Berufsstandpunkte aus vielleicht nicht ohne Bedauern— aus derVernehmung des Attentäters die Ueberzeugung gewonnenhat, es mit einem geistig verwahrlosten und durch ver-lotterten Lebenswandel physisch heruntergekommenenMenschen zu thun zu haben, der überhaupt jeder Gesinnungbar, auch ein festes politisches Glaubensbekenntniß nicht habenkönnte, selbst wenn seine geistige Qualifikation ihm die Unter-scheidung politischer Systeme und Prinzipien möglich machte.Wenn andererseits erwiesen ist, daß sich der Attentäter umpolitische Strömungen kümmerte und auch Vereinen mit politi-schem Zweck nahe getreten ist, so ist doch nach dem überein-stimmenden Eindruck derjenigen, welche vorher mit dem Atten-täter zu thun hatten, wie auch derer, welche jetzt amtlich sichmit der Person und dem Vorleben desselben befassen müssen,ziemlich zweifellos, daß bei der moralischen und geistigenVerkommenheit des Hödel sein Herandrängen an wirthschafts-politische Parteien nur den Zweck hatte, sich ohne arbeiten zumüssen durchs Leben schlagen zu können. Es ist doch ganzcharakteristisch, daß ebenso, wie bei dem Hödel Beziehungen zurradikalsten sozialdemokratischen Richtung mit Sicherheit festgestelltworden sind, man auch Schriftstücke bei ihm fand, aus welchenhervorging, daß er sich auch mit der sogenannten christlich-sozialen Richtung befaßt habe, welche bekanntlich das mo-narchische Prinzip mit ganz besonderer Borliebe pflegt.„Daß es sich um ein politisches Attentat bei demHödel'schen Schusse nicht gehandelt hat, geht auch daraushervor, daß der Attentäter anstatt sich mit seiner That zu brüsten,bezw. das Fehlschlagen derselben zu bedauern, allerlei Verlogen-heiten an den Mann bringt, aus deren Sichtung, soweit dieselbebis jetzt möglich ist, hervorzugehen scheint, daß der Attentäterdie Person des Kaisers nicht eigentlich direkt zum Ziel-Punkt seines Revolvers gemacht hat, sondern wohl nurzeitlich das Vorbeifahren des kaiserlichen Wagens abgewartetund dann ohne Plan und Ziel einige Schüsse abgab, umDesparado, wie er ist, die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken unddem Staate die Obsorge für seine Existenz zu überlassen, dieselbst zu zerstören er nicht den Muth gehabt zu haben scheint.Die Untersuchung wird in der dafür üblichen Technik ihren Ganggehen, es heißt aber derselben durchaus nicht vorgreifen, wennman auf Grund der Persönlichkeit des Attentäters dieBehauptung aufstellt, daß es sich lediglich um ein an Wahnwitzstreifendes Verbrechen eines wirren Kopfes handelt,der selbst, wenn er Complicen hätte, weder im Dienste einerpolitischen Partei stand, noch den Typus einer solchen bildet."So der Mitarbeiter der Berliner„Bürgerzeitung", dessenAusführungen jeder vernünftige und anständige Mensch nurdurchaus zutreffend finden kann.Wir verabschieden uns nun von Lehmann mit einigen ab-schließenden Bemerkungen. Wer die Lebensgeschichte des traurigenRevolverhelden gelesen hat, muß, wenn er anders denkfähig ist,zu der Ueberzeugung gelangen, daß Lehmann, das unehelicheKind einer Proletariermutter, in einer„Besserungsanstalt" er-zogen, von frühester Jugend an das Objekt staatlicher undbürgerlicher Philanthropie, zu gleicher Zeit das Produkt unddas Opfer unserer heutigen politisch-sozialen Zuständeist, verdorben bis in den innersten Kern, ehe er von den so-zialistischen Bestrebungen eine Ahnung hatte.Was unsere Partei angeht, so würde sie, auch wenn Lehmannbei Abfeuerung der Schüsse Unter den Linden eine vollgültigeMitgliedskarte in der Tasche gehabt hätte, nicht nöthig haben,sich gegen die Insinuation der Mitschuld an einem Mordattentatzu vertheidigen. Und zwar aus zwei Gründen. Erstens weildie Sozialdemokratie das Menschenleben für heilig hält, und dieErmordung eines Individuums, das eine Kaiserkrone trägt, alseinen ebenso großen Frevel betrachtet, wie die Ermordung jedesanderen Individuums, einerlei ob diese Ermordung privatimoder öffentlich, im Einzelnen oder en msisse, auf der Landstraßeoder auf den Schlachtfeldern des Kriegs und der Industrie� Und zweitens weil die Sozialdemokratie die Mißwirthschaftin Staat und Gesellschaft nicht auf einzelne Individuen zurück-führt, und daher einzelne Individuen nicht verantwortlich fürfn macht. Alle anderen Parteien ohne Ausnahme erkennenmehr oder weniger das„persönliche Regiment" an, und tretenfür es ein. Wer aber glaubt, daß die Persönlichkeit eines be-stimmten Individuums politisch wie sozial maßgebend sein kann,muß auch die Folgerung zulassen, daß die Beseitigung einersolchen Persönlichkeit von Einfluß auf den Gang. der Entwick-lung sein müsse. Auf dieser Auffassung und Schlußfolgerungberuht der Tyrannenmord, den deshalb auch alle alten Par-teien ohne Ausnahme verherrlicht haben, und zwar inReligion.Von A. Dulk.(Schluß.)Solche Einigung der Wissenschaft, welche freilich schließlichalles geistige Leben in Besitz nimmt oder beeinflußt, übertragenwollen, wäre heute ein Unding. Ihre zumeist den Verstand beschäftigende analytische, schematische, abstraktive Erkenntnißart istw>.nig geeignet zur Sammlung und Einbildung in Herz undSinn, welche ergriffen und gelenkt werden sollen. Und nichtder Verstand, nicht das Wissen kann den Drang nach vollkom-mener Erkenntniß des einigen ganzen Lebens oder des Lebens-räthsels befriedigen, sondern die von Ideen geleitete, empfindendeund bauende Phantasie thut es. Eher als die Wissenschaft ersetztdie einbildende Kunst das Amt der Religion: Weltanschauungenempfunden und wirksam zu machen.Es ist also ein bloßes Vorurtheil, Religion als nothwendigenAberglauben zu hassen. Das Weltbild spiegelt sich m jedemselbstbewußten Kopfe, unvermeidlich, je nach der Stufe seinerErkenntniß; und das Bedürfniß, Selbstempfindung und Handelnvon ihm durchdringen zu lassen, dadurch den ganzen Menschenfy' manisch, gleichmäßig und folgerichtig zu machen, geht aus diehöchste Würde und Kraft des Menschen, und kann wederv richtet noch verboten werden. Auch der Sozialismus lehrt,du; erst aus der Einheit immer, aus dem Ganzen das rechteGesetz für alles Theilleben sich ergebe. Aber daß solches Welt-bild keinen Afterglauben wider Vernunft und Wissenschaftund keine entwürdigenden Auktoritäts- und Moralprinzipienenthalte— dafür kann und soll gesorgt werden mit aller Kraft!Und daß im sozialistischen Staate einst schon die Erziehung undJugendbildung dies Amt übernehmen könne, geht uns heutenichts an, da Erziehungs- wie Staatswesen noch ganz von dervernunftwidrigen Welterkenntniß und der falschen Moral desChristenthums durchdrungen sind. niIn der theoretischen Wissenschaft und in der praktischen Ge-setzgebung, wie in der erregenden Massenagitation hat der so-zialismus für die Einführung seiner Weltanschauung an Stelleder absterbenden christlichen zu sorgen und zu kämpfen! Er hataber auch die vollkommenen Waffen hiezu— in der wissen-Versen und in Prosa. Die Sozialdemokratie dagegen weiß, daßdas„persönliche Regiment" eine lächerliche Illusion iit, daß diehöchstgestellten Individuen bloß der Ausdruck der Verhältnissesind, nnd daß demgemäß die Beseitigung eines Individuumsauf den Gang der politisch-sozialen Entwicklung keinen Einflußhaben kann.Diese Anschauung ist von uns tausendmal in Schriftund mündlichem Wort ausgesprochen worden— sie schließt dieMöglichkeit eines sozialdemokratischen Tyrannen-mordes aus. Daß speziell die Ermordung des Kaisers Wil-Helm aus politischen Gründen von jedem Gesichtspunkt ausabsolut sinnlos wäre, bedarf keiner weiteren Auseinandersetzung.In ganz Deutschland gibt es wohl keinen Menschen, und sichergiebt's keinen Sozialdemokraten, der den 82jährigen Monarchenfür die gegenwärtige Blut- und Eisenpolitik verantwortlich macht.Hätte irgend ein beschränkter Fanatiker die Absicht, durch einenPistolenschuß gegen die Blut- und Eisenpolitik zu protestiren, sowürde er sich unzweifelhaft an eine andere Adresse wenden.Während die Reaktion das„Attentat" mit fieberhafter Hastauszubeuten sucht, zerfließt es wie ein Nebelbild ihr zwischenden Fingern. Eine Kugel ist noch nicht gefunden, undwird— unserer festen Ueberzeugung nach— auchMemals ge-funden werden.— Die„Lehmanniade" fängt in ihren Wirkungen aufdie Gemüther der Reichstreuen an unheimlich zu werden. Manlese nur den nachfolgenden Aufruf, der uns unterm PoststempelDüsseldorf zugegangen ist:„Aufruf zu einer allgemeinen Landesfeier, um der Freudedes deutschen Volkes über die Errettung seines Kaisers eineneinhelligen Ausdruck zu geben. Tief erschüttert ist das deutscheVolk durch die Schreckenskunde, daß Mörderhand sich dem theurenHaupte seines geliebten Kaisers genaht hat. Zorn und Er-bitterung durchbebt jedes Deutschen Herz bei dem Gedanken, daßdie schmachvolle That hätte gelingen können. Unbeschreiblich istdie Freude, daß Gott seine Hand schirmend über unser Ober-Haupt hielt. Millionen und aber Millionen möchten sich zumThrone drängen, um dankend und jubelnd ihre Huldigung zubringen. Gewiß handeln wir im Sinne aller echten Deutschen,wenn wir den Anstoß zu einer allgemeinen großartigen Landes-feier geben, die zweifellos auf dem ganzen Erdenrund, wo deutscheZunge klingt, begangen iverden wird. Die Organisation einersolchen Feier bedarf der Zeit und dürfte deshalb der 28. d. M.der geeignetste Tag sein, da er den Namen„Wilhelm" trägt.—D'rum! Auf Ihr Deutschen! Frisch an's Werk! Greift dieIdee begeistert auf, tretet sofort in Stadt und Land zu Com töszusammen und zeigt der Welt, wie unzertrennlich Volk undKaiser sind! Vertrauensvoll wenden wir uns an Eu b, deutscheBürger aller Gauen: Laßt bei diesem Feste die Unterschiede derParteien und des Standes schwinden, damit es sich zu einemeinheitlichen Freuden Ausdrucke der gesammten deutschen Nationgestalte! Das vorläufige Comitö für Düsseldorf:(Folgen dieNamen einer Anzahl ordenshungriger Reickistreuer.)— Vorschlagzum Programm der am 28. dieses Monates, dem„Wilhelms-tage" stattfindenden Nationalfeier. Am Vorabend: Einleitungdurch Zapfenstreich durch die festlich geschmückte Stadt. Am 28,7 Uhr Morgens: Kanonendonner und Feitgeläute. Choräle vonden Kirchen; später Gottesdienst in allen Kirchen und Synagogen.12 Uhr: Spiel der Militär- oder sonstigen Kap llen auf denöffentlichen Plätzen. Mitlag: Festessen. Nachmittag: Ausflugder Kinder unter Leitung der G istlichkeit, Lehrer, Eltern undFreunde. Bei Eintritt der Dunkelheit: Illumination und Freuden-feuer auf den Bergen. 9 Uhr: Solenner Fack-lzug. 10 Uhr:Kanonendonner und Zusammenwurf der brennenden Fackeln unterAbsingung der Volkshymne."Was uns bei dem allen wundert, ist, daß in dem Vorschlagzum Programm nicht auch der Vorschlag enthalten ist, zu einerbestimmten Stunde und auf ein gegebenes Signal die sämmt-liehen Sozialdemokraten im zehnmeiligen Umkreise von Düffel-dorf, oder unsertwegen auch in ganz Deutschland, abzuschlachten.Auf eine„patriotische" Extravaganz mehr oder weniger kommtes doch nicht an. Wenn schon, denn schon.— Die Attentaterei wird epidemisch(was wohl mitdem Umstand zusammenhängt, daß die Hundstage dieses Jahrum ein paar Monate zu früh gekommen sind); auch in Friedrichsruhe ist„ein junger Mann verhaftet worden, der auf den krankenReichskanzler böse Absichten zu haben schien". Der junge Mannheißt wohl auch Lehmann?— Der„Erbfreund" verspürt urplötzlich das Bedürfniß,schaftlichen Vernunft gegen den christlichen Glauben, in der so-zialistischen Ethik gegen die christliche Moral. Weder der per-sönliche Gott noch die biblischen Moralgesetze können ihm wi-derstehen!IV.Die Religion ist Privatsache. Warum? Weil Jedermanndie Welterkenntmß, welche die Zeitbildung ihm liefert, in seinpersönliches Empfinden und Handeln mit Innigkeit auf-nehmen und einbilden muß— dies macht ihn religiös. Da„Gott"(für jeden Menschen) das empfundene Weltbild derErkenntniß ist, so war Gott von jeher genau so vielfach undmannigfaltig wie die Empfindungsverständnisse der Menschen.Dennoch ist das, was Gott oder Religion in allen Men-schen gemeinsam hat, so viel— sofern man es auf seineneinfachen Quell zurückführt oder von abergläubischen Entfiel-lungen reinigt—, daß es beinahe das Ganze ist: nämlich dasObjekt selbst; und zwar in der äußeren wie in der innerenSphäre der Religion, in der Glaubens- wie in der sittlichteits-sphäre.— Ruft doch auch dieselbe Kartoffel, die Jeder persön-lich schmecken und verdauen muß, bei solcher Privataneignungdoch nur wenige und nebensächliche Differenzen in den Menschenhervor!.,Das gleiche Objekt der Religion aber für alle Menschen istdasselbe Weltall für den Erkenntnißglauben, dieselbe Mensch-heit für die Sittlichkeit.In der Welterkennungssphäre(dem sogenannten Religions-glauben) war so lange nicht Rath zu schaffen, als der Geist(das Gesammtleben der Menschen) nicht selbstbewußt geworden,nicht in der Wissenschaft allumfassend, und als solche die einzigehöchste Auktorität für alle Individuen war. Ist das Weltbild,das wir im menschlichen Gehirn— � dem Concentrationsorganealler Erkenntnißsinne— auffassen, ein Spiegelbild des Alllebens,so wird die Art des Spiegels, welcher es rcflektirt, die ungc-heuersten Verschiedenheiten hervorrufen können. Werden jedochdie Spiegel möglichst gleichmäßig geschliffen, so wird die Ver-schiedenheit einer überwältigenden Gleichheit Platz machen und,so weit sie bleibt, unwesentlich werden. Die zügellose Herrschaftder Individualität machte entweder das Spiegelschleifen unmög-lich, oder führte(zumal in den„offenbarten" Religionen) zuin dem Grenzverkehr zwischen den preußischen Ostprovinzen undRußland einige Erleichtungen eintreten zu lassen. Wenigstensmeldet die„Oitpreußische Zeitung", daß in Königsberg einrussischer Staatsbeamter eingetroffen sei, der sich der Regierungals Bevollmächtigter vorstellte zu Unterhandlungen mit den Be-Hörden wegen Erleichterung des Grenzverkehrs mit Rußland,namentlich wegen der möglichsten Beschleunigung des Güteroer-kehrs auf den Eisenbahngrenzstationen. Darnach hat es de»Anschein, als ob der„Erbsreund" nicht sonderlich zufrieden wäremit dem Tempo bei der Zusendung von Pulver und sonstige»massenmördenschen Utensilien; denn daß die rusfischerseits ge-wünschte„Beschleunigung des Güterverkehrs" keinen ander»Zweck hat als den der Förderung der russischen Rüstungen zudem bevorstehenden englisch-russischen Kriege, braucht kaum er-wähnt zu werden. Uebrigens erleichtern sich die Herren„Erb-freunde" den„Grenzverkehr" in Gestalt von Grenzverletzungennach Möglichkeit ganz von selbst, ohne je verwarnt zu werden.So weiß die„Thorner Ostdeutsche Zeitung" z. B. über folgen-den Borfall zu berichten:„Vor etwa 14 Tagen Abends hörte der in Kutta etwa 30Schritte von der Grenze, gegenüber dem russischen Cordon, woh-nende preußische Grenzbeamte Wolf beim Heraustreten ausseiner Wohnung Lärm in seinem Garten, bemerkte daselbst ruf-fische Soldaten und hörte sogar einen Schuß fallen. Er ver-wies den Russen ihr Eindringen, ging aber dann in der Mei-nung, die Soldaten hätten sich auf russisches Gebiet zurückze-zogen, auf Patrouille. Er hatte den Russen indessen zu vielAchtung vor dem preußischen Gebiet zugetraut; denn noch nacheinigen Stunden hatten die Russen das Haus, in welchem sieaugenscheinlich Schmuggler vermutheten, umstellt und unterwarfendasselbe einer förmlichen Belagerung." In einem andern Falleschoß ein russischer Grenzsoldat bei Hellem, lichtem Tage auf eineauf preußisches Gebiet geftüchtete Frau, und einen zweiten Schußgab er obendrein noch auf einen harmlosen Spaziergänger aufpreußischer Seite ab. Und alle diese„erbfreundlichen Liebens-Würdigkeiten" läßt sich Preußen-Deutschland ruhig gefallen, jamuß sich dieselben aus gewissen zwingenden Gründen gefallenlassen.— Die Unruhen in den englischen Baumwoll-distrikten find lediglich auf Rechnung der Fabrikanten zu setzen.Nach den letzten Berichten hatten Delegirte der von der Arbeits-sperre in Lancashire betroffenen Baumwollenarbeiter am Dienstagmit dem Fabrikanten Comilö conferirt und demselben mehrereVorschläge gemacht, um dem Zustande der Dinge ein Ende zubereiten. Sie erklärten sich bereit, die Lohnfrage entweder einemSchiedsgerichte zu unterbreiten, oder sich eine Sprozentige Lohn-Herabsetzung gefallen zu lassen, oder die 10prozentige Reduktionbei halber Arbeitszeit anzunehmen. Es wurde mitgetheilt, daßLora Derby sich bereit erklärt habe, das Schiedsrichteramt zuüb rnehmen, wenn er von beiden Seiten dazu aufgefordertwürde. Die Fabrikanten lehnten alle diese Vorschlägeentschieden ab und erklärten, ihre Fabriken nicht eherwledereröffnen zu wollen, bis die Arbeiter die Lohn-Herabsetzung von 10Proz. bedingungslos angenommenhätten. Dieser Entschluß rief große Erbitterung unter denBaumwollspinnern hervor, welche sich in Preston, Burnlay,Accrington und Blackburn in vielen Gewaltthätigkeiten Luftmachte. Am Schlimmsten scheint es in Blackburn zugegangenzu sein. Tausende von Arbeitern beiderlei Geschlechts rottetensich vor den bedeutendsten Fabrikgebäuden zusammen und schlugendie Fenster ein. Das Haus des Obersten Jackson(Borsitzendendes Fabrikanten-Verbandes) wurde bis auf den Grund nieder-gebrannt. Der Oberst selber hatte das Haus mit seiner Familiekurz vorher durch eine Hinterthür verlassen. Die Arbeiter ver-brannten sein Bildniß. Ein Versuch, auch seine Fabrik nieder-zubrennen, wurde von der Polizei verhindert. Die Wohnhäusermehrerer anderer angesehener Fabrikbesitzer wurden demolirt undin den verschiedenen Fabriken des Ortes ist keine Fensterscheibeganz geblieben. Die Fabrik des Stadtrathes Taylor wurdetheilweise niedergerissen. Gegen Mitternacht nahmen die Gewalt-thätigkeitcn solche Dimensionen an, daß die Aufruhr-Akte ver-lesen und Militär aus Preston requirirt werden mußte. AmMittwoch Vormittag kam es zu neuen Ruhestörungen. An zahl-reichen Häusern wurden die Fenster eingeworfen. Die Truppenzerstreuten die Tumultuanten. Seitdem sind aus Blackburnneue Unruhen nicht gemeldet worden. Die Menge hält dieStraßen besetzt, beobachtet aber angesichts der aufgebotenenMilitärmacht eine ruhige Haltung. Mehrere Verhaftungen habenstattgefunden. In Durnley wurde am Mittwoch Abend eingroßes Arbeitermeeting abgehalten, welches zwar einen ruhigenungeheuerlichen und gegensätzlichen nationalen Verzerrungen desSpiegelbildes.Die Wissenschaft dagegen, das Produkt des Sammellebensder Menschen oder dss„Geistes", hat es fertig gebracht, in jedemGehirn einen gleichgeschliffenen Spiegel herzustellen, indem siedie Erkenntnißverschiedenheiten der einzelnen Persönlichkeitenablöst und nur das Bleibende, gemeinsam Erkannte oder Er-kennbare giebt. Sie faßt die Dinge mit dem Sinn allerMenschen, der Menschheit, auf und giebt sie wie sie für dasGeschlecht, nicht für die Personen sind. Darum sagen wir,daß sie die Dinge„objektiv(nicht mehr subjekttv) erkennt, unddarum einigt sie die Menschen.Macht also Jeder das Weltbild der Wissenschast zu seinerpersönlichen oder„Privatsache", so bleibt dem EmpstndungS-Verständnisse zwar die Mannigfaltigkeit in der Einheit, abernicht prinzipieller Erkenntnißwiderspruch in der Reflektion. DerFanatismus grundverschiedener Weltanschauungen, welchen Götterund Götzen erzeugten, verschwindet. Die Wissenschaft hat fürAlle die gleiche Gesetzerkenntniß in stetem Wachsthum als Er-füllung des Welträthsels oder der„Gottheit". Da sie die Naturselbstlebendig und ausnahmslos gesetzlich zeigt, so löst sie zwardie letzten Fragen des Menschen noch ebenso wenig, wie diesirgend eine Religion gethan(die alle nur ein X für das U desRäihsels machten), wirst aber das Phantom eines persönlichenGottes rettungslos zu Boden und beseitigt damit jeden„Gottes-dienst"— dessen Zweck ja ist, solche Willkürgewalten sich günstigzu stimmen. Die Anbetung macht dem Heimathsbewußtsein, demEinheitsgefühle mit dem Ganzen(der Liebe) Platz; die Skla-verei wie die kindliche Angst und Rathlosigkeit macht der Selbst-ftävdigkeit Platz, welche sich durch die Kenntniß der Gesetze undBeherrschung der Natur selber zu schützen, und was daran fehlt,würdig zu tragen weiß.— Daß aber der entmannende Duselabergläubischen Bettelns bei selbstgemachten Götzen aus demThalfelde der Gesellschaft verschwinde, daran hat der Sozialis-mus das mächtigste Interesse, denn nur mit dem Material derSelbstständigkeit und des Wissens, nicht des Wähnens, könnenwir bauen!Das Objekt für die Sittlichkeit aller Menschen ist dieselbeMenschheit. Die Gegenseitigkeit und Gemeinsamkeit der Menschen-leben hat in allen Religionen aller Zeiten die Gebote der