Sozialpolitische Uebersicht. Wenigstens im Ausland sind wir geachtet", ist der letzte Trumpf, welchen der deutsche Reichsphilister ausspielt, wenn er an seine jämmerliche Änechtslage im Vaterland erinnert wird. Ein schlechter Trost freilich, der richtige feige Trost des dressirten Sklaven, der seine eigene Schmach über demRespekt". den er gedankenlosen Menschen einflößt, die durch seine, auf Commando verübtenHeldenthaten" geblendet sind und sein glänzendes Elend" nicht kennen. Und auch dieser erbärmliche Trost beruht auf einer Einbildung des Rcichsphilisters. Daß dasneue Deutschland " im Ausland nichts weniger als geachtet ist, daß man die Bismarck 'sche Schöpfung hier und da wohl fürchtet, nirgends aber liebt das haben wir wiederholt zu erwähnen Gelegenheit gehabt. Einen neuen Beweis dafür liefert eine Jeremiade in derKölnischen Zeitung " über die verschlech- terte Stellung der Deutschen in der Türkei . Seit Ausbruch des Kriegs sei die Lage unserer dort lebenden Landsleute eine sehr unangenehme. In allen Rechtshändeln", so wird dem rheinischen Blatt aus llonstanlinopel geschrieben,bei welchen türkische Behörden zur Mitwirkung gezogen werden, zeigt sich eine geradezu ver- letzende Parteinahme gegen die Deutschen , bei allen Lieferungen werden« die deutschen Kaufleute zurückgesetzt, kurz, es macht sich in jeder Beziehung ein feindseliger Geist gegen das deutsche Ele- ment auf der hohen Pforte geltend. Dieses Vcrhältniß wirkt besonders ungünstig auf die Interessen der deutschen Kaufleute, Gewerbtreibenden und Handwerker, welche schließlich die über- wiegende Mehrzahl der deutschen Kolonie bilden. Im Großen und Ganzen entspricht dieser Umschwung in der Türkei dem Umstände, daß die iw Konstantinopel zurückgebliebenen russischen Unterthanen bei der Abreise der russischen Behörden unter deutschen Schutz gestellt worden sind, die deutsche Regierung hat sich durch diese Protektion der Russen in den Augen der Osmanen gewissermaßen mit den verhaßten Moskows identifizirt, und seither benutzt die hohe Pforte jede sich darbietende Gele- genheit, um den Deutschen in allen Fällen, wo es straflos ge- schehen kann, einen Hieb zu versetzen- Der zweite Umstand, welcher hierbei in Betracht kommt, liegt in der Ernennung des Prinzen Reuß zum deutschen Botschafter in Kon- stantinopel. Man wußte auf der hohen Pforte sehr wohl,' daß der Prinz Reuß in Petersburg in jeder Beziehung eine porsona grata(Hahn im Korb) gewesen mar und das Vertrauen des Czaren in vollem Umfange besessen hatte; man wußte auch, daß der Prinz, wie dies unter Berücksichtigung der Vergangen- heit ja auch kaum anders hätte sein können, Russophite war und mit zum mindesten nicht günstigen Ansichten sur die Türkei an's Goldene Horn kam. Die Ernennung des Prinzen Reuß verstimmte daher das türkische Kabinet ganz außerordentlich, und da man dem Botschafter gegenüber es nicht wagte, unartig zu werden, so läßt man den verhaltenen Groll jetzt an den Angehörigen des Staates aus, deren In- teressen der Prinz hier zu vertreten berufen ist. Wohlverstanden,| offenbare Rechtsverletzungen oder sträfliche Benachtheiligungen lassen die Türken sich natürlich bei Leibe nicht zu Schulden kommen; dazu find sie viel zu schlau! Sie beschränken sich darauf, bei jeder Gelegenheit deutlich an den Tag zu legen, daß sie keine Lust haben, den Interessen der Deutschen am Bos- porus förderlich zu sein, und das wird schon schwer genug empfunden." So weit der Correspondent derKölnischen Zeitung ". Mit­dächten, die Türken müßten Esel sein, wenn sie unter solchen Umständenden Interessen der Deutschen " dienen wollten. Daß man in Konstantinopel sich über die deutsche Politik nicht täuscht, kann man den Türken wahrhaftig nicht übel nehmen, und daß diese deutsche Politik den Türken freundlich sei, wird doch selbst kein Reptil zu behaupten die Stirn haben. Und dafür, daß Preußisch-Deutschland dem Feinde der Türkei alle Dienste leistet, die es ihm überhaupt leisten kann, ohne direkt den Krieg an die Türkei zu erklären: daß es neuerdings z. B. den Russen Krupp 'sche Gußstahlkanonen abgetreten hat, Offiziere in der ruf- fischen Armee fechten läßt, dafür sollen die Türken doch mcht etwa den Deutschen die Hände küssen? Die Deutschen in Kon- stantinopel, welche sich in der oben geschilderten Weise in ihren j Interessen geschädigt finden, mögen sich bei dem Fürsten Bis- marck bedanken. Warum marschirt Deutschland an der Spitze der Civilisation" hinter der Knute? Taktik unserer Gegner. Kaum hat man davon ge- hört, daß die Sozialdemokralen im nächsten deutschen Reichstage einen?lntrag einbringen wollen, um der Verfälschung der Lebensmittel so viel als möglich entgegenzutreten, als auch schon in den liberalen Blättern ausposaunt wird, daß die Re- gierung selbst eine diesbezügliche Vorlage machen wolle; und im Falle dies nicht geschehe, so würde die liberale Partei einen betreffenden Antrag einbringen. Den Sozialdemokraten soll dieEhre" nicht werden, derlei Anträge, welche im Volke An- klang finden, auf die Tagesordnung gebracht zu haben. Auf die Ehre" pfeifen wir übrigens, wenn stur das Gesetz zum Wohle des Volkes zu Stande kommt. Das Volk selbst aber weiß, daß ohne die Anregung der Sozialdemokraten weder die Regierung noch die liberale Partei der angeregten Frage näher getreten wäre. Soldatentod im Frieden. Im Monat Juni starben l in der deutschen Armee 169 Mann; von diesen 169 Mann ! starben 40 durch Verunglückung(Hitzschlag bei den sogen. Todtenmärschen re. re.) und 27 durch Selbstmord, über ein ! ganzes Dritthcil auf unnatürliche Weise! Die 27 Selbstmörder . haben ihrem Leben natürlich sämmtlich aus unglücklicher Liebe ein Ende gemacht; die militärische Behandlung ist ja so überaus human, milde und zuträglich, daß alle deuffchen Soldaten glühend wünschen, ihr Leben lang den bunten Rock zu tragen, deshalb sieht man auch immer eine so große Trauer bei den Entlassungen zur Reserve. X Fortbildung" der Arbeiter ist angeblich die Ten denz eines jüngst in Greiz von der liberalen Partei gegrün deten Vereins. Wie dieseFortbildung" betrieben wird, darüber erhalte ich heute Mittheilungen, die an die Oeffentlichkeit zu bringen ich mich für verpflichtet halte. In derconstituirenden Versammlung" des sogenannten Arbeiter- Fortbildungsvereins waren einige Sozialisten anwesend. Der Redakteur derGreizer Zeitung", welcher, wie mir mitgetheilt wird, der Versammlung präsidirte, verlangte, die Sozialisten sollten das Lokal verlassen. Daraufhin meldete sich Herr Scholz zum Worte. Die Antwort des Vorsitzenden war, er werde Scholz wegen Hausfriedens- bruches denunziren. Auf dieses lächerliche Gebahren hin ver- ließ Scholz, den das unaufhörliche Schimpfen auf die Sozial- demokratie anwiderte, das Lokal. Damit war die Sache aber nicht erledigt. DieGreizer Zeitung" brachte einen Artikel, in welchem die Sache in der gewohntenliberalen" Weise geschildert war, in der unverkennbaren Absicht, unfern Parteigenossen Scholz seinem Arbeitgeber zu denunziren und brodlos zu machen. In diesem Artikel war irrthümlicher Weise statt Scholz der Name Schulz" genannt. Da die Denunziation deshalb nicht wirkte, so erschien noch ein Artikel, in welchem der Name richtig ge- schrieben und ein förmliches ourrieulum vitae des Dcnunzirten enthalten war. Diesmal blieb die Wirkung nicht aus; Scholz wurde von seinem Arbeitgeber entlassen uud so ist wieder ein armer Weber mit Weib und Kind brodlos. So weit treibt die liberaleGreizer Zeitung" den Partei- und Klassen- haß; zu solchen Handlungen� lassen sich Leute hinreißen, die bei anderen Gelegenheiten die Stirne haben, sich vor die Arbeiter hinzustellen und ihnen vorzulügen, sie wollten für derenFort- bildung" sorgen. Pfui! Die Sozialdemokratie hat den Li- beralismus noch nie für etwas Anderes als für Heuchelei ge- halten. Daß die liberale Presse von ihrem Klassenhaß sich so weit fortreißen lasse, hat mancher Arbeiter in Greiz wohl nicht geglaubt. Für diese Art vonFortbildung" wird sich aber auch weitaus die Mehrzahl der ganzen Greizer Einwohnerschaft bedanken. Die Greizer Parteigenossen werden dem Opferlibe­ralen" Klassenhasses in seiner Roth beistehen. Wer aber noch nicht daran gedacht hat, den bitte ich, es zu thun. Meinerseits ist in dieser Sache geschehen, was geschehen konnte. Es ist wohl überflüssig, den Greizer Arbeitern die Frage vorzulegen, ob sie nun wissen, was sie von den sogenannten Liberalen zu erwarten haben. Hamburg , 10. August 1877. Wilhelm Blos , Reichstagsabgeordneter für Reuß ä. L. Fünfzehn Wochen Untersuchungshaft hatte ein junges Mädchen, welches noch niemals vorher bestraft war, er- litten, als es in Berlin vor die Ferien-Kriminal-Deputation vor Kurzem gebracht wurde; diese Deputation verhandelt nur äußerst geringe Vergehen, die mit Haft bestraft werden. Es handelte sich um den Fall, daß das Mädchen bei ihrem Abgange 140 M. von ihrer Herrschaft und eine Jacke von einem zweiten Dienst- mädchen sich angeeignet habe. Die Angeklagte betheuerte in dem ersten Falle ihre Unschuld und erklärte, die Jacke aus Versehen mitgenommen, dieselbe aber sofort, als sie den Jrrthum gewahr geworden sei, zurückgesandt zu haben. Du letztere Angabe wird bestätigt; die andern Zeugenaussagen beweisen nichts und wider- sprechen sich, so daß der Staatsanwalt selbst für Freisprechung in beiden Fällen plaidirt. Der Gerichtshof erkennt in dem ! ersten Falle auch auf Freisprechnng, während er das Mädchen des Diebstahls an der Jacke für schuldig erklärt und zu einer Woche Hafl verurtheilt, die durch die Untersuchungshaft für gebüßt zu erachten sei. Ganz abgesehen davon, daß dies Urtheil, sollte das Mädchen appelliren, von dem Kammergericht kassirt werden dürste, drängt sich immer und immer wieder die Frage auf: Wer entschädigt das Mädchen für die Untersuchungs- Haft und war es nöthig, wegen eines solchen Verbrechens die Untersuchungshaft überhaupt zu verhängen und im Falle, daß es nöthig war: war es gerechtfertigt, eine solche einfache Sache solange hinzuziehen fünfzehn Wochen?Ja, es giebt noch Richter in Berlin " aber was für welche! Vergessen! Unser Nürnberger Parteiorgan erzählt fol- gendes Geschichtchen:Ein Nürnberger Kommissionär:c. wurde in eine Gefängnißftrafe von 4 Monaten verurtheilt und am 20. April nach Amberg abgeliefert. In der dortigen Strafan- statt wurde er von seiner Frau mehrere Male besucht, auch schrieb letztere im Monat Juli noch drei Briefe an ihn, auf welche sie eine Antwort nicht erhielt. Am 5. August nun er- fuhr die Frau in Erlangen ganz zufällig, ihr Mann sei im Amberger Strafhaus seit geraumer Zeit gestorben. Die Frau, wie vom Schlage getroffen, fährt stracks nach Amberg , meldet sich zum Besuch, wird vor den Direktor geführt, dem sie direkt mittheilt, was sie gehört, worauf derselbe in sichtlicher Verlegenheit in die Kanzlei läuft und von dort mit der Nach- richt zurückkommt, der Mann sei allerdings unterm 23. Juni verstorben! Und am 5. August hatte die Frau noch keine Nachricht davon! Als einzige Entschuldigung wurde gel- tend gemacht, daß man die Sache vergessen habe!" Diese an den Tag gelegte Rücksichtslosigkeit und Vergeßlichkeit gegenüber der Frau des Verstorbenen zeugt von großerVer- wilderung der Sitten", welche sich in verschiedenen Schichten der Gesellschaft eingebürgert hat; wahrscheinlich besteht die ganze Amberger Gefängnißverwaltung ausgedienten" Soldaten, die in Ausübung ihres Handwerk auch Sitte und Humanität ver- g essen lernen. Es klärt sich überall! Vor einiger Zeit wurde aus Kopenhagen gemeldet, daß die dänischen Sozialisten sich mit den Bourgeoisdemokraten vereinigt und einenGrundgesetz- Schutzverein" gebildet hätten. Lange� hat diese unnatürliche Vereinigung nicht gedauert. DerFrankfurter Zeitung " wird nämlich aus Kopenhagen vom 9. August geschrieben, daß auf Beschluß der Führer der vereinigten Linken diese sich von dem Bunde mit. den Sozialdemokraten wieder losgesagt hat. Sämmt- liche Linkenmänner sind aus demGrundgesetz- Schutzverein" ausgetreten, so daß derselbe nur noch aus Sozialisten besteht. Die ausgetretenen Bourgeois- Demokraten erklären nun diesen Verein nicht für gleichberechtigt mit den überall im Lande schon seit Jahren bestehenden Bereinen gleichen Namens. Wir freuen uns natürlich darüber, daß unsere dänischen Parteigenossen eine so eindringliche Lehre durch dieses schnöde Betragen ihrer Ver- kündeten empfangen haben. Die Aussperrung der Schiffszimmerer am Clyde dauert fort. Auf den Wunsch einiger angesehenen Bürger, welche den das Geschäft so schwer schädigenden Konflikt rasch beendigt sehen möchten, haben sie den Arbeitgebern formell den Vorschlag eines schiedsrichterlichen Austrags gemacht. Die Antwort der Arbeitgeber ist noch nicht bekannt; sie wissen, daß unter den obwaltenden Umständen der schiedsrichterliche Ent- scheid den Arbeitern nicht ungünstig ausfallen kann, da sie die Arbeitgeber selbst nach dem allgemeinen Urtheil, auch in unparteiischen bürgerlichen Kreisen, sich im Unrecht befinden, und die Einwilligung in das Schiedsgericht würde also einen Rückzug bedeuten. Der Lohn streit zwischen den Eisen- arbeitern Nordenglands und deren Arbeitgebern ist schiedsrichter- lich beigelegt worden, und zwar hat ein Wunder! der Schiedsrichter David Dale ganz zu Gunsten der Arbeiter ent- schieden, und die von den Meistern geplante 10 Prozent-Lohn- reduktion für durchaus ungerechtfertigt erklärt. Der Strike der Zimmerleute in Manchester scheint sich in die Länge ziehen zu wollen. Auf beiden Seiten will man von Nachgiebig- keit und einem Kompromiß nichts wissen. So viel steht fest, durch Hunger werden die Arbeiter nicht zur Unterwerfung ge- bracht. Ende Juni hatte dieVereinigte Gesellschaft der Zim- merleute und Tischler"(.malgamateä Lociety of Carpenters and Joiners) 72,013 Pfund Sterling(1,444,000 Mark) in der Kasse, trotz der zahlreichen Strikes und Lockouts der letzten Mo- nate blos 1800 Pfd. Sterl. weniger als Ende März. In Südstaffordshire sind die Kapsel- und Riegelmacher(I7ut Schimpfereien eines Professors. Gstadt , 11. August. Geehrter Herr Redakteur! Als Parteigenossen hat es mich einigermaßen verwundert, daß Ihr Blatt die drei jüngsten Selbstmorde von Gym- nasi asten(zwei in Freiburg und einer in Speyer ) bisher noch mit keiner Silbe erwähnt hat. Dieselben Motive, von welchen Sie bei der regelmäßigen Registrirung der Soldatenselbst- morde geleitet werden, könnten Sie wohl veranlassen, auch der- artige Schäden des heutigen Schulwesens zu brandmarken. Das Interesse solcher Vorkommnisse für die Sozialisten liegt ja klar zu Tage: während die Soldatenselbstmorde den Wider- sprach des Militarismus mit der ganzen menschlichen Natur und somit dessen Herrschunfähigkeit. Haltlosigkeit und nahen Bankerott veranschaulichen, zeigen uns die Gymnasiastenselbstmorde wenigstens wenn die Motive derartige sind, wie in den vor- liegenden Fällen den Bankerott der herrschenden Erziehungs- Weisheit", die, statt den Menschen zu veredeln und ihm eine sichere Stütze und Leuchte für das Leben zu gewähren, ihm im günstigsten Falle eine einseitige Afterbildung und sittliche Ver- rohung beibringt, im ungünstigen aber ihn durch chikanöse Be- Handlung und entmuthigende Beschimpfung an sich selbst ver- zweifeln läßt und so dem Selbstmord in die Arme treibt. So geben denn solche Vorfälle dem Sozialismus eine wich- tige Waffe in die Hand und verdienen schon deswegen, von der sozialistischen Presse beachtet zu werden. Ueberzeugt hiervon, wollte ich bei Ihnen anfragen, warum Sie bisher diese Selbst- morde verschwiegen haben, und ich bitte Sie, mir im Brieftasten der Redaktion hierüber Aufschluß zu geben.*) Ueber das beiliegende Schimpfwörterverzeichniß seien mir noch wenige Worte gestattet. Bekanntlich wird als indirekter *) Uns leitete kein prinzipieller Grund, jene Gymnasiastenselbstmorde nicht zu besprechen; doch glaubten wir, daß derlei Besprechungen nicht die Beachtung in den zunächst betroffenen Kreisen haben würden deshalb schwiegen wir. Wir freuen uns ober über unseru Jrrthum in dieser Hinsicht und bringen deshalb gern Ihren Brief und ihrSchimpf- wärter-Verzeichniß" natürlich mit genügender Vorsicht zum Abdruck. D. Red. d. V. Grund von zweien der genannten Morde die häufige An- Wendung entehrender Schimpfwörter bezeichnet. Nun wohl, das beifolgende Verzeichniß enthält zum Theil Ausdrücke, wie sie an den von obigen Vorfällen betroffenen Anstalten nicht schlimmer und gemeiner vorkommen können. Ich hielt es daher für zeitgemäß, gerade jetzt dieser Sammlung eine weitere Ver- breitung zu geben, und übersende sie Ihnen hiermit zur be- liebigen Benutzung und nebenbei auch zur Erheiterung. Vor direkterRache" des Herrn B........ bin ich ziemlich sicher, da derselbe seit Kurzem nach Zi-stadt versetzt ist. Auch bin ich nicht der Einzige von B.'s Schülern, der sich eine solche Samm­lung angelegt hat, obwohl die meinige bis jetzt die voll- ständigste und allein lexikographisch geordnet ist. Gleich- wohl aber bitte ich Sie, falls Sie die Sammlung verwenden, meinen Namen aus dem Spiel zu lassen und vom Ortsnamen des Gymnasiums höchstens den ersten und letzten Buchstaben zu benutzen. Denn man könnte mir natürlich wenn auch in umständlicher Weise immer noch beikommen. Schließlich noch eine Bemerkung! Glauben Sie nicht etwa, daß ich als Gymnasiast in dieser Sachepro domo" spreche und handlet Wenn es mir darum zu thun gewesen wäre, so hätte ich mich nicht an unser Kentralorgan gewandt, sondern an irgend ! ein anderes Blatt, das in den betreffenden Kreisen verbreitet ist und daher viel empfindlicher hätte wirken, mindestens mehr hätte ärgern können. Daß ich aber gerade zu Ihnen komme, mag Ihnen ein Beweis sein, daß es mir nur um die Sacke zu thun ist, und ich an solchen Vorkommnissen nur soweit theilnehme, als jeder Sozialist als solcher an ihnen theilnehmen muß. Mit sozialdemokratischem Gruß Ihr(folgt der Name). So der Brief unseres jungen Parteigenossen. Wir lassen nunmehr das Schimpfwörter-Berzeichniß�folgen und be- merken nur, daß uns allerdings aus unsrcr Schülerzeit auch noch manches haarsträubende Schimpfwort im Gedächtniß ist, daß aber der Mathematikprofesior B. doch alle seine Eon- currenten zu besiegen scheint. 'Nun zur Sache; uns wird's allerdings schwer, die Masse Ichimpfwörter hier zu reproduziren doch um der Sache willen l sei es. Des Herrn B.--- Professors der Mathematik und Physik am Gymnasium zu Xstadt gebräuchlichste Schimpfwörter und beschimpfende Redensarten. (Gesammelt und lexikographisch geordnet.) Aeffchen; Altes Kameel; Altes Weib; Ausbund von Frechheit; Aus« bund Strick. Banaus; Bengel; Biechkopf; Blechkopf Schädel; Bornenser; Botokude. Kretin; Cretinenhaftes Kameel. Da dank' ich für Obst und Südfrüchte; Da sind wieder einmal Aepfel gefressen wor- den, ich bitt' mir's aus, ihr könnt eure Aepfel draus fressen;') Da sitzen die Kerle und hängen die Köpfe wie ein Droschkengaul auf dem Museumsplatz zu Heidelberg ; Da sitzt wieder die stupide Gesellschaft und sperrt das Maul auf; Da stehen Kerle wie die Grenadiere und Kürassiere und sind so dumm wie Wurstbrüh'; Da steht der Kerl wie's Kind beim Dreck; Da stinkt es ja schon wieder nach Aepfeln; Da wasch' ich meine Hände in Unschuld und Seifenwasser; Da wird wieder gebüffelt; Das geht noch üb-r meine eigene Schafsköpfigkeit; Das ist die Affenschande; Das ist die Dummheit auf dem Pferde der sieben(!) Heimonskinder; Das ist die Faulheit zu Pferd; Das ist doch die Faulheit, die zum Himmel stinkt; Das ist doch die personisicirte Stupidität; Das ist ein gräßlicher Kerl; Das ist ein verzwickter Bursche; Das ist eine Gemein- heit; Das ist eine kolossal stinkige Faulheit; Das ist grab' wie wenn man'nen Ochsen in's Horn pfetzt; Das kann das alte Vieh nicht ka- piren; Das Klassenzimmer ist wieder einmal verstänkert; Der ist so faul, daß er stinkt; Der Kerl ist wirklich faul bis zum Exceß; Der Kerl stinkt bildlich und wirklich; Der Mensch ist so dumm, day sich die Balken biegen; Dich mein' ich, du mit deiner Schnauze; Die Kerle haben eine Hartköpsizkeit, mit der man Riegelwände einrennen könnte; Diese er- bärmliche Stupidität übersteigt doch weit alle Begriffe; Dir gehört mit einem alten Schuhschlappen auf die Schnude geschlagen; Du bist ein blödsinniger Mensch; Du bist ein Bursche, dem etwas hinten heraus- hängt; Du bist ein Lausbub', wo dich das.yemd anrührt; Du bist ein schauderhaft dummer Kerl; Du bist ein Schöps und bleibst ein Schöps bis an dein selig' Ende; Du bist faul, wo dich das Hemd anrührt; Du mit deiner Raffel; Dumme Kuh; Dummer Schafskopf-, Dummerian. Erbärmlicher Mensch; Erbärmliches Tröpfle; Erzfauler und ganz lüder« licher Mensch; Erzesel; Erzgassenbub; Esel; Es fehlt euch nur noch em Bündel Heu vorn; Cxcessiv fauler Bursche. Fauler Bursche und ganz unaufmerksamer Strick; Fauler Esel; Fauler Geselle; Fauler Lausbub; *) Vorstehendes bezieht sich nicht aus Aepfelessen während des Unterrichts.