Verlauf nahm, doch machte die Menge später einen Angriffauf das Haus eines Mitgliedes der Gemeindebehörde, warf dieFenster ein und legte Feuer an eine Mühle, von der ein Theilzerstört wurde. Der Gemeindevorsteher sah sich in Folge dessenzur Verlesung der Aufruhrakte gezwungen, wodurch die An-sammlungen auf den Straßen verboten sind. Aus Manchestersind Truppen berufen.— Alle diese Mittheilungen, die ausBourgeoisblättern stammen, sind mit der größten Vorsicht auf-zunehmen, obgleich die hartnäckige Weigerung der Fabrikanten,auf die Zugeständnisse der Arbeiter einzugehen, die Erbitterungder Strikenden sehr erklärlich erscheinen lassen. Hätten sich dieFabrikanten geneigt gezeigt, auch nur ein Prozentchen ihres„Unternehmerprofites" zu opfern, während die Arbeiter 5 und10 Prozent ihres Lohnes hergeben wollten— es wäre zu denAusschreitungen sicherlich nicht gekommen. So aber hat dieImpertinenz der Fabrikanten die Langmuth der Arbeiter er-schöpft.Nachschrift. Jetzt, nachdem die Fabrikanten durch ihrschroffes Abweisen jedes Vermittlungsvorschlags Tumulte herbei-geführt, erklären sie sich bereit zu unterhandeln. Ob dies blosein Manöver ist, um der öffentlichen Meinung eine Concessionzu machen, bleibt abzuwarten. Bemerkenswerth ist das Geständ-niß der„Vossischen Zeitung", eines„Vollblut-Bourgeoisorgans:„Es gewinnt den Anschein, daß bei nur einiger und selbst nurscheinbarer(!) Nachgiebigkeit seitens der Arbeitgeber die be-klagenswerthen Exzesse hätten vermieden werden können."— Die Nachrichten aus Constantinopel, Petersburgund London lauten sehr kriegerisch. Die Türken habensich geweigert, die Festungen Varna, Schumla und Batum zuräumen, und die, durch den bulgarischen Ausstand schwer bedrohtenRussen, scheinen sich durch einen Vorstoß auf Constantinopel Luftmachen zu wollen. Daß dies der Krieg mit England wäre, ver-steht sich von selbst.— Der Aufstand in Bulgarien wird den Russen immergefährlicher. Die Insurgenten selbst haben an den englischenBotschafter in Konstantinopel eine Denkschrift gerichtet, welchedie russische„Humanität" charatterifirt. Die Unterzeichner(das Aktenstück trägt das Datum des 28. März und wurde den23. April in Konstantinopel abgegeben) beschweren sich nicht nurüber arge Hintergehungen, sondern auch überdies über die grau-samste Mißhandlung, von welcher namentlich ihre Weiberund Töchter schwer zu leiden gehabt haben. Nach Abschlußdes Vertrags von San Stefano wurde den Muselmännern erstvon der türkischen, später von der russischen Behörde gesagt, daßder Krieg zu Ende sei und daß sie daher ohne Besorgniß inihren Dörfern verbleiben könnten. Sie thaten dies. Allein schonfünf Tage darauf kehrten dieselben russischen Reiter, welche ihnenerst diese beruhigenden Versicherungen gegeben hatten, in jeneGegend zurück und begannen alsbald die Bewohner zu be-rauben und zu mißhandeln. Dabei vergriffen sie sich in em-pörender Weise an den Frauen. Acht Tage lang dauerte diesesUnwesen in Akyer Alby, Durkhenlar, Ieghmaly und Ayryoly-Naber. Darauf theilte sich die russische Reiterei in zwei Ab-theiluugen. Die eine begab sich nach Kalisakar, die andere nachKara Jeilar, und hier wiederholten sich vier Tage lang die-selben empörenden Auftritte. Sodann verzogen sie sich nachKhorman. Ihnen folgte russische Infanterie in Begleitung vonBulgaren aus Corvanlyk. Diese gaben wieder beruhigende Ver-sicherungen und erklärten, auf Befehl des Oberbefehlshabers seialles Plündern und Mißhandeln eingestellt, die Leute solltenruhig im Orte bleiben und ihre Waffen abgeben. Die Leuteberuhigten sich demzufolge, zumal die Russen Pässe austheilten.Flüchtlinge kehrten in die Heimath zurück. Kaum war dies ge-schehen, so besetzten die Russen den Ort Tatar Ryo, verhaf-teten die männliche Bevölkerung, banden ihr die Hände auf denRücken und schlachteten sie ab. Die Weiber und Mädchenwurden in einen dunkeln Stall getrieben und hier eine Wochelang mißhandelt. Der Tochter des Jmam gelang es, mitdrei anderen Mädchen zu entkommen, und sie brachte nach langemmühevollen Marsche die Kunde der eigenen Schande den Man-nern in Kara Guilar. Diese brachen alsbald zur Erlösung derarmen Frauen auf. Die Beschwerdeführer geben an, daß siemit eigenen Augen die Leichen ihrer Freunde und Verwandtenmit noch auf den Rücken gebundenen Händen ange-troffen haben. Dieselben Russen begaben sich nun von Tatar-Ryo nach Chakirla, wo sie in ähnlicher Weise verfuhren. Dannnach Echiklar. Aus diesem Ort entfloh ein Einwohner, Kar-Bekr, in der Hoffnung, sie vor drohender Schande zu retten.Er wurde aufgegriffen, mißhandelt und seine Tochter wurdeSittlichkeit geschaffen. �Daß sie, anfangs nur auf die kleinenKreise(Familie, Namen, Stand u. s. w.) ausgedehnt, die übrigenMenschen davon ausschlössen, und nicht bewußt erkannt, sonderninstinktiv empfunden wurden, das hat ihre gradweise Unvoll-kommenheit gemacht. Der Sozialismus, dem die Solidarität,dieses innere(ethische) Naturgesetz der Gesellschaft, unbeschränktgilt und organisch zu Fleisch und Blut der Gesellschaft werdensoll, hat in ihr die vollkommen siegreiche Waffe gegen alle Aus-wüchse und Verirrungen der in Wahrheit dasselbe Prinzip(Matth. 7, 12) bekennenden, aber habsüchtigen, egoistischen undphantastischen christlichen Sittenlehre, an denen die Gesellschafttief krankt. Der Kampf gegen die Religion ist hier purer So-zialismus selber, und ist zugleich von der höchsten praktischenWichtigkeit.Habsüchtige, neidische, gewaltthätige Menschen werden memalseinen sozialistischen Staat gründen, weil ihnen die Ausbeulungdes Schwächeren lockender bleibt als die Gleichheit, und Jederhat Aermere, Schwächere neben sich. Nicht die Richtung aufdas Theilen aller Rechte mit dem Mächtigeren, sondern mit demSchwächeren bildet die wahre Kraft des Sozialismus, so mächtigauch das Bewußtsein, übervortheilt zu sein, erst zur Weckungund zum Begreifen des Sozialismus wirkt und wirken muß.Aber in der sozialistischen Spontaneität der Unterordnung desJnwviduums unter das Wohl der Gesellschaft ist schließlich derganze Sieg und die Zukunft des Sozialismus— und sie ist derTodesstoß gegen das christliche Sittenprinzip göttlicher Aukto-rität, welches die heutige Unterdrückung und Ausbeutungheiligt.Diese Waffen anwenden und nicht ruhen lassen, mit diesemKampfe eine neue Gesinnung schaffen und durch die Gesellschaftverbreiten, welche nicht nur den gerühmten und ersehntenWiderstand des hauenden Säbels unmöglich macht, sondern auchfür die Erbauung des Volksstaats absolut nöthig, unumgänstl'chwird— das ist heute noch wichtiger, als der Kampf der W.ry-theorien, welcher die Spalten unserer Blätter, und als der blospolitische Kampf, welcher unsere Volksversammlungen füllt. ESist die Arbeit der Concentration, und nicht der„Zerstreuungund Zerstückelung" des Sozialismus.Wir brauchen keine„religiösen" Gemeinde« zu bilden, oderirgend Gefühlsdusel zu treiben, wie er noch den„freien Ge-in grausamer Weise entehrt. Zum Spott brüsteten sich dieRuffen überdies noch damit, daß sie die Aussteuer des Mädchens,ihren Brautschatz, nach Petersburg gesandt haben!Das soll nicht der einzige Fall dieser Art gewesen sein. DieRussen sollen sich mit Vorliebe nach solchen Ausstattungen um-gesehen und sie heimgesandt haben. In ähnlich-r Weise geht dertraurige Bericht fort. Randijka und noch zwölf Dörfer wurdenin Asche gelegt. In Verzweiflung über die gräßliche Verfolgungentschloß sich die Bevölkerung, in die Berge*u flüchten und zuden Waffen zu greifen. Im Vertrauen auf Gott und ihre guteSache setzten sie sich hier zur Wehr, und ihr Gesuch geht nundahin, der Botschafter möge bei der Königin, welche als Kaiserinvon Indien über viele Millionen Mohamedaner herrscht, befür-Worten, daß sie als Kriegführende anerkannt werden.— Das„freie" Belgien! Unser zu 18 Monaten Gefäng-niß wegen Majestätsbeleidigung verurtheilte Freund und GenosseVerbauwen in Gent wird gerade so wie ein gemeiner Ver-brecher behandelt. Nur seine Familie wird zum Besuch zuge-lassen und alle von ihm gewünschte Lektüre wird ihm verweigert.Ja, wäre Verbauwen ein Gründer oder Schwindler, dann säßeer jetzt nicht im Gefängniß, sondern in der Deputirtenkammer.— Tessendorff auf der Anklagebank! Wie die„Ber-liner Freie Presse" meldet, haben die beiden Genossinnen, dieFrauen Hahn und St ä gemann aus Anlaß der Injurien(s.„Sozialpolitische Uebersicht" der Nr. 52 des„Vorwärts"),welche Tessendorff bei Gelegenheit der Verhandlungen in demProzesse wider Most dreist genug war gegen dieselben auszu-stoßen, Strafantrag wegen Beleidigung gegen Tessendorff gestellt.— Endlich auch einmal eine Freisprechung. GegenGenossen Bebel war bekanntlich wegen seiner im vorigen Jahrebei dem Stötteritzer Arbciterfest gehaltenen Rede seitens derStaatsanwaltschaft Anklage wegen Verletzung des§ 131(wissentliche Verbreitung falscher Thatsachen zur Herabwürdigung vonStaatseinrichtungen) erhoben worden. Heute wurde Bebel dasErkenntniß der ersten Instanz publizirt und er klag- undkostenfrei gesprochen. Die Untersuchung hat ergeben, daß erihm seitens der Polizei in den Mund gelegte Wort nicht ge-sprochen.—„Die Neue Gesellschaft", Monatsschrift für Sozial-Wissenschaft.(Zürich, Verlag der„Neuen Gesellschaft".) Dasvor uns liegende achte Heft enthält: Ueber die Arbeitsentschädi-gung im„Zukunftsstaate" von Max Reißer. I.— Rechtsbegriffund Recht.— Zoll- und Stcuercredite von R.— Vom kauf-männischen Gewinn von E)r. K. Schalk.— Namenloses Rußland. Eine lrterarische Studie aus sozial-politischem Hinter-grund von Friedr. v. Bärenbach.(Schluß.)— Zur„Bühnen-srage" von Emil Bruck.— Friedrich II. und die Volkserziehungvon C. Lübeck.— Babeuf und die Verschwörung der Gleichenvon Prof. James Guillaume. Aus dem Französischen übersetztvon vr. A. Mülberger. III. IV. Die Zeitschrift ist durch alleBuchhandlungen quartaliter für 3 Mk. zu beziehen.CorrespondenzetuF. tzhorn, 7. Mai. Die hiesige Lokalpreffe, bestehend ausmehreren polnischen und zwei deutschen(täglich erscheinenden)Blättern schweigt mit seltener Einmüthigkeit über den Vortrageines Genossen im hiesigen Handwerkerverein über die„Geschichteder letzten 30 Jahre". Der Vortragende stieß allerdings nachallen Seiten an. Den Deutschen gab er die verdrießlicheWahrheit zu hören, daß der Demokratie Urgrundgesetz diesessei:„Kein Mündiger darf bevormundet werden— jede Ge-meinde muß ihre Spezialinteressen selbstständig verwalten—jedes Volk soll sich nach eigenem Ermessen constituiren und re-gieren— alle Sonderinteressen regelt der Völkercongreß." Dem-nach, so meinte er,„verzagten nur Schwachköpfe an der Wieder-Herstellung Polens!" Freilich verdroß wohl andererseits wiederpolnische Patrioten der grenzenlose Hohn, den der Vortragendeüber die Pfaffen- und Adelswirthschaft der ganzen„Nation undEmigration" der Vaterlandsberaubten ausgoß, während er seinetebhaften Sympathien für das endlich erwachende Streben aufsozialistischem Gebiet aussprach, das er in den Vereinen derpolnischen Ccntralplätze wie auf der Universität Krakau seit eini-gen Jahren wahrgenommen.— Als Probe für die Richtigkeitseiner und der demokratischen Zukunftsgestaltungen überhauptmeinden" öfters anhängt: aber Gemeinden, soziale Gemeindenbrauchen wir, um der Kirche ihre ungeheure Macht über da«Volksleben zu entziehen, um den weiten Volksboden von demUnkraut zu säubern, dem heute noch die allermeisten Sozialistenselbst zum Opfer fallen, indem sie, trotz gesetzlicher Freiheit zumAustritt entweder für sich oder doch für Weib und Kind in derReligion gefangen bleiben, und damit die Kirche und den durchsie geheiligten Klassenstaat stärken, nähren, erhalten. WelcheMasse vergeblicher Arbeit, welche Summe von erfolglosen oderfast fruchtlosen Opfern verschlingt nicht dieser Widerspruch! Ersollte Jedem zum Bewußtsein bringen, wie schwer wir ohnediesen Kampf gegen die Religion vorwärts kommen, wie un-praktisch und inconsequent die Abmahnung von einem Kampfeist, zu dem man im Gegentheil allen Muth wachrufen und dieUeberzeugung entflammen müßte!Es können aber, bei der vorhandenen Reife der christlichenSelbstzersetzung, solche Gemeindebildungen schnell und mächtigwachsen, welche nicht nur den Einzelnen gegen die aus dem auf-richtigen Bekenntniß entstehende Mißgunst der Machthab-nd:nwirksamer als die zerstreuten Sozialisten zu schützen vermögen,sondern welche auch, was die Hauptsache ist, die Saat und Hoffnung der Zukunft, die Erziehung der Weiber und Kinder,dem fressenden Schaden des Aberglaubens und der Macht derReaktion entreißen!Ob der einzelne Sozialdemokrat seine Kräfte zersplittert,wenn er, außer an seiner Partei, noch an einer„Gewerkschaft",einem„Liederkranz" oder einer„sozialen Gemeinde" theilnimmt,darüber soll man das Urtheil ihm selbst überlassen, aber nichtGesinnungstreue, die ihn treibt, bedrohen oder entmuthigen.Ich protestire daher gegen die, mit der Auktorität des„Vorwärts"(ohne Unterzeichnung eines Namens) ausgesprocheneMahnung zur Behinderung einer Thätigkeit, wie ich sie inStuttgart entfaltet habe, als unberechtigt und ungehörig.�Jhr„Verstoß gegen das Programm" ist eine Fiktion; ihre„Schädlichkeit" eine Privatansicht, deren Schädlichkeit ich hiermitdargelegt zu haben glaube. In keinem Falle werde ich durchmangelndes Verständniß des Ethischen meine völlig sozia-listtsche Thätigkeit vergewaltigen lassen.gab der Vortragende an: daß die sogenannte orientalische Krisisvon ihm in gedruckten Aussätzen, die er vorlegte, schon vor dreiJahren vorausverkündigt und im Jahre 1876 als ihr Resultatangegeben sei: Beschränkung der Sultansherrschaft auf einensogenannten Kirchenstaat des Papst- Khalifen mit Ksnstantinopelals Hauptstadt und Rumelien als Patrimonium Muhammed's.Von hier aus könne der Sultan ungestört seinen asiatischenGläubigen nach wie vor imponiren. So werde das türkischeNationalgefühl nicht unheilbar verletzt und doch den Südslaven,Rumänen, Griechen und Albanesen gewillfahrt.— Schließlichwagte der Vortragende einen Rundblick auf die seit vielen Jahrenin gedruckten Aufsätzen gepredigte russisch-englische Doppel-Welt-Herrschast, deren unausbleiblicher Conflikt nun zu Tage trete.„Wenn Oesterreich leben bleiben, England nicht sterben— undItalien wie Deutschland wirklich zu vollem Dasein sich auf-schwingen wollten, müßten sie alle auf Seiten Englands gegenRußland stehen. Jede Schwenkung sei nur Schein! Das inmacedonischer Art Westeuropa erdrückende Rußland werde undmüsse dem angelsächsischen Freiheitshauche erliegen."Jorst i. L. Am 10. Mai fand hier eine gut besuchte Volks-Versammlung mit der Tagesordnung statt:„Der Kampf umsDasein". Das Referat hatte Parteigenosse Alb. Paul ausBerlin übernommen. Der Vortrag wurde mit großem Beifallaufgenommen; Gegner meldeten sich nicht trotz mehrmaliger Auf-forderung.— Als zweiter Gegenstand wurde der Bericht der„Sorauer Zeitung" Nr. 43 und 44 über die Küster-Grüne-berg'sche Versammlung vorgenommen. Der Referent widerlegtedie(über seine gemachten Ausführungen) enthaltenen Jrrthümerund groben Lügen in der„S. Ztg." unter dem Beifall derVersammlung. Auch hier meldete sich Niemand, trotzdem derBerichterstatter der„Sorauer Zeitung", wie Referenten versichertworden ist, anwesend gewesen sein soll.— Sonntag, den 12. Mai,fand ein allgemeiner Ausflug der Parteigenossen in die Umgegendvon Forst statt, woran sich auch der Forster Arbeiter-Sängerbundbetheiligte. Parteigenosse Alb. Paul hielt in einem dichtbelaub-ten Hain eine kurze, kernige Ansprache, in der er der im Ge-fängniß sitzenden Freunde Klute und Hugo Schmidt gedachte.Diese kleine Festlichkeit endigte abwechselnd mit Gesang unddeklamatorischen Vorträgen in der schönsten Weise. Es wäreerwünscht, daß in allen Ortschaften der Lausitz ein derartigesZusammenhalten wie in Forst hergestellt würde. Mögen dieParteigenossen diesen kurzen Mahnruf beherzigen. In Sprem-berg, Finsterwalde, Cottbus konnten wegen„Lokalmangel" dieVersammlungen nicht abgehalten werden, im letzteren Orte wurdeuns der Saal zum„Feldschlößchen" sogar erst vor Thoresschlußverweigert, wahrscheinlich hatte der Wirth Angst bekommen, eskönne in Cottbus ebenfalls ein Attentat verübt werden,— anwem?— das mögen die Götter wissen.Göppingen, 9. Mai. L.-tzten Sonntag fand hier im neuenApostelsaale die Landesversammlung der Sozialdemokraten statt,bei welcher durch 17 Delegirte 46 l Mitglieder vertreten waren.Erster Vorsitzender war Sievers aus Stuttgart, zweiter Vor-sitzender G. Frauenmayer von hier; Schriftführer warenWalz aus Reutlingen und Mangold aus Eßlingen. Vertretenwaren Stuttgart, Eßlingen, Göppingen, Ulm, Reutlingen, Hall,Gmünd, Canstatt, Tübingen und Söflingen. Gaisburg sandteeinen telegraphischen Gruß Berathen wurde über organisato-rische, finanzielle und agitatorische Angelegenheiten und wurdenauch dementsprechende Beschlüsse gefaßt.— An die Landesver-sammlung reihte sich eine Volksversammlung, die geradezu mas-senhaft besucht war und unsere kühnsten Erwartungen übertraf.Genosse Dr. Dulk referirte über den ersten Punkt der Tages-ordnung:„Christenthum und Sozialismus", und trotzdem alleParteischattirungen und Confessionen vertreten waren, erntete erreichliche Bravos. Gegner wollten absolut nicht auftreten, trotz-dem von uns höflich und wiederholt zur Gegenrede aufgefordertwurde.— Genosse Lossau, Redakteur der„Süddeutschen Volks-zeitung", behandelte den zweiten Punkt:„Die indirekten Steuernund die Lage der arbeitenden Klaffen" mit soviel Geschick, daßselbst die extremsten Gegner ab und zu Beifall zollten.— DenParteigenossen hier empfehlen wir etwas mehr Eifer und Aus-dauer, und der schönste Lohn, die Ueberzeugung, für eine edleSache zu kämpfen, kann nicht ausbleiben. Sch.Aulba, den 17. Mai. Gegen die hiesige Correspondenzin Nr. 51 des„Vorwärts" hat sich das Fuldaer Kreisblatt inPositur gestellt, doch ist seine Stellungnahme eine so komiiche,daß wir uns kaum eines Lächelns erwehren können. Auf die„hinlänglich bekannte urkräftige Schimpfweise" der Sozialistenwill es kein Wort erwidern, und doch wird ihm sein Schweigenso sauer, daß es sich 35 Druckzeilen kosten läßt. An IhremCorrespondenten rügt es„unbändige Wuth",„bubenhaftesSchmähen" und verwahrt sich gegen die„offenkundig böswilligeUnterstellung" in jener Nachricht, eine Original- Correspondenzgebracht zu haben. Wir müssen das verehrte Blatt um Ent-schuldigung bitten, daß unsere Meinung von ihm ursprünglichnoch eine bessere war, als es beanspruchen konnte. Da jenerNachricht eine Quellengabe fehlte, der Ortsname Marburg abervorgesetzt war, hatten wir nur zu wählen zwischen Original-correspondenz oder literarischer Schmarotzerei. Wir thaten dasErstere. Dafür bezichtigt uns das„Kreisblatt" einer„offen-kundig böswilligen Unterstellung"! Du ohrfeigst dich selbst,verehrte Redaklion, damit du das Erröthen nicht verlernst!Wenn jene Nachricht in fast sämmtlichen Provinzialblätterndie Runde gemacht hat, so muß man fragen, was war denn anihr so Pikantes, das ihr diese Verbreitung verschaffen konnte?Durch die Stellung eines preußischen Kreisblattes wird freilichdie betonte unerschütterliche Glaubwürdigkeit gerechtfertigt. Manverschmäht nicht, das sittliche Streben einer großen Partei her-abzuwürdigen, indem man sich dazu der Worte eines Ver-b rechers bedient. Es ist System in solch unqualifizirbarenBeschuldigungen. Der Marburger Fall(die Richtigkeit voraus-gesetzt) ist nichts anderes als das Vorspiel zum Berliner Atten-täte Hödel's. Der„Vorwärts" hat in einem Leitartikel seinerjüngsten Nummer dieses schmachwürdige Bestreben nach Gebührabzethan, so daß mir die wettere Arbeit erspart ist.Aoda(Hrrzogth. S.-Altenburg). Es ist wohl das erste Mal,daß im„Vorwärts" eine Correspondenz aus unserm kleinenStädtchen erscheint, und deshalb möge es mir gestattet sein, diehiesigen Verhältnisse mehr im Allgemeinen zu besprechen. Derganze Wahlkreis unseres Herzogthums ist ein Bod-n, auf wel-chem unsere Partei bis jetzt noch keine großen Erfolge zu ver-zeichnen hat. Dies hat seinen Grund darin, daß die Bevölkernngschon mehr als Landbevölkerung anzusehen ist; denn wenn auch,besonders in den vier kleinen Städtchen, ein Gewerbestand vor-handen ist, so besaßt sich dieser doch auch— zum weitaus größtenTheile wenigstens- nebenbei mit Feldbau. Daher kommt es,daß in hiesiger Gegend die drückende Schwere der jetzigen Krisenicht so stark empfunden wird, als in Industriestädten. Selbst-verständlich soll aber damit nicht gesagt sein, daß die hiesigeBevölkerung in der vielgelobten„gu-en Zeit" lebe— im Gegen-theil! Die Klagen über schlechte Zeiten, außerordentlich flauenGeschäftsgang und über die immer höher werdenden Steuern