zum et njährigen Militärdienst gingen 370 ein. Die Berechtigungwurde 215 Elsaß-Lothringern ertheilt> 125 auf Grund vonSchulzeugnissen, 90 nach bestandener Prüfung. 155 hatten diePrüfung nicht bestanden.— Also die Hälfte der Militär-Pflichtigen hat sich nicht gestellt! Und von denen, die sichstellten, wird kaum ein Einztger gewesen sein, der mit Lust inden bunten Rock geschlüpft ist. Dabei aber faselt man wirklichoft genug von elsaß-lothringischer Reichstreue.— Das Programm der französischen Sozial-Repu-blikaner, welches von einer Wählerversammlung des sozialisti-scheu Montmartre-Bezirks in Paris mit Begeisterung auf- undangenommen wurde, lautet folgendermaßen:„1) Die Präsidentschaft der Republik wird abgeschafft. 2) Eine einzige National-Versammlung wird durch allgemeines Stimmrecht ernannt; diesewählt aus ihrer Mitte die Minister, welche die vollstreckendeGeivalt bilden, für ihre Akte stets verantwortlich sind und auchstets von der Kammer wieder abgesetzt werden können. 3) DieWahlen erfolgen wieder nach Listen(um die Minorität nichtganz von der Vertretung auszuschließen), und der Sitz der Re-gierung wird nach Paris zurückoerlegt. 4) Die Nationalversammlung bestimmt allein die Wehrverfassung der Republik; sieentscheidet über Krieg und Frieden und hat das Recht der Am-nestie und Begnadigung. 5) Jeder Bürger von mehr als 21Jahren, der sich im Vollgenuß der bürgerlichen Rechte befindet,ist ohne weitere Domizilsbedingung Wähler und wählbar. 6) Da»Abgeordnetenmandat gilt auf drei Jahre und ist mit denselbenBürgschaften auszustatten, wie bürgerliche Mandate. 7) Es isteine nationale Armee zu bilden, welche nur gegen das Auslandzu dienen hat und der alle wehrfähigen Bürger angehören.8) Die Verwaltung ist zu vereinfachen; die Staatsämter sindentweder durch allgemeines Stimmrecht oder, wo besondere Fach-kenntnisse erforderlich sind, im Wege des Concurses zu besetzen.9) Wirkliche Verantwortlichkeit jedes mit einem öffentlichen Amtebekleideten Bürgers. 10) Abschaffung der Monopole und Pri-vilegien nach Maßgabe der wirthschaftlichen Lage. 11) Freiheitdes Handels und internationalen Austausches auf Grundlage derGegenseitigkeit. 12) Eine einzige Steuer auf das wirkliche oderabgeschätzte Einkommen von einem gesetzlich zu bestimmendenMinimum ab. 13) Umarbeitung des bürgerlichen Gesetzbuchesund Beseittgung der zerstreuten Gesetze, die sämmtlich in einemneuen Code aufgehen sollen. 14) Wählbarkeit der Richter, Aus-dehuung der Schwurgerichte auf alle Verbrechen und Vergehen,Ausloosung der Geschworenen aus sämmtlichen wahlfähigenBürgern. 15) Die Rechtspflege ist für alle Bürger unentgelt-lich. 16) Schutz der lokalen Interessen durch Gemeinde-Autonomie."Dies das Programm. Bei voller Aufrechthaltung desselbenaber soll für folgende Punkte den Abgeordneten ein impera-tives Mandat*) mitgegeben werden: 1) Allgemeine Amnestiefür alle politisch Berurtheilten. 2) Abschaffung der Todesstrafe.3) Aufhebung aller Einschränkungen des Vereins- und Ber-sammlungsrechts, der Preßfreiheit und des fliegenden Buchhan-dels. 4) Gesetzlicher Schutz der persönlichen Freiheit und Un-verletzlichkeit des Hausrechts. 5) Trennung der Kirche vomStaate, Abschaffung des Cultusbudgets. 6) Durchführung desGesetzes, welches die Jesuiten aus Frankreich auswies. 7) Ab-schaffung der Abgabenfreiheit der kirchlichen Genossenschaften.8) Unentgeltlicher und confessionsloser Unterricht aller Grade,obligatorischer Volks- und Gewerbeunterricht. 9) Abschaffung�des Gesetzes über den Belagerungszustand und aller sonstigenWillkürbestimmungen. 10) Wiederherstellung der Ehescheidung.11) Versetzung der Männer vom 2. Dezember und aller Urheberähnlicher Rechtsbrüche in Anklagezustand.Es sind dies im Wesentlichen- meist wörtlich— die seinerzeit von Buffenoir aufgestellten Forderungen. Daß uns dieselbennicht völlig genügen, daß sie zum Theil an Klarheit zu wünschenübrig lassen, mitunter sogar schwer mit unseren Prinzipien inEinklang zu bringen sind, das haben wir bei Wiedergabe derBuffenoir'schen Rede bereits gesagt, und wir verweisen hier ausunsere damaligen Ausführungen. Immerhin ist es ein wesent-licher Fortschritt, daß dieses Programm aufgestellt worden ist,welches, trotz aller Mängel, doch als ein sozialistisches und sozialdemokratisches bezeichnet werden muß.— Die„vereinigtenRepublikaner" haben ihr Gegenmanifest noch nicht fertig.*).Vantat imperatif— ein Mandat, welches nur unter der Be-dingung ertheill wird, daß der Empfänger sich zur Ausführung derihm gewordenen Aufträge, oder, im Fall der Nichtausführung, zumRücktritt verpflichtet— eine Verpflichtung, hinter der leider nur diepersönliche Ehrenhaftigkeit de» sich verpflichtenden Individuums steht.Regierung zu Liegnitz. Er machte aber im Ganzen wenig Wir-kung, die Theilnahme war gering und schläfrig, ja sie schien zu-letzt gänzlich erlöschen zu wollen.(Fortsetzung folgt.)John Osawatomie Brown.Die„Newyorker Staatszeitung" vom 8. September meldetaus dem Städtchen Osawatomie in Kansas unter dem 30. Augustnachfolgende Feier zu Ehren eines amerikanischen Vorkämpfersfür Rechtsgleichheit aller Menschen, der unweit jener Stadt seinenberühmten Sieg über eine bedeutend stärkere Macht von Sklaven-Halter- Landsknechten vor 22 Jahren gewann und dessen deutschgeschriebene Biographie als Festschrift zum 6. Juli v. I. beiW. Bracke in Braunschweig erschien*)— wie der Verfasser sagt:„15 Jahre nach dem Heldentode dessen, der das Holz des Gal-gens heilig gemacht, wie das des Kreuzes, 14 Jahre nach derenglischen und 10 nach der in Berlin gedruckten französischenLebensbeschreibung." Jedem Parteigenossen empfehlen wir dieLektüre dieser Schrift. Ueber die Bedeutung Brown's sich zuunterrichten, genügt der wörtliche Abdruck nachstehender Corre-spondenz des obengenannten Blattes:„Osawatomie, Kansas, 30. August 1877. Zehntausend Men-schen entsprachen heute dem Auftufe, den Ceremonien der Ein-weihung des John Brown-Monumentes beizuwohnen. vr.Degraff,Borsitzender des Comitös, rief die Versammlung zusammen undstellte Gouverneur Robinson von Kansas als den Präsidentendes Tages vor. Der Geistliche Adair, ein Schwager I. Brown's,sprach das Gebet. Resolutionen wurden abgefaßt, welche dieLegislatur des Staates Kansas ersuchen, eine Appropriation zurAnschaffung einer Statue I. Brown's von Bronze oder Marmorzu machen, die in der National-Bildsäulen-Halle des CapitolsWashington als ein der Nation zu machendes Geschenk auf-Asstellt werden soll. Die Resolutionen sagen, daß es Pflicht derhlstonschen Gesellschaft des Staates Kansas ist, sobald als mög-lich Maßregeln zu ergreifen, um die persönlichen Erinnerungender Gefährten in Bezug auf sein Leben und seine Laufbahn in*) John Osawatomie Brown. Festschrist zur ersten Säkularseierder Bereinigten Staaten von Nordamerika von vr. A. Prowe. Braun-schweig 1876, W. Bracke jr.Ueber die Stimmung in französischen Sozialistenkreisenkann der Leser sich in unserer heutigen Correspondenz ausFrankreich unterrichten.- Zur Arbeiterbewegung in Nordamerika. Vom25.-27. August tagte in Newyork der erste Congreß der Weber-gewerkschaften der Vereinigten Staaten. Erschienen waren 11Delegirte, die 7 Sekttonen(deutsche, englische, italienische undfranzösische) verttaten. Beschlossen wurde, der zu gründendenOrganistion den Namen:„Central-Webergewerkschaft der Ber-einigten Staaten" zu geben. Ein bestimmtes politisches Pro-gramm. das vorlag, wurde verworfen und beschlossen, in poli-tischer Beziehung mit der Arbeiterpartei der Vereinigten StaatenHand in Hand zu gehen. Die Organisation wird durch 3 Kör-per geleitet: durch den Congreß(welcher alle Jahre einmal statt-finden soll), ein Central-Comitä und eine Control-Commission.Nach längerer Diskussion über die Frage, ob die Organisationin ihrem Wesen eine centralistische oder eine föderalistische>ver-den solle, wurde für die erstere entschieden. Die föderalistischeOrganisation ward ausschließlich von den Vertretern französischerSektionen befürwortet. Als offizielle Organe wurden du„Arbeiter-Stimme" von Newyork uno der„Emancipator" von Mil-waukee erklärt. Der Congreß empfahl allen Mitgliedern, sichder Arbeiterpartei der Vereinigten Staaten anzuschließen, alsdie einzige Partei in diesem Lande, welche die Interessen desArbeiterstandes fördern kann. Schließlich wurden noch Beschlüssegefaßt, die Vereine zur Agitation für Einführung eines 8stün-digen Normal-Arbeitstages, garantirt durch die Gesetzgebung,aufsordernd. Desgleichen für Beschränkung der Frauen- undAbschaffung derKinderarbeit.— Ganz besonders zu begrüßen istder Beschluß, in politischen Fragen mit der Arbeiterpartei ge-meinsam vorzugehen,— es bekundet dieser Beschluß den env-lichen Durchbruch der Ueberzeugung, daß durch rein ökonomischeBesttebungen den Arbeitern auf die Dauer nicht geholfen werdenkann. Wenn die Feinde der Arbeiterklasse ihre ökonomischeMachtstellung durch politische Mittel auftecht zu erhalten suchen,so ist es in der That ein Gebot der Nothwendigkeit, daß dieArbeiterklasse durch Eroberung der politischen Macht ihre ökono-mische Unterjochung zu beseitigen trachtet. Und weil der Weber-Congreß diese Wahrheit erkannt hat, deshalb ist er für die wei-tere Entwicklung der Arbeiterbewegung in Nordamerika von be-sonderer Bedeutung gewesen.— Unsere Kampfmittel werden immer bedeutender. Kaumhaben die beiden Revuen in deutscher Sprache,„Die Zukunft"und„Die neue Gesellschaft", das Licht der Welt erblickt undsind von allen Seiten freudigst begrüßt worden, so signalisirtsich schon eine dritte in französischer Sprache„Le Socialiomeprogressiv. Diese Revue soll in der Schweiz(wahrscheinlichin Lugano) zweimal im Monat 32—36 Seiten stark erscheinen.(Soviel wir in Gent erfuhren, wird sie unter der Redaftion vonB. Malon, der auch Mitarbeiter der„Zukunft" ist, heraus-gegeben.) Doch will man mit der Herausgabe warten bis dienöthiae Zahl von Abonnenten beieinander ist, um die Kosten fürein Jahr zu decken. Der Abonnementspreis beträgt für einJahr 12 Fr., für ein Halbjahr 6 Fr., für ein Bierteljahr 3 Fr.50 Cts. Man abonnirt bei Joseph Favre iu Bex(Kt. Waadt),Dr. C. De Paepe, Rue Cuerens 18 in Brüssel(Freund DePaepe ist auch Mitarbeiter der„Zukunft") und Hyp. Pederzolli,Professor in Lugano(Kt. Tessin). Wir begrüßen diese Revueauf's Herzlichste und hoffen, es werde sich durch die Wissenschaft-lichen Ergänzungen der sozialistischen Journalistik ein völligbrüderliches Einverständniß zwischen den Sozialisten der ver-schiedenen Nationalitäten— wie es in Gent angebahnt wurde—vollziehen.— Ueberall„Rückgang". Bon Seligenstadt(Hessen)wird den„N. H. V." geschrieben:„Bei der Ergänzungswahlfür den Gemeinderath haben die Kandidaten der sozialdemo-kratischen Partei, worunter sich jedoch nur ein ausgesprochenerSozialdemokrat befindet, die Mehrzahl der Stimmen erhalten.Die Sozialdemokraten haben jetzt schon in einer Reihe von Ortenim Großherzogthum einzelne Mitglieder ihrer Partei in denGemeinderath gebracht, wenn dieselben sich auch allenthalben,mit Ausnahme von Vilbel, wo sie die Majorität im Gemeinde-rath haben, in der Minorität befinden."— Laut„PforzheimerBeobachter" hat die„Bad. Korr." in einem ihrer letzten Artikelden Ausspruch gethan:„Die Sozialdemokratie wird im LandeBaden nie festen Fuß fassen."— Das Pforzheimer Blatt,welches es(nach der„D. R.-P.") mit den sozialen Fragen ernsterKansas zu sammeln und in den Archiven niederzulegen. Fest-redner des Tages war Senator Jngalls, der mit Hayes' Admi-nistration sich zu befreunden verhieß."Soweit der Bericht des Newyorker Blattes. Wir fügen nurhinzu, daß in der Schrift unseres deutschen Parteigenossen dieNamen sowohl des jetzigen Gouverneurs Robinson als des Pre-digers Adair sich finden.(Vgl. S. 52 ff. u. S. 101, Z. 2:c.)Ueber Letzteren kann weiter nichts bemerkt werden, als daß erzufällig Schwager des Helden war; wenn Ersterer aber nach22 Jahren jetzt in begeisterter Feststimmung dem todten Mär-tyrer huldigt, so ist dies eben nur ein Beispiel mehr für denTreppenverstand jener weisen Praftiker, die auch uns in Deutsch-land als regierungsfähige Wiudfahnenpartei nicht mehr unbe-kannt sind, während sie es bei den politisch höher entioickeltenVölkern des Westens formlich zu einer besonderen Zunft undGilde mit' handwerksmäßig erlernten und überlieferten Kunst-griffen gebracht haben. Diese Gattung Politiker predigt gegenBismarck, so lange die Volksströmung darnach angethan ist, aufdieser Bahn sich mit Schreierschreiberkünsten vorzudrängen undaufzuschwingen. Eben dieselben Streber verunglimpfen alleGegner Bismarck'scher Politik als Baterlandslose, Reichsfeinde,Antikulwrkämpfer:c., sobald die Volksfluth anderen Richtungenfolgt.'Sollte der Zukunstswiild aber die Wellen der öffentlichenMeinung znm dritten Msfl anders lenken, so wird jene Praktiker-Jnnung freudig begeistert mit sittlichem Pathos zum drittenMal schwenken, und immer voran sind, die Metze aus Darmstadtund unsere Braune! Miige der Himmel verhüten, daß Bismarckfällt: denn viele dieser Drehlinge würden dann krank an derbekannten Hirnivurmkrankheit.— Liberale Blumenlese.„Zwanglose Briefe" lautet der Titeleines Feuilletons im Hamburger„Freischütz". In der Beilage vom23. September finden wir da folgenden Passus verübt:....... Unddoch ist diese kuriose Menschheit' so organisiri, daß ein fast allgemeinerBankerott ausbrechen würde, könnte man plötzlich alle Kriege und alleArmeen abschaffen. Die soziale Oekonomie hat sich im Laufe der Zeitso gestaltet, daß der Krieg einen der wichtigsten Hebel für Handel undIndustrie bildet, der freilich nur Einzelnen direkt zu Gute kommt. Dermordlustige Zweifüßler ohne Flügel(domo sapiovs) lebt zu einemgroßen Theil von Zerstörungspöoduttionen und ich kann wirklich unserenSozialdemokaten keinen besseren Rath ertheilen al» den der Auswan-meint als alle anderen liberalen Blätter Badens, bemerkt dazu„Die sozialdemokratische Partei wird allerdings in Baden keinenfesten Fuß fassen, weil sie ihn hier schon gefaßt hat und sie wirdhier wie anderwärts sich immer mehr ausbreiten, weil die Hirn-lose Zersplitterung und Gleichgiltigkeit der übrigen Parteiengegenüber der gemeinsamen Gefahr ihr in Baden wie überallin die Hände arbeitet. Dies die nackte unverbrämte Wahrheit,die nicht durch Phrasen aus der Welt geschafft werden kann."Die„D. R.-P." führt dann weiter aus:„Die Sozialdemo-kratie darf nicht festen Fuß fassen, also wird sie es auch nicktthun, so lautet das Orakel der Herren Kiefer und Lamey. DieSozialdemokraten haben sich aber so wenig um das liberaleOrakel gekümmert, daß sie zu gleicher Zeit, am 9. September,unter den Augen des liberalen Landesausschusses in Mannheimdie konstituirende Generalversammlung ihres„pfälzisch-badischenPreßvereins abhielten und die Herausgabe eines sozialdemo-kratischen Wochenblattes unter dem Titel„pfälzisch- badischesVolksblatt" beschlossen, dessen Probenummer bereits vorliegt."—So leisten uns durch derlei Besprechungen die gegnerischen Blätterohne es zu wollen große Dienste.Entgegnung.Der„Vorwärts" bringt in Nr. 110 vom 19. September 1877unter der viel versprechenden Ueberschrift:„Etwas Pfäffisches"einen Artikel über einige Thesen, welche ich unlängst für einePfarrerconferenz aufgestellt und auf derselben vertheidigt habe.Der fragliche Arttkel enthält einige Unrichttgkeiten und nöthigtmich schon dadurch, wie durch du gegen mich gerichteten An-griffe, zu einer Erwiderung, in welcher ich den Krittler einerKritik unterziehen muß.—Unrichtig ist gleich im Eingang des Artikels die Bemerkung,meine Thesen seien„auf einer Zusammenkunft der hessischenGeistlichen von der evangelischen Mittelpartei, der sogenanntenFriedberger Conferenz aufgestellt(?) worden." Die Conferenz,auf welcher meine Thesen besprochen wurden, war, wie auch ausdem in den„Evangelischen Blättern" erschienenen und von demHerrn Artikelschreiber benützten Referate deutlich hervorgeht, einegewöhnliche Pfarrconferenz, auf welcher sämmtliche Dekanats-geistliche anwesend zu sein pflegen, nicht blos Mitglieder der so-genannten Friedberger Conferenz, deren Zahl vielmehr auf jenerPfarrconferenz eine sehr geringe war.—Mit der Krittk meiner Thesen macht es sich der Artikel-schreiber sehr— ich dürfte wohl sagen: auf unerlaubte Weise—leicht. So enthält allein der Abdruck der beiden ersten Thesenvier nicht unwesentliche Veränderungen. Gleich im ersten Satzewird der Artikel„die" ausgelassen in den Worten:„unter Be-rufung auf die angebliche Gleichheit aller Menschen"— undder ehrenhafte Kritiker verschafft sich so auf sehr bequeme Weisedie Gelegenheit auszurufen:„Netter Satz das! Woher der HerrPfarrer das Deutsch wohl hat? Keinenfalls aus sozialistischenSchriften."— Ich darf wohl mit größerem Recht dagegen fragen:Woher der Herr Artikelschreiber das Lesen wohl hat, wenn erso deutliche Druckschrift nicht lesen kann? Das lesen ja dieSchüler unsrer Volksschulen schon im 2. Jahre.— Mein Deutschhabe ich allerdings nicht aus sozialistischen Schriften. Vielleichthat mein Kritiker das seine blos daher; aber er dürste dochwissen, daß es noch andere Bücher in der Welt gibt, die inleidlich gutem Deutsch geschrieben sind. Ich sehe mich um aufmeinen wohlbesetzten Büchergestellen. Da stehen die Werke vonLuther, Herder, Wieland, Lessing, Schiller, Göthe u. a. Ichdächte, von diesen Leuten ließe sich doch auch deutsch lernen.Der Herr Verfasser muß sich in der Auswahl seiner Lektüre(auch der„sozialistischen Schriften") doch sehr beschränkt haben;denn sonst hätte er wohl den von mir gebrauchten Ausdruck„Umsturz aller politischen und sozialen Verhältnisse" nicht be-krittelt.—Ich will die von dem Herrn beliebten Wortvertauschungen inder zweiten These, wo er in der ersten Zeile statt„solche"—„sehr" schreibt, und in der letzten Zeile:„denselben" für„das-selbe", nicht weiter urgiren. Die Absicht ist klar: wo man nichttadeln und widerlegen kann, da fälscht man.—Lustig ist auch die Krittk meiner dritten These:„Der Sozia-lismus ist, da er auf falschen Voraussetzungen beruht, zunächsteine intellektuelle, bezw. wirthschaftliche Berirrung, aberin höherem Grade noch, weil er aus unlauteren Beweggründen(Genußsucht, Habsucht, Neid, Klassenhaß) entspringt, eine mora-tische Berirrung."— Der Herr Kritiker macht da nach demWorte„wirthschaftliche" die Einschaltung:(intellettuell- Genus,wirthschastlich- Species— schöne Zusammenstellung). Unserderung." Jedes Wort hierzu ist überflüssig.— In der Hamburger„Reform" vom selben Tage leistet ein namenloser Feuilletonist mit wenigWitz und viel Behagen einen„Rückblick auf die Woche". Der armeMann macht Sprünge wie ein Clown in einem Circus— hier einekleine Probe davon, nicht ganz ein Sechstel der Gesammt-Leistung.„Die Sozialdemokaten haben in St. Louis eine Millionen-Erbschastgemacht und die Mastbürger sehen jetzt mit stolzer Verachtung auf dieMastbürger herab. Am Golde hängt, nach Golde drängt doch Alle»,selbst ein Sozialdemokrat, und da kann man es mir, der ich zu der-jenigen Klasse der Bevölkerung gehöre, für welche das Wort Eigenthumnoch die Bezeichnung einer berechtigten Eigenthümlichke.t ist, doch wahr-lich nicht verargen, wenn auch ich eine stille Neigung für die Linge-nau'sche Erbschaft empfinde und in den Jubelruf meiner Freunde, derSozialdemokraten, Seid umschlungen, Millionen! gern mit einstimmenmöchte. Vom Erben bis zum Bekommen ist nun allerding» noch eingroßer Schritt zu thun, aber schon das fait accomplt des vorhandenenTestaments, womit die Bourgeois geärgert werden, ist für meineFreunde, die Sozialdemokaten, Zuckerbrod. Wenn aber erst daS Geldim Kasten klingt der Sozialdemokrat aus dem Pekoleum springt. Ichaber werde mich bis dahin bestreben, das angestammte Mastbürgerthumabzulegen und zum Ehren-Sozialdemokcaten ernannt zu werden, dennes ist doch gar zu schön, ein kleiner Rothschild in der Westentasche zusein. Was werden die Sozialdemokraten mit den Millionen, nach demGrundsatz: Je mehr Dollar, je besser! nicht Alles beginnen. Sie werden so-fort eine Universität gründen, in welcher nur sozialdemokratische Wissen-schast gelehrt wird; sie werden jedem sich in Verlegenheit Befindendenzinsfreie Pumpe gewähren, kurz— es wird wunderbar commune wer-den." Das Lingenau'sche Testament muß doch unseren guten Liberalensehr in der Nase stecken! Es ist übrigens schön, wenn man seinenAcrger vermittelst seines sprühenden Geistes und Humors zu unter-drücken vermag. Nicht wahr?— o-— Der Hofrath und Dichter a. D., Herr Rudolph von Gott-schall, schämt sich seines neuerwarbenen Ade ls wohl in Anbetracht, daßer früher über den Adel allerlei schlechte Witze gerissen hat. Er zeichnetnämlich jetzt noch seine Artikel über Theater-c. k. im„LeipzigerTageblatt" mit dem Pseudonym: Rudolph Gottjchall.— Noch unter dem Böhmert. Wer die„Sozial-Correfpondenz"schreibt, der ist wirklich kein Talent; wer sie aber lobt und i— a dazuschreit, der ist ein— l. Dies mag sich die Redaktion der„NationalZeitung" merken.