dann wird gleich eine Strikeklausel mit eingeschoben, welche uns auf alle Fälle gute Prozente und sicheren Gewinnst einbringt, ob gestrikt wird oder nicht." Das ungefähr würde man hören, wenn man ein Zwiegespräch zweier betheiligter Kapiralisten be- lanschte. Jedoch in die Ohren der Arbeiter dringen derartige Meinungen nicht'. Obgleich eine gewisse Klasie von Personen, welche in besagte Verhältnisse sehr genau eingeweiht stnd, den Trades-Unions sehr, sehr nahe stehen, so wird diese Wahrheit doch sorgsam verschwiegen. Warum? Darauf komme ich später noch zu sprechen. Es giebt wohl kein treueres, an der Arbeitersache energischer festhaltendes und dem Kampfe für die Befreiung von dem Ische mehr ergebenes Arbeitervolk, als gerade das englische. Diese Ausdauer und Zähigkeit in den G werkschaftskämpfen, dieses freudige Ertragen von Roth und Elend, wenn es gilt, das vor- gesteckte Ziel zu erreichen, muß man gesehen haben, um zu dem Ausspruch zu kommen, daß dieser edle Kampfesmuth zu Besserem verwandt werden könnte. Doch so weit find wir noch nicht! Und da es nicht leicht ist, sich dem lähmenden Drucke der Fesseln einer verkehrten Anschauung zu entwinden, müssen wir uns schon noch ein wenig gedulden, und die alte Taktik, wie sie bisher gehandhabt wurde, noch so lange in Kraft bestehen lassen, bis sie sich vollständig von selbst abgenutzt hat, was nicht allzu- lange auf sich warten lassen wird, denn wir sind bereits in der Uebergangsperiode angelangt. Die alten Räder des Uhrwerks wollen schon nicht mehr recht eins in das andere greifen, und es wird nur noch durch die alten Schmiedemeister, denen die Leitung dieses Werkes übertragen worden ist, mit aller nur mög- lichen Anstrengung, mit Kraftöl, vermischt mit etwas conservati- dem und liberalem Fettstoff, in Bewegung gehalten. Auf dem letzten Trades-Unions-Congreß wurde der Antrag unseres Parteigenossen Weiler: für das allgemeine gleiche und direkte Wahlrecht einzutreten, angenommen, an dessen Aus- führung natürlich vorläufig noch nicht zu denken ist; jedoch ge- nügte dieses den Herren Kapitalisten, in dieser Handlungsweise die ersten dunklen Wolken eines heranziehenden mächtigen Sturmes zu erblicken, und gleich trafen sie Borsichtsmaßregeln, um die neue Bewegung zu schwächen. Sie ließen sich zu dem ihnen selbst verderblich werdenden Schritt der Jmportation ausländi- scher Arbeitskraft verleiten. Fremde Arbeiter wurden in großen Massen aus Amerika  , Frankreich.�Italien   und Deutschland   herangeholt, nm gegen die englischen Stone-Masous(Steinhauer) zur Entscheidung in den Kampf geführt zu werden. Die Kapitalisten riefen schon: Wir sind gerettet; es giebt keine Internationale mehr, denn sonst hätten wir dieses Schlachtvieh nicht auftreiben können. Wie sie sich aber dabei geirrt haben, das wissen sie nicht, denn sonst sollten sie überzeugt sein, daß, wenn auch augenblicklich keine technische internationale Organisation besteht, so doch immer noch ein internationales Prinzip existirt. Dieses auszurotten dürfte eine Unmöglichkeit sein, es sei denn, daß sie im Stande wären, das Elend radikal aus der Welt zu verbannen. Den als Waare oder, wollte ich sagen, als Schund und kapi- talistisches Kampsesmittel auf den englischen Arbeitsmarkt geschleu- derten deutschen Steinhauern muß man es zur Schande nach- sagen, daß sie die letzten, also bestgewarnten sind, welche durch falsche Vorspiegelungen der Kapitalisten und durch Verlockung derselben sich zu dem Verrath hergaben, den englischen Arbeitern, deren Fami- lien nunschon Wochen lang hungern, den Sieg streitig zu machen. Eines weiteren Commentars bedarf dieses meinerseits nicht, nur fragen wir uns: Ist das, wie uns gewöhnlich gesagt wird, noch ein gewerkschaftlicher Streit? Nein, sagen wir, er ist es nicht! Es ist das der hell auflodernde Kampf ums Dasein, um die Existenz. Und wie vorhingesagt: sobald die Arbeiter auf das Politische Gebiet von dem gewerkschaftlichen übertreten, dann kann das Kapital nicht länger als Wolf im Schafspelze verborgen bleiben, dann reißt man ihm die Maske von dem heuchlerischen Gesicht. Bis jetzt liegt, wie schon erwähnt, die zur Emancipation der englischen Arbeiter treibende Kraft noch im Entwickelungs- stadium, aber die Einsicht, daß die Strikes allein nicht geeignet sind, den verloren gegangenen menschlichen Standpunkt wieder zu erlangen, verbreitet sich immer mehr und mehr, bis der Nebel des Nichtdenkens sich vollends lichtet vor den Augen der Ausgebeuteten und die segenbringenden Folgen des Antrags des Congresses die Massen vollständig aus dem gewerkschaftlichen Traume erweckt. Der englische Löwe ist geduldig, regt er sich Die Folgen der czarischen Reformen. Skizzen über die Ausbeutungsfortschritte in Rußland   in den letzten Jahren. (Aus der neulich erschienenen russischen sozialistischen   RevueVorwärts" s�Vpervdj Bd. V. London  .) (Fortsetzung.) Endlich kam das Jahr 1877, wo unsre allerhöchstenHelden" Heldenthaten" an der Donau  , am Balkan   und in Armenien  verrichteten, die aber das Volk noch tiefer ins Elend stürzten. Das erste halbe Jahr war so schrecklich für das Volk, daß man sich seine Leiden nur vorstellen aber nicht beschreiben kann. Hier wollen wir nur noch einige Striche thun, um das oben ange- führte Bild zu vervollständigen. Fangen wir beim Süden an. Ein Ekaterinoslawer Cor- respondent schreibt in einer Petersburger Zeitung:Die Bauern- wirthschaften sind in vollem Verfalle begriffen; Borräthe an Samenkörnern und Brod sind nicht zu haben; die Arbeitslöhne sind gering und es giebt keine Arbeit; sogar der Consum des Branntweins hat sich stark verringert. Die Landcommunen stecken in großen Schulden." Ein Odessaer Correspondent   berichtet: daß in mehreren Bezirken des Chersvner und Bessarabischen Gouvernements infolge der andauernden Dürre die Ernte ganz gering und zum Theil sogar zu Grunde gericht t sei, und daß das Volk bittere Thränen oergießen werde, denn diese fünfte Miß- ernte müsse das Volk ruiniren." Ein Bessarabischer Correspon- dent schreibt:Der für das russische Heer ungelegene und den Siegesgang der Soldaten durch Bessarabim hemmende Regen hat die Saaten verdorben, und wenn es keinen Mais giebt, so hungert das Volk." Aus dem Odessaer Bezirk berichtet man, daß die Aussichten auf eine erträgliche Ernte verloren seien, weil derKornkäfer", zu dessen Vernichtung 37,000 Rubel sei­tens des Tirospoler Bezirks erfolglos verausgabt worden seien, viel Schaden anrichte. Ueber die Zustände in der Asow'schen Gegend erfahren wir Folgendes:Schon seit mehreren Jahren geht es mit der ökonomischen Lage unserer Gegend mit Riesen- schritten abwärts. Niemand wird verschont. Die Bauern verarmen, werden ruinirt. Keine Samenkörner, wenig Viel? und dazu noch die großen Schulden, die in der Stärke von 100 bis 500 Rubel auf jedem Bauern lasten, dessen ganzer Reichthum seine nackten Hände oder ein abgemagertes Pferd ist. Diebereien aber einmal ernstlich, dann wehe Dem, der ihm in den Weg tritt. Es hat sich nun hier in London   bereits eine Bewegung ent- wickelt, die für die Zukunft nicht ohne Folgen bleiben wird. Am 21. Nov. 1877 fand in ölue Lost Xevmann Street, Ox­ford Street, ein von politischen und gewerkschaftlichen Delegirten besuchter Congreß statt, in welchem die Gründung eines Allgemeinen Vereinigten Arbeiterbundes" einstimmig beschlossen wurde, dessen erster Paragraph lautet: Der Zweck des Bundes soll sein: Gemeinsames Handeln der Arbeiter aller Länder im Kampfe gegen die Unterdrückung seitens des international organisirten Kapitals." Dieses ist der Hauptgedanke des neu ins Leben getretenen Allg. Ver. Arb.-Bundes. Es kommt jetzt hauptsächlich darauf an, daß ihr deutschen   Arbeiter sowie auch die Arbeiter anderer Länder uns alle nur mögliche moralische Unterstützung angedeihen laßt, damit wir in Zukunft nicht wieder den guten Stamm der deutschen   Arbeiter von den Kapitalisten vor aller Welt beschimpft sehen, um jedes internationale Band zwischen englischen und deutschen   Arbeitern unmöglich zu machen. Es ist nöthig, daß eine Fühulng unter allen Arbeitern exi- stirt, durch welche wir im Stande find, das internationale Ka- pital auch international zu bekämpfen. Alle Nachfragen und Correspondenzen bitte ich an unten- stehende Adresse zu richten, die Nachfragen:c. aus Deutschland  an den deutschen   Schriftführer zc. Eugen Mendel, 33 Windrnill Street Tottenharn Court Road London W., Schriftf. für Deutschland  . Kaufmann, Schriftf. für Frankreich  . Weber, Schriftf. für Amerika  . Buttler, Schriftführer für England und Allgemeiner Schriftführer. Sozialpolitische Uebersicht. Krieg oder Frieden. Das Zünglein der Wage schwankt fortwährend, es läßt sich aber nicht verkennen, daß in den letzten Stunden die Schale des Kriegs sich tief gesenkt hat. Die ruf- fischen Friedensbedingungen, obgleich für England schonender als für Oestreich, haben in England einen Sturm der Entrüstung hervorgerufen und die Regierung zu einem weiteren Schritt in der Richtung des Kriegs veranlaßt. Die Gardebrigade ist auf den Kriegsfuß gesetzt, die sofortige Bildung eines Expe- ditionscorps angeordnet, General Rapier zum Befehlshaber desselben ernannt, und sonstige Maßregeln getroffen worden, welche auf den Entschluß, den von Rußland   geschürzten Knoten mit dem Schwert zu durchhauen, hindeuten. Auf der anderen Seite schlagen die russischen Regierungsblätter einen sehr versöhnlichen Ton gegen England«n, und stellen alle möglichen Conzesfionen in Aussicht. Das ist eben russische Weise. Wer sich dadurch nasführen läßt, verräth eine polizeiwidrige Dummheit. In Oestreich schwankt man fortwährend hin und her. Die Hinrichtung östreichischerUnterthanen" durch die Russen(S. d. ArtikelRussische Barbarei") ist ein Faustschlag ins Gesicht Andrassy's. Der gute Mann scheint ihn aber nicht zu spüren. Oder sollte er dessen Bestrafung seinem guten Freund Bismarck  überlassen? In der Reichstagssitzung des vorigen Montag kam bei der Etatsberathung anläßlich des Postens:Gesandtschaft in Petersburg  " auch die Frage der..Grenzplackereien" zur Sprache. Fürst Bismarck   antwortete sehr kleinlaut, man werde thun, was sich thun lasse, dürfe aber diepolitischen Verlegenheiten Rußlands   nicht ausbeuten, um einen Druck auszuüben, und warnte vor allzu- hoch gespannten Erwartungen! Bei anderen Gelegenheiten, anderen Staaten gegenüber, war Bismarck   nicht so be­scheiden. Da gab es mitunter einenkalten Wasserstrahl", und wenn der nicht gleich half, flog die Hand an den Griff des Kürassiersäbels. Aber der liebeErbfreund" darf den Civis gerrnanus deutschen Reichsbürger an der Grenze chika- niren, malträtiren nach HerzenslusL die deutscheNationalität" in den Ostseeprovinzen brutal mit Füßen treten liebVäter­chen", kannst ruhig sein, für Dich hat ER keinenkalten Wasser- strahl", keinen Wink mit dem Kürasfiersäbel, kein Aufstampfen des Kürassierstiefels. und Betrug sind allgemein an der Tagesordnung." Bei solcher Lage kann dem Bauern eine mäßige Ernte, wie der Correspon- dent es wünscht, nicht heraushelfen. Solche Ernten verschieben nur den ganzlichen Ruin auf folgende Jahre. Im günstigsten Falle wird auch hier dasselbe wie im Samarer Gouvernement passiren, daß nämlich die Lage der Samarer nach einerglän- zenden" Ernte nicht besser als die der übrigen Gouvernements gestellt ist.*) Aus einem Bezirk des Woronescher Gouvernements schreibt ein Correspondent:Die Bauern leiden Mangel an Geld, an Futter, Brod und Brennmaterial; viele Bauern hungern buch- stäblich." Im Tambower Gouvernement, wo die Leiden des vorige» Jahres noch nicht vergessen sind, ist es in diesem Jahre noch schlechter geworden, so daß Diebereien und Verbrechen zu- nehmen. Im Charkower Gouvernement werden die Bauern wegen Nichtzahlung der Steuern-Rückstände gefoltert. In einem Bezirk des Poltawer Gouvernements hungern die Bauern schon seit langer Zeit. So in den fruchtbaren Gouvernements. In den anderen ist es noch schlimmer. In dem Gouvernement Twer befindet sich jetzt die Bevölkerung in einersehr schweren Zeit", was sich in Verminderung der Eheschließungen zeigt (Verminderung der Ehen um 1? Proj.). Aus dem Nowgoroder  Gouvernement schreibt man,der Frühling läßt für die Bauern das allerschlimmste befürchten." Aus Mesen bekommen wir das- selbe zu h ören. Im Wilnaer Gouvernement ist die Sommersaat durch die herrschende Dürre, sind die Kartoffel durch Kälte vernichtet. Im Dorpater Bezirk wurde die Saat durch Hagel vernichtet, und der Correspondent ruft die Wohlthätigkeit an,denn die Bauern sind schon seit zwei Jahren ohne Brod." Aus einem Bezirk des Gouvernements Smolensk   wird berichtet, daßdie Lage der Bauern unzweifelhaft sehr schlimm sei." Ein Cor- respondent schreibt,daß Anfang Juni fast von Petersburg an längs der Eisenbahnlinie nach Warschau   auf der Strecke von drei W:rst kein Gras zu sehen war, und daß die Aecker ganz kahl waren." Lassen wir nun noch den Correspondenten einer Peters- burger Zeitung sprechen:Die große Fastenzeit fing dieses Jahr sehr frühzeitig an, aber bei einem großen Theil unserer *) Die Samarer Bauern befinden sich noch bis heute in großen Schulden. Einer LandcoMmune verbot man die Errichtung einer Schule, weil... nun weil sie für 10 Jahre Steuer-Rückstände schulde. Die Landesverwaltung denkt, daß Bildung die Arm.ith vergrößere oder verschlimmere. Die Antwort Bismarck's soll die ReichstagSmajoritätsehr verstimmt" haben. Glauben's gern. Zeigt sich doch mit unan- genehmster Deutlichkeit, wie abhängig durch die herrschende Po- litik Deutschland   von dem russischen Barbarenstaat gemacht wor- den ist. Und wenn diese Thaffache, die man sich und Anderen gerne verbirgt, von dem Herrn Reichskanzler selbst proklamirt wird, sollte ein reichstreues Gemüth sich nicht ärgern! In der Reichstagssitzung vom 26. Februar wurde die Etatsberathung fortgesetzt. Abg. Rittinghausen tadelt es, daß Elsaß-Lothringen   zur Staatsschuld mit herangezogen werde; vom Präsidenten wird erzur Sache" gerufen. Bei dem Posten den Reichskanzler betreffend erhält Abg. Bracke das Wort und führt über die Art und Weise Beschwerde, in welcher der Reichs- kanzler überhaupt und namentlich bei Gelegenheit der Orient- dcbatte über die Sozialdemokratie geurtheilt habe. Der Reichs- kanzler habe am wenigsten das Recht, der Sozialdemokratte eine zerstörende Tendenz vorzuwerfen. Grade der Reichskanzler habe einen eminent zerstörenden Einfluß geübt.(Oh! Oh! Heiterkeit.) Er habe eine gewaltthätige revolutionäre Natur offenbart, die man anerkennen müsse.(Unruhe. Der Präsident bemerkt unter Beifallsgejohle der Liberalen, daß diese Aeußerung das par- lamentarisch Zulässige überschreite.) Redner führt weiter aus, daß die zerstörende Thätigkeit des Reichskanzlers der revolutto- nären Fortentwicklung, welche die Sozialdemokratie vertrete, zu gut komme. Hierauf will er darauf eingehen, nachzuweisen, daß die Sozialdemokratie eine zerstörende Tendenz nicht verfolge, wird jedoch vom Präfidenten wiederholt zur Sache gerufen. Bracke verläßt schließlich die Tribüne mit der Bemerkung, daß er vom Hause verhindert worden sei, seine Partei gegen die Borwürfe des Reichskanzlers in Schutz zu nehmen. Der Präfi- dent entgegnet, daß dem Redner diese Ausführungen nicht ab- geschnitten worden wären, wenn er an der rechten SLllejuiitj zur rechten Zeit gesprochen hätte. DerPräsident hat gut reden:wenn er an der rechten Stelle und zur rechten Zeit spräche" kommen die Sozialdemokraten denn auch an der rechten Stelle und zu rechter Zeit zum Worte, Herr von Forckenbeck? Bismarck ver- theidigte sich, indem er ausführte, daß er, wenn er von der Sozialdemokratie spräche, nur die eigentlichen Agitatoren und nicht die Arbeiter meine. Bismarck   zeigte einmal wieder seine kostbaren Kenntnisse der sozialen Bewegung, indem er meinte, daß die sozialistischen   Agitatoren auf die augenblicklich gedrückte Lage der Arbeiter spekulirten und dieselben aufreizten. Der Mann weiß nicht, daß in den Gründerjahrcn, wo die Arbeiter nicht in gedrückter Lage sich befanden, die Begeisterung für die Sozialdemokratie durchweg größer war, als gegenwärtig, und daß die Sozialdemokratie bei einem Aufschwünge der wirthschaft- lichen Lage zugleich einen großartigen Aufschwung nehmen wird. Der Präsident rief Herrn von Bismarck   nicht zur Sache, ob- wohl derselbe durchaus nicht bei der Sache war. Was der Kanzler sagte, hätte er lediglich und zwar auch nur zum Theile in einer persönlichen Bemerkung sagen dürfen. Doch Forckenbeck denkt anders, für ihn ist Bismarck   eine geheiligte Person, für welche die Geschäftsordnung nicht gilt. Die Zünftler sind mit dem reaktionären Entwurf zur Aenderung der Gewerbeordnung nicht zufrieden, das haben sie neuerdings durch den Mund des Zopfhelden Brandes in Berlin  erklären lassen, und zwar mit dem Bemerken, daß sie sich nun- mehr selber zu helfen suchen würden. Diese Käuze sind im Späßchentreiben wirklich unübertrefflich erklären da, daß sie sich selber helfen würden, und malträtiren das elende Stecken- pferd der Selbsthilfe nun bereits seit zwanzig Jahren in einer Weise, daß man für Roß und Reiter schier Mitleid empfinden muß. Damit aber nicht genug, hat jetzt auch die Gewerbe- kammer von Leipzig   ihre Stimme erhoben, um für die sklavische Abhängigkeit des Arbeiters vom Arbeitgeber zu plai- diren. Sie verlangt u. A.: 1) Jedes Lehrverhältniß ist durch schriftlichen Vertrag zu begründen. 2) Jeder Lehrvertrag ist 8 Wochen nach Abschluß bei der Gemeindebehörde des Lehrherrn oder bei einer von derselben anerkannten Corporation zu beglaubigen. 3) Die Lehrzeit muß mindestens eine Dauer von 3 Jahren haben. 4) Nach Ablauf der Lehrzeit ist dem Lehrling ein Lehrbrief, beglaubigt durch die Gemeindebehörde des Lehrherrn oder durch Bauern fängt das Fasten noch früher an. Im Januar ist fast bei allen Bauern, sogar in den fruchtbarsten Gouvernements, der größte Theil des Arodes verzehrt. Von diesem Monate an geht es mit dem Bauernhaushalt bergab, und je weiter desto schlimmer wird es. Es folgen die sogenanntenvier Bauern- feiertage": der vom 16. Januar Peter-Halbkost" und der 24. Januar Aksinija-Halbbrod"(d. h. das Volk gebraucht von nun an halbe Rationen) freudlose Feiertage, denen das eigentliche Fasten folgt. Dann folgen der Feiertag am 1. April Maria oder die sogenannteleere Kohlsuppe", und der am 23. April, der sogenannte Georgder Hungrige". Im Dorfe ist dann Alles verzehrt." Das find die Bauernfetertage! Kann man schamloser das leidende Volk verhöhnen? Dazu kommen noch die extraordinären Bescheerungen, wie Feuersbrünste*), die den russischen Sommer charakterisiren und das Austreten der Flüsse, wobei ebenfalls viel zu Grunde geht. VlI. Das eben entrollte Bild der traurigen ökonomischen Lage der russischenBauern" könnten wir noch vervollständigen durch Auszüge aus privaten Mittheilungen, in denen Alles beim rich- tigen Namen genannt wird; denn die russischen Zeitungen können und dürfen sich nicht einer freien Sprache bedienen, wenn es gilt, auf das Elend des Volkes hinzuweisen. Nur einige That- fachen möge uns noch hier erlaubt sein, anzuführen. So schreibt man über die ökonomische Lage der Bauern in Weiß-Rußland, daß die dortigen Bauern den ganzen Sommer hindurch kein Brod zu sehen bekommen und nur von Pilzen, Beeren und grünen Zwiebeln leben; die besser fituirten Bauern gebrauchen einoriginelles Brod", das aus Roggen, gemischt mit Hafer, Gerste und Spreu besteht. Wir können noch auf eine besondere Sorte von Brod, das aus verschiedenen Kräutern besteht, und auf die sehr traurige Thatsache hinweisen, daß die Bauern der Bezirke Mylin und Surasch, um nur nicht vor Hunger zu sterben, die Rinde eines ganzen Birkenwaldes abgeschält haben, wofür sie derBeschädigung fremden Eigenthums" an- geklagt wurden. Ein Podolischer Bauer wurde einesVer- brechens" seitens seines Gutsbesitzers beschuldigt, das darin be- stand, daß der Bauer ein zur Fütterung der Hunde bestimmtes *) Im Jahre 1877 kamen in Rußland   25,724 F-uerSbrünste vor, die einen Schaden von mehr als 50 Mill. Rubel anrichteten, ungerechnet 2300 Feuerbrände, bei denen der verursachte Schaden nicht festgestellt werden konnte.