des Prinzen von Wales und selten etwas Erfreuliches. Der Prinz langt mehr als je nach den Herrlichkeiten dieser Welt, die nicht für ihn gewachsen sind, giebt als Thronfolger ein bitterböses Beispiel und ärgert seine Rose von Dänemark , die er über anderen wilden Rosen vergißt, halb zu Tode. Man sagt, seine schöne, brave und sehr häusliche Ge- mahlin wolle sich jetzt von ihm scheiden lassen oder doch trennen, und ihr Vater, der dänische König, sei über den Canal gereist, um zu vermitteln." Der Prinz von WaleS ist wohl so ein verflixter Sozial- demokrat, daß er dieHeiligkeit der Ehe" derartig schnöde antastet? Wir überlassen übrigens den liberalen Blättern die Verantwortung für die Wahrheit ihrer Erzählung und können dabei nicht umhin, an eine sehr interessante Armbandge- schichte zu erinnern, die zu Anfang der sechziger Jahre spielte, und in welcher die brave und sehr häusliche Schwester des Prinzen von Wales eine leidende Rolle spielte. Daß die russische Ofsensivbewegung gegen den linken türkischen Flügel, gegen Plewna, so lange auf sich warten ließ, hatte darin seinen Grund, weil man bis zur Boll- eudung der Rückzugsbrücke bei Nikopolis warten wollte. Schlau sind die Russen wir wünschen ihnen, daß sie bald Gebrauch von der nunmehr vollendeten Brücke machen müssen. Aus Newyork erhalten wir nachstehende Mittheilung: Die Bar-Association(Advokatenverein) des Staates New- York hat für die beste Abhandlung überdie gesetzlichen Be- ziehungen von Kapital und Arbeit, das Recht des Staates, sich in das Verhältniß zwischen Arbeitern und Arbeitgebern zu mischen, und die Gesetze, welche nöthigcnfalls in der Angelegen- heit zu erlassen sind", einen Preis von 250 Dollars ausgesetzt. Nichts kann besser als diese Thatsache beweisen, daß der Auf- stand der Eisenbahnarbeiter die soziale Frage in den Vereinigten Staaten zur Tagesfrage gemacht hat. Es giebt gegenwärtig in den Vereinigten Staaten keinen Gegenstand, kein Interesse, über welches so viel und so allseitig gesprochen und geschrieben wird, wie über die Lohnfrage, bez. die Grundsätze der Sozialisten. Ohne jenen Aufstand würden sich die Zeitungen und die Poli- tiker noch immer in die Lüge hineinreden, daß es in den Ver- einigten Staaten weder eine soziale Frage, noch ökonomische Klassen gebe. Noch viel weniger aber würden die Juristen sich als Körperschaft an der Klarlegung oder gar Lösung des Pro� blems betheiligen; denn sie gehören, als Stand genommen, zu den conservativsten Bürgern des Staates. Für sie ist jedes Gesetz heilig, so lange es nicht widerrufen ist, und wenn seine Ausführung die größte Ungerechtigkeit, die unerträglichsten Härten mit sich bringt. Einzelne Mitglieder des Standes sind zu allen Zeiten für die gesetzgeberische Sanktton gesellschaftlicher Verän- derungen eingetreten, haben der Revolution in der Legislatur vorgearbeitet; die große Mehrhett der amerikanischen Juristen hat sich indeß stets und immer an das Bestehende geklammert und für dessen Erhaltung bemüht. Ihre ganze Erziehung und die Erfordernisse ihres Berufes machen dies nur zu erklärlich. Sie haben sich in jedem einzelnen Falle zu fragen: Was i st das Gesetz, und nicht, was sollte es sein. Erst wenn eine Reform zum Bedürfniß der Majorität der Staatsbürger wird, wenn ihre Ausführung nicht mehr aufgeschoben werden kann, ist ein Eintreten des juristischen Standes in die Diskussion zu erwarten. Dies geschieht jetzt in Bezug auf die soziale Frage, und darin liegt die Bedeutung der Preisausschreibung des New- Yorker Advokatenvereins. Ein nordamerikanisches Arbeiter- Wahlpro- gramm. Wir haben schon mitgetheilt, daß unsere Parteigenossen in Louisville bei den Landtagswahlen einen entscheidenden Sieg davontrugen. Die Gewählten haben sich auf folgendes Programm vorher verpflichten müssen: 1. Eine bessere Finanzpolitik als die, welche die Massen arm gemacht, die Geschäfte gänzlich zum Stillstand gebracht und Millionen außer Arbeit gesetzt hat. 2. Acht Stunden sollten als Tagewerk bei der Berechnung der Löhne gelten. 3. Schiedsgerichte zu Ausgleichung von Streitigkeiten zwischen Kapital und Arbeit. 4. Verbot der Benutzung von Gefängnißarbeit seitens ein- zelner Arbeitgeber. .------_* Carl Marx über Herrn Thiers. I i seiner Schrift:Der Bürgerkrieg in Frankreich"(1871) äußerl sich Marx über den jetzt gestorbenen, so hoch gefeierten Heldengreis" folgendermaßen: Thiers , diese Zwergmißgeburt, hat die französische Bour­geoisie mehr als ein halbes Jahrhundert lang bezaubert, weil er der vollendetste geistige Ausdruck ihrer eigenen Klassenver- derbtheft ist. Ehe er Staatsmann wurde, hattte er schpn seine Stärke im Lügen als Geschichtsschreiber dargethan. Die Chronik eines öffentlichen Lebens ist die Geschichte der Unglücke Frank- reichs. Verbündet, vor 1830, mit den Republikanern, erhaschte er unter Louis Philipp eine Ministerstelle, indem er seinen Protektor Lafitte verrieth. Beim König schmeichelte er sich ein durch Anhetzung von Pöbelexzessen gegen die Geistlichkeit, wäh- rend die Kirche Saint Germain l'Auxcrrois und der erzbischöf- liche Palast geplündert wurden, und durch sein Benehmen gegen die Herzogin von Berry, bei der er zu gleicher Zeit den Minister- Spion und den Gefängniß- Geburtshelfer spielte. Sein Werk war die Niedermetzelung der Republikaner in der Rue Trans- monain, sein Werk die darauf folgenden infamen September- gesetze gegen Presse und Assoziationsrecht. 1840, wo er als Ministerpräsident wieder auftauchte, setzte er Frankreich in Er- staunen mit seinem Plan, Paris zu befestigen. Den Republi- kanern, die diesen Plan als heimtückisches Complott gegen die Freiheit von Paris anklagten, antwortete er in der Deputirten- kammer: Wie? Sie bilden sich ein, daß Festungswerke je die Frei­heit gefährden könnten? Vor allem verleumden Sie jede mögliche Regierung, wenn Sie voraussetzen, sie könnte je versuchen, sich durch ein Bombardement von Paris auftecht zu erhalten... eine solch; Regierung wäre nach ihrem Siege hundertmal un- möglicher als vorher." In der That, keine Regierung würde je gewagt haben, Paris von den Forts zu bombardiren. außer der Regierung, die vorher diese selben Forts den Preußen aus- geliefert hatte. Als König Bomba sich im Januar 1848 an Palermo ver- suchte, erhob sich Thiers, damals schon lange kein Minister mehr. abermals in der Kammer:Sie wissen, meine Herren, was in Palermo vorgeht. Sie alle erbeben vor Schauder(im parla- mentarischen Sinn), wenn Sie hören, daß achtundvierzig Stunden lang eine große Stadt bombardirt worden ist von wem? Von einem fremden Feind in Anwendung des Kricgsrechtes? Nein, meine Herren, von ihrer eigenen Regierung. Und wes- 5. Verbot der ferneren Verwendung' von Kindern unter 14 Jahren zur Handarbeit in Fabriken oder anderswo. 6. Schulzwang und freigebige Beisteuerung zu Erziehungs- zwecken. 7. Verminderung der Steuern und Sparsamkeit in allen Regierungsausgaben seitens des Bundes, des Staates oder der Stadt. 8. Zölle sollten nur behufs der Regierungs- Einnahmen er- hoben, und alle Zölle auf nothwendige Lebensmittel, deren Last auf den ärmeren Klassen ruht, sollten gänzlich abgeschafft werden. 9. Kampf gegen Gesetzgebung zu Gunsten einzelner Klassen. 10. Wiedereinführung der alten Grundsätze, denen zufolge das Amt den Mann suchen sollte, und fester Entschluß, keine Politiker von Handwerk zu unterstützen. 11. Nur Arbeiter sollen zu Aemtern ernannt werden. Dieses Programm erklärt derberühmte" Professor Doktor Viktor Böhmert zu Dresden in seinerSozialistenstampf- mühle" für ein solches, welches in seiner Mäßigung vortheil- Haft von den anderen sozialisttschen Programmen sich unter- scheide. Zunächst weiß der Professor nicht, daß dieun- mäßigsten" unserer politischen Forderungen(Einführung der Volkswehr insbesondere) fast sämmtlich das Volk in Nordamerika nicht mehr anzustreben braucht; dann aber wird Herrn Böhmert die Forderung eines achtstündigen Normal- arbeitstages auch wohl bei näherem Besehen nicht gerade sehr mäßig erscheinen. Daß nur Arbeiter Staats- und Gemeinde- ämter erhalten sollen es wäre wahrlich gut, aber ob die Forderung so sehr mäßig ist, Herr Professor? Der Kampf gegen die Klassengesetzgebung(Nr. 9) ist ja auch der Hauptpunkt wenn auch anders ausgedrückt des Programms und der Agitation der sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands wir freuen uns, daß der hochweise Professor auch diesen Punkt für mäßig erklärt hat. Uns aber entfährt dabei der Seufzer:Hätten wir diesen Kampf nur erst siegreich ausge- fochten dann sollten uns unsere anderen Forderungen wenig Sorgen mehr machen." Daß die amerikanischen Genossen die prinzipielle Forderung, daß die Produktionsinstrumente Gemein- gut werden müssen, nicht in ihrmäßiges" Programm aufge- nommen haben, das kommt daher, weil diese Forderung mo- mentan auch vor der amerikanischen Gesetzgebung keinerlei Be- achtung finden würde und weil wir es überhaupt hier nur mit einem praktischen, aber sehr weitgehenden(nicht mäßigen, Herr Böhmert) Wahlprogramm zu thun haben. Der sozialistische Weltcongreß in Gent (Belgien ) ist Sonntag, den 9. d. M., mit einer großartigen Manifesta- tion der Bevölkerung von Gent , an der gegen 10,000 Personen Theil nahmen, eröffnet worden. Es sind 45 Delegirte aus allen Ländern Europas sowie aus Amerika anwesend. Montag er- folgte die Bureauwähl und wurden Frankel, van Beveren, Rodrigues, Steins, Jewaschoff in dasselbe eingesetzt, die beiden Letzteren fungiren als Sekretäre. Dienstag, den 11., wurde über den ersten Punkt der Tagesordnung:Ueber die Tendenzen der modernen Produktion mit Bezug auf das Eigen- thum" berathen. Die Bakunisten Guillaume und Brousse sprachen für das System derGruppenproduktion" und gegen die staatliche Organisation der Arbeit. De Paepe, Greulich und der englische Delegirte Barry traten den Ausführungen der Bakunisten entgegen. Der Congreß nahm schließlich folgende Resolutton an: In Erwägung daß, so lange das Land und die übrigen Arbeitsinstrumente, welche die Grundlage des Bestehens der Gesellschaft bilden, von einzelnen Individuen oder Klassen in Besitz genommen oder als Privateigenthum monopolisirt wer- den, die ökonomische Unterdrückung der Masse des Volkes mit ihren notwendigen Folgen: dem Elend und der Aus- hungerung fortdauern muß, erklärt der Congreß: Es ist nöthig, daß der Staat, welcher das ganze Volk ver- tritt und umfaßt und innerhalb dessen die freien Com- munen organisirt sind, Eigenthümer des Landes und der übrigen Arbeitsinstrumente werde." Unser Parteiorgan in Frankfurt a. M. schreibt unter'm 12. d. Mts.:Das Klapperfeld, woselbst gegenwärtig unser wegen? Weil die unglückliche Stadt ihre Rechte forderte. Und für die Forderung ihrer Rechte erhielt sie achtundvierzig Stunden Bombardement... Erlauben Sie mir an die Meinung von Europa zu appelliren. Es heißt der Menschlichkeit einen Dienst erweisen, wenn man sich erhebt und von vielleicht der größten Tribüne Europa's widerhallen läßt einige Worte(jawohl, Worte!) der Entrüstung gegen solche Thaten. Als der Regent Espartero, der seinem Lande Dienste geleistet hatte(und das war mehr, als Thiers je gethan), beabsichtigte, Barcelona zu bombardiren, zur Unterdrückung des Aufstandes, da erhob sich von allen Enden der Welt ein allgemeiner Schrei der Entrüstung." Achtzehn Monate später befand sich Thiers unter den wüthendsten Vertheidigern des Bombardements von Rom durch eine französische Armee. Der Fehler des Königs Bomba scheint in der That nur darin gelegen zu haben, daß er sein Bombarde- ment auf achtundvierzig Stunden beschränkte Wenige Tage vor der Februar- Revolution, unwirsch ob der Verbannung von Amt und Unterschleif, wo Guizot ihn ver- urtheilt hatte, und in der Lust eine herannahende Volksbewegung witternd, erklärte Thiers, in dem falschen Heldenstyl, der ihm den Spottnamen Mirabeau- mouche(Mirabeau-Fliege) einbrachte, der Deputirtenkammer: »Ich gehöre zur Partei der Revolution, nicht allein in Frank­ reich , sondern in Europa . Ich wünsche, daß die Regierung der Revolution in den Händen gemäßigter Männer bleiben möge; ... aber sollte diese Regierung in die Hände heftiger Leute fallen, selbst in die von Radikalen, so werde ich doch darum meine Sache nicht im Stiche lassen. Ich werde immer zur Partei der Revolution gehören." Die Februar-Rcvolution kam. Statt das Ministerium Guizot durch das Ministerium Thiers zu ersetzen, wie das Männlein geträumt hatte, verdrängte sie Louis Philipp durch die Republik . Am ersten Tage des Sieges versteckte er sich sorgfältig, ver- gessend, daß die Verachtung der Arbeiter ihn vor ihrem Haß schützte. Dennoch hielt er sich mit seinem allbekannten Muth von der öffentlichen Bühne fern, bis die Juli-Metzeleien sie für seine Sorte Action freigefegt hatten. Dann wurde er der leitende Kopf derOrdnungspartei" mit ihrer parlamentarischen Republik, lenem anonymen Zwischenreich, in dem alle die ver- chicdenen Fraktionen der herrschenden Klasse miteinander kon- pirirten zur Unterdrückung des Volkes, und gegeneinander, lede zur Wiederherstellung ihrer eigenen Monarchie. Damals wie jetzt klagte Thiers die Republikaner an als das einzige Hindcrniß der Befestigung der Republik ; damals wie jetzt sprach früherer verantwortlicher Redakteur Gallus Schmidt eine vier- wöchentliche Gefängnißstrafe wegenBeleidigung" verbüßt, er- hielt heute Abend neuen Besuch vonpolitischen Verbrechern". Es zogen ein: Unser verantwortlicher Redakteur Genosse Schäfer(vorläufig auf 14 Tage wegenBeleidigung durch die Presse"); Genosse Frohme(auf 4 Wochen wegenAufforderung znm Ungehorsam gegen den Impfzwang"); Schäfer hat noch 7 Wochen auf dem Kerbholz, jedoch ist das Urtheil wegen er- hobener Nichtigkeitsbeschwerde noch nicht rechtskräftig; außerdem find noch zwei Anklagen gegen ihn erhoben. Unser Parteigenosse Georg Hot schick, Redatteur der Stettiner Freien Zeitung", erhielt am 10. September d. I. vom Stettiner Kreisgericht eine sechswöchentliche Gefängnißstrafe zuerkannt. DieStrafe" ist auf Grund des§ 185 des Reichs- strafgesetzes festgesetzt. Die erste Nummer der sozialisttschen RevueDie Zukunft" hat folgenden Inhalt: 1. Der Sozialismus und die Wissenschaft. 2. Ein dänischer Vorschlag zur Arbeiterfrage. 3. Der 16. Mai und die franzö- fischen Sozialisten. 4. Zur Gewerbehygiene. 5. Recensionem 6. Notizen. Zur neuesten Staatsretterei in Schlesien . Wie gerne gewisse Leute die Flinte schießen und den Säbel hauen lassen möchten, dürfte aus folgendem Bericht hervorgehen. Zum 26. August hatten die Sozialisten des Eulengebirges, um auch ihren Familien einmal eine Erholung und eine Freude zu verschaffen, einen Ausflug nach dem im Waldenburger Kreise gelegenen Gasthause zu densieben Churfürsten" projektirt und zu diesem BeHufe in derWahrheit" einige Annoncen erlassen. In einer derselben war gesagt, daß eine Musikkapelle auf den sieben Churfürsten" concerttren und der hiesige Gesangverein Liberte" einige Lieder vortragen würde. Die übrigen Annoncen enthielten außer der Aufforderung zur Betheiligung, nichts weiter als den Tag des Ausfluges und die Bemerkung, die Ge- nossen der einzelnen Orte möchten so zeittg aufbrechen, daß um 12 Uhr Mittags alle auf denChurfürsten" eingetroffen wären. Außerdem wurde jeder erwachsene männliche Theilnehmer am Ausfluge zur Entnahme eines Concertprogrammes, welches 20 Pf. kostete, verpflichtet. Dem Wirth war das Arragement des Concertes und dessen polizeiliche Anmeldung aufgetragen. Am 13. August hat der Wirth die Anzeige bei dem Amts- Vorsteher Eggers in Wüste-Waltersdorf gemacht und demselben auch mitgetheilt, daß Gesangsaufführungen stattfinden sollten, darauf ist ihm auch sofort mündlich die Genehmigung ertheilt worden. Bis hierher war nun alles in Ordnung und der Spaziergang konnte losgehen. Doch der Mensch denkt und der Waldenburgcr Landrath, Herr I)r. Bitter, lenkt. Am 21. August erschien dieser Herr nämlich in Wüste-Waltersdorf , ließ den Wirth rufen und verbot ihm wegen ungenügender Räumlichkeiten (neben dem Gasthause besindet sich ein schöner großer Rasen- platz, der dem Wirth gehört und der uns zur Verfügung gestellt war) das Abhalten desVolksfestes". Hier wurde also zum ersten- mal das Concert an etwas anderes hat sozialisttscherseits Niemand gedacht zum Volksfest gestempelt. Am 22. August wurde Unterzeichneter durch den Wirth von diesem Verbot in Kenntniß gesetzt und das Concert ward so- fort abbestellt. Den Spaziergang konnten und wollten wir nicht rückgängig machen. Wir konnten dies nicht, weil wir außer kostspieligen Plakaten kein Publikationsmittel zur Ver- fügung hatten, zu einer Annonce in den hier gelesensten Blät- tern, die nur wöchentlich erscheinen, war es zu spät. Wir wollten dies aber auch nicht und zwar deshalb, weil wir nicht wußten und auch nicht glaubten, daß es im Rechtsstaate Preußen möglich sei, daß die Behörden dem Volke das Spazierengehen resp. das Genießen frischer Luft dieChurfürsten" liegen sehr hoch und frei verbieten könnten und würden. Doch die nächste Zukunft sollte uns eines andern belehren. In Nr. 34 desHausfreundes" und in derselben Nr. der Wochenausgabe derWahrheit", die beide erst am 25. und 26. August am letzteren Tage fand, wie oben gemeldet, der Spa- zicrgang statt in die Hände der Leser gelangten, erschien vom Amtsvorsteher Eggers, gestützt auf§ 9 des Versammlungs- er zur Republik, wie der Henker zu Don Carlos:Ich werde Dich morden, aber zu Deinem eigenen Besten!" Jetzt wie da- mals wird er ausrufen müssen am Tage nach feinem Siege: l'Lmpire est kalt" das Kaiserreich ist fertig. Trotz seiner heuchlerischen Predigten vonnothwendigen Freiheiten" und seines persönlichen Aergers gegen Louis Bonaparte , der ihn gebraucht und den Parlamentarismus hinausgeworfen Hatte, und außer- halb der künstlichen Atmosphäre des Parlamentarismus schrumpft das Männlein, wie es wohl weiß, zu einem Nichts zusammen trotz alledem hatte Thiers eine Hand in allen Infamien des zweiten Kaiserreichs, von der Besetzung Roms durch französische Truppen bis zum Kriege gegen Preußen, zu dem er aufhetzte durch seine heftigen Ausfälle gegen die deutsche Einheit nicht als Deckmantel für den preußischen Despotismus, sondern als Eingriffe in das ererbte Anrecht Frankreichs auf die deutsche Uneinigkeit. Während seine Zwergarme im Angesicht Europa's das Schwert des ersten Napoleon umherschwangen, dessen histo- rischer Schuhputzer er geworden war, gipfelte seine auswärtige Politik stets in der äußersten Erniedrigung Frankreichs , von der Londoner Convention von 1841 bis zur Pariser Capitulattou von 1871 und zum jetzigen Bürgerkriege, worin er, mit�hoher obrigkeitlicher Erlaubnitz Bismarck's , die Gefangenen von Sedan und Metz gegen Paris hetzte. Trotz der Beweglichkeit seines Talents und der Veränderlichkeit seiner Zielpunkte ist der Mann sein ganzes Leben lang an die allerfossilste Routtne gekettet ge- wesen. Es ist klar, daß ihm die tiefer liegenden Störungen der modernen Gesellschaft ewig verborgen bleiben mußten; aber selbst die handgreiflichsten Veränderungen auf der gesellschafilichen Oberfläche widerstrebten einem Gehirn, dessen ganze Lebenskraft in die Zunge geflüchtet war. So wurde er nie müde, jede Ab- weichung von dem veralteten französischen Schutzzollsystem als eine Heiligthumschäudung anzuklagen. Als Minister Louis Philipp's versuchte er die Eisenbahnen als ein hirnverbranntes Blendwerk niederzuschreien; in der Opposition unter Louis Bonaparte brandmarkte er als eine Entheiligung jeden Versuch zur Reform des verfaulten französischen Heerwesens. Niemals m seiner langen polittschcn Laufbahn hat er sich einer einzigen, auch nicht der geringsten Maßregel von praktischem Nutzen schuldig gemacht. Thiers war konsequent nur in seiner Gier nach Reich- thum und in seinem Haß gegen die Leute, die ihn hervorbringen. Er trat in sein erstes Ministerium unter Louis Philipp arm wie Hiob ; er verließ es als Millionär. Als sein letztes Ministerium unter demselben Könige(vom 1. März 1840) ihm in der Kammer öffentliche Anklagen wegen Unterschleif zuzog, begnügte er sich,