mit Washington und New-Iork, zahlreiche Zweiglinien, und hatsogar in neuerer Zeit mit vielen Kosten eine Verbindung mitChicago und demnach mit dem Gebiet der großen nordwestlichenSeen hergestellt. Sie ist eine der am besten und solidesten ver-walteten amerikanischen Bahnen und hatte bis vor mehrerenMonaten auch den großen Eisenbahnkrach glücklich überdauert,bis endlich die Panique auch ihre Werthe ergriff und sie zuGegenmaßregeln zwang. Sie entschloß sich zu den größten Er-sparungen und dekretirte endlich eine zehnprozentige Lohnreduktionfür alle ihre Bediensteten, womit sie nur dem Beispiel derübrigen amerikanischen Bahnen folgte."Ganz abgesehen davon, daß diese Zeilen voll von den gröbstenJrrthümern sind, strotzt der Artikel auch von offenbaren Lügen.Die Baltimore- und Ohio-Eisenbahn(beiläufig bemerkt nureine Zwergbahn im Vergleich zu andern) soll sich zu den„größtenErsparnissen" entschlossen haben, die sich in Gestalt von 10 Proz.Lohnabkürzung für alle(?) ihre Bedientesten äußerte. Ohne dasGehalt der hiesigen Zeitungsredakteure zu kennen, kann ich demHerrn von der„Breslauer Zeitung" versichern, daß er mit noch29 seiner Collegen zusammen nicht das Einkommen des Präsi-denten der Baltimore- und Ohio-Eisenbahn hat, und ob diese10 Proz., die seit 1873 sicher nicht die ersten sind, auch auf diehöheren Beamten Anwendung finden, bleibt zum allermindestennoch sehr dahingestellt.Die Herren Verwaltungsbeamten erhöhen in der Regel(gleichdem amerikanischen Congresse) ihre Gehälter, und von einerReduktion nach dieser Richtung hin habe ich noch nichts gehört,wohl aber, daß diese Gehaltserhöhung sogar rückwirkend(d. h.für früher bereits geleistete Dienste) war.Und dackit vergleiche man nun das Märtyrerthum, das diehiesige Presse den dortigen Eisenbahnen gern anhängen möchte.Interessant ist auch folgendes Geständniß desselben Blattes:„Endlich scheinen uns diese, wie überhaupt die neueren Vor-gänge in den Vereinigten Staaten lebhaft für eine ausreichendePräsenzstärke des Heeres im Frieden zu plaidiren."Wüßten die Arbeiter noch nicht, wozu die Soldaten im Friedenda sind, die„Breslauer Zeitung" hätte es ihnen gesagt.Sozialpolitische Uebersicht»— Aus der besten der Welken. In Nr. 74 des„Vor-wärts" veröffentlichten wir einen Passus aus dem statistischenWochenbericht der Stadt Berlin, betreffend die Sterblichkeitder unehelichen Kinder. Die Thatsache, daß verhältniß-mäßig weit mehr uneheliche als eheliche Kinder sterben, ist be-kannt und für Jeden, der nachdenkt, liegen auch die Gründe zuTage. Trotzdem ist es nothwendig, die Thatsache wiederholthervorzuheben, weil sie ganz besonders geeignet ist, denen, diein Bezug auf unsere gesellschaftlichen Zustände noch mit Blind-heit geschlagen sind, die Augen zu öffnen. Wir drucken dahernachstehend ab, was das neueste(12.) Heft des LeipzigerStatistischen Bureaus als Ergebniß der über die fünf Jahre1871— 1875 sich ausdehnenden amtlichen Ermittelungen mit-theilt:„Erschreckend groß ist der Einfluß der Legitimitätder Geburt auf die Sterbenswahrscheinlichkeit imersten Lebensjahre. Während von den ehelichen Kindernnur der fünfte Theil im ersten Lebensjahre stirbt, stirbt vonden unehelichen Kindern mehr als die Hälfte im erstenLebensjahre. Dabei wirkt bei den unehelichen Kindern dieSterblichkeit in den ersten Lebensmonaten auch relativ noch in-tensiver, als in den letzten des ersten Jahres. Genaue Fest-stellungen haben ergeben, daß die Sterblichkeit der unehelichenKinder in den ersten fünf Wochen fünfmal so groß ist, wiedie der ehelichen Kinder. Schon in den letzten Zehntelndes ersten Jahres zeigt sich jedoch die Tendenz, den Unterschiedauszugleichen. Im zweiten und dritten Lebensjahre ist derUnterschied höchst unbedeutend, im vierten scheint derselbe sogarzu einem Vortheil der unehelichen Kinder auszuschlagen, eineWahrnehmung, welche, wenn sie nicht wegen der geringen Zahlder Beobachtungsfälle irrig ist, sich nach Analogie der geringemSterblichkeit nach Epidemie-Jahren erklären ließe."Das heißt durch das vorherige massenhafte„Wegsterben"aller nicht sehr kräftigen Kinder, so daß nur die kräftigstenübrig sind, die, nachdem die Gefahren der ersten Jahre über-wunden, eine größere Chance am Leben zu bleiben haben, alseine gleiche Anzahl von ehelichen Kindern, unter denen sich vieleDemagogisches.Berlin, 22. Juli.In der hiesigen„Volkszeitung" wird wieder stark in„Sozial-demagogie" gemacht. Rabbi Bernstein— damit ja kein Partei-genösse jüdischer Abstammung meint, ich habe ihm auf den Fußtreten wollen, sei hier bemerkt, daß der„Rabbi" dem heuch-lerischen Pfaffen gilt, der aus naturwissenschaftlichem wie aufsozialpolitischem Feld geschäftsmäßig und mit vollem BewußtseinFalschmünzerei treibt— also Rabbi Bernstein, der sich vomSchreck über seine erfolgreiche„sozialdemagogische" Agitation zuunseren Gunsten bei der Nachwahl im 6. Berliner Wahlkreisnachgerade etwas erholt hat, glaubt jetzt in der Universitäts-jugend empfänglichere und dankbarere Belehrungsobjekte gefundenzu haben, als in den hoffnungslos„vergifteten" Reichstags-Wählern des 6. Wahlkreises, und hält nun den Studenten Vor-lesungen über das bekannte Thema.„Demokratie— und nichtDemagogie" soll ihr Losungswort sein.„Je ernster sich unsere Zeit, orakelt der tiefsinnige Rabbi,der Aufgabe zuwenden muß, das politische Recht und das gesell-schaftliche Dasein auf der Grundlage der vollen Gleichberechtigungaufzubauen, um so entschiedener muß sie das gefährlichsteGeschwür der Demokratie, die so leicht um sich greifendeDemagogie ausschneiden und von sich ausscheiden. Die wirklicheDemokratie darf der Demagogie am allerwenigsten Duldung ge-währen.". �Und nun geht's ans„Ausschneiden" und„Ausscheiden".Aber erst muß die Scheere gewetzt und das chemische Reagenspräparirt werden.„Welch' eip Unterschied zwischen Demokratie und Demagogieist, das weiß man jetzt in Frankreich, durch bittere Erfahrungbelehrt, ganz gut. Bei uns jedoch herrscht noch eine viel zugroße Harmlosigkeit, um die gefährliche Verwechselung zu er-kennen; und namentlich fehlt es unserer Jugend ander reifenEinsicht, welche sie warnt vor dem Abgrund(Waih ge-schrien!), kn welchen sie durch die falsche Vorstellung hineingelocktwird, als ob das demokratische Ideal, dem sie nachstrebt, durchdie landläufigen demagogischen Künste(„des BuchbindergescllenMost und des biedern Cigarrenmachers Fritzsche") zum Siegegelangen könnte."Damit„auch unerfahrene junge Männer nlcht zu der Ver-wechselung von Demokratie und Demagogie verführt werdenkönnen," muß Rabbi Bernstein„auf theoretische Darlegungenvon Geburt schwächliche und zarte befinden, die nur durch sorg-sältige Pflege am Leben erhalten worden sind. Jndeß ist auchdieser traurige„Vortheil" wie es ja in dem Bericht selbst heißt,noch nicht genügend festgestellt.Daß die Massensterblichkeit der unehelichen Kinder in weit-aus den meisten Fällen auf direkten oder indirekten Mord zu-rückzuführen und eine nothwendige Frucht der herrschenden un-gesunden, unnatürlichen Gesellschaftsverhältnisse ist, brauchen wirhier nicht des Näheren auseinanderzusetzen.Nur das sei, um irrigen Schlußfolgerungen vorzubeugen,noch ausdrücklich erwähnt, daß die Sterblichkeit unter den ehe-lichen Kindern, wenn schon im Vergleich mit der Sterblichkeitunter den unehelichen Kindern relativ niedrig, doch an sichebenfalls erschreckend hoch ist, und daß die ehelichen Kinderdes arbeitenden Volks in den ersten Lebensjahren ein verhält-nißmäßig drei- bis viermal so großes Contingent für dieTodtenlisten liefern, als die Kinder der wohlhabenden Klassen,daß also das Trauzeugniß der Eltern die Kinder keineswegsvor dem gesellschaftlichen Massenmord schützt. Es sind eben all-gemein wirkende soziale Faktoren, mit denen wir es zu thunhaben, und die in den Fällen unehelicher Geburten nur mit ge-steigerter Intensiv ität auftreten.— Der Haß des Fürsten Bismarck gegen den GrafenArnim dokumentirt sich selbst bei den kleinsten Gelegenheiten.-Der Letztere hat um die Erlaubniß nachgesucht, bei einer'Reisenach Karlsbad, welchen Badeort ihm seine Aerzte dringend em-pfohlen, deutsches Gebiet berühren zu dürfen. Nach der Be-gutachtung des Fürsten Bismarck ist ihm diese Bitte abgeschlagenworden.— Stephan und die Presse. Der Postsekretär HerrTrautmann in Brieg wurde laut Beschluß der Disziplinar-kammer zu Breslau vom 18. v. M. auf die Anklage des kaiser-lich deutschen General-Postamtes hin zu 100 Mark Geldbuße,Strafoersetzung und in die Kosten des Verfahrens verurtheilt,weil er für die„Deutsche Post" eine Reihe von Artikeln unterdem Titel:„Schlesische Briese" geschrieben. Was den Inhaltderselben betrifft, läßt sich derselbe ermessen, da die gegen HerrnDr. Stephan stets in Opposition begriffene„Deutsche Post" dazusagt:„sie waren voll und ganz, ohne Uebertreibung und ohneSchminke aus dem vollen Leioesbecher der Beamtenmisöre ge-griffen." K.— Kunst und Wissenschaft. Der Sozialdemokratie wirdimmer entgegengehalten, daß in einer sozialistischen Gesellschaftfür Kunst und Wissenschaft kein Raum sei, daß die Künstler nichtgeehrt würden:c. rc. Auf diese Anklage wollen wir nun hiernicht näher eingehen, sondern einfach zeigen, wie es in derheutigen Gesellschaft mit Kunst und Wissenschaft aussieht. DieDühring-Affaire möchte in Bezug auf die Wissenschaft ein argesLicht auf unsere heutigen Zustände geworfen haben, in Bezugauf die Kunst und wie man deutsche Dichter ehrt, mag die Er-nennung des Herrn Julian Schmidt in die Schillercommiffionals Illustration dienen. Aber auch wie sonst die Kunst gepflegtwird in deutschen Landen, davon mögen folgende Notizen beredtesZeugniß ablegen, die jetzt gleichzeitig durch die deutsche Pressewandern:„Nortorf(Schleswig-Holstein), 18. Juli. Dem Senior derschleswig-holsteinischen Dichter, Franz Bockel, ist auf Verwendung und Fürsprache einiger seiner Freunde bei der deutschenSchillerstiftung in Dresden von dieser vorläufig auf drei Jahreeine jährliche Pension von 300 Mark zuerkannt worden. Dergreise 79jährige Dichter, welcher hiervon keine Ahnunghatte und dem, um ihn vor einer der bittersten Lebenssorgenzu schützen, schon vor einigen Monaten das Armenhaus zuNortorf gastfreie Aufnahme gewährt hatte, wurde heute vonSeiten einiger Freunde, die sich zu dem Ende hierher begebenhatten, von diesem für ihn so wichtigen und erfreulichen Ereignißin Kenntniß gesetzt, wobei ihm mehr als einmal die Augen vonFreudenthränen überliefen."Eine weitere Notiz lautet:„Die trostlose und wirklich bcdauernswerthe Lage des inLeipzig lebenden greisen Schrifstellers F. I. Egenter ver-anlaßt die unterfertigte Redaktion, an alle Menschenfreunde diedringendste Bitte zu richten, die letzten Lcbenstage dieses Unglück-lichen, nahezu erblindeten Mannes durch eine wenn auch nochvorerst verzichten", wozu er jedenfalls sehr gute Gründe hat,„und nur auf einige lehrreiche Thatsachen hinweisen.Ganz Recht. Lxempln docent. Beispiele belehren. Wassind nun die Rabbi Bernstein'schen„Thatsachen"?'„In dem großen Revolutionsjahre 1848 gelangte das Prinzipder Demokratie in Frankreich zum vollen Siege. Was hattedies zur Folge? Zunächst nur die Einführung des gleichen ge-Heimen allgemeinen Wahlrechts für Jeden im Volke, und aufGrund dieser Wahlen die Einberufung einer Nationalvcrsamm-lung, welche die Grundprinzipien des demokratischen Staats-Wesens in einer Verfassung feststellte.— Das war Demo-kratie!„Nun aber gab es gar Viele in Paris, die nicht zufriedenwaren mit den Berathungen und Ergebnissen der gesetzlich ein-berufenen National-Versammlung. Sie hatten sich ein anderesIdeal unter der Freiheit und Gleichheit gedacht, als sie es inder National-Vertretung wahrnahmen. Da ließen sie sich denndurch einige Führer verleiten zu einer sogenannten Demonstrationin Masse, in welcher sie, ein kleiner Äruchtheil der Nation, derversammelten National-Vertretung zeigen wollten, was die Nationvon ihren Vertretern fordert. Diese Demonstrationen einer vonkeinem Gesetz einberufenen, von keinem allgemeinen Wahlrechtabgeordneten, nur durch ihre Einbildung und durch die Ver-führungskünste ihrer Leiter zusammengebrachte Volksmaffe gegendie aus dem Wahlrecht hervorgegangene National-Vertretung—das war Demagogie.„Als diese Masse auf friedliche Aufforderungen nichtfweichen,sondern von Leidenschaften aufgereizt, die National-Versammlungsprengen wollte, wurde sie mit Recht durch das einberufeneMilitär zurückgetrieben. Es entstand der Straßenkampf vomJuni 1848 in Paris, der mit der blutigsten Niederlage derDemagogie endete und für ziemlich lange Zeit die Franzosenvon diesem Unwesen befreite."Halt, Rabbi Bernstein! Geschichtliche Falschmünzerei istunzweifelhaft ein Handwerk, das seinen„goldenen Boden" hat,aber gleich jedem Handwerk will es gelernt sein. Fragen Sieeinmal Herrn Sybel, der versteht's. Zur geschichtlichen Falsch-münzerei gehört vor allem Kenntniß der Geschichte, wiezum Lügen Kenntniß der Wahrheit. Mit dem guten Willen,der Ihnen ja nicht abzusprechen, ist's da nicht gethan. N'estpas menteur qui vent.(Nich jeder beliebige Stümper kannLügner werden.) Und auch nicht Falschmünzer.„In dem großen Revolutionsjahre 1848" kam in Frankreichdie Demokratie nicht„zum vollen Siege". Die National-Ver-so geringe Unterstützung in etwas zu erleichtern. Wir sindzur Entgegennahme von Beiträgen gern bereit und bitten an-!gelegentlichst unsere Leser und die Redaktionen anderer Blätter,diese Bitte auch in weitere Kreise wohlthätiger Menschen zutragen.Leipzig, 18. Juli 1877. Die Redaktionder Literarischen Correspondenz."Ferner lesen wir:Leipzig, 25. Juli. Die zum Besten des plattdeutschen Volks-•dichters Wilhelm Schröder, der seinen 70jährigen Geburts-!tag feierte, am 23. d. M. veranstaltete Vorstellung im Thalia-!theater war trotz der großen Hitze ziemlich gut besucht, auchfanden die scenischen Darbietungen, bei denen eine TochterSchröder's mitwirkte, größtentheils beifällige Aufnahme."So wird die Kunst in unserer heuttgen Gesellschaft belohnt,daß die Tpäger derselben betteln müssen.— Natürlich die„Kunst"einer obscönen Chansonette oder einer Ballettänzerin, die Kunst|einer Kunstreiterin— sie bildet eine rühmliche Ausnahme, fie!wird genügend mit klingender Münze belohnt.— Anonym, aber wahrscheilich von„hoher Stelle"! �erhielt vor einiger Zeit unser Dresdner Parteiorgan folgendenBrief:„Vor Kurzem wurde ein Sergeant des königlichen Gre-nadier-Regiments wegen Mißhandlung Untergebener, bez. Miß-!brauch der Dienstgewalt zu sechs Monaten Gefängniß verurtheilt.>Das Kriegsministerium beantragte hierauf an höchster Stellesofort, daß dem Chargirten die Strafe erlassen, bez. erheblichgemindert werde. Der ausführlich motivirte Antrag fand indeßan höchster Stelle keine Genehmigung, sondern gelangte vielmehrmit einer abweisenden Bemerkung versehen wieder zurück. DieBemerkung ging dahin, daß einmal ein Exempel statuirt werdenmüsse, um der immer mehr umsichgreifenden Brutalität Borge-setzter, besonders solcher, welche aus preußischen Diensten über-getreten, endlich einmal zu steuern."— Der Dresdener Staats-anwalt hat sich nach dem Einsender auf der Redaktion der„Dresdener Volkszeitung" erkundigt, doch konnte die Redaktionkeine Auskunft geben; auch eine Haussuchung hatte das ge-wünschte Resultat nicht. Mit der Bemerkung, die Sache weiterverfolgen zu wollen, verließ der Staatsanwalt das Redaktions-lokal. Kurz darauf erhielt Genosse Wollmar eine Verladungund wurde ihm eröffnet, daß er in der Angelegenheit einen Eidzu leisten habe— der Staatsanwalt sah aber, da er nur nach„höherer Vorschrift" handele, vorläufig von der Eidesleistungab. Ob wir es also hier mit einer neuen Zeugnißzwang-Affaire zu thun haben werden, ist„vorläufig" noch ungewiß.— Militärisches. Am 24. d. M. haben zwei sehr be-zeichnende Vorfälle stattgefunden. Der amtlichen„LeipzigerZeitung" wird aus Cassel geschrieben:„In dem angelegenenOrte Wolfsanger fand eine blutige Schlägerei statt. Die-selbe bildete den traurigen Abschluß eines von den hiesigenKriegervereinen veranstalteten Festes und hatte leider der-arttge Dimensionen angenommen, daß über ein halb Dutzendschwer Verwundeter die Wahlstatt bedeckten. An dem Auf-kommen eines jungen Mannes wird sehr gezweifelt. Die Haupt-schuld an dem rohen Exzeß sollen einige noch aktive Kriegertragen, welche einen sehr ungeeigneten Gebrauch von ihrenSeitengewehren gemacht. Erst das mit geladenen Karabinernerfolgte Einschreiten der Gensdarmerie brachte die erhitzten jungenLeute so weit zur Besinnung, daß man den Kampf mit derblanken Waffe einstellte.— Drei Waffengattungen auf der„Wahlstatt"— Linientruppen, Landwehren und Gensdarmen—und zwar mitten im Frieden in dem„herrlichen deutschen Reiche".Man muß sich ja üben, wenn's bald einmal wieder losgeht!Aus Babenhausen wird gemeldet:„Das Gewitter, das sichheute Morgen über unserer Gegend entladete, richtete großenSchaden an. Ein Blitzstrahl schlug in die auf dem Exerzierplatzmanöverirende Schwadron der hiesigen Dragoner. Ein Mannund zwei Pferde waren auf der Stelle todt udd über20 Mann sind unfähig, sich zu bewegen und zu reden."— Schade um die beiden Pferde! wird wohl bei Manchem dererste Ausruf gelautet haben. Der Rittmeister, der das Manövercommandirte, war von seiner militärischen Pflicht so erfüllt, daßer das Gewitter gar nicht bemerkte, er dachte auch nicht daran,daß schnelle Bewegung den Blitzstrahl anzieht— der Mann istalso völlig unschuldig.sammlung war ihrer Mehrheit nach undemokratisch, antidemo-kratisch. Und diese un- und antidemokratische Nattonalver-sammlungs-Majorität, im Bund mit der un- und antidemo-kratischcn Regierungs-Majorität provozirtc durch ihr reaktiv-näres Gebahren die Demonsttation des 15. Mai, die keines-Wegs im Plane der demokratischen Führer war. Sieschütteln den Kopf, Herr Bernstein? Da ich Ihnen nicht zu-muthen kann, die französischen Quellen(das Prozeßmaterial, oieVerhandlungen der Nationalversammlung u. s. w.) zu studiren,so verweise ich Sie auf das bekannte Stein'sche Buch, dasheutzutag ja selbst in Karlchen Miesnick's Bibliothek nicht fehlendarf. Wenn Sie das betreffende Kapitel gelesen haben, werdenSie sich schon eine annähernde Idee machen können, wie es umIhre Geschichtskenntnisse bestellt ist.Und zum Henker, was soll denn die Junischlacht im un-mittelbaren Zusammenhang mit der Demonstration des 15. Mai?Sie Unglücklicher, wissen Sic denn nicht, daß der Junikampfmit dem 15. Mai absolut nichts zu thun, und nur das mit ihmgemein hat, daß er durch un- und antidemokrattsche Regierungs-und Nationalversammlungs-Majorität provozirt worden ist?Bios viel raffinirter und viel mehr„langer Hand". WissenSie nicht, daß die provisorische Regierung durch den MundIhres jetzigen Freunds Louis Blanc den Arbeitern gegenüberVerpflichtungen eingegangen war? Daß die Regierung ihr Wortschnöde brach, die Nationalwerkstätten blos organisirte, um dassozialistische Proletariat lahm zu legen? Daß sie von derNattonalversammluna in diesem infamen, echt sozialdemagogi-schen Spiel nach Kräften unterstützt wurde? Daß man dieArbeiter der Nationalwerkstätten, als sie sich zu der ihnen zu-gedachten sozialdemagogischen Rolle nicht hergeben wollten,einfach auf's Pflaster warf und systematisch auf die Barrikadentrieb?Das wissen Sie nicht, lieber Herr Bernstein? Schlagen SieIhren Stein auf und Sie werden dann einen Dämmer-Begriffdavon bekommen, was Demagogie im Allgemeinen undSozialdemagogie im Besonderen ist.(Schluß folgt.)— Die„Faktoren" oder„Verleger", von denen unsere heu«tigen Weber ein Liedchen zu singen wissen, bildeten schon vor zwei-hundert Jahren in Sachsen den Gegenstand häufiger Beschwerden.In einem Artikel über„August den Starken" in der(nationalliberalen)Zeitschrift„Im Neuen Reich"(Nr. 25, 1877) heißt es über die wirth-schafiliche Lage Sachsens zu Ende des 17. Jahrhunderts:„Die Wollen-