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Central- Organ der Sozialdemokratie Deutschlands .

Der Namenstag des Czaren. ( Plewna, 11. September 1877.)

Wie Xerres einst des Perserreiches Horden Voll Siegesstolz gen Griechenland geführt, Wie er zur See und in der Feldschlacht Morden Des winz'gen Gegners Heldenarm verspürt, So hat der große milde" Czar im Norden Des Krieges Trommel prahlerisch gerührt, Und aus der Feldschlacht flüchten seine Krieger Und die verlachten Moslems bleiben Sieger. Wo zwei Mal sie gestraft den trozig- blinden Verweg'nen Ansturm mit gewalt'gem Schlag, Da sollten endlich sie ihr Sedan finden Und zwar am hohen Alexandertag.

Der Kaiser will's: man wird sie überwinden- Wo ist, der Rußland widerstehen mag? Und um das Schauspiel recht zu überschauen, Läßt er vorher Tribünen sich erbauen.

Er hat da oben, weit vom Schuß gestanden, Der milde" Czar , mit lächelndem Gesicht, Doch seine stolzen Krieger überwanden

Den franken Mann" und seine Streiter nicht. Wie Gras gemäht vom Arm des Schnitters, fanden Auf steilen Hängen sie den Tod der Pflicht", Und stundenlang warf die gedrängten Glieder Ein dichter Blei- und Eisenhagel nieder.

Er späht zur Ferne mit gekniff'nen Lippen, Es brüllt der Donner und der Kampfruf gellt, Doch wie die Sturmfluth an den Felsenklippen Zu weißem Schaum zerschmettert und zerschellt, So trägt vorbei man mit durchschoss'nen Rippen, Die fich zum Kampfe für den Czar gestellt.

Wann wird sein Heer auf die erstürmten Schanzen Des" heil'gen" Rußland alte Banner pflanzen?

Doch keinen Ruf des Jubels hört er schallen Und seine Fahnen flieht der Waffen Glück. Die dunklen, blizenden Colonnen fallen Nach langem Ringen matt, gelöst, zurück. Nun mag der Vorhang langsam niederwallen Der Czar ist satt: zu Ende ist das Stück. Mit finst'rer Miene steigt er stumm zu Pferde Und reitet fort. Vom Blute dampft die Erde.

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Und als sein Belt den Brütenden geborgen, Stüßt er den Kopf mit schlaffer, welker Hand, Bestürmt von tausend ungestümen Sorgen, Den Sinn umdüstert und die Stirn in Brand. Vor dem Gezelt knirscht bis zum jungen Morgen Der Garden Schritt gemessen durch den Sand; Er sucht Vergessen auf dem Daunenpfühle Für den Tumult der quälenden Gefühle. Und bleiern sinkt der Schlaf auf seine Lider, Doch träumelos ist dieser Schlummer nicht. Es hängt die Rechte schlaff und müde nieder Und fiebrisch zuckt's im fahlen Angesicht; Ein Frösteln rieselt durch die matten Glieder, Indeß die Lippe irre Worte spricht

Und ab und zu fährt er empor voll Grauen Und lauscht und runzelt finster seine Brauen.

Wenn er doch endlich, endlich Ruhe fände-

Warum nur heut so sonderbar erregt?

War das der Nachtwind, was des Zeltes Wände

Mit schwachen Stößen hin und her bewegt?

Sind's eines Mörders dolchbewehrte Hände?

Wird eine Waffe auf ihn angelegt?

Es ist so süß, die Czaren zu beerben,

Daß felten sie an Altersschwäche sterben.

War das ein Schrei, was an das Ohr des Czaren,

Durch Mark und Bein ihm eisig schneidend schlug? Ein Todesröcheln von den schwarzen Bahren,

Die sich geformt zu endlos langem Bug?

Ein dumpfes Stöhnen, wunder Brust entfahren,

Das ihm von Plewna zu der Nachtwind trug?

Er fühlt das Haar auf seinem Haupt sich sträuben-

Wie soll er diese Töne übertäuben?

Er sieht im Traum phantastische Gestalten; Sie schweben still und geisterhaft herein Und theilen lautlos seines Beltes Falten Und um sein Lager schließen sie den Reihn. Wie sie vertraulich sich umschlungen halten! Sie könnten Brüder, könnten Schwestern sein Und hatten doch nur Eins gemein im Leben: Sie sehn ihr Blut an seinen Händen fleben. Wie sich so innig an den schlanken Serben, Deff' langer Schnurrbart in der Sonne fliegt, Als wolle sie um seine Liebe werben- Die hübsche Tochter des Chiwaners schmiegt! Er mußte für des Czaren Ränke sterben, Ihr hat, als fingend sie ihr Kind gewiegt, Sich der Kosad genaht, von Fusel trunken Und sterbend ist sie auf das Kind gesunken.

Freitag, 28. September.

Du düstrer Pole, wie dein Auge lodert! Wie bist du bleich und siech und todesfahl! Hat dir dein Schicksal fragend abgefodert Das Rosenmädchen aus Kasanlyks Thal? Sibirien Bergwerk- nach und nach vermodert Lebend'gen Leibs." So traf des Mörders Stahl, Als die Bulgaren in des Czaren Namen In ihre Thale als Befreier" tamen.

Wie dort der greise, ernste Türke blutet, Wie ihm das Blut entlang den Rücken fließt! Zu Tode hat man langsam ihn geknutet Und seine Enkel wuthberauscht gespießt. Er wühlt im Bart, der auf die Brust ihm flutet, Indeß zur Fauft sich seine Rechte schließt. Wehrlos geschlachtet seine ganze Sippe! Und grause Flüche murmelt seine Lippe.

Der finstre Sohn des Kaukasus , erschossen, Als er vertheidigt in der Väter Land Die Bergeshöhn, von Freiheitshauch umflossen, Als er im Paß den Todeskampf bestand Mit einem Häuflein heldischer Genossen Er stemmt auf seines Dolches Griff die Hand. Er hört den Bergstrom, sieht die Adler kreisen Soll tauchen er in Feindes Brust das Eisen?

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Ein hagres Weib. Die blut'gen Locken wallen Auf eine Wange, die geschwärzt von Rauch; Sie sah den Gatten, sah die Söhne fallen Und fämpfte mit, wie es der Berge Brauch; Sie hört die Schüsse immer näher knallen Und schleudert Steine, Wuth ihr lezter Hauch. Der Vater neben ihr in's Knie gebrochen Sie selbst vom blanken Bajonnet durchstochen. Und nun die Krieger, die in dichten Schaaren Bom Krimgestade bis zum weißen Meer Gefolgt dem Wink des großen weißen Czaren Ein schönes, stolzes, sieggewisses Heer! Man fleht daheim, daß Gott durch die Gefahren Geleite sie zu froher Wiederkehr,

Und ahnt es nicht, daß Geier sich und Raben An ihrem Fleisch auf wüster Wahlstatt laben.

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Die Brust durchbohrt, den Schädel eingeschlagen Im Handgemenge von des Kolbens Wucht, Bom Huf zertreten, von den Pulverwagen Achtlos gerädert auf verworrner Flucht, Von steilen Höhen, die im Balkan ragen, Hinabgestoßen in die Felsenschlucht, Zerfleischt vom zack'gen Splitter der Granaten So stören sie den Schlaf des Potentaten. Und Weiber nun mit Kindern, deren Leben Vergebens sie geschirmt mit schwachem Arm, An deren Schläfen krause Löckchen kleben, Von Blut getränkt ein grauenhafter Schwarm, Den Leib geschüttelt noch von wildem Beben, Jm trocknen Auge hoffnungslosen Harm. Und es umschweben all die düstern Frager Des siegverlass'nen, müden Kaisers Lager.

In talten Tropfen perlt auf seiner Stirne, Der ewig fahlen, angsterpreßter Schweiß; Es wühlt und zuckt und reißt in seinem Hirne Und seine Wangen find wie Kreide weiß. Laut kreischt er auf:" Hinweg, du blut'ge Dirne! Hinweg von mir! Was willst du, finstrer Greis?" Und er erwacht. Schon stürzen seine Wachen Entsett in's Belt und er versucht, zu lachen. Bergebnes Mühn! Im Morgenlichte schwindet Der nächt'ge Sput wohl ohne Gegenwehr, Doch keine Ruhe, keinen Schlummer findet Der bleiche, müde, kranke Kaiser mehr, Und heimlich krümmt die Seele sich und windet Sich in der Angst vor seiner Wiederkehr.

Was lähmt dem Czar die Seele?" geht die Frage. Die Schredensnacht nach seinem Namenstage.

1877.

Troßdem haben wir alle Ursache, mit dem Genter Congreß zufrieden zu sein. Zum ersten Mal seit dem Haager Congreß, also nach einer Pause von 5 Jahren, hat ein internationaler Sozialistencongreß stattgefunden. Das ist eine Thatsache, die an sich schon uns mit hoher Genugthuung zu erfüllen geeignet ift. Das Bewußtsein der Solidarität, welche zwischen den Sozialisten aller Länder obwaltet, hat erneuten Ausdruck und neue Kräftigung erhalten. Und das ist auch ein praktischer Gewinn. Manches Vorurtheil ist durch den persönlichen Ver­kehr beseitigt, die internationale Verständigung wesentlich gefördert worden.

Sehr nüßlich war die Auseinandersetzung mit den ,, Anarchisten". Die Anarchisten", die unmittelbar vorher in Verviers ihren Sonder- Congreß gehabt und sich vollzählich eingefunden hatten, waren offenbar in dem Wahn nach Gent gekommen, den Congreß beherrschen zu können. Das ist ihnen nicht gelungen; im Gegen­theil, sie hatten Gelegenheit, sich von ihrer relativen Ohnmacht zu überzeugen. Diese Erkenntniß kann bloß die heilsamsten Wirkungen haben. Sie stellten sich schon im Laufe des Congresses heraus. Während zu Anfang desselben die Anarchisten" mit­unter vom Geiste der Intoleranz und Unfehlbarkeit angekränkelt waren, fonnten sie in den späteren Sizungen, als sie die Ueber­legenheit und Organisation der sozialdemokratischen Majorität wahrgenommen, sich dem Geiste der Brüderlichkeit nicht ver­schließen.

Ein gemeinsamer, alle sozialistischen Gruppen umfassender " Solidaritätspaft" tam allerdings nicht zu Stande. Wäre er unter dem Eindruck erwärmter Stimmung angenommen worden, so hätte er doch nur auf dem Papier existirt.

11.

Mit den Anarchisten" ist auf politisch- sozialem Gebiet ein Zusammengehen einfach unmöglich, da der Anarchismus" ja jede politisch- soziale Thätigkeit im sozialdemokratischen Sinne für " Bourgeoissache" erklärt und demgemäß verdammt. Es ist hier nicht der Plaz, mit dieser Anschauung zu rechten; genug: den Staat" deshalb, weil er sich bisher gegen das arbeitende Volk gewandt, vernichten wollen, ist ebenso logisch, wie die Maschinen zerstören wollen, weil sie bisher dem Kapital zu gute gekommen und die Lage des arbeitenden Volkes verschlimmert. Fire Ideen werden nie durch Diskussion aus den Köpfen getrieben- da hilft einzig die Praxis, die Erfahrung. Die Anarchisten" haben sich schon mehrere Mal die Finger verbrannt, und das war ihnen recht gesund; wenn sie sich, was jedenfalls geschehen wird, die Finger noch ein paar Mal tüchtig verbrannt haben, wird auch das anarchistische" Hirn die unerbittliche Logik der That­sachen" kapiren.

In Belgien , neben Spanien bisher das Hauptbollwerk der " Anarchisten", ist der Anarchismus" bereits so gut wie über­wunden, und in Spanien selbst bewegt er sich schon in Bahnen, die dem orthodoren anarchistischen" Katechismus keineswegs entsprechen. Die Spanier das erhellte deutlich aus einer Rede des einen spanischen Delegirten, Rodriguez, haben aus dem Fiasto der Bakunisten an der Arbeit" doch gute Lehren ge­zogen sie sind entschieden für Organisation und poli­tische Aktion- freilich in spanischer Weise. Die Taktik der übrigen Parteien in's sozialistische übersetzt das ist die Taktik der spanischen Sozialisten. In Italien und der Schweiz , wo allein außerdem noch Anarchisten" vorhanden sind, haben sie sich die Möglichkeit ernster politischer Aktion so gründlich ab­geschnitten, daß ihren besten Feinden nichts zu wünschen übrig bleibt.

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Den Beschluß, daß Sozialdemokraten und Anarchisten" in der Polemik persönliche Gehässigkeiten meiden sollen, begrüßen wir aufrichtig; er wird sicherlich zur rascheren Ueberbrückung der Kluft führen. Noch mehr wird hierzu der bedeutungsvolle Be­schluß gemeinsamen Vorgehens auf gewerkschaftlichem Gebiete beitragen.

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Die wichtigste Errungenschaft des Congresses ist unstreitig der Solidaritätspakt zwischen den sozialdemokratischen Organisationen und Gruppen der verschiedenen Länder. Die Zeit ist noch nicht da, wo die internationale Arbeiterassoziation wieder aufgerichtet werden kann zahlreiche Gründe verbieten es jetzt- aber es war nothwendig, ein wenn auch noch so loses Band der inter­nationalen Verbrüderung um die Gleichesanstrebenden der ein­zelnen Länder zu schlingen. Das ist geschehn, und wir freuen uns, daß es geschehn, obschon wir die Schwierigkeiten der prak­tischen Verwirklichung des Solidaritätspatts" sehr wohl kennen. Indeß wir haben das Vertrauen in unsere braven belgischen Brüder, denen die Arbeit übertragen worden ist, gesetzt: sie werden die Schwierigkeiten zu bewältigen wissen.

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Mit besonderer Befriedigung erfüllt uns die auf dem Genter Die Bedeutung des Genter Congresses Congreß zu Tage getretene Thatsache, daß die französische wird von uns nach keiner Seite hin überschätzt. Die Sozial- Sozialdemokratie, in Bezug auf Parteitaktit, durchaus, voll demokratie ist eine zu reale, realistische, realpolitische Macht ge- und ganz mit der deutschen Sozialdemokratie harmo­worden, als daß sie sich in Illusionen wiegen, an Selbst- nirt. Die Haltung der deutschen Sozialdemokratie fand seitens täuschungen Spaß finden könnte. Es fällt uns daher nicht ein, der französischen Delegirten die ungetheilteste Anerkennung und zu behaupten, die Männer, welche auf dem Genter Congreß Zustimmung; soweit die von den unsrigen abweichenden Geseze bersammelt waren, seien ein sozialistisches Weltparlament ge- und Zustände es erlauben, wird die französische Sozialdemo­wesen, auf dem jedes Mitglied einen bestimmten, annähernd kratie mit der deutschen Hand in Hand gehen. gleichstarten Sozialistenkreis vertreten habe. Das ist nicht der Daß die dänische und schweizer Sozialdemokratie genau, auch Fall, und wir geben rückhaltlos zu, daß der Congreß weit davon der Organisation nach, auf demselben Boden steht, wie die entfernt war, eine vollständige und treue Vertretung der Sozial- deutsche Sozialdemokratie, ist unseren Lesern bekannt. Daß die demokratie zu sein; mehrere Länder, z. B. die Vereinigten Belgier, welche sich eine Zeitlang dem Anarchismus" ergeben Staaten von Nordamerika , hatten gar keinen Delegirten gesandt; hatten, zum großen Leidwesen der Pfaffen und Bourgeois, die und aus anderen Ländern waren nur Delegirte kleiner, zum von der Abstention"( politischen Enthaltung) schmunzelnd profi­Theil vereinzelten Sozialistengruppen eingetroffen. tirten, in die Bahn gesunder politischer Thätigkeit eingelenkt So war es; und es konnte nicht anders sein. Wer die haben, ist in den von uns veröffentlichten Congreßberichten wie­politischen Verhältnisse der verschiedenen Länder im Allgemeinen, derholt hervorgehoben. Bemerkenswerth ist, daß auch in Jta­und die Parteiverhältnisse im Besonderen kennt, wird das ohne lien eine wirklich revolutionäre sozialdemokratische Partei in Weiteres zugeben. der Bildung begriffen ist.

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