dieser Minderheit in Lincoln und sein Kabinet war aber so stark erschüttert, daß er bei der Präsidentenwahl von 1864 nicht wieder gewählt worden wäre, hätte nicht die mächtig gewachsene Groß kapitalisten- Sippschaft eingesehen, daß nunmehr dem Krieg ein Ende gemacht und Lincoln auf die Verpflichtung dazu wieder- gewählt werden müsse. Denn mit der Niederlage der Union  wären alle im Kriege ergaunerten Großkapitalien verloren ge- gangen. Dieser gedrängten Darstellung der Ursachen der Kriegsver- schleppung lassen wir die finanzielle Geschichte während und seit dem Kriege folgen, um zu zeigen, woran dieEdelsten und Besten" scheiterten. Ein kurzer und militärisch geführter Feldzug hätte vielleicht 500 Millionen Dollars gekostet. Diese hätten im eigenen Volke aufgebracht werden können mittels ebenso viel Unions- Schuld­scheinen, welche durch Einziehung und Verkauf oder Verpachtung der Rebellenländereien hätten bezahlt werden können. Bis diese Summe Schuldscheine, welche in kleinen Beträgen hätten ausge- geben werden müssen, um die Arbeitergelder aus den Sparkassen zu locken, untergebracht waren, konnte die Union   eine mäßige Summe Papiergeld ausgeben, welches nie entwerthet worden wäre. Eine mäßige Kapitalbesteuerung konnte weitere Sicherheit für die Unionsschuld gewähren. In solcher Weise hätte der Krieg dem Norden so viel wie mchts gekostet, und die Republik   wäre auf unvergänglichen Grund- lagen befestigt worden. Durch die kapitalistische Art aber, wie er geführt worden ist, hat er abgesehen von einer halben Million muthwillig verwüsteter Menschenleben zwischen vier und fünftausend Millionen Dollars(etwa 20,000 Mill. Mark) gekostet und eine Republik   übrig gelassen, welche diesen Namen nicht mehr verdient. Denn eine Republik  , bestehend aus ein paar Tausend Millionären, einigen Zehntausenden wohlhabender Leute, einigen Hunderttausenden Mittelstandsleuten, welche dem Versinken in's Proletariat geweiht find, einer Million Land- streicher und einem halben Dutzend Millionen Arbeiter, welche früher oder später Landstreicher werden müssen, ist nur scheinbar eine Republik  . Ein denkender Beobachter solcher Ereignisse bekommt ein ge- Heimes Grauen vor denEdelsten und Besten", vor dernatür lichen Aristokratie der Bildung", vor allem Personenkultus und allerpolitischen Volksvertretung". Dein Schreiber dieses kann es kaum verübelt werden, wenn er die denkbar ni drigste Vor- fiellung von allem Parlamentarismus   nicht blos dem mit Gänsefüßchen hat und behauptet, daß hundertEdelste und Beste", wenn sie zu einem Parlament zusammentreten, hundert- mal dümmer und schlechter sind, als jeder Einzelne unter ihnen für sich allein sein würde vorausgesetzt, daß sie Gesetze geben und Macht haben sollen über Interessen, anstatt lediglich über allgemeine Menschenrechte. Man wird dies paradox und übertrieben nennen. Vielleicht Siebt man uns später Recht. DieEdelsten und Besten" be- amen auf einmal ungeheure Interessen zu verwalten, zu deren Verständniß sie nicht vorbereitet, zu deren Verioaltung sie nicht auserlesen waren, deren Verständniß den Auftraggebern meist selbst wildfremd war. Nun ist es allgewöhnlich, daß die arbei- tende Klasse gar nicht oder zuletzt an ihre Interessen denkt, welche mit denen der Gesammtheit doch so sehr übereinstimmen. Die kapitalistischen   Klassen mit ihren verschiedenen Interessen wissen jedes derselben einzeln, und alle zusammen gegenüber der arbeitenden Klasse, nachdrücklich zu vertreten. Der Congreß war also von einer besoldetenLobby" der Kapitalisten belagert, welche nicht blos seine Vorzimmer(Lobby) verstopft, sondern auch die Tribünen umgab, die Gallerien füllte, den Abgeordneten auf Schritt und Tritt folgte, sie mit feinen Diners, Saufgelagen, artigen und liebenswürdigen Damen, Denkschriften, Deputa- tianen u. s. w. bearbeitete. Da waren die Fabrikanten, welche einen Schutzzoll brauchten, weil bis dahin das Kapital in Land und Häuserspekulation weit vortheilhafter angelegt werden konnte, als in produktiver Thä- tigkeit; der letzteren sollte der Schutzzoll große Kapitalien ver- schassen. Obendrein braucht: das Government viel Geld, und die hohen Zölle sollten es einbringen helfen. Da waren die Banken, welche sich erboten, große Summen von Unionsschuld- scheinen unterzubringen, wenn man ihnen gewisse Bortheile ein- Aus demBuch der Richter  ". Das Volk betrat der Heiden Bahn Im üpp'gen Lande Kanaan  , Vergaß des Herren Zebaot Und opferte dem Astharot. Sieh, da erschien dem Gideon, Des JoaS erstgebornem Sohn, Der Engel, sprach:Der Herr befahl's, Zerbrich heut Nacht den Altar Baals  Und haue um die Aschera!"") Und was der Herr befahl, geschah. Da nun der frühe Morgen kam, Und rings das Volk die That vernahm, Zog's wüthend vor des Joas Haus Uno rief: Gib deinen Sohn heraus, Gelästert hat er Astharot Und Baal  , man stein'ge ihn zu todt. Darauf Hub Joas also an: .Hat schlimm mein Sohn an Baal gethan, So nehm' er, ist er wirklich Gott, Selbst Rache, eure wäre Spott. Ein Gott, der eurer Hilf' bedarf, Ist keiner!" Also schloß er scharf. So dumm das Volk sonst, dieses Mal Sprach's: Du hast Recht, selbst helf' sich Baal  ! Und ging nach Haus die heut'gen Richter Nur anzudeuten braucht der Dichter. Kurt Mook. Die Folgen der czarischen Reformen. Skizzen über die Ausbeutungsfortschritte in Rußland   in den letzten Jahren. (Aus der neulich erschienenen russischen sozialistischen   RevueVorwärts" (�Vporeas Bd. V. London  .) (Schluß) X. In den vorhergehenden Arttkeln haben wir nur die Fort- schritte der Ausbeutung des arbeitenden Volkes auf dem Gebiete der russischen Finanzwirthschaft, sowie auf dem Gebiete der Landwirthschaft besprochen, womit wir nur einen Theil unserer *) Eine weibliche Gottheit, ein großer Baumstamm. räumte. Da waren die Spekulanten, welche Lieferuugscontrakte für Heer und Flotte und dazu die gewichtige Empfehlung der Repräsentanten beim Government suchten. Da waren Erfinder und Pläneschmiede, Bettler um Offizierstellen und Marketender Erlaubnißscheine:c.:c., welche durch die Volksvertreter sich beim Kabinet Gehör schaffen wollten. DerEdelste und Beste" braucht in seinem Wahlbezirke Beliebtheit, um demnächst wiedeegewthlt zu werden, und die regierende Partei braucht wieder die Ver- treter, um bei der nächsten Wahl am Ruder zn bleiben. Es gehört ein eiserner Charakter dazu, um auch ohne alle direkte Bestechung, welche anfangs kaum angewendet wurde diesen Einflüssen ihre berechtigte Seite zuzugestehen, ohne das Gemeinwohl'zu schädigen; und es gehört ein fast unmög- licher Grad von Kenntnissen und Weisheit dazu, alle diese ver- schiedenen Interessen gerecht zu beurthcilen. Der Gesetzgeber jedoch, wie er im Durchschnitt sein kann, ist ein Gewerbspolitiker, welcher nichts ordentlich gelernt hat außer der Kunst, wie eine Hand die andere wäscht. (Schluß folgt.) Sozialpolitische Uebersicht. Das Leichenbegängniß des verstorbenen Genossen Heinsch, welches am letzten Sonntage in Berlin   stattfand, gestaltete sich zu einer großartigen Volkskundgebung, obschon es das Ber  - liner Polizeipräsidium für nothwendig erachtete, das Bortragen von Fahnen und sonstigen Emblemen zu verbieten. Ueber das Leichenbegängniß selbst schreibt die Berliner  National-Zeitung", also ein gegnerisches Blatt folgendes: Schon kurz nach 2 Uhr war der Platz vor der Thomas- kirche dicht erfüllt von zahllosen Männergestalten, die fast durch­weg die symbolischerothe Schleife" angethan hatten, und noch immer kamen von allen Enden Vereine und Gewerkschaften her­beigeströmt, um still und ruhig an der ihnen angewiesenen Stelle Aufstellung zu nehmen. Auch bei dem Dirigiren dieser gewal- tigen Menschenmassen zeigte sich wieder die bewunderungswürdige DiSciplin der Sozialdemokraten. Ohne jede Störung und ohne jeden Lärm ging die Ordnung der Bereine und Gewerkschaften von Statten und die nicht sehr zahlreich erschienenen Polizei- Mannschaften hatten nichts zu thun, als hier und da eine ein- geschmuggelte Fahne zu entfernen. Pünktlich um 3 Uhr setzte sich der imposante Trauerzug, etwa 810,000 Köpfe stark in Bewegung. Etwa 3000, in Reihen zu vier und vier an- getretene Parteigenossen eröffneten denselben, dann kam ein Musikcorps, welches, die Worte derBerliner Freien Presse" von denungläubigen" Massen seltsam illustrirend, die feierliche Weise des ChoralsJesus meine Zuversicht" weithin erschallen ließ, unmittelbar hinterher der offene Leichenwagen. Der ein- fache schwarze Sarg war mit einer mächtigen rothen Schleife geschmückt, welche die Inschrift trug:Unserem Freunde Heinsch". Unmittelbar hinter dem Leichenwagen folgten die Führer der sozialistischen   Partei, darunter die Reichstagsabgeordneten Auer, Fr.tzsche, Demmler, Most, die Redaktionsmitglieder des Partei- organs zc. Ihnen schloß sich der sozialdemokratische Frauen- verein unter Führung der Frau Stägemann an, alte und junge Frauen, etwa 500 an der Zahl, einzelne von ihnen sogar noch mit einem Tragekind auf dem Arme. Fall jede einzelne der Frauen trug einen Kranz. Dann reihte sich wieder in unend- licher Kctte Kopf an Kopf und der Leichenwagen hatte schon längst die Schillingsbrücke passirt, als auf dem Mariannenplatze sich noch immer die einzelnen Glieder des Trauergeleits anein- derschlossen. Der ganz? Zug war eine halbe Stunde lang und gebrauchte 1>/z Stunden Zeit, ehe er den Kirchhof der freireli- giö en Gemeinde in der Pappelallee, wo die Beisetzung erfolgte, erreichen konnte. Auf der ganzen Strecke war der Zug von vielen Tausenden Neugierigen umgeben, doch kam keinerlei Stö- rung vor." Obschon uns von mehreren Seiten über dieses Leichenbegäng- niß Bericht erstattet wurde, zogen wir es vor, den Bericht der National-Zeitung" zu veröffentlichen, weil durch denselben kon- statirt wird, daß die Heulmeiereien von derVerrohung der Massen", welche von der gegnerischen Presse gelegentlich losge- lassen werden, schmähliche Lügen sind. Der Ernst und die Ruhe, großen Aufgabe erfüllt haben. Wir müßten eigentlich noch die Ausbeutung in den Sphären des Fabrikwesens, der Tcxtil- und Hausindustrie, des Handwerks, sowie des Bank-, Eisenbahn- und Unternehmungswesens besprechen. Da aber unsere Artikel ohne- dies schon umfangreich sind, so müssen wir diesen Theil später besonders behandeln. Um aber unser Bild zu vervollständigen, wollen wir hier Einiges über diese ökonomischen Erscheinungen sagen. Auf dem Gebiete der selbstständig produzirenden Arbeiter, d. h. der Handwerker und der in Rußland   so stark verbreiteten Textil- und Hausindustrie finden wir dieselben Erscheinungen, die wir oben, bei Besprechung der Lage der Landwirthschaft, ge- sehen haben. Das Handwerkerthum, obwohl der Kapitalismus  auch auf diesem Gebiet sehr schwache Fortschritte macht, befindet sich im Niedergange, die selbstständigen Arbeiter verarmen. So z. B. befindet sich infolge der Einführung von Maschinen ein sehr großer Zweig der Textilindustrie in stetigem Niedergange. Der Arbeitslohn ist in diesem Zweig um 65 Proz. ge- falle», aber die Intensität der Arbeit erhöht worden. Und Dank der Reform gehen die selbstständigen Weber vieler Gouvernements(Wadimir, Moseau, Kaluga   und andere) zu Gruude. Dasselbe bemerken wir auch in der Schumacherei. In Kimri  (Gouvernement Twer), dem Centrum der Schuhwaaren- produktton, sind in den letzten Jahren mehr als 100 Stepp- Maschinen eingeführt worden, wodurch die selbstständigen Schuh- macher unterdrückt werden. Aber wir müssen gestehen, daß unsere Kapitalisten, im Kampfe mit dem selbstständigen Arbeiterthum, selten zu einem solchen Mittel zur Einführung von Maschinen greifen. Sie ziehen das althergebrachte Kulakenwesen vor. Sie kaufen die Arbeit der Handwerker und Textilarbeiter, wofür sie letztere selten mit Geld, desto häufiger mit Lebensmitteln bezahlen. Die große Macht der Kulaki  , dieser Feinde des arbeitenden Volkes, hat den Lohn der Hausarbeiter auf ein Minimum herabgesetzt. Ja sehr vielen Orten verdient der Hausarbeiter für seine 14-, 16- und sogar 18-stündige anstrengende Arbeit 2030 Pf. per Tag. Es gubt auch solche, die in einem ganzen Jahre nicht mehr als sieben Rubel sage 13 Mark verdienen.*) Der Fürst Mestschersky erzählt in seinem Buch, daß in Kimri   und Pawlowo (die zwei größten und bekanntesten Centren der Hausindustrie) die Hälfte der Bevölkerung aus Bettlern besteht, die von Almosen leben.**) *) Das russ. Sheffield   von Bobarykin.(Vaterländische Memoiren 1877.) **) Material zur Lage der Textil- und Hausindustrie in Rußland  , von Fürst MestscherSky in Medsalowsky, vag. 82. welche die Tausende beobachteten, sow'e derenbewunderungs­würdige Disziplin" mögen bei manchem Bourgeois ein unange- nehmes Gefühl hervorgerufen haben, weil sich ihm die Ueb erzeug uu g aufdrängen mußte, daß Leute, welche so auf- treten, unmöglich eineirregeleitete, unbewußte Masse" sein können. Den Kalauer betreffs des Chorals wollen wir der National-Zeitung" schenken, iveil jeder Unbefangene einsehen wird, daß es nicht Sache der Sozialdemokraten sein kann, den Begräbnißmusikern Trauermärsche einzupauken. Wie wir von glaubwürdiger Seite erfahren, ist die Zahl 10,000 viel zu tief gegriffen. Den geordneten Zug sollen gegen 15,000 Menschen gebildet haben, während die vier bis fünffache Zahl, gleichsam Spalier bildend denselben zu beiden Seiten der Straßen beglei- tete und andere Tausende denselben an sich vorbeipassiren ließen. Am Grabe sprachen die Reichstagsabgeordneten Fritzsche, Most, Auer und die Frau Staegemann. Die verschiedenen Arbeitergesangvereine sangen am Grabe die Trauerchöre. Die Berliner   Arbeiter haben gezeigt, wie das Volk seine Todten ehrt. Leichenbegängnissehoher" Herren können wohl infolge des ent- wickelten Gepränges eine Menge Neugieriger anlocken, Achtung und Liebe zollt das Volk aber nur Denen, die für Recht und Freiheit in die Schranken traten. Gegen den Redakteur derBerliner Freien Presse", D entler, welcher wegen diverserBeleidigungen" seiner Frei- heit beraubt ist, wurden nachträglich noch drei Prozesse an- hängig gemacht, welche ebenfalls wegenBeleidigungen" ange- strengt wurden. Dentler ist bedenklich krank und kann nur mit der größten Anstrengung einige Schritte gehen; seine tägliche Nahrung besteht aus zwei Milchbrödchen. Trotzdem wird er aber in der äußerst ungesunden Stadtvoigtei belassen, statt ins Lazarcth überführt zu werden. Nun, die Franzosen haben Cayenne und Neucaledonien, wir Deutschen   haben die verschiedenen Gesängnisse; den Zweck er- füllen diese so gut wie jene. Am 12. d. Mis. wurde der verantwortliche Redakteur der Berliner Freien Presse", Genosse Richard Fischer plötzlich ver- haftet ohne daß demselben eine Zustellung oder Vorladung zu- gekommen wäre. Es sind gegen ihn zwölf Beleidigungsprozesse, darunter drei Majestätsbeleidigunzen anhängig gemacht wor- den. Fischer hat das genannte Blatt seit dem 29. Januar ge- zeichnet. DieBerliner Freie Presse" hat jetzt vier ihrer Redak- teure hinter Schloß und Riegel sitzen; Dentler, Finke und Fischer find in der Stadtooigtei und Dolinski am Plötzensee ein- quartirt. Dolinski, der sich s.it circa einem Jahre am Plötzen- see befindet, erhielt wegen 8 Fällen eme Zusatzstrafe von 5 Mo- naten und 14 Tagen. Ferner hat Most 3 und Lossau 6 Mo- nate Gefängniß abzubüßen. Durch solche Thatsachen wird die deutschePreßfreiheit  " gar sonderbar illustrirt. Wir haben oft genug darauf hingewiesen, wie unsere Gesinnungsgenossen in den Gffängniffen deseinigen" Deutschen Reiches behandelt werden, daß wir zur Abwechslung einmal der Behandlung notorischer Verbrecher, welche natürlich denbesseren Klassen" angehören, erwähnen können. In Dresden   wurde der Advokat Norbcrt Schmidt, welcher sich der Veruntreuung von ihm in amtlicher Stellung übergebenen Depositen, Unterschlagung von Mündelgeldern!c. in beträchtlicher Höhe(es sollen mehrere Hunderttausend Mark sein) schuldig machte, eingesteckt. Dieser großeEigenthumSzerstörer" wird, wie dieDresdner Volksztg." berichtet, viel zuvorkommender behandelt als Sozialdemokraten, die einpolitisches Verbrechen" begingen. Das genannte Blatt schreibt unter Änderm:So konnte man den Mann vergangenen Sonnabend erst um 9 Uhr Nachts aus seiner Wohnung heim- gehen sehen. Jüngsten Donnerstag aber konnten die von ihm Betrogenen das Vergnügen haben, ihn Mittags zwischen 1 und 2 Uhr in Begleitung seiner Frau und seiner drei Kinder ganz gemüthlich durch die Stadt promeniren zu sehen. Der ihm b:igegcbene Gesängnißwärter ging, um denangesehenen" Sünder nicht zu compromitttren, hübsch voraus, als ob er gar nicht zu seinem Schützling gehörte, und hatte zu allem Ueberfluß, damit er wie ein harmloser Flaneur aussehe, einen großen hübschen Hund bei sich. Um 2 Uhr verabschiedete sich dann der Unter- suchungsgefangene von seiner Familie. Der Wärter führte Der Niedergang der Hausarbeit und der Landwirthschaft treibt ganze Massen des Volkes in die großen Städte, in die Fabriken, wo ihr Loos nicht besser, sondern schlechter ist. Herr Bobarykin bemerkt sehr richtig, daß der beste Pawlower Arbeiter, der für seine 16 18-stündige anstrengende Arbeit nur 33 Kop. (80 Pf.) verdient, den Sträfling im Littauischen Schloß*) be- neiden könnte, denn letzterer verdient täglich 40 Kopeken(mehr als 1 Mark), arbeitet weniger Stunden, bekommt bessere Nahrung und eine bessere Wohnung, und dazu noch ärztliche Pflege und Schulunterricht. Auf dem Gebiete der Fabrikindustrie treffen wir wiederum das Kulakenthum. Um viele Arbeiter heranzuziehen, verspricht der Fabrikant gute Löhne, die er nachher durch verschiedene Strafen oder durch zwangsweise Verabreichung von Lebens- Mitteln an die Arbeiter herabzusetzen sucht. Wenn das Ver- sprechen nicht hilft, so hilft der Dorfschulze, der Stanovoi, die die Steuern restirenden Bauern den Fabrikanten verkaufen. Die Fabrikarbeiter befinden sich in größter Abhängigkeit von ihrem Fabrikherrn, der die grausamstenFabrikordnungen"**) vorschreibt. Jeder Protest seitens der Arbeiter wird durch Auslieferung der Widerspenstigen" an die Behörde(die in solchen Fällen sehr streng ist) bestraft. Collettivproteste werden alsAufstand" be- trachtet und werden natürlich grausam geahndet. Die Herren Kulaki Fabrikanten befinden stch unter dem Schutze der Polizei, die auf den ersten Ruf der Kulaki erscheint. Und dann wehe den Arbeitern. Auf dem Gebiete der Unternehmungen und Gründereien, der Bankg. schäfte, Conzessionen und Aktiengesellschaften herrscht der frech-brutalste Betrug, die schamloseste Verletzung der Gesetze unter Schutz desselben Gesetzes, die unverschämteste Spitzbüberei, der colossalste Diebstahl der gesellschaftlichen Güter sind an der Tagesordnung und dazu noch unter den Auspizien der Re- gierung.***) Nur auf diesem Gebiete bleiben wir hinter dem *) Ein Mustergefängniß in Petersburg  . **) Der Contreadmiral Tschichatschew(der Ches derrussischen Ge- sellschaft für Schiffahrt und Handel"), der Odessa   gegen die türkischen  Baschi-Bozuks vertheidigte, übertrissl letztere in weit höherem Grade durch barbarische Behandlung der ihm umergebenm Arbeiter. Die türkischen Baschi-Bozuks könnten noch bei ihm in die Schule gehen. Einer der größten Aktionäre dieser Gesellschaft ist der Bruder deS Kaisers, Constantin, der G-neral Admiral der russischen Flotte. **) Wir haben ein geheimes C rkulair des Justizministers Grafen Palen, der in diesem Cirkulair die Oberstaatsanwälte auffordert, die krachenden Aktiengesellschaften nicht zu verfolgen, wenigstens nichts in die Oeffentlichkeit gelangen zu lassen.... weil die Aktiengesellschaften dem Staate großen Nutzen bringen. Durch Verfolgung könnte man den Staatskredit untergraben.