intb freien Willen in vollem Vertrauen, daß sie es nach meinen Absichten thun werden. Genf  , Schweiz  , am 18. März 1876. Unterschrift: Johann Carl Ferdinand Lingenau." Parteigenosse Liebknecht   wurde vom Kreisgericht in Reichenbach in Schlesien   zu 30 Mark Geldstrafe verurtheilt. Näheres in nächster Nummer. Eine sozialistische Communeverwaltung. Bei der am 10. d. M. in Crimmitschau   stattgefundenen Stadtraths- Wahl ist Genosse E. I.   Schlegel mit 12 Stimmen gewählt worden. C. F.Oberländer erhielt 11 Stimmen. Vor etlichen Tagen schon wurde Genosse Lässig zum Stadtrath gewählt. Der Vorsitzende des Stadtverordnetencollegiums ist unser be- kannter Genosse Ludw. Mehlhorn. Aus Rumänien  . 8. September. Die Truppenbeförderung nach dem bulgarischen Kriegsschau- platz will noch immer kein Ende nehmen; schon seit 56 Wochen sehen wir hier täglich unzählige, endlose Waggonzüge Truppen aller Waffengattungen ein- und ausladen; hier wird meist kurze Rast gehalten, und hier sammeln sich die per Bahn und zu Fuß anlangenden Truppen, um weiter dirigirt zu werden. Es sind mitunter gar sonderbare Gäste, die wir da zu be- Herbergen haben und an die letzten von voriger Woche wird so mancher zeitlebens denken. Don'sche Kosaken waren es, die ihren Quartiergebern das letzte Mal gar übel mitgespielt. Man hat sich alle Mühe gegeben, den Vorfall zu vertuschen, aber die Thatsachen hat man damit nicht mehr ungeschehen machen können, wenn man auch den Betroffenen alle mögliche Genugthuung ver- sprachen hat, um nur keinen Lärm zu schlagen. Die Gäste, unsere braven Verbündeten, haben hier während der paar Tage Rast vandalisch gehaust. Die Quantttäten Wutky, die ihnen von den Quartiergebern geboten wurden, reichten lange nicht hin, um ihren Durst zu stillen, und so nahmen sie ihn dort, wo sie welchen vorfanden, ohne viel Federlesens; nahmen aber auch andere ihnen convenablen Gegenstände, bedrohten mit den Waffen diejenigen, die sich gegen solche Eigenmächtigkeiten zu widersetzen versuchten, übersielen die Schenken, tranken sich voll, griffen in die Kassen und hausten eben wie Kosaken   in Feindesland, verübten an Frauen und Mädchen die scheußlichsten Schandthaten und heißt es sogar, daß einige solcher Mißhandelten gestorben sein sollen. Natürlich besorgt man die Einquartierungen in den entlegendsten Stadttheilen bei armen Leuten und da nimmt man, wie überall, von Vorgängen, die solche Leute be­treffen, wenig Notiz, da wird nicht so genau eruirt, da geht man in denbesseren" Kreisen leicht darüber hinweg.---- Die nächsten Gäste, die wir hatten und noch haben, sind dafür aber ganz ander Leute. Die fein herausgeputzte, glänzend uni- formirte Garde ist es, die wir zu beherbergen die Ehre haben; es find das Leute von großer, imposanter Erscheinung; auch mit Geld scheinen sie, aber freilich weniger von der Kriegskasse als von Muttern her, versehen zu sein, denn sie leben gut, fahren in den Droschken in der Stadt herum, machen allerhand Ein- käufe, und man würde endlich einmal mit dieser gar nicht üblen Abwechslung hier schon zufrieden sein, wenn man nicht gerade durch andere ernste Dinge in so üble Laune versetzt würde. Und gar ernstliche Dinge sind es, die man erst jetzt so recht zu fühlen beginnt, seitdem alle jungen Leute die man ohne viel Formalitäten von der Straße weg erfaßt, direkt zum Bahnhof treibt, um sie nach dem Kriegsschauplatz als Kanonenfutter zu befördern. Wieder sind es natürlich nur die kleinen Leute ohne Protektion, die dieses Schicksal zu erleiden haben, seitdem unser Carol es durchgesetzt, ein russisches Commando zu erhalten. Ohne eingekleidet zu sein, ohne eine Stunde abgerichtet zu werden, nimmt man die Leute und treibt sie wie das Vieh nach dem Kriegsschauplatz; den Jammer zu schildern, der jetzt in vielen Familien herrscht, ist unmöglich; die Szenen die sich täglich am Bahnhof abspielen, sind herzzerreißend--- ich unterlasse es, daran sozial politische Bemerkungen zu knüpfen so nackt wie sich hier die Thatsachen präsentiren, ergeben sich die Schlüsse von selbst. In Deutschland   helfen die Nationalliberalen, die vor lauter Dankbarkeit in Ergebenheit vor den Russen ersterben, sollte, der lese folgenden Ausschnitt aus der zu Frankfurt   a. M. er­scheinende»Deutschen Reichspost": Das Heiraths-Bureau m Darmstadt  . Das alle Wort:Die Ehen werden im Himmel geschlossen" bedarf einer Correktur:Die Ehen werden in Darmstadt   geschlossen" muß es heißen. Dort hat sich seit Jahren ein Heiraths-Bureau etablirt unter dem dreifachen Motto: Allen Völkern auf Erden zum Heil und Segen. '.Tempora mutantur et nos rnutamur in illis. Hony soit qui mal y pense." Die Anstalt behauptet, dieeinzige und altetablirte internationale Anstatt Deutschlands   für Ehevermitlelungen zu sein" und scheint ihr Geschäft in großartigem Maßstabe zu betreiben. Ihr Programm leitet sie mit einem ernsten und zum Theil wirklich guten Wort über die heilige Ehe ein, das ordentlich erbaulich zu lesen ist. Leider ist vor Nachdruck besonders gewarnt, sonst könnten wir den Lesern die Be- trachtung über das Glück der Ehe mittheilen. Man begnügt sich nicht damit, denen Rath und Hilfe zu gewähren, die darum nachsuchen, son- dern man sendet in geschäftlich- bettiebsamer Weise das Programm denen zu, von denen man annimmt, daß sie Gebrauch davon machen könnten. So erhielt vor Kurzem eine junge Erzieherin, die sich zu- fällig in einem Bade aufhielt und also aus den Badelisten zu erfahren war, das freundliche Anerbieten jenes Heiraths-Bureaus zugesendet. Dem Programm lag ein Berzeichniß der bis jetzt vorgemerkten Candi- baten bei. Verzeichnet sind auf derselben 3 Fürsten  , 8 Grafen, 91 Ba- rone, 250 Rittergutsbesitzer, 320 Offiziere,«00 Beamte und Lehrer, 120 Gelehrte, Aerzte und Künstler, 240 Großhändler und Fabrikanten, 1400 Kaufleute, 2Ü0 Landwirlhe, 1700 Industrielle, 110 Private und Rentiers(selbstverständlich lauter Sozialdemokraten!) Gewiß ist das «in reichhaltiges Lager, in Summa 5302 Ehestandscandidaten. Es würde interessant sein, zu erfahren, ob auch das Lager im weiblichen Artikel eben so gut versehen ist. Wenn die Zahlenangaben aus Wahr- heit beruhen, so bekennen wir offen, daß wir vollkommen erstaunt und überrascht sind. Wir haben etwas der Art nicht für möglich gehalten. Es ist nicht nöthig, diesen Mittheilungen auch nur ein Wort anzu- fügen. Dies Zeichen unserer Zeit ist an sich deutlich genug. Russische Cultur in Berlin  . Unser Berliner   Parteiorgan «rzählt folgende» delikate Geschichtchen:Die in der Reichenbergcrstraße beschäftigten Russen geriethen am vergangenen Montag mit einander in eine kleine, gemüthliche Balgerei. Bei dieser Gelegenheil biß einer der Rausenden seinem Collegen die Nase vollständig ab. Alles Suchen nach dem abgebissenen Gliede blieb erfolglos, so daß nur angenommen werden konnte, daß der Wütherich dasselbe hinuntergeschluckt haben muß. Darüber beftagt, gab der liebenswürdige College nicht nur diese Mög- lichkeit, sondern selbst die Wahrscheinlichkeit dafür zu, er fand dies so- gar ganz natürlich. solchen Dingen ein Mäntelchen umhängen die Dinge an sich aber sind darum nicht minder wahr. Deutschland   ist einig, groß und stark, die erste Militärmacht der Welt, und das Alles haben wir dem großen Mann, der jetzt die Geschicke dieses großen Reiches in seiner festen Hand hält, zu verdanken. Ich höre noch wie heute dengroßen" national- liberalen Professor Dr. v. Treitschke   in den 60er Jahren war es klagen über die Erniederung, die Schmach, die das zer- rissene Deutschland   Jahrhunderte lang erfahren, wie Deutschlands  Fürsten   die Werbetrommel aufstellten, die Leute vom Pfluge, von der Arbeit, von der Straße wegschleppen ließen, um sie an ftemde Mächte Stück für Stück für so und soviel wie das Vieh zn verkaufen, auf daß diese bedauernswerthen Leute für ftemde Interessen fremden Boden mit ihrem Blute düngen sollen. Mit einer Entrüstung sondergleichen schloß der Herr Ge- schichtsprofessor seine Expektorationen über diese traurige Episode der deutschen   Geschichte, und heute glaube ich noch den Mann vor mir zu sehen, wie er sich in die Brust warf und mit nationalliberalem Selbstbewußtsein ausrief:Gott   sei Dank, heute ist das anders, heute kann das nicht mehr vorkommen." Auch einen anderen Professor der Leipziger   Universität, einen vielberufenen, nationalliberalen Durchfallcandidaten, einen Sozia- listenfresser eomme il kaut, der das Laffall'sche eherne Lohngesetz über den Haufen geworfen haben will, auch diesen glaube ich noch vor mir zu sehen, wie er mit wenig Witz aber viel Wohl- behagen über das große, starke Deutschland  , das alle Jnstitu- tionen eines großen, freien Külturreichs besitzt, sich stolz und freudig äußerte und seine Entrüstung aussprach über das Gebelfer dervaterlandslosen Gesellen" der Sozialdemokraten, die man mit dem Knüppel niederschlagen soll." Nun, ein kleines Geschichtchen sei den Herren hier erzählt, eine einfache, klare, nackte Thatsache, an der auch Hans, der kleine Sohn des großen Vaters, seine Freude haben wird, und sie niögen sich äußern, wie es um das große Kulturvolk steht, das Gott sei Dank solchen Menschenschacher, wie es das vorige Jahr- hundert gebracht, nicht mehr kennt. Ein Paffagierzug fuhr gestern in den Bahnhof ein, einige Soldaten(Unteroffiziere) sttegen aus und erbaten sich von meinem Gewährsmann in deutscher Sprache einige Auskünfte. Erfteut, einen deutschsprechenden Mann gefunden zu haben, baten sie ihn, sie nach der Militärintendanz zu bringen und dort zugleich ihr Dolmetscher zu sein. Aber Sie werden sich doch mit Ihren Vorgesetzten ver- ständigen können?" Nein, wir verstehen kein Wort russisch!" Sind Sie denn nicht Russen, ich denke, weil Sie deutsch  und ohne ftemde Ausspraches reden, daß Sie Deutsch-Russen, Cur- oder Finnländer sind, die müssen doch aber auch russisch reden?" Nein, mein Herr, wir sind Deutsche  ." Und was machen Sie hier und in Uniform?" Wir sind 2000 deutsche   Unteroffiziere und Soldaten auf dem Wege nach Bulgarien  !" Freiwillige wohl?" I, Gott   bewahre, von unserer Regierung dazu be- ordert!" So weit mein Gewährsmann. Den Vers machen Sie sich zu diesem Freundschafts- Neutralitäts-Leihgeschäft gefälligst selbst. Es ist mir im Augenblick noch nicht möglich, mich über diese Angelegenheit näher zu unterrichten, die Sache selbst wird hier lebhaft besprochen. Was einige Tausend Mann deutsche   Sol- baten auf bulgarischem Boden zu suchen, und welche deutsche  Interessen sie dort zu vertreten haben, ist mir unerfindlich. Puisvurg, 2. September.  (Conferenz der Parteige nossen Rheinlands und Westfalens.) Zu der heutigen Conferenz waren 67 Delegirte erschienen, welche 30 Orte ver- traten, nämlich: Altendorf  , Barmen, Beek, Bochum  , Crefeld  , Dortmund  , Duisburg  , Düsseldorf  , Elberfeld  , Essen, Gelsenkirchen  , Harzopf, Hebrum, Heissen, Iserlohn  , Kalk, Kettwig  , Königsteele, Kray  , Meiderich  , Mülheim an der Ruhr  , Oberhausen  , Rott hausen, Schalke, Solingen  , Speldorf, Steele  , Swckum, Hecken� dorf und Witten  . Gegenstände der Verhandlungen waren: die Parteipresse und die Agitation. In das Bureau wurden gewählt: Tölcke(Jser- lohn) Vorsitzender, Strumpen(Duisburg  ) Stellvertreter, Gilles(Duisburg  ) Schriftführer. Der Vorsitzende schilderte zunächst kurz und bündig die großen Verdienste Lassalle's um die Sache des arbeitenden Volkes, welchen die Sozialdemokratie Deutschlands   ihre jetzige Bedeu- tung vorzugsweise zu verdanken habe. Der Aufforderung, zur Erinnerung an den Todestag und zu Ehren der Manen Las- salle's sich von ihren Sitzen zu erheben, leisteten die Versam- i melten einmüthig Folge. Vor Eintritt in die Tagesordnung machte der Vorsitzende ferner darauf aufmerksam, daß die gesammte gegnerische Presse die heutige Conferenz mit einergroßen Katholikenversammlung" in Verbindung bringe, welche gleichzeitig in Vörde, einem kleinen obscuren Dorfe des westfälischen Sauerlandes, stattfinde. Die gegnerische Presse wolle daraus den Beweis herleiten, daßauch die Sozialdemokraten den 2. September zu einer großen De- monstration benutzen wollten". Die Sozialdemokratie habe selbst- verständlich Besseres zu thun, als Demonstrationen zu machen gegen pure Kindereien der reaktionären und der sogenannten liberalen" Bourgeoisie, welche fteilich den traurigen Zweck hätten, die Jugend Deutschlands   zur Kriegslust und zum Kriegshand werk zu erziehen. Für die heutige Conferenz sei zuerst der 26. August bestimmt gewesen, und nur weil für die Veröffentlichung der Einladung die erforderliche Zeit gefehlt habe, sei die Conferenz auf heute einberufen worden. Es sei einfach lächerlich, daß dieliberal"- reaktionären Gegner aus den geringfügigsten Dingen und Zu- fälligkeiten eine Verbindung der Sozialdemokratte mit den Ul- tramontanen zu irgendwelchen Zwecken herzuleiten suchten. Die ultramontane Partei stehe in der ersten Linie der gesammten reaktionären Masse, gegen welche die Sozialdemokratie den Kampf führe. Der Streit derliberal"- reaktionären Parteien mit den Ultramontanen werde von beiden streitenden Tbeilen i fälschlicherweise alsCulturkampf" bezeichnet; auf beiden Seiten handele es sich nur um die Alleinherrschaft über die große Masse des Volkes, um das Vorrecht zur Verdummung derselben zum Zweck ihrer Ausbeutung in den verschiedensten Formen. Unwiderlegliche Beweise seien auf der einen Seite außer der Anordnung derSedanfeier" in sämmtlichen Lehranstalten die Einführung pietistisch-reaktionärer Lesebücher in den Volksschulen, wie solche selbst unter den erzreaktionärenCultus"- Ministern v. Raumer und v. Mühler und unter der Herrschaft der berüch- tigten Stiehl'schen Schulregulative unerhört gewesen seien, auf der andern Seite der wahrhaft grauenhafte Wunderschwindel, welcher vor dem sogenanntenCulturkampfe" seit einem Jahr- hundert in Deutschland   kaum so schamlos betrieben worden sei, wie gerade jetzt. Ein wirklicher Culturkampf werde nur von der Sozial- demokratie geführt gegen die gesammte reaktionäre Masse ein- schließlich der Ultramontanen durch völlige Aufklärung des Volks in allen politischen, sozialen und religiösen Dingen. Uebrigens genüge so schloß der Vorsitzende unter allseitiger Zustimmung seine Ausführungen diese Hinweisung auf die Sachlage voll- ständig, um die absurde Behauptung mit Verachtung zurückzu­weisen, daß die Sozialdemokratie mit den Ultramontanen zu irgendwelchen Zwecken Hand in Hand gehe; eines förmlichen Beschlusses der Conferenz hierüber bedürfe es durchaus nicht. Hierauf begannen die Verhandlungen der Conferenz, welchen eine Borlage des Borsitzenden Tölcke zu Grunde gelegt wurde. Nach sechsstündiger gründlicher Debatte, an welcher sich die meisten Delegirten betheiligten, wurde die Vorlage mit einigen unwesentlichen Abänderungen in folgender Form einstimmig angenommen: Zur Herbeiführung eines bessern Erfolges der sozialistischen  Partei- Agitation in Rheinland   und Westfalen   beschließt die Eon- ferenz Folgendes: I. In Betreff der Parteipresse. 1. Ein Parteiblatt darf dem andern keine Conkurrenz machen. Deshalb ist die Abgrenzung von Bezirken nothwendig, in wel- chen die Verbreitung der betreffenden Lokalblätter betrieben wer- den soll, wobei es den Parteigenossen selbstverständlich freisteht, auch noch auf andere Lokalblätter zu abonniren. Als solche Bezirke bestimmt die Conferenz: a) für dieBergische Volksstimme" und deren Filialblätter die Wahlkreise Barmen-Elberfeld  , Lennep-Mettman, So- lingen und Hagen  ; b) für die Duisburger und Essener  Freien Zeitungen" die Wahlkreise Duisburg  , Düsseldorf   und Essen; v) für dieFreie Niederrheinische Zeitung" den linken Nieder- rhein bis zur belgisch  -holländischen Grenze, namentlich die Wahlkreise Crefeld  , Kempen  , M.-Gladbach und Aachen  ; ä) für dieWestfälische Freie Presse" die Wahlkreise Dort- mund, Bochum  , Altena  -Iserlohn   und die übrigen westfä- tischen Wahlkreise mit Ausschluß des Wahlkreises Hagen  ; e) für dieKölner Freie Presse" die Wahlkreise Stadt- und Landkreis Köln, Mühlheim a. Rh., Wipperfürth  , Ahrweiler  und rheinaufwärts bis Coblenz  . 2. Der Beschluß des diesjährigen Congresses in Betreff der Gründung neuer Lokalblätter(Protokoll Seite 75) ist genau zu beachten. Blätter, welche ohne Zustimmung des Cen- tral-Wahlcomitö erscheinen, dürfen von keinem So- zialisten, weder durch Abonnement, noch in anderer Weise, unterstützt werden. 3. Für jeden der unter Nr. 1 bestimmten Bezirke sind, je nach Bedürfniß, ein oder mehrere in jeder Beziehung durchaus zuverlässige und tüchtige besoldete Colporteure anzustellen. Das Gehalt der Colporteure muß von den betreffenden Wahlkreisen durch freiwillige Beiträge aufgebracht werden. 4. Die Colporteure dürfen keinen Preisaufschlag erheben (Congreßprotokoll Seite 51). Die Preise sind auf den einzelnen Druckschriften zu vermerken und von Zeit zu Zeit durch die Blätter bekannt zu machen. 5. Die Colporteure sind verpflichtet, vorzugsweise für die möglichst massenhafte Verbreitung a) desVorwärts", b) der Rundschau", c) des betreffenden Lokalblattes, ä) desArmen Eon- rad", e) derNeuen Welt", f) derZukunft" zu wirken. Pho- tographien lebender Sozialisten dürfen die Colporteure nicht verkaufen(Congreßprotokoll Seite 55). 6. An den Hauptorten der unter Nr. 1 bezeichneten Wahl- kreise sind von den Parteigenossen Zeitungs-Commissionen zu bilden, welche die ganze Colportage leiten und die betreffenden Zeit- und Druckschriften bestellen, für deren Preis die Commis- sionsmitglieder persönlich haftbar sind. Die Zeitungs- Com- Missionen ernennen die Colporteure und vereinbaren mit den- selben deren Gehälter, controliren deren Geschäftsführung, nehmen Beschwerden über dieselben entgegen und entscheiden darüber. Die Commissionen sind berechtigt, Colporteure abzusetzen und andere an deren Stelle zu ernennen. Die Namen der ange- stellten Colporteure sind in den betreffenden Lokalblättern be- kannt zu macheu. 7. Die Colporteure sind verpflichtet, nach Beendigung einer jeden Geschäftstour, mindestens allwöchentlich, die vereinnahmten Gelder an den Kassirer der Commission abzuliefern, der auch die freiwilligen Beiträge in Empfang zu nehmen hat. 8. Die nähere Regelung der Geschäftsführung der Zeitungs- Commissionen bleibt den Parteigenossen der betreffenden Orte überlassen. 9. Die Conferenz empfiehlt den Sozialdemokraten Deutsch- lands die Diskussion der Iserlohn  - Dortmunder   Anträge zum letzten Congreß(Nr. 112 bis 116 der Vorlage, Protokoll Seite 14 und 72) und die Annahme derselben auf dem nächsten Eon- gresse. Gründe: a) Die für die Partei schädliche, unerfteuliche Finanzlage mehrerer Parteiblätter; b) die Wahrung des sozialistischen   Prinzips durch die absolut nothwendige radikale Beseitigung des spekulativen Lokal-Sozialismus. o) Eine etwaige Renitenz der Genossenschaften wird und muß der Congreß durch den Beschluß brechen,daß kein So- zialdemskrat ein Blatt in irgend einer Weise unterstützen darf, welches sich den Beschlüssen des Congresses nicht fügt." 10. Blätter, welche innerhalb Jahresfrist sich nicht so heraus- gearbeitet haben, daß sie ohne Zuschuß lebensfähig sind, sollen eingehen dadurch, daß kein Sozialdemokrat weiter auf sie abonniren wird. Ausnahmen können aus agitatorischen Rücksichten nur vom Central-Wahlcomitö gestattet werden. 11. Die Controlirung des Finanzwesens der Lokalblätter ist Sache der Genossenschaften, und wo diese nicht bestehen, der Zeitungs-Commissionen. II. In Betreff der Agitation. Beim augenblicklichen Mangel geeigneter Persönlichkeiten zum Betriebe der sogenannten stabilen Agitation in Rheinland   und Westfalen   und mit Rücksicht darauf, daß genügende agitatorische Kräfte in beiden Provinzen vorhanden sind, empfiehlt die Eon- ferenz den Parteigenossen in benachbarten Bezirken, sich gegen- seitig mit Rednern zu unterstützen. Genosse Köln  (Duisburg  ) beantragte: Die Conferenz möge sich darüber aussprechen, wie die Parteigenossen sich der Hassel- mann'schenRothen Fahne" gegenüber zu verhalten hätten. Stach Erläuterung des Sachverhalts durch die Genossen Strumpen und Tölcke, welche an dem diesjährigen Congresse Theil ge- nommen hatten, ging die Conferenz mit Rücksicht auf den die Angelegenheit betreffenden Congreßbeschluß zur Tagesordnung über.