wie der englische Arbeiter sagt, wenn man ihm von diesen Dingen spricht. Nebenbei gesagt wird man, und es ist ja das eine alte Bemerkung, im Verkehr mit dem englischen Arbeiter überrascht von der Schärfe seines natürlichen Verstandes und seines Urtheils. Der bekannte oommon ssuse(gesunde Menschenverstand) ist in der That nirgend mehr zu Hause als bei ihm. So antwortete mir neulich ein Arbeiter, nicht etwa ein sogenannter„politischer� Kopf", nein, ein gewöhnlicher, einfacher, namenloser Arbeiter, etwa 18 Reichspfennige), wenn auch nicht die ewige Seligkeit,! für England! O könnten doch meine Worte hindringen zu den so doch die Seligkeit einiger Stunden, das selige Vergessen ihres Männern, wie sie jenes große Werk braucht, Männern des Wortes Elends, verkauft wird. Nebenbei gesagt eine unselige Seligkeit, und Männern der That zugleich, und sie begeistern zu so edlem diese Seligkeit des Brandy(Franzbranntwein) und des Whisky und rühmlichem Thun! (irischer und schottischer Kornbranntwein). Denn auf dieses Land, das erste Industrieland der Erde, _ Im Ganzen ist es Thatsache und es wird mir allseitig nur wird gar viel ankommen in den künftigen Tagen. Wir können bestätigt, daß der englische Proletarier gar nichts von Gott wissen kaum hoffen, zu siegen, so lange dieses Volk dem Kampfe gleich- � �...... will, der sich ja auch so wenig um ihn kümmert und es sich so gültig zusieht. Sind aber erst Britanniens ungezählte Proleta- auf meine Bemerkung, daß das englische Proletariat in so schauder- wenig angelegen sein läßt, ihm gute Kost, schöne Kleider, propere rier-Legionen zu uns gestoßen, dann muß es rasch und unauf- haster Unwissenheit erhalten werde.„Was wollen Sie," war Wohnung zu beschaffen, und ich glaube, jenes Arbeiterkind, welches haltsam zum Siege gehen! seine Antwort,„our ignorance is their wealth"(Unsere Un- 1 nach den Berichten— irre ich nicht— einer parlamentarischen Ein bekanntes Wort Lassalle's modifizirend und es damit wissenheit ist ihr Reichthum). Man wird mir zugeben, man Untersuchungskommission über Arbeiterverhältnisse, die Herr Marx zugleich, wie ich glaube, wahrer machend, sage ich: kann unmöglich klarer denken. Ist doch injffesen fünf Worten � in seinem„Kapital" wiedergiebt, bei der Examination in seinem Mit England wird die Bewegung unwiderstehlich! unsere gesammte politisch-sozial-ökonomische Weltlage zusammen- gefaßt. Wir könnten dieselben als Motto für unsere ganze Be- wegung annehmen. So erweisen sich denn die wirthschaftlichen, wie politischen Verhältnisse Englands in Summa als genau dieselben, wie überall sonst, so erweisen sich denn all jene Behauptungen, die haarsträubenden Mangel an Religion den unbeabsichtigten Witz machte, God(Gott ) mit Dog (Hund) zu verwechseln, dürfte so ziemlich ein richtiges Bild von dem Interesse geben, welches das englische Proletariat an den himmlischen Dingen nimmt. Sozialpolitische Uebersicht. ..,,,„— Für Herrn Stephan! Man schreibt uns: Durch die Warum trotz alledem— frage ich nun nochmals— die sozia- l jetzt plötzlich erfolgten Gehaltszulagen der angestellten ,.... listischen Bestrebungen so wenig Fuß gefaßt haben in diesem Postassistenten werden wohl einige der Unzufriedenen be- diesem Lande eine besondere Stellung anweisen, es als den Lande? Es giebt, meiner tiefsten Ueberzeugung nach, nur eine ruhigt, aber wie viele bleiben noch unbefriedigt! Daß vor allen Musterstaat, wie er sein soll, hinstellen, dessen glücklich fortschrei- Antwort hierauf, dieselbe, die ich jüngsthin auf die gleiche Frage Dingen die Telegraphisten klagen, ist selbstverständlich; ein- tende Entwicklung die Reform überflüssig und unmöglich zugleich betreffs Hollands hatte. Deutsche Arbeiter! Wenn Euch so ein mal über zu anstrengenden Dienst und zweitens über Gehalts- mache, als Lug und Trug. Und es läßt sich das ja auch schon Miethling des Kapitals, wie sie das zu thun pflegen, auf den! schmälerungen. Warum müssen ihnen auch die Vergütungen für rein deduktiv beweisen, es kann eben gar nicht anders sein. Der englischen Arbeiter hinweist, ihn als das Mnsterkind anpreist, den Nachtdienst entzogen werden, warum wird nicht lieber die- kapitalistische Gewaltstaat erzeugt mit unerbittlicher Nothwendigkeit weil er so schlau und so„praktisch" sei, von Sozialismus nichts �selbe Einrichtung auch bei der Post eingeführt? Die im Eisen- immer und überall die gleichen Verhältnisse: Auf wirthschaft- wissen zu wollen, so antwortet ihm getrost:„Das lügst Du, bahnfahrdienst beschäftigten Beamten und Unterbeamten erhalten lichem Gebiete steigende Massenverarmung, auf politischem Bursche! für die Gleichgültigkeit des englischen Arbeiters dem � als Entschädigung für den anstrengenden Dienst wenigstens die Gebiete Mißachtung des„great mrwashed"(großen Ungewasche-> Sozialismus gegenüber giebt es nur eine einzige Ursache: jetzt sehr mageren Kilometergelder; dürfte da eine Entschädigung nen) und dabei aber doch die heilloseste Angst vor seinem Er- Seine Unkenntniß desselben!!!" für die Stunden des Nachtdienstes nicht ebenso am Platze sein? wachen und, ans dieser resulttrend, die albernsten und oft genug' Ja wahrhaftig! Nur weil für seine Ausbreitung sowenig Wer jemals des Abends von 6 oder 7 Uhr bis 8 Uhr früh bei possirlichsten Bockssprünge der Willkür und der Chikane.' Es geschehen, thchwant of propagation(der Maiigel an Propa giebt keine Ausnahme von dieser Regel und Alles, was man ganda), wie die klarer sehenden Arbeiter hier selbst sagen, nur uns hiervon vorschwatzt, ist Lüge, Lüge, Lüge! Bisher hat das das ist die Ursache, warum es in England so schlecht steht mit Himmelskind Freiheit noch keine Heimath gefunden auf unserer Erde! Warum die Prinzipien der radikalen Umgestaltung in Staat und Gesellschaft trotzdem so wenig Anhänger haben in diesem Lande? Wie gering ihre Zahl ist, das hatte ich neulich selbst Gelegenheit zu sehen. Vor ca. 14 Tagen starb John Rogers, ein alter Chartist und, wie man mir sagte, trotz seiner nazarener- haft-urchristelnden Mucken, an welchen ja bedauerlicherweise auch bei uns noch viele sonst ganz klare Köpfe leiden, ein ziemlich dem Sozialismus. Auch die klarste,"erhabenste Wahrheit muß ausgesprochen werden, wenn die Menschen sie erkennen sollen. Und es ist bisher nichts geschehen, nichts von wirklichem nach- balligem Werth. Um das izu beweisen, braucht man sich nur die hier tonangebenden Persönlichkeiten anzusehen. Von denTrades-unions- „Führern", richtiger A n führern, den Burt und M'Donald ec., spreche ich gar nicht erst, von ihnen ist für die Freiheit von vorn- herein nichts zu erwarten. Sie sind eben— trades-unionists und finden, ganz wie unsere Gewerkvereinsführer(Hirsch und entschiedener Sozialdemokrat, zugleich auch„Präsident" der Konsorten), offenbar besser ihre Rechnung dabei, mit der Bour „Manhood Suffrage League"(Ligue zur Erkäinpfung des Wahl- geoisie— auf guten Fuße zu stehen. Als Radikalster der Ra- rechts für jeden mündigen Staatsbürger). Seine Bestattung dikalen aber gilt hier der obengenannte Bradlaugh, heute der sollte eine politische Demonstration werden, man gab dieser Absicht Mann des Tages und galt bis vor Kurzem mit ihm der jüngst durch Circularc:c. die weiteste Verbreitung. Ich erwartete verstorbene Geo. Odger(nicht etwa mit dem oben erwähnten natürlich eine echt englische Monstrc Demonstration zu Gesicht zu John Rogers zu verwechseln). Nun, weß Geistes Kind Herr bekommen, bei der es unter 20—30,000 Menschen nicht gut ab- � Bradlaugh ist, das wird der Leser nach dem oben mitgetheilten geht. O wie ward ich enttäuscht! Ich glaube nicht, daß die Pröbchen dieses Geistes zur Genüge erkannt haben. Wer will Zahl der Versammelten das halbe Hundert erreichte. Und davon und kann es dem englischen Arbeiter übel nehmen, daß er sich war noch�ein sehr großer Theil— Ausländer! Es hatten sich für dies� Schweinereien nicht sonderlich begeistern kann? Ich mehrere Pariser Kommuneflüchtlinge und ihre Freunde, ich nenne die Herren Lissagaray , Seraillier, Theiß eingefunden; dann mehrere Mitglieder des deutschen kommunistischen Vereins, wie die Herren Kaufmann, Weber ec. Auch Marx stand am Grabe, dem alten Gesinnungsgenossen die letzte Ehre zu erweisen. In dieser traurigen Trauerfeierlichkeit scheint sich mir die ganze gegenwärtige sozialistische Bewegung Englands abzuspiegeln. Kein erfreuliches Bild! Ich habe— um die oben gestellte Frage wieder aufzunehmen — in meinem neulichen Briefe aus Holland einen großen Theil der Schuld an der geringen Theilnahme des englischen Volkes an der sozialistischen Bewegung seiner Befangenheit in den reli- giösen Wahnvorstellungen zugeschrieben. Besser unterrichtet, nehme ich diese Anschuldigung heute zurück. Es ist nicht wahr, daß das englische Volk, ich sage das Volk, jenen Phantasiegebilden mehr ergeben ist, als irgend ein anderes. Ich habe, um hier nur einen Beleg dafür zu liefern, Londons Kirchen in den ver- schicdensten Stadttheilen an Sonn- und Feiertagen fleißig durch- streift; ich sah wohl das Mastbürgerthum mit jener anekelnden Mischung von Heuchelei und Stupidität, die eben nur sein Ge- heimniß ist, wie besessen nach seinen churches und chapels (Kirchen und Kapellen) rennen, aber es ist mir kaum gelungen, darin einen Proletarier zu erblicken, kretinenhaft genug, um sich von einem dickwanstigen Pfaffen vorschwatzen zu lassen, hungern sei seliger denn Sattsein. Auch die von den Gutsituirten besoldeten „missioners ", Missionäre die an Sonntagen in den Straßen der Proletarierquartiere bald ihre blödsinnigen Litaneien hinplärren, bald mit den Geberden, den Blicken und dem Geschrei von Toll- Häuslern die Menge haranguiren, ihr die ewige Seligkeit an- preisen, finden an ihrer zerlumpten Zuhörerschaft von Müßigen — der Arbeiter stellt sich gar nicht erst hin— eben nur Neu- gierige, die sich zum Spaß den Rummel mit ansehen. Diese Leute warten lieber, bis nach der Serv!ee-t!me(Gottesdienstzeit) ihr geliebtes puhlio-house(Wirthshaus) wieder aufgemacht wird, in welchem ihnen für ihre„To pence"(two pence— 2 Pence, nicht! Sein politisches Ideal sieht Herr Bradlaugh in der ver kommenen Gaunerrepublik am andern Ende des großen Wassers, steht also darin auf dem Standpunkte unserer Frankfurter Stock- jobber. Neben dieser Karrikatur von Sozialismus zieht es aber nichts weiter, gar nichts von jenen Mitteln der Propaganda, wie wir sie in Deutschland haben, keine wirklich sozialistische Presse, keine wirklich sozialistische Organisation. Laßt aber heute die rechten Männer aufstehen, Männer, die vor Allem selbst wissen, was sie wollen, die den Weg zum Besser» so klar und bestimmt erkannt haben, wie wir es in Deutschland haben, laßt sie mit kühnem Muth und reinem Sinn das echte Banner der Freiheit aufpflanzen auf diesem schönen Eiland— und gewiß, gewiß, Englands Volk wird sich freudig um sie schaaren! Und die Zeit ist reif dafür! Der englische Arbeiter— ich habe das oben bereits angedeutet— sieht immer mehr ein, und gerade eine Zeit wie die jetzige mit ihren endlosen Lohnherab- setzungen muß es ihm besonders klar demonstriren, daß er mit seiner bisherigen Kampfweise trotz seines in der That bewun- dernswcrthcn Heroismus, aus dem eireuius vitiosus(schlimmen Cirkel, Bann) der Lohnsklaverei nicht herauskommt und daß in- zwischen die Wogen des sozialen Elends immer höher und höher um ihn steigen. Von den beiden corrupten politischen Parteien ficht er sich immer und immer wieder nur ausgenutzt und be- trogen. So lebt er in dumpfer Unzufriedenheit. Das Alte erkennt er immer mehr als nichtig und das Neue hat er noch nicht gefunden. Es lagert wie ein Zauberbann auf diesem Volke, der es im Schlaf gefesselt hält. Es braucht nur das den Bann lösende Wort ausgesprochen zu werden und all diese Millionen erwachen— erwachen zur That! Und grandios, wie Alles in diesem Lande, wird dieses Erwachen sein und alles bisher Da- gewesene tief in den Schatten stellen. Sprach ich neulich für Holland den gleichen Wunsch aus, so ist es jetzt aus tiefster Seele, daß ich den gleichen Wunsch nieder- schreibe: Möchten die Tage des Erwachens bald, bald kommen Ueber dem Grabe eines Russenseindes. In der vorletzten Maiwoche schied im lieblichen Nizza ein Mann vom Leben, dessen Namen in russisch -türkischen Angelegen- heiten einst mehr genannt war als heute. Bei Beginn des Krimkrieges setzte erjxoch die politische und diplomatische Welt mit seinen Worten, Schreiben und Schriften in Bewegung, nach dem Pariser Frieden wendete er sich mit den Worten des alten Napoleon:„Euer altes Europa wird mir zu langweilig" mehr und mehr von den öffentlichen Angelegenheiten ab, und nun hat er im 72. Lebensjahre die bittere Erkenntniß mit in die Gruft nehmen müssen, daß er ein langes Leben voll Aufwand an phy- fischen, geistigen und materiellen Kräften an eine verlorene Sache gesetzt, daß er tauben Ohren gepredigt hat und von den Zeit- genossen nicht begriffen wurde. Wir sprechen von David Urquhart , dessen irdische Ueber- reste nicht ohne den Kranz von der Oberfläche der Erde ver- schwinden sollten, welcher dem Fleiß der Forschung, der Treue der Ueberzeugung, dem Eifer ihrer Verbreitung drei- und mehr- fach gebührt. Die Zahl der persönlichen Freunde Urquhart's hat wohl niemals den engen Kreis des wohlsituirten, geistig be- gabten und anregenden Mannes überschritten, er hat sich nie der herrschenden und regierenden Klasse Englands angeschlossen, die Zeit seines Dienstes im Auswärtigen Amte war kurz, Mitglied des Parlaments war der viel genannte Mann nur in einer Legislaturperiode, sein eigenartiges Wesen ließ ihn in keiner Clique warm werden, aber Achtung konnten ihm auch seine Gegner nicht versagen, und außer in seinem Laterlande wurde er von einsichtsvollen Politikern aller Culturländer geehrt. Bor und bei dem Ausbruch des Krimkrieges war Urquhart noch in voller Kraft seiner Gegnerschaft Rußlands , ein Bierteljahrhundert seiner Bestrebungen schien gekrönt werden zu sollen, aber durch das Studium der Diplomatie und die Bethä igung in derselben blieb er von Mißtrauen gegen die heimische Politik so erfüllt, daß er gegen deren Interesse Schamyl damit ansteckte und wie eine Art von Baterlandsverräther auf immer um seinen Sitz im Unter- Hause kam. Um jene Zeit trat ihm ein deutscher Flüchtling nahe, der ihm geistesverwandt war und dem er selbst zu einem Besuch der Türkei , der Wahl seiner Neigungen, verHals. Wenn Lothar Bucher in seiner jetzigen zugeknöpften Geheimrathsstellung wollte und noch unbefangen genug wäre, um seinen damaligen Ein- drücken aufrichtigen Ausdruck zu geben, so könnte er vielleicht am besten, wenigstens in Deutschland , dem Andenken Urquhart's gerecht werden. Wie wenig vor 1866 unsere Nation dem cngli- scheu Politiker mit dem unverwüstlichen Russenhaß auch Anhalt dazu gab, so stellte er sie doch zum Feinde seines Lebens in Gegensatz, er setzte Hoffnungen in sie, wäre es auch nur wegen der Handelsinteressen gewesen, welche Deutschland mit England bis in Mittelasien hinein verbanden. In der Furcht vor der russischen Gefahr und dem Suchen nach Verbündeten traf Urquhart noch einmal mit einem Deutschen zusammen, der ihm politisch verwandt war. Von ihm unterstützt unternahm 1859 hier Eduard Fischel anonym die Fortsetzung des„Portfolio" in einem„Neuen Portfolio", aber wie das Schicksal diesen bedeu- tenden Kopf nach langen Arbeiten in der sogenannten neuen Aera Preußens plötzlich aufgehen ließ, um ihn an deren Ende ebenso plötzlich unter die Räder*) zu werfen, so hatte auch das „Neue Portfolio" nur einen kurzen Bestand. Das„Portfolio" war eine jetzt wenig mehr beachtete und nur noch in älteren Bibliotheken vorhandene Sammlung von älteren und neueren, zum Theil noch unbekannten Aktenstücken in Bezug auf die innere und äußere Geschichte Rußlands , welche 1836—37 bei August Campe in Hamburg in fünf Bänden eine Menge vereinzelter Publikationen aus England in französischer Ausgabe zusammenfaßte. Als dann die Kirchenstreitigkeiten in *) Er wurde in Paris von einem OmnibuS überfahren und blieb auf der Stelle todt. R. d. „B." schlechtem Lampen- oder grellem Gaslichte in ungesunden Räu men, wie sie ja bei der Poswerwaltung so häufig vorkommen, gearbeitet hat, wird wissen, in welcher Weise seine physischen und geistigen Kräfte absorbirt waren. Da wäre solch einem Beamten wohl eine kleine Vergütung für die Stunden dieser Pein zu wünschen. Aber, wird der Herr General-Postmeister sagen, woher das Geld nehmen? Darauf erlaube ich mir zwei Quellen namhaft zu machen: 1) Der Dispositionsfond. Die„Vertrauensärzte" sind. ein Mißtrauensvotum für sämmtliche andere Aerzte— also weg mit ihnen! Und daß die Weihnachtsgeschenke stets böses Blut erzeugen, wird Niemand bestreiten können, zumal oft sehr willkürlich damit umgegangen wird. Dieses Geld verwende man zu dem vorerwähnten Zwecke. 2) Jedermann weiß, welch enorme Summen die vielen Versetzungen kosten, und es werden auch schon viele Beamte erfahren haben, wie schwer und mit welchen pekuniären Opfern ihrerseits eine Rückversetzung in die Heimath zu erlangen ist. Es heißt zwar, daß die Anstellung auf Wunsch in dem Oberpostdircktionsbezirk erfolgen soll, in welchem der Beamte eingetreten ist; in Wirklichkeit gestaltet sich das aber ganz anders. Wenn man endlich zur Anstellung bezeichnet wird, heißt es in der Regel: Wollen Sie hier angestellt werden, so stellen Sie die Caution; wollen Sie in Ihren Bezirk zurück, so müssen Sie noch warten. Meiner Ansicht nach ist die Versetzung junger Beamter aus einem Bezirke in den anderen behufs ihrer Ausbildung über- flüssig. Ich habe sehr tüchtige Beamte kennen gelernt, die nie in einem anderen Bezirke gewesen sind, unter anderen auch einen, der in Berlin , wo bekanntlich nur Lokalbestimmungen statt der Dienstanweisung gelten, eingetreten und nie herausgekommen ist. Die Summen, die durch diese unnützen Versetzungen erspart werden, könnten ebenfalls in der angegebenen Weise verwandt werden, so daß der Herr General-Postmeister nicht aufhören dürfte, der Dukatenmann des deutschen Reiches zu sein. In Betreff der gerühmten vollberechtigten Eifersucht der Ressortchefs will ich ein Beispiel vorführen, dem sich gewiß bei näherer Nachforschung noch mehr anschließen werden: Ein mir bekannter junger Mann ging von der Prima eines Gymnasiums ab und trat in Berlin bei der kaiserlichen Ministerial- Bau- Commission als Supernnmerar ein. Nachdem er dort 2 Jahre unentgeltlich gearbeitet, erhält er heute 1350 Mark jährlich. Wie sieht es bei der Post aus? Nachdem ein junger Mann das Abiturienten- Examen be- standen hat, tritt er als Eleve ein. Wählt er sich den Ort seiner Ausbildung selbst, so erhält er 1 bis 1'/, Jahre hindurch auch nichts, dann eine Beihilfe und nach 2 Jahren 2 bis 2,50 M. täglich, also jährlich 730 bis 912,50 M. Glückt es ihm dann nach 3 Jahren, die Telegraphen- und Sekretär-Prüfung zu bestehen, so erhält er als Postpraktikant 3,50 M. täglich, macht auf das Jahr 1277,50 M. Um auf diesen enormen Ge- Haltssatz zu kommen, muß er bei der Post 3 Prüfungen be- stehen, und neben sehr anstrengendem Dienste von täglich zehn Stunden noch lernen, während der Supernumerar nur von 8 Uhr Vormittags bis 3 Uhr Nachmittags Dienst, jeden Sonn- tag frei hat und ohne Prüfung schon nach 2 Jahren 1350 M., also 72,50 M. mehr erhält. Jerusalem zwischen den Kaisern Nikolaus und Napoleon zum späteren Krimkriege zugespitzt wurden, kam eine erste Forsetzung des„Portfolio" zu Paris in einem„Recueil des documents etc.* (Sammlung von Aktenstücken u. s. w.) heraus, dem nach dem Pariser Frieden die erwähnte zweite folgte und obwohl keine dieser Sammlungen den Namen D. Urquhart trägt, war er doch ihrer aller Urheber. Aber Urquhart war nicht blos diplomatischer Forscher und Sammler auf der Grundlage einer tüchtigen und erschöpfenden politischen Bildung und durch Reisen gewonnener Selbstan- schauung in Europa , Vorderasien und Nordaftika, sondern er hat sich auch mit mehreren Werken in der Darstellung verschie- dener politischer Themata geübt. Doch Rußland blieb sein Au- genmerk vor Allem zugewendet, es hatte ihn fascinirt, und die Summe seiner antirussischen Politik beim Anbruch des vorigen orientalischen Krieges faßte er in dem Buche zusammen:„Pro- gress of Russia in the West, North and South, by opening the suceesa of opinion and appropriating the Channels of wealth and power."*) Vom Beginn seiner publizistischen Thä- tigkeit 1830 bis zu deren Ende 1860— wir schreiben aus dem Schatz einer Privatbibliothek und machen keinen Anspruch auf absolute Vollständigkeit, um wegen literarischer Forschungen nicht Gras über dem Grabe Urquhart's wachsen zu lassen— haben sich die handelnden Personen und die Weltlage so verändert, daß die Urquhart'schen Schriften jetzt mehr Wichtigkeit für de« Geschichtsschreiber als den Journalisten(?) haben. Doch, um we- nigstens eine äußerliche Marke für Urquhart's Kampf gegen Rußland zu setzen, und um seine von den Zeitgenossen so oft als Schwarzseherci verhöhnte Russenfurcht zu rechtfertigen, mag erwähnt sein, daß Rußland beim Tode Alexander's l., von *) Zu deutsch :„Die Forsschritte Rußlands nach Westen, Norden und Süden, erlangt durch Beherrschung der öffentlichen Meinung und durch Erwerbung der Kanäle des Reichthums und der Macht."
Ausgabe
2 (17.6.1877) 70
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