gestellt", von letzterer aberin russischer Uniform nach Bulga- rien geschickt" worden seien. Die Dummheit und Frechheit heit der Lüge wird durch diese angeblicheBerichtigung" um nichts verringert." Bon einerBerichtigung ist übrigens gar nicht die Rede ge- Wesen unsere zweite CorrespondenzAus Rumänien " bestä- tigt lediglich die erstere und führt dieselbe nur noch weiter aus. Roch wollen wir mittheilen, daß die ganze deutsche liberale rcptilisirte und rubilisirte und unabhängige Presse über uns wegen Zobiger Nachricht herfällt aber nur durch Schimpf- Worte können die Herren gegen die Behauptung unseres Cor- respondenten in den Kampf ziehen. Möge man doch die Nach- richt ordnungsmäßig dementiren lassen, das wäre jedenfalls besser, als das liberale Fischweibgeschimpfe! Hierbei wollen wir noch folgender offiziöser Nachricht Er- wähnung thun: In den nächsten Tagen werden sich etwa zwölf deutsche Militärärzte, welche von ihrer Stellung bei der aktiven Ar- rnce beurlaubt sind, nach Bukarest begeben, um die selbstän- dige Leitung des dortigen großen Lazareths zu übernehmen. An der Spitze desselben steht der Oberstabsarzt Dr. Leuthold, der Regimentsarzt des Garde-Kuirassier-Regiments. Da dieselben zu diesem Zwecke, wie gesagt beurlaubt werden, so steht selbst- verständlich ihrer Rückkehr in ihre frühere Stellungen kein Hin- derniß entgegen." DieBerliner Tribüne" meint nun dazu, daß für ein- zelne der vorläufig Erwählten wenigstens die R-lchricht von diesemUrlaube" ganz den Charakter einer unerwarteten kriegsministeriellen Ordre trug. Wir aber sehen nun keinen Grund, daß nicht ebenso wie preußisch- deutsche Militärärzte, auch preußisch-deutsche Unteroffi- ziere nach Rußland beurlaubt" werden können. Wir erhalten folgende Zuschrift zur Veröffentlichung: Hamburg , 20. September. An die Redaktion desVorwärts". In Ihrer Nr. 108 bringen Sie eine Correspondenz aus Rumänien , in welcher die Behauptung aufgestellt wird, daß seitens der deutschen Regierung der deutschen Heeresleitung 2000 Mann an Unteroffizieren und Mannschaften überlassen worden seien. Der Correspondent will die Leute selbst gesehen und ge- sprachen haben. Bei den vielen Lügen, welche vom Kriegsschauplatz aus in deutschen Zeitungen Verbreitung finden, konnte auch dieseEnte" Passiren, ohne daß man sich dagegen zu äußern brauchte. Nach- dem nun aber in der heutigen Nr. III desVorwärts" derselbe Correspondent dieselbe Behauptung wiederholt und sogar noch mit Details ausschmückt und die Zuschrift aus Gießen an den Vorwärts" beweist, daß nicht alle Leser desselben Kenntniß haben von der Lügenhaftigkeit mancher Correspondenten und daß deshalb die zweimalige Behauptung desVorwärts"- Correspon- deuten sehr wohl geeignet ist, nutzlosen Schreck und Aufregung zu verursachen, so hält es Unterzeichneter für seine Pflicht, diesem Gebühren des Correspondenten entgegenzutreten. Schreiber dieser Zeilen ist der festen Ueberzeugung, daß die Behauptung des rumänischen Correspondenten chrcm ganzen In- halt nach unwahr ist, und zwar aus folgenden Gründen: 1) ist es eine offenkundige Thatsache, daß das deutsche Heer einen ganz bedeutenden und tief empfundenen Mangel an Unter- offizieren hat, und ist es schon aus dem Grunde durchaus un- wahrscheinlich, daß in einer so kritischen Lage wie der jetzigen die deutsche Heeresleitung 2000 Unteroffiziere an denErbfreund" abgiebt. Dann aber und das ist 2) der Hauptgrund, behauptet der Unterzeichnete, daß es eine einfache Unmöglichkeit ist, 2000 Mann aus dem deutschen Heere herauszunehmen und als Kanonenfutter nach Rumänien zu senden, ohne daß eine solche Manipulation in die Oeffentlichkeit ge- drungen und in der Presse besprochen worden wäre. Zwei Tausend deutscher Soldaten haben Eltern, Verwandte und Freunde, an die sie bestimmt Mittheilung hätten gelangen lassen über das, was mit ihnen vorgeht. Denn ebenso gut wie sie dem rumä- Nischen Correspondenten die famose Mittheilung machen konnten, ebenso gut konnten sie einen Brief schreiben, und so gut die rumänische Ente per Brief nach Leipzig kam. ebenso gut hätte ein Brief Eltern und Verwandte erreicht, und so wenig Unter- zeichnete! auch im Großen und Ganzen von dem deutschen Spießbürger hält, so ist er doch davon überzeugt: Deutschland würde widerhallen von dem Protest, der aus allen Winkeln los- bräche, wenn es sich bewahrheitete, daß die deutsche Regierung sich einer solch unqualifizirbaren Handlung schuldig gemacht. stunde und wir erblicken nicht nur ein Wachskabinet, wie auf dem Halleschen Viehmarkt, sondern die reinste Natur. Hell be- leuchtet und schmachtend hingeworfen sitzt ein vollständig ent- blößtes Frauenzimmer da, die Sinne der noblen Gesellschaft zu kitzeln, und wenige Schritte davon sitzen im Halbkreise die eifrigen Verehrer dieser Venus, sie zeichnend. Betrachten wir diese Jünger der Privat- Kunst näher, so finden wir Lieutenants, blasirte Engländer und einige frivole Jünglinge, die Bildhauer werden wollen, ja Ehemänner:c.-c. nutürlich wird Jeder aufgenommen, der sein Geld zahlt,immer'rem, meme Herren!" Ein anderes Kabinet, in welchem, ebenfalls hell beleuchtet und berauschend dahingeworfen, für die gnädigen pol- Nischen Gräfinnen und andere Damen aus den noblen Ständen ein männlicher nackter Körper liegt, den auch diese zeichnend verschlingen. Neber den noch privateren Verkehr mit den Modell- Damen und-Herren fehlen mir die Beweise. Ob auch Sozialisten oder Sozialistinnen unter den Kunstjüngern und-jüngerinnen waren, die, wie man sagt, diefreie Liebe " einführen wollen, ich weiß es nicht, glaube es aber nicht, denn sie werden wohl vor solchen noblen Subjekten ausspucken. ____ Frau H..... l. Wir brachten vor Kurzem ein lexikographisch geordnetes Ver- zeichniß von Schimpfwörtern, mit denen ein deutscher Professor seine Schüler traktirte und zugleich den Brief eines Kundigen, in welchem die vielen Selbstmorde bei den Gymnasiasten auf die so vielfach rohe Behandlungsweisr, der sie von ihren Lehrern ausgesetzt sind, zurückge- führt wurde. Nun schreibt über dasselbe Thema dieFreiburger Zei- wng" Folgendes:Wochen sind vergangen, seit der Selbstmord eines Gymnasiasten die Gemüther nicht nur m unserer Stadt, sondern auch in weiteren Kreisen in Aufregung versetzt hat. Die Besprechung des unglücklichen Falles in der Presse wurde damals mit der Hinweisung verlagt, daß man vor der Fällung eines entschiedenen Urtheils das Er- gebniß der Untersuchung abwarten müsse. Diese ergab unter Anderm die Feststellung der Thatsache, daß der Lehrer an jenem verhängmß- vollen Nachmittag gegen den Schüler die Aeußerung gethan hat:So, jetzt gebe ich Dir einen �er(schlechte Note), damit Du weißt, daß Du sitzen bleiben mußt, und das stößt Dir den Dolch in die Brust." Zwar kein Dolch, aber eine Kugel drang in die Brust des Aermsten. Die Aussagen der Mitschüler über den Fleiß und die Gemüthsart ihres Kommilitonen lauten durchweg günstig. Bon dem Ausgange der Unter- suchung wurde der Familie in einem besonderen Schre den Nachricht ge- geben und darin allerdings das unpädagogische Verfahren des Klassen- Vorstandes zugestanden mit der Bemerkung, daß der Betreffende zu weit DerVorwärts"-Correspondent hat wahrscheinlich Soldaten aus den russischen Ostseeprovinzen getroffen, wurde vielleicht von denselben düpirt und ist so unbewußt zum Verbreiter einer Un- Wahrheit geworden. Ist man gezwungen, alle Tage Zeitungen zu lesen, so ist es schon schlimm genug, jedesmal die Lügendepeschen aus Konstan- tinopel, Bukarest und dem türkischen Hauptquartier�) über Vor- gänge auf dem Kriegsschauplatze zu lesen, und ist es deshalb sehr überflüssig, uns vonRumänien " aus auch noch Bären aufbinden zu wollen über Dinge, die unter unseren eigenen Augen vorgegangen sein sollen. Ich habe mich schon gerüstet, diegroße Schlacht", die bis- her vor Rasgrad immer geschlagen worden sein soll und nie ist, mir als große Schlacht von Biela noch zwei Dutzend Mal auf- tischen zu lassen; ebenso kann die Erstürmung des Schipkapasses und die bewußte Vereinigung zwischen Mehemed Ali und Sulei- man Pascha auch noch einige Male servirt werden, aber unsere deutschen Angelegenheiten sollen von den Unwahrheiten der Be- richterstatter verschont bleiben. In unserem deutschen Erwerbsleben sieht es traurig genw aus und unsere Regierung thut wenig genug, um diesen Zustaü zu ändern, so daß wahrlich keine Ursache vorhanden ist, denselben durch rumänischeEnten" noch zu verschlimmern. Achtungsvoll I. Auer. Wir freuen uns, daß Genosse Auer Gründe, und zwar recht stichhaltige, vorführt, welche die Unwahrheit der Nachricht aus Rumänien beweisen sollen; doch machen wir dabei auf die vorstehende offiziöse Notiz aufmerksam, nach welcher deutsche Militärärzte für den russischen Dienstbeurlaubt" oder beordert worden sind. Unserm rumänischen Correspon­denten haben wir übrigens schon in Nr. III die ganze Verant- wortlichkeit seiner Mittheilungen zugeschoben; er ist zum Min- besten düpirt worden in Bezug auf die Zahl derbeurlaubten" deutschen Unteroffiziere wird eine Null gestrichen, dann ist die Möglichkeit der deutschen Jnstruktoren für die russische Armee nicht ausgeschlossen. Zur preußisch- deutschen Neutralität. Die ruf- fische Regierung kauft am Rhein ungeheure Massen Pulver an, welche auf der Eisenbahn quer durch Preußen befördert wer- den. Ein dieser Tage in Eydtkuhnen eingetroffener Pulvertrans- port war von einem Offizier und Mannschaften des 7. rheinischen Fußartillerie-Regiments begleitet. Marschirt man einmal für denErbfreund" bis an die Grenze so ist der Schritt über die Grenze nicht mehr schwer. Der erste deutsche Arbeitercongreß. Mäxchen, unser braves Mäxchen, welches mit seinen Gewerkvcreinen täglich Fiasko macht, hat einen Arbeitercongreß zum 2122. Oktober nach Gera und zwargegen die wachsende Gefahr der Sozial- demokratie" einberufen und zu demselben auch alle Anhänger der liberalen Partei eingeladen. Was wird's denn nun werden? Mäxchen, Kutschbach, wenn's gut geht auch der Reichstagsab- geordnete Träger, dann Nathan Schlesinger, Bojatzky, Abgeord- neter Zimmermann, Arbeiter und Gastwirth Andreak sie kom­men zusammen mit einigen Neugierigen und die Sozialdemo- kratie wird todtgeschlagen. Schade nur, daß Herr Duncker fehlen wird, der wegen dringender Familien- und Eheangelegen- heiten in der Ferne weilt. Ein Fürst von achtem deutschen Schrot und Korn." Ueber das kürzlich in Düsseldorf stattgehabte Kaiserfest imMalkasten" ließe sich Vieles sagen, indeß wollen wir eine ausführliche Besprechung desselben von unserm Standpunkt aus vermeiden, weil wir, wenn wir schon den Vorwurf des Hasses niemals scheuen, doch den Schein der Gehässigkeit vermeiden möchten. Nur Eins hat uns beim Lesen des Berichts über dieses denkwürdige" Fest so frappirt, daß wir unsere Gedanken dar- über unseren Lesern nicht vorenthalten wollen. Es wurden dort nämlich dem Kaiser Bilder aus der deutschen Vergangenheit vor- geführt, welche Klio, die Muse der Geschichte, mit erläuternden Versen begleitete. So erscheint denn auch unter anderen ein ehemaliger Herzog von Jülich-Cleve-Berg, und Klio spricht da- bei folgende Worte: *) Die Depeschen aus Gorni Studen, Parodim und Petersburg sind wohl sämmtlich buchstäblich wahr; die Russen lügen gar nicht!? D. R. d. V. gegangen. An die Oeffentlichkeit gelangte nur die Versetzung des Herrn Prof. Häußner von einer Universitätsstadt in die andere." Ja Bauer das ist ganz was Anderes" zu diesem Thema bringt unser Berliner Parteiorgan folgende hübsche Betrachtnng: Unsere reichstreuen Blätter sind außer sich vor moralischer Entrüstung über diese abscheulichen Türken. Sie haben die Mörder von Salonichi nicht nur theilweise freigelassen und in die Armee eingestellt, sondern entsetzlich! einer von denselben soll sogar in Bulgarien einen höheren Verwallungsposten einnehmen. Diese Türken! Im Winter 186566 erstach der Student und Einjährig-Freiwillige Graf zu Eulen- bürg in Bonn einen jungen Mann, einen Koch der Königin von Eng- land. Wegen diesesVergehens" wurde derselbe zu einem Jahre Festungshast verurtheilt, die er auf dem Ehrenbreitenstein abzumachen hatte. Bei Ausbruch des Krieges von 1866 erfolgte Begnadigung. Herr Graf zu Eulenburg machte den Feldzug als Soldat mit, avancirte zum Offizier, trat in die diplomatischeCarriere ein, erhielt einen Posten in unmittelbarer Umgebung des Fürsten Bismarck und starb als Bräu- tigam der Comtesse Bismarck." Die Moral aus obiger Geschichte zu ziehen, wird auch wohl dem verkommensten Reichstrmen nicht schwer fallen. Die Sterne leiten unier Geschick! Der Czar hat den Stern von Rumänien von Carol dem Kleinen erhalten. DerPester Lloyd" bringt darüber folgendes Histörchen: Als die rumänische Legis- lative vor Beginn des Krieges, um einem dringenden Bedürsniß abzu- helfen, den Orden des Sternes von Rumänien stiftete, und zwar ganz nach dem Vorbilde des Ordens der Ehrenlegion wie er sich räuspert und wie er spukt, das haben sie dem Franzosen abgeguckt wollte Fürst Carol nach der erstenFeuertaufe", die er bei Kalafat erhalten hatte, den russischen Offizieren, die dabei betheiligt gewesen waren, den- selben verleihen. Er erhielt jedoch einen sehr deutlichen Wink, er solle dies bleiben lassen; die Unabhängigkeil Rumäniens sei vorläufig noch so wenig anerkannt wie sein Recht, Orden zu cre-ren, und russicherseits habe man keine Lust, irgend einen Schritt zu thun, der auf das Ca- binet von Petersburg den Schein laden könnte, als wolle es diese An- erkennung einseitig aussprechen Bei dem Einzug in Bukarest trug der Czar das Großkreuz des Hohenzollern'schen Hausordens das Groß- kreuz des Sterns von Rumänien ihm anzubieten, hatte Fürst Carol nicht mehr gewagt. Jetzt hat er die Nothlage des Czars mißbraucht, um dem Letzteren bei dem Besuch, den er(Fürst Carol) dem Czar nach Verleihung des Georgsordens abstattete, den Stern von Rumänien(ein anderer Ausdruck ist kaum zulässig) zu versetzen. Der Preis, den der Fürst für diese Ehre gezahlt hat, ist nicht sehr groß;.er ist nur der Ruin des ihm anvertrauten Landes, und«ieler, sehr vieler Tausend seiner Unterthanen, die förmlich zür Schlachtbank geschleppt worden sind. Es sieht übrigens ganz danach aus, als werde der neue Orden sich den BeinamenUnstern von Rumänien" verdienen. Jan Willem ist es, einst der Herr des Landes, Ein Fürst von ächtem deutichen Schrot und Korn,' Der kurfürstliche Herzog über Jülich, Berg; Derselbe wackre Herr, von dem ein Bild, In Erz gegossen von Grupello, steht." Wir glaubten, als wir das lasen, unseren Augen nicht trauen zu dürfen. Ein Jrrthum war nicht möglich, es gab nur einen Herzog Johann Wilhelm von Jülich-Berg , und von diesem meldet die wahre Klio, daß er seine erste Gemahlin, Jacobaea von Baden, hinrichten ließ, und daß er außerdem blödsinnig war. Und doch: Ein Fürst von ächtem deutschen Schrot und Korn"! Wahrlich, eine nette Schmeichelei für sämmtliche deutsche Fürsten , wenn ein blödsinniger Mörder so genannt wird! Wenn die Annahme der Ironie bei der Gesinnungstüchtigkeit sämmtlicher handelnder Personen nicht ausgeschlossen wäre man glaubt ja beim Lesen förmlich das Geräusch des Bauch- rutschens zu hören so könnte Herr Tessendorf hier prächtiges Material für eine Anklage wegenindirekter Majestätsbelei- digung" finden. Von dem Verdachte der Böswilligkeit find die betreffenden Herren also jedenfalls frei, der Vorwurf plumper Taktlosigkeit kann ihnen dagegen nicht erspart bleiben, sei dieselbe nun aus bodenloser Unwissenheit oder aus Uebereilung begangen. Aber es ist einmal nicht anders: Die Knechtseligkeit verliert in ihrem blinden Eifer des Kriechens jedes Gefühl für Takt und Anstand aus den Augen. Zum Schluß möchten wir, obwohl dies nicht viel helfen wird, den Herren DüsseldorferKünstlern" ein Wort Platen's zurufen. Es lautet: Dem ergibt die Kunst sich völlig, der sich völlig ihr ergiebt, Der die Freiheit heißer, als er Roth und Hunger sürchtel, liebt!" Eine neue Niederlage der Russen. Am 21. d. M. wurde die Armee des Cäsarowitsch bei Bjela von Mehemed Ali Pascha aufs Haupt geschlagen. Die Verluste der Russen an Tobten und Verwundeten Ivaren kolossal(4000 Todte, 8000 Ver- wundcte). Die militärischen Folgen dieses Schlags, der die ein- zige Feldarmee der Russen betroffen hat, lassen sich, in Ermang- lung näherer Nachrichten, noch nicht übersehen. Den Rubelan- betern mag die Nachricht um so unerwarteter gekommen sein, als sie es bereits glücklich im Lügen so weit gebracht hatten, daß die Schlachten von Plewna mit den 30,000 zu Ehren vonVäter- chens" Namenstag abgeschlachteten und verstümmelten Russen nur noch eine mythische Existenz zu haben schienen. Die Siege der Montenegriner sind absolut ohne Einfluß auf den Gang der Ereignisse. Es sind Flohstiche am Fuß deskranken Mannes", der sie in seinem siegreichen Ringen mit dem nordischen Räuber wohl kaum bemerken wird. Daß dem serbischen Köter unter obwaltenden Verhältnissen die Lust vergangen ist, den Türken in die Waden zu fallen, bedarf keiner besonderen Erwähnung. Die Erinnerung an die vorjährigen Prügel wurde durch das traurige Schicksal des moskowitischen Bären gar zu lebhaft aufgefrischt. Parteigenosse Liebknecht ist bei den kürzlich stattgehabten partiellen Landtagswahlen zum Abgeordneten für den säch- fischen Landtag von einem Theile seines Reichstagswahlkreises gewählt worden. Liebknecht selbst war über diese Wahl wohl ebenso erstaunt, als die Gegner, da er sich nicht einmal seinen Wählern vorgestellt hat und für seine Wahl persönlich eingetreten ist. Um so mehr aber gebührt den dortigen Parteigenossen An- erkennung, daß sie an-schließlich durch ihre eigene Kraft, Dank ihrer trefflichen Disciplin trotz des Census den Sieg er- rungen haben. Aus Großbritannien . London , 19. September. Großes Aufsehen erregt Hierselbst seit einiger Zeit ein Skan- dalprozeß sonder Gleichen. Eine ganze Anzahl von Inspektoren der geheimen Polizei sowie selbst derHauptinspektor" stehen unter der Anklage oer Bestechung, der Betrügerei u. s. w. Wie lange der Prozeß noch dauern und wie viel Personen noch darin verwickelt werden, ist gegenwärtig noch nicht abzusehen. Bekannt- lich genießt ein englischer Polizeibeamter von Seiten des Publi­kums sehr viel Vertrauen, um so größer ist daher auch die Ueber- raschung, zumal sich der Hauptinspektor schon 37 Jahre im Dienste befindet. Doch was ist da zu verwundern? Haben nicht schon höhere Staatsbeamte, ja selbst Minister, in dieser Beziehung die Gesetze mißachtet, sich an Schwindel-Unternehmungen bethei ligt und auf solche Weise Anderen das Geld aus der Tasche geholt, um ihre eigenen damit zu füllen? Hat es nicht auch Thiers bis zum 14fachen Millionär gebracht, obgleich er als armer Teufel in das Ministerium Louis Philipp's eintrat? Der deutsche Reichs-Philister wird sich vielleicht in die Brust werfen und ausrufen: Aber so etwas kommt denn doch bei uns nicht vor! Besser würde er sagen: so etwas kommt bei uns nicht an den Tag. Am Golde hängt, nach Golde drängt" eben Alles in unserer heutigen Gesellschaft. Und so lange es noch den Kapitalisten erlaubt ist, einen Theil des Arbeitsertrags anderer Menschen an sich zu nehmen, darf man sich auch nicht wundern, wenn Staatsbeamte, welche als solche keine Arbeiter auszubeuten vermögen, sich auf andere Weise zu bereichern suchen. Letzteres wird daher auch nur dann aufhören, wenn man gewillt ist, die Ausbeutung des Menschen durch den Men- schen, den indirekten permanenten Diebstahl ebenfalls aus der Welt zu schaffen. Von den vielen Strikes und Arbeitsausschlüssen, welche gegen- wärtig in England an der Tagesordnung sind, will ich besonders auf den Strike der Steinhauer in London und der Zim� merleute und Bautischler inManchester aufmerksam machen. Die Zimmerleute und Bautischler von Manchester liegen nämlich schon seit 19 Wochen mit ihren Arbeitgebern im Kampfe, und sind Letztere bemüht, durch ihre Agenten Arbeiter in Deutschland und Amerika anwerben zu lassen. Ein Gleiches geschieht von den Prinzipalen der strikenden Steinhauer Londons . Hoffentlich wird jedoch Niemand auf den Leim gehen und den Verlockungen der Agenten Folge leisten. Oder man hätte es bitter zu be- reuen. Sobald nämlich die Strikes vorbei sind, kümmern sich die englischen Arbeitgeber blitzwenig um die Ausländer, und dürften sich daher dieselben darauf gefaßt machen, auf die Straße gesetzt und dem Elende preisgegeben zu werden. Gestern fand zu Leicester die Eröffnung des zehnten Jahres- Congreffes der Trabes-Unions von Großbritannien statt. Die Hauptgegenstände, welche zur Verhandlung gelangten, sind: Entwurf zur Verbesserung des Hastpflichtgesctzes; Verbesserung des Fabrik- und Werkstättengesetzes; Reform des Gerichtswesens; Beschränkung des summarischen Verfahrens, welches den Bürgern das Recht des Gehörtwerdens entzieht; Anfertigung eines Cri-