sachverständige Besprechung des dortigen Geldmarktes liefern könne. Ich erinnerte mich, daß der im vorigen Jahre Verstor- bene Bankier Gerstenberg in London mir unter anderm erzählt hatte, Herr Marx habe für ein Wiener Bourgeoisieblatt" cor- respondirt. Der Name des Blattes ist mir entfallen, vielleicht kennt ihn Jemand in Wien . Ich fragte daher Herrn Marx, ob er die gewünschten Artikel liefern wolle, in denen es auf eine objektive Behandlung ankäme. Bon des Herrn Marxeigenem wissenschaftlichen Standpunkte" steht nichts in meinem Briefe. Nachdem längere Zeit vergangen war, antwortete mir Herr Marx. er schreibe nicht für ein reaktionäres Blatt. Niemand, nicht einmal der Redakteur desStaatsanzeigers", hat von dieser Correspondenz gewußt oder erfahren. Das in Genf erschei- nende Journal der Internationalen,Der Vorbote", habe ich mit mehreren ähnlichen jahrelang gehalten, wie ich auch ultra- montane halte, und den Preis an die in dem Blatte bezeichnete Adresse eingesandt. Dies find meine Beiträge, von denen Herr Marx mit einem doppelfinnigen Ausdrucke spricht. Endlich eine Ergänzung. Herr Marx sagt, Lassalle habe mir ein jähr- licheS Einkommen vermacht, indem er mir das Verlagsrecht seiner Werke überlassen. Es ist richtig, daß Lassalle in seinem Testament, dessen Inhalt 18K4 von vielen Zeitungen veröffent- licht wurde, mir das literarische Eigenthum an seinen Schriften vermacht hat; aber seine freundliche Absicht, mir dadurch eine Einnahme zuzuwenden, hat sich nicht erfüllt. Noch im Laufe desselben Jahres entsagte ich in einem an den damaligen Prä- fidenten des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins gerichteten Schreiben den mir aus dem Testament zustehenden Rechten in Betreff der agitatorischen Schriften Lassalle's . SeinenHeraklit " und seinSystem der erworbenen Rechte" hatte er auf eigene Kosten drucken lassen und sich von den Verlegern Rechnungs- legung über den Verkauf ausbedungen. Beide Verleger, der eine ein Fortschrittsmann, der andere nationalliberal, können mir bezeugen, daß sie mir bis jetzt weder Rechnung gelegt, noch etwas gezahlt haben; freilich habe ich sie nie erinnert. Wie es mit dem Verlage von Lassalle's DramaHutten" und seiner Gedächtnißrede auf Fichte steht, weiß ich nicht genau. Beide Schriften sind Zeugniß seines deutschen Sinnes; beide haben keinen Absatz gefunden. Berlin , 20. Juni. Buch er." Daß dieseBerichtigung" absolut Nichts berichtigt, sondern thatsächlich Alles bestätigt, das sieht ein jeder unserer Leser, ohne daß wir es ihm auseinanderzusetzen brauchen. Sogar die Magdeburgische Zeitung" traktirt das Faktotum ihresPercy" mit vernichtendem Hohn.Aus dem vorstehenden Briefe", so schreibt sie,ergiebt sich also, daß Herr Geheimer Legationsrath Bücher in der That dem Obersten der Sozialdemokraten in jener Zeit eine Eorrespondentenstelle am königlich preußischenStaats- anzeiger", welche einer Art staatlicher Pensionsstellung oder Sinecure gleichgekommen wäre, angeboten hat. Es ist dies aber nach dem obigen Briefe nicht einmal im Einverständnisse mit dem Redakteur desStaatsanzeigers" geschehen. Wohl aber hat Herr Bucher stillschweigend vorausgesetzt, daß derselbe einver- standen sein würde. Der Redakteur eines amtlichen Blattes von solcher Bedeutung hätte indessen selbstverständlich ein so folgen- schwere? Engagement wie das des Londoner Communistenhäuptlings nicht auf eigene Verantwortung hin in Ausficht nehmen können; er hätte sich sagen müssen, daß er sonst, so wie dies zur Kenntniß der Staatsbehörde käme, kassirt werden würde. DerStaatsanzeiger" ist in dieser Hinsicht doch nicht irgend einem Wiener Bourgeoisie- blatte" gleichzustellen! Herr Bucher ist ein so gescheuter Kopf! Wie kann er sich nur wundern, daß, wenn er, der der vertraute Begleiter Bismarck '« ist, ein so ganz ungewöhnliches, hochpoli assoziation gewesen; an Johann Philipp Becker hat er mehr bezahlt, als das bloße Abonnementsgeld für denVorbote" Beweis: die Empfangsbescheinigungen imBorbote"; Herr Bucher übergeht ganz die Thatsache, daß er bei Gründung des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins " Geburtshelferdienste ge- leistet hat. Siehe Bucher's Brief an seinenFreund" Lassalle d.d. 30. April 1863; Herr Bucher sagt kein Wort von der Jahresrente, die Lassalle ihm vermacht. Bielleicht klammert er sich hierbei an einen Uebersetzungsfehler der meisten deutschen Zeitungen, die den Marx'schen Brief gebracht einen Fehler, der zu unserem Bedauern auch in desVorwärts" Eingang ge- funden hat. Nach dieser inkorrekten Uebersetzung hieß es im Briefe von Marx: Lassalle habe Bucher eine Jahresrente vermacht, indem er das Verlagsrecht seiner Schriften auf ihn übertrug. Im Englischen heißt es hingegen:the latter(Lassalle) named him his testamentary executor, bequeathed him an annual revenue and transferred the Copyright of his works to Lothar Bacher." Genau übersetzt: Lassalle ernannte ihn zu seinem Testaments- Vollstrecker, vermachte ihm eine Jahresrente und übertrug ihm das Verlagsrecht seiner Schriften. Die Jahresrente und das Eigenthumsrecht an den Schriften ist also zweierlei. Freilich stimmt die Annahme, Herr Bucher habe sich an die fehlerhafte Uebersetzung gehalten, nicht mit Bucher's eigener Behauptung, daß er Marx's Brief in derDaily News", d. h. im englischen Original gelesen. Die kleine VerwechslungHutten's" mitFranz von Sickin- gen" wollen wir mit christlicher Nächstenliebe auf Rechnung der Gedächtnißschwäche setzen, die für Apostaten eine ebenso noth- wendige, als für Congreß-Archivisten unpassende Eigenschaft ist. Beiläufig ist auch ganz falsch, daßHutten" und die Ge- dächtnißrede auf Fichte keinen Absatz gefunden hätten. Herr Legationsrath Bucher hat sich um das Schicksal dieser Schrif. ten, deren Namen er, trotz ihresdeutschen Sinns", schnöde ver- gessen hat, einfach nicht bekümmert. Zum Schluß noch eine, durch Bucher's Brief veranlaßt! Er- klärung der Brockhaus'schen Buchhandlung: Lassalle's System der erworbenen Rechte" ist in meinem Vertage erschienen, nicht auf Kosten des Verfassers, sondern auf mein Risiko, unter Betheiligung desselben am weitern Ertrage außer einem sofort gezahlten Honorar. Herr Geh. Legations- rath Bucher hat an eine Rechnungsablegung über dieses Werk nicht nur nieerinnert", sondern sich mir gegenüber auch nie als der literarische Erbe Lassalle's legitimirt. Wäre dies ge- schehen, so hätte derselbe selbstverständlich sofort die ihm dann gebührendeRechnungsablegung" erhalten, und diese wird er- folgen, sobald er jene geschäftliche Vorbedingung erfüllt. Leipzig , 22. Juni 1878. F. A. Brockhaus." Herr Ärockhaus ist dernationalliberale" Verleger, von wel- chem Bucher spricht. DerFortschritts"mann, der Lassalle'sche Schriften(und auch die Marx'sche:Zur Kritik der National- ökonomie") verlegte, ist Herr Franz Duncker . Vor 15 Jahren hielten es Beide für eine Ehre, sozialistische Schriften zu ver- legen. Heute plaidiren sie für Aechtung des Sozialismus. In diesem Beispiel manifestirt sich so recht deutlich der geistige Rückgang, dieRückentwicklung" unserer deutschen Bourgeoisie. DieHätz auf den Liberalismus" wird immer heißer und lustiger. Zum Todtlachen sind die verzweifelten An- strengungen der Herren Nationalliveralen, die auf sie herab- regnenden Bismarck'schen Hiebe zu ignoriren und den Aerger und Schmerz durch lautes Gebrüll gegen die Sozialdemokratie Republik nach antikem Muster träumte im Lande Richelieu's, Ludwig's XlV. und Ludwig's XV., die Gironde hatte Ludwig XVI. auf's Schaffst geliefert, lediglich um der sozialen Re- publik Platz zu machen, welche sogleich nach dem Königsmord eintrat, während sie von einer Republik der Advokaten und Philosophen geträumt hatten." Lieber Blechschreibcr: sie hatten ganz richtiggeträumt", denn die Republik Robespierre , die vomKönigsmord" an bis zum Thermidor bestand, war im wahrsten Sinne des Worts eineRepublik der Advokaten und Philosophen", während die soziale Republik ", welche zu jener Zeit vielleicht auf dem Mond bestanden hat, bis dato noch von keinem Ge- schichtsforscher entdeckt worden ist. Und das will den Sozialismusgeistig",wissenschaftlich" bekämpfen! O heiliger Treitschke- Sparig! Der Apostat, Zotenreißer und vierfache Gründer, von Unruh, hat die Stirn, in einem.Sendschreiben" über die politische Situation Folgendes auszusprechen: Es ist nicht zu bestreiten, daß bei den Wahlen zu den ersten Reichstagen die Regierung gegenüber den sozialdemokratischen Candidaten eine eigenthümliche. keineswegs feindliche Stellung einnahm, und daß bis zum ersten Attentat die bestehenden Ge- setze nicht mit Strenge gehandhabt worden sind; aber dadurch wird nach meiner Meinung die Nothwendigkeit nicht aufgehoben, die Regierung im Wege der Gesetzgebung die Vollmachten zu geben, deren sie zum wirksamen Kampfe gegen staats- und cultur- feindliche Elemente bedarf, die, wie jetzt nicht bezweifelt werden kann, das Leben unseres allverehrten Kaisers und die Dynastie bedrohen. Wenn eine solche Bande dem Staat, seinem Oberhaupt und der Gesellschaft in der nichtswürdigsten Weise thatsächlich den Krieg erklärt, so reichen die Waffen, welche das gemeine Recht gewährt, schwerlich aus, und einer all- gemeinen Beschränkung der schwer errungenen Freiheiten ziehe ich ein Ausnahmegesetz gegen eine Partei vor, die syst-matisch den Staat und die Gesellschaft umzustürzen droht." Der Mensch, der diese unerhörte Gemeinheit zu Papier ge- bracht, hat allerdings Ursache, der Sozialdemokratie feind zu sein, die, zu maßgebendem polittschem Einfluß gelangt, mit der Bande" der Apostaten, Gründer und Zotenreißer und allem was drum und dran hängt) sehr kurzen, wenn auch ganz unblu- tigen(zur Beruhigung ängstlicher Gemüther sei das ausdrücklich erwähnt) Prozeß machen würde. Lasker ist völlig in Ungnade gefallen. Die Norddeutsche Allgemeine Zeitung" schreibt, daß es der reine Hohn wäre, wenn für die Wiederwahl Laskers die Behauptung aufgestellt würde, Lasker sei em Candidat im Sinne Bismarck's . Bismarck stütze sich allerdings auf das Bürgerthum, aus welchem sich die nationalliberale Partei entwickelt habe, aber dieses Bürgerthum würde Männer wie Gneist und Treitschke wählen. DieNorddeutsche Allgemeine Zeitung" vergißt dabei, daß Gneist und Treitschke schon aus der nationalliberalen Partei so gut als ausgeschieden sind. Wir aber fteuen uns, daß Bismarck durch den Mund derNorddeutschen" offen eingesteht, daß er nur reaktionäre Elemente in den Reichstag haben will. Ob Lasker nun dem Reichskanzler zu Liebe auch noch völlig reaktionär wird?, Wir erhalten aus Mannheim folgende Zuschrift: Unter den Unterzeichnern eines Leipziger Wahlaufrufes tisches Anerbieten macht, der Communistenführer Marx noth- wendiger Weise annehmen mußte, es geschehe dies mit Vorwissen Bismarck's ! Wie konnte nur Herr Bucher den Fürsten Bismarck nicht vorher fragen, ehe er bei Marx anpochte! Das war doch gar nicht sehr correkt gehandelt!" Wir haben nur wenig Ihinzuzufügen. Herr Bucher be­streitet nicht, daß er Mitglied der Internationalen Arbeiter- zu verbergen. Und das faselt vonMuthlosigkeit",kleinlauter gegen die Sozialisten, in welchem so salbungsvoll von der Frei- > Stimmung" ui serer Partei! Mutblos, kleinlaut weil unsere heit des Einzelnen und von der� Aufrechthaltung des Rechtes Feinde sich unter einander find wir nicht. abthun? So menschenfreundlich geschwatzt wird, finden wir zu unserer den Namen des Herrn Professor wurde bei der Einweihungsfeier der Blech. Irgend ein beliebiger Treitschke kramt seine historische Ignoranz in einem Tendenzartikel, betitelt:Unter der Herrschaft der Rothen" aus, in welcher es u. A. heißt: Die Gironde , jene Partei von Ideologen, welche von einer großen Belustigung auch Binding. Bekanntlich Straßburger Universität der greise Gründer des Germanischen Museums, Herr v. Auf- seß, von zwei Professoren derart gröblich durchgeprügelt, daß der alte Mann schwer erkrankte. Wir fragen nun den Leipziger Professor Herrn Binding: Zum Denunciantenthum. Die Drohungen mit Denunziationen wegen Majestätsbelei- digungen, um Geschäfte zu machen, mehren sich. Man schreibt nämlich derNational-Zeitung": Ein seit 15 Jahren in Moabit ansässiger, sehr begüterter und seines Patriotismus, wie seiner Loyalität wegen bekannter und angesehener Bürger fuhr am Dienstag in Begleitung meh- rerer, ihm unbekannter Herren auf der Pferdebahn nach Berlin . Die Herren unterhielten sich ruhig und unauffällig über das Attentat und den Verbrecher Nobiling, ohne daß sich der Moa- biter Herr an dem Gespräch betheiligte. Am Monbijouplatze angelangt, stieg er aus, ging in eine in der Nähe befindliche Restauration und bemerkte, wie ein anderer Fahrgast, der eben- falls an jenem Gespräch mit theilgenommen hatte, ihm gefolgt war und sich gleich ihm ein Glas Bier bestellte. Kaum hatte der Moabiter Herr Platz genommen, als sich der ihm völlig fremde, etwas reduzirt aussehende, ganz glatt rasirte Mensch ihm gegenüber an denselben Tisch setzte und ihn fortwährend auf un- verschämte Weise fixirte. Aergerlich hierüber fragte endlich der Moabiter den Fremden, ob er etwas von ihm wünsche.Ich will wissen, wer Sie sind."Das kann Ihnen gleichgiltig fein."Ich werde Ihren Namen doch erfahren, denn ich werde Sie wegen der von Ihnen im Pferdebahnwagen began- genen Majestäts-Beleidigungen denunziren," sagte nun- mehr flüsternd der Fremde. Erschrocken wechselte der Moabiter Herr die Farbe und konnte stotternd nur hervorbringen:Aber, mein Gott, ich habe doch gar nicht..."Seien Sie ruhig, es braucht hier Niemand zu wissen," fiel der Fremde ein,ich will schweigen, aber geben Sie mir sofort 100 Mark, oder ich lasse Sie auf der Stelle verhaften und Sie wissen, was Ihnen dann bevorsteht!" Der so bedrohte Moabiter konnte sich anfänglich von seinem Schrecken gar nicht erholen; ihm fielen unwillkürlich die zahllosen Verhaftungen der letzten Tage ein, er erinnerte sich der Vorkommnisse blind geübter Lynch-Justiz, und nur ängstlich stammelnd, ein asthmatischer Anfall hatte ihm die Luft benommen, brachte er die Worte hervor:Ich habe äugen- blicklich kaum so viel bei mir, ich weiß nicht..Nun gut," unterbrach ihn wiederum der Fremde,Sie werden sich das Geld holen und es mir nach der Vase am Museum bringen! Versuchen Sie nicht, mir zu entgehen. Ihre Schritte lasse ich durch einen Schutzmann bewachen! Mein Seidel bezahlen sie.' Sprach's, klopfte dem Andern wie einen alten Bekannten auf die Schulter, rief dem Kellner zu:Der Herr bezahlt." und ging. Nur sehr allmählich erholte sich der sonst gar nicht lo leicht in's Bockshorn zu jagende Moabiter von dem gehabten Schrecken; ihm dämmerte eine Erinnerung an ähnliche Erpres- sungs- Geschichten auf und, sich seiner vollen Unschuld an dem ihm vergeworfenen Verbrechen wohl bewußt, ging er, ruhig das Weitere abwartend, nach dem Rendezvous-Platze, um nun seiner- seits denDenunzianten " zu denunziren und ihn verhaften zu lassen. Aber vergeblich! Der Patron mußte wohl in den Mienen unseres Freundes bemerkt haben, daß er Muth geschöpft hatte und allen Eventualitäten nunmehr ruhig in's Auge sah er kam nicht und war und blieb verschwunden. Oder war nur das eine Seidel sein Zweck?" Ei« schönes Geschichtchen das! So oder ähnlich ergeht es jetzt in dem schönen deutschen Vaterlande. Doch weiter: Die in Dortmund erscheinendeTremonia" vom 19. Juni enthält in ihrem Jnseratentheile folgende Erklä- rung:Der Puddler Peter Feiden wurde am 11. d. M. wegen angeblicher Majestätsbeleidigung auf derUnion " hier verhaftet. Zur Steuer der Wahrheit und zur geringen Sühne des von mir begangenen Unrechts erkläre ich hierdurch mit dem größten Be- dauern, daß die Verhaftung des p. Feiden auf Grund einer von mir aus unlauteren Motiven angebrachten falschen Denun- ziation erfolgte. Dortmund , 19. Juni 1878. Friedr. Plappert." Sonst und jetzt. In den Wer Jahren und nament- lichanno 43" sangen und gröhlten unsere Spießbürger in allen Kneipen und auf den Straßen das prächtige Lied Hofmann's von Fallersleben : Bon allem Schlechten, was da ist, Was wühlt im Schlamm, was kraucht im Mist, Voll Gift und Gall', voll Schmach und Schand': Das Schlecht'ste ist: der Denunciant. Wo Friede herrscht und Freude thront, Gemüthlichkeit und Frohsinn wohnt, Da ganz verborgen und boshaft spannt Die Netze aus: der Denunciant. Genau wird von ihm Buch geführt, Ein jedes Wort schnell aufnotirt. Gefälscht, gelogen, umgewandt. Calfactert's dann: der Denunciant. Er drängt in Freundeskreis sich ein, Steckt überall die Ras' hinein, Das heiligste Familienband Nichts schont der schuft'ge Denunciant . So lange geht vergiß es nicht Der Krug zum Brunnen bis er bricht, Bis heimgeschickt, bedeckt mit Schand, Für alle Zeit der Denunciant. Und heut? Ja nun, heut erklären sie das Denunziren für eineEhrenpflicht" und kommen nach Kräften dieser dunklen reichsbürgerlichenEhrenpflicht" nach. Wir aber halten fest am alten Lied und singen lustig, wie anno48": Bon allem Schlechten was da ist,! Was wühlt im Schlamm, waö kraucht im Mist, Boll Gift und Gall, voll Schmach und Schand: Das Schlechtste ist der Denunciant. Zum Nothstande. Bei der kürzlich im Norddistrikte zu Berlin vorgenommenen Impfung der zwölfjährigen und älteren Schuljugend machte sich bei der größten Mehrzahl der zur Impfung erschienenen Mädchen eine recht auffallende Erscheinung geltend, die als ein Zeichen der noch immer andauernden trüben Zeitverhältnisse zu betrachten sein dürfte. Es wurde nämlich der weitgrößte Theil dieser impfpflichtigen Mädchen, alles sehr abge- magerte Gestalten, während der Impfung ohnmächtig. Der be- treffende Arzt, dem bei seiner großen Praxis in dieser Beziehung eine ähnliche Erscheinung noch nicht vorgekommen war, konnte die Ursache derselben nur auf die mangelhafte Verpflegung zurück- führen, die nur mangelhaftes und schlechtes Blut erzeuge und hier die Ohnmächten unzweifelhaft zur Folge habe. Die That- fache, daß gegenwärtig viele dieser Kinder in Folge schlechter Ernäherung körperlich und geistig hinsiechen, dürste ferner folgende von glaubwürdigen Leuten gemachte Beobachtung beweisen. Auf den Marktplätzen sammeln sich an den Markttagen eine Menge .Minder an, ganz besonders sieht man dies auf den Marktflecken der nördlichen Stadtgegend, welche die von den Grünkramhänd- lerinnen weggeworfenen schlechten Blätter von Kohlrabi und an- deren Kohlarten aufsuchen, welche dann zu Hause zubereitet wer- den und die Mahlzeit ersetzen müssen. Sind das nicht Zeichen eines Nothstandes, der zum Himmel schreit, eines Nothstandes, der gehoben werden, gründlich, radikal, gehoben werden muß, soll nicht das ganze Volk verhungern, verkommen, versinken? Aber so lange man, statt auf die Vorschläge Derer zu hören, welche des Volkes Dasein auf die sichere Basis geregelter Arbeit stellen wollen, sie verleumdet, beschimpft und verfolgt, kann die öffentliche Lage nicht verbessert werden, können solche traurige Erscheinungen, wie die oben erwähnten, nicht verschwinden. Unverschämt! In derGermania " lesen wir:Bei Ausübung einer Haussuchung in Kalau fanden wir es kaum glaublich, daß einer von den mit der Revision Betrauten selbst eine Person im Bette inspizirt habe. Ein Mitglied der Familie theilt uns nun mit. daß man sich in der That dieses Experiment an seiner achtzigjährigen Mutter erlauht habe." Gratulation! Düsseldorf dem deutschen Reiche wieder- gewonnen," so telegraphirte bei den letzten Wahlen zum preu- ßischen Landtag in Düsseldorf , bei welcher die 2 liberalen Can- didaten mit 3 Stimmen Majorität gesiegt hatten, derAltkatho- liken- Führer" Advokat- Anwalt Lützeler an den Fürsten Bismarck. Die Wahlen wurden kassirt und bei der stattgehabten Wahlmännerwahl zur Neuwahl errangen die Ultramontanen den Sieg. Jetzt kann wieder an Bismarck telegraphirt werden: Düsseldorf ist wieder dem deutschen Reiche verloren gegangen.