Menschen einen wahren, einen Fortschrittsmenschen zu erziehen. Auf keinem leichteren, weniger rauhen Wege konnte der Mensch werden, was er geworden ist, d. h. was die Menschheit geworden ist und ersichtlich noch werden will. Der ethische Grundtrieb ist also wesentlich Machttrieb. Er wird wahrhaft sittlich erst durch die Wissenschaft und das eigne Denken. Er ist von den ethischen Trieben aller Thiere erst dann schlechthin verschieden und eine ganz neue Erscheinung in der Natur, wenn er Wahrheitstrieb wird, d. h. Liebe zur Erkenntniß und Treue gegen die selbsterkannte Wahrheit und Bestimmung des Menschen, also wenn er zur Religion der Menschlichkeit wird, wenn er strebt, die ganze Menschheit zu einem Kunstwerk und jeden einzelnen Menschen zum Künstler zu erziehen, welcher sich sekbst beherrscht und die Gesellschaft mitbeherrscht. Borher bleibt der Mensch auch auf seiner höchsten Entwicklungsstufe einseitig und ein Thier, das Mensch werden möchte, aber nicht kann. Vorher ist Recht nur vorhanden, soweit die Macht vor- Händen ist, es gegen andre Menschen zu erzwingen; erst in der Gesellschaft der Zukunft kann der Machttrieb ausschließlich gegen die Natur gekehrt, und unter den Menschen alle Herrschaft un- möglich werden. Erst in dieser zukünftigen Gesellschaft versöhnt sich der Selbsterhaltungstrieb mit dem Arterhaltungs- triebe, weil Jeder für Alle lebt, und Alle für Jeden. Alle Religion, alles Recht, ja selbst alle Kunst und mit ihnen die Nationen, welche diese Mächte vertreten sinken solange immer wieder von ihrem reinsten und höchsten Aufschwünge in Aus- artung und Untergang zurück, als das feste Äugenmerk nicht allgemein dahin gerichtet wird, die Wissenschaft und das eigne Denken zum Gemeingut Aller zu machen, mit anderen Worten die Naturbeherrschung anstatt der Menschenbeherrschung Allen zuaänalich zu machen. "Ties denn ,st der Ursprung aller ethischen Gebilde. Wir erknrnen jetzt, daß dieselben nicht aus Gefühlen erklärt werden können, ausgenommen in ihren ersten thierischen Anfängen, weil sie thierisch bleiben, soweit sie nicht auf Wissen und Denken be- gründet find. Die Gefühle haben in sich selbst keinen Maßstab und keine Richtschnur, weil sie Naturerzeugnisse sind, durch Er- kenntniß unvermittelt. Die Natur beherrscht sie; der Mensch kann seine eignen Gefühle nicht beherrschen ohne vermitteltes Wissen und eignes Denken. Wohl gelingt es dem Künstler schon aus frühen Stufen, sich so lebhaft in sie hineinzuversetzen, daß er sie für andre Hörer und Schauer in ergreifender, das Gefühl in ihnen veredelnden Gestalten wirksam machen kann. So wird denn die Kunst schon früh ein Culwrmittel wichtigster Art. Allein sie würde nie ausarten können wie sie es doch so oft thut wenn ihre Quelle, die Gefühle sich selbst beherrschen könnten, so daß sie zur Naturbeherrschung Äller führten. Als Hauptgewinn dieser Untersuchung haben wir festzuhalten, daß alle ethischen Gebilde dem gesellschaftlichen Zusammenleben dc Menschen entspringen und mit der naturbeherrschenden Macht der Menschheit sich vervollkommnen; endlich daß es keine wahre Sittlichkeit, Kunst, Religion und Rechtsentwicklung geben kann ohne Bermenschlichung ganzer Völker durch Wissen und Denken Sozialpolitische Uebersicht. Der Waffenstillstand nebst den Friedensprälimr narien ist, wie nun feststeht, am 31. Januar in Ädrianope� abgeschlossen worden. Die Feindseligkeiten von russischer und von türkischer Seite sind bereits eingestellt. Ueber die Friedens- und Waffenstillstandsbedingungen ist so gut wie nichts bekannt: wir wissen blas, daß die Türken ihre Donaufestungen und Erzerum zu räumen haben. Im Uebrigen ist Alles m Dunkel gehüllt. Durch den Eintritt Griechenlands   in die Aktion, sowie durch die Eroberungslust des serbischen Fürsten  , der durchaus ein großes Land haben will, wird die ohnehin verwickelte Lage noch mehr verwickelt. Ein Griff an die russische Hundspeitsche würde zwar diese zwei Kläffer sofort zur Ruhe bringen, allein es fragt sich sehr, ob' Rußland   derselben schon entbehren kann. Es hat, trotz des ihm vom Fürsten Bismarck gewordenen Beistands, aus Ein Stück preußischer Culturgeschichte. Von einem Maurer geht demPionier", Centralorgan der Gewerkschaften Deutschlanvs, nachstehender die Rechtlosigkeit des Arbeiters im heutigen Staate kennzeichnender Bericht zu: Im November 1876 wurde der Neubau in Rastenburg   in Ostpreußen  , wobei ich beschäftigt war, wegen ungünstiger Wit- terung eingestellt, und beschloß ich nebst einem Collegen, nach Kiel   zu wandern, um bei dem Neubau des großen kaiserlichen T cks daselbst Arbeit zu suchen. Da unsere Kasse jedoch in Folge der geringen Nachfrage nach Arbeitskräften, sowie des übergroßen Angebots derselben, wodurch die Löbne sehr gedrückt wurden, auch mehrwöchentliche Arbeitslosigkeit während des Sommers eingetreten war, verhältnißmäßig wenig Reisegeld enthielt, so trösteten wir uns mit der Hoffnung, daß wir vielleicht, noch bevor wir Kiel   erreichten, unsere Reise weiter fortsetzen zu kön- nen. Diese Hoffnung ging jedoch leider nicht in Erfüllung, so sehr wir uns auch um Arbeit bemühten, und trotz aller Ein- schränkung war unsere Kasse eines Tages plötzlich geleert, bevor Wir unser Reiseziel erreicht hatten. Wir befanden uns also hilf- los am Rande des Abgrundes, in den die gesellschaftlichen Ver- Hältnisse uns mit Allgewalt hinabstürzten. Gewaltsam unter- drückten wir den Hunger, weil uns die Scham von dem Bitten um Almosen abhielt, jedoch konnten wir nicht umhin, in einem Bauernhause, unseres brennenden Durstes halber, um einen Trunk anzusprechen. Wir traten in das Haus. Ich klopfte schüchtern an die Swbenthüre, und auf dasHerein!" einer weiblichen Stimme öffnete ich dieselbe zur Hälfte.Sie werden gütigst entschuldigen", sagte ichwir sind zwei".Treten Sie nur näher!"" ertönte hinter der Thüre eine männliche Stimme.Was wünschen Sie?"" Wir traten in die Stube und erblickten an einem Tisch- den Hofbesitzer und den Gens- darm. Letzterer erhob sich sofort und verlangte nach unseren Papieren. Nach vollendeter Durchsicht derselben sagte er:Sie Hab m gebettelt!" Ich bestritt diese Behauptung und sagte, wir hätten nur um einen Trunk bitten wollen, da wir einen starken Durst verspürten.Haben Sie Reisegeld?" Wir mußten dies- Frage verneinen und erklärten, daß unser Reisegeld vor Kurzem zu Ende gegangen sei.Kenne das!" sagte der Gensdarm.Sie haben gebettelt und sind Arrestanten!" Er schickte sofort nach der Dorfpolizei, und nachdem uns unsere Reisestöcke und Bündel abgenommen waren, wurden wir nach dem nahen Städtchen Cammin(in Pommern) transpor- tirt. Hier wurden wir dem Gesängniß überliefert. Andern Tags kamen wir zum Verhör. Der Untersuchungsrichter erklärte, daß er unserer Aussage sowie der Behauptung, wir seien noch nie bestraft gewesen, keinen Glauben beimessen könne und daß er deshalb erst an unsere heimathliche Ortsbehördc schreiben müsse, um genau zu erfahren, wie es mit unserer Vergangen- heit aussehe. Bis zur Ankunft der betreffenden Antwort sollten Drängen Oestreichs und Englands darein willigen müssen, den Friedensvertrag einer europäischen   Conferenz zu unterbreiten, und befindet sich nun in der eigentümlichen Situation, daß Alles, was in d:n letzten zwei Monaten militärisch errungen wurde, nun diplomatisch in Frage gestellt ist. AlsVäterchen" am 2. ds. in Petersburg   seinen Offizieren den Abschluß des Waffenstillstandes anzeigte, hielt er es deshalb auch für nöthig, etwa allzu überschwänglichen Friedenshoffnungen einen Dämpfer aufzusetzen, indem er hinzufügte:Aber es ist dies noch nicht das Ende. Wir müssen uns in Bereit- schaft halten, bis wir einen dauerhaften und Rußlands   wur- digen Frieden erreicht haben, wozu uns Gott helfen möge." Wo dieKnute  " und dieKrupps" sind, darf neben dem Wuttki" natürlich auch der Gott nicht fehlen. In England wird nach wie vor stark gerüstet; ein letzter Versuch Bismarck's, die Conferenz zu vereiteln und den Se- paratfrieden zu ermöglichen, ist an der Entschiedenheit der österreichischen   und der englischen   Regierung gescheitert. Daß unter solchen Umständen an einen gedeihlichen und ehr- lichen Frieden wenn es überhaupt zum Frieden kommt nicht zu denken ist, liegt auf der Hand. Zur deutschen Neutralität. DasHannoversche Tageblatt" theilt Folgendes mit: Major Graf Wedell. Dieser hervorragende Offizier, der bis 1866 im Königl. Hannov. Kronprinz-Dragoner-Regimente diente und seither dem großen Generalstabe angehörte, ist mit Erlaubniß der russischen Regierung den Operationen auf dem Kriegsschauplätze gefolgt. Bor Kurzem nach Berlin   zurückge- kehrt, ward er in längerer Audienz vom Kaiser empfangen, dem er eingehende Berichte über seine Erlebnisse erstattet haben dürste. Graf Wedell, der sich mit dem Hauptmann v. Billaume, gleich- falls vom großen Generalstabe nach erfolgter Kriegserklärung in das russische Hauptquartier begab, wurde zuerst dem General v. Krüdener, Commandeur des IX. Corps, attachirt, mit welchem er die Schlacht und Eroberung von Nikopoli  , sowie die ganze Belagerung von Plewna mitmachte. Er war zeitweilig auch am Schipkapasse. Graf Wedell, der mit hohen russischen und rumä- nischen Orden dekorirt wurde, hatte wiederholt Gelegen- heit, sich hervorzuthun. Er ist vor Kurzem zum Militär- Bevollmächtigten bei der Kaiserlichen Botschaft in Wien   ernannt worden." Wir haben es herrlich weit gebracht! Im Jahre 1803 bestanden in Preußen 12 Jnfanteneregimenter ausschließ- lich des Garderegiments und ein paar Garde- und Jägerba- taillone. Gegenwärtig haben wir in Preußen ohne die einver- leibten deutschen   Contingentstruppen 88 Infanterie- und 9 Garde- regimenter und 13 Jäger- und Schützenbataillone. Drastischer aber noch ist der Vergleich, wenn man feststellt, daß Preußen gerade so viele Armeecorps besitzt, als es im Jahre 1808 Jnfantericregimenter hatte. Sticht wahr? Herrlich weit haben wir es gebracht! Der Legationsrath Graf Hermann v. Arnim, welcher wegen Bismarckbeleidigung vier Wochen Gesängniß er- halten, hat die Haft in Prenzlau  , wo derselbe sein Domizil besitzt, angetreten. Daß Graf Arnim seine Strafe nicht in Berlin  , wo er verurtheilt wurde,absitzt", ist durchaus nicht auffällig, wie verschiedene Zeitungen andeuten, da bei ähnlichen Anlässen Verurtheilte der verschiedensten Parteien, auch Sozia- listen, es selbstverständlich vorziehen, in ihrer Heimath die Strafe zuverbüßen". In einem liberalen schleswigschen Blatte lesen wir folgende interessante Correspondenz: Die beabsichtigte Tabakssteuer ist so recht darnach ange- than, der Sozialdemokratie in die Hände zu arbeiten, eine Steuer, die so wie die meisten aller indirekten Steuern hauptsächlich den kleinen Mann trifft. An die bis jetzt bestehenden indirekten Steuern sind wir gewöhnt, selbst die hohe Salzsteuer ift nichl wir in Untersuchung bleiben. Während dieser Zeit wurden wir nun auf dem Arbeitssaal, in Gemeinschaft mit Leuten, die zum Theil das Zuchthaus schon zu wiederholten Malen frequentirt hatten, oder mindestens Zuchthauscandidaten waren, mit Hand- arbeit beschäftigt. Diewohllöbliche" heimische Ortsbehörde hatte wahrscheinlich wichtige andere Sachen zu thun, als daß sie um solcher Sache halber sich hätte überstürzen sollen, und so blieben wir denn drei Wochen in Untersuchung. Endlich er- hielten wir Termin. Der Bürgermeister des Städtchens, ein kleiner, dünner, bis an den Hals zugeknöpfterliberaler" Herr, fungirte als Polizeianwalt, und der Mann, von dem unsere nächste Zukunft abhängen sollte, war der Kreisrichter H. Der Letztere eröffnete uns nun, daß er wisse, wir hätten noch keine Strafe erlitten, demungeachtet seien wir aber dennochLand- streicher und Vagabonden", da wir kein Reisegeld besäßen und auch nicht nachweisen könnten, daß wir uns während der Zeit nach Entlassung aus der Arbeit um solche bekümmert hätten. Einen Vertheidiger hatten wir nicht; unsere eigene Verthei- digung wurde kaum gestattet» und derliberale" Herr Bürger- meister stellte den Antrag, uns beide Jnkulpatenwegen Baga- bondage und Landstreichens zu sechs Wochen Gesängniß", sowie Ueberweisung zur Landespolizei� zu verurtheilen, wel- chem Antrage der Herr Kreisrichter in seinem Urtheil auch nach- kam. Drei Wochen waren wir in Untersuchungshaft gewesen, sechs Wochen Strafe dazu, machte neun Wochen Gesängniß. Nun kam dieUeberweisung zur Landespolizei"! Wir waren uns Anfangs nicht klar darüber, was das Wort zu bedeuten hatte, jedoch wir sollten seine, für uns schreckliche Bedeutung bald zur Genüge erfahren. Nach Verbüßung unserer Gefängmß- strafe wurden wir von Cammin nach Uck ermünde transportcrt, woselbst sich ein Correktionshaus befindet, in welches wir abge- liefert wurden. Alle Rücksichten, die selbst noch im Gesängniß wenigstens die unteren Beamten auf unsere Menschenwürde nah- men, hatten hier ein Ende gefunden. Wir wurden von unserem Empfange an sofort von jedem Beamten mitDu" angeredet, wurden kahl geschoren und rasirt, gewogen wie eine Waare und erhieltender Ordnung gemäß" Jeder eine Nummer(die mei- nige war 73). Wir mußten nun, wie die Uebrigen, die schwer- sten und niedrigsten Arbeiten im Hauie,. im Felde und aus den Ziegeleien verrichten; bei schlechter Kost und in zu geringen Rationen verabreicht, zehn bis zwölf Stunden täglich arbeiten. Der Lebensunterhalt wird in derAnstalt" mit 40 Pfennigen pro Kopf und Tag berechnet. Fleisch wird hier während des Jahres nur viermal verabreicht: zu Weihnachten, Ostern. Pfing- sten und Königs Geburtstag. Uns war diese schreckliche Lage um so drückender, als wir nicht wußten, wie lange wir gezwungen sein würden, hier Dienste verrichten zu müssen. Unter den De- tinirten(über 300 an der Zahl) waren alle Altersklassen vom neunzehnten Lebensjahre an bis zum Greisenalter vertreten. so drückend zu nennen, indem der Verbrauch darin in einer gewöhnlichen Familie in der Woche sich etwa nur auf 10 bis 15 Pf. beläuft. Anders ist es aber mit der bescheidenen Pfeift Tabak, die der Arbeiter sich Abends, nach vollbrachter schwerer Tagesarbeit, zu seiner Erholung gönnt. Wer seine Cigarre zu 100 200 M. und darüber pr. 1000 Stück, seinen Tabak zu 3 6 M. und darüber raucht, wird diese Steuererhöhung nicht spüren, die Steuer versteckt sich so in den Preis, daß der Com sument gar nicht darum gewahr wird; wenn aber dem kleineu Mann, welcher sein Pfund Tabak für 40-60 Pf. raucht, solches um ca. 50 Pf., sein Dutzend Cigarren um 56 Pf. vertheuert wird, so ist dies demselben gegenüber ein himmelschreiendes Un- recht. Der Reiche steuert für den Genuß des Rauchens nur etwa 46 Prozent, während der Arme 100 und mehr Prozent fük seinen bescheidenen Genuß, den er sich durch den Petum, de« er nur begehrt, b-reitet, steuern muß. Der Tabak ist kein Luxus» artikel mehr, sondern durch die langjährige Gewohnheit so zu sagen ein Lebensbedürfniß für den Mann geworden; wenn aber aber das deutsche Reich absolut Geld gebraucht, so giebt es Luxus- gegenstände der Reichen genug, die besteuert werden könne«, wobei ich nur auf Champagner, Madeira, Portwein, ändert Weine, Cognac, Rum, Liqueure:c. aufmerksam mache. Will mal dann dem kleinen Mann auch zugleich eine Steuer auferlege«, so besteuere man den Branntwein, meinetwegen so hoch, daß jeder kleine Schnaps 20 Pf. kostet, dies schadet Niemand, würde dagegen die Trunksucht bedeutend vermindern." Mit den Aeußerungen, die sich direkt auf die Besteuerung des Tabaks beziehen, sind wir völlig einverstanden. Was aber das liberale Blatt in Bezug auf die Salzsteuer sagt, ist geradez« unvernünftig. Nur 1015 Pfennige wöchentlich! Wir erhalte« dann immer noch für die arme Arbeiterfamilie jährlich eine Ausgabe von 5 Mark 40 Pf. bis 8 Mark 10 Pf., und zwar ist dieselbe gelegt auf das noth wendigste Lebensmittel, ganz ab- gesehen davon, daß der Correspondent das Salz nicht mitrechnet, welches sich schon in verschiedenen Lebensmitteln(Brod, Wurst zc. ic.) befindet. Ebenso unvernünftig ist es, den Schnaps i» solcher Höhe besteuern zu wollen; die Steuer würde keinen Er­trag liefern, und mancher Arbeiter, der in Sturm und Wetter, wie die Seeleute, Schiffszimmerer, Zimmerer, Landarbeiter, tagelang sich befindet, sieht in einem Schluck Schnaps ein noth- wendiges Mittel, um sich arbeitsfähig zu erhalten. DU meisten Menschen, die in Steuerprojektenmachen", kümmer« sich wenig um die thatsächlichen Verhältnisse und noch weniger um das arbeitende Volk. Bismarck   zu Liebe würden sie letzter«! die Haut vom Leibe ziehen. Ein Hastpflichtprozeß, der schon in der Vorinstaitj Sensation erregte, gelangte kürzlich vor dem ersten Civilsen» des Obertribunals zur Verhandlung und endgültigen Entschei- dung. In dem gedachten Artikel wird nämlich der EigenthümS von Pferden oder der, in dessen Verwendung sie sich befinde», regreß flichtig gemacht für den Schaden, der aus einer aktive« Thätigkeit derselben für Andere entspringt. Bei dem Omnibus» Institut in Elberfeld  , das Ende 1873 aufgelöst wurde und desse« ganzer Bestand incl. des Personals von der Chailottenburgel Pferdebahn-Gesellschaft übernommen worden ist, war der frühert Wachtmeister bei den Kürassieren, Walter, wegen seiner außer- ordentlichen Pferdekenntniß als Stallmeister angestellt. Im Ja» nuar 1874 war unter den Pferden der Gesellschaft die Rot» krankheit ausgebrochen; bei der Untersuchung der Pferde durch den Thierarzt Grosse in Barmen war auf dessen ausdrückliche Verlangen Walter zugezogen; das eine der Pferde nieste u«" bespritzte sowohl den Große als den Walter mit der giftige« Substanz. Letzterer erkrankte in Folge dessen und verstarb« 7. April 1874 an Blutvergiftung. Der Thierarzt war glücklich davongekommen. Auf die nun von der Wittwe und dem Bor- mund der unerzogenen Walter'schen Kinder gegen die Pferde» bahngesellschaft auf Alimentation angestrengte Klage erkannte das Berliner   Stadtgericht auf Abweisung, weil vorliegend kei� akcive, sondern eine rein zufällige Thätigkeit des Pferdes zu del Krankheit und dem Tode des Walter Veranlassung gegeben Qof, Das größte Contingent dieser Unglücklichen stellte sich aus solche« Handwerkern zusammen, deren Erwerbszweig schon seit längerck Jahren brach liegt, wie Weber, Schmiede, Schlosser u. s. w.-v Uckermünde ist ein Städtchen, dessen hervorragendster Jndustrii zweig in der Fabrikation von Ziegeln besteht, weshalb die me« sten Arbeiter des Orts und der Umgegend ihren Erwerb a» den dortigen zahlreichen Ziegeleien zu suchen genöthigt sind Die Ziegeleibesitzer requirirten nun mit Vorliebe aus derA«' stall" so viel Arbeitskräfte, wie sie nur irgend erhalten konnte«- Diese waren billig(pro Kopf dreizehn Groschen täglich) u«° fügsam, da die geringste Widersetzlichkeit schwere Strafe nach si« zieht. Diefreien' Arbeiter, in den meisten Fällen Familie«» väter, mußten nun froh sein, für den Hungerlohn von siebzeh« Groschen pro Tag arbeiten zu können und bei der geringste« Aeußerung von Unzufriedenheit setzte man ihnen den Stuhl vo« die Thür, mit dem Bemerken, daß man aus der Anstalt d« Leute billiger haben könne. Indem ich die verschiedenen Behandlungen, welchen dieft Gefangenen ausgesetzt find, übergehe, bemerke ich nur noch, daß Individuen, welche sich der wetteren Berbüßung ihrer Strafe durch die Flucht zu entziehen gesucht hatten, außer durch Deten- tion, noch durch Anlegen eiserner Ringe um die Fußgelenke, nw welchen sie, nach Abbüßung von vierzehn Tagen Dunkelarrest bei Wasser und Brod, ihre bisherige Arbeit wieder aufnehme« mußten, bestraft wurden. Bei einem dieser so bedachten De» linquenten trat in den Beinen die Wassersucht auf. Er wurde auf die Krankenstation gebracht. Hier gerieth der Kranke i« Tobsucht und starb. Sonntags wurden wir natürlich zur Kirl? commandirt, wo der Priester uns etwas vonchristlicher Liebe und Demuth" vorpredigte. Endlich, nach abermaligem Verlauf von 11 langen Woche« kam von der Regierung zu Stettin   der Bescheid, daß wir, tue« noch nicht bestraft, mit dem niedrigsten Strafmaß von 3 M naten bedacht worden seien. Das höchste Strafmaß betrag' 2 Jahre. Nach Ablauf von noch 14 Tagen, zu welchem Zem punkt wir der Freiheit wiedergegeben wurden, hatten wir aw 9 Wochen G-fängniß und 3 Monate Detention abgebüßt, u«° das Alles wegen der versuchten Bitte um einen Trunk. M«« zahlte uns unfernUeberverdienst" im Betrage von 4 öM««1 und überließ uns unserm ferneren Schicksal. J Der Frühling war verflossen, Arbeit konnten wir in d««' Städtchen nicht erhalten und mit Mühe und Roth um nick wieder einem der vielen Bensdarmen in die H ände zu fallen langten wir endlich in Kiel   an, um den Rest des Sommers I viel wie möglich auszunützen. B. G." Ein moderner Krösus. Der Jahresbericht pro 1877 die Fabriken der Firma Fr. Krupp in Essen   enthält folgende DoMst Die Zahl der Arbeiter der Gußstahlfabrik ist 859». Es arbeiten«. selbst 293 Dampflessel und ebenso viel Dampfmasch inen mit zusaniw�