die man zu hören bekommt. Die Minister sind sämmtlich krank, da sie sich nach Bismarcks Worten, wie die Sperlinge über den Hanfsamen, über ihre Arbeit gestürzt hätten; wir glauben an andere Ursachen derKrankheit". So lange Herr v. Bismarck in Varzin sich befand, waren die Herren Amtscollegen sämmtlich munter und kreuzfidel, und jetzt lassen sie, wie kranke Vöglein, die Köpfe hängen! Ein jchlesiscker Freiherr von Lückwitz veröffentlicht in derPost" eineoffene Bitte an die Vertreter des deutschen Volkes im Reichstag und Abgeordnetenhaus: ans irgend eine Weise dafür erfolgreich zu sorgen, daß von jetzt ab in den Sitzungen der Reichs- und Landtage möglichst jene auf- regenden oder in malitiöser Weise sich kundgebenden Nörgeleien vermieden, wenigstens nicht von einer und derselben Person wiederholt werden können, welche voraussichtlich die ohnehin geschwächten Nerven des Reichskanzlers aufreiben müssen." Wir geben dem Bismarckverehrer den Rath, sich die Wahr- heit des altdeutschen Sprüchleins vor Augen zu halten, welches lautet:Wie man in den Wald schreit, so hallt es aus demselben zurück." Es würde keinem Abgeordneten einfallen, den Herrn von Bismarck inmalitiöser" Weise anzugreifen, wenn, ja wenn---. Ob nicht diegeschwächten Nerven des Reichs- kanzlers" auch hin und wieder Veranlassung zu denKrank- heilen" der Minister geben? Uebrigens haben die National- liberalen selbst den einzigen Minister, der constitutionelle An- Wandlungen hatte, den Herrn Camphausen zum Abtritt gezwungen, «r will nach Italien reisen, während der hochconservative be- urlaubte Minister Eulenburg aus Italien zurückkehrt. Leon- Hardt, Friedenthal und selbst Falck denken an den Rücktritt, während der conservative frühere Herrenhauspräsident Graf Otto S t o l l b e r g zum Vicekanzler defignirt ist. Unsere Culturkämpfer sind außer sich, da ferner Kaiser und Pabst sich durch freundliche Briefe nähern Windthorst (Meppen ) sieht schon seine con- servativ-clerikale Aera auftauchen, und nicht lange wird es mehr währen, daß Bismarck ihm den Bruderkuß giebt. Windthorst wäre sicher ein fähigerer Cultusminister als Falck. Bei den nächsten Wahlen aber werden die Lcheralen von den vereinigten conservativ- clerikalen Anhängern Bismarcksan die Wand gedrückt, daß sie piepsen." Wir freuen uns darüber, daß endlich einmal reiner Tisch mit den heuchlerischen Mittelparteien gemacht wird entweder, oder das soll einen herrlichen Wahlkampf geben! Das Leichenbegängniß unseres Genossen Heinsch ist derBerliner Volkszeitung" zu Kopfe gestiegen. Bisher fanden wir Gelegenheit, das Blatt hin und wieder als ein rela- tiv anständiges bezeichnen zu können, doch nun ist kein Halten mehr:Der Massentrrtt der Arbeiterbataillone" hat bewirkt, daß die Galle wieder einmal derBolkszeitung" zum Hirne gedrun- Sen ist; daß dadurch Gehirnerweichung gewöhnlich erfolgt, ist ekannt. In einem galligen Artikel:Die Sozialisten im Reichs- tage", ist das Blatt ärgerlich über diejenigen nichtsozialistischen Abgeordneten, welche den sozialistischen Anträgen ihre Unter- stützungsstimmen verleihen das Blatt steht also in seiner Agi- tarion gegen die Sozialdemokratie noch unter dem Herrn Va- »entin. Daß dieVolkszeitung" ihre Geistesheroen, Max Hirsch an der Spitze, über die sozialistischen Abgeordneten setzt, kann Niemand diesem plötzlich gehirnkrank gewordenen Blatte ver- uveln; nur das Eine zeugt noch von einer gewissen Schlauheit, daß dieVolkszeitung" bedauert,daß die Sozialisten in neuerer Zeit als einen wesentlichen Theil des politischen Kam- Pses erachten, das Privatleben ihrer politischen Gegner zu ver- läumden, wir erinnern an die Abgg. Zimmermann, Ludwig Löwe und von Saucken-Tarputschen". Die Schlauheit liegt darin, daß dieVolkszeitung" den früheren Abg. Duncker und sein Privatleben ignorirt und ferner, daß fix verheimlicht, daß sie und ihre Partei nicht allein neuerdings, sondern immerwährend das Privatleben der Sozialisten verleumdet haben und noch im- mer verleumden. Wir erinnern nur an die wahrhaft boshaften und niederträchtigen Angriffe derBolkszeitung", die seiner Zeit diese elendeWadenkneiferin" aus Lassalle gemacht hat, auf Lassalle, dem gerade von früher her diese ganze fortschrittlich- demokratische Gesellschaft zu Dank verpflichtet war. Uebrigens ist es sehr fraglich, ob es lediglich zumPrivatleben" gehört, wenn zwei Abgeordnete auf eine höchst eigenthümliche Weise sehr schnell reich werden oder wenn ein anderer Abgeordneter seine Arbeiter mit der Reitpeitsche prügelt. Bon 11 sozialistischen Abgeordneten(Bebel befindet sich im Gefängniß) haben in dieser Session schon 7 geredet die Volkszeitung" aber hält sich darüber auf, daß unsere Partei Nach meinen Berechnungen stellt sich der Verdienst eines Gärt- ners auf noch nicht 1 Mark pro Tag im Jahresdurchschnitt, weil er im Tagelohn im Winter 50 60 Pf., im Sommer 60 75 Pf. pro Tag einnimmt; rechnet man nun 52 Sonntage, wenigstens 10 Feiertage und 70 80 Regentage ab, die nach beendeter Scheunenarbeit eine Beschäftigung im Freien nicht ge- statten, so kann sich Jedermann die Richtigkeit meiner Annahme klar machen, wenn er noch als den Ertrag an Kartoffeln von dem erwähnten Morgen auf 75 Scheffel(sehr viel!) zum Werthe von 75 Mark annimmt. Das Familienhaupt verdient also im Jahre 324360 Mark. Von den Familiengliedern, im Durchschnitt 4 Personen außer dem Manne, ist noch eins als erwerbsfähig anzunehmen mit 200 Arbeitstagen und einem Durchschnittsverdienst von 30 Pf. pro Tag, macht 60 Mark; der Ertrag von 23/« Morgen(inet. Garten) eigenen Besitzes kann höchstens mit 30 Mark pro Morgen, gleich 80 Mark, angenommen werden, macht pro Jahr 500 Mark; davon ab Steuern, Gemeindelasten(Pfarrer, Kirche, Schule . ßkhrer, Küster, Dorfwächter) und Kreisabgaben 60 Mark, hn,I c jl440 Mark zur Ernährung und Bekleidung einer Familie .. Personen pro Jahr, oder 1 Mark 50 Pf. pro Tag. besteht: früh aus Schur(-nr); dieS find zu Brei �etn mit Mg vermengt, dem an Festtagen ein mir HiäfirLs xr zugesetzt wird. Zweites Frühstück wird "Li 1 Ernte zu sich genommen; da aber das Domi- !!" J�ai«ne halbe Stunde(von 3 bis 8'/- Uhr) Fruhstuckszeit gewährt, so wird ein Stück Brod oder ein Töpfchen Schur mitgenommen, um diese Zeit auszufüllen. (Fortsetzung folgt.) « vT Die jüngste Nummn desKladderadatsch" bringt folgendes Gedicht in Bezug auf daS Leichenbegängniß des Genossen Heinsch: Für die Sozialdemokraten. Daß neulich Zucht und Ordnung sie gehalten Bei ihrem Aufzug, laßt es uns gestehn. Ein gleicher Geist der Ordnung möge walten, Bei uns, wenn wir in solchen Massen geh'n! Wir wollen gern den Beifall ihnen zollen, Der ungerecht scheint nur den Thoren. ES sind verloren, Die nicht vom Gegner lernen wollen. sich an den Debatten selten betheiligte. Wir haben eben keine Schwätzer unter unseren Abgeordneten ä la Richter, wir haben keine seichtenStaatsmänner" unter uns ä la Hofmann; unsere Abgeordneten können zu jeder Zeit, jeder an seinem Platze, sich sämmtlich an den Reichstigsdebatten bethnligen, während gerade die Fortschrittspartei dietiefsinnigsten Schweiger" besitzt. Das gehirnkranke Blatt schenkt uns in einem Leitartikel Die Furcht der Gutgesinnten" übrigens reinen Wein ein; auch dieser Artikel bezieht sich auf das Heinsch'e Leichenbegängniß. Nachdem es sich gegen die sognannten Gutgesinnten, welche die Sozialdemokratie mit Feuer und Schwert vertilgen wollen, ge- wandt hat, schreibt es wörtlich: Man spricht von Gefahren, welche die Sozialdemokratie heraufbeschwört, aber man verkennt sie in ihrem wirklichem Cha- rakter. Die Gefahr liegt nicht darin, daß einmal die Sozial- demokratie ihre Massen aufbieten könnte zu einer siegreichen Re- volution, sondern darin, daß sie die wirklichen Schäden auf- deckt, über welche die Volksvertretung mit ohnmächtigem Achsel- zucken hinweggeht, daß sie Gebrechen vor den Augen des Volkes in greller Weise enthüllt, welche selbst freisinnige Parteien in falschem Patriotismus schweigend dulden". Ist das nicht ein gradezu köstliches, aber auch zugleich von Gehirnerweichung zeugendes Eingeständniß! Also nicht in einer blutigen, siegreichen Revolution liegt die Gefahr für die Gesell- schuft die Revolution kann ja nachträglich vom Militär nie- dergeschlagen werden nein, die Gefahr für die Gesellschaft liegt in der Aufklärung des Volkes, die von der Sozial- demokratie energisch betrieben wird, sie besteht darin, daß die Sozcaldemokratie die wirklichen Schäden des Volkes auf- deckt, wozu die anderen, auch die freisinnigen Parteien inclusive der Fortschrittspartei, zu faul, zu feige, zu gewissenlos find, wozu die anderen Parteien sich auch nicht berufen fühlen, weil diesAufdecken" gegen ihre Interessen sich richtet. Wäre derVolkszeitung" das Leichenbegängniß unseres Ge- Nossen Heinsch nicht zu Kopfe gestiegen, so hätte sie jene Artikel, die ihr bei Freund und Feind nur grenzenlose Blamage ein- bringen, sicher nicht geschrieben. Möge der Gesundheitszustand dieser Aermsten sich bald bessern, sonst ist sie rettungslos ver- loren wenn sich der Irrsinn mit der Schwindsucht noch verbindet, dann ist die Heilung allerdings sehr schwer. Arbeiterrisiko. Daß der Arbeiter ein weit größeres Risiko hat als derUnternehmer", haben wir schon unzählige Male nachgewiesen; hier aus vielen Fällen wieder einer, welcher beweist, daß der Arbeiter gezwungen ist, entweder Gesundheit und Leben im Interesse des Kapitals zu riskiren, oder aber brodlos zu werden. Auf einem Baue in Montreux (Schweiz ) wurde ein Arbeiter angewiesen, auf dem Dache gewisse Arbeiten vorzunehmen. Da kein Gerüst angebracht, die Arbeit daher lebensgefährlich war, weigerte sich der Arbeiter, das Dach zu besteigen, wofür er sofort entlassen wurde. Ein anderer Ar- beiwr, welcher beauftragt wurde, die Arbeit zu verrichten, fügte sich um nicht brodlos zu werden der Anforderung und bestieg das Dach; aber kaum hatte er die Arbeit begonnen, so stürzte er wegen Mangel eines Gerüstes vom Dache herab und mußte, schwer verletzt, in das Krankenhaus geschafft werden, wo er schon seit mehreren Wochen liegt und wahrscheinlich für sein Leben lang ein Krüppel bleiben wird. Der Unglückliche ist Vater von vier Kindern. Dieses eine Beispiel spricht für Hunderte und zeigt, welches Risiko die Arbeiter haben und wie niedrig das Leben derselben angeschlagen wird. Das Gerüst hätte Geld gekostet, das Leben des Arbeiters kostet demUnter- nehmer" nichts. Billigeres Brod!" Diesen Ruf hört man jetzt besonders oft und laut bei den Arbeitern der Schweiz . Als ein Mittel, billigeres Brod zu erhalten, soll der Staat aufgefordert werden, den Getteidehandel selbst zu übernehmen. Die Arbeiter- vereine des Kantons Zürich gehen voran und ergreifen, gestützt auf den Artikel 29 der Verfassung, die Volks-Jnttiative, indem sie vorschlagen, daß dem gesammten Volke die Frage seitens der Regierung vorgelegt werde:Soll der Staat den Getreide- Handel in die Hand nehmen?" Dieser Borschlag aber muß von 5000 Stimmen unterstützt werden und diese werden gegen- wärtig gesammelt. Daskantonale Comits der Arbeitervereine, Gewerkoereine und Grütlioereine des Kantons Zürich " hat nun dieserhalb einen Aufruf erlassen, dem wir folgende Stellen ent- nehmen: Nur der kleinste Theil des im Kanton Zürich gebrauchten Getreides, des wichtigsten und unentbehrlichsten aller Lebens- mittel, wird im Lande selbst hervorgebracht der bei weitem größte Theil wird vom Auslande eingeführt. Die Beschaffung und Einführung des Getreides liegt in den Händen des Han- dels und der Spekulatton und sie bildet ein stets sehr ertrag- reiches Gewerbe. Händler und Spekulanten kaufen das Getreide in Ungarn , Rußland u. s. w., speichern es aus und suchen es zum höchst- möglichen Preise wieder zu verkaufen. Es liegt in der Natur der Sache, daß der Getreidehandel ein Großhandel ist und daß es daher nur Wenige sind, die ihn schwunghaft betteiben können. Dies hat weiter zur Folge, daß dabei die Conkurrenz, welche geeignet wäre, das Volk vor künstlich hohen Preisen zu schützen, fast ganz beseitigt wird und daß faktisch die Einsuhr und der Großvertrieb von Getreide ein Monopol weniger großer Handlungshäuser ist, die bei einer Verständigung unter einander ganz leicht die Getreidepreise, trotz guter Ernten und großen Vorräthen, künstlich hoch halten können. Es wird also mit dem Getteide, dem täglichen Brode des Volkes, ein unerhörter Wucher getrieben ein Wucher, bei dem wenige Händler und Spekulanten in kurzer Zeit riesige Ver- mögen gewinnen, während dem Volke das nothwendigste Nah- rungsmittel vertheuert wird. Mögen die Ernten noch so gut sein, mag die Mutter Erde noch so reichlich die goldenen Nehren her- vorbringen der Segen kommt nur den Großhändlern und Spekulanten zu Gute, die es verstehen, den Preis in der Höhe zu erhalten und lieber die köstliche Frucht in den Speichern und Lagerplätzen massenhaft zu Grunde gehen lassen, ehe sie dieselbe billiger abgeben." Nun werden noch einzelne Beispiele angeführt, daß ganze Getreidelager in jüngster Zeit der Verderbniß preisgegeben, daß eine große Masse verdorbenen Getreides in den Rhein geworfen sei:c.!c. Dann weist der Aufruf darauf hin, daß der Staat schon den Salzhandel betteibe, und schließt mit folgenden Worten: Bor zehn Jahren verlangte das Zürcher Volk gebieterisch billigeres Salz und seine Forderung kam zur Geltung. Wenn heute alle die, welche sich um ihr tägliches Brod abmühen und absorgen müssen, mit uns einstimmen in den Ruf:Billigeres Brod", dann werden die Behörden auch da Rath schaffen müssen und es wird ihnen ganz leicht möglich sein. Es braucht dazu kein eigenes Gesetz, sondern einfach nur eine Vollziehung?- Verordnung." l Bildungspröbchen eines Moltke'schen Zöglings. Ein Soldat des 4. Chevauxlegers-Regiments zu München wurde von einem Sergeant Namens v. Guerin derart mißhandelt, daß ihm ans Mund, Nase und Ohr das Blut floß, auch war das Trommelfell des einen Ohres gerissen. Der Schwermiß- handelte kam in's Militärlazareth, wo er nach 4 Monaten am Typhus starb. Und derHeld" des Dramas der übri­gens aus preußischen in bayerische Dienste übergetreten war? der kam mit ganzen drei Monaten Gefängniß davon. Die Pariser Arbeiter erlassen in derEgalcts" fol- gende Einladung an die Arbeiter aller Länder zum Besuch der Weltausstellung in Paris : Die Pariser Arbeiter, welche nicht vergessen habe«, welche brüderliche Aufnahme ihre Delegirte auf den früheren Weltaus- stellungen zu London 1868, zu Wien 1873 und zu Philadelphia 1876 zu Theil geworden ist, sind damit beschäftigt, den Arbeiter- Delegirten Englands, Deutschlands , der Schweiz , Belgiens , Italiens ac., welche die Pariser Weltausstellung besuchen werden, den bestmöglichsten Empfang zu bereiten. Zu diesem Zweck ist eine Jnitiattv-Commission gebildet worden, bestehend aus der Bürgerin Josephine Andrä und den Bürgern Amand, Corsin, Dupire, Mercier, Oligier, Hermann und Sarnel. Dasselbe wendet sich an alle Gewerkschaften und Arbeitergruppen, je einen Delegirten zu ernennen und zum 1. April nach Paris zu senden, woselbst die Wahl eines Direktions-Comitös vorgenommen werden wird. Diesem Comite wird neben der Berathung der Mittel und Wege zur Aufnahme der fremden Delegirten auch die Auf- gäbe übertragen werden, den auf dem Lyoner Congreß be- schlosienen internationalen Arbeiter-Congreß während der Aus- stellung zu organisiren." Barbarisches Borgehen der Russen. Selbst die so russenfreundlicheFrankfurter Zeitung " bringt einen Bericht aus Wien , der folgendermaßen lautet: Ueber die Schicksale des längere Zeit vermißten vr.Schücking , des Sohnes des bekannten Schriftstellers Levin Schücking , er- fährt dieMedicinische Wochenschrift" die nachstehenden Details, welche neuerdings das barbarische Borgehen der Russen gegen wehrlose Personen und die Verletzung der Genfer Convention beweisen. Dr. Schücking war in kaiserlich otto- manischen Diensten und dem Truppentheile in Etropol zugetheilt. Eine durch einen Sturz vom Pferde veranlaßte Kniegelenks- Entzündung fesselte ihn an's Bett, als die Türken den Ort ver- ließen, in welchen die Russen einrückten, wobei aus einem Hause geschossen und ein Gendarm getödtet wurde. In Folge der De- nunziation durch einen Bulgaren wurde der des Gehens fast ganz unfähige Dr. Schücking aus dem Bette gerissen, seiner sämmtlichen Habseligkeiten beraubt und nach kurzem Verhör vor dem Herzog von Oldenburg namentlich wegen der Auf- findung eines sechsläufigen Revolvers in seiner Wohnung stand- rechtlich zum Tode verurtheilt. Zum Glücke begegnete er auf dem Wege zum Richtplatz-(die Exekution sollte sogleich vorge- nommen werden) zwei höheren Offizieren, welche Deutsch ver- standen und die ihn einstweilen retteten, worauf er, mit Stricke» gebunden, in ein Arrestlokal zu allerhand Gesindel geworfen wurde. Erst eine Depesche an seinen Bater und die von diesem eingeleitete Intervention der russischen Kaiserin veranlaßte die endliche Befreiung des durch die Mißhandlungen auf's Äußerste erschöpften, ohnehin kranken Mannes, der dann über Sistowa, Zimnica nach Bukarest geleitet wurde. Von dort kam er nach Wien , wo er an einem typhoiden Fieber in einem Separat- zimmer der Drasche 'schen Abtheilung im allgemeinen Kranken- Hause liegt." Wir haben zu diesen Thatsachen nichts hinzuzufüge«, als daß ein deutscher Prinz, der Herzog von Oldenburg , den Sohn eines deutschen Schriftstellers, der als Arzt zur Lin- derung der Schmerzen der Verwundeten thätig gewesen war, ermorden wollte. Und da redet man von den gemeinsamen Banden, die das Baterland um die Menschen schlingt! In derVosfischen Zeitung" lesen wir eine Correspondenz aus Bukarest , wo zahlreich- türkische Gefangene verweilen, der wir folgende Stellen entnehmen: Man wird sich beeilen, der Gäste ledig zu werden. Schon sind türkische Offiziere und Beamte hier eingetroffen, um sich wegen Uebernahme und Transport der türkischen Soldaten mit den rumänischen Behörden in's Einvernehmen zu setzen. Bei ihrem Abzüge von hier werden die Türken das unbestreitbare Renomms hinterlassen, daß sie sich selbst in der Gefangenschaft als gut disziplinirte Soldaten, sonst aber als ruhige, gesetzte und vernünftige Männer durchweg gezeigt haben. Amüsant war es, die strammen Burschen im Museum vor den Bildern stehen zu sehen, auf denen siegreich anstürmende, osmanische Rei- tergeschwader dargestellt sind. Mit Wohlgefallen betrachteten sie solche Gefechtsbilder und schienen die einzelnen Personen zu kri- ttsiren, russische Soldaten verliefen sich fast nie in die be- scheidene Kunststätte der rumänischen Hauptstadt. Hört man über das Betragen der Türken, von denen einige als am- bulante Zuckerwerkverkäufer sich Zulage verdienen, lediglich nur Lobenswerthes, so geben sich dagegen die russischen Koschori", Karrenführer, die zu Tausenden sich hier und in der Umgegend angestaut haben, alle erdenkliche Mühe, den Ruf der russischen Armee zu schädigen. Die Trainknechte bilden nun zwar bei keinem Heere gerade die Elite, die russische Gesellschaft»st aber, seitdem die Leute fast ein Jahr unterwegs find, über die Maßen verwildert. Tagtäglich hört man von groben Excessen, die von der gefährlichen Bande verübt worden, Mord und Todtschlag ist nichts Neues mehr dabei. Von e»nem Ab- zuge der Russen ist absolut noch keine Rede.", Da haben wir dieuncivilifirten Türken"»m Gegensatze zu denTrägern der Civilisatton" und denKämpfern für das Christenthum". Die internationale Reaktion hat sich am 18. März wieder in ihrer Glorie gezeigt. 3a Berlin , m Mannheim , in Chemnitz , in Bern , in Leipzig find Versammlungen zur Besprechung des 18. Mär, verboten worden. Wir können unS über diese« Eingeständniß der Schwäche seitens unserer Gegner nur freuen...,.,... i Was insbesondere Leipzig betrifft, so find unS d»e Motive der Poltteidirektton noch nicht bekannt: das Verbot ist ohne Angabe von Gründen erfolgt. Natürlich wird Beschwerde er- hoben werden, wenn unsere Genossen sich auch in Betreff des Resultats keine» Illusionen hingeben. Wir haben die Ersah- rungen vom vorigen Jahre nicht vergessen. Bon der gnädigen Erlaubniß der Polizei, über ein anderes Thema zu reden, konnte um so weniger Gebrauch gemacht werden, als die beide« Leipziger Amtsblätter daS offizielle und offiziöse bereits am Morgen des Versammlungstags brühheiß die Meldung ge- bracht hatten, die Versammlung zur Erinnerung an den 18. Marz sei polizeilich«ntersagt.