reichstagssession(da gelten dann die Kärtchen wieder) zu vertagen. Die Parteigenossen in Bremen   hatten vor einiger Zeit in einer Volksversammlung eine Commission gewählt, vie Erhebungen über den Umfang des in Bremen   herrschenden Nothstandes anstellen sollte. Das Resultat der ersten Erhebung war, daß man die Namen von 300 Arbeitslosen zu verzeichnen hatte, welche zum Theil schon seit vielen Monaten ohne allen Erwerb sind; und fast durchweg ist als Grund der Arbeitslosigkeit der Mangel an Arbeit angegeben. Unter diesen 300 mehr oder nahm man ein Protokoll einer Zeitungskommissions-Sitzung mit, um nur die Handschrift von Schäfer zu haben. Der eigentliche Zweck der ganzen Ueberraschung ist uns bis jetzt noch nicht bekannt. Es geht uns die erfteuliche Mittheilung zu, daß eines unserer jüngsten Bruderorgane, dieSolinger Freie Presse". trotz allerlei Hindernissen, die dasselbe zu überwinden hatte, be- reits in einer Auflage von 2000 Exemplaren erscheint. n Berlin  , 28. April. Im Verlauf seiner Rede erklärt sich Hofmann(S. vorige Nr. desVorwärts") mit dem 1. Theil des Varnbühler'schen Antrages(Reichs-Enquete über die Produktions- und Absatzver- Hältnisse der deutschen   Industrie und Landwirthschaft) einver- standen, nicht aber mit dem 2.(Vertagung der Verhandlungen über Handelsverträge bis nach Feststellung der Enquete-Ergeb- nisse). Der Handelsvertrag mit Oesterreich, auf den es Haupt- sächlich abgesehn, sei seinem Abschluß bereits nahe, ein Aufschub also nicht mehr thunlich. Herr Hofmann spricht aber so unklar und undeutlich, daß Barnbühler's College, der Mitantragsteller Buhl, ihn vollkommen mißversteht und zum großen Erstaunen des Hauses den Antrag zurückzieht, weil der Präsident des Reichskanzleramtes sich zustimmend geäußert.Unser Braun" sieht ganz giftig drein ich würde sagen: Zornröthe bedeckt sein Antlitz, aber es war vermuthlich nur Weinröthe, denn er hatte dem Kneipzimmer schon mehrere Besuche abgestattet, von denen er stets strahlend zurückgekehrt war er hateine Rede im Leibe", und eineungehaltene Rede" ist eine entsetzliche teimsuchung für den Betroffenen nicht nur, sondern auch für dessen reunde, die dann privatim anhören müssen, was der Betroffene sajjen wollte, und gesagt hätte, wenn u. s. w. Herr Rickert, der zu Braun's intimsten Freunden gehört, zittert im Hinblick auf das ihm drohende Schicksal, doch da kommt ihm ein leuchtender Gedanke: er nimmt den fallen gelassenen Antrag wieder auf undUnser Braun" kann seine Rede halten, Kar dorff kann ihm antworten, und Rickert braucht keineunge- haltene" anzuhören so sind drei Leute glücklich gemacht. Zum Schluß erklärt Herr Hofmann was er eigentlich sofort Einziger Lohn. Der Quell der Lieder lebt in meiner Brust Und möchte wsnnerauscheud sich ergießen: Wem soll ich singen von des Daseins Lust, Die alle könnten gleich und ganz genießen? Nicht lohnet solches Lied der Fürsten   Sold, Auch locken mich nicht Macht, noch Ordenssterne, Und nur von dir, o mein geliebtes Volk, Aus deiner Hand nahm' ich den Lorbeer gerne. Es naht wohl einst die stolze, schöne Zeit, Wo seine Rechte sich das Volk errungen, Wo. was schon längst ein Dichter prophezeit, Das große Werk der Wahrheit ist gelungen. Dann dankt mein Volk auch mir, wenn durch mein Lied Geholfen ich, daß sich die Nacht entferne, Und jubelnd ruf' ich: Mein geliebtes Volk, Aus deiner Hand nehm' ich den Lorbeer gerne. Und Hab' ich einst gesungen und gelebt Für das, was ich als recht und wahr ermessen, Und hat die Welt, die rastlos vorwärts strebt, Dann auch den Dichter früh'rer Zeit vergessen: Bleibt mir des einen Tags Erinn'rung nur, Die sagengleich herüberklingt von ferne, So ruf' ich sterbend noch: Mein theures Volk, Aus deiner Hand nehm' ich den Lorbeer gerne. Amtliche englische   Berichte über russische Greuel in Polen  . Zu Anfang vorigen Monats wurde im Unterhause die in der Presse vielfach erörterte Bekehrung der unirten Griechen zur orthodoxen russischen Kirche besprochen, und es kam der Wunsch zum Ausdruck, die Regierung möge die ihr hierüber vorliegenden Schriftstücke vorlegen. Das Auswärtige Amt ist diesem E rsuchen nachgekommen. Es ist soeben ein amtliches Heft zur Beröffent- lichung gelangt, das die Depeschen enthält, welche von dem bri­tischen Generalkonsul in Warschau  , Oberstlieutenant Mcmsfield, dem Botschafter Lord A. Loftus, dem Generalkonsul in Odessa  , Stanley, und dem Konsul in Cherson  , Webster, an Earl Derby und seine Vorgänger gerichtet sind. Wir haben schon in Nr. 50 desVorwärts" unter derSo- zialpolitischen Uebersicht" einen Auszug aus jenen Depeschen gebracht, doch halten wir es für gut, um den russischenHuma- nitätskrieg" in das rechte Licht zu setzen, ausführliche Mitthei- lungen über jene russischen Greuel unseren Lesern zu geben. In dem ersten Schreiben vom 21. September 1871 theilt Oberst Mansfield die kaiserliche Verordnung mit, wonach die heterodoxen Kirchen in Rußland   dem heiligen Synod unterstellt werden sollen. Er fügt zugleich erklärend hinzu, daß der Zweck dieser Maßregel offenbar sei, die unirten Griechen in den Schooß der orthodoxen Kirche hineinzutreiben. Am 29. Januar 1874 berichtet Mansfield mit Bedauern über Wiederholung von Ruhe- störungen in den unirten Bezirken von Siedlce   und Lublin  , welche Blutvergießen, Verlust an Menschenleben und die bar- barischste Behandlung der Bauern zur Folge haben". Der Ad- ministrator der Diözese Chelm  , Popil, hatte dem Grafen Tolstoi  einige Monate vorher gemeldet, daß die kaiserlichen Verordnungen nur eine theilweise Befolgung erfahren haben._ Tolstoi   verord­nete bald darauf durch Erlaß die Einführung strengster Unifor- mität mit der griechischen Kirche, die Abschaffung von Bänken, Orgeln, Rosenkranz, Schellen bei der Messe u. s. w. DieMehr- zahl der Geistlichen kam den Befehlen nach. Die Bauern aber lehnten sich dagegen auf. An vielen Orten enthielten sie sich gänzlich des Kirchenbesuches. An anderen mißhandetten fie die Priester, in einem Dorfe steinigten fie den Geistlichen zu Tode. Polizei und Kosaken waren bereits zu Hilfe gerufen worden. Bauern waren getödtet worden, einzelne Kosaken ebenso, namcnt- lich Offiziere. In Mynciewicz vertheidigtcn die Bauern die Kirche mit Gewalt, wurden indessen schließlich besiegt. Sie wurden aufgefordert, eine Bekehrungserklärung zu unterzeichnen, und als sie sich weigerten, erhielt jeder Mann 50 Hiebe mit der Nagaika"(Kosakenpeitsche), jede Frau 25 und jedes Kind, ohne Unterschied oes Geschlechtes oder Alters, 10 Hiebe. Eine Frau, welche sich mit mehr Energie als die übrigen geweigert hatte, erhielt mehr denn 100 Hiebe. Gutsbesitzer und Inspektoren ver- ließen die Gegend, weil die Bauern sie um Hilfe und Schutz anriefen, welche fie nicht zu leisten vermochten. Die Nachrichten über diese Vorgänge waren, wie Oberst Mansfield hinzufügte, gerade während der Hochzeitsfeierlichkeiten der jetzigen Herzogin von Edinburg   in Petersburg   eingetroffen und hatten dort einen so peinlichen Eindruck hervorgerufen, daß weitere Maßnahmen einstweilen untersagt wurden. Nichtsdestoweniger wurden die gefangenen Bauern es hatten massenhafte Verhaftungen statt- gefunden nicht freigelassen. Am 18. Februar berichtet Maus- field, daß die Verfolgungsmaßregeln gegen die Unirten noch ihren steten Fortgang nehmen. Vorgänge, wie der Kampf und die Peitschung von Mynciewicz, hatten sich anvielen" Orten wie- derholt. Zu Anfang des Monats war Nobokow, der Direktor der Abtheilung für polnische Angelegenheiten in der kaiserlichen Kanzlei, in Begleitung des Generals Friedrichs, vormaligen Chefs der polnischen Gendarmerie und eben zm Generalgouver- neur von Ostsibirien ernannt, zur Untersuchung der Vorgänge in Warschau   eingetroffen. Am 7. März berichtet Mansfield, daß die Metzeleien(massacres) noch ihren steten Fortgang neh- men; nur wurde damals meist ein anderer Modus der Bekeh- rung angewandt. Wo sich Widerspruch zeigte, wurde gleich so viel Militär in den Ort gelegt, daß an Widerstand nicht zu denken war. Außerdem wurden von den einzelnen Orten Gelo- strafen von 2 400 Rubeln erhoben. Die Bauern standen un- sägliche Leiden aus. In einem Dorfe habe ein Bauer sich und seine Familie mit Kohlendampf erstickt, um die Taufe eines Kindes durch den Popen zu verhindern. Die Bauern bivoua- kirten im Walde und litten dort große Roth. Die Kosaken hatten Befehl erhalten, sieniederzujagen" und in die Dörfer zurück- zutreiben. Da die Kosaken die Saaten verheerten, ließen die Bauern an vielen Orten die Accker unbestellt, sie vermietheten sich als Arbeiter an die Domanialbesitzer. Diese wurden dadurch in eine schwierige Lage gebracht. Wo die Polizei von solchem Verhältniß Wind bekam, wurde der betreffende Besitzer sofort unter Polizeiaufsicht gestellt. Am 27. Januar 1875 übersandte Lord A. Loftus einen Artikel desJournal de St. Petersbourg" an Earl Derby. Darin wird über unfreiwillige Massenübertritte zur orthodoxen Kirche berichtet._ Fünfzigtausend Seelen und 26 Priester hattenum Erlaubniß gebeten", in die orthodoxe Kirche   überzutreten, und der Czar hatte allergnädigst geruht, eine zustimmende Antwort zu ertheilen und den Converttten seinen Dank auszusprechen. Am 29. Januar berichtet der Ge- neralconsul Mansfield über den erwähnten Massenübertritt. Der- selbe istdurch verschiedene Mittel zuwege gebracht worden, worunter Mißhandlung ein nicht unbedeutendes Element bildet". In einigen Gemeinden wurden die Widerspenstigen herausge- griffen und nach Sibirien   verbannt. Die übrigen gaben nach, als fie sahen, daßalle ihre Habe von Kosaken   verzehrt wurde". In anderen Gemeinden wurde Geld vertheilt und davurch wurden