er als MottoO wie glücklich sind die Schweine" vorschlug*). Sie glauben mir nicht? Ich werde Ihnen beweisen, daß die Dichterhalle" niedliche Sächelchen bringt. In Nr. 2 von diesem Jahresingt" Robert Hamerling : O glückliche Zeit, da Aeugelein mich Und Busen und Locken und Wängetein Und reizende Beine bethörten Äleichgiltig, wem sie gehörten! Jetzt bin ich vernarrt, jetzt bin ich verliebt Jetzt tänzeln umsonst mir vor Augen herum Im Reigen die reizendsten Beine Ich seufze nur: Sie oder Keine! Jetzt bin ich verliebet, jetzt bin ich vernarrt Jetzt müflen die Locken, die Aeugelein, Jetzt müssen die Wäng'ein, die seinen Gehören der Einen, der Einen! Und winken jetzt Aeuglein zu Dutzenden mir Und Busen und Locken und Wängelein In fröhlichem, rosigem Scheine: Zur Seite schleich ich und weine. Jetzt bin ich vernarret, jetzt bin ich verliebt, Jetzt bin ich vernarrt in die Eine. Geht Ihnen nicht das Herz auf, mitten in dem Staub Ihres Redactionszimmers? Doch das nur a propo. Ja derselben Nummer begann Herr Eckstein mit dem Abdruck eines Aufsatzes aus seinen.satirischen Zeitbildern":.über die Herrschaft der Prüderie". Ein Blinder konnte es mit dem Stocke fühlen, daß das eineoratio pro domo" war, ein Versuch, den Stoß zu pariren, den dieVorwärts"- Krittk desTraums" gegen den Markt- Werth der Eckstein'schen Producte geführt hatte. Jeder Mensch hat irgend eine böte noiro die bete noire unseres großen Humoristen ist diePrüderie". Ich hatte nie so recht heraus- bekommen können, was er denn eigentlich unter Prüderie ver- steht, und ich ging mit einer gewissen Spannung an die Unter- suchung dieses durch zmei Nummern sich windendm Bandwurms. Aber man mag von Herrn Eckstein in die Hand nehmen, was man will man ist um seine Zeit betrogen. Ich war nach Durchwühlung dieser Diamantgrube gerade so arm wie vorher; ich hatte allerlei Anekdötchen aufgegabelt, aber es hatte Herrn Eckstein nicht beliebt, mir zu sagen, was eigentlich Prüderie sei, und wie sie sich von den Regungen eines berechtigten ehrenhaft ten, ja heiligen Schamgefühls unterscheide. Die Prüderie ist unsittlich, die Sittlichkeit ab�r ist Prüderie ich mag das Ding drehen und wenden, wie ich will, ich komme immer wieder zu diesem Resultat und bin sehr geneigt, die Wette mit der Nase und dem Pflaumenkern nochmals anzubieten. Ich möchte Den sehen, der aus diesem schielenden, rückgratlosen, molluskenhaftm Geschreibsel klug geworden ist. Wenn Herr Eckstein beweisen wollte, daß an seinemTraum" nur die Prüderie Anstoß neh- men könne, so ist er diesen Beweis schuldig geblieben, und es ist z. B. auch nicht die Prüderie, die ihm unwillig die Feder aus den Fingern schlägt, wenn er behauptet, daß nicht dieHosen", wohl aber dieBeinkleider" unsin feister Anschaulichkeit den Schenkel vor's Auge führen". Man braucht kein Sklave der Salondecenz, man braucht kein siebzehnjähriges Mädchen, keine Confirmandin und keine alte Betschwester zu sein, um diese Sprache in die Tempel der unkeuschen Venus zu verweisen. Das ist ja eben das große persönliche Pech des Herrn Eckstein, daß bei ihm Alles ebenso plump als frivol klingt, und es ist fades und faumsches Gewitzel, wenn er die Prüderie damit ad absur­dum führen will, daß er erklärt, er könne doch von einer Kleo- patra nicht sagen: Dem Gatten selbst gestattet sie verschämt Kaum einen Kuß; in ihren Mußestunden Liest sie am HerdeHannchen und die Küchlein". Ja, mehr noch! Sicher weiß ich und bestimmt: Zwei Jahre nach dem Jubeltag der Hochzeit War sie noch Jungfrau" obgleich eine derartige Schilderung allerdings für das sittliche Bewußtsein eines christlichen Mädchenherzens ungleich erhebender *) Eine Krastphrase aus Hans Herrig's philosophischem" Epos: Die Schweine", das dieDichierhalle" kräftig gelobt hat. Die Folgen der czarischen Reformen. Skizzen über die Ausbeutungsfortschritte in Rußland in den letzten Jahren. (Aus der neulich erschienenen russischen sozialistischen RevueVorwärts" sWpereäs Bd. V. London .) (Fortsetzung.) Daß das der Zweck derReformen" war, leuchtete jedem Denkfähigen ein, und diese Voraussetzung traf auch richtig zu. Man fing also mit der Umgestaltung der Verhältnisse der Leib- eigenen an, d. h. man machte die sog. Befreiungfrei", denn die kapitalistische Gesellschast kann nur entstehen und gedeihen, wenn einfreies" Proletariat vorhanden ist. Bevor man den nationalen Reichthum" schaffen kann, muß man dasjenige Ele- ment zur Stelle haben, welches diesen Reichthum produzirt. Man müßte die Bauern aus ihrer leibeigenschaftlichen Abhängig- keit befreien und sie aus den früheren Zwangsverhältnissen in solche Verhältnisse versetzen, die es dem Kapital möglich machten, sich ihrer Arbeitskraft ganz beliebig und zu jeder Zeit zu ver- aewissern. Um aber dies zu können, müßten die Bauern zu Proletariern gemacht werden, d. h. Haus und Hof müßten ihnen genommen werden, damit sie für ein Stückchen Brod bereit wären, zu arbeiten. Aber unsereReformatoren" wagten es nicht, soweit zu gehen; sie trachteten durch Eompromisse ihren Zweck zu erreichen. Die Bauernreform war ein Compromiß zwischen der sog. Volkspartei(die entweder im Namen der streng- nationalen Vor- urtheile sSlavophilens oder im Namen der durch die West- europäische Wissenschaft entstandenen Humanitären Ideen sTscher- nyschewskyj handelte) und der jungen Bourgeoisie, die bestrebt war, westeuropäische Civilisation auf russischen Boden zu über- tragen. Wie man sieht, war der geschickt erdachte Compromiß nichts anders, als einallgemeiner Volksbetrug". Der größte Theil der russisch intelligenten Gesellschaft wurde durch diesen Betrug irre geleitet; nur der große Tschernyschewsky und seine Mitstreiter sahen gleich, wo hinaus die Reformen wollten, was sehr deutlich aus seinemBriefe ohne Adresse" hervorgeht. Und selbst diebeglückten" Bauern begriffen instinktiv die ihnen ge- währteFreiheit". Sie sahen gleich ein, daß man ihnen Steine statt Brod giebt; sie fordertenechte",wahre" Freiheit und machten ihrem Unwillen in einer ganzen Reihe von Protesten Luft Proteste, die noch bis jetzt als vereinzelte Bauernaus stände u. f. w. fortdauern. wäre, als die beglaubigte Tradition." Oder wird man uns widersprechen, wenn wir eine anwidernde Absichtlichkeit darin finden, daß Herr Eckstein, mit dem ersichtlichsten Behagen breit- tretend, erläutert: Das verwerfliche Moment beim Ehebruch ist nn rein geistiges, kein finnliches: Der sinnliche Borgang beim Ehebruch ist genau derselbe wie bei der Ehe"? Oder machen wir uns zu Verfechtern derTöchterschulen-,.Moral", wenn wir Herrn Eckstein bedeuten, es sei unnöthig, die Unter- werfung unter die Urtheilslosigkeit der Kritik alseinen Act geistiger Selbstkastration zu bezeichnen, den ihm Apollo niemals verzeihen werde"? Ich fürchte sehr, Herr Eckstein hat bei Apollo ganz andere Dinge auf dem Kerbholze, um deren Willen er ge- schunden zu werden verdient wie Mariyas. Herr Eckstein hat es jedoch bei dieser indirekten Antwort auf meine Kritik desTraums" nicht bewenden lassen. Der Brief- kästen von Nr. 23 vom vorigen Jahre enthält folgende Notiz: Leipzig (P. G.) Durchaus nicht. Die fragliche Nummer des sozialdemokratischen Amtsblattes ist vielmehr richtig in unsere Hände gelangt. Wir hätten jedoch viel zu thun, wenn wir auf die Schimpfreden jedes strebsamen Jünglings, der uns wegen Zurückweisung seiner lyrischen Stoßseufzer Rache geschworen, öffentlich reagiren wollten." Diese Notiz bewies mir, daß man Herrn Eckstein nur eine Dummdreistigkeit zuzutrauen braucht, um Recht zu bekommen. Kurz nach dem Erscheinen meinerSchimpfreden" fragte mich der Erfinder des geflügelten Wortes vomDichterstall", was Eckstein meiner Ansicht nach thun würde. Meine Antwort war kurz: Wenn er klug ist. löffelt er die Prügelsuppe, die er sich selber eingebrockt hat, stillschweigend aus; wenn ihm der Pelz mehr juckt, antwortet er; wenn er recht plump und recht unverschämt ist, beschuldigt er mich, von ihm durch Ablehnung von Gedichten gereizt worden zu sein." Sie wissen am besten, wie lächerlich die Behauptung des Herrn Eckstein ist; Sie wissen, daß es aus zwanzig Gründen eine Unmöglichkeit ist, daß er je in dem Falle gewesen sein sollte, poetische Einsendungen von mir ausdrücklich oder still- schweigend abzulehnen. Wenn derselbe durch diese Notiz bei seinen Lesern, von denen doch so mancher die Kritik imVor- wärts" gelesen hat und stutzig oder kopfscheu geworden sein mochte, den Glauben erwecken wollte, als kenne er nicht blos mich, sondern auch meine Motive, so hat er bewußt die Unwahr- heit behauptet. Zu allem Ueberfluß will ich jedoch hier in aller Form er- klären, daß ich für Herrn Eckstein'sDichterhalle" nie eine Zeile geschrieben habe, und daß Herr Eckstein also nie in der Lage gewesen ist, eine Zeile von mir zurückzuweisen. Bon Leuten von dem Schlage des Herrn Eckstein erwarte ich natür- lich nicht, daß sie von dieser Erklärung irgendwie Akt nehmen; der journalistische und literarische Brauch leidet auf derartige Flibustier wohl überhaupt keine Anwendung. Ein Wort möchte ich übrigens aus der oben angeführten Briefkastennotiz doch noch herausheben das einzige Wort strebsam". Ohne Anspruch auf denJünglmg" zu haben, acceptire ich dasstrebsam" ich bedaure nur, es nicht zu- rückgeben zu können, wenigstens nur in dem Sinne deslitera- rischen Streberthums", das eine große Verwandtschaft mit dem politischen hat. Und das muß Herrn Eckstein der Neid lassen diesesStreben" ist bei ihm und seinem Bruder und Verleger Richard Eckstein in überraschender, ja phänomenaler Weise aus- gebildet. Ich bin unsereins hat eben auch allerlei Verbin- düngen im Besitz des folgenden Circulars, das wohl allen im Reich der Gottesfurcht und frommen Sitte erscheinenden Amts- und Kreisblättern zugegangen sein wird, und das für sich selber spricht und keines Commmtars bedarf: Höchst vortheilhafte Offerte Gratlsabdruck einer neuen Novelle von Ernst Eckstein betreffend. Leipzig , Datum d. Poststempels. P. P. Falls Sie sich durch Unterzeichnung angedruckten Reverses verpflichten, daß Sie bei jeder Fortsetzung außer der Be- ZeichnungNachdruck verboten" die Bemerkung beifügen:Mit Genehmigung der Verlagshandlung aus dem bei Richard Eckstein in Leipzig erschienenen WerkeSturmnacht", neue Novellen von Ernst Eckstein (2 starke Bände, Preis 9 Mark) entlehnt." Ein Exemplar des Werkes liefere ich Ihnen franco gegen Einsendung des Betrags mit 40 Prozent Rabatt; also zu 5 Mark 40 Pfg. Endlich ist die Reform durchführt worden. Die unklugen Proteste der Volksfreunde, die den Betrug ihrer Führer einsahen, wurden schnell beseitigt. Die Bauernprotestc wurden durch Flinten und Säbel erstickt; das freie Wort in den Kerkern, Kasematten und Sibirien geknebelt. Das ruhmreiche Werk war vollbracht. Der Grundstein desneuen Rußlands " war gelegt, und auf ihm fingen dieneuen Menschen" die Conzesiwnärc und Börsen- jobber, die Spekulanten und Gründer ihr Gebäude nach dem Muster der westeuropäischen Bourgeoisie zu bauen an. Nach dem oben Gesagten sollte man keineswegs glauben, daß die Reformatoren nach einem wohlbewußten und wohldurchdachten Plan gehandelt haben. Nein, sie haben nolells-volens der Zeit- strömung nachgeben müssen, aber dabei verstanden sie es sehr gut, ihre Interessen, ihre räuberischen Instinkte zur Geltung zu bringen. Im Ganzen können wir diese Reformatoren als unbe- wüßtes Werkzeug des weltgeschichtlichen Laufes der Dinge be- trachten. Die früheren Mittel zur V-rgewalt-gung der Bauern erschienenunzeitgemäß" und darum griff man zu einem ganz neuen zuni Hunger; die Bauern wurden brod- und hn- mathslos. Selbst der Kaiser sagte in seinerberühmten", an den Mos- kauer Adel gerichteten Rede:ich, als erster russischer Guts- besitzer, werde es nie erlauben, die Interessen der Gutsbesitzer zu übervortheilen," d. h. der zahlreichen Klasse der künftigen Kapitalisten. Im Programm, das als Richtschnur zur Befreiung der Bauern diente, sieht man diesen vom Kaiser ausgedrückten Wunsch sehr deutlich, so daß in dem damals in London erschei- nendenKolokol"(Glocke) geschrieben wurde:Der russische Bauer bleibt wie früher derselbe Nichtbürger, er erscheint von nun an als umgetaufter Leibeigene seines umgetauften Guts- besitzers.* Der Hauptmacher bei der Reform war ein gewisser Rostowzew, der seine Carriere einer Denunziation gegen die Decabristen(die Verschwörung im Dezember 1825) und durch Berrath aller seiner Freunde zu verdanken hat; derselbe Rostowzew, der während seiner Verwaltung der Militär-Schulen sagte:Der Mensch braucht sein Gewissen nur im privaten, im häuslichen Leben, aber im öffentlichen, im bürgerlichen Leben ist die höhere Behörde sein Gewissen." Und von einem solchen Manne konnten dieBefreier" wie dieBefreiten" Vieles erwarten. Und wirklich erhielten sie Auskunft in den von Rostowzew redigirten Reglements für die zur Befreiung kommenden Bauern". Man muß gestehen, dieReglements" waren geschickt zu- sammengestellt. Theorettsch, d. h. auf dem Papier waren oie Reformatoren für Befteiung der Bauern mit Grund und Boden, in Wirklichkeit aber waren sie dagegen. Die den ! Da ich in jeder Stadt nur eine Zeitung berücksichtigen werde, so bitte ich um möglichst umgehenden Auftrag. Hochachtungsvoll ergebenst Ernst Eckstein ." Aber die wackeren Amts- und Kreisblatt-Verleger sollen nicht blos für den Spottpreis von 5 Mark und lumpigen 40 Pfennigen in den Besitz des unsterblichen WerkesSturmnacht" gelangen, sie sollen nichts blos das Recht haben, ohne weitere Zahlung eine Perle aus diesem Diadem zu brechen und sie ihren glücklichen Abonnenten darzureichen(wann ward je gleicher Edelmuth ge- sehen?), sie sollen den großen Ernst auch als Sammler von Humoresken kennen lernen, denn eine Beilage zu diesem Circular läßt sich also flötend vernehmen: Zweiter Band des.Humoristischen Hausschaf. Leipzig . Datum des Poststempels. Löbliche Redaktion! Durch Abdruck angefügter Nvttz, welche für die Leser Ihres geschätzten Blattes von Interesse sein dürfte, würden Sie mich zu großem Dank verpflichten. Die Gfcnfen- dung eines Beleges sehe ich als Aufforderung an, Ihnen ein Gratis-Exemplar des betreffenden Bandes einsenden zu sollen. Hochachtungsvoll Richard Eckstein." Folgt eine ordinäre Buchhändler- Reklame von 27 Zeilen, die mit den Worten schließt:Wir machen unsere Leser auf dieses zeitgemäße Unternehmen wiederholt aufmerksam", und die in der Hauptsache Aeußerungendes gefeierten Kritikers Rudolph Gottschall" wiedergiebt. So wird es gemacht. Aber freilich, wer will es diesen kleinen Berühmtheiten, welche die Kameraderie gesäugt und die Clique aufgepäppelt hat, wer will es diesen in den Lob-Afleku- ranzen auf Gegenseitigkeit Versicherten so gar übel nehmen, wenn sie Hals über Kopf bestrebt find, ihr Heu bei Zeiten hereinzubekommen? Uebcr ihnen hängt schwarzes Gewölk und jede Minute kann es einen tüchttgen Schauer, wo nicht einen gründlichen Platzregen geben. R. L. Sozialpolitische Uebersicht. Am 3. d.spät Abends" ist der Präliminarfriede zwischen Rußland und der Türkei abgeschlossen worden. Die Bedingungen liegen noch nicht vor; es verlautet blos aus an- scheinend guter Quelle, daß russischerseits in den letzten Tagen bedeutende Conzessionen" gemacht worden seien. Namentlich hätten die Russen auf Auslieferung der türkischen Flotte ver- zichtet, sich in Armenien mit einer vergleichsweisegeringen Gebietsabtretung" begnügt(Erzerum, heißt es, verbleibe bei der Türkei ), für das neue Fürstenthum Bulgarien weit engere Gren- zen, als ursprünglich geplant war, bewilligt u. s. w. Wahrscheinlich haben die Russen, wie dies in ähnlichen Fällen zu geschehen pflegt, absichtlich übertriebene Forderungen aufgestellt, um das Erstrebte leichter durchsetzen zu können. Natürlich sind dieEon- Zessionen" zur Beschwichtigung Englands und Oesterreichs ge- macht worden, mit denen nun einmal gerechnet werden mußte. Da die Türkei unzweifelhaft die Unterzeichnung des Friedens verweigert hätte, wenn ihr von England und Oesterreich Hoff- nung auf bewaffnete Hülfe gemacht worden wäre, und da die beiden genannten Mächte ebenso unzweifelhaft die Türkei an der Unterzeichnung verhindert hätten, wenn sie zum Losschlagen bereit und entschlossen wären, so können wir aus der Thatsache des Friedensabschlusses mit ziemlicher Gewißheit die vorläufige Sicherung deseuropäischen Friedens" folgern. Freilich, was heißteuropäischer Friede"? Waffenstillstand, Rüstung zu einem neuen Krieg. Durch die jüngsten Veränderungen auf der Balkanhalbinsel sind nach allen Richtungen hin unhaltbare und auf die Dauer unerträgliche Zustände geschaffen worden. Die Türkei muß sich wieder aufzurichten suchen; Rußland muß die Dardanellen in seine Gewalt zu bringen suchen, was ihm diesmal noch nicht gelungen; Oesterreich muß das Uebergewicht Rußlands zu brechen suchen, durch das es erdrückt wird; Eng- land muß zu verhindern suchen, daß die Dardanellen in rusfi- scheu Besitz komnien kurz wir haben, von dem übrigen Europa abgesehen, vier Staaten, welche ein Lebensinteresse daran haben, daß derFriede von Sankt Stephans"(so ist der Wechselbalg getauft worden) zerrissen wird, entweder um erweitert oder um rückgängig gemacht zu werden. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird der Congreß nun ziem- lich bald zusammentreten und eine jämmerliche Flickarbeit ver- Bauern zugesichertenAntheile an Grund und Boden" wurden überall dort verkleinert, wo die Aecker einen Werth besaßen, und vergrößert wo sie gar keinen Werth hatten. Die Durchführung dieser schlauen und niederträchtigenRegle- ments" gelaug über alle Erwartungen. Die Resultate find folgende: 1) Mehr als 2 Mill., d. h. mehr als ein Fünftel aller ge- wesenen Leibeigenen verrichten noch bis jetzt, also 17 Jahre nach der Emanzipation, Frohndienste. Das find die sog.Zeit- Pflichtigen". Die Frohndienste, wie es scheint, müssen für die Gutsbesitzer sehr günstig sein, denn sie verspüren keine Lust, die Bauern gänzlich zu befreien. 2) Ebensoviel Bauern erhielten nach der Emanzipation gar kein Land, wodurch ein ländliches landloses Proletariat geschaffen wurde, von dem man in Rußland früher keine Ahnung hatte. In die Reihen des ländlichen Proletariats wurde auch dasHausgesinde" der Gutsbesitzer geschleudert; diese moralisch und physisch durch die unmenschliche und corrumpirende Be- Handlung ihrer Herrschaften heruntergekommenen Leute zählen beinahe 723.000 Mann, mit den Frauen*) gerechnet 1'/- Mill. Noch gehören in diese Kategorie die Leibeigenen derkleinen Gutsbesitzer", da erstere nach denReglements" keinen Anspruch aufAntheil" haben. Ihrer Zahl nach waren sie mehr denn 350,000Seelen". Zum ländlichen Proletariat gehören noch die- jenigen Bauern, die ihremAntheil" entsagt haben und deren Zahl einige Hunderttausend ausmacht. Wie man sieht, ist die Zahl des ländlichen Proletariats sehr groß. Leider besitzen wir keine Mittel, diese Zahl genau feststellen zu können. Aber die Zahl muß jetzt ungeheuer groß sein, da das Proletariat in Rußland mit jedem Jahre zunimmt, sogar in den großrussischen Gouvernements, trotz des dort existirenden gemeinschaftlichen Bodenbesitzes. Nach einer statistischen Zusammenstellung der freien ökonomischen Gesellschast" in Petersburg giebt es zur Zeit in nur drei großrussischen Gouvernem.nts(Tambow , Kursk und Kostroma ) fast 300,000 landlose Proletarier, und in mehreren andern Gouvernements machen dieselben 12 Proz. der Land- bevölkerung aus. 3) Nach Abzug dieser zwei Kategorien der gewesenen Leib- eigenen haben wir noch zwei Drittel oder noch weniger solcher Bauern, welche einen Antheil an Grund und Boden erhalten *) Bei dem System der Leibeigenschaft wurden die Frauen nicht als Menschen betrachtet. Man rechnete nur nachSeelen", die nur b« dem Manne als vorhanden gilt. Die Frau zählt nicht mit im christ- lichen Rußland .