erscheint in Ltlpsiz »tltnrod), Freitag, Sonntag. AbonnemrRtSprei» ffa ganz Drutichland 1 Marl 60 Pf. pro Quartal. Monat«- Abonnement« b 34 Pf. »erben bei allen beutfchen Poftanllalteu auf den 2. und Z. Monat, und auf den Z. Monat befonber« angenommen. Jnfrrat» betr. Versammlungen pro Petitzeil« l» Pf., betr. Prioatangelegenheiten und Feste pro Petitzeile 30 Pf. Vorwärts. ZZestellunge» nehmen an alle Postanstaltcu und Buchhand« langen de« In- und Auslandes. Filial-«x»e»itionen. Nem-Porl: Mr. Franz Jonscher, 177«hn Str. comor Broom«. Mr. Hcrm. Nipfche, 34« Voat 37 Str. Philadelphia: P. Hast, io» North 3r* Street. I. Boll, N.B. box Charlotte& George Str. Hobele» N. J.: F.«. Sorge, 2tbWo»h- ington Str. Chicago  : A. Lanfermann, 74 Clxdoume»v». San Franziico: F.Ens. 4t«i)'l'itrreIl Str. London Vf.: Wilh. Hoffman». ceu Str. Leiceoter St Squ. Gentrat Grgan der Soziatdemokratie Deutschlands  . Nr. 55. Sonntag, 12. Mai. 1878. Renegaten. Man hat den Ausdruck Renegat zuerst vielfach angewandt, als sich während und nach den Kreuzzügen viele Abendländer, denen das Leben in den weichen Armen der Morgenländerinnen zu gut gefiel, zum Mobamedanismusbekehrten". Späterhin erhielt das Wort eine allgemeinere Bedeutung; man bezeichnete damit einen Abtrünnigen von einer guten Sache. Und besonders brauchte man es, wenn ein Mann, der einer oppositionellen politischen oder sozialen Partei angehörte, diese verließ, um sich in denweichen Armen" der Regierungspartei oder der herrschenden sozialen Partei von den Strapazen der Opposition auszuruhen. Dieser Renegaten gibt es nun eine ungemein große Zahl auch in unserem lieben Deutschland  . Da?tolle" Jahr 1848 hatte in politischen und sozialen Dingen eine entschiedene Oppo- fitionsluft gezeitigt. Polittsche Freiheit, soziale Gleichheit! so klang der Ruf durch die deutschen Lande. Doch bald schon wurden dieseRufer im Streit" durch die eintretende Reaktion zum Schweigen und ins Gefängniß gebracht. Anstatt nun diese reaktionäre Unbill mit Stolz zu ertragen, wie ein Theil der Flüchtlinge in London  , find die meisten derselben zu Kreuze gekrochen und nähren sich jetzt an den fetten Brüsten der politischen und sozialen Reaktion. Wir wollen einige Namen nennen. Lothar Bucher  , gegen- wärtig die rechte Hand und der eigentliche Kopf Bismarck  '?, war im Jahre 1848 ein Revolutionär; ebenso August Braß, der die Norddeutsche Allgemeine Zeitung" in das Bismarckische Lager führte, der aber 1843 noch dasFärberlied" sang, in welchem es heißt:Wir färben ächt, wir färben gut, wir färben mit Ty- rannenblut." Merkwürdigerweise belegen auch die heutigen Fortschrittler und Liberalen diese Leute mit dem Titel: Rene- gaten, ohne zu bedenken, daß in ihren Reihen sich eine viel größere Zahl solchen Ungeziefers aufhält. Auch hier wollen wir Namen nennen. Miguel, einer der gescheidtesten Männer unter den Liberalen, war 1848 Commu- »ist; er hat sich während der Gründerzeit eine Millioner- lvorben" und ist jetzt Oberbürgermeister von Osnabrück  ; der zu Gefängniß verurtheilte frühere Eommunist Dr. Hermann Heinrich Becker  , der Rothe genannt, ist gegenwärtig der von der reaktiv- Nären Regierung gern und freudig bestätigte Oberbürgermeister von Eöln; der verstorbene Freiligrath, der das begeisterte Lied sang:Bon Unten auf", in welchem die Strophe vorkommt: Wir hämmern fest, wir hämmern jung DaS morsche alte Ding den Staat, Die wir von GotteS Zorne sind Das Proletariat--" auch er wurde Renegat und marschirte in die alleinseligmachen- den Arme des Geldsacks, die sich ihm mit circa 60,000 Thalern Dotation öffneten. Bamberger  , den großen Bamberger  , den H-lden von Kirchheim-Bollanden nicht zu vergessen. der jetzt Nickelgrubenbesitzer ist und zu stimm persönlichen Nutzen die Nickelmünze für das deutsche Reich erfunden hat. Noch wollen wir unS beschäftigen mit einem etwas unbedeu- deuten Manne, der 1848 als Communist gerungen und gelitten, mit dem Schriftsteller Bürger?, der sich seit 1863 um ein Land- tags- oder Reichstagsmandat vergeblich beworben hat bei den kapitalistischen   Parteien, die er früher so heiß bekämpft. Der Kapitalismus ließ ihn, selbstverständlich mit vollem Rechte, lange Zeit umsonst flehen. Endlich, nachdem Herr Bürgers knie- rutschend dem Kapital Abb.tte für seine communistischenJu- gendsünden" geleistet hatte, fand sich die Kapitalisten- und Re- gierung? Partei der Stadt Breslau   bewogen, den Renegaten Bürgers gegen einen Sozialdemokraten, den die Arbeiter auf- gestellt hatten, in den Reichstag zu wählen. Und dort gebehrdet sich der Renegat auch selbstverständlich uach Renegatenmanier. I Er greift die Sozialdemokraten, die Eommunisten. in der albernsten und verbissensten Weise an und wundert sich dann Noch, wenn ihm eine derbe Lektion ertheilt wird. Diese Lektion wurde ihm am?. Mai bei Berathung der Gewerb-ordnung zu Theil. Wir wollen hier den Vorfall ein- lach nach dem Organ der Fortschrittspartei, der Herr Bürger» angehört, nach derBossischen Zeitung" mittheilen: ,§ 123 zählt die Fälle auf, in denen die Arbeiter vor Ab« /vjst vertragsmäßigen Zeit und ohne Aufkündigung die Ar- Wh fcn dürfen. «.". S- Hasenclevcr will dies auch dann gestatten, wenn der .oder sein Vertreter eines Diebstahls, einer Unter- Ä �ktrugeS oder eines liederlichen Lebenswandels ' t'l? Zachen. Er motivirt diesen Antrag damit, daß eine £-t L-'."lang in§ 122 aufgenommen ist, welche den Ar- bettzeve z r sofortigen Entlassung des Arbeiters aus diesen Gründen ermächtigt, zzie Arbeitgeber aber machen sich öfter ".so ebrlosen Handlung schuldig wie der A.beiter; eS sei also IN Betreff �er Arbeitgeber diese gesetzliche Bestimmung min­destens eben so nothwendig. wie in Betreff des Arbeiter». Bei Ablehnung dieses Amendements wird der Satz bestätigt werden, daß die jetzige Gesetzgebung eine Klassengesetzgebung ist, und der Abg. Bürgers brauchte stch vor emigen Tagen nicht so sehr wegen dieser sozialdewokratlschen Behauptung zu echauffiren. Allerdings war derselbe früher Communist und greift jetzt die Sozialdemokraten mit dem Elfer des Renegaten an. Der Präsident ruft den Redner wegen diese» Ausdruckes zur Ordnung. Nachdem Abg. Bürgers persönlich bemerkt hat, daß er nie Zur Partei der Sozialdemokraten gehört habe, ward der Antrag Hasen clever abgelehnt und§ 123 nach den Commisfionsbe- schlüssen angenommen." Hinter einer Wortklauberei also sucht sich der H rr Bürgers, der nach der Rede Haftnclever'S wie ein abgestrafter Schulbube, den Kopf gesenkt, vor sich nied«rblickte, zu verschanzen. Com- muuist war er doch, er hat sich ja an dem Eommunisten- Kunde betheiligt und ist deshalb besttaft worden; wir Sozial- demokraten find doch auch Eommunisten, vielleicht etwas auf- geklärtere und deshalb nicht zum Renegatinthum geneigt. Sage man doch offen, daß man eineSünde" begangen habe, wenn man in Wirklichkeit anderer Meinung geworden ist, schimpfe man aber nicht auf diejenigen, welche die frühere M inung noch ihr eigen nennen, um durch solches Geschimpfe das Wohlwollen des Kapitals und der Regierung zu erlan- gen. Da» ist eben die traurige Manier des Renegatenthums. Berstehen Sie das, H>rr Bürgers? Uns fällt es nicht ein mit besonderer Schärfe zum Beispiel den Excommunisten Oberbürgermeister Dr. Becker zu Köln   an- zugreifen, der sich dadurch von Herrn Bürgers unterscheidet, daß er sich vor der Renegatenmanier, seine früheren Gesinnung? genossen in heftiger Weise zu befehden, wohl bittet. Bürgers hingegen erinnert unS lebhaft an die Herren Mster, Grüneberg und Zielowsky, die von der sozialdemokratischen Partei zur christlich- sozialen renegirt sind deshalb muß er genauso wie diese sauberen Patrone behandelt werden. Daß das Wort: Renegatenthum im deutschen   Reichstage kein großes Wohlgefallen erregte, ist leicht zu begreifen, da in jener Körperschaft sich mindestens hundert Mitglieder, von dem klugen Präsidenten Forckenbeck an, der früder Demokrat war, bis zu dem halben Mikroeephalen Valentin hinunter, der gleich- fall« sich einst als Boiksmann geberdete, befinden, welche böchst bedenkliche Schwenkungen von links nach rechts gemacht haben. Löwe-Calbe  , Bennigsen, Lasker und wer kennt und nennt noch die anderen Namen alle!? DieVossische Zeitung" wundert sich, daß die Sozialdemo- kraten und in diesem Falle der Abg. Hasenclever immer die Fortschrittspa-tei zum Zi lpunkte ihrer persönlichen Angriffe macht. Wir verstehen diese Verwunderung nicht. Ganz ab�e- sehen davon, daß die Partei desFortschritts", welche heuchle- risch vor dem Volke allerlei Freiheit? Phrasen drechs lt und durch ihre Thaten die Banden, in welchen das Volk liegt, f.ster sckmiedet, der Freiheit und dem Voike mehr Unherl bringt, als selbst die reaktionäre deutsch   conservative Partei; ganz abgesehen davon, befinden fich in der Fortschrittspartei die unqezog-nsten Elemente, Jj. B. der Abg Richter, der moderne Thersites, der keine Gelegenheit vorübergehen läßt, seinen angesammelten Anrath   gegen die Sozialdemokratie zu schleudern. Und dieser Schimpf- Richter ist der hervorragendste Führer der Fortschritts- Partei und handelt bei solchen Gelegenheiten immer im Namen und im Auftrage der Fortschrittspartei. Wie kann sich da dieVossische Zeitung" noch wundern, daß wir solche Leute auch persönlich angreifen; wie kann sie fich wundern, daß wir gerade bei d eser heuchlerischen Partei nach- weisen, welche unsaubiren Elemente sie beherbergt? Wir werde» sicherlich dann nicht mehr solchen persönlichen Ton gegen die Fortschrittspartei anschlagen, wenn zum Beispiel Herr Eugen Richter   zur Sette des früheren Fortschntt-abgeord- neten, des jetzigen Herrn Geheimen Rath« und Ministerial- Direktors Michaelis, sitzen, wenn tr das Ziel seines Streb ms erreicht haben wird. Richter'« Ai.ftreten soll ihm die Rene- gaten-Brücke schlagen zum BundeSrath. Säubere fich die Fortschrittspartei erst, so wird sie nicht mehr den bösen Einflüssen früherer und künstiger Renegaten er- liegen, und unsere Angriffe werden dann lediglich prinzipieller Natur sein. Die ReichStagsverhandlungen über die Gewerbegerichte. Berlin  , den 8. Mai. Ueber den Werth der Gewerbegerichte überhaupt schon läßt fich streiten; und auch in der sozialdemokratischen Partei sind die Ansichten in dieser Hinficht sehr verschieden. Auch ich bin kein übermäßiger Be'-eHrer dieser Institution, «eil ich innerhalb der heutigen Gesellschaft, welche die absolute Ausbeutung der Arbeitskraft durch das Kapital auf ihre Fahne geschrieben hat, in derselben kein besonderes Schutzmittel für da» ewige Unrecht, das in der Produktion und Distribution der Gebrauchswerthe geschieht, erblicken kann. Ich denke mir immer, daß die dumm-schlauen Vertreter de« Kapitals, Schulze Delitzsch  und Dr. Max Hirsch  , diese Institution nicht so warm empfehlen würden, wenn sie nicht einen Vorthell für die Arbeitgeber in derselben erblickten. Und die Sache verhält fich auck so. Der trockene, bureau- krattsche Jurist, dem schiedsgerichtliche Sachen vorgetragen werden, entscheidet durchweg viel ger chttr, als ein gewerbliches Schiedsgericht, in welchem der Borsitzende, allerdings auch ein Jurist, doch dem Einflüsse der als Beisitzer in diesem Gericht befindlichen Arbeitgeber sehr leicht erliegt, währe«d es den als Beisitzer dort fungirenden Ardeitern nicht allein sehr wer wird, bei dem Vorsitzenden Einfluß zu erlangen, sondern ihnen! auch noch die Eventualität drodt, daß ihr Urlheil durch allerlei! Beeinflussungen des juristisch gebildeten Vorsitzenden und der im Allgemeinen doch mehr gebildeten Arbtitgeb r-Beifttzendcn getrübt{ wird. Bestreite dies, wer es kann. Also ich bin schon kein Verehrer solcher Gewerbegerichte, denen ein juristisch gebildeter Borsitzender durch die Behörden aufoktroyirt wird und die dann aus B isitzern, zu gleich n Theilen gewählt von d n Arbeitgebern und Arbeitern, bestehen. Zunächst Würde ich es für angemessen finden, daß das Ge- Werbegericht durch das gewerbetreibende Volk in gemeinschaftlicher allgemeiner Wahl gewählt würde, selbstverständlich auch der Vorsitzende. Nur so könnte dasselbe auch auf das Vertrauen der überaus großen Majorität der Betheiligten Anspruch erheben. Wenn dann einzelne Arbeitgeber, sich benachtheiligt glaubend, in den Schmollwinkel sich stellten, so wäre das ihre Sache, die aber nicht Sache der Allgemeinheit ist. Daß nun eine solche Zusammensetzung der Gewerbegerichte bei der heutigen Zusammensetzung des Reichstags nicht erzielt werden kann, ist ja wohl selbstverständlich, deshalb beschränkten sich auch die Sozialisten bei der zweiten(der eingehenden) Be- rathung nur auf einige Abänderungen der Eommissionsvorschläge, welche letzteren fich gerade nicht erheblich weit von der Regie- rungsvorlage entfernten. So verlangten sie(Amendement Fritzsche und Genossen), daß die Commissionsvorlage, welche in§ 7 bestimmte, daß Jemand, der innerbalb 3 Jahre auch nur eine einmalige Armenunter- stützung empfangen habe, nicht zum Beisitzer des GewerbegerichteS wählbar sei, dahin abzuändern, daß nur derjenige nicht wählbar sei, der während der Dauer von einem Jahre und zwar eine fortlaufende Unterstützung erhalten habe. Ferner beantragten sie zu demselben Paragraphen, daß den Mitgliedern der Gewerbe- gerichte Reisekosten und Diäten bewilligt werden müssen und daß das Lebensalter, welches erforderlich sein soll, von 30 auf 25 Jahre herabgesetzt werde. Parteigenosse Hasencleoer vertheidigte diesen Antrag, der in seinem ersten Tbeile abgelehnt, in sein-m letzten Theile, der die Diäten betrifft, hingegen angenommen wurde. Der Abg. Lasker nahm aus der Rede Hasenclever's Veranlassung, ein Amendement vorzuschlagen, nach welch m die Wählbarkeit wieder hergestellt werden solle, wenn der Betreffende die Unterstützung zuruckgezablt habe. Diese immerhin für Corporationen nicht unwichtige Verbesserung erhielt gleichfalls die knappe Majorität im R ichStage. Der§ 8 handelt von der Berufung des GewerbegerichtS und legt dieselbe in die Hände der Magistrats- oder Gcmeindcver- waltung, welche die Beisitzer ernennt oder, wenn eS ihr beliebt, auch wählen lassen kann. Hierzu hatten die Sozialisten den Antrag gestellt, daß die Beisitzer und zwar die Arbeiter von de» Arbtiiern, die Arbeitgeber von den Arbeitgebern in gleicher An- zahl gewählt werden müssen. Genosse Fritzsche vertheidigte dieses Amendement, doch fand dieser s» einfache, so überaus mäßige Vorschlag nicht einmal die genügende Unterstützung des gegenwärtigen reaktionären Reichetags. Daß nach Ablehnung dieses Antrags die Sozialisten jedes Jnteriffe verloren, fich noch weiter an den Verhandlungen über die Gewerbegerichte zu betheiligen, ist selbstverständlich. Wenn die Zusammensetzung dieser Gerichte den Bhirden auf Gnade und Ungnade überliefert werden soll, so ist der heutige, etwaS wilde" und unregelmäßige Zustand doch viel besser. Die Sozialisten werden nunmehr in der dritten(entscheidenden) Lesung gegen den Gesetzentwurf im Ganzen stimmen, es dem Herrn Dr. Max H rsch und den Abgg. Lasker und Gensel überlassend, diesen zwitterhaften Wechselbalg weiter aufzupäppeln. Ein ungerathener Bengel wird er nach einer solchen Geburt und bei solchen Ammen und Wartefrauen ganz sicherlich werden. Ich habe Ihre Leser nicht langweilen wollen mit den übrigen recht trockenen Verhandlungen, welche über die Gewerbeger chte im Reichstage gepflogen worden sind. Meine nächsten Briefe werden die Berathungen über die gleichfalls äußerst verfehlte Aenderung der Gewerbeordnung etwas ausführlicher be- sprechen. Sozialpolitische Uebersicht. Der Starke weicht muthig zurück!" so denkt auch der russische Bär und zieht sich vor dem englischen Haifisch zurück. Eine große Anzahl der russischen ManitionSdepot« und Proviantvorräthe ist nämlich vor St. Stefano, wo sich da» Hauptquartier befindet, nach Tschataldja, welche? auf der Rück- zugstlnie von Adrianopel   liegt, überführt worden. Die neuen, von Seiten der Russen abgeschlossenen Lieferungeverträge be- stimmen die Lieferungen nach Adrianopel   anstatt nach Stefano. DieKölnische Zeitung  " bespricht die gegenwärtige Lage in Europa   und ruft triumphirend aus:Es scheint so, als wenn es Rußland   gegenüber wieder ein Europa   gäbe!" Dann fügt das Blatt hinzu:Vorläufig gibt eS freilich erst eine Macht, welche im Namen Europas   aufzutreten gewagt hat. Europa  besteht vorläufig nur aus England, denn bis jetzt hat di-se Macht keine einzige Forderung gestellt, von der man be- Haupte» könnte, sie läge nur im englischen Interesse. England besteht ja bis jetzt im Grunde nur auf erner einzigen Forde- rung, nämlich, daß die Bestimmungen des Pariser Friedens von 1856 nicht willkürlich von einer einzigen Macht abgeändert wer- den können, sondern nur durch das Einverständniß aller Mächte, die den Pariser Vertrag unterzeichnet haben. Alle Mächte, auch Rußland   selbst, haben im Jahre 1871 diesen Grundsatz feierlich bekräftigt, und so'st es schwer verständlich, wie Rußland   sich, wenigstens mittelbar, weigern kann, ihn anzuerkennen. G» ist keine leere Redensart, wenn die englische   Regierung erklärt, sie vertheidige in dieser Angelegenheit die Unabhängigkeit Europas  . Für Jeden, der unbefangen unhcilt, war es schon ein drückendes Gefühl, daß Rußland   seit dem Anfange dieser Verwicklungen die Verträge und das Völkerrecht, welches die ge- bildeten Nationen Europas   im Laufe von Jahrhunderten müh- sam geschaffen haben, ungestraft mit Füßen treten durfte. Wenn die öffentliche Meinung ihren Unwillen nicht einmüthig kund gab, so lag das daran, daß Viele die heuchlerischen Borwände, womit Rußland jeden seiner Eroberungskriege zu eröffnen pflegt, mehr