ozialpo litis cher Reform, für die ich hauptsächlich seit 1872 ge- ämpft, auch jetzt noch unverändert bekenne, daß Nobiling zu einer Zeit, als der Begriff des Kathedersozialismus noch gar nicht existirte, 187071, allerdings bei mir Vorlesungen hörte, aber nie in meinem Seminar arbeitete, oder sonst näher mit mir in Verbindung stand, daß er seine eigentlichen staatswissen- schaftlichen Studien erst später 1874 77 bei Prof. Conrad in Halle und Geh. Rath Roscher in Leipzig   machte, daß aber selbstverständlich nur ein Denunzrantenthum der nie- drigsten Sorte diese verdienten Lehrer der Staats- Wissenschaften für die Ansichten oder gar für die Thaten des Nobiling im Jahre 1878 verantwortlich machen kann. Ich darf von Ihrer Wahrheitsliebe und Ihrem Gerechtigkeitssinn die Aufnahme dieser Berichtigung in Ihrer Zeitung erwarten. Hochachtungsvoll Profeffor Dr. G. Schmoller." Wir geben dem Professor Schmoller vollständig Recht, doch sollte er in richtiger Erkenntniß des gegenwärtig aufblühenden Denunziantenhums nicht blos von demDenunziantenthum niedrig- ster Sorte" reden, wenn es sich gegen Professoren wendet, son- dern er sollte seine eigenen Partei- und Gesinnungsgenossen ab- halten, dasDenunziantenthum niedrigster Sorte" an Anderen, z. B. an der Sozialdemokratie, auszuüben. Dann hätte für einen ehrlichen Menschen die Schmoller'sche Entrüstung erst Werth. Die Zeitungen allerdings nennen die Erklärung Schmoller's eine Abwehrthörichter Beschuldigungen"; bei uns höhnt man aber gar über jegliche Abwehr und agitirt jetzt sogar dafür, daß man unsere Vertheidigungen gar nicht hören soll. Erst denun- ziren die edlen Preßorgane uns in echt-deutscher   Bedienten- seligkeit, und dann wollen sie uns sogar die Vertheidigung ab- schneiden.Was dem Einen recht, ist dem Andern billig" ein längst in Deutschland   verklungenes Wort! Ganz erbost sind die Irrsinnigen, wenn sie einen vernünftigen Menschen sehen; ebenso geht es auch den gehirn- weichen Zeitungsschreibern, wenn einmal Jemand eine vernünf- tige Ansicht entwickelt. Wiejwüthend nämlich fallen die liberal- conservativen Zeitungen über den Herrn Parisius her, der in seiner Correspondenz Folgendes schreibt: Unter den in der Aufregung dieser Tage hier(in Berlin  ) angeregten Thaten ist auch die, das Haus Nr. 18 Unter den Linden niederzureißen und daselbst eine Votivkirche zu bauen. Nobiling, dessen Vernehmungsfähigkeit mit Bestimmtheit erwartet wird, würde sicherlich für solche Verewigung seiner Schandthat stimmen. Denn alle weiteren Ermittelungen scheinen mehr und mehr für die Aehnlichkeit seines Geistes mit dem des Herostrat, des Zerstörers des berühmten Artemistempels zu Ephesus  , zu sprechen. An der Verwirklichung jener Idee, für welche m unseren reichen Stadtvierteln mit vollem Ernst gearbeitet wird, haben ein recht erhebliches Interesse die Aktionäre desUnter den Linden Bauvereins". Die Häuser Nr. 16, 17, 18 und 19 Unter den Linden   und die entsprechenden Häuser 56, 57, 58 der Behrenftraße bilden das Besitzthum jener Gesellschaft einer der faulsten Gründungen der Gründerzeit. Vorsitzender des Aufsichtsrathes ist der Reichstagsabgeordnete v. Bonin, der es in den verschiedenen Gesellschaften 1873 auf 50,000 Thlr. Tantieme brachte, für einen Finanzminister a. D. ein ganz netter Pensionszuschuß. Die Aktien stehen 13 Prozent. Der Cours- zettel der nächsten Tage wird bei der Feinfühligkeit unserer Börse sicher verrathen, ob die Nobiling'sche Votivkirche  Chancen gewinnt, oder ob es bei der schönen Idee verbleibt." Die Vernunft ist in Deutschland   geächtet, da man solche vernünftige Ansicht, wie sie hier ausgesprochen, schmäht und verdächtigt und als unpatriotisch hinstellt. Auch Guido Weiß ist bei den liberalen Literaten sehr in Ungnade gefallen, weil er gesagt hat, der Kaiser habe die Wunden, die Deutschen   aber das Wund- fieber erhalten. Ja, wenn es nur ein Wundfieber wäre; wir halten die Erscheinung vielmehr für ein Wahnsinns-Delirium. Herr, ich danke dir, daß ich nicht bin, wie jener Zöllner" sagt Herr Redafteur Biedermann in Nr. 131 der Deutschen Allgemeinen Zeitung" in einemEingesandt", oder er läßt es für sich sagen und zwar im Hinweis auf dieLeip- ziger Volkszeitung", welche einige Nobiling- Portraits feilgehalten hat. Wir glauben, daß dies aus reiner Unvorsichtigkeit geschehen ist, da sich das Blatt etwaiger Folgen wohl kaum bewußt war. Also Biedermann entrüstet sich, nachdem längst schon auf Veranlassung von einer sozialdemokratischen Zeitung in verschie- denen Städten die Polizei die öffentliche Schaustellung von und deren demoralisirende Wirkungen die Geschichte der Finanzen Ungarns   an der Hand der Rückstände und der Abenteuer seiner Exekutoren in Stadt und Land erzählen kann. Die Groß- industrie hat noch keine rechten Anfänge gemacht, und wo sie es versucht hat, ist sie gescheitert an den mangelhaften Verkehrs- Mitteln und der Unfähigkeit, ihre Waaren abzusetzen. Was blüht also in dem schönen Gebirgslande noch? Neben der Willkür nur der Wucher! Was aber wird das Ende sein? Es ist ein tröstlicheres gewiß für die Sachsen   in Siebenbürgen  , als für ihre Unter- jocher. Mögen sie auch bei der Lösung der orientalischen Frage übergangen werden, mag auch übersehen werden, daß in den Ländern der Stefanskrone der Bürger und Bauer auch nach seinem Rechte schmachtet, ja mag das kleine, tapfere Völkchen auch in der Sturmfluth magyarischen Größenwahnfinns unter- gehen: die Wissenschaft weiß, wie es solchen Kranken geht. Es rst der gefährlichste Wahnsinn beim Einzelnen, wie beim Volke. Würdig ihrer Väter werden die Sachsen   untergehen und mit ihrem Untergang jenem Staate, der sie zermalmt hat, einen iüchtigen Pfeiler rauben, der Jahrhunderte laug den ungarischen �taatsbau mit der Kraft freiheitlicher Anschauungen hat halten Helsen  . spät werden die magyarischen Herren Magnaten den Untergang eines tüchtigen Bürgervolkes betrauern müssen, wenn einmal die Zeit des Erwachens aus dem nationalen Schwindel üVv �er ihnen heute das Augenlicht raubt, daß sie wie der geblendete Faust glauben, es seien die Schaufeln der Arbeiter für eine neue Verherrlichung ihres Nationalstaates, die draußen klirren, wahrend es das Grab ist, das ihnen bereitet wird. Philemon. Berichtigung. In dem in Nr. 67 abgedruckten Feuille- ton-ArtikelElsässische Zustände" befinden sich mehrere Druck- fehler. In der 1. Spalte, Zeile 6 von unten, hinterHerzog und Genossen in Berlin  :»oder des Oberpräfidiums in Metz  " muß es heißen:oder des Oberpräsidiums in Straßburg  ." In Spalte 2, Zeile 9 von unten, ist ferner zu lesen statt:der alte Straßburger",der Alt- Straßburger" im Gegensatz zu den Eingewanderten. Hödel- und Nobiling-Bildern verboten hatte, also wahrscheinlich erst in Folge des Polizeiwinks, in folgender Weise: Wenn nun freilich einefortschrittliche" Zeitung in Tausenden von Exemplaren auf farbigen, von weitem schon in die Augen fallenden Ex rablättern das Porträt des niederträchttgen Meuchel- Mörders Nobiling gleichviel ob ähnlich oder nicht verbreiten läßt, und dann zahlreiche Inhaber von Geschäften sich nicht ent- blöden, diese Extrablätter an ihren Ladenfenstern dem Publikum zur Schau zu stellen, dann darf man sich wahrhaftig nicht wun- dern, wenn die unglückselige Attentatsidee epidemisch um sich greift. Es ist hohe Zeit, diesem Unwesen ernstlich zu steuern, wenn es nicht zu den traurigsten Folgen führen soll! Wohin soll es noch kommen, wenn es so fort geht?" Dies ist alles sehr gut und wir hatten schon sehr viel früher ähnliche Aussprüche gethan und so die Polizei aufmerksam ge- macht aber hat denn dieDeutsche Allgemeine Zeitung" in dieser Hinsicht nicht noch mehr gesündigt, als das fortschrittliche Blatt? Hat die erstere nicht alle Hödel- und Nobiling-Anekvoten recht breit und behäbig erzählt, ist sie es nicht gewesen, welche hauptsächlich dazu beigetragen hat, aus dem verkommenen Hödel und dem herzlosen und fanatischen, dummfrommen Nobiling b e- rühmte Männer zu machen und dadurch wesentlich das Gespenst einer Attentatsepidemie heraufzubeschwören? Der deutsche   Kaiser aber und alle Diejenigen, welche Attentaten ausgesetzt sind, können mit voller Berechtigung bei derartigem Treiben ausrufen:Herr, schütze mich vor meinen Freunden!" Gelogen, wie reportert! Die geflügelten Worte: Gelogen wie gedruckt",gelogen, wie telegraphirt" haben jetzt einem neuen Ausdrucke Platz gemacht:Gelogen wie reportert." Eine Million Reporterlügen kommen jetzt schon auf die beiden jüngsten Attentats-Affairen. So ist auch die Nachricht erlogen, daß Dr. Nobilingmit fester Hand" das ihm nach seiner ersten und einzigen Vernehmung vorgelegte Protokoll unterschrieben habe. Nobiling ist schon während der Vernehmung ohnmächtig geworden und hat nichts unterschrieben. Ferner wurde von allen Blättern gemeldet, daß in Potsdam   ein Polizeibeamter (natürlich von Sozialdemokraten) erschossen worden sei. Die dortige Polizeibehörde theilt mit, daß die ganzeRäuberge- schichte" auf Erfindung beruhe. Weshalb greift da die Be- Hörde nicht ein und steuert solchemgroben Unfug"? - Dieser Tag» starb in Paris   derdepossedirte" König von Hannover  . Er war ein König von Gottesgnaden, aus der ältesten Dynastie Deutschlands  , und endete sein Leben im Exil. Vor 12 Jahren wurde er vom Thron gestoßen, trotz seines legitimen Rechts", und Die, welche es gethan, und Die, welche seiner Vertreibung zugejauchzt, klagen heute die Sozialdemo- kratie an, daß sie an Glauben an die Autorität im Volk er- schüttert habe! Das Centralorgan der englischen Trades Unions spricht sich in einem Leitartikel, den wir in nächster Nummer vollinhaltlich zum Abdruck bringen werden, gegen diemonströse Verleumdung" unserer Partei aus und erklärt, daß die Elenden, welche die Sozialisten für die Handlungen Lehmann's und No- biling's verantwortlich machen wollen,mit Hödel und No- biling auf Einer Stufe stehen"(»re tbe exaot eouuterparts ok Hödel and Nobiling). Der Strike oder richtiger Lockout�) in Lanca- shire dauert fort, und nach den neuesten Nachrichten ist nicht die mindeste Ausficht auf ein baldiges Ende vorhanden. Die Fabrikanten weisen jeden billigen Vorschlag der Arbeiter zurück, und die Arbeiter haben keine Lust, sich an Händen und Füßen gebunden dem Kapital zu überliefern. DieLehre dieses Strike's" ist tausendmal mehr werth, als die Opfer, welche er den englischen Arbeitern auferlegt. Die letzte Nummer derEgalitö" enthält folgende Adresse an die Sozialdemokraten, vereinigt in dem(mittlerweile ver- botenen) Congreß zu Gotha  ": Bruder von Deutschland  ! Die revolutionären Sozialisten Frankreichs   wollen die Eröffnung Eures achten Congresses nicht vorübergehen lassen, ohne Euch ihrer Sympathien und ihres brüderlichen Zusammcnstrebens(convours) zu versichern. Nach dem Lande Babeuf's, Fourier's, Delescluze's und Varlin's ip jetzt das Land der Kar! Marx, Lassalles und Blums das Schlachtfeld der sozialen Revolution geworden. Heute habt Ihr die Ehre, den Verleumdungen aller vereinigten Reaktionen zur Zielscheibe zu dienen, wie vor 8 Jahren dieselben Reaktionen uns mit ihren Schmähungen und ihren Kugeln verfolgten. Und gleichwie Ihr im Jahre 1371 kein Bedenken trugt. Euch durch den Mund Liebknechl's und Bebel's mit der besiegten Commune solidarisch zu krklären, ebenso bedenken wir uns nicht, die voll- ständigste Solidarität mit Eurer Sozialdemokratie, deren unab- wendbarer und nahe bevorstehender Sieg auch unser Sieg sein wird, in Anspruch zu nehmen. Aus Anlaß einer individuellen That, für welche nur ihr Urheber, der überdies nicht einmal zu den Eurigen zählte, verantwortlich sein kann, sind die conserva- tiven Regierungen des Augenblicks mit ihrer erkauften Preß- meute(lenrs abozeenrs de la presse vendne) darauf verfallen, nicht nur Euch, die deutschen Sozialisten, sondern auch die So- zialiften aller Länder für das, was sie einAttentat" nennen, verantwortlich zu machen. Sie haben damit nur selbst die Gren- zen niedergerissen, welche ihre Gesetzgebung zwischen den in dem nämlichen Kampfe für die wirthschaftliche Gleichheit begriffenen Proletariern aufgerichtet hatte. Desto schlimmer für sie und desto besser für uns. Diese von ihnen so willkürlich ausgedehnte Verantwortung, mit deren Hilfe sie uns erst einzuschüchtern und dann zu zermalmen hoffen, lehnen wir nicht nur ab, sondern nehmen sie laut für uns in Anspruch. Und wir rufen Euch zu: Hoffnung und Muth! Wir sind heute im Geiste mit Euch, wie wir morgen leiblich mit Euch sein werden, wenn Ihr die Stunde für gekommen halten solltet: der Gewalt mit Gewalt zu begeg- nen. Es lebe die deutsche Sozialdemokratie! Es lebe die eman- cipirte Menschheit! Im Namen der revolutionären Sozialisten Frankreichs  die Redaftion derEgalitö". f) Das Berliner   Oberdenunziantenblatt, diePost", veröffent- licht(beiläufig mit verschiedenen Uebersetzungsfehlcrn, z. B. Sozialisten und Revolutionäre" stattrevolutionäre Sozialisten", was einen etwas verschiedenen Sinn giebt) obige Ansprache zu denunziatorischen Zwecken und stellt dann folgende Frage: *) Lockout(sprich: Lockaut wörtlich: Ausschluß), nicht Lookout (LugauS, Lug ins Land), wie das Wort verschiedentlich geschrieben wird. f) Die Adresse ist unzweifelhaft acht, und dieBerliner Freie Presse", welche, da ihr dieEgalitö" nicht vorlag, an eine Fälschung oder gar an eine Leistung des Reptilthalers glaube, wird sich inzwischen von ihrem Jrrthum überzeugt haben. R. d. B. Wir sind neugierig, ob die deutsche Sozialdemokratie de» Muth haben wird, diese offene Ansprache und dieses Auer- bieten der Solidarität ebenso von sich zu weisen, wie die gei- stige Mitschuld an dem Attentat." Nein, edles Denunziantenblatt, wir haben den Muth nicht, die Ansprache von uns zu weisen, wohl aber haben wir den Muth, sie nicht von uns zu weisen. Daß unsere französische» Brüder eine andere Sprache reden, sich in einem anderen Ideen- kreise bewegen, als wir, ist für uns kein Grund, die Solidarität mit ihnen zu verläugnen. Daß die französischen   Sozialisten de« gewaltsamen Kampf für nothwendig halten, ist sehr natürlich und liegt in der ganzen Entwicklung Frankreichs   begründet. Einem Staat, dessen Regierungen seit Jahrzehnten durch dema- gogische Künste der verworfensten Art Klasse gegen Klasse gehetzt, die politische Organisation der Unterdrückten systematisch verhindert, ganze Parteien vogelfrei erklärt haben, ist der Gedanke an Gewalt künstlich groß gezogen worden und muß der Bärgerkrieg, der bewaffnete, blutige Bürgerkrieg als politische Institution gelten. Im Gegensatz zu England, wo die Arbeiterbewegung sich ungehindert und deshalb, trotz ihres kolossalen Umfangs, durchaus friedlich entfaltet, zeigt uns Frankreich   das abschreckende Beispiel eines Landes, in dem statt der Staatskunst die Partei- leidenschaft, statt der Rücksicht auf das Gemeinwohl das kras- feste Sonderinteresse regiert, und statt freiheitlicher, die Rechte eines jeden Staatsbürgers gewährleistender Gesetze die brutale Gewalt herrscht, welche ihrerseits die brutale Gewalt der Be- herrschten provozirt Flinten- und Säbelpolitik von oben, und als Antwort darauf von Zeit zu Zeit: Flinten- und Säbelpolitik von unten. Es giebt in Deutschland   Personen und Parteien, die fran- zösische Zustände bei uns einführen möchten. Und wenn eS derPost" mit ihrem Abscheu vor diesen Zuständen ernst ist, dann möge sie sich nur an die betreffenden Personen und Par- teien wenden, denen sie ja sehr nahe stehen soll. Die deutschen   Sozialdemokraten wollen die friedliche, refor- motorische Entwicklung, und sie wollen sie nicht nur, nein, sie haben ihren Willen aufs Erfolgreichste bethätigt und durch ihre Organisation den wirksamsten, ja den einzig wirksamen Damm gegen gewaltsame Putschversuche undR-volutionsmacher" geschaffen. Wären die französischen   Arbeiter 1348 und 1871 so organisirt gewesen, wie die deutschen Arbeiter es jetzt find, dann wäre die Junischlacht, war der Communekampf vermieden Ströme edlen Blutes wären gespart worden und die fran- zösischen Arbeiter, Frankreich   und die Welt wären politisch, wirth- schaftlich viel weiter als jetzt: reicher, glücklicher, gebildeter. Und nun fragen wir unserseits das Oberdenunziantenblatt in Berlin  : Will es, wollen seine Patrone ein deutsches Junigemetzel, eine deutsche Commune? Ja oder nein! Unsere Frankfurter   Parteigenossen fordern die Führer" aus dem gegnerischen, besonders dem nationalliberalen und fortschrittlichen Lager auf, mit ihnen in eine vernünftige Discussion über die Prinzipien der Sozialdemokratie zu treten und endlich einmal das bis zur Ekclhaftigkeit angewachsene Ver- leumdungstreiben einzustellen. Der Vorschlag unserer Genossen ist sehr vernünftig, aber gerade deshalb wird er nicht an- genommen. Unser Berliner   Parteiorgan schreibt:Wir sam- meln, um für spätere Fälle genügendes Material zu haben, die Verleumderzeitungen", streichen uns die Namen ihrer verant- wortlichen Redakteure besonders an und rathen unsere« Genossen ein Gleiches zu thun." Wir möchten den Rath dahin ausdehnen, daß die Sammlung alle Blätter umfassen möge, welche die Rohheit, Dummheit und Feigheit unserer Gegner besonders deutlich hervortreten lassen. Wenn das jetzt im Abnehmen begriffene Delirium tre» mens, zu Deutsch  : Zitterfieber, sich gelegt hat, wird man ihnen die heiteren Pröbchen ihrer Geistes- und Charakterbeschaffen- Heft dann unter die Nase halten. Roth werden wird Mancher. Am Sonnabend Nachmittag wurden die noch übrigen Exemplare der Nr. 67 desVorwärts" confiscirt, und zwar auf Grund der§8 95 und 166(Majestätsbeleidigung und Re- ligionsschmähung). Wir haben die betreffende Nummer nach- träglich von A bis Z durchstudirt und nicht entdecken können, wo diese beiden gefährlichen Verbrechen stecken. Anderen Forschern ist's ebenso ergangen. In Dresden   sind fast bei sämmtlichen bekannten Partei- genossen Haussuchungen vorgenommen worden. Zweck: allerlei Material zu Verfolgungen aufzustöbern. Genosse Most will, wenn er in Chemnitz   seinestrafe verbüßt" hat. sofort eine dreimonatliche Haft in Plötzensee antreten, an welche sich wahr- scheinlich eine weitere von zwei Monaten, die noch in der Appell- instanz schwebt, anschließen wird. Verhaftet in Glauchau   H. Franz, Redakteur derGlauchauer Nachrichten", die nunmehr drei Redakteure in Hast haben, und zwar sämmtlich wegen eineS und desselben Artikels:Die sinnlose Phrase", dem auch Kle- mich zum Opfer gefallen ist. In Potsdam   ist ein junger Mann verhaftet worden, der, aus einer Gesellschaft kommend, seinem Kameraden zurief: Nun, wir bleiben Sozialdemokraten!" Nach dem Verhör wur�e er natürlich wieder entlassen. Aber, fragen wir, was sollen derartige polizeiliche Eingriffe in die Freiheit des Menschen bedeuten? Sie dienen lediglich nur dazu, die Aufregung immer mehr zu schüren. In Dortmund   ist bei Tölcke und Kühl am 13. d. M. gehaussucht worden. Letzterer wurde verhaftet. Genosse R. A. Wolf, ein geborener Oesterreicher, ist aus Leipzig  , respektive Sachsen   ausgewiesen worden. In Magdeburg  hat die Polizeibehörde 3040 Exemplare des Organs der Me- tallarbeitergewerkschaftPanier" mit Beschlag belegt, weil die Devise:Proletarier aller Länder, vereinigt Euch" darauf schließen lasse, daß die Gewerkschaft polityche Ziele verfolge. Der Kriminal- Commissarius Mosenhauer aus Neustadt- Magdeburg   hat am 14. d.M. drei Zeitungsausträgern gegen- über erklärt, daß er vom 15. Juni ab durch seine Beamten jede Nummer derMagdeburger Freien Presse" confi-ziren lassen werde. Merkwürdig ist diese Erklärung jedenfalls, da der Kri- minal- Commissarius gewiß nicht im Boraus wissen kann, was für hochverrätherische Artikel in den noch nicht gedruckten Rum- mern stehen werden. Oder sollte der Kriminal-Commissarius so etwas von Belagerungszustand haben munkeln hören, der aller- dings bis jetzt in Magdeburg   noch nicht erklärt ist? Unsere aus liberalen Zeitungen entnommene Nachricht, daß Genosse Hermann Lange in Ingolstadt  (sollte heißen: Ingelheim  ) in einer Versammlung verhaftet worden sei, beruht derBergische» Bolkssttmme" nach auf Unwahrheit.   Ein Colporteur des Zeitgeist", Jgnaz Kölbl, ist vom Bezirksgericht zu München