Zu den besten Hoffnungen berechtigen die Mittheilungen der englischen Deputirten. Wie daraus erhellt, ist endlich Aussicht auf Organisation einer lebensfähigen sozialdemokratischen Partei in dem klassischen Lande des Kapitalismus vorhandcn� England beherrscht den Weltmarkt; von England aus be- herrscht der Kapitalismus die Welt. In England muß die Weltmacht des Kapitalismus gebrochen werden. Aus Ungarn  . Budapest  , 19. September. An demselben Tage, an welchem Bismarck und Andrassy   zu Salzburg   eine Zusammenkunft verabredet, um über das Wohl und Wehe nicht nur Deutschlands   und Oesterreich  - Ungarns  , sondern ganz Europas   zu entscheiden, hat die Hauptstadt von Ungarn   darüber ihre Meinung laut ausgesprochen, daß sich die Nation nicht wie ehemals am Gängelbande leiten lassen wird, sondern daß sie es ist, welche über die Richtung ihrer Politik zu entscheiden hat. Gleich bei Wiedereröffnung des ungarischen Reichstags haben die Abgeordneten Graf Albert Apponyi, Ernst Simonyi, Jgnaz Helffy, Daniel Jranyi und Baron Ludwig Simonyi In- terpellationen an das Ministerpräsidium gerichtet, um die Ruh- tung der Regierungspolitik zu erfahren; sie erklärten, daß sie sich fortan durch orakelmäßige, unbestimmte Antworten nicht ab­fertigen ließen. Drei Tage darauf, am 18., trafen die erfreulichen Nach- richten einer neuen Niederlage der Russen bei Plewna in Buda- pest ein. Ohne die Einwohnerschaft aufzufordern, beeilte sich Jedermann, seine Fenster zu erleuchten. Die Plakate, welche diese Aufforderung brachten, wurden zu spät angeklebt, als schon die ganze Stadt auf beiden Ufern der Donau   in einem Licht- meere schwamm. Daß hiervon die Königsburg des treuen Al- liirten Franz Josef   eine Ausnahme machie, war im Voraus zu erwarten, ebenso wie gewisse Reglerungsgebäude sich in ihr gewohn- tes volksfeindliches Schwarz hüllten. Unterdessen hatte sich das Volk au zwei Plätzen, auf der Landstraße vor dem Szabady'schen Kaffeehause und auf dem Kalvinsplatze, gesammelt und der Umzug durch die Stadt begann um 1 Uhr Abends durch mehrere Straßen, vorn an der Spitze der Zugsabtheilungen Musikbanden und jede dieser Abtheiluugen mit ungarischen und türkischen Fahnen, so daß sich das christlich- apostolische Kreuz mit dem Halbmonde des Islams in innigster Brüderlichkeit paarte. Von den Privathäusern blieben diejenigen der Grafen Degenfeld und Cziraky unbeleuchtet, ebenso das des ungarischen Ministerpräsidenten Tisza, was ihm von Seite der Volksmenge ein donnerndesPereal Tisza, nieder mit Tisza!" einbrachte, und die Fensterscheiben seines Hauses, sowie der beiden Magnaten wurden mit Vierkreuzer-Münzen eingeworfen. Der Zug hielt an mehreren Stellen, namentlich vor dem Szabady'- scheu Kaffeehause, wo neben den Fahnen Ungarns   und der Türkei   eine dritte, schwarze Fahne mit einem Todtenkopf aus- gesteckt war, mit der gestickten Ueberschrift:Wir gratuliren, die Russen sind vernichtet!"(eine Parodie auf die Worte des Erz- Herzogs Albrecht, als er dem russischen Militärattache bei Er- halten der falschen Nachricht der Einnahme von Plewna durch die Russen gratulirte). Ein zweites, noch interessanteres Transparent am Balkon der Redaktion des BlattesLx/etörtös" hatte die Aufschrift: Plewna für Vilagos, Beleuchtung für Plewna!" Vor der Karlskaserne rief das Volk:Nieder mit dem Erzherzog Albrecht  ! Nieder mit den Russen!" und man wurde viele Soldaten ge- wahr, die in den Ruf einstimmten. Nach 11 Uhr hörte die Volksprozession auf und es fand ein Bankett im HotelHungaria" für 300 Personen statt. Der Bürgermeister Kammermayer trug nicht wenig zur Stattlichkeit und Ordnung dieser Volksfestlichkeit bei, während der Stadt- Hauptmann Thaisz nur auf die Gelegenheit lauerte, daß sich das Volk zu Exzessen hinreißen lasse, um Arretirungen vorzu- nehmen. Eine Unzahl von beglückwünschenden Telegrammen wurden an den Sultan, an Osman Pascha   und eines, welches Kossuth eine Huldigung darbrachte, an diesen abgeschickt. Das nächste Ausspielen ist jetzt an Andrassy   und Bismarck  , die Trumpf- karte aber befindet sich in den Händen der Ungarn  . D. K. Ein Kapitel zurHeiligkeit der Che". In Darmstadt   cxistirt einInternationales Ehever- mittelungs-Jnstitut". Welchen Geschäftszweig dieses Jnsti- tut das in seinen Prospekten die Ehe als ein heiliges, von Gott   geschaffenes Werk anpreist nicht verschmäht, davon giebt ein von dem Direktor des genannten Instituts geschriebener Geschäftsbrief" ein beredtes Zeugniß. Der Herr Direktor ermittelte nämlich die Adresse einer Münchener   Hebamme. Genannte Hebamme besitzt eine Anstalt, in welcher Frauen und Madchen   in stiller Zurückgezogenheit ihre Entbindung abwarten. An diese Hebamme richtete der Herr Direktor desInternationalen Eheverinittelungs- Instituts" folgenden Brief: Darmstadt  , 13. September 1877. Geehrte Frau! Hiermit fragen wir ergebenst an, ob Sie geneigt sind, in der Weise mit uns in Geschäftsverbindungen zu treten, daß Sie uns Damen, welche Sie in Ihrer Anstalt kennen lernen, zum Berhei- rathen überweisen wollten. Die Praxis hat uns gelehrt, daß bei Ihnen oft Fälle vorkommen, wo junge Damen von ihren Verführern mit bedeutenden Summen abgefunden werden. Für diese Damen werden wir stets gute Verwendungen zu finden wissen, indem wir fortwährend Herren verzeichnet haben, die gerne einem solchen Frauenzimmer sammt Kind die Hand zum Bunde reichen; natürlich in der Boraussetzung, daß hiermit der betreffende Herr eine Acquisition macht, die ihm immerhin etwas Geld mit in die Ehe bringt. Wenn Sie uns solche Damen zuweisen wollen und können, so würde uns dies sehr angenehm sein und würden wir Ihnen ein Drittheil des Reingcwinnstes von dem auf diese Weise erzielten Einkommen zukommen lassen. Gewiß sind viele Damen sehr froh darum, m solchen Fällen einen Mann zu finden, welcher der Retter ihrer Ehre ist. Auch Schein-Heirathen können durch uns für ähnliche Fälle vermittelt werden, indem wir auch für die Fälle, daß Damen ihre Niederkunft noch nicht überstanden, Herren verzeichnet haben, die, wenn sie wissen, daß durch die Ber- heirathung gleichfalls Geld ihnen zu Händen kommt, gerne ihre Hand einer in solchen Umständen sich befindenden Dame bieten. Für alle Fälle läßt sich, wenn wir uns gegen- seitig in die Hand arbeiten, viel Geld verdienen. Erst neulich zahlten wir mehrere Hundert Mark an eine Besitzerin gleicher Anstalt aus und soll es uns freu«, ein Gleiches auch bei Ihnen Sozialpolitische Ueoersicht. Der Leipziger Correspondent desHamburger Corre- spondenten", der sich hin und wieder auch mit demVorwärts" beschäftigt, lügt einmal wieder so offenbar, daß wir uns wun- dern, daß die so anständige und zugleich verständnißvolle Re- daktton des Hamburgischen Blattes derlei offenen Lügen, wie sie in nachfolgender Notiz enthalten, ohne jede Bemerkung Raum gewährt. Unser Leipziger   Freund schreibt nämlich: Anläßlich des vom Kaiser in Benrath   zu dem Crefelder Deputirten Heimendahl gesprochenen Wortes von derUeber- Produktion" meint derVorwärts", nun würden doch alle die Stimmen, die bisher von anderen Gründen der Geschäfts-Krisis gesprochen, verstummen müssen. Man wird aber wohl sagen können, daß über Nichts die liberale Presse,.die Stimmen der Stimmen der Sachverständigen in Parlamenten, sowie die Handelskammer- und sonstigen Berichte einmüthiger gewesen sind, als darüber, daß allerdings eine Ueberproduktion stattge- funden und daß dieselbe eine große Rolle bei der Krisis ge- spielt habe. Wenn nun derVorwärts" so thut, als enthalte das kaiserliche Wort etwas Neues oder etwas bisher nicht als richtig Anerkanntes, so verfolgt er hiermit allerdings nur eine Taktik, welche den Lesern dieses Blattes längst bekannt und ge- läufig geworden ist; aber um so charakteristischer ist es, daß es zur Zeit an Mitteln, solchen offenbaren und dabei ohne allen Zweifel bewußten Fälschungen entgegenzutreten schlechterdings fehlt." Wir fragen nun den Leipziger   Lügner zunächst: Ist es wahr, daß Bismarck   im Parlament die Sozialdemokraten für den Nie- dergang der deutschen   Industrie verantwortlich gemacht hat? Ist es wahr, daß bei dieser Gelegenheit keinSachverständiger" irgend einer Partei das Wort genommen und ist es wahr, daß den Sozialdemokraten zur Rechtfertigung das Wort abgeschnitten wurde? Ferner fragen wir: Ist es wahr, daß fast von der gesammten liberalen Presse dievon den Sozialdemokraten in die Höhe ge- triebenen Löhne", dievon ihnen prooocirten Strikes" Haupt- sächlich für die Krisis verantwortlich gemacht worden sind? Ist es wahr, daß sogar jetzt noch die Unlust des Kapitals, sich an gewerblichen Unternehmungen zu betheiligen, der sozialdemokra- tischen Agitation vielfach in die Schuhe geschoben wird? Und Alles das ist wahr! Wir loben wahrlich nicht leicht dieBerliner Volkszeitung" aber sie war es neben der Sozialdemokratie ganz allein, welche lediglich oder wenigstens hauptsächlich die Ueberproduk- tion, das heftige gierige Ringen nach Kapital gleich zu Anfang für die Krisis verantwortlich gemacht hat. Daß der Kaiser etwas Neues" gesagt hätte, haben wir schon deshalb weder behaupten, noch andeuten können. Im Uebrigen trifft es bei unserer Leipziger   Wetterfahne so- fort zu, was wir in der betreffenden Notiz sagten:Jetzt ist das Wahrheit, was bei ihnen früher Lüge war" nur, daß der Schlauberger thut, als ob man immer die Wahrheit erkannt und gesagt habe. Ueber das Stärkeverhältniß der Parteien im deutschen Reiche liegt ein offizieller Nachweis vor. Dem Reichstage war eine vom statistischen Amte aufgestellte Uebersicht der vorläufigen Hauptrejultate der letzten Wahlen zum Reichstage mit dem Bemerken zugegangen, daß das statistische Amt bereits mit einer größeren Arbeit über den Gegenstand beschäftigt ist, welche gleichfalls später dem Reichstag vorgelegt werden soll. Nach letzterer nun hat die ortsanwesende Bevölkerung im beut- schen Reiche am 1. Dezember 1875 betragen: 42,727,360, die Anzahl der wahlberechtigten Wähler 8,943,012 gleich 20,9 Proz., die Anzahl der abgegebenen Stimmen überhaupt 5,557,767, gleich 13,1 der Bevölkerung oder 62,1 Prozent der Wahlberech- tigten. Bon den abgegebenen Stimmen waren gültig 5,535,778; von diesen erhielten die Candidaten der Nationalliberalen 1,594,142 Stimmen, gleich 28,8 Proz., des Centrums 1,416,803, gleich 25,6 Proz., der Conservattven 538,739, gleich 9,4 Proz., der' Sozialdemokraten 485,122, gleich 8,8 Proz., der Fort- schrittspartei 438,190, gleich 7,9 Prozent, der Deutschen Reichspartei 426,468, gleich 7,3 Proz., der Polen   219,159, gleich 3,9 Proz., der Gruppe Löwe 119,473, gleich 2,2 Proz., der Partikularisten 112,496, gleich 2,1 Proz., der Protestpartei 106,171, gleich 1,9 Proz., der Volkspartei 57,147, gleich 0,5 Prozent. Auf Candidaten unbestimmter Parteistcllung fielen 11,191 Stimmen und 10,677 Stimmen zersplitterten sich. recht bald folgen lassen zu können. Ihren baldigen Nachrichten hierüber entgegensehend, zeichnen indessen achtungsvoll: Die Di- rektion. I. U. Kroner." Der HerrDirektor" legte seinem Briefe auch folgendes Verzeichnis vonHeirathskandidaten" bei: 3 Fürsten  , 8 Grafen, 91 Barone, 250 Ritterguts- und Grobgrundstücksbesitzer, 380 Offiziere, 800 Beamte und Lehrer, 120 Gelehrte, Aerzte und Künstler, 240 Großhändler und Fabrikanten 1400 Kaufleute, 800 Landwirthe, 1700 Industrielle und Gewerbtreibende und 110 Private und Rentiers. Solche Entheiligung der Ehe ist nur in einer Gesellschaft der äußersten moralischen Unordnung möglich. Die Ehe ist ein Geschäft geworden bei der Bourgeoisie, jedes Geschäft ist heilig, deshalb auch die Ehe eine nette Gesellschaft. Literarisches. Der Republikaner", Volkskalender auf das Jahr 1878. Herausgegeben von Reinhold Ruegg  ." Verlag der Volksbuch- Handlung in Hottingen  -Zürich  . Preis 40 Pfennige. Auch die Schweizer   Sozialdemokraten haben die Wichtigkeit der Propa- ganda durch Kalender begriffen, und unter dem TitelDer Re- publikaner" einenVolkskalender" begründet, der, unter der Redaktion Reinhold Ruegg's  , seine Aufgabe trefflich erfüllt. Der Inhalt ist ebenso mannigfaltig und interessant als belehrend. Aus den verschiedenen Beiträgen heben wir als besonders Werth- voll die historische Skizze vonR. R."(Reinhold Ruegg  ) hervor: Der Uebertritt der badisch-pfälzischen Insurgenten auf Schwei- zerboden im Juli 1849". Auch die äußere Ausstattung ist ge- lungen, so daßder Republikaner  " sich unseren deutschen   Par- teikalendernÄrmer Conrad" und(Bracke'scher)Voltskalender" würdig anschließt und auf's Wärmste von uns empfohlen wer- den kann. Briefe an eine Mutter, von vr. Paul Schramm. Zürich  , Verlagsmagazin. Preis 1 Mark. In dem Büchlein sind ver- schiedene sehr empfehlenSwerthe Winke für Mütter, welche auf die gute Erziehung ihrer Kinder Gewicht legen, enthalten. Berliner   Sittenbilder. Eine Erzählung aus der Ge- genwart, von Hieronymus Bitterklee. Leipzig  , Verlagsinstitut. Der alte und der neue Glaube im Judenthum. Kri- tische Streiflichter von vr. William Rubens. Zürich  , Verlags- magazin. Wir wollen hierzu bemerken, daß die Nachwahlen nicht mit angeführt sind, bei welchen der Zuwachs der sozialistischen   Stim- men besonders groß war. Die sächsischen Landtagswahlen, welche kürzlich stattfanden, haben insofern Bedeutung, weil sie andeuten, daß der Zersetzungsprozeß der Mittelparteien seinen Fort- gang nimmt. Die äußerste Rechte und die äußerste Linke haben ganz allein Sitze gewonnen und wenn auch die Sozialdemo- kratie nur einen Sitz erobert hat, so ist dies bei dem herrschen- den Census und überhaupt bei der geringen allgemeinen Be- geisterung unserer Partei für derlei Wahlen nicht zu verwun- dern. Wir betonen hier nochmals, daß Liebknecht keinerlei Schritte für seine Wahl gethan hat. Aber um so bedeutsamer ist das Wahlresultat. Die nationalliberalen und fortschrittlichen Blätter stimmen selbstoerständlich Lieder an, die sich wie Tobten- klagen anhören, über die so schnell verschwundene Pracht und Herrlichkeit. Unangenehm muß es auch sein, so zwischen zwei Mühlsteinen nach und nach zerrieben zu werden. Deutsche   und italienische Parlamentarier und Politiker hielten zu Ehren des in Berlin   anwesenden italie- nischen Kammerpräsidenten Crispi ein Festmahl, auf welchem eine Unzahl Toaste ausgebracht wurden das Festessen nahm einen durchaus(deutsch  -italienischen) nationalen Charakter an; die Toaste, auch auf Bismarck  , wurden sämmtlich in der Sprache des beiderseittgenErbfeindes" ausgebracht. Fürst Putbus, über dessen Bankrott fich schon einer unserer Berliner   Correspondenten ausgelassen hat, soll sich nach Zeitungsnachrichten mit seinen Gläubigern auseinandersetzen wollen. Als Gründer hat Fürst Putbus bei der Berliner   Nord- bahn und bei derFlora" große Summen eingebüßt. Nun aber wird uns mitgetheilt, daß dem Fürsten   seineBanquiers" am schlimmsten mitgespielt haben. Zu unerhörten Zinsen haben Jakob Landau in Berlin   und Ledermann(früher Prokurist bei Landau   und nun Filialmstitut) in Breslau   dein Fürsten baares Geld vorgeschossen und den in ihren Fingern klebenden Mann zu Spekulationen in Getreide und Oel   verleitet resp. mißbraucht, daß er bereits im Frühjahr 1876 soweit ruinirt war, daß ihm Jakob Landau das Taschengeld in Höhe von je 1000 Mark gab. Die Banquiers kommen nicht zu kurz, ja es kann getrost behauptet werden, daß Putbus   hauptsächlich ein Opfer solcher geldgierigen Menschen geworden ist obgleich kein bcdauernswerthes. Gegen Gambetta   ist das Urtheil erster Instanz, drei Monate Gefängniß und 2000 Francs Geldstrafe, am letzten Sonnabend von der Appelliustanz lediglich bestätigt worden. DasManifest" des Herrn Thiers, welches er kurz vor seinem Tode verfaßt hat, zeichnet sich durch eine ungeheure Länge und Weitschweifigkeit, durch die Geschwätzigkeit des kindischen Alters aus; übrigens ist dasselbe selbstverständlich von den Herren Bourgeoisrepublikanern mit Begeisterung aufgenommen worden. Ueber die sozialistische Arbeiterbewegung in Nordamerika   entwirft Parteigenosse Lübkert in einer an die Bergische Volksstimme" aus Cinciunati eingesandten Correspon- denz ein sehr erfreuliches Bild. Darnach ist die früher bestan- dene Abneigung gegen die politische Aktion so gut als über- wunden, und überall bemühen sich die Arbeiter, ans ihren Kreisen Vertreter in die gesetzgebenden Körper zu bringen. Dem Beispiele der Arbeiter in Louisville  (Kentucky  ) folgend, die einen Wahlsieg errungen haben, sind jetzt auch die Arbeiter in Ein- cinnati in den Wahlkampf eingetreten kurz, überall regt es sich mächtig in der Arbeiterwelt, um die Bourgeoisie mit den- selben Waffen zu bekämpfen, die diese gegen die Arbeiter ge- braucht, d. h. die Arbeiter haben begriffen, daß sie der politischen Macht zur völligen Besiegung der herrschenden Klassen nicht ent- behren können.Ihr seht hieraus, Parteigenossen", schließt Ge­nosse Lübkert seine Corrcspondcnz,daß das amerikanische   Volk wohl empfänglich für die Abschaffung der Idee der Lohnarbett ist, und Ihr werdet es noch erleben, daß wir Euch bald über- holen. Amerika   hat sich nicht an das alte Europa   gekehrt, als es die politische Freiheit proklamirte, und es wird sich ebenso wenig daran kehren, wenn es gilt, selbstständig die soziale zu proklamiren." Putsche undKrawalle sind den reaktionären Gewalten Thcokratisches Kirchenthum und Autokratische Justiz. Ein Gotteslästerungs Prozeß vor dem Schwurgericht zu Eßlingen  . Zürich  , Verlagsmagazin. Wie man ein Heiligthum gründet. Brief einer SchL- lerin des Klosters der Immaculata zu Neapel   an ihre Freundin. Von Otto Badke. Zürich  , Verlagsmagazin. Nahrungssorgen haben wieder einmal einen Familien- vater in den Tod getrieben. Der Tischlermeister Hennig zu Charlotten- bürg schoß sich wegen Mangels an Subsistenzmitleln in dem zu einem Hause der Bismarckstraße gehörigen Garten eine Kugel durch das Herz und war auf der Stelle todt. Der Selbstmörder war Vater von? Kindern. Dies meldet die BerlinerVolkszeitung", die sonst so gern die sozialistischen   Behauptungen vom Nothstandc als übertriebene dar- zustellen sich bemüht.' Ein ehrenwerther Offizier und ein seiger Denunziant. Aus Königsberg   i. Pr. berichtet dieK. H. Z.": Das Stadtgericht hatte sich kürzlich mit einer Anklage wegen Herausforderung zum Zwei- kämpf auf Leben und Tod zu beschäftigen. Ein Reserveoffizier war im Jahre 1873 in einem öffentlichen Lokal in W-sel durch einen ihm ganz unbekannten Menschen beschimpft worden. Ein anderer Reserve­offizier dortselbst, ber davon erfuhr, zeigte den Vorfall der Militär- behörde an, und das infolge desselben gegen den denunzirlcn Offizier eingeleitete Verfahren endete mit einem schlichten Abschied, weil er nicht genügend seine Offizierehre gewahrt hatte. Der Verabschiedete ließ von Königsberg   aus an den Denunzianten in Wesel   eine Herausforde- rung auf Pistolen auf Tod und Leben ergehen, auf welche der Gesor- derte jedoch nicht reagirte, trotzdem er mehrfach dazu durch den Cartel- träger aufgefordert, wurde. Nach länger als einem Jahre, als der Ge- forderte sich noch immer-nicht erklärt hatte, zog der Herausforderer mittelst Schreibens an den Geforderten die Herausforderung zurück, und zwar wegen unehrenhaften Verhaltens des Letzteren in dieser Angelegen- heit. Nunmehr kam die Sache zur Kenntniß der Staatsanwaltschaft und zur Anklage. Nach gepflogener Verhandlung wurde der Antrag gestellt, den Angeklagten zu zwei Monaten Festungshaft zu verurtheilen. Der Gerichtshof aber folgte den Ausführungen des Vertheidigers Herrn Rechtsanwalt Alscher, daß dem Angeklagten die Wohlihat des Z 204 des Reichs-Straf-Ges.-B. zu statten komme, welcher bestimml, daß die Strafe fortfällt,wenn die Parteien den Zweikampf vor dem Beginne freiwillig aufgegeben haben". Der Gerichtshof sprach den Angek.agten frei mit der Motivirung, daß jener Paragraph des Gesetzes auch in dem Falle zur Anwendung kommen müsse, wenn eine der Parteien ftei- willig von dem Zweikampfe vor Beginn desselben zurücktrete.