befördern, behauptet auch unser schon oft citirter Gewährsmann,der sich ans Beispiele stützt. Maudsley sagt nämlich in„Zu-rechnungsfähigkeit der Geisteskranken" pog;. 289:„Solch einzartes Gewissen, nämlich ein übermäßig religiöses,kann in der Ueberschätzung seiner eigenen Wichtigkeitleicht der Irrsinnigkeit verfallen."Nehmen wir nun an, dieser Mensch komme in eine sehr un-bequeme Lage, sein Ehrgeiz und seine Habsucht, oder andereTriebe seien nicht befriedigt worden— ist es da nicht wahrschein-lich, daß die Anlage schnell reifen werde und daß Nobiling zumVerbrecher werden könne? Eine solche Erscheinung wäre nichtsAuffallendes. Hören wir einmal wieder Maudsley:„Physiologieund Pathologie der Seelen" p. 333. Er sagt da: Wenn manmit Ruhe an das Bewußtsein solcher Individuen appellirt, sokönnen sie wohl mit großem Verständniß urtheilen und scheinenin keiner Weise gestört zu sein; überläßt man sie aber irgendeigenen Gedanken, oder versetzt sie unter aufregende Außenver-Hältnisse, so sieht man sofort, wie ihr unbewußtes Leben dieOberhand gewinnt und sie zu gefährlichen Handlungen treibt."Sehen wir, ob dies bei Nobiling zutrifft.Nobiling war ehrgeizig, er bewarb sich um eine Stelle imMinisterium: sie wurde ihm abgeschlagen. Er war habsüchtig(Beweis: sein Spielen in den Lotterien), er hatte gesetzt undnicht gewonnen, kurzum sein Nervensystem war in der letztenZeit aufs Stärkste aufgeregt worden. Es war also noch wahr-scheinlicher, daß Nobiling's Irrsinn in einer scheußlichen Thatzum Ausbruch kam. Aber warum hat er sie gerade am deut-schen Kaiser ausgeübt? Man kann sagen: aus Privstrache.Wäre dies der einzige Grund gewesen, so hätte er das Verbrechengleich ausführen müssen, und die Privatrache konnte doch nichtso stark sein. Nobiling wußte doch auch, daß der Kaiser seinGesuch nicht persönlich als harter Tyrann zurückgewiesen hat,denn, abgesehen von allem andern, war ja die Leutseligkeit desKaisers bekannt.Nein, die nächste Veranlassung zu dem Verbrechen war nachwissenschaftlicher Berechnung gewiß oder doch wahrscheinlich dieSchandthat Hödel's und die Ausbeutung derselben durchdie Presse. Diese Presse, welche die Hödel-Affaire mit so ver-wirrendem Geschrei zu reaktionären politischen Zwecken ausbeutenwollte, hat in Nobiling auch noch den herostratischen Gedankenerregt; er war ja ein ehrgeiziger Mensch— am meisten that dies abernoch das schändliche Gewerbe gewisser Leute, welche die traurigeThat Hödel's auch noch zu ganz gemeinen materiellen Zwecken„vcrwerthen" wollten, das empörende Treiben Derjenigen, welchedurch Verkaufen von Photographien und verlogenen Extrablätternaus einem Verbrechen, welches ganz Europa empörte, den größt-möglichen materiellen Profit ziehen wollten.Und daß diese Nichtswürdigen, die von den Edelgesinntennicht genug gebrandmarkt werden können, einer der wesentlichstenFaktoren gewesen sind, welche das zweite Attentat herbeigeführthaben, beweist uns folgende Stelle aus dem Buche eines com-Petenten Mannes der Wissenschaft:Maudley,„Zurechnungsfähigkeit der Geisteskranken", Pag. 155.„Es unterliegt keinem Zweifel, daß in solchen Fällenmanchmal durch ausgeschmückte Zeitungsberichte über ähnlicheauffällige Vorkommnisse eine gewaltthätige Handlung, welcherArt sie auch sei, veranlaßt wird. Das Beispiel-wirkt an-steckend. Die Vorstellung packt den schwachen oder nieder-gedrückten Geist und gestaltet sich zum Verhängniß, wogegennicht angekämpft werden kann."Um diesen sehr wichtigen Punkt recht lebhast zu illustruenund um nachzuweisen, daß die plötzliche That Nobiling's eigent-lich aus unseren pathologischen Erwägungen postulirt werdenkann, will ich zum Schluß noch folgenden interessanten Fall erwähnen,den Maudsley in seinem Buche„Zurechnungsfähigkeit der Geistes-kranken" p. 141 nach dem berühmten Irrenarzt Esquiroserzählt: Ein Herr vom Lande, 45 Jahre alt in guten Um-ständen sonst ganz gesund, sei zu Esquiros gekommen undhabe ihm folgenden Vorfall berichtet.(Esquiros bemerktnoch ausdrücklich, der Berichterstatter sei vollständig vernünftiggewesen.) Er habe die gegen Henriette Cornils erhobeneAnklage gelesen(eine gräßliche Mordgeschichte, soviel ich weiß).In der Nacht sei er plötzlich erwacht mit dem Gedanken,seine neben ihm liegende Frau umzubringen, er sei schnell aufgestanden und habe sich allmählig beruhigt. Dieser Anfall seiihm nachher noch dreimal in der Nacht vorgekommen, so daßer aus Angst, er möchte seine Frau, welche er liebte, in einemsolchen Anfall einmal umbringen, sich von seiner Frau trennte.Maudsley erzählt anderswo, eine Frau habe einmal beiEin Beitrag zur orientalischen Frage.Der vorliegende Aufsatz führt den Leser nicht auf das Streit-cld großer politischer Fragen und großmächtlicher und dynasti-cher Differenzen und Ententen, wie die Ueberschrift andeutenkönnte, sondern zu einem kleinen, halb vergessenen Bürgervolke,auf das die große Politik nicht mehr Rücksicht nimmt, desto mehraber das Herz des stammverwandten deutschen Volkes. Nichtweit von den Schlachtfeldern, auf denen die russische„Cultur"die gedrückten Thristenvölker der Türkei„befreite", etwas nörd-lich in das schöne Bergland Siebenbürgen, möge der Leser unsfolgen. Deutsche Sprache wird ihn heimisch begrüßen unddeutsche Sitte freundlich ihn ansprechen, wenn er nach langerund langweiliger Fahrt über die öde Haide Ungarns, dem eigent-lichen Sitz des auserwählten Herrschervolkes in Oesterreich-Ungarn, und die ersten romantischen Hügelketten des nördlichenSiebenbürgens in das südliche Cybins- und Altgelände amFuße der hohen karpathischen Alpen, die Thürme des altenHermannstadt erblicken wird, an deren Mauern in alten Tagenso mancher Türkenschädel zerschellte. Heute herrschen keine Türkenmehr im Lande, dank den tapfern Fäusten der alten Sieben-bürger Sachsen und der Einheit zwischen den Ständen Sie-benbürgens gegen äußere Feinde in den verflossenen Jahrhun-derten. Kein Pascha läßt dem unwilligen Steuerzahler mehrBastonnaden geben oder die öffentlichen Kassen plündern. DasLand gehört ja zur ungarischen Krone! Es ist das Land, woder Occident aufhört und südlich und östlich der Orient beginnt,und— doch ein Beitrag zur orientalischen Frage?Siebenbürgen ist ein reiches Land. Große Waldungen, erz-reiche Berge, heilende Mineralquellen, fischreiche Flüsse und Bächeund in den Thälern fruchtbare Ackererde versprechen eine blühendeZukunft, doch nur eine Zukunft. Die Gegenwart gehört denMagyaren, dem ungarischen Adel; der Bürger und Bauer iststeuerzahlende Rajah geworden. In Städten und Dörfern töntuns die Trommel des Exekutors entgegen, der die letzte Kuhfür den Staat dem Bauern verkauft, für denselben Staat, derin der magyarischen Sprache den deutschen und romanischenMitbürger(unverständlich für ihn) zu Sitzungen,„constitutio-nellen Versammlungen" einladet, in dieser Sprache seine Kund-machungen, Verbote u. s. w. erläßt, in dieser Sprache Eingabenauf Abhilfe fordert, wenn sie geschehen soll, in dieser Spracheihn venirtheilt u. f. w. An Stelle de» großen Paschas imstarker nervöser Aufregung, von einem heftigen Triebe plötzlichüberrumpelt, ihre drei Kinder gemordet. Und ähnliche Geschichtentrifft man häufig in den Annalen der Irrenärzte.Kommen wir nun auf unseren Fall zurück und führen unsvor die Augen, was Nobiling unmittelbar vor dem Attentat ge-than haben soll.Nobiling schickte einige Tage vorher einen frivolen Brief insAusland, ebenso ein Telegramm mit unwichtigem Inhalt. Fernernotirte Nobiling vor dem Tage des Attentats, also am 1. Juni,in sein Tagebuch ganz genau all das, was er in den kommen-den 14 Tagen essen und trinken, überhaupt vornehmen wolle.Und in diesem Buch steht kein'Wort vom Attentat, obgleich eres hätte sehr wohl thun können, wenn er wirklich den Plan ge-habt hätte, sich gleich nach dem Attentate zu erschießen. Ja,wenn er vernünftig gewesen wäre und wirklich einen politischenZweck, mit seiner That verfolgt hätte, so hätte er es doch wahr-scheinlich in seinem Tagebuch frei ausgesprochen und seinemCharakter gemäß wohl große Worte gemacht, die ihm unsterb-lichen Ruhm in der Nachwelt einbringen würden. Aber nichts vonalledem. Vielmehr: Nobiling kommt nach Hause und nach einerViertelstunde fallen die Schüsse.Fassen wir all das zusammen, so muß es jedem denkendenMenschen sofort zur Ueberzeugung werden 1) daß kein Mensch,dessen Vernunft nicht getrübt ist, so handeln würde, wie Nobi-ling gehandelt hat und daß 2) die Tbat Nobiling's auffallendeAehnlichkeit hat mit den oben angeführten Verbrechen; ja, beiNobiling ist der Verdacht des Irrsinns viel wahrscheinlicher,weil die oben genannten Personen weder vorher irgend einenVerdacht von Irrsinn erweckten, noch auch eine krankhafte Anlagegeerbt hatten.Wir müssen also der Ansicht der englischen Regierung bei-stimmen: daß Nobiling, obgleich un vollen Besitz seiner Denkfähigkeit, sich doch von seiner Leidenschaft und von einem„teuflischen Impuls" fortreißen ließ.Ich habe somit, soweit die bis jetzt vorliegenden Thatsachenbeweiskräftig sind, die Ueberzeugung gewonnen, daß wir es hiermit der plötzlichen That eines Irrsinnigen zu thun haben. Dochwird erst die gerichtliche Untersuchung einen ordentlichen Beweisermöglichen und vielleicht zu ganz andern Resultaten gelangen,wenn das Beweismaterial vervollständigt ist.Das jedenfalls ist sicher, daß wir vorderhand nicht denSchein eines Grundes haben, der uns zwingen könnte, die ThatNobilings irgend einer Partei anzuhängen, am allerwenigstenaber der Sozialdemokratie.")Sozialpolitische Uebersicht.— Die Reaktion bietet Alles auf, um unsere Parteifür den bevorstehenden Wahlkampf lahmzulegen. So schreibenpreußische Regierungsblätter:„Von Agenten des sogenanntenCentral-Wahlcomites der sozialistischen Arbeiterpartei Deutsch-lands, welches identisch ist mit dem alten Vorstand des sozia-lishschen Arbeitervereins, wird auch nach der richterlichenSchließung dieses Vereins� eine Thätigkeit insbesondere dahingeübt, daß die Agenten Sammlungen für den Wahlfond undden Unterstützungssond veranstalten und über die empfangenenBeiträge öffentlich quittiren. Die Polizeibehörden find ange-wiesen worden, derartige Sammlungen zu inhibiren und diegerichtliche Verfolgung der Veranstalter herbeizuführen.- Wirhaben hierzu einfach zu bemerken: Abgesehen davon, dah dieIdentität des„Central-WahlcsmitöS der sozialistischen Arbeiter-Partei" mit dem„alten Vorstand des sozialistischen Arbeiterver-eins" eine durchaus willkürliche, thatsächlich nicht begründete*) Das Material für die Annahme erblichen Irrsinns häuft sichimmer mehr. Ein ehemaliger Hauslehrer des„Attenläters" Nobilingund eines BruderS desselben, Hr. Schleicher in Glienicke bei Köpenick,schreibt an die„Norddeutsche Allgemeine Zeitung" über den BaterNobiling's, den er als tüchiigen Landwirth schildert: leider neigleer dabei sehr ins Extentrische, und die wiederholt vorgekommenenEigenlhümlichkeilen trugen ihm den Beinamen„der verrückte", auch„der wilde Nobiling" ein." Seinen Schüler, den jungen Karl lobtSchleicher und sagt dann:„Wenn auch ab und zu sich etwas Eigensinnzeigte, so ist das eine bei Kindern so häufig vorkommende Erscheinung.die unmöglich Rückschlüsse von emer so gräßlichen That, wie sie KarlNobiling ausführte, gestattet; bei dem Knaben hat sicherlich erst späterdas excentrische Wesen seines Baters, sowie dessen Nei-gungen Durchbruch gefunden."— Also unsere Annahme voll-ständig bestätigt durch einen Gewährsmann der—„Norddeutschen All-gemeinen Zeitung"!„Comitate"(so heißt der mittelalterliche Ausdruck für die Landes'Verwaltungsbezirke) steht ein von der hohen Regierung ernannterObergespan, der die Erlässe des Ministers in den Kreisversamm-lungen durchzusetzen hat. Gewöhnlich— es giebt ehrenvolleAusnahmen— versteht er das auch ganz gut. Die Versamm-lungen bestehen aus„geborenen" Vertretern aus dem Blut- undGeldadel und den vom Volke gewählten. Sie können stimmenund reden, wie sie wollen, das erlaubt die magyarische„Frei-heit", aber beileibe nicht beschließen, bei dem Zorn des Pascha-Obergespans und des hohen Ministeriums.Da giebt es nun ein gar prächtiges Mittel, Beschlüsse durch-zuführen, wovon die Gesammtvertretung des SiebenbürgerSachsenlandes etwas zu erzählen hat, die das Vermögen dersächsischen Nation zu Schul- und Bildungszwecken verwaltet.Der Minister wünschte doch gar zu sehr— sein Obergespan,der Ehrenmann, ist ein sächsischer Renegat und heißt Wächter—solle für seine Mühewaltung als Ehrenpräscs und„Titular-Comes" ein Gehalt aus diesem Vermögen erhalten und selbst-ständig, nach Belieben, Anweisungen auf die Nationalkasse gebendürfen und befahl daher der Gesammtvertretung solches zu be-schließen. Die sächsische Majorität erlaubte sich, andern Sinneszu sein und mannesmuthig. für ihr Eigenthum einzutreten, nurzwei oder drei Seelchen ftemder Nationalität fanden an Tisza'sWunsche Gefallen und stimmten lammfromm für die Excellenz.Nach dem beschränkten Unterthanenverstande war der Wunschder hohen Regierung gefallen; Obergespan Wächter und MinisterTisza sind aber weise Leute, sie erklärten die Minorität— fürdie Majorität zwar nicht, aber in diesem Falle als allein maß-gebend und ihr Votum für einen Beschluß der Gesammtvertre-tung. So geschehen unter der„parlamentarischen",„constitu-tionellen" Regierung Tisza's, des einstigen Führers der Linken,kaum dreißig Jahre nach der großen Revolution der„freiheitlichgesinnten", ritterlichen Magyaren.Vorstellungen fruchten schon lange nichts mehr, das habendie Sachsen nachgerade eingesehen, wurden sie doch von demgrößtentheils aus Magyaren bestehenden ungarischen Reichstagschon zu den Zeiten des Grafen Julius Szapary, des einstigenT'sza im Kleinen, als Deutsche und bürgerlich Geborene abge-wiesen in ihrem Kampf um's Recht, ja von einzelnen proble-matischen Naturen sogar gehöhnt und beschimpft.Man hatte damals ihre alte freiheitlich- bürgerliche Eigen-Verfassung, ihre fteie Selbstregierung zusammengeschlagen, um mitAnnahme ist, haben die Behörden nach der Reichsverfassunkein Recht, Sammlungen für Wahlzwccke zu verbieten. Thunsie es, so verletzen sie die Reichsverfassung.— Ferner erfahrenwir, saß in Berlin„mehreren Besitzern von Tanzlokalen" dieConzesfion zu Tanzvergnügungen von der Polizei entzogen wor-den ist,„weil Sozialdemokraten die Lokalitäten zu Festlichkeitenund Versammlungen benutzt haben". Aus vielen anderen TheilenDeutschlands wird gemeldet, daß die Polizei ihren Einfluß gel-tend macht, um zu verhindern, daß die Sozialdemokraten Ver-sammlungslokale bekommen. Nun— zum Glück ist die Jahres-zeit derart, daß im Nothfall die Wähler sich im Freien ver-sammeln können.— Außerdem haben die zahlreichen Verhaf-tungen, die jetzt bei den geringfügigsten Anlässen vorgenommenwerden, augenscheinlich den Zweck, uns der nöthigen agitatorischenKräfte zu berauben. Auch hiermit werden die Gegner sich ver-rechnen. Die Sozialdemokratie steht nicht, gleich gewissen an- jderen Parteien,„auf ein paar Augen"; sie hat der Männergenug, die freudig in die Lücken eintreten. Hoffe man nicht,uns einschüchtern zu können. Durch solche Maßregeln verräthder Feind uns nur seine Schwäche und stärkt unsere Kraft. Derunerhört perfide Ueberfall, zu welchem das Nobiling-Attentatden Vorwand hergeben mußte, hat unsere Organisation nichterschüttert— die Reihen haben sich fester geschlossen, das istder einzige„Erfolg" des feigen Attentats.Und nun ein Wort an die Genossen. Die Aufregung, welchedie beiden„Attentate" erzeugt haben, ist im Abnehmen begriffen.Verlaufen die D.nge jetzt ruhig, so haben wir gewonnen Spiel.Das Spiel der Gegner ist aber verloren; sie haben darumein Interesse, Ruhestörungen herbeizuführen. Bedenkt das.Hlnd kaßt Euch durch keine Provokation von der Bahn desGesetzes abdrängen. Ein Exceß, ein Krawall, ein Putsch, derauf unsere Parte', wenn auch nur scheinbar, zurückgeführt wer-den könnte, wäre der Sieg unserer Feinde. Also Vorsicht,Besonnenheit! Und die Niederlage der Reaktion istgewiß.— Alles erlogen! Nobiling sollte bekanntlich auch eineLandpartie mit den Berliner Sozial-Demokraten gemacht habenund in der Nähe der„Führer" Finn und Greisenberg gesehenworden sei. Reporter Bennemann ist der Entenzüchter gewesen,der für wenige Silbergroschen den Sozial-Demokraten den No-biling anhängen wollte. Vor Gericht giebt der Mensch dieSache derart an, daß er von 3 Criminalbeamten gefragt wordensei, ob er Hasenclever kenne, derselbe solle sich auch mit unterden Lustwandelnden befinden. Auf seine Bejahung baten dieCriminalisten ihn, Hasenclever zu recognosciren. Er habe nunallerdings Hasenclever unter den bei Schildhorn lagernden So-zialdemokcaten nicht gesehen, wohl aber einen intelligent aus-sehenden jungen Mann, der in bloßen Hemdsärmeln mitten inder Gruppe gesessen, von dem er sich gesagt habe, daß derselbedoch wohl kein Sozial- Demokrat sein könne. Und dieser jungeMann sei seiner Ueberzeugung nach Nobiling gewesen. Be-schwören könne er dies jedoch nicht. Genosse Finn wurdegleichfalls über den Vorfall verhört und sagte aus, daß er No-biling gar niemals gesehen habe.— Nachdem beide Zeugen denVorfall beschworen hatten, sagte der UntersuchungsrichterStadtgerichtsrath Johl:„Soviel die Untersuchung bis jetzt ergeben habe,sei noch nicht der geringste Anhalt dafür erbracht,daß Nobiling mit den Sozial-Demokraten in Ver-bindnng stehe."— Was Einem recht, ist dem Andern billig"— solautet ein altes deutsches Sprichwort, welches aber sehr seltenbei den„braven",„biederen" Deutschen zu Ehren kommt. Soveröffentlicht Professor Schmoller in der„Straßburger Zei-tung" folgende Erklärung:„Sie bringen in der heutigen Nummer(7. Juni) IhrerZeitung eine Berliner Correspondenz, wonach Nobiling mir seineDissertation gewidmet, das sozialistische Gift von mir als �seinemLehrer empfangen habe, obwohl ich mich in den letzten Jahrenvon den Staatssozialisten losgesagt haben soll. Nachdem Sieden Tag vorher(6. Juni) den genauen Titel und die Widniungvon Nobiling's Dissertation �an Roscher abgedruckt hatten, hätteich erwarten können, daß Sie den Jrrthum Ihres Correspon-denten selbst berichtigt hätten. Im Uebrigen bemerke ich, daßich nie zu den Staatssozialisten gehörte, mich also auch nichtvon ihnen lossagen konnte, daß ich mich zu den Grundsätzender Comitatswirthschaft die Segnungen magyarischer Adelswirth-schaft und Magyarenwillkür auch über sie auszudehnen. Nunherrscht auch im Sachsenlande dieses wüste Durcheinander einerVerwaltungsmaschinerie, die mehr freiheitlichen Schein besitzt,als man bei näherer Kenntniß ihr zutraut. Die Beamten wer-den ja gewählt, kann der Regierungsmann sagen, was beklagtIhr Euch? Gewählt, leider, und was kommt dabei heraus?Die geborenen Wähler(Virilisten) wählen den wohlgeborenenHerrn von oder den Geldmann, der bei der Beamtenwelt sich„liebenswürdig" erweist, können es wenigstens immer thun, unddabei braucht Niemand von den Beamten, mit Ausnahme weniger, eine wirklich wissenschaftliche Befähigung zum Amte nach-zuweisen; es ist das Prinzip: wem Gott ein Amt giebt, demgiebt er auch Verstand!-So wird dann„verwaltet"!— Nun wundere dich nicht,Reisender aus dem Westen, wenn du unter den deutschen Be-wohnern Siebenbürgens Unzufriedene findest, die die schöne undgeliebte Heimath verlassen möchten, wenn der Trieb zum Volke,zu dem man gehört, zum Lande, in dem man erwachsen, unddie Erinnerung an eine verdienstvolle, tapfere Wehr sie nichthielte an ihren Bergen, von deren Burgen herab ihre bürger-lichen Väter dem Sturme der Türkenkriege und ihrer Barbareiso lange getrotzt! Wundere dich nicht, wenn du in dem LandeArmuth und Elend findest, denn die Veranstaltungen des Staats,sie schützen ja vor Allem den ungarischen Staatsbürger ersterKlasse, den Magyaren und den Adel.So liegen denn auch die herrlichen Gebirgswälder da in un-beschreiblich jammervollem Zustande. Das herrlichste Bauholzverfault ungenützt auf den Höhen der Berge; unbestraft rottetder Schafhirt den prächtigsten Wald durch Feuer aus. Gras fürdie Schafe seines Herrn zu erhalten. Ungenützt liegt in denBergschachten das rothe Gold und das blinkende Kupfer, mitdem der arme Bauer seine Steuern zahlen könnte, denn wounternähme es ein fremder Kapitalist in einem Lande von solch'orientalischen Rechts- und Verwaltungsbegriffen Unternehmungenzu wagen, die ihn unter anderen Verhältnissen mit Reichthü-mern überschütten würden, und eigenes Kapital besitzt ja Nie-mand dank dieser glänzenden freiheitlichen Verwaltung, die sotreffliche Begriffe von ver Heiligkeit des Eigenthums hat undein so gutes Herz für die Herren Obergespäne und sonstige Ge-hülfen infamer Raubpolittk. Ackerbau und Kleingewerbe ver-Nichten die Steuern, die eine oft unerschwingliche Höhe erreiche»