deren Freunde dafür verantwortlich machte. Wir haben unsnachträglich davon überzeugt, daß es nicht eine Novelle, sondernlediglich das Lustspiel„Aktien" war, dessen Mißgeschick HerrnGlagW Veranlassung zu seinen Klagen gegeben hat. Wir th eilenhier noch mit, daß der Genannte uns eine Erklärung schickt, inwelcher er unser Urtheil„berichtigen" will, daß seine Bücher,von denen wir das erste in mancher Hinficht loben konnten, ob-wohl wir gleich hinzufügten, daß Vieles in demselben unrichtigund oberflächlich sei, alles in allem, namentlich aber in ihremzweiten Theil geradezu gemeingefährlich, sowie daß sie ten-denziös vorzugsweise gegen die„liberale Partei" und die„liberale Presse" seien. Wir bedauern, bei unserm Urtheillediglich verharren zu müssen, und fragen Alle, die einen Blick»,t diese Bücher, die fast auf jeder Seite die gehässigsten Angriffegegen die„liberale Partei" und die„liberale Presse" richten,geworfen haben,»b dieses Urtheil nicht völlig gerechtfertigt sei?Die Thatsache kann daran, daß wir dieses Urtheil, wie wirglauben können, mit Recht aussprechen können, nichts ändern,daß Herr Glagau wiederholt selbst erklärt, entschieden liberal zusein. Sein entschieden liberaler Parteistandpunkt hat ihn jaauch nicht gehindert, während der letzten Wahlen den Agrariernals Auskunftsertheiler Dienste zu leisten. Daß Herr Glagaublos die liberalen Gründer verfolgt habe, ist uns zu behauptennicht eingefallen, sondern wir haben ausdrücklich bemerkt, daßer im Gegensatze zu Anderen„auch" die Liberalen gemusterthabe. Wir meinen, bei diesen Gründer- wie bei allen sittlichenFragen hat man die politischen Parteistandpunkte überhaupt nichtins Spiel zu ziehen. Wie unrecht dies ist, sieht man ja schondaraus, daß in allen Parteien„Gründer" sitzen. Wir habenrecht Vieles von dem, was Herr Glagau in seinen Briefen ge-schrieben hat, mit Vergnügen und Beifall gelesen, sehr Vielesaber hat ganz andere Empfindungen in uns rege gemacht, dieEmpfindung vor Allem, daß er nicht Maß und Ziel kenne,schnell fertig im Verurtheilen und allzu verbittert und gehässtgsei. Seine Bücher sind für Die, welche nicht mit scharfer Kritiklesen können, geradezu gemeingefährlich. Selbst die Kundigstenaber werden sich auf diesem umfangreichen und schwierigen Ge-biete nur sehr schwer so orientiren können, daß sie mit Sicher-heit überall zu sagen vermögen:„Dies ist erlaubt und Jenesist verwerflich!" Das wiederholen wir, und an diesem Urtheilkann Herr Glagau nichts berichtigen".Diesem unsaubern Absagebriefe der„Magdeburgischen Zei-tung" haben wir nichts weiter hinzuzufügen, als daß sie infamlügt, wenn sie behauptet,„daß in allen Parteien Gründersitzen".— In der sozialdemokratischen Partei, das mögesich jenes cvrrupte und corrumpirende Blatt merken, sitzen keineGründer.—„Nie sah unsere Zeit einen größeren Esel!" Die„Sozial-Correspondenz" des königl. sächsischen Vorstehers desstatistischen Bureaus, des Hrn. Viktor Böhmert, der den ver-dienstvollen Dr. Petermann im Amte„ersetzt" hat, bringt fol-genden Artikel:„Es giebt keine widrigere Heuchelei, als wenn sich die mo-dernen Communisten prahlerisch als Vorkämpfer der freienWissenschaft rühmen. Nicht nur deshalb, weil in den concretenFällen, in welchen sie zu diesen Prahlereien Anlaß nehmen, dieFreiheit der Wissenschaft gar nicht bedroht ist. sondern nament-lich deshalb, weil keine Partei, keine Weltanschauung„in ihresWesens tiefster Wesenheit" eine so unversöhnliche Todfeindin derfreien Wissenschaft ist, wie die Sozialdemokratie, denn die Frei-heit der Wissenschaft ist heutzutage im Wesentlichen nichts an-deres, als die Freiheit des gedruckten Wortes, als die Freiheitder Literatur und der Presse. Nun aber sind im sozialistischenStaate alle gesellschaftlichen Produktionsmittel„bis zur letztenSchlosserfeile herab" Gemeineigenthum und werden nach denAnordnungen der vom Volke gewählten Betriebsleiter verwaltet.Diese Männer bestimmen, ob Papiere fabrizirt, Letterngegossen, Druckerpressen und Dampfmaschinen gebautwerden sollen; sie bestimmen dann auch bis ins Kleinste hinein,was eventuell mit diesen Produktionsmitteln producirt werdenscll. Mit einem Worte, der sozialistische Staat ist die Censurund zwar in einentz so ungeheuerlichen Umfange, wie er demärgsten Despoten niemals in seinen finstersten Träumen vorge-schwebt haben kann. Und die Vorkämpfer solcher Einrichtungenwollen die Vorkämpfer der freien Wissenschaft sein! Nie sahunsere Zeit einen größeren Humbug."So der Böhmert'sche Artikel.— Die„Magdeburgische Ztg."Gegnerischer Ulk.Durch die liberale Presse geht folgende Notiz:„Sozialdemokratische Erlebnisse. Die in Thüringenviel verbreitete„Dorfzeitung" veröffentlicht einen lesenswerthenBrief, der ihr in der Originalhandschrift zugegangen ist und anwelchem sie, wie sie sagt, nichts als einige Interpunktionszeichengeändert hat. Er lautet:„Zufrieden und vergnügt lebte und arbeitete ich noch vordrei Jahren. Zur Zeit war ich in der Fabrik der Herren Ge-brüder H. in Liebenstein beschäftigt, als die sozialdemokratischenAgitatoren in unser friedliches Thüringen mit ihren weltbe-glückenden Verheißungen eindrangen. Ich fand Wohlgefallendaran, und als ich sah, daß selbst die besser gestellten Arbeiterin der Fabrik(die es sicherlich auch heute noch mit mir zu be-reuen haben) in den sozialdemokratischen Ideen nur Wahrbeitfanden, da stieg meine Begeisterung bis zu einem glühendenAgitator. Ich schrieb Antike! für den„Volksstaat", veranlaßtein Liebenstein eine Arbeiterversammlung, in welcher uns einAgitator aus Braunschweig das uns blühende Glück in denschönsten Farben ausmalte. Mein Arbeitgeber, welcher vonAllem wohl unterrichtet, versuchte hierauf, mich eines Besserenzu belehren, aber vergeblich! Mein Vertrauen hatte aufgehört,ich war geblendet! Die nächste Folge davon war, daß ich dieFabrik verlassen mußte. Hoffnungsvoll, in der Erwartung, daßdie Verwirklichung der sozialistischen Ideen nicht lange auf sichwarten lassen werde, verließ ich die Fabrik. Aber welche Ent-täuschung mußte ich erleben! Drei Jahre lang irrte ich,meist getrennt von meiner Familie, in der Welt umher,nothdürftig mein Leben fristend. In den zahlreichen Versamm-lungcn, welche ich besuchte, hörte ich immer ein und dieselbenRedensarten, sah ich stets das Geld unter gleichem Borwand zugleichem Zweck sammeln, ohne nur einen Schritt meinen hoff-nungsvollen Wünschen näher zu rücken. Da als ich am 18. Ok-tober unserem Heldenkaiser beim Einzug in Frankfurtins Angesicht schauen durfte, aus dessen Antlitz nurMenschenfreundlichkeit und Güte leuchtet, da fiel es mir wieSchuppen von meinen Augen. Ich sah im Geiste die bemit-leidenswerthen Männer, die ich unter meinen Parteigenossenkennen gelernt, Männer, welche gleich mir frohe und zufriedeneTage gesehen hatten, aber den verblendeten Theorien des So-zialismus zum Opfer fielen und jetzt ein jämmerliches Daseinfristen. Ich erkannte die Wahrheit, daß die heutige Sozial-'hat den Artikel ohne Quellenangabe natürlich nachgedruckt. Die„Schlosserfeile" ist günstig; die rührende Klage, daß auch diese in denBesitz der Gesammtheit kommt, erinnert allzu lebhaft an das kläglicheGesicht eines Einbrechers, dem man seine Instrumente confiscirt.Ja, ja Herr Böhmert:„Eigenthum ist Diebstahl", und wenndie„Schlosserfeile" dem Privatkapitalisten fortgenommen wirdund in die Gesammtheit übergeht, so kann derselbe fernerhinkein Eigenthum mehr„erwerben"— die Kapitalisten mögensich bei Ihnen des liebenswürdigen Beispiels wegen bedanken.Daß die Wissenschaft von der Auswahl und Herstellung desPapiers, der Lettern, Druckerpressen und Dampfmaschinen ab-hängig ist, das ist leider wahr, das sehen wir täglich an dem„Schund", der die Presse im Interesse des Privatkapitals—auch Ihre Correspondenz, Herr Böhmert!—, verläßt. Aberdaß Sie es gerade find, der so etwas verräth, gegen das In-teresse des Kapitals und seiner und Ihrer Wissenschaft es verräth, das ist bezeichnend, und wundern Sie sich nicht, Sie Un-glückseliger, wenn das Kapital, den Schlußsatz Ihres Artikelsparodirend, ausruft:„Nie sah unsere Zeit einen größeren Esel!"— Der Legationsrath Graf Hermann v. Arnim,!der sich zur Zeit in England aufhält und eine ihm wegenBismarckbeleidigung zucrkann.e vierwöchentliche Haft im Januarantreten wird, hat an seinen Vertheidiger, Rechtsanwalt Munckel,folgendes Schreiben gerichtet:„Geehrter Herr Rechtsanwalt! Auf Ihre gefällige Anfrage,ob ich die Nichtigkeitsbeschwerde bei dem Obertribunal gegen dasErkenntniß des Kammergerichts einzulegen beabsichtige, beehreich mich Ihnen ergebenst mitzutheilen, daß ich auf dieselbe ver-zichte. Ich habe die gewünschte Gelegenheit gefunden, von einerStelle aus, wo das freie Wort der Vertheidigung noch gilt,meinem über das gegen den Grafen Harry Arnim beobachteteVerfahren auf das Tiefste verletzten Rechtsgefühl Ausdruck zugeben und das Schweigen zu brechen, welches in seiner Ange-legenheit alle beobachten, vie auf den Reichskanzler Rücksichtnehmen, die dem Reichskanzler anhängen, die dem Reichskanzleranhängen möchten, wenn er es ihnen erlaubte— und es giebtWenige, die nicht einer dieser drei Kategorien angehören. Ichhabe die gewünschte Gelegenheit gefunden, auf die durch denMachtkultus herbeigeführten Mißstände und auf die Verwen-düngen jenes Welfenfonds in ihrer Schädlichkeit hinzuweisen undgewisse Dinge bei ihrem rechten Namen zu nennen. Ich habeder Pflicht gegen mein Gewissen genügt. Mein Interesse an derVermeidung einer bedeutungslosen, in einer vierwöchentlichenGefängnißstrafe bestehenden Unannehmlichkeit ist zu gering, umzur Beschreitung der dritten Instanz, von der ich wenig erwarte,mich bewogen zu fühlen. Es ist nicht meine Sache, und ich kannes Anderen� überlassen, darüber nachzudenken, in wie weit dieAutorität Schaden leidet, wenn Männer, die für ihre Ueber-zeugung eintreten und dabei in dem Ausdruck ihrer Ansichtenvielleicht fehl greifen, im Gefängniß den Verbrechern gleichgestelltwerden, wenn zwischen dem Dieb, der materielle Güter ent-wendet, und dem Manne, der die geistigen höchsten Güter derNation bewahren will, jeder Unterschied durch die Gefängniß-strafe verwischt wird. Sollte ich hoffen dürfen, daß meine Ver-urtheilung zu der Erkenntniß von der Nothwendigkeit einerAenderung unserer die Strafvollstreckung betreffenden Gesetzgebung auch nur um ein Geringes beitragen sollte, so gehe ichmit derselben Genugthuung in das Gefängniß, mit der ich aufdie Anklagebank hinabgestiegen bin, um Andere anzuklagen."Der Mann besitzt wenigstens Courage und eine gewisse Frei-sinnigkeit; und wenn er letztere auch erst durch seinen Prozeßerlangt hätte, so wäre derselbe für ihn von großem Bortheilgewesen. Daß dadurch, daß der Graf in's Gefängniß geht, dieStrafvollstreckung bei politischen Gefangenen zum Bessern ge-wendet wird, glauben wir kaum, aber der gute Wille ist bei demHerrn v. Arnim iminerhin anzuerkennen.— Dr. Rudolf Meyer, der frühere glühende VerehrerBismarck's, der im Austrage des Reichskanzlers mit dem Ge-Heimen Rath Wagener in Eisenach auf dem Kathedersozialisten-Congreß war, Hut zu den 9 Monaten Gefängniß, die ihm schonwegen Beleidigung des früher so hochverehrten Herrn Bismarckzud ktirt waren, noch wegen desselben Verbrechens 1 Jahr hin-zubekommen. Der Staatsanwalt sprach bei dem Kammergerichtden Wunsch aus, dies möge doch der letzte Bismarckbeleidigungs-Prozeß sein. Er wird sich irren.demokratie eine Gründung der flotten Jahre und deren Geschäfts-betrieb die Täuschung der Arbeiter ist, auf deren Kosten dieHerren Agitatoren ein angenehmes Leben führen, und in mirerkannte ich den Betrogenen! Am selbigen Tage noch faßte ichden Entschluß, zurück zu reisen, meine früheren Arbeitgeber, dieHerren Gebrüder H., um Verzeihung zu bitten, und mich derredlichen Arbeit wie früher wieder hinzugeben. Ich habe diesenEntschluß ausgeführt und schätze mich jetzt schon in der Hoffnungglücklich, bald wieder meine alte, drei Jahre lang verachteteThätigkeit aufnehmen zu können und dann meinen Friedenwieder zu erlangen. Ich habe den Erlebnissen während meinersozialdemokratischen Laufbahn nichts zugefügt und nichts weg-gelassen, was die volle Wahrheit beeinträchtigen könnte. Meinenlieben Mitarbeitern aber rufe ich am Schlüsse aus Erfahrungdie Worte des großen Franklin zu: Der ist ein Lügner undGiftmischer, der Euch sagt, daß Ihr auf andere Weise aufeinen grünen Zweig kommen könnt, als durch Fleiß,Ordnung und Sparsamkeit.Heinrich Neubert, Schlosser in Liebenstein."Wir haben den Namen der Firma, welche Herrn Neubertbeschäftigt, nur mit den Anfangsbuchstaben angedeutet. Aufunsere an dieselbe gerichtete Anfrage, ob der Inhalt des Briefes— soweit er die Firma angeht— der Wahrheit entspricht, ant-wartete dieselbe:„Liebenstein, 17. November 1877.Zur Erledigung Ihrer geehrten Zuschrift vom 15. d. Mts.senden wir Ihnen qu. Arttkel zurück mit dem Bemerken, daßwir diejenigen Stellen unterstrichen haben, jwelche uns angehenund der vollen Wahrheit entsprechen, wie denn überhaupt demArttkel nach unserer Ueberzeugung nur Wahrhett zu Grundeliegt."Soweit die Nottz. Ob Herr Neubert für den„Volksstaat"früher geschrieben hat oder nicht, das können wir nicht sagen.(Die Redaktion des„Volksstaat" erinnert sich keines Hrn. Neubert.)Aber das können wir sagen, daß wir nicht bedauern, wenn einarbeitsscheuer Mensch aus unserer Partei tritt; das könnenwir sagen, daß wir diesen„Herrn" Neubert, der seine Familieverlassen, der drei Jahre lang sich umhergetrieben hat, mit derausgesprochenen Absicht ohne- zu arbeiten, seine sozialistischenIdeale zu verwirklichen, unseren Herren Gegnern, Viktorchen undMehring, die beide heißhungrig über den Brief des Neubert her-gefallen find, von ganzem Herzen und von ganzer Seele gönnen.Daß das Heldenantlitz des deutschen Kaisers diesen Menschen— Antisozialistischer Spaß. Die nationalliberalen„Flens-burger Nachrichten", die sich im Allgemeinen sehr für die Sozia-listentödtungsoersuche der Herren Böhmert und Hirsch int-ressiren,lassen sich aus Rendsburg schreiben:..Der im hiesigen„Ar-beiterverein" gehaltene Bortrag des Wanderlehrers Hrn.Julius Keller aus Breslau über Borg-, Credit- und Spar-weien hat die zahlreichen Zuhörer außerordentlich befriedigt.Leider hatten sich von eigentlichen Arbeitern, welche densozialdemokratischen Redner nachgehen und aus dem Keller'schenBortrage Belehrung und Nutzen hätten ziehen können, keine ein-gefunden."— Die Anführungszeichen an den„Arbeiterverein"haben die„Flensburger Nachrichten" in richtiger Würdigungdesselben gemacht; die Gründer desselben werden die Anführungs-zeichen wohlfortgelassen haben und zwar in Hinsicht auf das Sprüch-wort:„Mit Speck fängt man Mäuse!" D och geht es mit dem Mäuse-fang nicht so recht mehr: die Arbeiter werden vernünftig undlassen sich von einem Wanderlehrer Keller, der sich auch Dr.schimpfen läßt, nicht mehr versimpeln. Wenn man nach denWahlen von einem Rückgang der Sozialdemokratie in Holsteinsprach, so geht aber aus obiger Notiz hervor, daß die Anti-Sozialdemokratie dennoch dort keinen Boden gewinnen kann.— In einer von der„Magdeb. Zeitung" abgedruckten Er-klärung des Herrn Wehrenpfennig heißt es, daß dieser ehe-malige Chef der Reptilien die Redaktion der..Sp ner'schen Zeitung" übernommen habe, als dieses Blatt im Besitze von Bres-lauer Kaufleuten war und daß die Eigenthümer das Ber-linrr Unternehmen fallen ließen, um in Breslau ein ähnlichesOrgan zu gründen. Bis jetzt war nur bekannt, daß BerlinerKaufleute und ein Leipziger Professor, Herr Birnbaum,hinter der„Spener'schen Zeitung", welche nach Wehrenpfennig'sAustritt von„unserm" Braun sanft zu Tode redigirt wurde,standen. Daß auch die Macher der„Schl. Pr." ihre Hand bei„Onkel Spener" im Spiele hatten, ist für die R:daktton der„Wahrheit" eine Neuigkeit, die auf manche dunkle Partie derGeschichte dieser interessanten Zeitung ein merkwürdiges Schlag-licht wirst.— Für uns ist die Betheiligung des Professor Birn-bäum an dieser Gründung zwar nicht neu, aber doch nochmalserwähnenswerth, weil man daraus die nahe Berwaudtschaft dieses„freisinnigen" Mannes mit dem früheren Reptilienvater undjetzigen Geheimen Rath ersieht.— Die„sächsische Fortschrittspartei" suchte sich bis-her im Gegensatz zu der preußischen Fortschrittspartei durchBetonung des demokratischen Prinzips einen wirklich freisinnigenAnstrich zu geben und es ist auch unzweifelhaft wahr, daß sichin der sächsischen Fortschrittspartei Männer befinden, an deren demo-kratischer Gesinnung wir nicht zweifeln können. Was werden nunaber letztere zu dem nicht bloß undemokratischen, sondern ge-radezu antidemokratischen Verhalten der fortschrittlichen Land-tagsabzeordneten in Betreff des Freytag'schen Antrags auf Ein-führung des allgemeinen gleichen und direkten Wahlrechts fürdie Landtagswahlen sagen? Diese Herren haben sich nämlichdahin geeinigt, den Antrag abzulehnen, und zu diesem Zwecksich mit den conservattven und tonstigen Reaktionären verbündet.Wir werden vielleicht gelegentlich einmal einen Blick hinter dieDresdener parlamentarischen Coulissen thun. Nur soviel seierwähnt, daß der Freytag'sche Antrag, derinzwischen einstimmigabgelehnt ist, sich als Prüfstein bewährt unv die Richtigkeit desSatzes von der„einen reaktionären Masse" in klassischer Weisebewiesen hat.— Eine sehr einfache Antwort. In der zu Frankfurta. M erscheinenden„Deutschen Reichspost"(Nr. 278 vom 21.November) erläßt ein Herr Prof. D. Meyer ck. ä. Hersfeld,19. November 1877 folgende„Anfrage":„Läßt sich denn so gar nichts thun gegen die unsägliche Ge-meinheit und Schamlosigkeit der Annoncen in den Beilagen zum„Kladderadatsch"? Sind wir so ganz ohnmächtig dieser srechenSyphilis gegenüber? Bismarck hat selbst gesagt, wer Culturge-schichte lernen wolle, möge nur die Beilagen zum..Kladdera-datsch" studiren. Gibt es denn keinen Weg, auf d m die mensch-lichen Gerichte diesen Schurken und Volksverführern beikommenkönnen? Freilich, dergleichen Gesindel hat es immer gegeben undwird es immer aeben, und„wer böse ist, sei immerhin böse,wer gemein ist, sei immerhin gemein", aber unsere Kinder, un-sere deutsche Jugend, will sich Niemand ihrer annehmen undjener heillosen Seelenverkäuferei zu wehren suchen? Es tretezum Liberalismus bekehrt hat, ist allerdings sehr rührend; esklingt fast wie ein„Wunder"— und so wollen wir es auch alsein Wunder gelten lassen. Der confuse Brief des Herrn Neubertmuß uns in solcher Ansicht lediglich bestärken.Da klingt es doch ganz anders in einem Briefe einesfrüheren Liberalen aus der Gegend von Altmühl, der eingrimmiger Gegner der Sozialdemokratie war, an seinenBruder gerichtet und im Original in der Redaktion unseres Nürn-berg-Fürther Parteiorgans einzusehen ist. Der Brief lautet:„Lieber Bruder! Für Deine Sendung von Büchern, Bro-schüren und des Soc.-Demokrat, sowie für Dein freundlichesAnerbieten, mich alle drei Wochen mit neuer Lektüre zu ver-sorgen, bin ich Dir um so dankbarer, als ich dabei die langenWinterabende auf eine angenehme und nutzbringende Weise zu-gleich hinbringen kann. Ich werde Dir die Sachen jedesmalpünktlich wieder zurückschicken, diesmal kann ich die„Neue Welt"pro 1876 noch nicht mitschicken, weil ich mit dem Lesen derselbennoch nicht fertig bin. Ebenso habe ich mir erlaubt, die mirüberschickten Lassalle'schen Schriften, insbesondere seine Schrift„Bastiat-Schulze-Delitzsch" oder„Kapital und Arbeit" zu be-halten, weil sie am geeignetsten sind, mich sattelfest für die sichereund geschickte Vertheidigung des Sozialismus gegenüber denEinwürfeu der Gegner zu machen.„Ich muß in der Tyat bekennen, daß ich niemals eine logi-schere und wissenschaftlichere Begründung des Fundaments, aufwelchem das ganze sozialistische System aufgebaut ist, und nie-mals auch eine so gründliche, so niederschmetternde Widerlegungjener seichten, verlogenen, mit dem Mantel einer falschen Arbeiter-freundlichkeit bedeckten„liberalen" Theorien der Bourgeois-Größeneines Schulze und solchen Gelichters gelesen habe.„Niemand, der gesunden Menschenverstandes und einesguten Willens ist, wird sich der zwingenden Beweiskraft derLassalle'schen Deduktionen, seiner haarscharfen, präzisen, mathe-matisch genauen Definition der Begriffs„Arbeit",„Kapital"-c.und der eisernen Consequenz der Schlüsse, die daraus gezogenwerden, verschließen können.„Ich muß gestehen, mich hat ein eigenthümliches Gefühl derBeschämung beschlichen bei der Leftüre dieser Schriften, der Be-schämung darüber, daß ich die Lug- und Trugschlüsse jener fal-schen Propheten, jener„Gartenlaube- Größen", die dem deutschenBolk so lange als die Verkünder einer gesunden volkswirthschaft-lichen Doktrin, als die Urheber und alleinigen Träger wahrhastVolks- und arbeiterfteundlicher Bestrebungen in allen Journalen