unserer Rechte am Stimmkasten zu erkämpfen. Kommt deshalb zahlreich in unsere Versammlungen, die jeden Montag Abend in Miller's Halle stattfinden. Das Comits derSektion Buffalo". Die von uns in der vorigen Nummer nach derTimes" ge- brachte neue Parteibildung dürfte sich gewiß auf derartige Aeußerungen unserer Parteigenossen, die auch in anderen Städten ähnlich gemacht sind, zurückführen lassen. Vom europäischen Kriegsschauplatze ist zu berichten, daß um den Schipkapaß heiß und blutig seit mehreren Tagen gekämpft wnrde. An einem Tage, dem 23. August, stürmten die Türken zehnmal mit außerordentlicher Bravour, zehnmal wurden sie von oen wohlverschanzten Russen zurückgewiesen. Allgemein aber glaubt man, daß bei den großen Verlusten, welche die Russen erlitten haben, Suleiman Pascha den Schipkapaß in kurzer Zeit erstürmen werde. Diese Voraussetzung wird wesentlich dadurch unterstützt, daß die Russen bei Eski-Dschuma durch Mehemed Ali Pascha eine empfindliche Niederlage erlitten haben, bei welcher 4 Kanonen in die Hände der Sieger fielen und da- durch, daß der linke Flügel Osman Pascha's am Vidflusse die Russen höchst empfindlich klopften und sie bis vor die Thore von Ricopolis verfolgte. In der russischen Armee steht es mit der Verpflegung sehr schlecht; in Sistowa hat am 22. August «ine Truppenrevolte stattgefunden, weil man den Soldaten nur verschimmeltes Brod reichte. Die Revolte endete erst, als man 100,000 Stück Arode in die Donau geworfen hatte. Nun noch ein Schandstückchen russischer Brutalität in dem befreundeten verbündeten Rumänien :Wie Reisende aus Jassy erzählen, überfielen Samstag Nachts donische Kosaken einen jüdischen Schankbesitzer in einer dortigen Vorstadt, raubten demselben 20 Dukaten, verwüsteten was sie konnten, mißhandelten ihn fürchterlich und schändeten dessen Frau, die in Folge dessen hoffnungslos darniederliegt. Man sucht den Juden durch Geld- entschädigung zum Schweigen zu bringen." Das nennt man russische Freundschaft und Bundesgenossenschaft. Mögen wir davon für alle Zeiten bewahrt bleiben trotz Bismarck . Der frühere der Redakteur derBerliner Freien Presse", Parteigenosse Milke, hat am 25. August die Strafanstalt am Plötzensee verlassen, nachdem er daselbst wegen verschiedener Preßvergehen die Kleinigkeit von ö Monaten Gefängnißhaft ver- büßt hatte. Wir erhalten folgende Zuschrift: Die Philosophie derLeipziger Bolkszeitung" giebt jetzt zu(Nr. 192) daß ich ihr klar gemacht, wie der Glaube an etwas Unbegreifliches der Quadratur des Cirkels d. h. dem voll- kommensten Unverstand gleich sei. Anstatt nun ferner auch zu- zugeben, daß ihre ganze betr. Polemik ein dummer Köter ist, der den Mond anbellt, verlegt sie sich auf's lügen und sagt: Wenn das der Punkt ist um den es sich handelt, so ist das aber nicht der Punkt, von dem Herr Dietzgen ausging und mit ihm unsere Polemik. Herr Dietzgen hat in seinem von uns be sprochenen Artikel das Unbegreifliche nicht umschrieben und bc- grenzt, z. B. etwa mit dem Wunder und dem MetaPhysiker, sondern er hat das zur Zeit Unbegriffene kurzer Hand dem Un- begreiflichen gleich gesetzt..." Meinem Gegner ist nicht zu helfen. Er hat kein aufrich- tiges Gcmüth und keinen wahrheitsliebenden Sinn; darum auch kein Wort mehr mit ihm. Aber vielleicht ist der Sache gedient, wenn ich den Leser an das erinnere, was ich an beregter Stelle wörtlich gesagt habe: Es ist viel Unbegriffenes vorhanden wer will es be- streiten? Und vorkommenden Falles ruft man im Erstaunen aus: wunderbar! unerklärlich! unbegreiflich! wer will das unnatürlich finden? Daß aber in der zweiten Hälfte des neun- zehnten Jahrhunderts die Gelehrten noch allen Ernstes von den Grenzen des menschlichen Erkenntnißvermögens sprechen, und an das effektive Dasein von wunderbaren Dingen oder Wunder glauben, die nicht mir oder dir, sondern dem Menschengeschlechte über den Horizont gehen, das darf wohl auch ein Ungläubiger wunderbar, unbegreiflich und unerklärlich finden." Das heißt also doch: wenn es etwas Unbegreifliches giebt, dann ist der menschliche Intellekt zu klein. Und wer das glaubt, der glaubt auch an zweierlei Verstand, an einen menschlichen und an einen unmenschlichen; der sucht auch, genau wie der Herr Philosoph von derLeipziger Volkszeitung"am richtigen Wege zur Wahrheit" und stimmt mit Du Bois-Reymond und ich auch schon beobachtet, daß auch auf der Rückseite jede Karte eine Nummer enthält. Die Nummern auf der Rückseite 1, 2, 3, 4 bis 10. Die Karte, welche auf der Rückseite 1 enthält, hat auf ihrer Vorderseite 11, 21, 31, 41, die, welche die 2 ent- hält, 12, 22, 32, 42 U. s. f. Da nun wohl jeder Spieler, welcher nicht direkt am Buden- tisch steht und seine Karte auf denselben legen kann, dieselbe so hält, daß die darauf befindlichen 4 Nummern ihm stets vor Augen sind, so weiß der Spielmeister, besonders wenn es sich um einen Scheingewinn handelt, ganz genau, welche Nummern der fern- stehende Scheinspieler auf seiner Karte hat; und nun beginnt die Hexerei. Längs des Budentisches stehen Kinder, die das Würfeln be- sorgen; dadurch entzieht sich unser Spielmeister der Coutrole im Nachzählen; man kann einfach nicht an den Budentisch heran, und nur deshalb duldet er die Kinder., Es werden da beispielsweise 22 Augen geworfen; der Schein- spieler hält seine Karte hoch; er hat auf der Rückseite derselben die 8 stehen; der Hexenmeister zählt dreist 18 oder 28. Nach- dem er ausgezählt, nimmt er die Würfel und legt vieselben wieder in sein Blechgefäß. Nun geht er nach der entgegenge- setzten Seite vom Scheinspieler und ruft aus: Die 18, oder 28 hat gewonnen! wer hat sie? trotzdem er es schon weiß, wer sie hat. Noch eine andere Methode. Vor der Bude stehen nicht viel erwachsene Leute, auch ganz wenig Kinder, sämmtliche Spieler, 10 an Zahl, stehen dicht am Budentisch; die Karten haben aber auf der Rückseite keine Num- mer; der Scheinspieler stellt sich in die eine oder andere Ecke am Budentisch; er spielt nicht eher als bis diejenige Karte frei ist, welche die Nummern enthält, worauf ein höherer Gewinn fällt, jetzt bekommt er dieselbe und nun beginnt die Gaukelei. Es fällt ein kleiner Gewinn(größtentheils 50 Pf. gegen 100 Pf. Einsatz). Der Spielmeister zählt grundehrlich; der Scheinspieler hat nicht gewonnen, und das geht noch ein, zwei Mal so. Da auf einmal nimmt der Gaukler oder Budeninhaber den Teller mit den Würfeln und läßt auf einer anderen Seite die Würfel ausspielen; er ist ein Virtuos im Zählen, er zählt, und nachdem er gezählt und die gewinnende Nummer ausgeschrieen, schlägt er gleichzeitig mit geballter Faust auf den Budentisch, daß der Teller in die Höhe springt und die Würfel F. A. Lange überein, welche beide wörtlich sagen, daßunser ganzes Naturerkennen in Wahrheit noch kein Erkennen, sondern ein Surrogat ist." Warum soll denn nicht auch das Natur- blech nur scheinbares, in Wahrheit aber die Metaphysik Blech sein? I. Dietzgen." In Kopenhagen ist ein neues sozialistisches Blatt: Der Radicale", erschienen. Dasselbe erscheint wöchentlich ein- ; mal. Das Blatt wird sehr gut redigirt. Zur christlichenNächstenliebe". Berlin , den 15. August. Die Errichtung von Tages-Asylen für die Arbeiter in den Großstädten und besonders in Berlin gehört zu den dringendsten Forderungen der Jetztzeit, da die Arbeiter bei der nun schon seit Jahren anhaltenden Geschäftsstockung Wochen und Monate lange gezwungen sind, von Stadt zu Stadt zu wandern um Arbeit zu suchen und da die unter dem Deckmantel der christ- lichen Nächstenliebe errichtetenHerbergen zur Heimath" ihren Zweck durchaus nicht erfüllen und namentlich in Berlin nicht. Da dieHerbergen zur Heimath" namentlich von den Hand- werksburschen in dem guten Glauben aufgesucht werden, daß sie hier wirklich eineHeimath" finden, in der sie liebevolle und billige Aufnahme erwartet, so sind dieselben sehr frequentirt. Diese große Frequenz hat aber nicht allein den ursprünglichen Cha- rakter derHerbergen zur Heimath" verwischt und den ganzen Geschäftsbetrieb wie jeden anderen zur Erwerbsquelle gemacht, sondern die Absichtzu verdienen", hat eben dahin geführt, daß man recht billige Arbeitskräfte angestellt hat, die gewöhnlich aus den halbverhungerten an die niederen Löhne ihrer Heimat- lichen Fluren gewöhnten Arbeitern rekrutirt werden. Die Be- Handlung ist diesem Personal entsprechend in den meisten Fällen brutal verletzend. Wer nicht(in der Oranienstraße 106 sowohl, als in der Auguststraße 81 in Berlin ) mit schroffen Worten ab- gewiesen wird hat sich in den Saal zu begeben. Da dem Saal(Auguststraße 81) aber jede Ventilation fehlt, so strömt demmüden Wanderer" als erste Erquickung ein Pestgeruch ent- gegen, erzeugt aus dem sich neben demSaal" befindenden ge- meinschaftlichen Abort. Unerträglich wird dieser Zustand bei starker Hitze. Das Abnormste besteht jedoch darin, daß sich dicht über diesem Abort, durch keine Thür oder sonstige Vorrichtung getrennt, in den 3 Etagen die Schlafsäle befinden so daß die von genanntem Räume ausgehenden Düfte ungehindert in diese Eingang finden. Zu den Annehmlichkeiten gehört es auch mit, daß für den Gebrauch eines Messers, einer Gabel Pfand zu geben ist, dabei sind die Preise fast höher wie beim Produktenhändler. Gegen zehn Uhr erst, nachdem von einem ehemaligen Hausknechte dieser Anstalt, in den seltensten Fällen von dem Hausvater selbst, oder von einem im Vorderhause woh- nenden, häufig abwesenden Missionsprediger eine Abendandacht abgehalten ist, kann der müde, vielleicht schon wochenlang auf der Wanderschaft befindliche Wanderer, derFremde" sein Nacht- lager aufsuchen wenn nicht inzwischen die Polizei eine Muste- rung abhält! Ueber Nacht kann aber nur der bleiben, der mit Geld versehen und durch genügende Papiere legitimirt ist. Ob- gleich die Bezahlung von 25 und 30 Reichspfennigen-(es gibt auch einige Betten zu 50, 60, 75 und 100 Pfg.) pro Bett keineswegs zu wenig ist und bei der Frequenz dieser Herbergen mehr wie einHotel " abwirft, so sind die Betten größtentheils schmutzig, da nur selten Bettwäsche gewechselt wird; die Ueber- züge sind zerrissen und bestehen aus einer, im seltensten Falle aufgeschüttelten Grasmatratze, einem Lacken, einer überzogenen Decke und einem überzogenen Graskopfkissen. Die Matratzen sind sehr häufig in so abgebrauchtem Zustande, daß der darauf Ruhende oft nur auf dem bloßen Eisen der Bettstelle liegt. Für ca. 60 Menschen cxistiren nur einige Waschbecken und einige Handtücher, welche letztere häufig ganz zerrissen und für die sich zuletzt Waschenden nicht mehr brauchbar sind. Nach glücklich überstandener Nacht kann jeder diePredigt" mit anhören und sich die colorirte Wandtafel besehen, welche warnend die Zerstörungsstadien des menschlichen Magens durch Alkohol vom ersten Genüsse an bis zum Tode am Delirium tre­mens darstellt, worauf ihm dann überlassen bleibt, den Tag über in des Winters strenger Kälte, oder in der Hitze des Som- mers Arbeit zu suchen. Hat er, wie das jetzt ja in der Regel der Fall ist, keine Arbeit gefunden, so sieht er sich ge- zwungen, eine Stufe niedriger zu steigen und das Asyl in der Büschingstraße zu betreten. Erschöpft, muthlos, ärmer denn je, nimmt er Quartier in dieser zweitenHerberge zur Heimath". erst recht mit. Schnell faßt er die Würfel zusammen, wirft sie in's Blechgefäß und fragt wer die eben ausgespielte Nummer hat. Der Scheinspieler in der Ecke hat sie und erhält 40 Mark. Wäre nun die betreffende Nummer, worauf 40 Mark gewonnen werden sollen(man kann für 10 Pf. 75 M. gewinnen, d. h. wenn 10 Mann spielen, jedes Spiel 1 Mark Einsatz.) wirklich aufge- morsen worden, und es wäre kein Scheinspieler vorhanden ge- wesen, so wäre es unserm Spielmeister doch ein leichtes, eine Nummer herauszuzählen, worauf vielleicht 0,75 Gewinne gefallen wären. Der Faustschlag auf den Budentisch war dann eben- falls der Zauberstab für seine Kunststückchen. Gegen 20 Zeugen stehen mir zu Gebote, die bestätigen kön- nen, daß die Geschäftspraxis dieser Gauner die ist, daß sie mit nur seltenen Ausnahmen Geld statt Waare dem Gewinnenden verabfolgen, daß sie absichtlich falsch zählen und die Würfel nicht von einem Spiel zum anderen liegen lassen. Mit dem Gewinn- verzeichniß hat es noch obendrein seine eigene Bewandtniß. Ich habe bei meinem Rundgang 11 solcher Buden gezählt, die alle mehr oder weniger auf die Plünderung der Taschen deshoch- geehrten Publikums" berechnet waren. Was ich sonst noch auf demSchützenfeste" gesehen habe, will ich unerwähnt lassen, es würden ja ohnedies den meisten Lesern desVorwärts" keine unbekannten Dinge sein. Aber erwähnt muß werden, daß die Schützenfeste",Vogelwiesen" und wie sonst noch all' die öffent- lichen Schaustellungen benannt sein mögen, sehr Vieles zur Corruption des Volksgeistes beitragen. Die Zeit soll eben erst noch kommen, wo in Wahrheit Volksfeste gefeiert werden Feste, welche geistig anregend und veredelnd auf das Volk wirken. Stollberg.__ Fr. Leipziger Tageskalcnder. 28. Mai. Polizeidirektor Rüder reist zum Sozialisten- Congreß nach Gotha . 2. Juni. Polizeidirektor Rüder erläßt imTageblatt" folgendeBekanntmachung": Aus den öffentlich gepflogenen Verhandlungen des jüngst in Gotha abgehaltenen, auch von hier aus beschickten Sozialisten- Eongresses ist zu entnehmen gewesen, daß in öffentlichen Ver- sammlungen, welche von Anhängern der sozialdemokratischen Richtung einberufen sind, Geldsammlungen vorgenommen werden, deren Ertrag zur Bezahlung und zun» Theil auch festen Besol- Er tritt in ein prächtiges Haus von drei Etagen,'zu denen breite elegante Treppen führen, ein, in den schönen hochfenst- rigen Schlafsälen ist für jeden Besucher ein eisernes Bett und zwei Decken Bade- und Waschanstalten sind eines Hotels wür- dig; Abends gibt es warme Suppe und Brod, Morgens Kaffee und eine Schrippe. Der von des Tages Stürmen Gepeitschte, dem kein Name, keine Legitimation, nicht die geringste Bezah- lung abverlangt wird, glaubt sich im Himmel, schöpft Athem und faßt neue Hoffnung. Aber um 8 Uhr muß er das gast- liche Haus verlassen; bis zum 35. Lebensjahre darf er es nur zweimal per Monat aufsuchen also diesmal nur noch eine Nacht! Nun benutzt er den ihm gegebenen Tag, ohne Heller, de- primirt wie er ist, Arbeit zu suchen. Aber wo bleibt er den Tag über, um seine müden Glieder eine Stunde lang auszu- ruhen. Da er keine Arbeit gefunden hat, tritt er zum zweiten Male seine Wanderung nach der Büschingstraße an, hungrig und matt, um die letzte Nacht zu schlafen und dann von Neuem auf die Arbeitssuche zu gehen. Was nützen ihm aber die zwei Nächte? Gebt ihm acht, gebt ihm vierzehn Tage und Nächte! Man erschrickt vor dieser Begünstigung des Bummler- thums. Man hält die Kosten dieser Einrichtungen, die Masse von Beamten vor welche nöthig sein würden, die Hunderte von halbverzweifelten Menschen unter Aufsicht zu halten. Wenn nun aber durch die Errichtung solcher Asyle ein großer Theil der übrigen Anstalten erspart würde, in welchen der Verstoßene nach und nach geräth, Krankenhäuser, Arbeits- Häuser, Irrenhäuser, Gefängnisse u. s. w. u. s. w., wenn damit den Armen der Leidenslauf abgekürzt würde und die pekuniären Verluste des Staates wie ein großer Procentsatz des Verlustes an Menschenkraft damit wegfielen, würde dann ein solches Tages-Asyl sich nicht verzinsen? Würden damit nicht seine zahlreichen Unannehmlichkeiten und Nachtheile mehr als aufge- wogen sein? Und was geben nicht alle die Arbeitsuchenden für die Erlangung eines Platzes, der nur einigermaßen einHeim" genannt werden könnte? Jenes entsetzliche, unftäte Umherirren m den Straßen ist es, daß sie immer wieder in die Destilla- tionen diese Tages Asyle der Arbeitslosen treibt, in denen in der Hauptstadt, der stolzen Kaiserstadt, mindestens 40,000 Menschen aus allen Ständen aufgezogen werden, von denen die eine Hälfte als Verbrecher, die andere Hälfte auf die elendeste Art aus der Welt geht. CorrsjpondöKzen. Kamburg, 22. August.Und der Zopf, der hängt nach hinten!" So möchte man ausrufen, wenn man folgende That- fache hört. Ein hiesiger Schuhwaarenfabrikant, der in mehreren Straßen der Stadt große Läden mit Schuhwaaren hat, machte sich den Spaß, an einem seiner Läden zwei Bilder anbringen zu lassen, von denen das eine einen Schuhmacher nach alter Manier auf dem Stuhl sitzend und den Pechdraht ziehend dar- stellt, während das andere den modernen fabrikationsmäßig ar- bettenden Schuhmacher zeigt wie er, vor ver Maschine stehend, mit spielender Leichtigkeit das Zehnfache des Schusters nach alter Manier leistet und dabei seinen Körper auch nicht entfernt der- selben Anstrengung zu unterziehen braucht. Jeder Vorübergehende wird in diesen Bildern nichts anderes sehen, als die Versinnbildlichung des Sieges der modernen In- dustrie über die alte handwerkmäßige Arbeitsweise. Anders denkt darüber unsere ehrenwerthe Corporation der zünftigen Schuhmachermeister. Diese wackeren Anhänger der Zunftzöpfe erblickten in den Bildern eine Verhöhnung des ehr- samen Schuhmacher Handwerks und mau höre und staune! sie wandten sich an die Polizei mit der Bitte, den Besitzer des Schuhwaarenladens zu zwingen, die der ehrsamen Schusterzunst Aergerniß erregenden Bilder zu entfernen. Selbstverständlich war die Polizei nicht zu bewegen, den Herzenswunsch der Zunft- Brüder zu erfüllen, und so hängen die Bilder noch da, allen vernünftigen Menschen ein Sinnbild für den Fortschritt der Zeit, unseren Zünftlern aber ein Greuel und Ab'cheu. Bedenkt man, daß diese Zunftbrüdcr die Haupttruppe der Wähler des Reichstagsabgeordneten für den zweiten Hamburger Wahlkreis, Herrn Bauer, waren, so wird man ermessen tönnen, wie viel Ursache unsere Gegner hatten, nach dem Ausfall der Wahlen vom 10. Januar von demSiege der Vernunft, des Fortschritts und der geistigen Entwicklung" gegenüber der Bar- barei des Sozialismus zu reden. Kof, 20. August.(Zum Arbeiterelend im Boigtland) Unser Münchener Parteiorgan, derZeitgeist", bringt nach- dung sozialdemokratischer Agitatoren eines Vereins verwendet werden. Da ein solcher Verein seit der am 16. Septemb r 1868 erfolgten Auflösung des hiesigen allgemeinen deutschen Arbeiter- Vereins hier nicht mehr besteht, so sehen wir uns veranlaßt, oas weitere Veranstalten von Sammlungen in hier beruf, neu Ver- sammlungen oder vor den Eingängen zu den V rsammlui gS lokalen, falls sie ohne speziell ertheilte polizeiliche Genehm gu g geschehen, bei Geldstrafe bis zu 100 Mark oder Haststrase bis zu 4 Wochen zu verbieten. Diese Strafe trifft zunächst den- jenigen, welcher die Versammlung angemeldet Jjat, kann aber auch gegen diejenigen, welche die Leitung der Sammlung vor- genommen oder zur Leistung von Beiträgen für dieselbe aufge- fordert haben, sowie gegen Spender zur Sammlung erkannt werden. Leipzig , am 2. Juni 1877. Das Polizeiamt der Stadt Leipzig . Dr. Rüder.".. 26. August. Polizeidirektor Rüder wird vom Ministerium veranlaßt, imTageblatt" folgendeBekanntmachung" zu er- lassen:. Die unter dem 2. Juni dieses Jahres von uns erlaqene Bekanntmachung, das Verbot von Geldsammlungen in Ver- sammlungen betreffend, setzen wir hiermit außer Kraft. Le�pz�g, am 26. August 1877. Das Polizeiamt der Stadt Leipzig . Dr. Rüder."._ _ Herr Rudolph Wortschwall, genannt Gottschall, ist vom deutschen Kaiser in den Adelstand erhoben worden. K,ügec und besser soll der Mann dadurch nicht geworden sein. Die Hungersnoth in Bengalen. DerT mcs" geht ein Bericht aus Bengalen zu, in we chem es hnßt:Diese Hungersnoth ist ein fürchterliches Unglück und im Süden Indiens wundern sich alle darüber, warum die Bevölkerung Engianos nicht irgend weiche H lie sendet. Man kann sich leinen Begriff daoon machen, was«in Regen- mangel in drei Saisons für Indien bedeutet. Es bedeutei einsach Tod für viele Tausende. Die gegenwärtige Hungersnoih in e ne zehnmal schlimmere als eine der bis i-tzt dagewesenen Tausende sind bereus verhungert, und wenn der Regen ausbleibt, wie dies leider zu befüla>>en ist, werden M llionen sterben. Ich glaube nicht, daß die Regierung den Druck, der auf ihre Hilfsquellen ausgeübt w.rd, eriragcn kann. scheint ein grausamer Spo't zu sein, daß England für die Bu gare» und Andere Geld sammelt, während seine eigenen Unterthanen zu Tausenden Hungers sterben. Em Flächenraum, größer als ganz Frankr ich,»il mu Entvölkerung bedroht."