Deutschland stark abwärts geht nach dem alten Sprichwort:„Wenn man den Bogen zu stark anspannt, bricht er."— Eitle Mühe. Wie aus der Provinz Preußen mit-getheilt wird, wollen die dortigen Kaufleute eine Massenpetitionan die Reichsregierung und den Reichstag richten, welche Abhilfegegen das Auftreten der russischen Zollbeamten und denWegfall der Grenzsperre verlangen. Wenn das bedrängte„Väterchen" aus eigenem Antriebe eine Aenderung nicht ein-treten läßt, so wird die Grenzsperre wohl ewig bleiben— vondem„Erbfreunde" läßt man sich allerlei Drangsale schon ge-fallen.— Nette Pädagogen, die durch Rohheit die Rohheit be-mit einem Denkmal für Herrn Lammers— vielleicht auf demBlocksberge?Wir sind damit einverstanden, doch müßte Herr Lammersnoch eine sehr große Begleitung haben— für die betreffendenBesenstiele würden wir gerne Sorge tragen.— Demoralisation in der Verwaltung der deutschenMarine. Der„Westfälische Merkur" berichtet aus Kiel:„EineUntersuchung gegen eine Anzahl Zahlmeister der kaiser-lichen Marine wegen Unterschlagung resp. strafbaren Eigen-nutzes in der Verwaltung scheint weitere Dimensionen anzu-nehmen. Es sind bis jetzt sieben Beamte dieser Kategorie inUntersuchungshast genommen, wovon fünf in strengem Gewahr-sam sich befinden, den anderen gegen Caution freiere Bewegunggestattet ist. Dem Vernehmen nach handelt es sich um große kämpfen wollen. Es wird nämlich gegenwärtig in badischenSummen, in einem Falle nämlich um etwa 180,000 Mark. Lehrerkreisen eine Agitation zur Sammlung von UnterschriftenZunächst kommen die Expeditionen der letzten fünf Jahre in Be- für eine Petition an den Reichstag betrieben, welche gegen dietracht; ob man noch weiter zurückgehen wird, steht noch in Frage. Bestimmungen des Reichsstrafgesetzbuches bezüglich der AhndungFür die Marineverwaltung ist diese Untersuchung sehr drückend wegen körperlicher Züchtigung von Schülern gerichtet ist.und für die Collegen furchtbar peinlich. Die Sache wird so Die Lehrer glauben in der Beschränkung des Rechts der körper-offen in Kiel besprochen, daß von einem Todtschweigen absolut' lichen Züchtigung und bei Ausschreitungen in der Anwendungnicht mehr die Rede sein kann."— In jedem Militärstaate desselben durch die gerichtlichen Verfolgungen und Bestrafungentritt früher oder später die Corruption ein. Wir sehen es an die Autorität in der Schule beschränkt und begründen damitRußland; wir sahen es an dem Napoleonischen Frankreich, und die Zunahme der Rohheiten bei dem heranwachsendennun will das cäi'aristische deutsche Reich, wie es scheint, auf Äeschlechte. Die Petition wünscht deshalb, daß den betreffen-solchem Culturpfade auch nicht zurückbleiben. Glückliches Deutsch- den Strafbestimmungen eine andere und mildere Faffung gegebenland!— werde.— Noch vor circa 2 Jahren sind im deutschen Reichstagdie Strafbestimmungen in Bezug auf Schlägereien und Körper-— Ueber die letzten Rekrutenaushebungen entnehmen! Verletzungen im Allgemeinen verschärft worden, nun soll derwir einem Artikel der„Posener Zeitung" folgende interessante deutsche Reichstag die Strafbestimmungen in Bezug auf dieMittheilungen:„Zunächst muß die Thatsache überraschen, daß das deutscheRekruten-Contingent abnimmt. Es wurden nämlich aus-gehoben 1874 136,975, 1875 135,091, 1876 134,111 Mann.Diese Abnahme im Ganzen ist erfolgt, obwohl das von Elsaß'Lehrerrohheiten und Körperverletzungen mildern— eine merk-würdige Forderung. Uebrigens sind wir der Meinung, daß woder Baculus in der Schule regiert, gerade dem heranwachsendenGeschlechte die Rohheit eingeimpft wird, Wenn ein Kind in derSchule schon immerwährend Prügel erhält, wird es als Er-Lothringen gestellte Rekrpten-Contingent von 3586 auf 4337 ge- wachsener seine Nebenmenschen auch mit Prügeln züchtigen undwachsen ist. Man ersieht daraus deutlich, wie die 1874 im An- seine Kinder mit Prügeln erziehen wollen.— Es lebe die Prü-schluß an das Rcichsmilitärgesetz stattgehabte Erhöhung des that- gelei auf Erden!sächlichen Präsenzstandes der Armee von 355,000 auf 385,000Mann nicht eine vollständigere Durchführung der allgemeinen— Richtige Selbsthülfe. Unter dieser Ueberschrist reka-Wehrpflicht durch verstärkte Aushebung und somit eine Ver-stärkung der deutschen Kriegsarmee, sondern lediglich die Ver-längerung der Dienstzeit des einzelnen Mannes bei der Fahnebezweckt hat. Die französischen Aushebungen in diesen Jahrenhatten mit den deutschen gleichen Schritt, nur mit dem Unter-schied, daß von den 136,000 alljährlich in Frankreich Ausge-hobenen über 42,000 Mann nur ein halbes Jahr bei derFahne zu dienen brauchen, während unsere Rekruten bis aufwenige Trainfahrer und Schullehrcr drei Jahre dienen müssen.Die deutsche Aushebung wird in Europa gegenwärtig nur über-holt von der russischen. Rußland hob 1875 150,000 Mann,1876, wohl in Vorbereitung des orientalischen Krieges, 172,000Mann aus. Die wie bemerkt geringer werdende Aushebung inDeutschland wird nicht ausgeglichen durch eine Zunahme anFreiwilligen. Freiwillige traten ein 1875 16,069, 187615,963. Es folgt aus der geringeren Aushebungsquote auchnicht eine Zunahme der bei der Aushebung disponibel blei-b enden Mannschaft. Im Gegentheil hat die Zahl dieser Mann-schasten von 1874—1876 wie folgt abgenommen: 28,377, 22,094,21,009. Am Unklarsten ist der Bericht in Betreff der Eni-Ziehungen von der Militärpflicht. Mit der Abnahme derAuswanderung überhaupt hat auch die Bestrafung Militärpflich-tiger wegen unerlaubter Auswanderung abgenommen. 1875wurden 17,451 desfallsige Urtheile, 1876 15,393 gefällt. DieZahl der noch schwebenden Untersuchungen dieserhalb vermindertesich von 17,698 auf 14,934. Aber groß sind diese Ziffern immernoch, wenn man bedenkt, daß schon auf 9 eingestellte Rekrutenein wegen unerlaubter Auswanderung Bestrafter kommt. Da-neben erheischt der Umstand Aufklärung, daß die Zahl der beider Gestellung vor den Ersatzcommissionen unermittelten oderunentschuldigt Ausgebliebenen erheblich wächst. Die Gesammt-ziffern von 1874— 1876 sind: 135,734, 139,383, 145,221. Eskommt freilich in Betracht, daß diese Sumnien nicht vollständigder Wehrkraft verloren gehen. Mancher im ersten Jahr indieser Summe steckende Wehrpflichtige gelangt im 2. oder ineinem späteren Concurrenzjahr zur Gestellung. Geschieht diesnicht, so wird er in der Ziffer der Unermittelten. oder Unent-schuldigten der folgenden Jahre, so lange überhaupt seine Ein-stellmig noch zulässig ist, wieder mit aufgeführt."— Man siehtaus diesen Mittheilungen, daß es mit dem Militarismus inpitulirt die„Deutsche Allgemeine Zeitung" einen Artikel der„Social-Correspondenz", welcher die roheste Barbarei empfiehlt.Es wird nämlich erzählt, daß im Jahre 1856 in einem Kreiseam Riesengebirge, dem der wahre Menschenfreund GrafEberhard von Stollberg-Wernigerode als Landrath vorgestandenhabe, folgendes Geschichtchen vorgekommen sei:„Das ganze von Schmutz und Ungeziefer starrende Gesindel,circa 80 Mann stark, wurde in der Kreisstadt zusammen-getrieben, wo man den Leuten kundgab, daß sie eine freieArbeitergenossenschaft bilden sollen, welche unter einemAusseher täglich 10 Stunden für einen bestimmten Lohn ar-beiten wollen. Der Aufseher(welcher ein allgemein geachteterBürger des Ortes war) sei ihr bevollmächtigter Vorstand, welcherden Lohn für sie einzunehmen habe, sie speisen, reinigen undkleiden ließ, er sei sozusagen ihr Vormund. Nachdem sichdiese Genossenschaft unter Aufsicht des Grafen Stollbergin einem Walde gegenseitig gewaschen, die Haare geschnitten undüberhaupt radikal gereinigt und neu bekleidet hatte, wurde sie inunmittelbarer Nähe meiner Wohnung in einem großen Hauseeinquartiert. Es war vorauszusehen, daß einer oder der anderedieser Burschen von der Arbeit oder aus dem gemeinschaftlichenWohnhause fortlaufen würde. Daher wurden die einzelnenGlieder der Genoffenschaft veranlaßt, ein Protokoll zu unter-schreiben, in welchem unter anderm ein Paragraph enthaltenwar, welcher Strafen festsetzte, die sie gegenseitig an sich zuvollziehen hatten. Es handelte sich hier um ein Pensumvon K nutenhieben, und zwar für das erste Vergehen 5, fürdas zweite 10 Schläge jc. Da die Sicherheitspolizei sehr gutwar, so konnte ein Entlaufener schon in wenigen Tagen wiederzur Arbeit eingeliefert werden, worauf der Delinquent im Kreiseder Genossenschaft von Seiten eines Mitgliedes seinenverdienten Lohn ausgezahlt erhielt. Ich füge nur nochbei, dqß von sämmtlichen Mitgliedern dieser auf nicht ganz ge-wöhnlichem Wege zusammengetretenen Genossenschaft nur sehrwenige die Arbeit verlassen haben. Ehe ein halbes Jahr ver-ging, hatten die Leute sich an Arbeit und Ordnung gewöhnt,daß der Aufseher entlassen und die beregte„Genossenschaft" auf-gelöst werden konnte."Richtige Selbsthülfe! Heiliger Schulze aus Delitzsch— wassagst Du dazu?„Zusammengetriebenes Gesindel—Am Grabe Lassalle's.In Schlesiens Hauptstadt liegt ein GrabVerborgen unter Laubgcwinden,Ein Hariverfolgter sank hinab,Vor all' den Feinden Ruh zu finden.Aus seinem Staub sproßt ungepflegtEin Rosenbusch in süßer Wonne.Mit zarten Rosen, die er trägtEmpor zum gold'nen Licht der Sonne.Ein Stein, vom ProletariatGesetzt, gar fest in Sturm und Wettern,Bezeichnet diese RuhestattMit gold'nen, inhaltreichen Lettern.Alljährlich, pilgert nun hinausDer Mann der Arbeit zu der Stätte,Er flieht die Werkstatt, läßt das Haus,Als wenn er ernst're Pflichten hätte;So ist's! Denn heute ging sein HortVor Jahren ein in's Reich der Geister,Als Erbe ließ das mächt'ge WortDen Jüngern er, ein Hauch vom Meister.Und dieser Hauch durchzog die Welt—Ein warmer Odem für die Saaten,Die er gesä't— er starb als Held,Doch nimmer starben seine Thaten.--Lassall' ist's, den im Tod man ehrt,Er war's, der die Partei geschaffenDie dankbar pflegt, was er gelehrt,Des Volkes blitzend-scharfe Waffen.D'rum laff't der Arbeit Fahne weh'nLass't hoch sie in den Lüften prangen:Der Müssiggang muß untergeh'n,Die Arbeit muß zum Recht gelangen!Arthur Leißring..freie Arbeitergenossenschaft"—„Knutenhiebe"!—Die Sache hat übrigens ihre zwei Seiten— entweder ist dieSache erfunden, so muß der Graf von Stollberg, wofern erEhre besitzt, den p. P. Böhmert wegen verleumderischer Belerdigung verklagen, da die ihm angedichteten Rohheiten ihn in derAchtung aller anständigen Menschen herabzusetzen geeignet sind;ist die Geschichte aber wahr, so schützt den Grafen nur die Ver-jährung vor dem Strafrichter. Möglich auch, daß der gereisteMann diese jugendlichen echt junkerlichen Rohheiten, welche zweideutsche Professoren, Böhmert und Biedermann, bewundern, tiefbedauert. Ein„wahrer Menschenfreund" und Knutenhiebe—das erinnert allzusehr an die russische„Humanität" in derBulgarei.— Im heiligen Rußland gestalten sich die Dinge nicht'so rosig, wie sie von der rubilisirten deutschen Presse gemalt�werden. Der nicht rubilisirte russenfreundliche„HamburgischeCorrespondent" bringt nämlich aus Petersburg über die dortigeAushebung einen Bericht, der sonst auch rosig gefärbt ist, ausdem aber folgende bezeichnende Klage ertönt:„Zu begründetenKlagen haben nur das städtische Proletariat und die Söhne der)reich gewordenen und ungebildet gebliebenen Kaufleute und In-dustriellen Veranlassung gegeben. Aus den vorwiegend vonArbeitern bewohnten Stadttheilen„Ochta",„Petersbnrger" und �„Wyborger" Seite hatte sich am Gestellungstage kaum die Hälfte!der Verflichteten gestellt, so daß vielfach zur Aushebung!von Familienvätern, einzigen Söhnen und anderen«sog. Privilegirten geschritten werden mußte."— Wir hattenschon früher mitgetheilt, daß die neue Aushebung und die Ein-berufung der Landwehr deshalb so unangenehm in Rußland be- 1rühre, weil die Privilegirten auch davon betroffen werden, und!diese unsere Mittheilung wird durch das Hamburger Blatt be->stätigt.— Aus Petersburg erhalten wir von einem Russendirekt folgende Mittheilungen: Die in Moskau zurückgebliebenen:Kosaken sind von der Kriegsfurie dermaßen entbrannt, daß sieden größten Unfug,„Beute machen"(Diebstahl),„russische Hu-'manität"(Nothzucht) bei ihren eigenen Landsleuten trieben, in'Folge dessen sie aus der Stadt ausquarttert und durch Gensdar-merie ersetzt wurden.— Die Familien der im Kaukasus Auf-ständischen, welche die Russen anstatt der bewaffneten Männer!muthvoll gefangen genommen haben, 6000 an der Zahl, sindnach den nördlichsten Gouvernements Nowgorod zc. ec. verbannt Iworden, um sie durch das kalte ungewohnte Klima dem Tode �zu überantworten.— Die Gardeoffiziere in Petersburg waren jan dem Tage, als die Mobilmachungsordre erfolgte, sämmtlich iso besoffen(wir können uns keines gelinderen Wortes bedienen),daß sie sich die gröbsten Flegeleien und Unzüchtigkeiten gegen-die Einwohner, besonders gegen die Frauen erlaubten.— DerOrtsclub in Wladikawkos hat die Offiziere von einem öffentlichen �Aufzuge wegen allerlei Unanständigkeiten ausgeschlossen.-- iAlle diese Nachrichten bekräftigen uns in unserer Meinung, daß>wir Alles thun müssen, uns die russische Kultur und Humanitätvom Leibe zu halten.— Der Schipkapaß ist von den Truppen Suleiman's er-stürmt worden: 50 Kanonen sollen ihnen in die Hände gefallensein. Die Russen eilen ihrem düstern, wohlverdienten Geschicke ischnell entgegen.— In Asien hat Mukthar Pascha wiederumeinen entscheidenden Sieg erfochten. Der russische Oberbefehls-Haber Loris Melikof ist abgesetzt und durch den Fürsten v. Mirskiersetzt worden.— Auf dem letzten Soziakiken-Eongreb in Gotha wardbeschlossen, wie im„Vorwärts" bekannt gemacht und auch in'den übrigen Parteiblättern mitgetheilt wurde, ein monatlich ein-mal erscheinendes Blatt, die„Rundschau" herauszugeben.Dasselbe ist denn auch am 1. Juli unter Verlag und Redaktion«von H. Oldenburg in Hamburg erschienen und kommt Anfang>September seine dritte Nummer zur Versendung.Das Blatt ist im Interesse der sozialistischen Sache ge-gründet, und wäre es daher Pflicht jedes Parteigenossen, das-selbe zu halten und für die Weiterverbreitung zu wirken.Leider ist aber die Betheiligung bis jetzt nicht einesolche, wie sie sein sollte und könnte, wenn die Genossen derWichtigkeit des Unternehmens angemessen, dafür eintretenwürden.Wenn die„Rundschau" ihren Zweck erfüllen soll, so ist eine!regere Theilnahme für ihre Verbreitung geboten; diejenigenLeute, welche die Uebermittlung des Blattes an die Abonnenten«übernommen haben, sind nicht überall in der Lage, allein dieseWas der große amerikanische Strike lehrt.Unser Chicagoer Parteiorgan der„Vorbote" bringt unterdieser Ueberschrist folgende Schlußbetrachtungen:Ganz abgesehen davon, ob der große Strike den StrikendenNutzen gebracht hat, und ob dieser Nutzen im rechten Verhältnißzu den dabei gebrachten Opfern steht, ist daraus ein großerGewinn für unsere Partei entstanden, daß er eine so weit-reichende Sympathie des Volkes erregt hat; daß er das ganzeVolk wachgerufen hat, um sich für oder wider die Ausständigenzu erklären; daß er das Nachdenken über unsere ökonomischenFragen mehr oder weniger bei jedem erwachsenen Einwohnerdes Landes in Anspruch genommen— sagen wir recht ökono-misch: daß er uns für eine oder ein paar Millionen DollarsAgitationskosten erspart hat.— Wir sind versucht zu fragen:war es eine ökonomische oder eine politische Organisation, welchediesen Ausstand, seine Folgen und besonders diese Agitationunsrer Sache auf die Tagesordnung gebracht hat?— Antwort:eine ökonomische. Weitere Frage: hätte— unter übrigens den-selben Umständen— eine rein politische Organisation denselbenj Erfolg haben können?Wir müssen uns recht klar machen, was diese Frage bedeutet.Eine lokale oder selbst eine Staatswahl, welche das Programmund die Aemterbewerber unserer Partei siegreich gemacht hätte,konnte viel Aufsehen im Lande erregen, ohne deshalb gerade beider Mehrheit der Arbeiter einen mehr als oberflächlichen Ein-druck zu machen; sie konnte unfern Gegnern einige Besorgnißgegenüber der neuaufstrebenden Partei einflößen, ohne sie des-wegen mit wirklicher Furcht zu erfüllen; sie konnte unsere Partei-genossen mit größerer Zuversicht auf weitere Siege anstecken,ohne ihnen die viel stolzere Gewißheit, die sie jetzt haben, zuverleihen, daß das arbeitende amerikanische Volk der Gesinnungund dem guten Willen nach bereits auf unserer Seite stehen;sie blieb immer blos ein Rechenexempel, welches die Frage nachder jetzigen Ausbreitung unferer Gedanken und Bestrebungen� beantwortete, ohne zugleich zu verrathen, ob das ganze arbeitende� Volk dafür empfänglich sei.! Wäre nicht zugleich die ökonomische Organisation der Eisen-bahn-Arbeiter vorhanden gewesen und geeinigt in dem Vorsatze,,chei erster Gelegenheit sich gegen die Höherhängung des Brod-korbes zu wehren, so wären nicht nur sie selbst durch Lohn-Herabsetzung noch wehrloser gemacht worden, sondern die Auf-regung des gesammten Volkes, welches durch diese Lohnvermin-derung mitbetroffen und durch den Stillstand des Großverkehrsan den Zusammenhang aller Volksintcressen tief erinnert wordenist, hätte eintreten können. Es hätte nicht an den Tag kommenkönnen, daß die bewaffnete Macht einem hungernden Volke gegen-über unverwendbar ist; es wäre nicht jedem Auge klar geworden,daß der anerzogene gesetzliche Sinn der Amerikaner vor demobersten Gesetze,„daß Roth kein Gebot kennt", schachmatt wird;es wäre nicht an's Licht getreten, daß unser Großkapital ebensosehr des Blutdurstes und der rücksichtslosesten Herrschsucht fähigist, als es die Pariser Bourgeoisie ist; es wäre nicht der Ein-fluß, welchen unsere Agitation immerhin schon erlangt hat, durchdie hündische Presse vergrößert, und die Aufmerksamkeit derMillionen wäre nicht auf uns hingelenkt worden; die Gegner-schaft wäre nicht zu dem Versuche von Untcrdrückungsmaßregelnverlockt worden, an welchen sie jetzt zweifelsohne denken wird,und sie hätte uns dadurch nicht neuen Grund zu kräftigem Wider-stände geboten; es wäke nicht in einer Woche mehr von unsere»Bedürfnissen und von der gegnerischen Büberei gesprochen worden,als im Wege der Wahlagitation in mehreren Jahren möglichwäre.Eine politische Wahlagitation ist eben etwas hierzulande soGewöhnliches, daß sie nur ausnahmsweise und vorübergehendeinige Aufregung schafft. Der Strike, den wir eben erlebt, mußlange und tiefe Aufregung hinterlassen, hat bereits den Philister-sinn im ganzen Volke erschüttert und wird unfehlbar immer sichsteigernde Folgen hervorrufen. Politische Wahlagitationen sindleider zu Schauspielen herabgewürdigt, bei welchen das VoltZuschauer- und höchstens Statistenrollen spielt; bei einem ent-schloffenen Widerstande einer großen ökonomischen Organisationspielt jeder zunächst Betheiligte eine thätige Rolle mit, machteinen hohen Einsatz, der bis an Leben und Tod reichen kann»und setzt alle seine Kräfte in Bewegung; selbst eine ganze odertheilweise Niederlage bringt wenigstens seiner Sache Vorschubund macht ihn selbst ideell kampfeifriger; das ganze Volk aberwird am Ende mit in die Theilnahme am entschiedenen Kampfegezogen...In allen hier erwähnten Rücksichten erweist sich die ökonomischeOrganisation als eine höchst politische, schnellst wirkende, ganzunerläßliche. Sie hat nur eine Schwäche: sie allein führt nichti