Kind, nichts mehr zu essen findet, oder haben ihn Mangel und Entbehrung krank und siech gemacht, dann legt er oder sie oder es sich eben einfach unter irgend eine Hausthür, oder unter irgend einendr� arch"(trockenen Brückenbogen, von Londons Hei- matlosen vielfach benutzt) oder auf irgend ein Bündel faulen Strohes und stirbt. Wie viel stilles, ungesehenes Märtyrer- thum spielt sich da ab! Alles zur größern Ehre des Gottes Kapital. Bei uns zu Hause hat das Mastbürgerthum auf die Frage, wie denn der Arbeiter innerhalb der heutigen Gesellschaft seine Lage verbessern könne, die stereotype Antwort:Arbeitet, schafft Nationalreichthum, bereichert uns und ihr bereichert zugleich euch!" Nun, Englands Volk hat gearbeitet und arbeitet noch wie kein anderes, unberechenbar sind die Schätze aller Art, die sein Fleiß geschaffen, und dabei ist es doch so elend wie kein anderes. An seinen Webstühlen hat es nur sein eigenes Hunger- tuch gewebt, in seinen Eisenhämmern nur seine eigenen Ketten geschmiedet, in seinen Gruben nur das Grab seines eigenen Menschenthums gegraben. Jene Rechnung muß also doch ivohl nicht stimmen, Ihr Herren! Das Kapital ist der böse Geist, durch den selbst die Arbeit, die Segenspenderin, zum Fluche wird für ihre Kinder. Werden die Dinge immer diesen unseligen Gang gehen in diesem Lande? Wird dieses Volk niemals sein, gebieterisches Halt dazwischen rufen? Hört man unsere Satten und Zufriedenen zu, so ist Eng- land, das Land der Ideale, für alle Ewigkeit gefeit gegen Alles, was Revolution heißt. Bald soll es der praktische Sinn des englischen Arbeiters sein, der lieber, mit den Thatsachen rechnend, Schritt für Schritt erringe, was wir Continentalen im Sturme nehmen wollen. Ist das mit demSchritt für Schritt vorwärts gehen" aber nicht der frechste Hohn angesichts der schrecklichen Wirklichkeit, wie man sie hier kennen lernt, angesichts nur der einen statistisch erwiesenen Thatsache, daß die Conzentration des Kapitals, d. h. also die Verarmung der Massen, gerade in diesem Lande mit rasender Eile vor sich geht? Es ist wahr, der eng- lische Arbeiter ist gar sehr verrannt in seine Trabes- llmons. Aber ob er damit Recht hat? Ich habe es von alten Arbeitern, die der englischen Bewegung seit Jahren nahestehen, aussprechen hören und es ist Thatsache, daß diese Ansicht Verbreitung ge- Wonnen hat:Tbe trades unions are our curse."(Die Ge­werkschaften sind unser Fluch.) Ich kann ihnen nicht Unrecht geben. Denn wie armselig nehmen sich im Grunde diese ewigen Lohnstreitereien, die das A und O der Trades-Unions sind, aus im Vergleich zu jener großen, welthistorischen Aufgabe, welche dem Proletariat des 19. Jahrhunderts anvertraut ist und die man die Lösung der sozialen Frage nennt! Wie denkt sich der Trades-Unionist(Gewerkschaftler) eigentlich diese Lösung mittels seiner ewigen Strikes und Lock-Outs? Er denkt sie sich einfach gar nicht, er ist in seine Zänkereien um die paar Pence mehr oder weniger Lohn verrannt und alles Andere ist ihm gleichgiltig. In der That haben die Trades-Unions etwas Zünftlerisch- Egoistisches. Nein, Ihr Herren, so wird nicht Weltgeschichte gemacht! Im besten Falle kann das immer nur ein armseliger Guerillakrieg bleiben, bei dem es niemals zu einer Entscheidung kommt, bei dem überdies die Erfolge des einen Tages, mit so schweren Opfern erkauft, am nächsten Tage meist wieder verloren gehen, während dessen das Proletariat nur inuner mehr herunter- kommt und seine Zeit verliert, die es so viel, viel besser anwenden könnte! Ja fürwahr erlvägt man, wie der englische Arbeiter durch die Trades-Unions so ganz und gar von seine» Strike-Angelegenheiten in Anspruch genommen, so ganz und gar von dem ihm einzig ersprießlichen Boden, dem der radikalen Politik, abgelenkt wird, erwägt man ferner, wie glänzend es mit der englischen Arbeiterbewegung stehen müßte, wenn die� selben Summen von materiellen und geistigen Mitteln, von wirklich heldenhafter Energie, Thatkraft und Hingebung, wie sie große Mittel für kleine Zwecke auf all die Lohnstreitig leiten vergeudet wurden, auf die politische Aktion verwendet worden wären dann kommt man in der That so ziemlich bei der oben ausgesprochenen Ansicht heraus, dann sagt man sich wirklich, es wäre besser, die Trades-Unions wären nicht da. Ich weiß, daß diese Beurtheilung der Gewerkschaftsbewegung bei vielen Lesern heftigen Widerspruch finden wird. Aber erstens urtheilen sie eben nur nach unseren deutschen Verhältnissen, wo die Gewerkschaftsbewegung glücklicherweise nur die zweite Stelle einnimmt und nicht, wie hier, die politische ganz verdrängt hat, und zweitens scheint es mir auch bei uns sehr wohl einmal der Frage werth, ob denn nicht die Vortheile der Gewerkschafts- Raspail am Grabe Börne's . Den 13. Februar 1837 starb in Paris Ludwig Börne (g.'b. den 6. Mai 1786 zu Frankfurt a. M.).Die Nachricht von Börne's Tod," schreibt Gutzkow in seiner Biographie des Verfassers derPariser Briefe",verbreitete Trauer unter Allen, die seine Freunde, Bestürzung unter Allen, die seine Feinde waren. Man kam und sah den Todten, wie der Heimgang ins Jenseits sein Antlitz verklärt und jeden Schmerzenszug aus ihm verwischt. Man verabredete eine Leichenfeier, die des herrlichen Mannes würdig war, einfach und doch von der Liebe und Verehrung zeugend, die ihm ins Grab folgte. Ein Trauerzug von mehr als hundert Deutschen geleitete den Sarg von der Rue Lafitte über den größten Theil des Boulevards langsam nach dem Gottesacker des Pöre Lachaise. Hier angelangt, trugen die nächsten Freunde des Dahingeschiedenen den Sarg zur Ruhestätte. Feierliche Stille, ein unbeschreiblicher Ernst bezeichnete den Augenblick, wo die Erde die Hülle des Vollendeten aufnahm. Venedey und Berly, jener der bekannte Deutschthümler, der hier freilich schlecht am Platze war, dieser ein in Frankreich etablirter Kaufmann aus Frankfurt , sprachen am Grabe. Dann trat Raspail, der Gelehrte, Raspail der unerschütterliche Repu- blikaner(der heute mit derselben Festigkeit an seinen Idealen festhält wie vor einem halben Jahrhundert) aus der Mitte der Leidtragenden hervor und sprach der französische Republikaner am Grabe des Deutschen : Ich glaubte nur Thränen auf dieses Grab weinen zu können, das Sie mit Blumen umkränzt haben. Aber die Freundschaft, welche über der unbelebten Hülle unseres großen Schriftstellers wacht, fordert mich auf, ihm einige Worte der Erinnerung mit in die Gruft zu geben; in diesem Augenblick einer so traurigen Feier hat die Freundschaft die Kraft eines letzten Willens: ich gehorche, meine Herren, und Sie werden meinem Beispiele folgen, indem Sie mir Ihre Nachsicht bewilligen; ich hatte mich nicht zu so großem Schmerze vorbereitet. Meine Herren, ich habe die Hälfte unseres Philosophen, die diese Erde binnen kurzem bedecken wird, nur wenig gekannt, und ich rechne dieses Mißgeschick zu meinen unglücklichen Ereignissen. Aber was die andere Hälfte betrifft, die uns bleibt, die tiefer als in Bronze gegraben ist, welche seine Feder getröstet hat, o! was diese unzerstörbare Hälfte betrifft, so habe auch ich sie genau bewegung durch ihre Nachtheile zum Mindesten aufgewogen werden. Es läßt sich doch nicht gut verkennen und es entspricht das ja eigentlich nur durchaus unseren Ansichten daß im Großen und Ganzen alle Anstrengungeu de« Arbeiters, dem Kapitalismus auf dessen eigenem Boden bessere Lebensbe- dingungen abzutrotzen, eine erstaunliche Aehnlichkeit mit der be- kannten Arbeit des seligen Sisyphus haben. In Zeiten großer Arbeitsnachfrage geht ja das alles ganz leidlich; man kämpft, man sinket und der Stein der Lohnsätze wird glücklich bergauf geschoben. Aber sowie nur diese Nachfrage nachläßt, dieGe- schäfte" stocken Pardautz! dann geht es, trotz aller Gegen- anstrengungen, bergab und bald liegt der Stein wieder am Fuße des Berges. So ist es jetzt bei uns, so ist es aber auch, trotz der gerühmten Organisation der Trades-Unions, jetzt hier in England. Es entspricht das, wie gesagt, ja nur durchaus unseren An- sichten, die die bestehende Gescllichaft eben vollständig aufgegeben haben, und paßt uns deshalb eigentlich auch ganz vorzüglich in unseren politischen Kram. Dadurch aber, daß mir uns trotzvem doch mit der Strikerei befaßt haben, macht der Arbeiter, dem die besseren Löhne so rasch wieder durch die Finger geglitten sind, uns dafür verantwortlich und wird, nicht immer im Stande, zwischen beiden so grundverschiedenen Dingen zu unter- scheiden, auch gegen unsere politischen Bestrebungen sehr kühl. Haben sie mir nicht einmal die paar Groschen mehr Lohn erhalten können, sagt er sich, dann wird es mit dem übrigen Zeug wohl erst recht Wind sein. Daraus entsteht Gleichgiltig- keit und Apathie gegen die ganze Bewegung. Ich selbst habe diesen eigentlich sehr einfachen Gedankengang bei sehr vielen deutschen Arbeiteru beobachten können. Angesichts solcher schwer- wiegenden Ereignisse scheint es mir sehr wohl diskutirbar, ob es nicht besser wäre, wenn wir, unsere Ziele damit schärfer und klarer abgrenzend, unsere gesammten Kräfte auf die politische Aktion concentrirten, in welcher es keine Enttäuschungen giebt, einfach weil wir von der bestehenden Gesellschaft von vornherein nichts erwarten, und die ganze Gewerkerei und Strikerei, die übrigens ja jetzt thatsächlich so ziemlich auf Null herabgesunken ist, dem fortschrittlichen Gelichter überließen. Mögen sie den Arbeiter mit dem Kopf gegen die Mauern der kapitalistischen Gesellschaft anrennen lassen. Wenn er dann sehen wird, daß er sich dabei wohl seinen Kopf, aber nicht jene Mauern einrennt, dann wird er um so fteudiger und überzeugter zu uns kommen, die wir mit ganz anderem Geschütz gegen diese Mauern an- rücken. (Schluß folgt.) Sozialpolitische Ueberiicht. Das preußische Obertribunal hat mit seinen von Zeit zu Zeit aufgestelltenRechts"grundsätzen der Sozialdemo- kratie schon manchen Stein auf den Weg gerollt, aber alles, was dieser oberste preußische Gerichtshof im sozialistenfeindlichen Sinne seither geleistet hat, scheint uns bei weitem übertroffen zu werden durch ein Erkenntniß, welches am 25. Mai d. I. in Beziehung auf die Handhabung des preußischen Vereinsgesetzes von ihm gefällt worden ist. DaS Erkenntniß, welches in Preußen nunmehr Gesetzeskraft erlangt hat, und welches namentlich von unserembesten Agitator" Tessendorff freudigst begrüßt worden sein wird, nimmt sich also aus:Wenn die Verordnung über die Verhütung eines die gesetzliche Freiheit und Ordnung ge- fährdenden Mißbrauchs des Versammlung«- und Vere'nigungs- rechts vom 11. März 1850 im§ 16, Abs. 2 Denjenigen mit Strafe bedroht, der sich bei einem auch nur vorläufig geschlossenen politischen Verein als Mitglied ferner betheiligt, so kann unter der ferneren Betheiligung als Mitglied nicht nur eine solche Betheiligung verstanden werden, welche sich durch Versamm- lungen und in denselben stattgefundene eingehende Erörterungen der Zwecke des geschlossenen Vereins kundgiebt, sondern auch viel- fach durch andere Vereinsthätigkeit, insbesondere durch das Ein- berufen einer Versammlung, wenn auch diese thatsächlich nicht zu Stande kommt." Daß dieses Erkenntniß wiederum auf die Sozialdemokratie gemünzt ist, unterliegt keinem Zweifel. Aber wohin gelangen wir mit unfern Rechtszustäuden, wenn unter Umständen schon der Einberufer einer Versammlung, diethatsächlich nicht zu Stande kommt", sich durch die bloße Einberufung eines gesetz- widrigen Vergehens schuldig machen kann? Man verfüge doch lieber rundweg, daß für die Sozialdemokratie das Vereinsgesetz auf- gehoben, daß sie vogelfrei ist. Dann ist die Situation geklärt. gekannt, auch ich habe mich für würdig gehalten, sie zu liebe»; und ich kann mit Ihnen sagen, ich habe nicht Alles verloren. Nicht, meine Herren, daß ich die Anmaßung hätte, Ihnen den Eharakter des Genies Börne's zu enthüllen, Ihnen die magische Kunst dieses Styls zu analysiren, welche ihn zum popu- lärsten Schriftsteller Deutschlands gemacht hat; die Macht dieses tiefen Gedankens zu schätzen, eines Gedankens, der unter dem tiefen Schleier der glücklichsten Einfachheit so viel zu jener fried- lichen Umwälzung beigetragen hat, die Deuschland an seinem Busen erwärmt. Bei der ersten Zusammenkunft mit Ihnen würde ich Sie darum bitten, mich diese letzte Pflicht erfüllen zulassen, wenn die mangelhafte Erziehung, die wir in Frankreich erhalten, es mir möglich machte, die Schönheiten einer Sprache zu empfin- den, die so süß zum Ohre und zum Herzen tönt. Leset, leset! würde ich Ihnen zurufen, wie man an Moliöre's Grabe denMisanthrop" undTartüffe" las, an Börne's Grabe einige jener auserwählten Stücke, die Deutschland in fünfzehn Bändchen gesammelt hat, anscheinend eine umfassende Sammlung und doch zu kurz für den Leser. Wie manche nächtige Lampe des im Lesen dieser Sammlung Vertieften erlosch erst beim Be- ginn des Tages! Wiederholet uns eine jener Allegorien, in welchen Börne mit jrd m Federzug eine Wurzel des werdenden Despotismus abschnitt, wiederyolet uns, zumal an diesem Orte, wo Thränen fließen, eine einzige jener tausend Seiten, in welchen Börne die Armen die Ergebung und die Reichen die Wohlthätig- keit, die Geächteten die Liebe zu einem Vaterlande lehrte, das ne zu vergessen schien; bewundernswürdige Werke, die man bei Ihnen in den Palästen, wie in der Hütte findet; denn sie zeich- neten eine Zukunft, die keine andere Kategorie unter den Menschen gestatten wird, als die der guten Menschen unter einander, die sich gegenseitig hienieden unterstützen." Aber, meine Herren, auch ohne Ihre Sprache zu verstehen, wurde mir das Glück zu Theil, Börne zu lesen und zu begreifen, und ich besitze ihn ebensogut wie Sie. Er willigte eines Tages darein, in Frankreich die Sprache zu reden, durch welche er deutsche Herzen so tief bewegt hat, und er that Wunder; er wurde in Frankreich wie in seinem Vaterlande verstanden, er hatte sich selbst übersetzt; und seit seinem Debüt hatte er in der ersten Reihe unserer Originalschriftsteller Platz genommen. Miß- gönnen Sie mir nicht ein Gefühl, das aus Dankbarkeit sowohl, wie aus- Eigenliebe fließt, es war in dem.Reformateur', wo und wir können dem arbeitenden Volke sagen, daß Gesetz und Recht nur Privilegium der herrschenden Klassen sind. Zahlen beweisen. Wie völlig ungerechtfertigt die arbeiterfeindlichen Bestrebungen eines großen Theiles der Klein- gewerbtreibenden sind, haben wir schon zu wiederholtenmalen dargethan. Die nachfolgenden Ziffern beweisen auf's Neue, daß die Wurzel des Uebels, an welchem das Kleinhandwerk krankt, in ganz anderen Dingen zu suchen ist, als in den angeblich durch die jetzige Gewerbeordnung gelockerten Beziehungen der Arbeiter zu den Meistern, und es wäre nur sehr zu wünschen, daß die Letzteren mit mehr Objektivität, als es seither der Fall war, die Entwicklung der wirthschaftlichen Verhältnisse studirten und nach dem Ergcbniß dieses Studiums ihre Bestrebungen feststellten. Einen solchen Anlaß zum Studium bietet ein Vergleich des früheren und gegenwärtigen Standes der Tuchmacherei und deren Nebenbranchen in Berlin über den folgendes gemeldet wird: In der zehnjährigen Periode 183010 brachten es 58. in der 184050 64 Tuchmacher zur Selbstständigkeit und Meisterschaft. Der Adreßkalender von 1876 fährt aber überhaupt nur noch 58, der von 1877 nur noch 53 Meister auf. Die Zahl der selbst- ständigen Appreteure vermehrte sich 183050 um 23, 1876 existirten deren überhaupt noch 61. Von 182940 waren 72, von 184050 83 Raschmacher thätig, 1877 bezifferte sich ihre Zahl nur noch auf 75. Nicht völlig so schroff wie mit der Tuchmacherei geht es mit der Webindustrie bergab, was sich in Berlin und in den Großstädten am deutlichsten zeigt. 1825 waren in Berlin in ganz Preußen ) zu Tüchern, Strümpfen und ( Zeugen aller Art... 5962 86,498 Bandstühle, Zahl der Gänge 942 45,406 TA als Nebenbeschäftigung.. 35 202,204 1849 waren noch für Wollen- und Halbwollenwaaren 2270 Web- stühle und 396 Meister mit 2754 Gesellen thätig. Bis 1852 war die Zahl des Webstühle auf 2739, die Zahl der Fabriken in Tuch von 20 auf 27 gestiegen, während heute nur noch 23 vorhanden sind. In Berlin bezifferte sich 1867 die Zahl der selbstthätigen Arbeitgeber der Textilindustrie aus 1916, die der selbstständigen Arbeitnehmer auf 5782 Personen; da in dieser Branche die Angehörigen meist von früher Jugend an im Ge- werbe mit thätig waren und sich auf 11,581 Personen bezifferten, so waren ca. 19,280 Personen in der Textilindustrie beschäftigt. Nach den amtlichen reoidirten Gewerbetabellen der Volkszählung vom 1. Dezbr. 1875 waren dagegen überhaupt nur 13,430 Per- fönen thätig, und die Zahl der Unternehmer in der Textil- industrie beziffert sich nur noch auf 2804. Das die statistischen Daten. Sind an diesem Rückgang viel- leicht die Arbeiter und speziell die bösen Sozialdemokraten schuld? Und wenn nicht wer ist Euer Bedränger, Kleinmeister? Die Antwort gebt Euch selbst, sie ist mit Händen zu greifen. Unsere Gegner erörtern angelegentlichst die Frage, wie dem riesigen Wachsthum der Sozialdemokratie Einhalt geboten werden könne. Daß es dabei an wunderlichen Vorschlägen nicht fehlt, darf nicht verwundern, vermögen die Sozialistenfeinde doch immer noch nicht einzusehen, daß der Sozialismus das ur- eigenste Produkt der heutigen sozial- politischen Verhältnisse ist. So will man es zur Niederhaltung der Sozialdemokratie neuer- dings mit sogenannten Arbeitskolonien versuchen, und soll namentlich Sachsen als Versuchsfeld für diese neue Art der Sozialistensperre herhalten. In einer sächsischen Correspondenz derVossischen Zeitung" heißt es über das Projekt folgender- maßen: Die von der Sozialdemokratie drohenden Gefahren sind Anlaß geworden, daß neuerdings in der kleinen Presse wieder- holt auf die Nothwendigkeit hingewiesen wird, Arbeitskolonien in's Leben zu rufen, welche die Bildung eines festen Arbeiter- standes begünstigen. Nun ist aber die gegenwärtige Zeit am wenigsten dazu ang than, Großindustriellen zur Nachahmung der in Mühlhausen , Essen, Saarbrücken rc. geschaffenen Institutionen anzuregen und ebensowenig wird man vom Staate die Initiative' erwarten können. Was man aber von dem Staate verlangen kann, das ist die baldige Aenderung des Dismembrationsgesetzes. Bereits in der vorigen Session unseres Landtags wurde von dem Abgeordneten Krause ein Antrag eingebracht, welcher die der freien Theilbarkeit des Grundeigenthums auf dem Lande! entgegenstehenden Hindernisse zu beseitigen strebte, indeß scheiterte derselbe an dem Widerspruche des Ministeriums. Seitdem sind i von genauen Kennern der landwirthschaftlichen Zustände, wie von Freunden der arbeitenden Klassen die schädlichen Wirkungen' Börne sich als französischer Schriftsteller zeigte. Hätte ich geahnt, i in Ihrer Mitte das Wort zu nehmen, ich würde jene kostbaren! Fragmente mit mir hierher gebracht haben, deren Andenken meinen Kummer verdoppelt. In seinem Siyle fand man Böranger und Paul Louis Courier vereint; aber sein Gedanke war zehn Jahre jünger, und zehn Jahre sind in der Revolution, in der Jeder von uns begriffen ist, ein Jahrhundert des Fortschritts. Sie haben bemerken müssen, daß seine Feder im Französischen diesen unbeschreiblichen Zauber bewahrt hatte, der sich m geist- reicher, oft sarkastischer Weise angekündigt und mit einem tiefen Gedanken und einem hochherzigen Gefühle endet, gleich jenen ausländischen Früchten, die mit einem pikanten und fremdartigen Geschmack beginnen und sich in Wohlgeruch auflösen. Börne, Israelit von Geburt, war in seinen Schriften meiner, unserer Religion, der Religion der guten Menschen aller Länder; er glaubte an die allgemeine Verbrüderung, an die Gleichheit, die man annimmt und die man nicht auferlegt; der Krieg der Völker untereinander schien ihm ein Verbrechen, einzig und allein zum Vortheil Einzelner begangen; die Nationalität ein ärmlicher' Gedanke. Die Natur hatte in seinen Augen der Geselligkeit kerne Grenzen in schwarz oder roth gezogen; auf der Oberfläche einer Erdkugel waren die Säulen des Herkules eine Chimäre; er sah den Koloß des Fortschrittes beide tlfer des Flusses, der zwischen Frankreich und Deutschland fließt, überschreiten und den Völkern beider Ufer, indem er ihnen die Hand zur Versöhnung reichte, es ins Gedächtniß rufen, daß sie einem Geschlecht angehören und daß sie denselben Pflichten unterworfen sind. Und er sagte das Alles, ohne sich in einem Lande etwas zu vergeben, wo die Gastfreundschaft Ihnen nur unter stets beunruhigenden Bedin- gungen gewährt ist, und wo die wenige Sonne, um welche Sie uns bitten, mit einem Schleier verhüllt wird, dessen äußersten Saum zu lüften, Ihnen nicht gestattet ist, wollen Sie sich nicht einem Sturm aussetzen. Es bedarf eines großen Talentes, um einen Schein von Freiheit inmitten so vieler Hindernisse zu be- wahren und große Dinge unter dem Degengeklirre so kleiner Geister in gehöriger Weise zu besprechen. Dieses Talent hat Börne in Frankreich zur höchsten Stufe der Vollendung getragen- In diesem durchsichtigen und ärmlichen Körper, der sich über die Erde wie über ein Vaterland schleppte, das ihm nicht angehörte, wohnte eine Seele, die für das Gute brannte, für das Schlechte litt, für die Vertheidigung der heiligen Sache des Volkes kämpfte!