das Kammergericht jedoch erkannte abändernd auf Vernrtheilungder Verklagten zur Alimentation, deren Höhe in einem beson-deren Verfahren festgesetzt werden sollte, indem es annahm, daßdas Niesen des Pferdes kein? zufällige, sondern eine durch dieKrankheit bedingte Handlung gewesen ist. Die Verklagte legtedie Revision ein, und der höchste Gerichtshof gab derselben unterWiederherstellung des ersten Erkenntnisses statt.— Ein andererHaftpflichtprozeß wurde vor einigen Tagen beim Kreisge-!richt zu Gera nach vierjähriger Dauer zu Gunsten eines Ar-besters entschieden. Der Arbeiter Götze nämlich aus Debschwitzgewann den Prozeß, der alle Instanzen, das Appellgericht Eise-nach, wie das Reichsoberhandelsgericht in Leipzig passirt hat.Beklagter ist verurtheilt, dem Kläger, der drei Finger einbüßte,außer der Nachzahlung des früheren Lohnes eine lebenslänglicheRente von 7 Mark wöchentlich zu zahlen, falls sich ihr Arbeiter-verhältniß löst. Es repräsentirt dies, zu 5 pCt. gerechnet, einKapital von über 7000 Mark.— Vier Jahre lang aber hatder Arbeiter keine» oder nur geringen Verdienst gehabt und istdadurch seine Gesundheit noch nebenbei ferner geschädigt worden.Die Möglichkeit, daß der Prozeß vier Jahre dauern konnte, istschon ein Beweis von der Unzulänglichkeit des Gesetzes unddrängt auf die Abänderung desselben hin.— In Veranlassung des Sieges der Sozialisten bei derBraunschweiger Stadtverordnetenwahl macht die„Mag-deburgische Zeitung" in einer Braunschweiger Correspondenz einhöchst eigentümliches Zugeständniß. Es heißt nämlich daselbst:„Das ist eben das Unglück in unserem öffentlichen Leben, daßdas Cliquenwesen zu sehr ausgebildet ist, daß jede Clique immernach der Herrschaft strebt und daß das Privatinteresse immeroben schwimmt."— Gewiß ist das ein Unglück, und dieses Un-:glück will der Sozialismus, der das gemeinsame Interesse weckt,von den Menschen abnehmen. Und deshalb ist der Sozia->lismus in den Augen der heute herrschenden Parteien cultur-feindlich.— Eine Warnung. Der„Neuen Glashütte", Organ derGlasarbeiter, entnehmen wir, daß die Firma Mitscherling undComp, in Moritzdorf den Betrieb eingestellt hat, wodurchmehrere Arbeiter um ihren verdienten Lohn gekommen sind;einer derselben hat noch gegen Mk. 300 zu fordern. Die Ar-better glaubten ihr momentan überschüssiges Geld beim HerrnPrinzipal am besten aufgehoben— jetzt sind sie zu ihremSchaden eines Besseren belehrt. Da derartige Fälle sehr häufigsind, so benutzen wir diese Gelegenheit, darauf aufmerksam zumachen, daß Fabrikanten, welch; sich erbieten, den Lohn ihrerArbeiter„aufzuheben"(mit oder ohne Verzinsung) erfahrungs-mäßig der Regel nach schlecht stehen und vom Bankrot bedrohtsind. Je günstiger die von dem„Meister" gebotenen Be-dingungen find, desto berechtigter ist das Mißtrauen.— Unsere Notiz betr. die„Liebesepisode aus demLeben Ferdinand Lassalle's" hat nicht verfehlt, Staub auf-zuwirbeln. Wir halten es für überflüssig, uns in eine Dis-kussion einzulassen, nachdem wir Herrn Brock haus aufgeforderthaben, die Originale der angeblichen Briefe Lassalle'szu produziren. Kann Hr. Brockhaus dies nicht thun, gut— sohaben wir recht und„die Liebesepisode" ist eine Fälschung.Also her mit den Originalen— oder—!r rr-" � Januar in Sachen der„Neuen Welt" er-lassene Urtheil des Berliner Stadtgerichts lautet:Im Namen des Königs!Deputation VII. für Vergehen.Litt. R. No. 73 de 1877In der Untersuchungssache wider den Kaufmann Rackow hatdas Königliche Stadtgericht zu Berlin, Abtheilung für Unter-suchungs-Sachen, Deputation VII. für Vergehen in jeiner öffent-lichen Sitzung vom 3. Januar 1878, an welcher Theil genom-men haben:Reich, Stadtgerichts-Direktor, als Vorsitzender,v. Ossowski, Stadtgerichts-Rath, als Beisitzer,v. Makomaski,„„der mündlichen Verhandlung gemäß für Recht erkannt:daß der Angeklagte Kaufmann Heinrich Rackow von der gegenihn wegen Preßvergehens und Preßübertretung erhobenen Anklage unter Außeransatzlassung der Kosten freizusprechen.Bon Rechts Wegen.Gründe.Seit mehreren Jahren erscheint hier in Berlin im Verlageder Allgemeinen deutschen Associations-Buchdruckerei Hierselbsteine täglich mit Ausnahme des Montags herauskommende Zei-tung unter dem Namen„Berliner Freie Presse."Der Angeklagte Kaufmann Rackow, am 11. Februar 1811 inHamburg geboren mittels Erkenntniß des Amtsgerichts zu Al-tona vom 21. Mai 1871 wegen Zuwiderhandelns gegen dasVereinsgesetz zu 10 Thalern Geldstrafe rechtskräftig verurtheilt,ist Vorsteher der Allgemeinen deutschen Associations-Buchdruckerei.Seit dem 1. Januar 1876 brachte die„Berliner Freie Presse"als Gratisbeilage für jeden ihrer Abonnenten ein Exemplar derunter der selbständigen mit der Expedition der Berliner FreienPresse in keiner Beziehung stehenden Redaktion von BrunoGeiser, Verlag der Genossenschaftsbuchdruckerei in Leipzig, da-selbst erscheinendenJllustrirten Unterhaltungsblattes„Di? Neue Welt"und seitdem enthielt die Berliner Freie Presse oben am Kopfdie Bemerkung:„Hierzu Beilage und Neue Welt",und in der Ankündigung hieß es:„Die Berliner Freie Presse erscheint täglich, Morgens,mit Ausnahme des Montags; Sonntags mit der illustrirtenGratis- Beilage„Die Neue Welt".Zugleich wurde nun mit der Berliner Freien Presse auchdie„Neue Welt" dem Königlichen Polizei-Präsidium Hierselbstbeim Beginn der Verausgabung eingereicht. Die mit der Ber-liner Freien Presse hier verausgabten Exemplare der NeuenWelt enthiesten oben am Kopf den Vermerk:„Sonntags-Gratisbeilage der Berliner Freien Presse.—Extra-Abonnement 1 Mark 20 Pfg. pro Quartal."Bei der Einreichung des Pflicht-Exemplars der Nummer 251der Berliner Freien Presse vom Sonntag den 1. November pr.unterblieb aber die Einreichung eines Exemplares der NeuenWelt an das Polizei-Präsidium und die Berliner Freie Presseenthielt nun statt des bisherigen Vermerks in der Ankündigungdie Mittheilung:„Sonntags bringen wir unseren Abonnenten unentgeltlichdas in Leipzig erscheinende von Bruno Geiser redigirteillustrirte Unterhaltungsblatt„Die Neue Welt".Seitdem ist auch dem Königlichen Polizei-Präsidium einPflichtexemplar der Neuen Welt nicht mehr überreicht.Diese erschien zu Leipzig als ein selbstständiges Blatt unddie Berliner Freie Presse erhielt ihren Bedarf an Exemplarenderselben nur auf Grund eines contractlichen Abkommens mitder Genosscnschafts-Buchdruckerei in Leipzig.Diese Thatsachen stehen auf Grund der Anklage, resp. nachdem Anerkenntnisse des Angeklagten und den beigebrachten Exem-plaren der erwähnten Druckschriften fest und die Anklage be-hauptet nun, daß der Angeklagte den Redakteur der Neuen Weltzum Mitredakteur der Berliner Freien Presse für die derselbenbeigegebenen Exemplare der Neuen Welt hätte bestellen sollenund d e unterlassene Erfüllung dieser Verpflichtung bei der den-noch erfolgten Verbreitung der„Neuen Welt" die falsche Be-nennung eines Redakteurs involvire, der Angeklagte auch eineUebertretung dadurch begangen habe, daß er am 1. Novemberpr. die Einreichung eines Pflichtexemplars der„Neuen Welt"unterließ. Die Anklage stützt sich auf einen Beschluß des Kö-niglichen Ober-Tribunals vom 7. September pr. in der Unter-suchungssache wider den Schriftsteller Liebknecht, aber da die inLeipzig herauskommende„Neue Welt" ein selbstständiges für sich11,000 Pserdekrästen und 77 Dampfhämmern von 2 bis 1000 Strr.Es können in 21 Stunden produzirt werden: Eisenbahnschienen � fut2'/» Meilen, Radreifen. Achsen, Räder, Federn im Verhältnisse, dazu1500 diverse Granaten; in einem Monat werden jertig ilanoiunverschiedenen Kalibers. Seit 1817 sind 15,000 Kanonen gefertigtworden. Kohlen und Koaks werden täglich 36,00l) Ctnr. verbraucht.An Gasflammen brennen 21,000. Eine ca. 60 Kilometer lange Egen-bahn mit 21 Lokomotiven und 700 Wagen vermitteln den Berkehr.11 Tel-graph-nstativnen sind im Etablissement. Die Feuerwehr hat8 Spritzen. Ein neuer Schießplatz von 18 Kilometer Länge wird ebenbei Meppen ,n.Hannover eingerichtet. In den Bergwerken der Firmaarbeiten 5300 Arbeiter aus Kohlen und Erz. Die Gruben in Nord-fpanien liesern jährlich 1 Will. Ctr. Eisenerz, die mit 5 eigenenDampfern beigeschasst werden. Die Hüttenwerke der Fabrik beschästigen700 Arbeiter. In den 3277 Arbeilerwohnungen der Firma wohnen16,200 Menschen.— Ein frecher Patron. Die„Magdeburger Zeitung" schreibtunter der Rubrik„Aus der Provinz":„Buckau, I.Februar. Die Frechheit und Unverschämtheit dersogenannten Handwerksburschen charakterisirt so recht folgender Bor-fall. Ein ehemaliger Müller und Bäckermeister aus Chemnitz, etwa38 Jahre alt und em wahrer Hüne von Gestalt, 5 Fuß 11'/, Zollgroß und ca. 2>/, Ctnr. schwer, kam gestern zum Zwecke des Bettelnsvon Magdeburg nach hier. Nachdem er fünf Häuser der SchönebeckerStraße vergeblich„abgeklopft" hatte und überall abgewiesen wordenwar, stellte er sich aus der Straße auf und raisonnirte über die Un-artigkeit der Leute, was sie wohl dächten, wovon er denn eigentlichleben sollte, wenn sie ihm nichts geben wollten. Dem Polizeibeamtenanvvortete er:„Sie haben gar nischt zu sagen, ich muß was kriegenwovon soll ich sonst leben!" Es mußte schließlich zu seine�rhastung geschritten werden;"'""bestehendes Blatt war, so konnten die von dem Verleger derBerliner Freien Presse erworbenen Exemplare der„Neuen Welt"nicht durch die bloße gemeinschaftliche Berausgabung mit Exem-plaren der Berliner Freien Presse und deren Ankündigung zuBeilagen dieser Zeitung im Sinne des Gesetzes, d. h. zu orga-nisch mit dem Hanptblatte verbundenen integrirenden Theilenwerden. Sie blieben für sich bestehende Druckschriften, ihrer ge-meinschaftlichen Verausgabung mit dem Hauptblatte widersprachauch kein Gesetz und lag daher weder dem Angeklagten die Ber-pflichtung zur Bestellung eines andern Redakteurs für sie ob,noch waren in Ansehung ihrer die Bestimmungen über die Ein-reichung eines Exemplars an die Polizeibehörde beim Beginnder Austheilung oder Versendung geltend zu machen.Es konnte demnach nicht mit der Anklage dafür erachtet wer-den, daß der Angeklagte zu Berlin im November 1877:». für einen Theil der Nummer 223 der Berliner FreienPresse den Namen des Redakteurs mit Kenntniß der Un-richtigkeit falsch angegeben undd. von einer Beilage der Nummer 258 der Berliner FreienPresse bei dem Beginne der Austheilung resp. Versendungderselben ein Exemplar an die Polizeibehörde des Aus-gabeortes nicht abgeliefert hat und mußte daher(Z 7, 9,18 Nr. 2 und 19 Nr. 2 des Preßgesetzes) wie geschehendie Freisprechung des Angeklagten erfolgen.Kostenpunkt Z 171 St.-Pr.-O.— Eine höchst merkwürdige Anklage soll gegen den Re-dakteur der„Erfurter Bolkszeitung" angestrengt werden. Der-selbe soll nämlich den verstorbenen und den jetzigen König vonItalien beleidigt haben. Ob König Humbert Strafantrag ge-stellt hat, ohne den die Anklage nicht erhoben werden kann, istnicht bekannt. Wenn er es gethan hat, so hat er dadurch je-denfalls nur seine Sympathien gegen das deutsche Reich aus-drücken wollen.— Zur orientalischen Frage oder soll Europa ko-sackisch werden? Ein Mahnwort an das deutsche Volk vonWilh. Liebknecht.— Der Verfasser sagt in seinem Vorwort,nachdem er bemerkt hat, daß es ihm nicht einfallen konnte, diePartei als solche in Bezug auf die orientalische Frage nach ir-gend einer Richtung zu engagiren, und fährt dann fort:„An das deutsche Volk aber wende ich mich, weil ich eSfür ein„Culturvolk" halte, zu gut, um seine„Knochen" für einePolitik zu opfern, die unseren nationalen Interessen ebensofeindlich ist, wie den Culturinteressen der ganzen civilifirtenWelt. Ich will ihm zeigen, daß die einzige Partei, welche eineecht nationale, das heißt die Interessen des deutschen Volkesfördernde Politik hat, gerade die Partei ist, der man die Leng-nung, die Bekämpfung des nationalen Prinzips vorwirft,und daß, anderseits', gerade die Partei, die Politik unsere Na-tionalinteressen bekämpft, sie dem„Erbfreund" genannten„Erb-feind" preisgibt, welche sich mit Vorliebe in den Mantel derNationalität hüllt."Der Verfasser läßt nach dem Borwort die von ihm ver-faßten Artikel über die Orient-Kcisis, die im„Vorwärts", inder„Neuen Welt" und in der„Sozialdemokratischen Correspon-denz" seiner Zeit zum Abdruck gelangten, chronologisch geordnetfolgen und gibt dadurch in großen Zügen einen Ueberblick der Eni-Wicklung der orientalischen Frage. In dem Nachwort heißt esdann gegen den Schluß folgendermaßen:„Gelöst wird die orientalische Frage erst werden, wenn inden politischen Centren Europas, oder richtiger in den Centrendes politischen Lebens von Europa: in London, Paris, Berlin,Wien das Menschenrecht zur Geltung gelangt, das„Völker-recht" durch das Volks recht ersetzt ist."Das Schriftchen ist im Verlage von R. E. Höhme in Leipzigerschienen und gut ausgestattet. Es kostei 30 Psg., in Parttenbezogen 25 Pfg.——.w, g* seinerMchrttten werden; doch hatten drei Beamte ihre großeD-K � P�ron in das Polizeigewahrsam zu bringen."habe"NN Geld oder Nahrungsmitte! in seinem Besitz gehabtiein' wi<- besagt. Es wird also auch nicht der Fall gewesender Arbeitslvtt��'-���den arbeilslustiger Männer in dieser Zeitfalls nicht aetaa! das„Raisonniren" bestanden, wird eben-ollte SÄsm�ie W°g°-„wovon er denn eigentlich lebenÄS®toÄ.n!l">»-«-»>»«»ch>»»" N-iwAch"'». u»»«"«'virusOder kokt vielleicht das � 11 ist, wenn er nichts zu essen hatte-'Mino ri.irt darin bestehen, daß der Mann„emUm so mehr Nahrungsmittel brauchte�der l-gt das Verbreche'r in den W-rten:„ich muß was kriegen,Iwf Wirt Und ff Wir dächten, es wäre eine ver-W m n �?>ese perzweifelte Logik, für diese Logikgh. ffh„ Patron" verhastet werden!Geseich st Sittenbild. Eine unbezahlbare Satyre aus die HeutigeerwovDie betreffende Arbeiterin hat Plissö's gefertigt, eine Arbeit, für diegewöhnlich ein täglicher Lohn von fünf bis zehn Silbergroschen be-zahlt wird. Klingt es nicht wie Hohn, wenn man einem erwachsenenMenschen zumuther, mit wöchentlich 1 Mark auszukommen? Aber auchder sonst übliche Lohn von 50 Pf. bis höchstens 1 Mark täglich ist solächerlich winzig, daß man mit Fug und Recht sagen kann: ZumLeben ist dies zu wenig, zum Sterben zu viel. Wir sind inder That begierig, ob die Bertheidiger der heutigen Gesellschaftsordnungnicht angeben können, wie ein Mädchen von einer solchen Einnahmeseine Lebensbedürfnisse bestreiten soll, wenn es dabei anständig blei-den will?— Das Tipserl über'm i. Man schreibt der„Neuen FreienPresse" aus Berlin, 25 Januar:„Gestern wurde im Friedrich-Wilhelmstädtischen Theater Johann Strauß' Operette„Prinz Methu-salem" zum erstenmale aufgeführt und recht freundlich aufgenommen.Bemerkt zu werden verdient ein Intermezzo. Nachdem ein Komikerschon einmal eine polittsche Anspielung gemacht hatte, indem er HerzogCyprian, dessen Kanzler zu kommen säumt, fragte:„So, haben Sieauch einen Kanzler, der zuweilen ausbleibt?" gab er in den ,-Tipferl-Couplets, ermuihigt durch den Erfolg des ersten Witzes, ein Coupletzum Besten, dessen Gegenstand Bismarck ist. Es lautete— ich citireaus dem Aedächtniß— etwa so:„Wo ist die Katz'?" fragt Niemand mehr,Man fragt nur:„Wo ist Er?»Er weilt fern in Barzin,Steht auf des Ruhmes GipferlUnd bleibt auch stets das Tipferl,Das Tipferl auf dem i!Natürlich großer Applaus."— Es fehlt also nichts mehr an desdeutschen Reiches Herrlichkeit, es ist Alles in Ordnung bis zum Tipserlüber'm i. Bismarck kann recht stolz sein auf seine neue Hof« undReichscharge.— Pietätvoll. Durch die l beraten Zeitungen läuft folgendeNotiz:„Im Werrathale sind italienische Arbeiter beschäftigt, die auchhier ihres dahingegangenen Königs pietätvoll gedacht. Wie die„Dorf-zestung" schreibt, hätten sie nach Einganz der Nachricht von dem Todedes Königs die Arbeit auf einen Tag eingestellt und einen Tranertaggehalten; ferner hätten sie den Ertrag eines Arbeitstages zu demKönigsdenkmal gestiftet."— Wenn ein König stirbt, dürfen also dieArbeiter einen„Blauen" machen, das ist pietätsoll; wenn die Arbeiteraber wagen sollten, einmal in pietätvoller Trauer eines dahingeschie-denen Geistesheroen, eines Kämpfers für ihre Sache, z. B. Lassalle's,durch Einstellung der Arbeit an dem Todestage zu gedenken, die ganzeliberale Presse würde wie eine hungrige Meute auf die„Bummler",aus die„pietätlosen»— nämlich pietätlos gegen ihre Arbeitgeber—Arbeiter, die einen„Blauen» machen, herfallen und die Arbeitgeberwürden sie entlassen.— Die mit Wasser gefüllten Glaskugeln, welche von Schuh-machern, Zlylo.raphen und vielen anderen Gewerben verwendet werden,um einen verstärkten Lichtschein zu erzielen, sind mit Borsicht zu ge-brauchen. Herr Dr. von Dotzauer in Prag erläßt in den Zeitungenfolgende Warnung:„Dieser erhöhte weiße Lichtschein wirkt auf dieAugen sehr schädlich, während alle mit farbigen, besonders mit grünenFlüssigkeiten gefüllte Glaskugeln einen wohlthuenden Schein verbreite»,Eine derartige grüne Flüssigkeit wird mit geringen Kosten bereitet.Man löst ein Stückchen Kupfer in Scheidewasser auf und setzt davondem in der Kugel befindlichen Waffer so viel zu, bis dasselbe genügend— lichtgrün— gefärbt ist. Diese gefärbte Flüssigkeit braucht nicht er-neuert zu werden. Die Kugel ist weniger dem Zufrieren ausgesetzt,als wenn sie nur mit reinem Wasser gefüllt ist. Die Gemeinde- Ber-tretungen und BolkSfreunde werden ersucht, diese Anleitung zurSchonung der Augen zu verbreiten. Apotheker und Kaufleutc könntendiese Kupferlösung zu dem billigsten Preise zum Verkaufe einführen."Morgengruß.i.Den Glückberaubten weiht mein Herz und AugeDen Rest von Zeit und Kraft in Morgengrüßen,Die manchen Tag der Leiden mir versüßen,Woraus der Dulder bald Ecquickung sauge.Und ächte Bildung wirkt, wie gute Lauge,Wo Völker noch im Schmutz der Dummheit büßen;Die junge Wahrheit läuft mit Sonnenfüßen,Daß kein Betrug zur Nacht verderblich tauge.Dich, Mann der Arbeit, weckt aus dumpfen TräumenMein heller Morgenruf zu schönen Zeiten,Erfreut von Frühlingsluft und Blüthenbäumen.Erlerne nun für deine Rechte streiten;Daß deine Kräfte keinen Sieg oersäumen,Die würdig achtes Menschenglück bereiten.II.Das arme, glückberaubte Volk bereitetFür kargen Lohn fast alle Lebensgaben,Woran llnthät'ge faul die Sinne laben,Bon Uebermuth und Launen blind geleitet.Für längst erkannte Menschenrechte streitetJetzt mancher Mann,«o Knechte traben,Im Geldgewinn der Rettunzsdrang begraben,Die Brust von keiner Freihettsgluth geweitet.Du Mann der Arbeit, würdig nun entfalteDie Bildungslust am Bau der Weltgeschichte,Daß deine Kraft erfreulich mitgestatte.Des Geldes ungerechte Macht vernichte,Daß dein Beschluß gesetzlich weise walte,Und Niemand mehr auf LebenSglück verzichte.Gustav Adolph Köttgen.